Wow, da bin ich mal ein paar Tage nicht da, und hier entsteht so ein toller Thread! Vieles von dem, was Ihr geschrieben habt, finde ich sehr erleichternd, auch, weil ich mir nicht mehr so vorkomme, als sei ich allein so „komisch“ und weil es mir verstehen hilft.
Jenny, candle, Elfchen, carö, Sinarellas, MrN, hopeless, ADW, Bergkristall, Emily, montagne, stern (und falls ich noch jemanden von Euch vergessen haben sollte, möge er oder sie sich bitte hier auch eingeschlossen fühlen), auf die Gefahr hin, dass ich gerade etwas überschwänglich rüberkomme - ich hatte einen so tollen Nachmittag, der wirkt noch nach! - muss ich Euch einfach alle mal drücken
Sinarellas hat geschrieben:
Vorraussetzung ist eine "traumatische Situation" und diese kannst du nicht anch Buch abgrenzen, was traumatisch ist und was nicht
Das ist auch etwas, was mich beschäftigt: Wann oder wodurch wird eine Situation traumatisch?
Jenny Doe hat geschrieben:Dissoziation tritt bei mir infolge einer Reizüberflutung ein, die jedes Mal anders geartet ist.
Vielleicht könnte man auch eine Reizüberflutung als traumatische Situation bezeichnen?! Wenn so viele Reize auf einen einstürmen, dass sie nicht mehr verarbeitet werden können, hat das ja auch was Bedrohliches.
Jenny Doe hat geschrieben:Das waren reine Stressreaktionen. Als ich den Job gekündigt habe, hatte ich solche Ausfälle über 10 Jahre lang nicht mehr. Erst 2000, als ich wieder einer extremen Stresssituation ausgesetzt war, trat das Problem wieder auf.
[...]
Stress kann wahnsinnig viel bewirken, das ganze Gehirn brach legen.
Ja, das fand ich sehr erschreckend, als ich es das erste Mal erlebt habe. Ich konnte mir vorher nicht vorstellen, dass das so geht. Du hattest ja geschrieben, dass die Dissos bei Dir erst im jungen Erwachsenenalter aufgetreten. Würdest Du das dann darauf zurückführen, dass Du vorher einfach nie so einen großen (emotionalen) Stress erlebt hast?
Jenny Doe hat geschrieben:
Dissoziation tritt aber auch ohne ein traumatisches Ereignis auf. Jeder dissoziiert im Alltag. Dissoziation kann auftreten, wenn man hochkonzentriert arbeitet und um sich herum nichts mehr mitbekommt und auch nicht mitbekommt, dass einem der Magen knurrt, bei Routinearbeiten, wo man nicht mehr denken muss und Handeln und Denken parallel laufen, im Kino, wenn man von einem Film gefesselt ist, im Auto, wenn man an einer roten Ampel stehend gedanklich abdriftet und nicht mitbekommt, dass die Ampel umgesprugen ist, .... ebenso Drogenkonsum, Meditation, ... All das kann zu einer Dissoziation führen, ohne dass das Ereignis an sich traumatisch sein muss oder der Dissoziation ein Stresserleben zugrundliegt.
Diese Dinge hätte ich zum Beispiel bisher nicht als Dissoziation verstanden und bezeichnet, sondern als Flow, als Automatismus, als Faszination, Träumerei, gedankliches Abschalten und ähnliches(bei Drogenkonsum und Meditation kann ich nicht mitreden). Für das, was ich bisher als Dissoziation erlebt habe und mich jetzt auch wieder zu bezeichnen traue, gehört auf jeden Fall auch ein sehr unangenehmes Gefühl dazu, das für mich nichts mit Alltag zu tun hat und das ich auch bis vor ein paar Jahren nicht kannte.
Jenny Doe hat geschrieben:Studien zeigen, dass Gewalterfahrungen Spuren im Gehirn hinterlassen und für zukünftigen Stress sensibilisieren, aber anderseits gibt es auch das Phänomen der Resilienz, demzufolge es eine ganze Menge Kinder gibt, die negative Erfahrungen gut verarbeiten und keine Folgeschäden erleiden.
Liegt der Unterschied nicht darin, dass die einen Kinder auch sonst ungünstige Bedingungen haben und die anderen günstigere, die zumindest einen Teil dieser Gewalterfahrungen auffangen? Beruht Resilienz nicht auch auf Erfahrungen, zumindest teilweise? Ich habe mir das bisher immer so vorgestellt, dass es in Anlage und Umwelt günstige Bedingungen gibt, die das Gehirn ein Stück weit gegen solche Spuren schützen und/oder helfen, sie wieder zu beseitigen oder zu verringern.
Elfchen hat geschrieben:Solange sie somatisch sind, kein Problem, das steck ich weg. Das ganze mit der Psyche, das haut mich schon eher um, weil ich lange solche Angst hatte, verrückt zu werden, durchzudrehen, nie mehr Normalität erleben zu dürfen.
Ich hab das zum Glück nicht so extrem erlebt wie Du, aber diese Sorge hatte ich zwischendurch auch. Mir machen solche psychischen Sachen auch deshalb mehr Angst, weil ich mir so schlecht erklären kann, was da passiert. Körperliche Erkrankungen kommen mir da greifbarer vor, auch, wenn sie sicher nicht immer berechenbarer sind.
MrN hat geschrieben:Meine akuten psychischen Probleme in den letzten Jahren haben sich nun als DIS manifestiert,
Heißt das, dass sich bei Dir die DIS erst im Erwachsenenalter ausgebildet hat? Ich dachte immer, das finge schon in der Kindheit an.