Therapeutenwechsel wegen mangelnder Warmherzigkeit??
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pseudologia: Mein Therapeut würde niemals sagen, dass er mich sympathisch findet. Für mich wäre es wichtig zu wissen nach allem, was ich in der Therapie über mich preisgegeben habe, dass er mich mag.
lonely, ich habe mich schon öfter gefragt, warum ich bei Deinen Beiträgen zu meinem Thema leicht genervt werde. Bisher dachte ich, dass ich sie ein klein bisschen oberlehrerhaft finde (vielleicht weil ich Eigenschaft selbst gelegentlich an den Tag lege). Heute habe ich gemerkt, dass ich mich hilflos fühle, wenn ich sie lese, weil ich mit dieser Herangehensweise, die meiner ziemlich nahekommt, schon so oft bei ihm gegen Wände des Schweigens gelaufen bin. Deshalb wehrt sich etwas in mir dagegen, immer und immer wieder neue Ansätze zu bringen, nur um wieder Schweigen zu ernten. Was ist denn seine Aufgabe in der Therapie?
Warum er wieder (nach den drei Stunden) aufgehört hat zu sprechen, weiß ich nicht. Er sagte auf meine Nachfrage, warum er nichts dazu sage nur ironisch: "Soll ich jetzt frei assoziieren? Sollen wir Rollen tauschen?"
leberblümchen, es hat mich erschreckt, dass Du seine Frage nach dem Beziehungsabbruch genau entgegengesetzt zu mir wahrgenommen hast. Also dass meine Wahrnehmung so negativ ist. Ich war sehr wütend auf ihn wegen dieser Frage. Dazu muss ich vielleicht den Wortlaut genauer versuchen zu wiederholen: "Ich frage mich, ob Ihr Schweigen nicht bedeutet, dass Sie die Beziehung zu mir eigentlich schon längst beendet haben." Ich war so wütend, weil ich das Gefühl hatte, dass er mir damit die gesamte Verantwortung für die Beziehung zugeschoben hat. Er hat ja im Gegensatz zu mir fast immer geschwiegen. Und ich habe alles mir mögliche dafür getan, eine Basis für die Therapie zu schaffen. Als mir nichts mehr einfiel, habe ich ihm gesagt, ich weiß nicht wie die Therapie funktionieren kann. Das war ein Hilferuf, und er hat nicht darauf geantwortet.
Sein Beziehungsangebot? Wie könnte das aussehen? Dass ich alles sagen darf aber nichts sagen muss, hat er mal gesagt. Und dass alles, was er an Ideen dazu hat, auch gesagt werden muss.
Das ist doch schrecklich, wenn ihm nichts zu mir und meinen Problemen einfällt?! Ich wage gar nicht mal zu denken, dass er tatsächlich auch hilflos ist?!
Mit dem Hinsetzen hab ich mir auch schon überlegt. Ich hab es nicht gemacht, weil ich Angst davor hatte. Ich wollte nicht, dass er noch mehr von meiner Hilflosigkeit sieht, dadurch dass er mein Gesicht sehen kann. Und vielleicht hatte ich auch Angst davor, was ich in seinem Gesicht sehe oder nicht sehe. Desinteresse, Langeweile, Genervtheit oder eben vielleicht auch Hilflosigkeit oder so was wie ... Angewidertsein von meiner Schwäche ...?
Solage, ich habe mich natürlich schon in der Zeit der Therapie mit ihm weiterentwickelt, sonst wäre ich nicht so lange bei ihm geblieben. So richtig wohl gefühlt wie bei dem anderen habe ich mich nicht bei ihm, aber ich dachte, das ist doch nicht alles. Auf einer eher kognitiven Ebene konnte ich gut mit ihm arbeiten. Er hat mir bei konkreten Problemen, z.B. wie ich mit Kollegen oder Vorgesetzten in der Arbeit umgehen kann, schon auch wirklich geholfen, indem er mich darin bestärkt hat, meinen Standpunkt zu vertreten. Das waren natürlich auch wichtige Themen, weil es darum ging, meinen Arbeitsalltag zu bewältigen. Eine Zeitlang hat es auch gut funktioniert, Träume mit ihm zu analysieren, da hatte er auch gute Ideen, aber immer eher in Bezug auf aktuelle Geschehnisse, weniger auf die Grundprobleme. Aber jetzt habe ich nicht mehr das Gefühl, dass die Therapie mir hilft, jetzt wo die eher oberflächlicheren Themen so weit aus dem Weg geräumt sind, dass es nur noch um das Eingemachte geht, und da geht es nun mal bei mir vor allem um Beziehungen ...
Vielleicht ist das Vertrauen dafür einfach wirklich nicht da, obwohl ich ihm eine Menge Vertrauensvorschuss gegeben habe. Vielleicht ist es von beiden Seiten nicht da.
Ich weiß, dass die Therapie, die ich mir eigentlich wünsche, ganz anders ist, als die die ich jetzt habe. Aber ist es nicht in jeder Beziehung so, dass man nie all das bekommt, was man sich wünscht? Früher oder später wäre ich also mit jeder therapeutischen Beziehung unzufrieden, diesmal fehlt die Warmherzigkeit, das nächste mal halt was anderes. Drücke ich mich jetzt darum, das durchzuarbeiten, muss ich umso länger warten, bis ich Ergebnisse erhalte.
Vielen Dank Euch für's Da Sein! Es gibt da noch einen inneren Widerstreit und auch Widersprüche in dem, was ich geschrieben habe, aber jetzt geht es mir ganz ok damit. Morgen werde ich mir noch mal die Texte durchlesen und schauen, ob ich zu einer Entscheidung komme.
weidenkatz
lonely, ich habe mich schon öfter gefragt, warum ich bei Deinen Beiträgen zu meinem Thema leicht genervt werde. Bisher dachte ich, dass ich sie ein klein bisschen oberlehrerhaft finde (vielleicht weil ich Eigenschaft selbst gelegentlich an den Tag lege). Heute habe ich gemerkt, dass ich mich hilflos fühle, wenn ich sie lese, weil ich mit dieser Herangehensweise, die meiner ziemlich nahekommt, schon so oft bei ihm gegen Wände des Schweigens gelaufen bin. Deshalb wehrt sich etwas in mir dagegen, immer und immer wieder neue Ansätze zu bringen, nur um wieder Schweigen zu ernten. Was ist denn seine Aufgabe in der Therapie?
Warum er wieder (nach den drei Stunden) aufgehört hat zu sprechen, weiß ich nicht. Er sagte auf meine Nachfrage, warum er nichts dazu sage nur ironisch: "Soll ich jetzt frei assoziieren? Sollen wir Rollen tauschen?"
leberblümchen, es hat mich erschreckt, dass Du seine Frage nach dem Beziehungsabbruch genau entgegengesetzt zu mir wahrgenommen hast. Also dass meine Wahrnehmung so negativ ist. Ich war sehr wütend auf ihn wegen dieser Frage. Dazu muss ich vielleicht den Wortlaut genauer versuchen zu wiederholen: "Ich frage mich, ob Ihr Schweigen nicht bedeutet, dass Sie die Beziehung zu mir eigentlich schon längst beendet haben." Ich war so wütend, weil ich das Gefühl hatte, dass er mir damit die gesamte Verantwortung für die Beziehung zugeschoben hat. Er hat ja im Gegensatz zu mir fast immer geschwiegen. Und ich habe alles mir mögliche dafür getan, eine Basis für die Therapie zu schaffen. Als mir nichts mehr einfiel, habe ich ihm gesagt, ich weiß nicht wie die Therapie funktionieren kann. Das war ein Hilferuf, und er hat nicht darauf geantwortet.
Sein Beziehungsangebot? Wie könnte das aussehen? Dass ich alles sagen darf aber nichts sagen muss, hat er mal gesagt. Und dass alles, was er an Ideen dazu hat, auch gesagt werden muss.
Das ist doch schrecklich, wenn ihm nichts zu mir und meinen Problemen einfällt?! Ich wage gar nicht mal zu denken, dass er tatsächlich auch hilflos ist?!
Mit dem Hinsetzen hab ich mir auch schon überlegt. Ich hab es nicht gemacht, weil ich Angst davor hatte. Ich wollte nicht, dass er noch mehr von meiner Hilflosigkeit sieht, dadurch dass er mein Gesicht sehen kann. Und vielleicht hatte ich auch Angst davor, was ich in seinem Gesicht sehe oder nicht sehe. Desinteresse, Langeweile, Genervtheit oder eben vielleicht auch Hilflosigkeit oder so was wie ... Angewidertsein von meiner Schwäche ...?
Solage, ich habe mich natürlich schon in der Zeit der Therapie mit ihm weiterentwickelt, sonst wäre ich nicht so lange bei ihm geblieben. So richtig wohl gefühlt wie bei dem anderen habe ich mich nicht bei ihm, aber ich dachte, das ist doch nicht alles. Auf einer eher kognitiven Ebene konnte ich gut mit ihm arbeiten. Er hat mir bei konkreten Problemen, z.B. wie ich mit Kollegen oder Vorgesetzten in der Arbeit umgehen kann, schon auch wirklich geholfen, indem er mich darin bestärkt hat, meinen Standpunkt zu vertreten. Das waren natürlich auch wichtige Themen, weil es darum ging, meinen Arbeitsalltag zu bewältigen. Eine Zeitlang hat es auch gut funktioniert, Träume mit ihm zu analysieren, da hatte er auch gute Ideen, aber immer eher in Bezug auf aktuelle Geschehnisse, weniger auf die Grundprobleme. Aber jetzt habe ich nicht mehr das Gefühl, dass die Therapie mir hilft, jetzt wo die eher oberflächlicheren Themen so weit aus dem Weg geräumt sind, dass es nur noch um das Eingemachte geht, und da geht es nun mal bei mir vor allem um Beziehungen ...
Vielleicht ist das Vertrauen dafür einfach wirklich nicht da, obwohl ich ihm eine Menge Vertrauensvorschuss gegeben habe. Vielleicht ist es von beiden Seiten nicht da.
Ich weiß, dass die Therapie, die ich mir eigentlich wünsche, ganz anders ist, als die die ich jetzt habe. Aber ist es nicht in jeder Beziehung so, dass man nie all das bekommt, was man sich wünscht? Früher oder später wäre ich also mit jeder therapeutischen Beziehung unzufrieden, diesmal fehlt die Warmherzigkeit, das nächste mal halt was anderes. Drücke ich mich jetzt darum, das durchzuarbeiten, muss ich umso länger warten, bis ich Ergebnisse erhalte.
Vielen Dank Euch für's Da Sein! Es gibt da noch einen inneren Widerstreit und auch Widersprüche in dem, was ich geschrieben habe, aber jetzt geht es mir ganz ok damit. Morgen werde ich mir noch mal die Texte durchlesen und schauen, ob ich zu einer Entscheidung komme.
weidenkatz
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Liebe weidenkatz,
Ich freue mich, dass Du hier weiterschreibst, auch wenn ich Dir gewünscht hätte, dass das Verhältnis zu Deinem Therapeuten sich mittlerweile ein wenig mehr in Richtung eines gegenseitigen Verständnisses entwickelt hätte.
Ich muss sagen, dass mich folgende Schilderung recht schockiert:
Das Verhältnis in einer Therapie ist ein asymmetrisches, und oft genug kommt man sich als PatientIn in dieser Konstellation ohnehin schon ausgeliefert vor. Ein guter Therapeut versucht meines Erachtens, das Machtgefälle, das das Setting nun mal mit sich bringt, so klein wie möglich zu halten. Ganz bestimmt weist er seine Patientin nicht auf so eine passiv-aggressive Art zurück, wenn sie Bedenken am Verlauf der Therapie und der therapeutischen Beziehung äussert. Ich kann das einfach nicht verstehen. Ich kann nur mutmassen, aber es klingt für mich, als ob Dein Therapeut einfach nicht mit Kritik von Dir umgehen kann. Nach wie vor: Das ist SEIN Fehler, nicht Deiner.
Hast Du mal zu der Therapeutin Kontakt aufgenommen, die Dir als Alternative vorschwebte?
Alles Liebe
Christie
Ich freue mich, dass Du hier weiterschreibst, auch wenn ich Dir gewünscht hätte, dass das Verhältnis zu Deinem Therapeuten sich mittlerweile ein wenig mehr in Richtung eines gegenseitigen Verständnisses entwickelt hätte.
Ich muss sagen, dass mich folgende Schilderung recht schockiert:
Leider bleibt das ungute Gefühl, das ich bei der Beschreibung Eurer Beziehung schon vor einigen Wochen hatte. Was ist denn das bitte für eine dämlich-patzige Antwort auf das Anliegen einer Patientin? So DARF er nicht reagieren!weidenkatz hat geschrieben:Er sagte auf meine Nachfrage, warum er nichts dazu sage nur ironisch: "Soll ich jetzt frei assoziieren? Sollen wir Rollen tauschen?"
Das Verhältnis in einer Therapie ist ein asymmetrisches, und oft genug kommt man sich als PatientIn in dieser Konstellation ohnehin schon ausgeliefert vor. Ein guter Therapeut versucht meines Erachtens, das Machtgefälle, das das Setting nun mal mit sich bringt, so klein wie möglich zu halten. Ganz bestimmt weist er seine Patientin nicht auf so eine passiv-aggressive Art zurück, wenn sie Bedenken am Verlauf der Therapie und der therapeutischen Beziehung äussert. Ich kann das einfach nicht verstehen. Ich kann nur mutmassen, aber es klingt für mich, als ob Dein Therapeut einfach nicht mit Kritik von Dir umgehen kann. Nach wie vor: Das ist SEIN Fehler, nicht Deiner.
Hast Du mal zu der Therapeutin Kontakt aufgenommen, die Dir als Alternative vorschwebte?
Alles Liebe
Christie
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Hi Christie, schön von Dir zu hören.
Hm, der Spruch mit dem Rollentausch war schon irgendwie hart, der Tonfall war allerdings auf keinen Fall patzig und in der Situation kam er eigentlich eher witzig rüber, ich musste in dem Moment sogar schmunzeln/kichern - trotzdem hindert es mich daran, mich wieder zu öffnen.
Ich habe inzwischen zwei Therapeuten in petto, die ich beide aktuell noch nicht persönlich erreicht habe, aber spätestens in meinem Herbsturlaub werde ich die Möglichkeit haben, zu den Telefonzeiten dort anzurufen und zu erfahren, wie die Wartezeiten sind.
Liebe Grüße
weidenkatz
Hm, der Spruch mit dem Rollentausch war schon irgendwie hart, der Tonfall war allerdings auf keinen Fall patzig und in der Situation kam er eigentlich eher witzig rüber, ich musste in dem Moment sogar schmunzeln/kichern - trotzdem hindert es mich daran, mich wieder zu öffnen.
Ich habe inzwischen zwei Therapeuten in petto, die ich beide aktuell noch nicht persönlich erreicht habe, aber spätestens in meinem Herbsturlaub werde ich die Möglichkeit haben, zu den Telefonzeiten dort anzurufen und zu erfahren, wie die Wartezeiten sind.
Liebe Grüße
weidenkatz
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Ich glaube - anders als die anderen User - nicht, dass dein Therapeut schlecht ist. Ich finde z.B. die Aussage, er sei faul, ziemlich merkwürdig (und kann mir den Seitenhieb, dass das ausgerechnet von jemanden kommt, der angeblich fast Therapeut ist, NICHT sparen...): Es hat doch nichts mit Faulheit zu tun, wenn ein Analytiker sehr viel Wert legt auf das freie Assoziieren und wenn er dabei nicht viel von sich spricht.
Genauso muss es auch nicht bedeuten, dass er gleichgültig ist oder es ihm an Einfühlungsvermögen mangelt.
Ich denke, es ist einfach seine Arbeitsweise. Und die wird mit seiner Haltung zusammenhängen, aber auch mit seiner eigenen Persönlichkeit und vermutlich mit den Erfahrungen seiner eigenen Analyse.
Man muss das als Patient nicht gut finden, und ich kann mir auch vorstellen, dass es schwierig ist, wenn man einfach das Gefühl hat, etwas anderes zu brauchen. Trotzdem würde ich da schon differenzieren wollen und NICHT behaupten, der Therapeut sei ein unfähiger Betonklotz, von dem man sich besser trennen soll, weil DER halt der Schuldige ist.
Vielleicht passt es einfach nicht: Dein Bedürfnis ist vielleicht etwas anderes als das, was der dir geben kann. Nur: Das Einzige, das ich wirklich nicht verstehe, ist, dass es offensichtlich nicht möglich ist, zumindest in Ansätzen über dieses Problem zu sprechen und die ganze Übertragungs-Analyserei mal für einen Augenblick zu vergessen und von Mensch zu Mensch zu reden! Ich glaube, das wäre der Punkt, an dem ich aufgeben würde. Ich könnte mir vieles vorstellen, auch einen Therapeuten, der mich stundenlang anschweigt. Aber wenn es nicht die Möglichkeit gibt, mal kurz den Schleier zu heben, um sein Gesicht und sein Menschsein zu sehen, dann könnte ich persönlich das 'Spiel' nicht mehr mitspielen.
Ich wollte nur sagen, dass das alles nicht bedeuten muss, dass er ein schlechter Therapeut ist.
P.S.: Auch mein Therapeut wollte mir NIE sagen, dass ich ihm sympathisch bin. Was haben wir da gekämpft!!! Furchtbar war das, wirklich! Ich hab es so sehr hören wollen, nur einmal! Schien doch ganz normal, machen doch alle! Aber er meinte immer nur: "Sie müssen das selbst fühlen, ob Sie hier angenommen sind". Und das hieß für mich immer nur: "Eigentlich finde ich Sie superblöde, aber naja, als Patient toleriere ich Sie gerade mal so!" - ich konnte mir das einfach nicht anders vorstellen. Darauf sagte er dann immer nur: "Wenn Sie meinen, dass das so ist..." - ich fand es so klar, dass er mich NICHT mögen KANN, wenn doch alle anderen Patienten hier immer schreiben, wie klar es für sie persönlich ist, dass ihr Therapeut sie mag.
Und dann neulich konnte er wohl auch nicht anders - und weil ich auf diesen Moment zwei Jahre gewartet habe, ist er auch heute noch, Wochen später, für mich etwas ganz Besonderes: Ich hab ihm gesagt, dass ich mir wünschen würde, dass er mich liebt, wie ein Vater sein Kind liebt. Und dann, am Stundenende, als ich schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet hatte, sagte er dann so was wie: "Naja, 'Liebe' ist mir ein bisschen zu intim, aber Sie können sich sicher sein, dass ich Sie sehr schätze!" - und er hat das so feierlich gesagt, dass es so war, als hätte man einem Kind fünf Jahre nichts zu Weihnachten geschenkt und plötzlich bekommt es im sechsten Jahr eine Tafel feinster Schokolade.
Was ich sagen will: Dass er nicht sagt, dass er dich mag, heißt doch gar nicht, dass es nicht so IST! Vielleicht mag er dich sogar sehr doll! Jedenfalls solltest du das vielleicht im Hinterkopf haben...
Genauso muss es auch nicht bedeuten, dass er gleichgültig ist oder es ihm an Einfühlungsvermögen mangelt.
Ich denke, es ist einfach seine Arbeitsweise. Und die wird mit seiner Haltung zusammenhängen, aber auch mit seiner eigenen Persönlichkeit und vermutlich mit den Erfahrungen seiner eigenen Analyse.
Man muss das als Patient nicht gut finden, und ich kann mir auch vorstellen, dass es schwierig ist, wenn man einfach das Gefühl hat, etwas anderes zu brauchen. Trotzdem würde ich da schon differenzieren wollen und NICHT behaupten, der Therapeut sei ein unfähiger Betonklotz, von dem man sich besser trennen soll, weil DER halt der Schuldige ist.
Vielleicht passt es einfach nicht: Dein Bedürfnis ist vielleicht etwas anderes als das, was der dir geben kann. Nur: Das Einzige, das ich wirklich nicht verstehe, ist, dass es offensichtlich nicht möglich ist, zumindest in Ansätzen über dieses Problem zu sprechen und die ganze Übertragungs-Analyserei mal für einen Augenblick zu vergessen und von Mensch zu Mensch zu reden! Ich glaube, das wäre der Punkt, an dem ich aufgeben würde. Ich könnte mir vieles vorstellen, auch einen Therapeuten, der mich stundenlang anschweigt. Aber wenn es nicht die Möglichkeit gibt, mal kurz den Schleier zu heben, um sein Gesicht und sein Menschsein zu sehen, dann könnte ich persönlich das 'Spiel' nicht mehr mitspielen.
Ich wollte nur sagen, dass das alles nicht bedeuten muss, dass er ein schlechter Therapeut ist.
P.S.: Auch mein Therapeut wollte mir NIE sagen, dass ich ihm sympathisch bin. Was haben wir da gekämpft!!! Furchtbar war das, wirklich! Ich hab es so sehr hören wollen, nur einmal! Schien doch ganz normal, machen doch alle! Aber er meinte immer nur: "Sie müssen das selbst fühlen, ob Sie hier angenommen sind". Und das hieß für mich immer nur: "Eigentlich finde ich Sie superblöde, aber naja, als Patient toleriere ich Sie gerade mal so!" - ich konnte mir das einfach nicht anders vorstellen. Darauf sagte er dann immer nur: "Wenn Sie meinen, dass das so ist..." - ich fand es so klar, dass er mich NICHT mögen KANN, wenn doch alle anderen Patienten hier immer schreiben, wie klar es für sie persönlich ist, dass ihr Therapeut sie mag.
Und dann neulich konnte er wohl auch nicht anders - und weil ich auf diesen Moment zwei Jahre gewartet habe, ist er auch heute noch, Wochen später, für mich etwas ganz Besonderes: Ich hab ihm gesagt, dass ich mir wünschen würde, dass er mich liebt, wie ein Vater sein Kind liebt. Und dann, am Stundenende, als ich schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet hatte, sagte er dann so was wie: "Naja, 'Liebe' ist mir ein bisschen zu intim, aber Sie können sich sicher sein, dass ich Sie sehr schätze!" - und er hat das so feierlich gesagt, dass es so war, als hätte man einem Kind fünf Jahre nichts zu Weihnachten geschenkt und plötzlich bekommt es im sechsten Jahr eine Tafel feinster Schokolade.
Was ich sagen will: Dass er nicht sagt, dass er dich mag, heißt doch gar nicht, dass es nicht so IST! Vielleicht mag er dich sogar sehr doll! Jedenfalls solltest du das vielleicht im Hinterkopf haben...
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Hallo Leberblümchen,leberblümchen hat geschrieben:Und dann, am Stundenende, als ich schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet hatte, sagte er dann so was wie: "Naja, 'Liebe' ist mir ein bisschen zu intim, aber Sie können sich sicher sein, dass ich Sie sehr schätze!"
mich hat es sehr berührt, dass Dein Therapeut Dir gesagt hat, dass er Dich sehr schätzt. Wertschätzung ist meines Erachtens das Beste was Du von ihm bekommen kannst. Das hätte ich mir von meinem damaligen Therapeuten auch gewünscht. So wie Du ihn schilderst, scheint er ein sehr guter Therapeut zu sein.
LG Solage
Innerhalb der Kindheit gibt es ja viele aufeinander folgende Phasen. Die erste ist das Baby-Sein, wo man im wahrsten Sinne der Wortes gehalten wird und danach nicht mehr so viel. Das Hochgenommen werden wird immer seltener, und irgendwann ist man einfach zu schwer um von "den Großen" im Arm gehalten zu werden. Man wird abgesehen davon, dass man immer schwerer und unniedlicher wird auch immer selbstständiger.weidenkatz hat geschrieben: Er meinte dann am Ende, dass ich mich vielleicht so fühle wie ein Kind, dessen Eltern meinen, dass es schon alleine zurechtkomme, obwohl es ihrer eigentlich noch bedürfe. Oh Mann, endlich.
In der Kindheit sind generell zwei Entwicklungslinien zu unterscheiden:
1. Die Art, wie andere auf einen zugehen und einen behandeln
2. Die Art, wie man selbst auf andere zugeht und sie behandelt.
Als neugeborener Säugling ist man weitgehend hilflos, aber schon in der ersten Wochen sucht man nach Objekten. Man versucht einen Blickkontakt herzustellen, oder zumindest sucht man nach einem Gesicht, das sich interessiert zeigt. Aktiv kann man sich noch auf niemanden zubewegen, aber durch Blicke und Mimik versucht man Aufmerksamkeit zu erregen, und man ist enttäuscht, wenn das Objekt keinen Kontakt herstellt, d.h. wenn die anvisierte Person nicht näherkommt und keinen Körperkontakt oder einen "näheren" Blickkontakt herstellt. Wenn man bei den Bemühungen, durch Mimik, Blickkontakt (und Schreien) keinen oder nur wenig Erfolg und wenn die Mutter oder der Vater nur dann kommen, wenn sie selber Lust dazu haben, dann kann später eine Kontaktunsicherheit daraus entstehen. Man kann kaum auf irgendwas aufbauen. Man ist nicht oder nur in vermindertem Maß auf andere Leute zuzugehen. D.h. wenn es mit der Beziehung zu Mutter und/oder Vater in der Babyzeit nicht geklappt hat, dann wird es schwierig, später noch ein normales kontaktaufnehmdes Verhalten zu entwickeln.
In deinen Beiträgen kommt eine gewisse Polarisierung von "Geborgenheit, Wärme geben" und "Sicherheit geben, zuverlässig sein" zum Ausdruck. Dein erster Therapeut gab dir Geborgenheit, dein zweiter gibt dir Sicherheit. Schließt sich das eigentlich aus, kann es sich ausschließen? Kann jemand, der Geborgenheit gibt unzuverlässig sein? Ich kann man das durchaus vorstellen, aber das müsste eine besondere Person sein. Allerdings, wenn man erkannt hat, dass man sich auf jemanden nicht verlassen kann, dann ist alles Vertrauen dahin. Wem man nicht traut, vor dem hat vielleicht sogar Angst. Damit komme ich auf einen weiteren Aspekt der Vater/Mutter - Kind - Beziehung, die Feindseeligkeit. Diese kann vom Kind empfunden werden, auch ohne dass Vater/Mutter dem Kind schaden will. Es kommt auch vor, dass das Kind gegenüber Vater oder Mutter aggressive Gefühle entwickelt, aber wirklich schaden möchte es - nach der klassischen psychoanalytischen Theorie - der Mutter nie. Dem Vater schon eher. Für alle die sich mit klassischer Psychoanalyse nicht so gut auskennen: sowohl Junge wie Mädchen begehren im Alter zwischen 3 und 6 Jahren die Mutter, und konkurrieren mit dem Vater um ihre Liebe. Ich kenne den Ödipuskomplex des Mädchens aber nur aus Büchern.
hallo weidenkatz,
danke für Deine differenzierte Rückmeldung zu meinem Beitrag, über die ich mich gefreut habe.
Konsterniert bin ich dagegen über die Reaktion: "Soll ich jetzt frei assoziieren? Sollen wir Rollen tauschen?"
Ich denke, da ist nochmal eine Beziehungsklärung angesagt zwischen euch - und zwar nicht im analytischen Setting. Sondern eher auf der Geschäftsebene: "Ich glaube, ich brauche mehr authentisches Feedback als Sie mir in Ihrem Setting geben können. Sehe Sie hier dennoch eine sinnvolle gemeinsame Betätigungsmöglichkeit oder soll ich lieber wechseln?"
Eigentlich wissen ja auch die Analytiker, dass man bei Depressiven und Frühgestörten etwas anders vorgehen muss.
Und ich traue Dir zu, dass Du so eine Beziehungsklärung erfolgreich durchführst - Du hast ja gezeigt, dass Du Deine eigene Reaktionen differenziert wahrnehmen und beurteilen kannst. Dass Du ihm die Hilflosigkeit nicht zeigen magst, ist für mich ein Alarmsignal - da müsst ihr die Beziehung klären oder was im Setting verändern.
Lonely
danke für Deine differenzierte Rückmeldung zu meinem Beitrag, über die ich mich gefreut habe.
Konsterniert bin ich dagegen über die Reaktion: "Soll ich jetzt frei assoziieren? Sollen wir Rollen tauschen?"
Ich denke, da ist nochmal eine Beziehungsklärung angesagt zwischen euch - und zwar nicht im analytischen Setting. Sondern eher auf der Geschäftsebene: "Ich glaube, ich brauche mehr authentisches Feedback als Sie mir in Ihrem Setting geben können. Sehe Sie hier dennoch eine sinnvolle gemeinsame Betätigungsmöglichkeit oder soll ich lieber wechseln?"
Eigentlich wissen ja auch die Analytiker, dass man bei Depressiven und Frühgestörten etwas anders vorgehen muss.
Und ich traue Dir zu, dass Du so eine Beziehungsklärung erfolgreich durchführst - Du hast ja gezeigt, dass Du Deine eigene Reaktionen differenziert wahrnehmen und beurteilen kannst. Dass Du ihm die Hilflosigkeit nicht zeigen magst, ist für mich ein Alarmsignal - da müsst ihr die Beziehung klären oder was im Setting verändern.
Lonely
Liebe weidenkatz, liebe alle,
Ich will Deinem Therapeuten nicht grundsätzlich unterstellen, dass er ein „schlechter Therapeut“ ist. Aber es scheint mir so, dass Du sehr grosse Anstrengungen unternimmst, ihm Deine Gefühle klar zu machen, und er Dich immer wieder abschmettert. DU bist die Klientin und ER ist der Therapeut. ER sollte sich überlegen, wie er den Kontakt zu Dir behalten kann und nicht umgekehrt – zumindest bestimmt nicht ausschliesslich. Du solltest nicht immer und immer wieder das Gefühl haben müssen, bei ihm gegen eine Wand zu laufen. Wenn Du das fortlaufend hast und Dir nichts mehr übrig bleibt als der emotionale Rückzuck – was denn sonst auch? – dann stimmt etwas in Eurer Beziehung nicht. Und das ist etwas, was ihm mindestens so viel zu denken geben sollte wie Dir.
Den Vorschlag von lonely69, nochmal einen Versuch zu starten, das auf einer „Geschäftsebene“ zu klären, scheint mir sinnvoll. Sollte das auch nicht fruchten, finde ich aber sehr klar: Du fühlst Dich in Deiner Beziehung zu Deinem Therapeuten nicht gut aufgehoben. Und es ist nicht so, dass Du nach einer Handvoll anstrengenden Sitzungen das Handtuch schmeissen willst, sondern Du fühlst Dich über einen sehr lang andauernden Zeitraum von ihm nicht gehört. Wenn das auch nach einem „Grundsatzgespräch“ nicht besser wird, ist der Fall für mich klar: such Dir jemanden, mit dem Du Dich wohler fühlst.
Viele liebe Grüsse
Christie
Ok. Ich hatte das wohl auch etwas emotional formuliert. Ich empfinde es in meiner Therapie so, dass ich diejenige bin, die manchmal versucht, mit ironischen Bemerkungen die Situation irgendwie zu entschärfen. Mein Therapeut weigert sich sehr klar, auf diesen Ton einzugehen. Und dann wird mir manchmal bewusst, wie sehr man solche Kommunikationsformen einsetzt, um unangenehmen Gefühlen auszuweichen. Deshalb halte ich es für unangebracht, wenn ein Therapeut das macht. Ironische Rückfragen, seien sie auch schlagfertig oder lustig, sind für mich ein Stilmittel für den lockeren Privatgebrauch. Sie sollten nicht verwendet werden, wenn es „ums Eingemachte“ geht. Und um das geht es bei Dir, wie bei jedem in jeder Therapie.weidenkatz hat geschrieben: Hm, der Spruch mit dem Rollentausch war schon irgendwie hart, der Tonfall war allerdings auf keinen Fall patzig und in der Situation kam er eigentlich eher witzig rüber, ich musste in dem Moment sogar schmunzeln/kichern - trotzdem hindert es mich daran, mich wieder zu öffnen.
Ich will Deinem Therapeuten nicht grundsätzlich unterstellen, dass er ein „schlechter Therapeut“ ist. Aber es scheint mir so, dass Du sehr grosse Anstrengungen unternimmst, ihm Deine Gefühle klar zu machen, und er Dich immer wieder abschmettert. DU bist die Klientin und ER ist der Therapeut. ER sollte sich überlegen, wie er den Kontakt zu Dir behalten kann und nicht umgekehrt – zumindest bestimmt nicht ausschliesslich. Du solltest nicht immer und immer wieder das Gefühl haben müssen, bei ihm gegen eine Wand zu laufen. Wenn Du das fortlaufend hast und Dir nichts mehr übrig bleibt als der emotionale Rückzuck – was denn sonst auch? – dann stimmt etwas in Eurer Beziehung nicht. Und das ist etwas, was ihm mindestens so viel zu denken geben sollte wie Dir.
Den Vorschlag von lonely69, nochmal einen Versuch zu starten, das auf einer „Geschäftsebene“ zu klären, scheint mir sinnvoll. Sollte das auch nicht fruchten, finde ich aber sehr klar: Du fühlst Dich in Deiner Beziehung zu Deinem Therapeuten nicht gut aufgehoben. Und es ist nicht so, dass Du nach einer Handvoll anstrengenden Sitzungen das Handtuch schmeissen willst, sondern Du fühlst Dich über einen sehr lang andauernden Zeitraum von ihm nicht gehört. Wenn das auch nach einem „Grundsatzgespräch“ nicht besser wird, ist der Fall für mich klar: such Dir jemanden, mit dem Du Dich wohler fühlst.
Viele liebe Grüsse
Christie
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- neu an Bo(a)rd!
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Hallo in die Runde!
Vieles von dem, worüber hier berichtet wird, erinnert mich an meine eigene Erfahrung während meiner Therapie. Ich war hier nur stille Mitleserin aber jetzt möchte ich einen kleinen Input geben, soweit mir das möglich ist.
Ganz spontan kam mir in den Sinn, dass es vielleicht ein Zeichen von Gesundung und Heilung ist, sich nicht mehr so wohl in einer rein therapeutischen Beziehung zu fühlen, die ja bestimmt ist von einer klaren Rollenverteilung und den eingesetzten Therapiemethoden und Ablauf je nach Auffassung der jeweiligen Krankheitslehre. Dass hier ein dynamischer und authentischer Ausdruck zum größten Teil fehlt bzw. seitens der Therapeuten bewusst umgelenkt wird, ist irgendwie logisch.
Was mich immer wieder erstaunt ist das Negieren der wechselseitigen Wirkung einer Beziehung . Denn nicht nur der patient entwickelt sich durch das Wirken des Therapeuten weiter, sondern der Therapeut auch durch den Patient.
Meines Erachtens findet man nur sehr spärlich Therapeuten, die bereit sind, von ihrer Rolle ein wenig Abstand zu nehmen und als Mensch mit Persönlichkeit zum Vorschein zu treten; also selbst das zu geben, was letzten Endes das angestrebte Ziel der Therapie sein sollte. Andererseits ist es wiederum verständlich, warum dieses Wagnis wenige eingehen, weil es ebenfalls der traurigen Tatsache entspricht, dass Patienten sich zwar authentisches Verhalten wünschen, aber selten die Kapazität haben, dieses auszuhalten. Denn dazu bedarf es ja einer sicheren persönlichen Basis, auf der man selbst steht.
Ich denke, wenn die Therapie optimal verläuft und ein fähiger Therapeut am Werk ist, die Authentizität des Therapeuten proportional zur Steigerung des Selbstwertes seitens des Patienten wächst.
Und Verunsicherungen und Missverständnisse, die wirklich zur menschlichen Kommunikation dazugehören (ich kann das gar nicht anders ausdrücken) können dann leichter ertragen werden.
Das wichtigste ist, dass man selbst wieder Zugang zu den eigenen Bedürfnissen findet und dementsprechend Mittel und Wege findet, diese auszudrücken. Und vorallem sich selbst ernst zu nehmen und zu sich zu stehen. Dann kommt zb.der Schritt, voller Selbstbewusstsein dem Therapeuten zu sagen, dass er einem nicht mehr geben kann, was man jetzt braucht. Somit wäre dann der Patient seiner Patientenrolle entwachsen, ist nun ein mündiger und sich selbst bewusster Mensch und kann sich in der großen weiten Welt außerhalb des Therapiezimmers seines Gleichen suchen.
So stell ich mir den idealen Verlauf vor...
Vieles von dem, worüber hier berichtet wird, erinnert mich an meine eigene Erfahrung während meiner Therapie. Ich war hier nur stille Mitleserin aber jetzt möchte ich einen kleinen Input geben, soweit mir das möglich ist.
Ganz spontan kam mir in den Sinn, dass es vielleicht ein Zeichen von Gesundung und Heilung ist, sich nicht mehr so wohl in einer rein therapeutischen Beziehung zu fühlen, die ja bestimmt ist von einer klaren Rollenverteilung und den eingesetzten Therapiemethoden und Ablauf je nach Auffassung der jeweiligen Krankheitslehre. Dass hier ein dynamischer und authentischer Ausdruck zum größten Teil fehlt bzw. seitens der Therapeuten bewusst umgelenkt wird, ist irgendwie logisch.
Was mich immer wieder erstaunt ist das Negieren der wechselseitigen Wirkung einer Beziehung . Denn nicht nur der patient entwickelt sich durch das Wirken des Therapeuten weiter, sondern der Therapeut auch durch den Patient.
Meines Erachtens findet man nur sehr spärlich Therapeuten, die bereit sind, von ihrer Rolle ein wenig Abstand zu nehmen und als Mensch mit Persönlichkeit zum Vorschein zu treten; also selbst das zu geben, was letzten Endes das angestrebte Ziel der Therapie sein sollte. Andererseits ist es wiederum verständlich, warum dieses Wagnis wenige eingehen, weil es ebenfalls der traurigen Tatsache entspricht, dass Patienten sich zwar authentisches Verhalten wünschen, aber selten die Kapazität haben, dieses auszuhalten. Denn dazu bedarf es ja einer sicheren persönlichen Basis, auf der man selbst steht.
Ich denke, wenn die Therapie optimal verläuft und ein fähiger Therapeut am Werk ist, die Authentizität des Therapeuten proportional zur Steigerung des Selbstwertes seitens des Patienten wächst.
Und Verunsicherungen und Missverständnisse, die wirklich zur menschlichen Kommunikation dazugehören (ich kann das gar nicht anders ausdrücken) können dann leichter ertragen werden.
Das wichtigste ist, dass man selbst wieder Zugang zu den eigenen Bedürfnissen findet und dementsprechend Mittel und Wege findet, diese auszudrücken. Und vorallem sich selbst ernst zu nehmen und zu sich zu stehen. Dann kommt zb.der Schritt, voller Selbstbewusstsein dem Therapeuten zu sagen, dass er einem nicht mehr geben kann, was man jetzt braucht. Somit wäre dann der Patient seiner Patientenrolle entwachsen, ist nun ein mündiger und sich selbst bewusster Mensch und kann sich in der großen weiten Welt außerhalb des Therapiezimmers seines Gleichen suchen.
So stell ich mir den idealen Verlauf vor...
Der Lohn für Anpassung ist, dass alle dich mögen außer dir selbst. (Rita Mae Brown)
@Lou Salome: das hast du richtig schön geschrieben! Meine Erfahrung ist ähnlich gelagert. Mich hat die Rollenverteilung gegen Ende der Therapie immer unzufriedener gemacht, und das war für mich (neben anderen natürlich) ein klares Zeichen fürs nahende Ende. Im Nachhinein ganz deutlich...
Tiefe Beziehung zu einem Therapeut ist ein Witz, besonders wenn es sich um Mann und Frau handelt, und beide hetero sind. Als Frau geht man am besten zu einem weiblichen Therapeut, ansonsten wird man immer mit erotischer bzw. unanständiger Übertragung zu kämpfen haben, zumindest dann, wenn der Therapeut gut aussieht, oder wenn die Patientin gut aussieht.weidenkatz hat geschrieben:
Mein Therapeut (Analytiker) ist so distanziert, dass ich keine Geborgenheit, keine Nähe, keine Wärme spüre, die von ihm ausgeht. Das hat mich bisher nicht so sehr gestört, weil ich anderes von ihm bekommen habe: Sicherheit, Zuverlässigkeit, Verständnis, Akzeptanz, Geduld.
.....Angst habe, mich auf eine tiefe Beziehung einzulassen. Ich bin mir aber sehr sicher, dass es für mich mit meinem jetzigen Therapeuten gar nicht möglich ist - auch weil ich das von IHM nicht will, vielleicht weil er nichts väterliches für mich hat.
Ursprünglich war psychoanalytische Therapie dazu gedacht Erkenntnisse zu gewinnen, und zwar auf beiden Seiten. Therapeuten betrieben Therapie als eine Art psychogische Forschung und Patienten waren ihre Versuchskaninchen. Manche dieser Patienten, vor allem die berühmte Berta Papenheim kamen aber auch selbst zu Erkenntnissen.
Du hast viel mit ihm erarbeitet. Nun scheint er nichts mehr für dich zu können. Nur mit ihm rumsitzen, das ist ja wohl nichts.weidenkatz hat geschrieben: Für meine persönliche Entwicklung wäre aber (glaube ich) genau das wahrscheinlich die einzige Möglichkeit. Beziehung kann man doch nur in Beziehung lernen. Was ich mit ihm habe, ist aber trotz allem eine sehr geschäftsmäßige Zusammenarbeit. Aber das ist doch etwas, und ich habe wirklich auch viel mit ihm erarbeitet.
Was ist denn da bewusst gemacht worden? Sind da irgendwelche Leichen aus der Kindheit ausgegraben worden? Woran erkennst du dass er klassisch psychoanalytisch arbeitet? Etwa nur daran, dass er dich frei assoziieren lässt? Ich würde sagen, dann lässt er DICH psychoanalytisch arbeiten und selbst tut er nichts. Psychoanalyse ist aber was anderes.weidenkatz hat geschrieben:
Ein anderer Punkt ist, dass ich einfach gerne mal methodisch andere Zugänge finden würde, er aber klassisch analytisch arbeitet. Womit ich ja auch ganz gut gefahren bin, bisher.
Es ist ein Fehler, einen T. zu verlassen, bei dem man "draußen" Fortschritte macht. Die Beziehung zum T. ist ohne Bedeutung, auch wenn manche T. das Gegenteil behaupten und die Patient-Therapeut-Beziehung zu etwas erheben wollen, das an sich schon heilsam sei. Gesund wird man nur durchfortschreitene Selbsterkenntnis, und nicht dadurch dass man zwanghaft irgendwo "Beziehung aushalten" einübt.weidenkatz hat geschrieben:
Ist das bescheuert, den Therapeuten zu wechseln, obwohl man eigentlich gut mit ihm arbeiten kann, nur weil man einander nicht sooo gerne mag??
Ich würde mich über Meinungen dazu freuen!
weidenkatz
Hallo Ulrich,Ulrich hat geschrieben:Tiefe Beziehung zu einem Therapeut ist ein Witz, besonders wenn es sich um Mann und Frau handelt, und beide hetero sind. Als Frau geht man am besten zu einem weiblichen Therapeut, ansonsten wird man immer mit erotischer bzw. unanständiger Übertragung zu kämpfen haben, zumindest dann, wenn der Therapeut gut aussieht, oder wenn die Patientin gut aussieht.
dem widerspreche ich. Es muss bei einer tiefen Beziehung nicht immer um erotische oder unanständige Übertragung gehen, egal ob der Therapeut oder die Patientin gut aussieht. Es gibt auch tiefe Beziehungen zu Therapeuten wo der sexuelle Aspekt keine Rolle spielt. Und ich finde, dass die Beziehung zum Therapeuten eine sehr große Rolle spielt und auch hilfreich in der Therapie ist. Denn wenn ich mich nicht angenommen, geborgen fühle, kann ich mich auch nicht so sehr öffnen und fallen lassen. Dies ist meine Meinung und ich spreche aus meiner Erfahrung, die ich in mehreren Therapien gemacht habe.
Es hängt von der Haltung bzw. der Strategie des Therapeuten ab, ob dieser Punkt, dass man sich in einer Therapie nicht mehr wohl fühlt jemals erreicht wird. Ein Therapeut, der so ähnlich behandeln will wie ein Zahnarzt, der ist froh, wenn der Patient ihn nicht mehr braucht. Das ist relativ unabhängig von der Therapiemethode. Aber es gibt auch Therapeuten, die es gar nicht mögen, wenn der Patient Anstalten macht ihn zu verlassen, "bloß' weil es ihm besser geht. Diese Haltung hat seinen Grund teils in ökonomischen Zwängen (ein Patient, der nach schnell erfolgter Heilung weggeht bedeutet, dass "Zahlungsausfall") und teils in persönlichen Problemen des Therapeuten begründet, der Patienten als so eine Art Ersatz für Freundschaften benutzt und der unglücklich ist, wenn er von einem Freund verlassen wird.Lou Salome hat geschrieben: Hallo in die Runde!
Ganz spontan kam mir in den Sinn, dass es vielleicht ein Zeichen von Gesundung und Heilung ist, sich nicht mehr so wohl in einer rein therapeutischen Beziehung zu fühlen, die ja bestimmt ist von einer klaren Rollenverteilung und den eingesetzten Therapiemethoden und Ablauf je nach Auffassung der jeweiligen Krankheitslehre.
Authentisch sein ist also das Ziel einer Therapie? Was bedeutet das nun genau? Dass man jemandem nichts vorspielt, oder das man jemandem besonders gut was vorspielt?Lou Salome hat geschrieben: Meines Erachtens findet man nur sehr spärlich Therapeuten, die bereit sind, von ihrer Rolle ein wenig Abstand zu nehmen und als Mensch mit Persönlichkeit zum Vorschein zu treten; also selbst das zu geben, was letzten Endes das angestrebte Ziel der Therapie sein sollte.
Lou Salome hat geschrieben:
Andererseits ist es wiederum verständlich, warum dieses Wagnis wenige eingehen, weil es ebenfalls der traurigen Tatsache entspricht, dass Patienten sich zwar authentisches Verhalten wünschen, aber selten die Kapazität haben, dieses auszuhalten. Denn dazu bedarf es ja einer sicheren persönlichen Basis, auf der man selbst steht.
Wenn authentisches Verhalten bedeutet, dass man den Leuten sagt, was man denkt, dann ist es in der Tat schwer das auszuhalten. Und dies umso mehr, je gemeiner dieser ehrliche Mensch ist. Unter "gemein" verstehe ich den Wunsch oder Fähigkeit andere Menschen mit Worten zu verletzen und sie absichtlich in ihrem Selbstwert herabzusetzen. Natürlich darf ein Therapeut so etwas nicht tun. Was er schon eher tun darf: einem Patient, den er für "fehlerhaft" hält sagen, was er von ihm hält, um ihn dadurch zu ändern.
Vielleicht deshalb, weil der T. am Anfang ein jemanden vor sich hat, dem er nicht ehrlich sagen, kann, was er über denkt? Je mehr der P. in der T. sich in Richtung "normaler Mensch" entwickelt, desto normaler kann der T. dann auch mit ihm umgehen. Es entwickelt sich dann vielleicht eine Art von Freundschaft. Eigentlich braucht der P. den T. nun aber nicht mehr. Er kann ja nun, weil er geheilt ist, an jeder belebten Straßenecke einen besseren Freund finden. Besser in der Hinsicht, dass man mit ihm Sachen machen kann, die man mit einem T. nicht machen kann.Lou Salome hat geschrieben:
Ich denke, wenn die Therapie optimal verläuft und ein fähiger Therapeut am Werk ist, die Authentizität des Therapeuten proportional zur Steigerung des Selbstwertes seitens des Patienten wächst.
Bedürfnisse jemandem zum Ausdruck zu bringen, der sie nicht befriedigen kann halte ich nur dann für sinnvoll, wenn der T. entweder Anleitungen geben kann, wie man diese Bedürfnisse außerhalb der T. mit anderen Personen befriedigt (=VT), oder indem man die unbewussten Ursachen ausfindig macht und bearbeitet, die dem Anmelden von Bedürfnissen (Dritten gegenüber) im Weg stehen (=PA und kognitive VT)Lou Salome hat geschrieben:
Das wichtigste ist, dass man selbst wieder Zugang zu den eigenen Bedürfnissen findet und dementsprechend Mittel und Wege findet, diese auszudrücken. Und vorallem sich selbst ernst zu nehmen und zu sich zu stehen.
So sollte das sein. Aushalten kann dieses "undankbare" Patientenverhalten aber nur ein T. der es versteht, keine allzu innige Gefühlsbindung zum Patienten aufkommen zu lassen.Lou Salome hat geschrieben:
Dann kommt zb.der Schritt, voller Selbstbewusstsein dem Therapeuten zu sagen, dass er einem nicht mehr geben kann, was man jetzt braucht. Somit wäre dann der Patient seiner Patientenrolle entwachsen, ist nun ein mündiger und sich selbst bewusster Mensch und kann sich in der großen weiten Welt außerhalb des Therapiezimmers seines Gleichen suchen.
@Ulrich
Danke für Deine Zeilen.
Ich könnte zu jedem Punkt ein konkretes Negativbeispiel geben.
Mein damaliger Therapeut hatte eine sehr innige und nahe Beziehung zu mir aufgebaut. Die in Wirklichkeit nur vermeintlich tief war.
Es wurden auch die Bedürfnisse des Therapeuten befriedigt. Dadurch fiel es mir zunehmend schwerer, meine Bedürfnisse außerhalb der Therapie zu befriedigen. Es ging mir in dieser Therapie sehr schlecht.
Separation war nicht erwünscht.
LG Solage
Danke für Deine Zeilen.
Ich könnte zu jedem Punkt ein konkretes Negativbeispiel geben.
Mein damaliger Therapeut hatte eine sehr innige und nahe Beziehung zu mir aufgebaut. Die in Wirklichkeit nur vermeintlich tief war.
Es wurden auch die Bedürfnisse des Therapeuten befriedigt. Dadurch fiel es mir zunehmend schwerer, meine Bedürfnisse außerhalb der Therapie zu befriedigen. Es ging mir in dieser Therapie sehr schlecht.
Separation war nicht erwünscht.
LG Solage
@Solage
Du schreibst: "...eine sehr innige und nahe Beziehung zu mir aufgebaut. Die in Wirklichkeit nur vermeintlich tief war."
Meinst du damit, dass sich seine "große Liebe"oder "große Freundschaft" hinterher als "bloß vorgespielt" herausgestellt hat? Er meinte das vielleicht "nur gut". Es dachte vielleicht das tut dir gut. Es gibt Behandlungstheorien (deren Gültigkeit aber nicht mit wissenschaftlichen Methoden, oder nur von befangen Psychotherapeuten geprüft wurde), wonach die Erzeugung einer Atmosphäre des Angenommenwerdens und Gemochtwerdens heilsam sei. Was dabei "vergessen" wird, ist, dass sich dieses Gefühl als Irrtum herausstellt, sobald man kein Geld mehr hat, oder sobald die Krankenkasse nicht mehr zahlt. Dass es dir trotzdem während der Therapie schlecht liegt wohl (u.a.) daran, dass du dir Unechheit seiner Liebe bewusst warst. Was aber irgendwie nicht ins Bild passt ist, dass er seine eigenen Bedürfnisse bei befriedigte. Das ist doch ein Zeichen, dass du ihm "mehr" bedeutet hast, wobei ich davon ausgehe, dass er dich nicht sexuell missbraucht hat. Hat er über eigene Problem gesprochen, hat er von dir Bestätigung für therapeutische Leistungen verlangt? Hat er von Dingen geredet, die er außerhalb seiner Berufstätigkeit geleistet hat?
Du schreibst: "...eine sehr innige und nahe Beziehung zu mir aufgebaut. Die in Wirklichkeit nur vermeintlich tief war."
Meinst du damit, dass sich seine "große Liebe"oder "große Freundschaft" hinterher als "bloß vorgespielt" herausgestellt hat? Er meinte das vielleicht "nur gut". Es dachte vielleicht das tut dir gut. Es gibt Behandlungstheorien (deren Gültigkeit aber nicht mit wissenschaftlichen Methoden, oder nur von befangen Psychotherapeuten geprüft wurde), wonach die Erzeugung einer Atmosphäre des Angenommenwerdens und Gemochtwerdens heilsam sei. Was dabei "vergessen" wird, ist, dass sich dieses Gefühl als Irrtum herausstellt, sobald man kein Geld mehr hat, oder sobald die Krankenkasse nicht mehr zahlt. Dass es dir trotzdem während der Therapie schlecht liegt wohl (u.a.) daran, dass du dir Unechheit seiner Liebe bewusst warst. Was aber irgendwie nicht ins Bild passt ist, dass er seine eigenen Bedürfnisse bei befriedigte. Das ist doch ein Zeichen, dass du ihm "mehr" bedeutet hast, wobei ich davon ausgehe, dass er dich nicht sexuell missbraucht hat. Hat er über eigene Problem gesprochen, hat er von dir Bestätigung für therapeutische Leistungen verlangt? Hat er von Dingen geredet, die er außerhalb seiner Berufstätigkeit geleistet hat?
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