Eigene Grenzen wahrnehmen und achten in der Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

leberblümchen
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Beitrag Mo., 03.03.2014, 12:59

Sehe ich wie Tristezza. Und: Was du dir wünschst, ist nicht immer das, was du bekommst - jedenfalls von mir...

Wenn ich mich an einer Diskussion beteilige, dann orientiere ich mich natürlich am Eingangsbeitrag. Wenn der nun nicht sorgfältig durchdacht ist und eigentlich was ganz anderes diskutiert werden sollte, dann kann ich nur empfehlen, das eigene Anliegen deutlicher zu formulieren.

Wie ich über deine EINGANGSFRAGE denke, habe ich ja nun geschrieben. Insofern bin ich mit dem Thema jetzt durch. Ich mag es nicht so sehr, mich innerhalb einer Fragestellung x-mal drehen zu müssen, bis ich weiß, was der Andere eigentlich sagen wollte...

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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 03.03.2014, 13:30

Tristezza hat geschrieben:Hier im Forum kannst du dich aber sehr gut abgrenzen, Wandelröschen ... Vielleicht ist das Problem ja inzwischen gar nicht mehr so groß wie zu Beginn deiner Therapien?
Habe ich geschrieben, dass ich generell ein Problem mit Grenzen habe? nein, habe ich nicht, weil ich durchaus sowohl Grenzen bei mir erkenne, als auch bei anderen, als auch Grenzen ziehen und einfordern kann, als auch mich selber an Grenzen anderer halten kann. Und das ist ja auch nicht mein Problem. Und doch gibt es Grenzen, die ich nicht wahr nehme.
Ich kenne auch eine ganze Menge Gefühle, habe damit keine Probleme sie selbst zu erleben, sie bei anderen zu erkennen, sie zu wahr zu nehmen. Und doch gibt es auch Gefühle, die ich nciht kenne/wahr nehme, abgespaltene. Die ich vielleicht erst mühsam erlernen muss.

Geh einfach mal davon aus, nur weil etwas nicht offensichtlich erscheint, dass es trotzdem sein kann. Bin halt etwas mehrschichtig und nicht so ganz unkompliziert.

Das Problem ist sehr wohl noch da, im gleichen Maße wie zu Beginn, bloß war es da noch von anderen Problemen überdeckt (Zwiebel).
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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Tristezza
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Beitrag Mo., 03.03.2014, 13:38

Wandelröschen hat geschrieben:Geh einfach mal davon aus, nur weil etwas nicht offensichtlich erscheint, dass es trotzdem sein kann.
Danke, da wäre ich von alleine nicht drauf gekommen.

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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 03.03.2014, 13:43

leberblümchen hat geschrieben: Wenn ich mich an einer Diskussion beteilige, dann orientiere ich mich natürlich am Eingangsbeitrag.
Dann haben wir zwei wohl verschiedenen Auffassungen von Diskussionen. Für unsereins ist eine Diskussion etwas, was lebt, wo man auch auf etwas, was im weiteren Verlauf gesagt/relativiert wird, eingeht, weil sich etwas verändert/präzisiert wird, und nicht immer nur auf das Eingangstaitment herumgeritten wird.

leberblümchen hat geschrieben: Wenn der nun nicht sorgfältig durchdacht ist und eigentlich was ganz anderes diskutiert werden sollte, dann kann ich nur empfehlen, das eigene Anliegen deutlicher zu formulieren.
Das Thema ist auch für mich nicht leicht zu formulieren, aber es gab durchaus Leser hier, die verstanden hatten (auch nach dem Eingangspost), worum es geht.
Und wenn du schon meinst, dass ich durchdachter schreiben soll, könnte ich ja auch die Idee kommen zu vermuten, dass du einfach nach dem Stichwort „Analyse“ einfach nur oberflächlich gelesen hast …

Jetzt aber genug des Abtauschs.
Gruß
Wandelröschen

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montagne
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Beitrag Mo., 03.03.2014, 14:49

Auch wenn du sagst, dir geht es nur um ungewolltes Grenzen übertreten, ich glaube nicht, dass man diese beiden Aspekte trennen kann.
Es gibt Menschen (ich zähle mich dazu), die gehen eher rigide mit Grenzen um. Die sind so beschäftigt ihre Grenzen zu verteidigen (auch wenn es vllt. Bereiche gibt, wo das noch nicht so gut klappt, aber niemand kann das perfekt), dass sie sich auch irgendwo selbst im Weg stehen.

Bezogen auf Therapie, habe ich es jüngst so erlebt, das es noch etwas zwischen außerhalb der Grenzen bleiben und verletzend über Grenzen latschen gibt. Meine Therapeutin ist auch sehr vorsichtig, sicher auch echt durch mit sehr arg "erzogen", kaum auch nur eine Grenze bei mir zu berühren. das maximale, was sie eben mal sagte war, ich solle diese und jene Grenze überschreiten, um weiter zu kommen.
Ich verstehe dich da schon, für mich ist/war Grenzen übertreten zu lassen oder daran zu rühren gleichbedeutend mit verletzt werden, schlimm verletzt werden, misshandelt werden.
Ich hab es aber neulich in einem sagen wir therapieähnlichen Gespräch erlebt, dass es auch anders geht und jetzt wo ich so dran denke, finde ich es klasse. Da hat der andere Mensch schon ganz gut meine Grenzen abgeklopft, hat ganz schön gepusht. Ich habe teils echt geschluckt, weil ich es so nicht kenne und dachte "die iss ja forsch...!"
Aber ich hatte irgendwie ein gutes Gefühl, dass es rein garnichts nichts mit Voyeurismus zu tun hat oder damit, Material zu sammeln, um mir eins reinzuwürgen. Es war wirklich, um ein möglichst gutes Bild von mir zu bekommen und so eine möglichst passende Einschätzung meines Anliegens geben können, womit mir ja geholfen ist.
Damit will ich nicht sagen, sowas gäbs nicht, das Menschen und auch Therapeuten einen so benutzen. Ich denke jeder ist genau deswegen in der Therapie, weil irgendwo unverarbeitete Grenzüberschreitungen waren.
Aber eben nicht jeder Mensch ist so schädigend, nicht jeder tut es und nicht jede "Grenzüberschreitung" hat diesen Zweck zu verletzen, zu demütigen oder sich auf Kosten anderer auszuleben.

Mir wurde dadurch halt bisschen klarer, dass es eben was dazwischen gibt und das meine Grenzen überschreiten nicht nur etwas ist, dass nur ich darf und sonst niemand. Es kann auch etwas sein, dass jemand mit mir zusammen macht, mich an die Hand nimmt, vllt. eben auch bisschen pushy ist und ich dadurch erst entdecke, dass gewisse Grenzen mir zu eng werden. Hätte mich diese Person nur gelassen, wie meine Therapeutin es oft tut, wäre es mir an dem Punkt wohl nie aufgefallen.

Und so sehe ich auch die Aufforderung "alles" zu erzählen. Es kann missbraucht werden, ja und in bestimmten Phasen der Therapie tut es einem vllt. nicht gut. Mir war es bislang auch irre wichtig, dass meine Therapeutin mir sgate, ich dürfe natürlich auch dieses und enes für mich behalten, ich müsse nichts erzählen usw.
Nur kann eben "alles" erzählen auch eine hilfreiche Herausforderung, eine hilfreiche Erinnerung sein. bin
amor fati

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Miesel
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Beitrag Mo., 03.03.2014, 21:39

Wandelröschen hat geschrieben:


Geh einfach mal davon aus, nur weil etwas nicht offensichtlich erscheint, dass es trotzdem sein kann. Bin halt etwas mehrschichtig und nicht so ganz unkompliziert.
Ganz ehrlich...ich verfolge den Thread jetzt von Anfang an und ich empfinde Deine Aussagen als dermaßen schwammig, dass ich selbst jetzt noch nicht weiß, worauf genau Du eigentlich hinaus willst.

Du greifst Antworten der anderen User auf und zerlegst diese, erklärst ständig, dass es ja doch anders gemeint ist und dass Du ja doch recht hast, aber drehst Dich dabei ständig im Kreis.

Geht das jetzt hier nur mir so, dass ich finde, Du im gesamten Verlauf noch nirgendwo klar dargelegt hast, worum genau es Dir jetzt eigentlich genau geht, oder bin ich grad so verwirrt vor lauter Kreiseln, dass ich nicht mehr durchsteige?

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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 03.03.2014, 22:25

Hallo montagne,
danke für deine weiteren Ideen.

Oh man, Grenzen ist wirklich ein sehr breites Thema. Jetzt wo ich daran bin, mir selber so Gedanken mache, mit einer Freundin darüber rede, mit euch es ein wenig anschaue, viel input von außen kommt, meine eigenen Ideen dazu, sehe ich immer deutlicher, wie viele verschiedenartige Grenzen es gibt. Und mir wird auch bewusst, an was für Grenzen wir in der Therapie immer mal wieder gearbeitet haben, ohne dass mir das in dem Moment klar war, kam meistens erst hinterher.

Es gibt Grenzen der anderen, die sie setzen für sich (ihre persönlichen Grenzen), um sich selber zu schützen, die das Gegenüber, also z.B. ich, zu achten habe und nicht überschreiten sollte. Wenn ich es doch tue, gibt´s Konflikte, weil ich dem anderen über Grenzen latsche. In der Regel sind es Grenzen, die ich sehe und auch achte. Auch mein Thera hat mal so eine Grenze knallhart für sich eingefordert, war für mich anfänglich schwer sie nicht zu übertreten, aber letztendlich auch eine gute Erfahrung für mich persönlich, es geschafft zu haben, mich daran zu halten, denn diese Grenze war für mich zum einen total nachvollziehbar und ich habe durchaus gelernt, für das womit ich diese vorher nicht so knallhart eingeforderte Grenze übertreten hatte, eigenständig eine andere/bessere Lösung zu finden. Somit bin ich daran durchaus gewachsen, wie du ja an anderer Stelle schon geschrieben hast.

Dann gibt es eigene persönliche Grenzen, die mir auch bewusst sind, die ich anderen gegenüber (inzwischen) formulieren kann und auch einfordern kann. Also das gleiche wie eben beschrieben, nur von meiner Warte aus.

Dann gibt es Grenzen, die man für andere setzt, also z.B. Eltern für Kinder. Mal so als banales Beispiel: „Abends um 8.00 Uhr ist Feierabend, da gehörst du ins Bett und es ist Schlafenzeit.“ Auch diese Grenze macht Sinn, es ist aber eine, die sinnvoller Weise das Kind irgendwann austesten wird, weil es feststellt, das sich, wenn sich Randbedingungen ändern, diese Grenze nicht mehr passt und sie variiert/angepasst werden muss.

Und dann gibt es Grenzen, die andere einen setzen, bei denen sich ein Sinn nicht erschließt, außer dass sie eine Machtposition des anderen demonstrieren/festnageln. Diese zu überschreiten gleicht dann so eine Art Tabubruch. Kommt als Motiv auch oft in Märchen vor. Diesen Tabubruch dann doch zu wagen, kann einen auch sehr in der Entwicklung weiterbringen. Auch so etwas war schon bestand meiner Therapie. In dem Moment, so es auf dem Tisch lag, hatte ich das natürlich auch nicht erkannt, kam dann erst hinterher, auch wieder im Gespräch mit meinem Thera.
Du siehst, auch ich arbeite an vielen verschiedenen Grenzen, lerne sie kennen/formulieren/setzen/übeschreiten/variiern/einfordern/beachten … .

Und es gibt auch Grenzen, die ich selber noch nicht war nehme, wo dann auch andere drüber latschen, ich das, wenn überhaupt, es viel zu spät erkenne, wenn also schon das Kind in den Brunnen gefallen ist. Oder ich erkenne es verstandesmäßig noch nicht und verfalle reflexartig in ein „altbewährtes“ aber heute unpassendes Muster. Und bei so einer Grenze bin ich halt jetzt am Arbeiten. Und das ist halt auch eine Grenze, die von außen nicht so leicht zu sehen ist.

Und ja, auch in der Therapie trampelt mal ein Thera über die eigenen Grenzen und verletzt einem, darf auch ruhig mal gesagt werden. Ob das nun bewusst passiert oder unbeabsichtigt, sei mal dahin gestellt. Das ist mir durchaus klar. Mal tut´s einfach nur weh, mal bringt es einem, gerade wenn man es erkennt und mit dem Thera erörtern kann, durchaus auch weiter. Aber auch da habe ich gerade bei meiner Ex die Erfahrung gemacht, wenn man sie darauf angesprochen hatte, dass einem irgendetwas nicht gut getan hatte, ihr also mal eine Grenzüberschreitung/ein Fehlverhalten vorgehalten hatte, wurde einem selber das als Fehler/Schuld zugewiesen, als Wiederstand von irgendetwas, weil Theras ja per se „unfehlbar“ sind. Auch so etwas gibt´s und daran wächst man nicht immer. Gerade weil man im Rahmen einer Therapie, in einem geschützten Bereich, im Gegensatz zum RL Grenzüberschreitungen nicht erwartet. Die hat man vielleicht auch als Kind viel zu oft erlebt, sonst wäre man ja nicht in Therapie, weil einen das geschadet hat.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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paulchen_panther
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Beitrag Di., 04.03.2014, 00:08

Miesel hat geschrieben: Geht das jetzt hier nur mir so, dass ich finde, Du im gesamten Verlauf noch nirgendwo klar dargelegt hast, worum genau es Dir jetzt eigentlich genau geht, oder bin ich grad so verwirrt vor lauter Kreiseln, dass ich nicht mehr durchsteige?
Mh, ich möchte mich jetzt doch auch mal zu Wort melden. Ich habe den kompletten Thread mehr oder weniger aufmerksam verfolgt und muss sagen, dass mir total klar scheint, worum es Wandelröschen geht. Ich habe in einem ersten Therapie"versuch" massive Probleme damit gehabt, meine eigenen Grenzen wahrzunehmen ("Was erzähle ich, weil ich es erzählen möchte? Was erzähle ich, weil ich glaube, dass ich es erzählen muss? Was erzähle ich, weil mir Verweigerung als Widerstand gedeutet wird?")

Ich hätte es viel mehr gebraucht, dass wir gemeinsam meine Grenzen ausloten und austesten und mir von meiner Thera eben genau diese Frage gestellt wird, die Wandelröschen in ihrem Eingangspost erwähnt hat ("Warum wollen Sie es mir erzählen? Was ist Ihnen wichtig dabei …“). Stattdessen habe ich ungefähr genau das erlebt:
Wandelröschen hat geschrieben: Und ja, auch in der Therapie trampelt mal ein Thera über die eigenen Grenzen und verletzt einem, darf auch ruhig mal gesagt werden. Ob das nun bewusst passiert oder unbeabsichtigt, sei mal dahin gestellt. Das ist mir durchaus klar. Mal tut´s einfach nur weh, mal bringt es einem, gerade wenn man es erkennt und mit dem Thera erörtern kann, durchaus auch weiter. Aber auch da habe ich gerade bei meiner Ex die Erfahrung gemacht, wenn man sie darauf angesprochen hatte, dass einem irgendetwas nicht gut getan hatte, ihr also mal eine Grenzüberschreitung/ein Fehlverhalten vorgehalten hatte, wurde einem selber das als Fehler/Schuld zugewiesen, als Wiederstand von irgendetwas, weil Theras ja per se „unfehlbar“ sind.
In einer neuen Therapie (da ist die Probatorik durch, ich stehe auf der Warteliste für einen richtigen Platz) habe ich in wenigen Stunden etwas völlig anderes erleben können: vorsichtiges Rantasten an meine Grenzen, Benennen dieser Grenzen, ohne sie (zu weit) zu überschreiten.

Ich bin sehr dafür, sich auch mal jenseits der Grenzen zu bewegen um Veränderung zu bewirken. Ist aber ein Patient (noch) nicht in der Lage, seine eigenen Grenzen sicher wahrzunehmen und selbst zu achten, bedarf es in meinen Augen eines umso achtsameren Therapeuts.

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Miesel
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Beitrag Di., 04.03.2014, 10:00

paulchen_panther hat geschrieben: Ich habe in einem ersten Therapie"versuch" massive Probleme damit gehabt, meine eigenen Grenzen wahrzunehmen ("Was erzähle ich, weil ich es erzählen möchte? Was erzähle ich, weil ich glaube, dass ich es erzählen muss? Was erzähle ich, weil mir Verweigerung als Widerstand gedeutet wird?")
Ah okay, danke. Jetzt wird mir einiges klarer.

Siehste mal...diese Fragen habe ich mir nie gestellt, denn ich habe mich immer gefragt: "Was erzähle ich, womit wir etwas anfangen können, das mir am Ende irgendwie weiterhelfen kann?."

Ich hatte nie das Gefühl irgendwas erzählen zu müssen und ich mache mir auch keine Sorgen darum, dass mir etwas als Widerstand gedeutet wird, was keiner ist (könnte ich das überhaupt beurteilen?)

Ich erzähle, einfach das, was ICH für wichtig/interessant und bearbeitenswert halte und sehe was draus wird und bin auch in der Lage das zu erstmal stoppen (und dann zu hinterfragen zusammen mit der Therapeutin), wenn es eine Richtung einschlägt, die mir unangenehm ist.

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Wandelröschen
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Beitrag Di., 04.03.2014, 14:01

Danke paulchen_panther für deine Darstellung.
Dadurch ist es jetzt auch Miesel etwas klarer, worum es mir geht.

Miesel (und ihr anderen natürlich auch), als ich diesen Thread eröffnete, war mir schon irgendwie bewusst, dass es schwierig werden könnte, mein Anliegen rüber zu bringen.
Dass es dir wie Karussellfahren vorkommt, kann ich zwar nicht ganz nachvollziehen, denn gerade in meinen ersten Postings sehe ich eine klare Linie und kein Hin-und Herpendeln. Aber durch die eröffneten Nebenschauplätze (wo ich mich aber nur sehr zurückhaltend geäußert habe und das oft sogar noch als OT gekennzeichnet habe) ist vielleicht das Karussell bei dir angestoßen worden.

Tristessa hatte ja geschrieben, dass ich idR keine Probleme mit Grenzen habe, was ja auch stimmt. Und gerade, wenn das bei euch auch so ist, ihr also eure Grenzen auch wahrnehmt, mag es vielleicht schwierig sein nachzuvollziehen, wie es dann auf einmal sein kann, dass es doch eigene persönliche Grenzen gibt, die man selber für sich nicht wahr nimmt.

Klar, könntet ihr jetzt sagen, ich hab mein Problem erkannt, mein Thera ebenfalls, können wir beide also dran arbeiten (werden wir vielleicht auch noch) und gut ist, was soll das also hier? So ein bisschen habe ich mich dazu auch schon geäußert. Wen das Thema interessiert, wer die Problematik kennt, wer Fragen dazu hat, wer sich irgendwie (konstuktiv) einbringen möchte, darf es gerne tun, man muss aber ja nicht, die Freiheit habt ihr natürlich. Und wenn sich halt niemand in diesem Diskussionsfaden einbringt, sehe ich halt, dass es wohl nur mein Thema ist. Dann ist es halt so, kann ich mit leben.
Gruß
Wandelröschen

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Wandelröschen
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Beitrag Di., 04.03.2014, 14:05

Jetzt aber mal wieder zu dem eigentlichen Thema.
Es gibt also diese bei mir noch Fehlende Grenze „ich muss nicht alles sagen, ich darf auch etwas für mich behalten“. Da ich sie selber nicht kenne, wo da also eine hin sollte, und dadurch sie auch nicht einfordern/wahren kann, wurde sie auch immer wieder überschritten, ich verfiel in altbewährte Muster.

Jetzt interessiert mich halt, wie es in der Therapie ist.

Normalerweise gibt es auch in meiner Therapie keine Probleme mit Grenzen, also mit erkennen/wahren/einfordern/schützen. Trotzdem ist es mir (gerade bei meiner EX) aber auch bei meinem jetzigen schon passiert, dass auch der Thera mal über viel offensichtlichere vorhandene Grenzen drüber gelatscht ist (mein jetziger hat sich für die einmalige Übertretung entschuldigt, meine Ex mir regelmäßig die Schuld dafür zugeschrieben, es als Widerstand meinerseits abgetan).

Gerade Leberblümchen meinte ja, wenn die Beziehungsebene stimmt, merkt ein aufmerksamer Thera, wo die Grenzen des Patienten sind – und achtet sie.
„Oh, das sollte er merken, wenn der Patient regelmäßig zu viel abtaucht und den Bezug zur Realität verliert. Oder wenn er regelmäßig Dinge erzählt, die dem Th. unangenehm sind - die sind ja nicht doof und spüren ja, was das mit ihnen macht. Das ist der Witz an dieser Therapieform.“

Aber wenn das Drüberlatschen schon bei viel offensichtlicheren Grenzen passiert, dann passiert das doch viel wahrscheinlicher bei so relativ seltenen Grenzen, die fehlen, und wo das noch nicht mal so offensichtlich ist, weil sie vielleicht konträr zur Vorgehensweise in der Therapie steht. Also wenn der Thera auch in dem Fall der o.g. nicht vorhandenen Grenze sagt: „hier dürfen/können sie alles sagen, ist alles wichtig. Oder vertrauen Sie mir noch nicht genug …“ steht das doch konträr zu der Grenze „sie müssen nicht alles erzählen, sie dürfen auch etwas für sich behalten“.
Drüberlatschen? Widerstand?
Erkennt wahrscheinlich nur ein extrem sensibler Thera, bestimmt nicht jeder (wäre schön, wenn).
Gruß
Wandelröschen

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Miesel
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Beitrag Di., 04.03.2014, 14:59

Wandelröschen hat geschrieben:Und gerade, wenn das bei euch auch so ist, ihr also eure Grenzen auch wahrnehmt, mag es vielleicht schwierig sein nachzuvollziehen, wie es dann auf einmal sein kann, dass es doch eigene persönliche Grenzen gibt, die man selber für sich nicht wahr nimmt.
Dabei frage ich mich:
Wer definiert diese Grenzen?
Warum muss/sollte da eine Grenze sein?
Ist das dann wirklich MEINE Grenze, oder eher die des Therapeuten, oder vielmehr
nur die Vorstellung dass da eine Grenze sein könnte/müsste?

Ich meine…ich kann es mir absolut nicht vorstellen, versehentlich über MEINE Grenze zu latschen.
Wie soll das gehen? Entweder ist da etwas, über das ich hinweggehe, oder da ist nichts und dann frage ich mich: Warum meint dann der Therapeut, dass da etwas sein sollte?
Nach welchen Kriterien oder Maßstäben?

Hast Du vielleicht ein Beispiel, also etwas für mich fassbares, von welcher Grenze genau Du
sprichst?

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Ama Taram
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Beitrag Di., 04.03.2014, 17:56

Hallo Wandelröschen,

das Thema Grenzen finde ich ganz interessant, ist auch in meiner Therapie immer wieder wichtig. Deshalb möchte ich auch mal meinen Senf dazu abgeben.

1.: die Frage, wer warum welche Grenze setzen sollte stelle ich mir bei diesem Faden (ähnlich wie Miesel) auch. Wenn ich eine Grenze setze, hat jeder Thera die zu akzeptieren. Wenn nicht, sollte er aber auch dafür offen sein, sich alles anzuhören, was ich erzählen mag, ohne Tabus zu bilden.

2.: Diese Verknüpfung von Grenze und Vertrauen verstehe ich nicht so ganz.
Wandelröschen hat geschrieben:„hier dürfen/können sie alles sagen, ist alles wichtig. Oder vertrauen Sie mir noch nicht genug …“
Etwas können/dürfen heißt doch nicht müssen, um irgendein Vertrauen zu beweisen. So funktioniert Vertrauen nicht.

Du hast mehrfach nach Erfahrungen gefragt. Deshalb versuche ich meine mal zu schildern: Bin seit fünf Jahren einmal in der Woche bei einem Analythiker mit traumatherapeutischer Zusatzausbildung, Thema der Therapie sind v.a. Kindheitserfahrungen, die mich bis heute verfolgen. Solche Erfahrungen zu schildern fällt mir ungemein schwer. Ebenso manche Gedanken, Gefühle... die damit heute in Zusammenhang stehen. Dementsprechend entstehen in den Stunden noch immer längere Schweigephasen. Dabei werde ich aber nie gedrängt, irgendwas zu erzählen, das ich nicht kann (Grenze). Vielmehr sagt er mir immer wieder, dass ich und nur ich entscheide, worum es gehen soll. Trotzdem gibt es hin und wieder den Hinweis darauf, dass es helfen könnte drüber zu reden - Auch wenn das enorm angstbesetzt ist und es keine Garantien gibt, dass es dadurch besser wird.
Diese Hinweise verstehe ich aber nicht als Druck Grenzen zu überschreiten, die ich nicht überschreiten kann. Vielmehr gibt er mir da fein Dosiert die Verantwortung für mich in die Hand. Ich entscheide und er ist da. Nimmt mich (im übertragenen Sinn) an die Hand und guckt sich an, was da ist. Ob ich dieses Angebot annehme, hat aber nichts mit Vertrauen zu tun, sondern damit, ob ich meine Scham (?) ein Stück weit bändigen kann. Da wäre es ziemlich kontraproduktiv, er würde eine neue Barriere aufbauen und mir damit sagen: "Halt, das gehört hier nicht hin, da musst du dich doch schämen."

Gruß, Ama

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Miesel
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Beiträge: 289

Beitrag Di., 04.03.2014, 18:03

@Ama
Danke, Du hast gut erklärt, was mir so durch den Kopf geht, wenn ich hier lese.
Auch in meiner Therapie ist es so, dass ganz alleine ich entscheide, was ich einbringe und wie.
Ich darf alles erzählen, aber ich muss/soll gar nichts.
Durch diese Freiheit fällt mir heute vieles viel leichter zu erzählen als z.B. zu Beginn der Therapie.
Ich werde nie gedrängt, es wird immer akzeptiert, wo ich gerade bin und wenn sie mal fragt und ich zögere, dann zieht sie sich auch sofort zurück und erklärt, dass ich darf, aber auf keinen Fall muss und dass nur ich entscheide was zur Sprache kommt und was nicht.

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Wandelröschen
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Beitrag Di., 04.03.2014, 23:30

Hallo Miesel,
Miesel hat geschrieben: Hast Du vielleicht ein Beispiel, also etwas für mich fassbares, von welcher Grenze genau Du sprichst?

Also Miesel, ich versuche das mal jetzt.
Da habe ich gerade ein ganz schönes Beispiel, was heute ganz aktuell gewesen ist. Ich telefonierte mit meiner Freundin. Sie weiß ja, dass wir eine Fähigkeit habe, die die meisten nicht haben, die mir heute absolut zu Gute kam, das war so: Ähm, ne, stopp.
Miesel, du bist genial.
Mensch, klar, das ist es! Miesel, ich kann es dir zwar erzählen, aber ich muss es nicht!
Ich glaub, du spielst gerade Geburtshelfer, oder wie bei den Pfadfindern, „learning by doing“.
Vielleicht ist das hier gerade ein Übungsfeld für mich, ich muss da gerade was für mich klar bekommen/überdenken.
Ich schreib nachher weiter.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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