Kennt ihr das auch?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Waldschratin
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Beitrag Sa., 27.04.2013, 09:26

Gelli hat geschrieben:Und wenn ich davon träume das ich noch Großmama werde,so ist das eine positive Energie die ich brauche um überhaupt damit umgehen zu können das ich so schwer krank bin.
Einerseits versteh ich dich ganz gut - mir gehts mit meiner Krankheit ja ähnlich,ich hock da auch auf ner Zeitbombe,die jederzeit "entgültig" losgehen kann (auch Richtung Infarkten oder Hirnödem,Herzversagen etc.,war ja z.T. auch schon so)
Andererseits bring ich da bei dir auch allerhand nicht zusammen...Ich kenn ja nun schon alleine auch aufgrund meines Berufes die unterschiedlichen Arten,mit Sterben und Tod umzugehen,und da ist mir bisher noch niemand begegnet,der sich dann nicht "plötzlich" mit den "wirklich" essentiellen Bereichen in sich auseinandergesetzt hat.(Siehe Sterbephasen z.B.)

Ich hab schon verstanden,daß du dich in erster Linie alleine und von aller Welt im Stich gelassen fühlst und das IST was sehr Essentielles - aber was ich nicht verstehe ist,daß du dann unter dem Aspekt,ja vielleicht eh nur noch kurze Zeit zu haben nicht anders mit den "Beziehungsangeboten" um dich rum umgehst,sondern dich auf den Einzigen konzentrierst,der dir nun schon von berufswegen nicht sooooo "tatsächlich" nahekommen kann und darf,wie das z.B. ein(e) Freund(in) könnte oder selbst ein Seelsorger oder Sterbebegleiter.

Ich hab das immer und immer wieder erlebt,daß grade dann,wenn "Sterben" konkret und fassbar wurde für jemanden,alte Verletzungen etc. schwer in den Hintergrund traten und "plötzlich" man sich mit Menschen wiedergefunden hat und nahekam,mit denen man vorher nix anzufangen wußte oder z.T. sogar schwer verstritten war etc.
Mir selber gehts da ja auch ähnlich : Ich will möglichst "aufräumen" mit "Unabgeschlossenem" und meine Beziehungen in Ordnung bringen,egal,ob das dann mal Beziehungsabbruch heißt,"geklärt" für MICH soll es sein.
Ich suche also MEINEN Frieden damit.

Und das bring ich bei dir irgendwie nicht überein....Du hälts fest an diesem Auf- und Vorrechnen (zu dem du ja auch allen Grund und jedes Recht hast ) den Menschen gegenüber,was sie dir alles nicht gegeben haben.Anstatt noch "loszuwerden" an Bitterkeit und Schmerz,was immer geht,und "mitzunehmen" an Miteinander,was du kriegen kannst.

Weiß nicht,ob ich jetzt verständlich rüberkomm...Ist schwer,da die richtigen Worte zu finden,grade auch schriftlich...Und kann wohl nur verstehen,wer seiner eigenen Endlichkeit schon mal "persönlich" hat ins Äuglein blicken müssen.
Ich meine jedenfalls NICHT dieses plakative "Vergeben",das eigentlich nur ne Nobelvariante von Verdrängung ist,sondern schon das "ehrliche" Loslassen von unbeglichenen alten "Schulden" an einem - um sich dann umso besser auf das konzentrieren zu können,daß man noch möglichst viel (Er-)LEBEN reinpacken kann in seine Restzeit.

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Gelli
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Beitrag Sa., 27.04.2013, 09:59

Ich habe dich in etwa schon verstanden.
Klar könnte ich wenn ich wollte oder könnte auch noch mit anderen Menschen zu tuen haben,aber ich scheue mich davor.Ich habs hier im Forum schon ein paarmal erfahren müßen und auch im realen Leben habe ich das schon erfahren das ich auf kurz oder lang mit Menschen ein Problem bekomme.
Und es liegt nicht ewig an mein Gegenüber,es liegt sehr oft an mir,weil ich schwierig und kompliziert zu handhaben bin.
Was andere "leichter"sehen das sehe ich eben "schwerer",ich finde mich langweilig,andere sehen mich vieleicht nicht so,aber wichtig finde ich wie ich mich selbst sehe,denn das strahle ich ja auch aus.
Ich bin ein ungeduldiger und sehr mißtrauischer Mensch,und manches auch nicht ohne Grund,aber ich fasse kaum noch zu Menschen vertrauen,mein Thera hat lange gebraucht bis ich ihn vertrauen konnte,wobei ich ihn nicht 100%vertraue,weil es Dinge gibt die bis heute "nachwirken".
Und soviel Beziehungsangebote habe ich nun auch wieder nicht,meinen Singkreis besuche ich gern und meinen 450-Euro Job mach ich auch noch,wobei die Kollegen dort eher mit Vorsicht zu genießen sind,daher sind diese Kollegen nur Kollegen aber mehr wird es nicht sein.
Ein Teil in mir sehnst sich nach Beziehungen jeglicher Art,und das wird dieser teil bis zum letzten Atemzug tuen,aber ein anderer Teil hat so derbe Angst,hat solch ein Mißtrauen in sich,findet sich so langweilig,und hat zum Teil auch sich aufgegeben,so das es keinen Sinn macht sich Beziehungen zu wünschen.
Ich habe mit Menschen Probleme,sie geben Nähe,und mir macht Nähe ganz gleich wie dicht nur Angst,ich halte diese Nähe nicht aus.
Ich schrieb schon irgentwo mal,dieses wertvolle was ich in mir habe,was defenitiv in mir vorhanden ist,was niemand sieht weil ich so gut damit bin es zu verstecken,zu schützen,das mag ich mit keinem mehr teilen,ich hab genug Kränkungen,Verletzungen aushalten müßen,ob von mir herbeigeführt oder nicht,ich mag mich da nicht mehr mitteilen,nur meinen Thera,denn der kennt mich gut genug um einschätzen zu können wer da gerade wieder vorne steht.
GUT DING WILL WEILE HABEN

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Anne1997
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Beitrag Sa., 27.04.2013, 10:24

Hallo Gelli,

vorweg: Du lebst in einer extremen Situation und diese macht es nicht leicht zu antworten.
Mir ging es ähnlich wie Wandelröschen und auch Waldschratins Gedanken kann ich (sehr) gut nachvollziehen.

Hier weitere Gedanken:
Nach Deiner letzten Antwort passt dieses "mutterseelenallein" so gar nicht mehr.
Wenn wir jetzt philosophisch, theologisch, physiologisch (und jedes Fachgebiet ließe sich argumentativ kontrovers usw. diskutieren) oder was auch immer werden wollten: klar, natürlich sind wir alle irgendwo "allein", wir kommen und sterben - trotz allem - alleine, keiner wird's uns abnehmen. In diesem Sinne bist Du sicher alleine.
Aber, "Mensch": Du hast anscheinend mehr Beziehungen als wirklich viele andere Menschen und irgendwie - wäre ich Deine Kollegin oder Deine Mitsängerin - könnte ich mich (kommt natürlich auf die Situation an, klar) abgewertet fühlen: "nur Kollegin".
Ich selbst bin froh, dass ich auch "Nur(???)"-Kollegen habe - manche von diesen haben mich schon öfter "gerettet", ohne das wir zu Privates austauschen usw.;
sie waren einfach "da". Liegen Deine Kollegen alle auf "gleicher Schiene"? - Die Antwort kennst Du sicher.
Bleibt die Frage, warum dieses "Allein-Gefühl" (dennoch/noch) so vehement präsent ist.

Du singst - wie wunderschön! Diesen Text zur (möglichen) Bedeutung des Singens verlinke ich Dir einfach mal; vielleicht kannst Du aus ihm etwas Positives für Dich und Deine Lebenssituation entnehmen.

Du hast zwei Kinder, die schon sehr weit sind, wohl gute Wege gehen ... ; natürlich brauchst Du sie nicht "extra" belasten; sie bekommen wohl eh - individuell sicherlich unterschiedlich - vieles mit, vielleicht viel mehr durch das Nichtdarübersprechen als durch regelmäßigen Austausch.
Wünsche euch, dass ihr über die Krankheit und Deine und ihre Situation reden könnt, dann, wenn es "passt" oder auch Not wendend sein kann.

Mein Therapeut kannte von mir bestimmte Dinge, die ich keinem anderen mitgeteilt habe. Und trotzdem: vertrauter bin ich immer noch mit meinen sehr engen Freunden, mit manchen Mitsängern (auch ich singe), mit meiner Familie (auch wenn wir uns manchmal mehr "erklären" müssen) und so vielen anderen in weiteren Kreisen und Bezügen. Mein Therapeut könnte das niemals ersetzen (obwohl er täglich "da in mir" ist).

Finde es hilfreich, dass Du auf Dich zurückverweist, reflektierst, auch kritisch beäugst und gleichzeitig sehe ich das als Chance, Beziehungen nochmals anders anzugehen (Waldschratin hat dies für mich sehr hilfreich formuliert; dies kann sehr schmerzhaft sein - und gleichzeitg einen selbst weiterbringen).

Dafür und für Deine weitere Auseinandersetzung mit Dir selbst, mit der Krankheit und mit Deinen Beziehungen wünsche ich Dir viel Kraft und gute Begleitung,
Anne


Waldschratin
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Beitrag Sa., 27.04.2013, 10:57

Gelli hat geschrieben:Ich schrieb schon irgentwo mal,dieses wertvolle was ich in mir habe,was defenitiv in mir vorhanden ist,was niemand sieht weil ich so gut damit bin es zu verstecken,zu schützen,das mag ich mit keinem mehr teilen,ich hab genug Kränkungen,Verletzungen aushalten müßen,ob von mir herbeigeführt oder nicht,ich mag mich da nicht mehr mitteilen,nur meinen Thera,denn der kennt mich gut genug um einschätzen zu können wer da gerade wieder vorne steht.
Also,ich hab das schon mitgekriegt,daß du wertvoll bist und viel Wertvolles zu geben hast - und bin damit sicher nicht die Einzigste (hier und anderswo).

Gibt es da für dich wirklich nur das Entweder-oder?Entweder ein "totales" Verstandenwerden und Bekommen dessen vom anderen,was du so sehr brauchst - ODER die "totale" Abschottung deines Innersten?
Du schreibst,ein Teil in dir sehnt sich nach jeglicher Art von Beziehung : und warum darf DER Teil nicht wenigstens etwas davon bekommen?Er ist "nur" EIN Teil von "dir",aber damit würdest eben auch DU was "mitbekommen",wenn der was bekommt.
Gelli hat geschrieben:,das mag ich mit keinem mehr teilen,ich hab genug Kränkungen,Verletzungen aushalten müßen,ob von mir herbeigeführt oder nicht,ich mag mich da nicht mehr mitteilen,nur meinen Thera,denn der kennt mich gut genug um einschätzen zu können wer da gerade wieder vorne steht.
Ok,das ist ne Entscheidung von dir,die kann ich akzeptieren - und verstehen auch.Kenn ich doch selber auch,das ZU-tief-verletzt-sein...
Aber warum setzt du dann diese Entscheidung nicht auch um?Schon mal im Hinblick auf die "ablaufende" Zeit,die du vielleicht nur noch hast.
Du leidest aber ja TROTZ dieser Entscheidung weiter - und das das krieg ich nicht überein.

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Gelli
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Beitrag Sa., 27.04.2013, 11:05

Ich kann eure Ideen und Gedanken zu meiner These von "allein"sein gut verstehen,ich weiß auch was ihr mir indirekt sagen wollt oder als Anregung mitgibt.
Ich aber fühle mich in mir alleine,klar hab ich "Kollegen"aber es bleiben "nur"Kollegen,mehr will ich darin auch nicht.Wenn ich sage,es sind Kollegen die man mit Vorsicht genießen sollte,dann ist das so,ich arbeite mit denen zusammen,ich kann also beurteilen ob es offene,sympatische tolle Kollegen sind,und das sind sie nicht,sie reden hinterm Rücken,jeder will der bessere gewesen sein,und spricht man sie auf das ein oder andere an,dann will nie jemand etwas gesagt haben,nee auf son Kinderkram muß ich mich nicht einlassen,ich red auf der Arbeit eher oberflächig,so in dem Sinne,Guten Tag und guten Weg.
Und singen tue ich erst ein paar Wochen und hab immer gesagt,ich gehe in diese Gruppe weil ich singen will,weil ich die Gemeinschaft zum singen brauche,und ich diese Gruppe so gern singen höre,aber ich gehe dort nicht hin um Freundschaften zu suchen,das braucht Zeit,ich bin darin zwar offen,aber ich selbst suche dort nicht Freundschaften,dazu hab ich zuviel Mißtrauen und die Angste die ich weiter oben schon beschrieben habe.
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Gelli
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Beitrag Sa., 27.04.2013, 11:17

Ich habe auch schon festgestellt das durchaus Menschen mich berrühren können,ohne das diese direkt mit mir in Kontakt sind,dieses "berrühren"tut gut,ich muß da nicht antworten,muß mich nicht dabei rechtfertigen,sie kratzen an dem herum was meine Seele beinhaltet.
Es sind der Pastor im Gottesdienst den ich reglmässig besuche,und es ist der Singkreis.
Mein Thera "berrührt"mich auch immer wieder mal,aber es ist ein anderes "berrühren",der Thera gibt mir neue Sichtweisen,lässt mich lernen zu verstehen,während der Pastor und Singkreis meine Seele "berrühren"ohne das ich mit ihnen sprechen muß.Das fühlt sich an als würde diese "gestreichelt und gedrückt"werden,auf wundersame Weise.
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yamaha1234
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Beitrag Sa., 27.04.2013, 11:21

Gelli hat geschrieben: Und singen tue ich erst ein paar Wochen und hab immer gesagt,ich gehe in diese Gruppe weil ich singen will,weil ich die Gemeinschaft zum singen brauche,und ich diese Gruppe so gern singen höre,aber ich gehe dort nicht hin um Freundschaften zu suchen,das braucht Zeit,ich bin darin zwar offen,aber ich selbst suche dort nicht Freundschaften,dazu hab ich zuviel Mißtrauen und die Angste die ich weiter oben schon beschrieben habe.

aber wieviele Menschen scheitern schon allein an diesem Schritt? Du kannst sehr stolz auf dich sein, dss du dich dies überhaupt "traust". Freundschaften ergeben sich, oder sie ergeben sich nicht, forcieren lässt sich da ohnehin nichts. Das einzige das man tun kann ist ein Rahmen zu schaffen damit Freundschaften oder andere Menschen überhaupt eine Möglichkeit haben in dein Leben zu kommen, und das tust du doch und das ist sehr viel!
Beim Lesen deiner Beiträge habe ich oft den Eindruck, dass du dich mehr auf die Dinge in deinem Leben konzentrierst die schlecht laufen, die unerreichbar sind also ein typisches Mangeldenken anstatt dich auf das zu konzentrieren und das wertzuschätzen was du hast, und das ist eine Menge, wenn du genau hinsiehst.

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