Hypnose im Rahmen der PA

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Mr Mindconrtrol
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 13:47

Jenny Doe hat geschrieben: Das darfst du ausprechen. Ich kenne das auch, was du beschreibst, die hypochondrischen Ängste genauso wie Vorstellungen wie z.B. "Meine Freundin fährt nach Hause, hat einen Unfall, liegt da jetzt blutüberströmt, ..." Ich sah den ganzen Unfall bis ins kleinste Detail vor meinem imaginären, spürte mein Herz rasen, bekam Schweißausbrüche, ... stand kurz vor einer Panikattacke. Noch schlimmer war es, als meine Thera ins Flugzeug stieg und dieses abstürzte. Tote Theras sind kein so schöner Anblick Ja, heute kann ich drüber lachen. Aber damals hat mir das echt Angst gemacht, weil sich das alles so verdammt real anfühlte.
Was mir geholfen hat war, die Geschichten mal zu Ende zu spinnen, also z.B. was passiert, wenn meine Freundin tot ist, was ist, wenn die Thera stirbt, ...? So kam ich an die Ängste, die diesen Vorstellungen zugrunde lagen.

Ich denke, das sollte man nicht so auf eigene Faust machen. In eine direktiven Verhaltenstherapie führt ja der Thera sozusagen, er hat die Situation so unter Kontrolle, dass sowas geht. Sowas bitte nur mit klarer Anleitung, ansonsten könnte man sich triggern und in dem Zustand dadurch stecken bleiben. Bei eine solchen Konfrontration muss man diese so viel ich weiss bis zum Ende durchziehen, das geht nur mit einen direktiven Thera der zur Not dann auch mal sehr autorität agiert. Das meine ich mit Konfrontation muss richtig gemacht werden.

Nochwas dazu: Sowas wird m.E. deshalb zu selten angewand, weil die Psychozenze aus der antifaschistischen 1968er-Bewegung kommt. Hitler war Führer und Massenypnotiseur, deshab ist sowohl Hypnose als auch Führung durch einen direktiven VT böse! Mir wurde das mit Hitler wirklich mal von so einen Psychologen gesagt, der Hypnose ablehnt ( kein Scherz ).
Nichtdirektive Gesprächstherapeutenn überlassen deshalb alle Massnahmen zur Selbsthilfe den Patienten. Mein Letzer hat immer gefragt "was tun sie dageben" ? Nun: Ich habe ja ein ganze Menge gelert was ich machen kann im Lauf der Jahrzehnte, nur sind diese Stablisierungsmassnamen selber sehr problenmatisch, ich will neuer Erfahrung machen und nicht immer nur aus das Zurückgreifen was ich selber kenne!
Die Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält --- Karl Kraus

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Waldschratin
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 16:29

Leberblümchen hat geschrieben:Ich merke ja, dass er grundsätzlich sehr vorsichtig ist. Wenn es an einer Stelle nicht weitergeht, dann bohrt er noch mal kurz, aber wenn dann nichts kommt, dann lässt er es ruhen. Es kann ja auch ganz schnell in Richtung Überforderung gehen, oder?
Natürlich kann das schnell in ner Überforderung landen.Ich denke,dabei kommts auf die möglichst gute Vorbereitung an.So ähnlich wie bzgl. Trauma bei EMDR.Das geht auch nicht ohne Vorbereitung,wie man mit heftigen,"schwemmenden" Gefühlen am besten zurande kommt.
Denn es werden ja nicht nur Erinnerungen ins Bewußtsein gebracht,sondern auch das damalige Erleben dazu.
Und da habt ihr beide ja schon allerhand erarbeitet miteinander.Wie gesagt,ich seh jetzt so ne "richtig regredierte" Liegung gar nicht so weit von ner tiefen Trance durch Hypnose entfernt.Du sagst ja selber : Seine Stimme ist es und die jeweilige "Tonart",in der er spricht,die dich am besten entspannen lassen.

Kann ja auch sein,daß er meint,hab noch ein bissl Geduld und wenn du genug genossen hast,was du grade mit ihm erlebst,dann geht das im Rahmen der Analyse von selber,daß du dich noch weitaus tiefer entspannen lernst.

Deshalb ja auch : Red mit deinem Analytiker.Der kennt dich doch inzwischen sehr gut - du ihn auch.Also euer inneres Miteinander ist schon sehr gut eingespielt,so daß ihr auch auf intuitiver Ebene gut miteinander kommunizieren könnt.

Er hat die Ausbildung dazu,er wird dich sicher nicht einfach ins Messer laufen lassen,wenn er der Meinung ist,ein anderer Weg wäre besser für dich,sondern dir das sagen und mit dir drüber reden.Und da könnt ihr dann klären,ob überhaupt,und wenn ja,in was für einen Rahmen eingebettet.

Er kennt dich doch viel besser als wir alle hier zusammen das könnten.


montagne
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 17:03

Montagne, ich suche wirklich nicht nach einer Rechtfertigung für meine Gefühle. Ich suche eher überhaupt erst mal das eigentliche Gefühl. Kennst du das nicht, dass du ein Symptom hast, das so scheinbar gar nicht zu dir passt? Also, du weißt, es ist deines. Aber du kannst es nicht erklären, weil es so verrückt ist?
Doch klar kenne ich das, sonst würde ich dir hier nicht schreiben, sonst hätte ich dazu nichts wirkliches zu sagen.
Nur denke ich eben "verrückt" ist eine Bewertung. Und zwar eine, die der Annahme entgegen steht.

Jetzt verstehe ich es ggf. besser. Ich dachte schon, du suchst eine Rechtfertigung, ein bislang verborgenes Ereignis, eine Szene. Aber eben in Kontakt kommen, Annahme, das ist für mich Güte und Mitgefühl und Verständnis für sich selbst haben und sein so-sein.
Und ich denke das ist ein innerer Prozess, dafür braucht man keine neuen Erkenntnisse an sich. Die neue Erkenntnis entsteht, wenn man sich ein Stück weit mehr annehmen und zeigen kann.

Du beurteilst deine Ängste als "verrückt" und du meinst, du kannst es nicht zeigen, weil andere dich dann als verrückt abstempeln (was du selbst ja eh schon tust). Ich persönlich finde es nun nicht so verrückt. Sicher auch, weil ich ähnliche Ängste kenne. Und wenn ich im Forum so lese, scheint es ein sehr häufiges Symptom zu sein. Auch meine Therapeutin sagte das, das haben viele. Sogar Therapeuten haben das, meinte sie. Natürlich ist es sehr belastet, also mich belastet es massiv, wenn ich es mal wieder habe (habs nicht ständig). Aber verrückt ist es nicht.

Ich glaube die Gründe dafür, dieses Symptom zu haben können individuell sehr verschieden sein. Was ich halt kenne, ist, dass dieses Symptom von außen betrachtet schon folgerichtig erscheint. Und das denke ich, wird es bei dir auch sein.
In mir drin habe ich aber immer wieder Phasen, da erscheint es mir zusammenhangslos, nicht zu verstehen, "verrückt".
Ich bin noch nicht ganz sicher, denke aber es hat wirklich damit etwas zu tun, dass ich "es" oder mich damit nicht annehmen konnte. Und auch hat es bei mir etwas damit zu tun, andere Gefühle und Gedanken weg zu machen, die subjektiv noch schmerzhafter wären.
Denn wenn ich in so einer Angstphase stecke und das beschreibst du ja auch, dann dreht sich die ganze Gedankenwelt und das Handeln im Grunde nur noch darum. Für was anderes ist dann kaum noch Platz. Manchmal kamen bei mir Blitze, Momente dieser Gefühle, die durch die Angst überdeckt wurden, durch. Seit ich da näher dran bin, hatte ich keine so extreme Angstphase mehr.

Also seit ich es etwas annehmen kann, wurde es nicht mehr so extrem und es blieb Platz zu gucken, was dahinter steht.
amor fati


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leberblümchen
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 18:38

Kommt vielleicht darauf an, was man unter 'verrückt' versteht. Für mich ist 'verrückt', wenn ein Verhalten sich nicht rational erklären lässt und es gleichzeitig massiv beeinträchtigt. Ver-rückt von dem, was Menschen sinnvollerweise tun, fühlen und denken. Weil eben kein 'normaler' Mensch solche massiven Ängste hat. Es ist wirklich nicht übertrieben, wenn ich sage, dass ich gerade jetzt über Weihnachten (wie jedes Jahr) von einer Todesangst in die nächste stürze. Wie soll ich das annehmen oder gar anderen zeigen? Es geht einfach nicht. Ich muss funktionieren - und ich nehme an, dass das das Problem ist. Dass ich nicht zusammenbrechen kann, sozusagen. Wenn ich es eintauschen könnte gegen ein 'klassisch gestörtes Verhalten' - ich würde es tun! Das ist so schwer zu beschreiben, aber das ist eben das Problem: Ich möchte es noch mal durchleben. In der Hoffnung, es dann nicht mehr so als 'diskrete Macke' leben und verbergen zu müssen.

Natürlich kann ich, Jenny, mit meinem Therapeuten darüber reden, und natürlich ist das nicht das Schlimmste, was ich ihm erzählen könnte... Aber wird es dadurch greifbarer in der Situation für uns? Ich glaube, er kennt das nicht - und wie sollte er auch? Er stempelt mich nicht ab, und ich nehme auch an, dass er versucht, es zu verstehen. Aber das Darüberreden ist etwas anderes, als in der Stunde bei ihm wirklich mal all dieses 'Verrückte' rauszulassen. Ich kann das in Bezug auf unsere Beziehung; das bekommen wir sehr 'schön' hin, da noch mal alles zu reinszenieren. Aber in diesem Punkt, auf die panischen Ängste bezogen, hab ich noch nichts gefunden, das uns weiterhelfen könnte.

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candle.
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 19:17

leberblümchen hat geschrieben:Weil eben kein 'normaler' Mensch solche massiven Ängste hat. Es ist wirklich nicht übertrieben, wenn ich sage, dass ich gerade jetzt über Weihnachten (wie jedes Jahr) von einer Todesangst in die nächste stürze. Wie soll ich das annehmen oder gar anderen zeigen?
Also aus meiner Erfahrung funktioniert das nicht mit dem Annehmen, es hat sich fest eingebrannt. Vor allem Todesängste sind schon das Schlimmste was es gibt, da bin ich ja auch dran. Ursachen kenne ich auch nicht also arbeite ich dann nur mit dem emotionalen Gedächtnis, also diesen extremen Angstgefühl. Klarheit habe ich dann wiederum später, wenn ich die auslösende Situation rückblickend betrachte um dann plötzlich den Sprung nach ganz weit hinten in die frühe Kindheit zu "schaffen" wo ich dann annähernd eine Verbindung zum Ursprung bekomme.

Inzwischen wird mir hier im Thread auch klar, was dein Therapeut oder meiner meint, dass da vorher schon was war. Bei Todesängsten ist man ja existenziell bedroht, da hat man als ganz kleines Kind ja ein viel größeres Spektrum dem "Tod" ausgeliefert zu sein als mit zunehmenden Alter. Da sind wir nun mal sehr von einer (liebenden) Mutter abhängig.

Habe ich das schon gefragt oder du geschrieben? Kannst du deine Mutter fragen?

candle
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montagne
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 20:19

Also ich verstehe das schon leberblümchen. Ich kenne diese Todesangst ja halt. Krankheitsängste habe ich öfters Mal. Hatte aber so 2-3 Mal in den letzten 2 Jahren Phasen, als Tage und Wochen, da war es eine Todesangst, da wusste ich nicht, ob ich die nächsten Tage überleben werde. Hatte es vor der Therapie auch phasenweise. Ich wusste es wirklich nicht. Es ist extrem belastend.
Ich habe trotzdem weiter funktioniert, wenn auch eingeschränkt. Ich finde funktionieren gut. Ich weiß, nicht jeder sieht das so.

Natürlich ist das kein gesunder Zustand. Aber, wie gesagt, habe sowas schon öfter gehört und hier gelesen. Habe auch Bekannte, die sowas hin und wieder haben. Scheint also verbreitet zu sein.
Natürlich muss man gucken, wem man davon erzählt. Nur wenn nicht in der Therapie, wo dann? Und ich habe eben erlebt, als ich es erzählt habe, dass gute Bekannte erleichtert berichteten, sie hätten das auch manchmal. Es war eine gegenseitige Erleichterung zu spüren, darüber sprechen zu dürfen. Klar, einer muss den Anfang machen. Warum nicht man selbst? Man hat ja sehr viel davon.
Ich will nur sagen, es ist möglich darüber zu schreiben und zu sprechen. Es erleichtert schon.

Bei mir war, bzw. ist es so, dass ich schon an das rankomme, was dahinter steht, je öfter ich darüber in der Therapie spreche. Also Schritt für Schritt setzt sich das Puzzle zusammen. Es sind unterschiedliche Bausteine, die eine Rolle spielen, Vergangenes, Dinge die ich nicht bekommen habe, Defitzite und wie ich jetzt damit umgehe.
Je mehr ich drüber spreche, schreibe, je mehr ich verstehe, umso mehr wandelt es sich. man soll den Tag nicht vor dem Abends loben. Aber meine letzte Angstphase war milder und kürzer, ich konnte besser damit umgehen, mehr vom richtigen tun.

Wenn man nicht drüber redet, wirds garantiert nicht besser.
amor fati


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leberblümchen
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 20:33

Candle, genauso fühlt es sich an: existenziell bedrohlich, unheimlich. Hängt auch bestimmt mit meiner Weihnachtskrise zusammen: einfach das Gefühl zu haben, dass alle weg sind und ich ganz hilflos bin. Mir geht es auch prompt besser, wenn ich mich mit dem Rad ins Getümmel stürze und Besorgungen mache. Aber kaum bin ich zu Hause, kommt das diffuse Gefühl, ausgeliefert zu sein. Im Bett ist es noch schlimmer.

Ich glaube einfach nicht, dass das ein Zufall ist. Babys liegen doch im Bett. Vermutlich war es 'nichts weiter', als dass man mich mal einen Abend alleine gelassen hat, in der Annahme, ich würde schlafen. Nur: Dass ich das jetzt so vermute, das bringt mir nichts. Das hat denselben Effekt, als wenn ich ein Buch über Therapie lese; das hilft mir ja auch nicht. Vielleicht ist das alles deshalb so schlimm für mich, weil die Bindung als solche zu Mutter und Vater schon nicht vorhanden war.

Und das Reden, montagne, das mach ich doch. Aber es ist 'nur' reden. Als meine Cousine im Sterben lag, dachte ich (nein, natürlich dachte ich es nicht; mein verrückter Anteil befürchtete es), der Krebs sei ansteckend, schon alleine dadurch, dass ich die Straße, in der meine Cousine wohnte, mit dem Rad überquere. Also wirklich jenseits dessen, was mit dem Verstand zugänglich ist. Ich hab ihm das natürlich erzählt, und er hat es auch 'angenommen', hat mich nicht als Klein-Doofie dargestellt, hat auch gefühlt, dass ich gelitten habe wie Sau. Aber er konnte letztlich nichts machen, außer mir am Ende lächelnd zu sagen, dass meine Befürchtung irreal sei. An dieser Stelle wüsste ich nicht, wie ich weiterkommen sollte, denn mein Verstand weiß doch, was los ist. Ich muss das einfach noch mal durchmachen, das Gefühl, mutterseelenallein zu sein - und dann soll er da sein und das mit mir aushalten. So würde ich mir das wünschen. Reden alleine nützt mir nicht so viel. Ich muss fühlen.

Vielleicht wäre das noch mal was anderes, wenn er hier wäre, wenn ich solche Panik hab. Dann könnte ich dem vielleicht auch leichter nachgehen. Aber das geht natürlich nicht, dass er hier zu Untersuchungszwecken bei mir einzieht. Schade, eigentlich.


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leberblümchen
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 20:51

Kannst du deine Mutter fragen?
Leider nur so halb.

Einmal hat sie mir gesagt, dass das damals so üblich war, dass man Babys tagsüber im Laufstall ließ, während man arbeiten war (wir haben mal eine Sendung gesehen aus den 70ern, wo das so gehandhabt wurde).

Und dann wollte ich sie später mal unauffällig darauf ansprechen (bloß keine Vorwürfe machen!), und da sagte sie: "Nein, so ein Quatsch! Ich hätte dich doch niemals alleine gelassen!"

Hm. Aber es könnte ja sein, dass mein toller Vater immer mal den Auftrag hatte, auf mich aufzupassen (meine Mutter war berufstätig; er selbst war, glaub ich, öfter mal kurze Zeit arbeitslos und so eine Art 'Taugenichts' der Familie). Und dass er mich öfter als das eine mir bekannte Mal alleine gelassen hat.

Dann war ich auch manchmal bei meinen Cousinen, die damals noch Kinder waren. Einmal wäre ich fast gestorben beim Aus-dem-Fenster-Fallen, aber meine Cousine hat mich im letzten Moment an meiner Hose nach oben gezogen; ich hing wohl schon kopfüber aus dem dritten Stock. Komischerweise bekomme ich gerade jetzt zum ersten Mal einen Schreck, wenn ich daran denke. Die Story selbst hab ich schon 100x gehört... Mein Therapeut meinte aber, das sei wohl eher für meine Cousine traumatisch gewesen und nicht so sehr für mich. Kann ich nicht beurteilen, natürlich. Aber vielleicht gab es öfter solche Momente, weil meine Cousinen halt auch nicht ganz ohne waren und so eine leicht sadistische Ader hatten - die mochten noch nie Kinder. Aber das sind alles so Anekdoten, wie sie ja jeder erlebt.

Ein weiteres Trauma, wenn man so will, hatte ich mit sechs, als ich mir den Oberschenkelhals gebrochen hab und stundenlang alleine in so eine Abstellkammer warten musste, bis sich mal jemand bequemt hat, meinem Gejammer ("Stell dich nicht so an!") nachzugehen. Ich lag dann drei Monate im Krankenhaus - aber auch da war ich ja nicht alleine. Abgesehen von den zwei OPs und der Tatsache, dass man mich angelogen hat, als man mir versicherte, es sei kein weiterer Eingriff nötig, war es O.K. dort. Ich weinte, als ich nach Hause durfte.

Auch da sagt mein Therapeut, dass das sozusagen 'zu spät' war und dass eigentlich - in meinen Worten - das Wesentliche schon gelaufen war. Das Schlimme sei die Tatsache gewesen, dass es halt niemanden gab, der mich aufgefangen oder gehalten hätte.

Ansonsten hält sich meine Mutter total bedeckt, was meine früheste Zeit betrifft.


montagne
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 21:06

Übers Reden kommt man aber doch ins Fühlen, oder nicht?
Manchmal mit einem großen Knall und A-Ha-Effekt, manchmal Schritt für Schritt.
Erstmal beruhigen ist in meinem Augen ein guter erster Schritt, damit im Hirn und vor allem im Gefühl irgendwas anderes Platz hat. Wenn man nach dem beruhigen aufhört, bleibt es beim ersten Schritt. Vielleicht ist es so okay, das Tempo der Selle kann man nicht beschleunigen, später kommt mehr.

Ich habe übrigens mal meine Therapeutin in so einer totalen Angstattacke angerufen. Es beruhigt eben erstmal und das an sich hat sicher schon heilsame Effekte. Dennoch, denke ich mir, hilft es drüber zu reden, statt darüber im eigenen Saft zu schmoren. Du weist nicht, was du nicht weist. Du kannst nicht vorher sagen, was passieren wird, wenn du weiter mit deinem Therapeuten drüber sprichst. Das ist doch der ganze Sinn (okay der halbe) von Therapie, oder? Das Neue, das Unbekannte finden, was einen weiterbringt, dadurch das sich jemand anderes noch drauf einlässt und seins dazu gibt, man also mehr hat, als nur das eigene.
amor fati


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leberblümchen
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 21:17

Ich überlege gerade, ob ich durch das Reden ins Fühlen komme. Ja, oft schon. Aber ich glaube, das ist in Situationen, die mir einfach näher, greifbarer sind. Das, was ich erinnere, z.B. das Verhalten meiner Mutter mir gegenüber aus der Zeit, an die ich Erinnerungen habe. Darüber rede ich, und dann laufen die Tränen und wir tauchen beide ein in das Gefühl.

Aber hier hab ich ja nun das Problem, dass da nichts ist, worüber ich reden könnte. Oder es ist auf einer anderen Ebene. Einfach abstrakter, vielleicht. Das klingt gut, dass du sie angerufen hast, als du diese Attacke hattest! Das müsste dann zeitlich passen, dann würd ich mich bestimmt auch trauen. Aber jetzt gerade hat er Urlaub - und das krieg ich nicht hin und ich würde es nie wollen, ihn dann anzurufen, selbst wenn er nicht verreist wäre. Und neulich war es um Mitternacht. Und sonst, wenn ich gerade mal um die Kinder Angst hab, dann sind das ja immer nur die fünf oder zehn Minuten, um die sie sich eben verspäten. Klingt völlig harmlos, aber es ist der Horror. Vielleicht müsste ich sie mal zu 11.50 'bestellen' (und sie dann bitten, sich mal zu verspäten...) - dann hätte ich die Gelegenheit, ihn anzurufen.

Aber es ist gut, dass du das erwähnt hast, denn so kommen mir gleich die Situationen in den Sinn, als er ans Telefon ging oder er mich zurückrief. Das ist immer sehr, sehr angenehm und beruhigend gewesen. Vielleicht könnte ich mir vorstellen, wie er am Telefon reagieren würde? Einfach nur mit seiner lieben Stimme?

Aber ansonsten ist der Zug in der folgenden Therapiestunde ja schon immer abgefahren. Ich krieg da keinen Zugang zu diesem Verlassenheitsgefühl. Ich kann alles abrufen: Eifersucht, Beschämung, Ausgegrenztsein, Neid, Liebe, Sehnsucht, Trauer, Wut - aber dieses eine Gefühl bekomme ich nicht zu packen.

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candle.
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Beitrag Sa., 28.12.2013, 23:00

leberblümchen hat geschrieben: Einmal hat sie mir gesagt, dass das damals so üblich war, dass man Babys tagsüber im Laufstall ließ, während man arbeiten war (wir haben mal eine Sendung gesehen aus den 70ern, wo das so gehandhabt wurde).
Oh echt? Interessant!
Meine Mutter war ja Zuhause, aber es gab da diesen "Hoppser", den ich erinnere, der so am Türrahmen oder so befestigt wurde.

Das, was mir ein Therapeut erzählt hatte für diese Zeitspanne, dass Schläge und Einsperren halt gängige Erziehungsmethoden waren. Dazu habe ich mich dann dort auch nicht mehr geäußert und kommt mir heute noch seltsam vor, wenn ich mich darüber beklagen wollte.
leberblümchen hat geschrieben: Ich krieg da keinen Zugang zu diesem Verlassenheitsgefühl. Ich kann alles abrufen: Eifersucht, Beschämung, Ausgegrenztsein, Neid, Liebe, Sehnsucht, Trauer, Wut - aber dieses eine Gefühl bekomme ich nicht zu packen.
Wenn du nicht herankommst, dann ist es möglicherweise einfach noch nicht dran. Geht mir nicht anders. Es kommt dann einfach irgendwann massiv hoch. Und da vermute ich auch, dass die Hypnose da nicht helfen wird, falls du es dir so gedacht hast.

Du kannst höchstens versuchen, wenn die Angst da ist, direkt in der kommenden Stunde das Thema mitzunehmen. So mache ich das auch sehr oft an der aktuellen Situation bzw. es wird oft ein zeitnahes Ereignis abgerufen um an das Gefühl heranzukommen.

Aber das ist eben aus der Traumatherapie bei mir. Ich bin mir da noch nicht so sicher, ob ich das mit Analyse zusammenbringen kann oder ob die Therapien doch zu verschieden sind?

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Ulrich
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Beitrag Sa., 04.01.2014, 14:28

leberblümchen hat geschrieben: Ich will 'reisen' mit der Hypnose. Geht das? Oder fällt das unter 'Das Gruselkabinett der Anfänge der Psychoanalyse'?
Das geht nur, wenn man in frühere Leben zurückreisen will, wenn überhaupt. Das Problem mit Hypnose ist, dass der Hypnotiseur dem Patient einsuggeriert, dass da was gewesen sein muss, z.B. frühere Inkarnationen, oder belastende Kindheitserlebnisse.

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stern
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Beitrag Sa., 04.01.2014, 14:43

leberblümchen hat geschrieben:Ich hab mal gelesen, dass es besser ist, sich selbst zu erinnern, anstatt sich hypnotisieren zu lassen - aber wie soll das gehen, wenn das fragliche Ereignis im Kleinstkindalter zu suchen ist?

Vielleicht geht das auch im Rahmen der Tiefenregression, dass plötzlich ganz frühe Dinge 'erscheinen' - ist Hypnose nicht sowieso etwas Ähnliches?
Och, auftauchen kann manches, allerdings ist dann die Frage, wie verlässlich das ist. Es ist es i.d.R. nicht. Auch Herr Fellner hatte sich mal dazu geäußert (als soweit ich weiß, auch Hypnotherapeut):
viewtopic.php?f=20&t=17534&p=316058&hilit=Hypnotherapie#p316058
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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leberblümchen
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Beitrag Sa., 04.01.2014, 15:34

Ich hab inzwischen wertvolle Hinweise per PN bekommen, die mich darin bestärkt haben, ihn zumindest darauf anzusprechen - zwingen kann ich ihn ja nicht , und ich bin ja auch ziemlich empfindlich und nicht gerade das Musterbeispiel an Stabilität.

Aber das kann er sicher gut einschätzen, ob das etwas bringen würde.

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stern
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Beitrag Sa., 04.01.2014, 15:58

Sicherlich kannst du nur ihn selbst ansprechen, wenn er derjenige sein soll, der das durchühren soll.

Ändert aber nichts daran, dass Kenntnisstand ist, dass bei derartigem Vorgehen konstruiertes Material auftauchen kann (schon bereits aufgrund der Tatsache, dass man sich ja etwas davon verspricht... aber auch aus weiteren Gründen). Ist einfach so... und soweit ich (als natürlich Laie) weiß, ist diese Einschränkung im Hinterkopf zu behalten (ebenso wie Implikationen aus dem Lebensalter) Wird er mglw. etwas dazu sagen.

Aber so oder so sollte ein Therapeut mMn in der Lage sein, Hypthesen aufzustellen, die derartige Gefühle "erklären" könnten. Kommt ja verschiedenes in Betracht.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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