Halbtagspraxis auf Kosten psychisch Kranker?

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stern
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Beitrag Di., 29.07.2014, 07:53

chaosfee hat geschrieben:Gibt es denn überhaupt "Teilzeitkassenplätze"?
Ja, soweit ich weiß, gibt es (eben Datum nachgesehen: seit 2007) auch die Möglichkeit der Teilzulassung (allerdings nicht als 30%-, 40%- oder 70%-Kassenplatz, sondern als halber Kassensitz).

Und das ist ja der Kritikpunkt des Artikel (nach meinem Verständnis): Dass PT eine Vollzulassung haben ("einen vollen Sitz innehaben"), aber faktisch eher einen Halbtagspraxis führen.

Bzw. in anderen Worten: Krankenkassen wälzen dann die Problematik auf die PT ab mit den Worten: Ihr arbeitet zu wenig. Ist doch schon insofern kein Wunder, dass es Wartezeiten gibt.

Wenn es faktisch so ist, dass jemand mit Vollzulassung nur annähernd hälfig arbeitet (Mindestpflichtpräsenz vorausgesetzt), so sind 2 Teilzulassungen evtl. besser ausgelastet.
Zuletzt geändert von stern am Di., 29.07.2014, 07:58, insgesamt 1-mal geändert.
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stern
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Beitrag Di., 29.07.2014, 07:55

Tristezza hat geschrieben:Ich glaube, hier wollte auch niemand Therapeuten generell unterstellen, dass sie faul sind ...
doch, bei den Krankenkassen ist lt. Artikel das Unverständnis groß. *Problematik abwälz*
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Tristezza
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Beitrag Di., 29.07.2014, 08:11

Der Vorwurf, dass Kassensitze nicht richtig genutzt werden, hat aber doch nichts mit Faulheit zu tun.


Feenya
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Beitrag Di., 29.07.2014, 08:14

Tigerkind hat geschrieben: Selbstmordgedanken begehen, ja widow, es war nicht ganz grammatikalisch korrekt, natürlich!
Ich meinte natürlich Selbsmord begehen, aber ich denke Du weißt ganz genau was ich meinte, man kann sich aber natürlich an allem hochziehen, wenn man es denn möchte....
Kurz off topic, aber es ist mir ein Bedürfnis.

Ich habe ein Problem mit diesem Begriff, und auch die Ethiker und Theologen haben sich schon lange von diesem Wort abgewendet.

Mord, das ist so etwas Gewaltiges. Und ein "Selbstmörder" tut sich dann noch selber Gewalt an?
Nein, sicher nicht!

Ein Mensch ist so verzweifelt und fertig mit der Welt, dass er keinen Funken Lebenswillen und Hoffnung mehr in sich verspürt. So ein Mensch ist sicher kein Gewalttäter!

Es gab einmal den Begriff von "Freitod". Aber das trifft diesen Zustand auch nicht.
Ein Mensch entscheidet sich - einfach so aus einer Laune heraus - dazu, sich FREIwillig aus dieser Welt zu verabschieden?

Wäre es vielleicht möglich, dass man den Begriff "Suizid" verwendet?
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*

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Peonia
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Beitrag Di., 29.07.2014, 08:29

Tristezza hat geschrieben:Ich glaube, hier wollte auch niemand Therapeuten generell unterstellen, dass sie faul sind ... Ich muss meine Analytikerin gar nicht extra interviewen, um mir sicher zu sein, dass sie das nicht ist.
Ich hatte bei dem ein oder anderen Posting schon den Eindruck, dass das so gesehen wird.
Ich hatte keine Zweifel, dass meine Thera fleißig ist, aber ich treibe Dinge gerne auf die Spitze und habe natürlich gefragt, wie "faul" sie denn sei, nachdem sie die Kenntnis des Artikels bejaht hat.

Wir hatten dann eine sehr interessante Stunde, denn mein Arbeitspensum ist durchaus Thema - nur um dann festzustellen, dass meine Thera eine ähnliche Schlagzahl hat. Das war ihr etwas unangenehm.
Und meine Erkenntnis, dass ich sie mehr teilen muss, als ich gedacht habe. Das war mir dann etwas unangenehm. Nur um dieser Erkenntnis wegen ist sie überhaupt auf das Thema eingestiegen - und ich gebe mich immer wieder der Hoffnung hin, dass Therapeuten etwas auch mal einfach so sagen.

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stern
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Beitrag Di., 29.07.2014, 08:32

Tristezza hat geschrieben:Der Vorwurf, dass Kassensitze nicht richtig genutzt werden, hat aber doch nichts mit Faulheit zu tun.
Na, das hätte ich mit Zwinker-Smiley versehen sollen. Es ist aber mitunter ein Argument von Krankenkassen und im Parlament (q.e.d., vgl. auch deinen Artikel: volle Zulassung, aber eigentlich Halbtragspraxis), dass PT/Ärzte teilweise zu wenig arbeiten sollen und ihrem Versorgungsauftrag nicht gut genug nachkämen.

Dazu (um das zu quantifizieren) bräuchte es keine Erhebung "was leistet mein Therapeut", sondern welcher Therapeut arbeitet
von x-y Stunden... von z-a Stunden, usw. (bitte ankreuzen) plus Vollzulassung oder Teilzulassung (bitte ankreuzen)

Gründe wären natürlich auch zu erfragen, wenn man darüber nähere Auskunft machen wollte. Es gibt auch Ärzte mit halbem Sitz (freiberuflich), die noch eine Festanstellung in einem KH haben (für einen anderen Teil der Zeit). Andere vielleicht eher aus familiären Gesichtspunkten (deswegen wurde die Teilzulassung, glaube ich, auch eingeführt), etc. pp.
Zuletzt geändert von stern am Di., 29.07.2014, 08:46, insgesamt 1-mal geändert.
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stern
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Beitrag Di., 29.07.2014, 08:43

Eine Datenquelle ist ja auch angegeben, nur ist diese nicht nachvollziehbar:
Denn nur jeder Zwanzigste (genau sind es 957) steht den Kassenpatienten zu mindestens 80 Prozent der vorgegebenen wöchentlichen Arbeitszeit von 36 Stunden zur Verfügung. 12.019 Psychotherapeuten, also zwei Drittel, halten ihre Praxis dagegen an weniger als die Hälfte der Zeit für Kassenpatienten offen. Das geht aus unveröffentlichten Berechnungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hervor, die der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorliegen.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/w ... picks=true
Das Argument an sich ist jedoch nicht neu.
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Madja
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Beitrag Di., 29.07.2014, 08:45

Hallo Peonia,

ich habe das auch so in manchen Postings verstanden. Und weißt Du, was mir auffällt? Man könnte Deiner Therapeutin auch vorwerfen, dass sie ein Zulassungsteil "bunkert". So wie du das aufgelistet hast, kommt sie max. nur auf 29 Stunden (Konstellation: Sessel-Couch, also die, die KK in der Abrechnung hat). Und wo sind die weitere 7 zugelassene Stunden? Böse, böse Therapeutin.

Das ganze Zulassungsgedünst ist ein Unding. Das man das verkaufen, übertragen, teilen, mieten usw. kann, ist ein Beweis dafür, dass das schnellsten überarbeitet werden müsste.
Freiheit heißt Verantwortung. Deshalb wird sie von den meisten Menschen gefürchtet. - George Bernard Shaw

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stern
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Beitrag Di., 29.07.2014, 08:54

Der Punkt ist mMn: Wenn die Bedarfsplanung tatsächlich eher nach Sitzzahl bemessen wird (vgl. chaos... da stecke ich nicht genau drin), aber x Volllzeit-Therapeuten (lt. irgendwelcher Statistik) faktisch nur eine Halbzeitpraxis führen, so stimmt das Argument, dass längere Wartzeiten auch dadurch zustande kommen, dass die Arbeitszeiten geringer sind als die Zulassungsanzahl hergäbe *schwitz, Monstersatz*.
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chaosfee
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Beitrag Di., 29.07.2014, 08:59

stern hat geschrieben:Und das ist ja der Kritikpunkt des Artikel (nach meinem Verständnis): Dass PT eine Vollzulassung haben ("einen vollen Sitz innehaben"), aber faktisch eher einen Halbtagspraxis führen.
Dann ist es aber quasi auch unmöglich, die Vorgaben der Krankenkassen zu erfüllen. Denn dann müssten Kassenzugelassene Therapeuten schon am Telefon fragen: "Sind Sie gesetzlich versichert?" Und wenn die Antwort negativ ist, dann dem Patienten sagen: "Leider kann ich Sie nicht aufnehmen, da ich sonst die 36 Pflichtstunden der Krankenkassen nicht erfülle. Sie als Privatpatient zählen da nämlich nicht mit rein". Und dann müssten Therapeuten auch Patienten, die nach Ablauf der kassenfinanzierten Stunden gerne als Selbstzahler ihre Therapie weiterführen möchten, faktisch rausschmeißen und an Kollegen ohne Kassenzulassung verweisen.

Daran sieht man doch schon, dass das System, so wie es sich die Kassen wünsche, dämlich ist. Wenn man einen Arbeitnehmer will, der exakt 36h/Woche arbeitet, muss man ihn fest anstellen, inkl. Sozialversicherung, bezahltem Urlaub, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall etc.
Psychotherapeuten sind Selbständige, mit allen Risiken, aber auch mit allen Vorteilen. Zum Beispiel, dass sie sich ihre Arbeit selbst einteilen und dass sie selbst entscheiden können, ob sie schlecht vorbereitete 40 Therapiestunde pro Woche durchführen oder fundierte 25 Stunden.
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno

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stern
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Beitrag Di., 29.07.2014, 09:08

Puh, man frage nicht, was ein Thera genau abrechnen kann... und was an Zeiten, die (je nach Zulassung) zu leisten sind, genau zu erfüllen ist.

Aber ich glaube: An Präsenz für den Patienten (Versorgung) sind mindestens 20h/Wo. bei Vollzulassung zu erbringen... ein teilzugelassener Therapeut/Arzt mind. 10h.

Insofern bliebe schon Spielraum für Privatpatienten. Edit: Extra nachgesehen, wie es genau ist:
Der Vertragsarzt mit Teilzulassung
ist ebenso zur Präsenz verpflichtet
wie der Vertragsarzt mit vollem
Versorgungsauftrag. Auch er hat
sein Sprechstundenangebot an
dem Bedürfnis einer ausreichen-den und zweckmäßigen vertragsärztlichen Versorgung auszurichten. Der entscheidende Unterschied besteht darin, dass der
Vertragsarzt mit Teilzulassung nur
dazu verpflichtet ist, mindestens
zehn Sprechstunden – und nicht
20 Sprechstunden wie der Vertragsarzt mit vollem Versorgungsauftrag – pro Woche anzubieten

(§ 17 Abs. 1a S. 2 BMV-Ä).

http://www.kvb.de/fileadmin/kvb/dokumen ... assung.pdf
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Beitrag Di., 29.07.2014, 09:15

chaosfee hat geschrieben:Dann ist es aber quasi auch unmöglich, die Vorgaben der Krankenkassen zu erfüllen. Denn dann müssten Kassenzugelassene Therapeuten schon am Telefon fragen: "Sind Sie gesetzlich versichert?" Und wenn die Antwort negativ ist, dann dem Patienten sagen: "Leider kann ich Sie nicht aufnehmen, da ich sonst die 36 Pflichtstunden der Krankenkassen nicht erfülle.
Macht das der Implantologe (der auch noch manchen Patienten reine Kassenleistungen anbietet)? Also meiner reagierte nicht so. Meinem Zahnarzt scheint auch noch einige Zeit für Privatleistungen zu bleiben ... und mich hat jedenfalls noch nie ein Arzt noch nie deswegen weggeschickt, wenn ich eine solche anfragte bzw. benötigte, weil sonst keine Zeit mehr für Kassenleistungen bleibt.
Zuletzt geändert von stern am Di., 29.07.2014, 09:18, insgesamt 1-mal geändert.
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chaosfee
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Beitrag Di., 29.07.2014, 09:18

Ok, wenn der Spielraum so groß ist, dann ist das was anderes. Woher kamen aber jetzt die 36 Stunden pro Woche? Ich erinnere mich nicht mehr...

@stern: Das war ja auch kein reales Szenario, nur eines, was ich mir vorstelle, wenn Therapeuten von den Kassen verpflichtet würden, eine bestimmte Stundenzahl zu leisten. Sollte verdeutlichen, das die GKV ja auch nur ihre Klientel im Blick haben und alle anderen, die auch versorgt werden wollen (private und Selbstzahler), aus dieser Sichtweise komplett rausfallen.
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Madja
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Beitrag Di., 29.07.2014, 09:24

Es steht in dem Artikel
Denn nur jeder Zwanzigste (genau sind es 957) steht den Kassenpatienten zu mindestens 80 Prozent der vorgegebenen wöchentlichen Arbeitszeit von 36 Stunden zur Verfügung.
80 Prozent wäre dann 28,8 Stunden (wenn ich mich nicht irre)
Zuletzt geändert von Madja am Di., 29.07.2014, 09:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Di., 29.07.2014, 09:26

Aber bei längerer Überlegung ist es doch nur das gleiche Lied, das allerorten den Arbeitnehmern vorgespielt wird: obwohl es haufenweise Arbeitslose gibt, wird die vorhandene Arbeit auf immer weniger Schultern verteilt. Personal wird eingespart, Stellen gestrichen und die Arbeit auf die armen Schweine, die sich glücklich schätzen dürfen ihren Job behalten zu haben, umverteilt. Warum sollten ausgerchnet die Psychotherapeuten von diesem Trend ausgenommen sein?

Was für eine blödsinnige Überlegung, die vorhandene Arbeit einfach den Leuten zu übertragen, die eine gleich gute Ausbildung haben und es gerne machen würden. Nee, lieber denen, die keine Kapazitäten oder meinetwegen auch keine Lust haben, aufhalsen.
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