Krise familienbedingt?

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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Miss_Understood
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Beitrag So., 25.08.2013, 21:47

StefanM hat geschrieben:
Miss_Understood hat geschrieben:Hingabe. Und Demut. Altmodische Vokabeln, vielleicht aber das, was du meinst. Und wie ich diese Haltung bezeichnen würde. Diffizil wird das allerdings allemale bei Krankheiten, die vielleicht (oder auch nicht, wer weiß das) einen psychosomatischen Anteil haben.
Eben (siehe Posting an (V)). Demut ist das richtige Konzept, wenn sie echt ist (und nicht, wenn einer demütig ist, weil er heimlich denkt, damit leidet er dann doch weniger, und deswegen sei das eine kluge Taktik). Und das wiederum bedeutet, dass man nicht quasi per ordre du mufti beschließen kann: ab jetzt bin ich demütig. Man ist es wirklich, oder ist es nicht.
"Father, into your hands I command my spirit" (höre gerade Jesus Christ Superstar, sorry ) ... da komme ich nicht umhin wieder den Bogen zu schlagen zu den Menschen, die glauben. Und ich als Weißnichtworanichglaubensollende beneide dann so einer Stelle manchmal die Glaubenden, die in Demut ein Vorbild haben, welches es ihnen erleichtert.

Wobei - ich langsam, sehr langsam wirklich lerne, ach was, spüre, ja spüre, dass sowas wie ein regelmässiges Achtsamkeitstraining dafür womöglich ganz gut hergenommen werden kann anstatt.

Es bewegt, berührt und ja erschreckt mich, was du kurz anreisst über die Auseinandersetzung mit (deiner) Krankheit. Ich kann mir, auch wenn ich ja selbst damit hadere zuweilen, keine Krankheit vorstellen, die einem entsagt der Liebe wert zu sein. Das finde ich schlimm so zu lesen. Bitte prüfe das doch mal auf den Realitätsgehalt. Ist das wirklich wahr? (Womit ich bei der ersten Frage nach Byron Katies Work wäre - kennste?)

Wenngleich ich schon glaube, dass es welche gibt, die Liebeswahrscheinlichkeit bzw. insbesondere spontane Verliebtheiten unwahrscheinlicher werden lassen; damit bin ich ja auch gezwungen mich auseinanderzusetzen. Und wenn sowas dann auch noch eine genetische Komponente HAT, wie schnell ist man dann beihand zu fluchen und zu hadern auf die Familie bzw. den Krankheitsvererber oder so? Nützt alles nur nüscht. Gar nüscht.
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Vincent
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Beitrag So., 25.08.2013, 22:31

StefanM hat geschrieben:Dies nur mal als Beispiel, weil vincent so optimistisch war mit Hinsehen, Analysieren u.ä. Nützt mir im Moment nichts, und ich glaube eben vielen anderen, die ganz tief drinsitzen, auch nicht.
Ich hätte auch fragen können: Wie oft muss ein Kind auf die heiße Herdplatte fassen, bis es versteht?!? Kindern tut das nämlich wirklich noch weh. Sie erschrecken, und sie tun es daher nicht wieder. Doch wie viele 'Erwachsene' verbrennen sich immer wieder aufs Neue die Finger? Und dennoch lernen sie nicht. Viele tun es, weil sie sonst nichts fühlen, und dann aber wenigstens den Schmerz. Andere wiederum tun es, weil sie gar zu dumm sind. Und dann tun es auch noch die, die zu schlau sind, aber leider irgendwie resigniert haben.

Im Übrigen ist das Hinsehen und Analysieren des Selbst (aus der Depression heraus) auch kein rein rationaler Prozess. Zumindest mir gingen dadurch auch tiefe Einsichten und Gewissheiten ein, die ich zuvor schlicht nicht hatte. Nein, zuvor war ich wenig 'echt' demütig. Das zu sein habe ich zumindest durch meine Familie nicht gelernt.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


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Beitrag So., 25.08.2013, 22:39

StefanM hat geschrieben:Letztendlich geht es tatsächlich darum, das, was da in einem angelegt ist, "auszuhalten" (mir fällt leider gerade kein besseres Wort ein).
Verstehe schon, wie du es meinst.

Ich sag mal so: Auszuhalten gilt es nicht, das, was in einem 'angelegt' ist, sondern auszuhalten gilt es, seine Haltung zu dem, was da in einem angelegt ist. Das 'Angelegte' bleibt ein und dasselbe. Aber jeder bekommt mehr als genügend Gelegenheiten, dieses anders zu bewerten.
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StefanM
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Beitrag Mo., 26.08.2013, 05:36

Hi Miss,

danke für Dein einfühlsames Posting.
Miss_Understood hat geschrieben:"Father, into your hands I command my spirit" (höre gerade Jesus Christ Superstar, sorry ) ... da komme ich nicht umhin wieder den Bogen zu schlagen zu den Menschen, die glauben. Und ich als Weißnichtworanichglaubensollende beneide dann so einer Stelle manchmal die Glaubenden, die in Demut ein Vorbild haben, welches es ihnen erleichtert.
Da kann ich Dir nur recht geben. Leider hab ich ebenfalls meine Schwierigkeiten, an diesen Gott zu glauben. Nicht nur, wenn ich auf mein eigenes Leben schaue, sondern etwa auch geschichtlich auf das ganze 20. Jahrhundert. Etwa so: wenn es diesen Gott gibt, dann ist er auch sehr böse.
Wobei - ich langsam, sehr langsam wirklich lerne, ach was, spüre, ja spüre, dass sowas wie ein regelmässiges Achtsamkeitstraining dafür womöglich ganz gut hergenommen werden kann anstatt.
Du wirst lachen, ich war bei einem Achtsamkeitstraining. War aber innerlich so zerwühlt, dass es nichts gebracht hat.
Es bewegt, berührt und ja erschreckt mich, was du kurz anreisst über die Auseinandersetzung mit (deiner) Krankheit. Ich kann mir, auch wenn ich ja selbst damit hadere zuweilen, keine Krankheit vorstellen, die einem entsagt der Liebe wert zu sein. Das finde ich schlimm so zu lesen. Bitte prüfe das doch mal auf den Realitätsgehalt. Ist das wirklich wahr? (Womit ich bei der ersten Frage nach Byron Katies Work wäre - kennste?)

Wenngleich ich schon glaube, dass es welche gibt, die Liebeswahrscheinlichkeit bzw. insbesondere spontane Verliebtheiten unwahrscheinlicher werden lassen; damit bin ich ja auch gezwungen mich auseinanderzusetzen. Und wenn sowas dann auch noch eine genetische Komponente HAT, wie schnell ist man dann beihand zu fluchen und zu hadern auf die Familie bzw. den Krankheitsvererber oder so? Nützt alles nur nüscht. Gar nüscht.
Ich würde mal so sagen: die dauerhafte wirkliche im ersten Absatz zitierte Liebe (einer Frau, meine ich jetzt) setzt die "Liebeswahrscheinlichkeit des spontanen Verliebens" (zweiter Abschnitt) voraus. Und da stellt diese Krankheit schon einen gewissen Makel dar. Die sensible Stelle, die das berührt, lässt sich weder durch Analyse bearbeiten (das versuchen viele) noch durch Trost (am schlimmsten diejenigen, die meinen, es käme doch auf den Charakter an). Mir ist völlig klar, dass die Wucht, mit der diese Sache gerade mich trifft, mit Kindheitstraumen zu tun hat. Ein Doktor in der Klinik könnte mir nix anderes erzählen als das, was ich schon wüsste. Die Realität erscheint mir so: das, was man eigentlich in dem Moment bräuchte, konsequente echte emotionale Zuwendung, ohne im Moment selber geben zu müssen (das, was mir die Ex gegeben hat, mal in den Arm genommen werden, und so), kann man sich in der Situation nirgendwo kaufen, wenn die richtigen Leute nicht da sind (und bei mir sind sie nicht da).
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StefanM
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Beitrag Mo., 26.08.2013, 05:41

Vincent hat geschrieben:Ich sag mal so: Auszuhalten gilt es nicht, das, was in einem 'angelegt' ist, sondern auszuhalten gilt es, seine Haltung zu dem, was da in einem angelegt ist. Das 'Angelegte' bleibt ein und dasselbe. Aber jeder bekommt mehr als genügend Gelegenheiten, dieses anders zu bewerten.
Da werde ich mal drüber nachdenken.
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Miss_Understood
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Beitrag Mo., 26.08.2013, 23:45

Ich habe gerade nochmal dein Anfangspost gelesen. Mir fallen dazu zwei Namen ein, die sich mit dem Thema Aufstellungen einerseits und einer Schnittmenge aus Tiefenpsychologie und Kräften aus der Vergangenheit befassen. Zum einen Franz Ruppert mit "Trauma Angst und Liebe" - welches an Fallbeispielen alleine beim Lesen mich schon sehr berührende aufzeigt wie durch Aufstellen auch des Anliegens selbst Einsichten und Veränderungen angestossen werden können bzw. geschehen. Ich werde ganz bestimmt noch mehr von ihm lesen.

Zum anderen die erst kürzlich in mein Blickfeld geratene Phyllis Krystal - in deren Buch "Frei von Angst und Ablehnung: Lösung aus kollektiven Bindungen" ich nur schnell hineingelesen habe, ich mir noch keine Meinung gebildet habe, inwieweit deren eigene Methode hilfreich ist. Sie selbst ist Jungsche Psychoanalytikerin, aber eben auch tiefer in buddhistische Philosophien eingetaucht. Klingt sehr interessant. An dieser Stelle taucht eben auch das Schlagwort 'Höheres SELBST' auf.

Dann hast du ja noch die Frage gestellt: mit den betreffenden (Familienmitgliedern?) drüber reden? Meine Erfahrungen dabei sind eher schlecht. Ich habe erlebt, dass ich einfach nicht davon ausgehen konnte, dass sie sich auf dem gleichen Level damit befasst haben. Bestenfalls also auf ziemliches Nicht-Verstehen stieß. Nicht Unverständnis, sondern wirklich ein großes fettes HÄ?!?!?! Oder eine gewisse Agression à la: "Jetzt hör abber ma auf mit deinem Psychogelaber!" - oder - auch nicht ohne - man HAT sich womöglich auch schon sehr tief damit befasst. Auf seine Weise. Und die Antwort wird zur Spitze, zum Geschoss mit Widerhaken, ins Fleisch gestossen, drei Mal umgedreht und wieder herausgerissen - genau wissend, eben weil man sich ja gut kennt, wo es weh tut. So dass meinerseits mehrfache Versuche der wieder-annäherungen auf diese Weise gescheitert sind. So dass ICH für mich gelernt habe: diese Wege muss jeder, wenn er will, für sich gehen. Wenn dabei ein Ergebnis für den einzelnen herauskommt, was da heisst: "DU (also ICH) bist schuld." - jetzt etwas flach ausgedrückt - dann möchte ich das tatsächlich SO nicht annehmen. Nicht tragen. Das Fatale ist, dass es so oder so Energie kostet. Ob konfrontative Auseinandersetzung oder mehr oder weniger implizite Schuldzuweisung oder das versuchsweise annehmen dessen ("Ich BIN dann mal schuld."). Der Umgang in meiner Familie, so unterschiedlich er ist zu den Mitgliedern, so nah, dass ich neuerliche Versuche starten würde über dies oder das zu reden ist er nicht und wird er wenn überhaupt mal in weiter Ferne mit meiner Mutter sein. Vielleicht ein wenig weniger oberflächerlicher, wenn es mal absehbar dem Tod entgegen geht, aber noch sind meine Eltern sehr fit. Ich habe auch einfach nicht die Kraft das was solche Gespräche aufwühlen zu wuppen. Ich lasse es dann lieber. Der Preis ist mir zu hoch. Das Gesamtrisiko und ob dann dabei mehr Verständnis, mehr nährende Nähe dabei herauskäme ist anbetrachts dessen wie es in der Vergangenheit war auch eher unwahrscheinlich.
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StefanM
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Beitrag Di., 27.08.2013, 19:04

Miss_Understood hat geschrieben:Dann hast du ja noch die Frage gestellt: mit den betreffenden (Familienmitgliedern?) drüber reden? Meine Erfahrungen dabei sind eher schlecht. Ich habe erlebt, dass ich einfach nicht davon ausgehen konnte, dass sie sich auf dem gleichen Level damit befasst haben. Bestenfalls also auf ziemliches Nicht-Verstehen stieß. Nicht Unverständnis, sondern wirklich ein großes fettes HÄ?!?!?! Oder eine gewisse Agression à la: "Jetzt hör abber ma auf mit deinem Psychogelaber!" - oder - auch nicht ohne - man HAT sich womöglich auch schon sehr tief damit befasst. Auf seine Weise. Und die Antwort wird zur Spitze, zum Geschoss mit Widerhaken, ins Fleisch gestossen, drei Mal umgedreht und wieder herausgerissen - genau wissend, eben weil man sich ja gut kennt, wo es weh tut. So dass meinerseits mehrfache Versuche der wieder-annäherungen auf diese Weise gescheitert sind. So dass ICH für mich gelernt habe: diese Wege muss jeder, wenn er will, für sich gehen.
An genau dem Punkt bin ich auch hin- und hergerissen (daher auch die Frage). Ist es in Ordnung, andere Familienmitglieder im Erwachsenenstatus mit so etwas zu konfrontieren, wenn diese nunmal einfach nicht aufarbeiten "wollen" (ich meine, dass dann die Gegenwehr kommt, ist ja sowieso klar - "Mauern" - aber meine Frage ist dem eigentlich vorgelagert: ist es legitim, auf die Auseinandersetzung zu insistieren)? Man könnte auch die These vertreten: jeder ist erstmal für sich selbst verantwortlich, auch, inwieweit er irgendwelche Sachen aufarbeiten will. Andererseits kann zwangsweise Konfrontation natürlich auch Themen offen zu Tage bringen, die vorher sowieso sozusagen als "Elefant" im Raum standen und die Familienstruktur als unausgesprochen noch viel mehr belasteten.

Schwierig.
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Miss_Understood
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Beitrag Mi., 28.08.2013, 00:30

In meiner Familie gab es einen enormen Aufruhr - und drei sehr große Streits, aus jeweils unterschiedlichen Anlässen, die aber letztendlich doch - teils versuchsweise - die Basisstruktur des Misstrauens offenlegten und zur Sprache brachten - von MIR zweimal und einmal durch mich indirekt - und es hat zwar irgendwie was bewegt, verändert - aber ob das wirklich zum Positiven hin war, kann ich immer noch nicht sagen. Doch vielleicht hat es das Verhältnis von mir zu meiner Mutter etwas verbessert. Dafür das zu meiner Schwester extrem verschlechtert. Und das zu meinem Vater ... nach einer kurzen überraschenden Verbesserung nach Streit zwo sind wir inzwischen Jahre später in einem zwar weitaus weniger streitenden jedoch extrem schweigenden Stadium. Besser? Tjanu. Ich weiß nicht mal ob das noch Weiterentwicklungspotential hat. Ich weiß nicht mal mehr ob ich das will. Keine Ahnung, ob sich das ändert wenn er mal auf dem Sterbebett liegt?

Ich glaube, wenn einer den Elefanten einfach nicht bemerkt und ihn nicht einschränkt (ich bin mir nicht sicher, ich wünschte manchmal er würde bloss so tun, als bemerke er ihn nicht, den Un-Kontakt, den fehlenden Raum für Kontakt) dann nützt es gar nichts ihn darauf hinzuweisen. Dann läufst du sogar noch Gefahr selber als Lügner oder Spalter dargestellt zu werden. Im Besten Fall 'Psycholaberer'.

Kann man mal ausprobieren. Ist es dir das wert? Was willst du denn damit erreichen?
Und was passiert, wenn das nicht gelingt?
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StefanM
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Beitrag Mi., 28.08.2013, 16:34

Miss_Understood hat geschrieben:Ich glaube, wenn einer den Elefanten einfach nicht bemerkt und ihn nicht einschränkt (ich bin mir nicht sicher, ich wünschte manchmal er würde bloss so tun, als bemerke er ihn nicht, den Un-Kontakt, den fehlenden Raum für Kontakt) dann nützt es gar nichts ihn darauf hinzuweisen. Dann läufst du sogar noch Gefahr selber als Lügner oder Spalter dargestellt zu werden. Im Besten Fall 'Psycholaberer'. Kann man mal ausprobieren. Ist es dir das wert? Was willst du denn damit erreichen? Und was passiert, wenn das nicht gelingt?
Ich bin da tatsächlich sehr zwiegespalten. Auslöser meiner Krise waren ja letztlich gesundheitliche Gründe. Die Tendenz in der modernen Psychologie, da eine Verbindungslinie zu familiär-psychologischen Entwicklungen zu ziehen, ist zwar groß, aber wissen wir das wirklich?

Ich meine mich zu erinnern, auch bei Dir mal gelesen zu haben, dass es Dir im Kern um ein gesundheitliches Problem ging, und Du von dort aus quasi losgezogen bist, und versucht hast, es auch psychologisch zu bearbeiten. Und genau da muss man glaube ich aufpassen, sobald man die Familie einbezieht. Weil man ja tief in sich einen Groll aus anderen Ursachen hegt, den man dann leicht auf die Familie und ihre Geschichte bzw. vermeintliche oder wirkliche Fehlentwicklung projiziert, weil einem das psychologische Interpretationen zwar so nahelegen. Andererseits das eigentliche Problem auf diese Art möglicherweise nicht gelöst werden kann, was auch eine familiäre Auflösung in der eigenen Psyche dann verunmöglicht.

Etwas kompliziert formuliert, verstehst Du was ich meine?
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Miss_Understood
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Beitrag Mi., 28.08.2013, 17:10

StefanM hat geschrieben: Ich meine mich zu erinnern, auch bei Dir mal gelesen zu haben, dass es Dir im Kern um ein gesundheitliches Problem ging, und Du von dort aus quasi losgezogen bist, und versucht hast, es auch psychologisch zu bearbeiten.
Also ich bin da eher 'ergebnisoffen' losgegangen bei meiner ersten richtigen Therapie. Ich litt (und leide immer noch) unter der Krankheit (inzwischen Mehrzahl - beide erbliche disposition.) Und jene Therapeutin (bezeichnenderweise ja inzwischen Psychoanalytikerin) hatte da einen sehr sehr drängenden Blick auf das psycho- im psycho-somtischen. Im Nachhinein hat sie mich in eine fatale Schuldspirale geführt, mit der ich mich jahrelang selber belastet habe. Nachdem es zunächst - und das wiederum sehr sinnvoll von ihr war mit mir meine Schuldzuweisung an meinen Vater aufzuarbeiten. Ja, ih gab ihm zumindest einen Teil davon und das waren auch Wurzeln unserer Konflikte. Aber eben nur ein Teil. Also der Nebeneffekt war durchaus teilweise hilfreich. Aber die Basis stimmte auch da nicht so wirklich.

StefanM hat geschrieben:Und genau da muss man glaube ich aufpassen, sobald man die Familie einbezieht. Weil man ja tief in sich einen Groll aus anderen Ursachen hegt, den man dann leicht auf die Familie und ihre Geschichte bzw. vermeintliche oder wirkliche Fehlentwicklung projiziert, weil einem das psychologische Interpretationen zwar so nahelegen. Andererseits das eigentliche Problem auf diese Art möglicherweise nicht gelöst werden kann, was auch eine familiäre Auflösung in der eigenen Psyche dann verunmöglicht.

Etwas kompliziert formuliert, verstehst Du was ich meine?
Was IST denn das eigentliche Problem? Ich glaub da ist erst mal anzusetzen.
Wobei, ich merke gerade mit solchen Feststellungen und Fragen wie ich sie grad ansetze, kann man sich schon wieder so schnell im denken, in der Analyse verlieren. Ich glaube (oder denke ich das?) einfach mal mit einem solchen Arbeitskonstrukt loszustarten therapeutisch macht schon auch Sinn.

Besser als nichts tun.

Muss ich jedes einzelne Fitzelchen an Groll haargenau identifizieren bevor es mir (irgendwie) gelingt es aufzulösen? Ist Verstrickung wirklich ein Knoten aus Einzelfäden? da liegt Staub rum, ich muss mal wieder Seelenputzen. Tu ich vor dem Staubwischen wirklich ein Vergrößerungsglas auf den Staub halten - wird es davon nachher sauberer? Werde ich dabei schneller fertig? Geht es ums schneller? Schiefes Bild? Welches Bild über eine Lösungsmethode brauche ich? Ist es überhaupt ein Bild, eine Metapher? Ist es nicht vielleicht einfach bloss hinlegen und - *hust - loslassen? Simpel, einfach - und doch so so schwer?

das ist es, was mich aktuell beschäftigt.

Keine Ahnung ob das nicht grad an deinem Wunsch nach näherer Analyse haarscharf vorbeigeht. Trotzdem danke für das Thema.
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StefanM
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Beitrag Mi., 28.08.2013, 20:28

Miss_Understood hat geschrieben:Also ich bin da eher 'ergebnisoffen' losgegangen bei meiner ersten richtigen Therapie. Ich litt (und leide immer noch) unter der Krankheit (inzwischen Mehrzahl - beide erbliche disposition.) Und jene Therapeutin (bezeichnenderweise ja inzwischen Psychoanalytikerin) hatte da einen sehr sehr drängenden Blick auf das psycho- im psycho-somtischen. Im Nachhinein hat sie mich in eine fatale Schuldspirale geführt, mit der ich mich jahrelang selber belastet habe. Nachdem es zunächst - und das wiederum sehr sinnvoll von ihr war mit mir meine Schuldzuweisung an meinen Vater aufzuarbeiten. Ja, ih gab ihm zumindest einen Teil davon und das waren auch Wurzeln unserer Konflikte. Aber eben nur ein Teil. Also der Nebeneffekt war durchaus teilweise hilfreich. Aber die Basis stimmte auch da nicht so wirklich.
Verstehe! Genau da sehe ich auch die Gefahr. Ich glaube, unsere "Verstrickungen", die wir mit uns tragen, und die sich u.a. in Krankheiten zeigen können (dort auf die wohl fürchterlichste Weise), gehen nicht ausschließlich auf unsere Eltern zurück. Schicksal hat auch andere Gründe. So wie Du es schreibst, hat Dich Deine Analytikerin da echt auf ein falsches Gleis gesetzt.

Bei mir in der Familie ist der Mechanismus ein bisschen ein anderer: wenn ich aus irgendeinem Grund depressiv werde, gehts auch der ganzen Familie schlecht. Aber wohl aus einem diffusen Schuldgefühl heraus, und deswegen, weil ich glaube ich in besonderer Weise die "Verkorkstheit" der Familienstruktur symbolisiere (u.a. Depressivität bei scheinbar äußerem Erfolg). Das ist jetzt leider wieder, nachdem es mir viele Jahre relativ gut ging, wieder passiert. Hätte man mit der Familie überhaupt nicht über den Zustand kommunizieren sollen? Wär vielleicht besser gewesen.
Ich glaube (oder denke ich das?) einfach mal mit einem solchen Arbeitskonstrukt loszustarten therapeutisch macht schon auch Sinn.

Besser als nichts tun.

Muss ich jedes einzelne Fitzelchen an Groll haargenau identifizieren bevor es mir (irgendwie) gelingt es aufzulösen? (...)

das ist es, was mich aktuell beschäftigt.


Das ist glaube ich locker drin, "einfach mal loszulegen", ohne erstmal schon zu genau zu sein, soweit es eine Therapie oder ein Familienstellen anlangt. Wenn man seine Familie dagegen konfrontiert, sollte man sich vorher glaube ich schon sehr genau überlegen, mit welchen Vorwürfen man kommt, wie man sich formuliert etc. Das meinte ich.
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Beitrag Mi., 28.08.2013, 21:18

Ich glaube, unsere "Verstrickungen", die wir mit uns tragen, und die sich u.a. in Krankheiten zeigen können (dort auf die wohl fürchterlichste Weise), gehen nicht ausschließlich auf unsere Eltern zurück. Schicksal hat auch andere Gründe.
Ich glaube, wenn man schon Krankheiten spirituell oder psychologisch deuten möchte, macht man oft den entscheidenden Fehler, sie als "STRAFE" oder "FEHLER" zu betrachten. Ja, ich schätze, genau hier ist es Übels Wurzel.
Es heißt, man soll lernen, den Körper zu lieben und zwar samt seinen Makeln und Krankheiten, doch die Frage, wie das gehen soll, bleibt unbeantwortet. Denn bitte was könne denn schon AN SO ETWAS JEMALS liebenswert oder positiv sein? Wie denn bloß? Unmöglich!!!
Man muss wohl lernen, den Körper als Freund zu sehen, als jemand, der einem auch UNBEQUEME Lektionen stellt. Auch körperliche Krankheiten sollte man ähnlich wie eine Depression als "heilsame Krise" begreifen lernen. Zumindest in der Theorie, ich tue mich ja auch noch schwer.

Ich denke fernerhin, dass man bei den Deutungsversuchen gar nicht so abstrakt denken muss.
Zum Beispiel optische Mängel deuten wohl darauf hin, dass man in diesem Leben lernen soll, nicht so viel Wert auf Oberflächlichkeit zu legen, und was ANDERE von einem halten. Oder in meinem Fall: meine Kleinheit, die mich immer wieder dazu zwinge, andere um Hilfe zu bitten oder meine kaputten Knie, wo ich doch von jeher Probleme hatte und haben werde "mit beiden Beinen fest im Leben zu stehen". Natürlich kann man genetische angelegte Krankheiten oder auch andere Gebrechen NICHT durch das richtige Denken ungeschehen machen. Das besagt schon der gesunde Menschenverstand. Also kann man gar nichts machen? Doch! Zwar wird das Leiden durch die Akzeptanz und nicht unbedingt auf messbarer, medizinischer Ebene besser, aber erstens fallen die Begleitsymptome weg, wie z.B. Negativ-Spirale die zu Depressionen/mangelnden Selbstwert führen, und zweitens, sind eben diese Begleitsymptome in der Regel viel, viel schlimmer als die eigentliche Erkrankung. Man würde (drittens) feststellen, dass es zwar immer noch ein Problem bleibt, vermutlich immer bleiben wird, aber dass es sich in der Gewichtung verändert. Es beeinflusst den Selbstwert z.B. nicht mehr zu 90%, sondern macht nur 10% aus. Weil es, - was immer es auch ist - , ohnehin nur EIN TEIL unseren Gesamtkonzept "ICH" ist, und in der Not neigt man dazu, sich viel zu sehr mit den "fehlerhaften Anteilen" zu identifizieren.

Wie dem auch sei, geht einfach mal davon aus... - und sei es nur Probehalber - ... dass euch weder Körper noch Schicksal noch Ahnenkarma mit Krankheiten bestrafen wolle, sei es psychisch oder physisch. Sondern dass Krankheiten Freunde sind, die einem helfen wollen, eine bestimmte Lektion zu verstehen und/oder mit Recht zum Innehalten zwingen. Ich tue mich natürlich selbst noch äußerst schwer damit, aber ich denke, das ist die Marschrichtung.

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Fouché
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Beitrag Do., 29.08.2013, 06:26

Ich hab da mal eine Zwischenfrage (zu dem sehr interessanten Thread):
"Krankheit" gemessen an welcher "Gesundheit"? Anders gesagt: "Abweichen von der Norm" gemessen an welcher "Norm"?

Wie sähe der "Idealzustand" aus? Keine familiären Konflikte, keine Krankheiten welcher Art auch immer aus welchen Gründen auch immer... Was gäbe es statt dessen?

Ich frage mich übrigens auch, ob dieser "Idealzustand" nur deswegen "ideal" wäre, weil er MEINEN Vorstellungen entspricht. Andere sehen das immer anders. Also es gibt keine Objektivität, meine ich. Für die Familie ist es ideal wenn ich sonntags lächelnd erscheine, für mich ist das aber eine Qual, ich hätte gerne was anderes.
Weiß nicht, ob ihr versteht, was ich meine.

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Ayla
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Beitrag Do., 29.08.2013, 07:47

Fouché hat geschrieben:Ich frage mich übrigens auch, ob dieser "Idealzustand" nur deswegen "ideal" wäre, weil er MEINEN Vorstellungen entspricht. Andere sehen das immer anders. Also es gibt keine Objektivität, meine ich. Für die Familie ist es ideal wenn ich sonntags lächelnd erscheine, für mich ist das aber eine Qual, ich hätte gerne was anderes.
Ging mir ebenso. Da ich jetzt aber weiß, dass meine Vorstellungen und Wünsche, Erwartungen an meine Familie zur Folge hatte, die sie nicht erfüllen konnten und das müssen sie nun auch nicht mehr. Weil ich meine kindlichen Wünsche und Sehnsüchte losgelassen habe.

Jetzt begegnen wir uns auf Smalltalk Ebene, die keine Qual mehr für mich bedeutet, ich nehme sie an, wie sie sind und sollten sie mehr wollen, wissen sie, dass ich jederzeit gesprächsbereit bin. Ich rechne aber nicht mehr damit.
Das größte Problem mit der Kommunikation ist die Illusion, sie sei gelungen
Alle großen Wahrheiten waren anfangs Blasphemien

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Miss_Understood
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Beitrag Do., 29.08.2013, 14:49

Ayla hat geschrieben: Jetzt begegnen wir uns auf Smalltalk Ebene, die keine Qual mehr für mich bedeutet, ich nehme sie an, wie sie sind und sollten sie mehr wollen, wissen sie, dass ich jederzeit gesprächsbereit bin. Ich rechne aber nicht mehr damit.
Ja, das kenne ich ähnlich. Und trotzdem, manchmal spüre ich doch schon sehr klar, dass ich da etwas vermisse. ICH spüre es. Aber zb mein Vater nicht. Er kennt es ja nicht anders. Ich habe lange gebraucht bis ich die Worte meiner Mutter dazu ("Ein Mann von 60 Jahren ändert sich nicht mehr.") wirklich wirklich wirklich kapiert habe. Ich schrieb gerade noch vor kurzem auch direkt an meine Mutter: "Wenn nur Kontakt über Kampf und Streit möglich ist, ist mir das zu anstrengend. Und da anscheinend keine andere Form möglich ist, gibts eben keinen." Und den Kampf gegen die Windmühlen einfach aufgegeben habe. Durchaus mit Traurigkeit. Oh ja. Die ist noch da. Und wo ich sonst die Sehnsucht stille weiß ich auch noch nicht. Langsam. Es in mir und um mich schön machen. Trotzdem bleibt eine Lücke.
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