Geschlossene Station -die schlimmste Zeit meines Lebens

Hier haben Sie die Möglichkeit, anderen Ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen - oder sie nach deren Erfahrungen im Kontext von klinischer Psychotherapie, Psychiatrie und Neurologie zu fragen.
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hannah_1880
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Beitrag Di., 06.12.2016, 23:06

hope_81 hat geschrieben: Mit manchen Menschen kann man tatsächlich vernünftig reden und sie dazu bewegen sich freiwillig in dieses Bett zu legen und die kooperieren dann auch und natürlich ist es für alle Beteiligten "entspannter" und weniger schlimm. Viele aber müssen mit Gewalt auf dieses Bett gelegt werden. meist werden sie mit 6 Mann niedergestreckt und das hat gar nichts mehr mit Empathie oder sonst etwas zu tun, aber da ist es dann auch so, dass man an sie gar nicht mehr herankommt. Die bekommen dann auch die Zwangsmedikation, schlafen und danach kann man dann mit ihnen arbeiten, die Situation erklären und sie beruhigen.
Mit manchen kann man vernünftig reden und sie legen sich dann freiwillig ins Bett? - Ja, sowas gibt's auch bei Vergewaltigungen. Sei still, leg dich hin, zieh dich aus, mache mit, dann passiert Dir nichts. Was macht man dann als Opfer, man ist so verzweifelt, dass man aufhört sich zu wehren und die Gewalt über sich ergehen lässt.

Oftmals sexuell traumatisierte Patienten von 6 Männern niederstrecken, aufs Bett werfen lassen und dann mit gespreizten Beinen fixieren. Da kann man wirklich stolz sein auf so einen tollen Job.

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hannah_1880
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Beitrag Di., 06.12.2016, 23:10

hope_81 hat geschrieben:Akutstationen brauchen sich ihr Klientel nicht suchen, das Klientel findet sich entweder durch die Polizei,
oder auch alleine aufgrund von Verzweiflung.
Akutstationen traumatisieren bereits traumatisierte Menschen so sehr, dass sie damit ihr eigenes Klientel produzieren.

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hannah_1880
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Beitrag Di., 06.12.2016, 23:14

hope_81 hat geschrieben: Nun, ich sitze ja nächtelang mit fixierten Personen beruflich in einem Raum. Diese Menschen sind meist hochgeradig
psychotisch und situationsverkennend.
Das ist Dein erster Beitrag zu dem Thema hier. Nachdem ein Kind geschrieben hat, wie extrem traumatisierend der Aufenthalt in der Geschlossenen war, wie sehr die dort erlebte Gewalt noch immer belastet.

Und Du fährst gleich mit den hochgradig psychotischen Patienten auf, die sich wahrscheinlich selber die Finger abnagen. Wer ist hier situationsverkennend? - Du bist es! Und wahrscheinlich könnte man es anders auch gar nicht ertragen, so einen Job auszuüben. Gewaltmissbrauch in der Psychiatrie - ne, sowas gibt's nicht. Die Patienten haben alles verdient, was ihnen angetan wird.

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hannah_1880
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Beitrag Di., 06.12.2016, 23:16

hope_81 hat geschrieben: Absolut, aber dann erkläre mir bitte, wie man mit einem gänzlich verwirrten, Menschen der absolut jeden Halt im Hier und Jetzt verlohren hat anders verfahren sollte. Erkläre mir ferner wie man anders mit einem Patienten, der Personal und andere Patienten angreift und sich selbst schadet anders verfahren sollte?
In England und den Niederlanden darf nicht fixiert werden. Man versucht zuerst, die Patienten zu beruhigen, wenn das nicht klappt, kommen sie in eine Art Gummizelle, wo sie sich nichts antun können.

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hannah_1880
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Beitrag Di., 06.12.2016, 23:21

hope_81 hat geschrieben:Denn IMMER wird ein Richter (sollte es ein Zwangsbeschluss gegeben haben) am nächsten Tag mit dem Patienten reden und diesen unabhängig beurteilen. Ist ein Mensch freiwillig untergebracht kann er jeden Tag einfach wieder gehen.
Ich sag es nochmal: Eine sexuell traumatisierte Frau von 6 Männern festhalten, auf ein Bett drücken und mit gespreizten Beinen fixieren lassen ist extrem retraumatisierend. Diese Frau wird durch diese Gewalt, der sie in einem Bett völlig wehrlos ausgeliefert ist, schwerst belastet. Am nächsten Tag wenn der Richter kommt wird sie wahrscheinlich wirklich ein Fall für die Klapse sein, vielleicht nur noch weinen, dissoziieren, durchdrehen wenn sie von jemandem angefasst wird usw.

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hannah_1880
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Beitrag Di., 06.12.2016, 23:30

Gelli hat geschrieben:ist es in vielen Kliniken üblich das dort mit Medikamenten behandelt wird,selbst wenn man diese nicht nehmen will,(keine Bereitschaft zu veränderung da ist)dann wird man unter Umständen auch gezwungen diese zu nehmen,
"wenn man das Medikament nicht nehmen will" = "keine Bereitschaft zu Veränderung"

Interessante Argumentation. Ich würde zB nie sedierende Medikamente nehmen wollen, weil ich extreme Angst davor habe, völlig ausgeliefert, wehrlos zu sein. Das in einem Zimmer mit anderen Patienten, die wegen Gott weiß was hier sind.

Ich habe auf ein Antidepressivum einmal so reagiert, dass ich kaum noch Luft bekommen habe. Deshalb würde ich auch nicht so einfach irgendwelche ADs nehmen wollen, die man mir ohne Aufklärung vor die Nase hält. Und wenn dann nur in ganz geringer Dosis.

Benzos können viele Nebenwirkungen haben. Ich habe mal welche genommen, die ich sehr gut vertragen habe und würde wenn dann diese wieder nehmen wollen. Irgendwelche, die man mir vor die Nase hält, würde ich nehmen wollen. Und ich würde auch erstmal nur eine ganz geringe Dosis nehmen wollen.

Ich fände es extrem eklig, die Tabletten schon rausgedrückt in einem Becher oder so zu bekommen. Ich würde sie lieber selber aus der Packung nehmen. Dann könnte ich sehen, welche Medikamente das sind, welche Dosis usw. Auf einer Reha habe ich erlebt, dass einem Patienten ein falsches Medikament in seine Pillenbox gegeben wurde. Die ist dann umgekippt wegen einem Krampfanfall/Frühdyskinesie oder sonst was. Jedenfalls ist sie umgekippt und hat gezuckt. Später hat sie uns gesagt, dass die ihr statt ihrem AD etwas anderes reingegeben haben.

Vielleicht habe ich von den Medikamenten auch starke Nebenwirkungen bekommen und möchte es deshalb nicht mehr nehmen.

Es gibt also viele Gründe, ein Medikament nicht nehmen zu wollen. Mit mangelnder Veränderungsbereitschaft hat das nicht unbedingt was zu tun.

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Beitrag Di., 06.12.2016, 23:35

Gelli hat geschrieben: Fixiert zu werden und etwas injeziert zu bekommen,das machen die Pfleger oder Ärzte doch nur dann,wenn man entweder am "ausrasten"ist,sich selbst gefährdent ist,oder jemanden was antuen möchte,das müßen die zum Schutz für dich und für die Mitpatienten machen,das ist zwar krass wenn man so etwas erfährt,aber es ist nichts unübliches.
Ähm, nein. Ärzte und Pfleger fixieren nicht nur bei Selbst- und Fremdgefährdung. Die Praxis sieht anders aus. Ich habe oben einen Fall geschildert und auch die TE schildert ja, dass ihr nach der 4. Fixierung gesagt wurde, dass man dabei überreagiert hat und das gar nicht gerechtfertigt war.
Gelli hat geschrieben: Dich lese ich in deinen Zeilen viel Ärger,Wut,und enorme Abwehr,aber wofor und warum?
Ich fasse es nicht, was ich da lese. Da hat jemand extreme Gewalt erfahren und ist jetzt traumatisiert und da fragt sich Gelli doch tatsächlich, woher da der Ärger, die Wut und die Abwehr kommen. Du wurdest sicher noch nie fixiert, nehme ich an, oder?
Traumata werden ausgelöst durch Situationen, in denen Menschen Gewalt erfahren, der sie hilflos ausgeliefert sind. Sowas ist der TE passiert.
Gelli hat geschrieben: Mag sein,das du in deinem jungen Alter schon schreckliches erfahren mußtes,und das sei dir echt nicht gegönnt,aber dann nehm jetzt Hilfe an wo du sie bekommen kannst,
Hilfe von Psychiatern oder Therapeuten annehmen ist schwer, wenn einem von ebensolchen Menschen so etwas angetan wurde.

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hannah_1880
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Beitrag Di., 06.12.2016, 23:39

ENA hat geschrieben:
Schlumphine hat geschrieben:Aber bei mir war einmal die Situation, dass mir nach einer Fixierung gesagt wurde, dass es nicht gerechtfertigt war und das ist aus meiner Sicht keine Hilfe!
Okay. Dann haben sie sich in gewisser Weise entschuldigt bzw. zugegeben, dass es nicht okay war. Das ist doch gut.
Ja, klar. Sie haben sich entschuldigt, also ist alles wieder super.
Wenn ich vergewaltigt werde und sich der Täter nachher entschuldigt, dann ist auch alles wieder gut.

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hannah_1880
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Beitrag Di., 06.12.2016, 23:45

hope_81 hat geschrieben:Ist ein Mensch freiwillig untergebracht kann er jeden Tag einfach wieder gehen.
Das ist eine Lüge. Bist Du erstmal in der Psychiatrie, egal ob freiwillig oder nicht, dann kannst Du nicht so einfach gehen. Es muss nur jemand "Selbst- oder Fremdgefährdung" auf ein Stück Papier schreiben, und schon ist aus der freiwilligen Unterbringung eine unfreiwillige geworden.

Hier ein Zitat aus einem anderen Thread:

"Angst, in die geschlossene Psychiatrie zu müssen
BeitragFr., 31.01.2014, 20:43
ich habe da schon erfahrungen. kurz gesagt: bin damals freiwillig rein (sollte ne woche bleiben zur entgiftung und dann auf die offene), aber als ich raus wollte, hat mich keiner gelassen. ich musste dann 11 oder 12 tage da absitzen, udn es war grauenhaft! die offene war auch nicht das nonplusultra, und als ich es nicht mehr aushielt und gehen wollte, drohte man mir, den amtsrichter zu holen und mich bis der kommt wieder auf die geschlossene zu verfrachten. -- Quelle: viewtopic.php?f=13&t=30828"

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hannah_1880
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Beitrag Mi., 07.12.2016, 00:13

hope_81 hat geschrieben: Mit manchen Menschen kann man tatsächlich vernünftig reden und sie dazu bewegen sich freiwillig in dieses Bett zu legen [...] Ich hatte aber z.B. mal eine Borderlinerin und da habe ich es dann irgendwann geschafft sie zu beruhigen und es war zum Schluss für sie okay. Aber wie gesagt es ist für alle nicht leicht.
Du hattest also mal eine Borderlinerin, die fixiert werden sollte, weil sie so aggressiv war.
Dann hast Du es geschafft, sie zu beruhigen und dann ... dann wurde sie trotzdem fixiert? Das musst Du mir bitte mal erklären, wieso sowas dann noch nötig ist.
Und hast Du sie wirklich beruhigt? Oder hat sie irgendwann aufgegeben, sich totgestellt und alles über sich ergehen lassen? Soll bei Gewaltopfern ja öfter mal vorkommen, dass sie irgendwann nicht mehr die Kraft haben, sich zu wehren und nur still daliegen und warten, bis es vorbei ist.

Und es ist für alle nicht leicht? Buhu, ich hab echt Mitleid mit Dir. Aber sei Dir sicher, für die Täter ist es weitaus leichter als für die Opfer.

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hannah_1880
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Beitrag Do., 08.12.2016, 13:16

Abschließend doch noch was:

Ich wurde vor getriggert mit weinen, zittern, schmerze, herzrasen...
Auch wenn es grundsätzlich meine Meinung ist, dass ich Fixierungen als extrem traumatisierend ablehne und es viel Missbrauch in der Psychiatrie gibt - so habe ich manches viell. zu hart formuliert.

Es gibt sicher auch sehr viele sehr anständige Menschen, die in Psychiatrien arbeiten und sehr engagiert sind. An den Rahmenbedingungen (wie fehlende Fixierungsverbote und stattdessen zB Seclusions) können auch die nichts ändern.

Missbrauch wegreden bringt aber auch nichts. Und lt. Dt. Traumagesellschaft sind 30 %der. Schizophreniediagnosen falsch, denn viele Symptome inkl. Stimmenhören sind auch bei (komplexer) PTBS häufig.

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hannah_1880
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Beitrag Do., 08.12.2016, 13:19

Sedieren wär übrigens auch eine Alternative zum Fixieren. Warum beides nötig sein soll, weiß ich nicht.

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NochEiner
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Beitrag Di., 20.06.2017, 06:16

Da hat Hanna über Tage ein Selbstgespräch mit 20 Beiträgen geführt und niemand hat ihr geantwortet.


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Di., 20.06.2017, 06:34

Vermutlich weil sie sich einen uralten Beitrag raus gesucht hat und dann auf diverse Beiträge von Usern geantwortet hat, die zum Teil schon lange nicht mehr in dem Forum aktiv sind.
Selbst wenn sie es noch wären, dann ist die gewählte Tonalität der Userin nicht gerade eine Anregung ein Gespräch zu führen.
After all this time ? Always.

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NochEiner
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Beitrag Di., 20.06.2017, 06:36

Oh, schon jemand wach und schreibaktiv. Ja, die Tonlage ist auffällig. Aber auch die Masse der Beiträge, die alle einzeln kommen, verweisen darauf, wie alles in ihr zu arbeiten scheint und stossweise heraus kommt. Eine grosse Emotionalität.
Immerhin scheint es hier reale eigene Erfahrungen zu geben.

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