Krimi u. Co

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pandas
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 01:19

@ stern

Nur eine Anmerkung noch: Das Gespräch mit dem Sohn habe ich (in Bezug auf Regal) so verstanden, dass er an dieser Stelle nicht preisgeben wollte, dass er mit dem Ulitimatum einhalten, sonst Kind verdurstet und tot eben blufft. Da waren ja die Polizisten dabei. An dieser Stelle fand ich das dann auch gut geschauspielert, wie er seinen Sohn dermassen ambivalent anschaut, und in seinen Aussagen über das (angebliche) Ergehen des Kindes verharrt: Er lügt also hier seinen Sohn an wie die Polizisten, auch wenn er überrascht war von dessen Erscheinen. Aber in bezug auf Bluff geht er ja von aus, der Sohn erfährt ja später irgendwann, dass er das andere Kind gar nicht verdursten lassen wollte und m.E. sollte das Regal dann auch zeigen, dass er gar nie davon ausgegangen ist, dass das Kind stirbt (auch wenn es objektiv betrachtet trotzdem ein Risiko beinhaltete).
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stern
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 01:47

Na, aber da hast Du mein Zitat so beschnitten, dass die Erläuterung fehlt: Ich schrieb ja, dass es den meisten Menschen, und auch dem Täter, bei der Bankenkritik nicht prinzipiell darum geht, das Profit gemacht wird, das Mensch sein Geld verdient, sondern um das WIE und Um welchen Preis für die Menschheit.
Ich wollte nichts aus dem Zusammenhang reißen. Oben hatte ich, meine ich, weitere Passage zitiert. Ist eher Platzgründen geschuldet, wenn ich nicht immer voll zitieren kann. Und ich meine, soweit habe ich es auch verstanden, dass es natürlich auch um das Wie geht, also moralisch oder unmoralisch.

Den Unschlüssigkeit sehe ich jedoch an der Stelle: Einerseits gibt es Analogien zu Robin Hood... und er sagt ja auch, an dem Lösegeld wollte er sich nie bereichern... sondern es sozusagen an Bedürftige verteilen. Während er (als sein Unternehmen noch existierte) der workaholic war, der sich einen gewissen materiellen Wohlstand erarbeiten wollte, und der so uneigennützig nicht handelte, wie er letztlich dargestellt werden sollte. Sondern sogar seinen Sohn für sein Geschäft "opferte" (kaum Kontakt zum Sohn wegen Arbeit). Ohne die Bank hätte er sein Unternehmen gar nicht aufziehen können (was natürlich auch galant ausgeblendet wird, dass es ihm mal zugute kam, dass die Bank Geschäfte betrieb, die es ihm ermöglichten, Geld zu borgen). Kann man auch machen, dass man ihm zum Robin Hood stilisiert. Ist auch nicht schlimm. Wirkt aber auf mich eher wie die Konstruktion eines Überraschungseffekt und nicht sonderlich schlüssig. Ein Stiftung oder einen Verein, der gemeinnützige Zwecke verfolgt, gründete er jedenfalls urprünglich nicht (wäre ja grundsätzlich möglich, wenn jemand erkennt, dass ihm der Welthunger und diesbezgl. Aufklärungsarbeit, etc. am Herzen liegt). Wie kam dann also die Wandlung zum Robin Hood: Angeregt durch einen Zeitungsartikel wird nun via Kindesentführung auf den Welthunger aufmerksam gemacht, hmmmmmmmmmm. Oder gerade noch annehmbar wäre, ähnlich wie du oben ausgeführt hast: Dass er sich eine Racheaktion/Selbstgerechtigkeit schön redet, indem sie vermeintlich in den Dienst einer guten Tat gestellt wird.

Unter welchen ethischen Produktionsbedingungen die Handy, in die sein Patent eingeflossen wäre, hergestellt worden wären, gäbe vielleicht auch Stoff, um es auszuschlachten. Insofern ließ man aber Potenzial für weitere potentielle gesellschaftskritische Anspielungen aus.

Meinetwegen kann ein Tatort auch auf best. Finanzmarktransaktionen anspielen (meine Meinung dazu beeinflusst auch nicht unbedingt ein Tatort)... aber mit dem Robin Hood tue ich mir schwer.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 09.01.2013, 02:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 02:16

Aber in bezug auf Bluff geht er ja von aus, der Sohn erfährt ja später irgendwann, dass er das andere Kind gar nicht verdursten lassen wollte und m.E. sollte das Regal dann auch zeigen, dass er gar nie davon ausgegangen ist, dass das Kind stirbt (auch wenn es objektiv betrachtet trotzdem ein Risiko beinhaltete).
Wie er kalkulierte, was das Leben des Kindes anging bzw. die Bekanntgabe des Aufenthaltsorte angeht, bin ich mir, wie gesagt, unschlüssig . Fakt ist: Bei Aufnahme der Videobotschaft war das Kind anscheinend gut versorgt. Auch das Regel war mit manchen Vorräten bestückt. Auch fielen Aussagen wie sinngem., dass es nur Verlieren gibt, ein Kind wird sterben (inwieweit auch das Bluff war, hm).

Nur der Vorrat ist (nach schätzungsweise mehreren Wochen) endlich. Also wenn er den Aufenthaltsort nicht verraten hätte (und das Kind nicht befreit worden wäre), wäre das dem Tod des Kindes gleichgekommen... dann halt nur ein paar Wochen +/- später. Gibt erstmal nur etwas mehr Luft, was das Leben des Kindes angeht... besagt aber nicht, dass er nicht aufs Ganze gegangen wäre (zumal er ja nicht genau planen kann, ob alles so aufgeht, wie er sich das vorstellt).

Für mich steht jedenfalls nicht fest, dass er den Tod des Kindes nicht in Kauf nehmen wollte.... sondern vielleicht ist er nur durch die Verhöre und Konfrontationen mit Bezugspersonen, Eltern, usw. weich und matschig geworden, dass er seine ""Aufklärungskampagne"" nicht zum bitteren Ende durchziehen konnte.
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 03:02

Widow hat geschrieben:Und da fast wir alle ein Konto bei den bösen Banken haben, aber nur ganz wenige von uns wissen, worin die bösen Banken unser Geld (und selbst, wenn es nur das von einem für uns "zinslosen" Girokonto ist) investieren - nämlich in Spekulationsgeschäfte jenseits von nur dem kleinsten Funken von menschlichem Anstand -, finde ich es erst recht gut, wenn ein prominentes Serienformat des Öff-Re-Fe sich dessen mal annimmt: Der bösen Banken und der bösen dummen naiven kleinen Girokontoinhaber, die wir fast alle sind!
Betrifft ja nicht nur Banken, auch Versicherungen... und wie ist der eigene Fond zusammengesetzt, den man monatlich anspart (bei einer Investmentbank)? Alles aufkündigen, weil in undurchsichtigen internationalen Konzernverflechtungen irgendwo in ein Unternehmen "drinhängen" könnte, in das investiert wird, und das Kinderarbeit unterstützt UND UND UND? Vielleicht genau das Unternehmen, das die Handys produziert, in die die Patente des Entführers Einklang finden. Oder noch besser: Ein Kind entführen, um auf diese Tatsache aufmerksam zu machen? O.k. etwas ironisch.

Alternative: Wenn man auf Nummer sicher gehen will (so sicher sicher sein kann), dann schauen, dass man in (seriöse... wenn man sicherheitsbedachter ist, nicht zu hochspekulative) ethisch-ökologische-nachhaltige Geldanlagen investiert... dafür gibt es auch einen Markt. Und dabei sind nicht nur Nahrungsmittel im Visier.

Der "kleine Girokontoinhaber", für den sein Guthaben täglich verfügbar ist/sein muss (und best. Anteile werden auch täglich abgehoben) ist für mein Dafürhalten nicht der primäre Geldgeber für Anlagen bzw. Spekulationen der Bank.

Blieb für meinen Geschmack sehr oberflächlich...
Zuletzt geändert von stern am Mi., 09.01.2013, 03:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 03:46

Blieb für meinen Geschmack sehr oberflächlich...
Dürfte ich da fragen, was?
Hatte ich im Grunde schon beantwortet.

4) Die Anspielung auf bestimmten Finanzmarkttransaktionen im letzten, gerade diskutieren Tatort:

Für mein Dafürhalten weder Fisch noch Fleisch: Als Tatmotiv für eine Kindesentführung für meinen Geschmack zu unglaubwürdig. Und wirkte auf mich zu konstruiert, in dem Sinne, dass vielleicht noch ein Überraschungseffekt her musste, wenn der Täter im Prinzip schon feststeht und ein Motiv wie Vergeltung auf der Hand lag. Siehe Vorpostings.

Und als gesellschaftskritischer bzw. politischer Beitrag: Mehr als eine Anspielung ist's nicht gewesen... und Anspielungen können kaum sonderlich tiefgründig sein. Wesentlich mehr ist allerdings auch schwer in einem Tatort unterzubringen. Also für Aufklärungsarbeit oder gar eine kontroverse Beleuchtung von evtl. Auswirkungen bestimmter Finanztransaktionen nicht das passende Format. Siehe ebenfalls Vorpostings. Das Rache aufgrund des erlittenen Schicksals nicht vordergründig für die Tat ist, wurde zudem erst zum Ende hin aufgelöst.

Somit weder Fisch noch Fleisch... sondern Provokation eines Kopfnickens, ja ja, die bösen Banken sind wirklich pöse bzw. sogar noch pöser als bisher angenommen. Womit dann mglw. "das Böse" doch noch gefunden und verkörpert werden konnte, nachdem sich der Täter als Robin Hood entpuppen sollte?

Hoffentlich werden wenigstens die Handys, in die das Patent des Entführers einfließt (das aber wegen nicht nachweisbaren Betrugs von jemand anderen profitabel verwertet wurde) ohne Kinderarbeit produziert...

Edit: Sehe gerade, du hast deine Frage zwischenzeitlich rausgenommen, widow... ich lasse dennoch die Antwort stehen, wenn ich mir schon die Mühe einer Antwort mache.
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 15:32

stern hat geschrieben: Den Unschlüssigkeit sehe ich jedoch an der Stelle: Einerseits gibt es Analogien zu Robin Hood... und er sagt ja auch, an dem Lösegeld wollte er sich nie bereichern... sondern es sozusagen an Bedürftige verteilen. Während er (als sein Unternehmen noch existierte) der workaholic war, der sich einen gewissen materiellen Wohlstand erarbeiten wollte, und der so uneigennützig nicht handelte, wie er letztlich dargestellt werden sollte. Sondern sogar seinen Sohn für sein Geschäft "opferte" (kaum Kontakt zum Sohn wegen Arbeit). Ohne die Bank hätte er sein Unternehmen gar nicht aufziehen können (was natürlich auch galant ausgeblendet wird, dass es ihm mal zugute kam, dass die Bank Geschäfte betrieb, die es ihm ermöglichten, Geld zu borgen).
Liebe stern,

noch einmal: Nicht Unternehmenstätigkeit per se wird hier hinterfragt, schon gar nicht die Marktwirtschaft per se, sondern ProfitGIER, die zu unethischem Handeln führt, welches andere Menschen z.B. in den Ruin stürzt oder zum Welthunger beiträgt.
Deswegen kann ich nunmal dem Argument nicht folgen, dass Selge ja früher auch eine marktwirtschaftliche Firma mit einem Bankkredit gegründet hat. Dies ist nicht zu kritisieren. Und so wie die Charakterzeichnung des Filmes war, ist davonauszugehen, dass er sich selbst nicht unlauteren Verhalten bedient hatte, sondern lediglich eine sehr gute Idee hatte, die als so gut erachtet wurde, dass eine allgemeine Marktschwierigkeit dazu genutzt wurde, sich durch die Kreditentziehung das Patent selbst anzueignen. Solche "Beziehungs"-Machenschaften kommen vor, das kann man an Nachrichten etc. sehen oder wenn man sich selbst mal ins Gericht setzt etc. U.a. deshalb werden ab ein gewisser Ebene in der Finanzwirtschaft so hohe Gehälter gezahlt, um "Whistle Blowing" zu vermeiden.
Selge wurde hier tatsächlich als Gegenpol entworfen: Ursprünglich war er sozusagen New.Economy.Handwerks-Geschäftsmann, d.h. er wollte mit seinem Patent an sich Profit erzielen, nicht durch Spekulationen etc. darum herum.
Dass er seinen Sohn "opferte" für den Firmenaufbau ist nicht richtig. Es wurde im Gespräch von Kommissar und Sohn in der Schweiz beim Sohn zu Hause doch gesagt, dass der Vater NACH diesem Firmenzusammenbruch zum Alkoholiker wurde und auch in der Ehe unaustehlich, da er sich als Versager fühlte. Deshalb hat sich die Ehefrau scheiden lassen. Nach sieben Jahren hat Selge einen gelungenen Alkoholentzug gemacht. Der Sohn hatte Hoffnung, dass er nun seinen "früheren" Vater wiederbekommt, diese wurden aber enttäuscht: Der Vater war ohne Alkohol noch verbitterter und kreiste im Reden immer wieder um sein Scheitern und den Rausschmiss aus dem System, der nun bestehenden Chancenlosigkeit. Daraufhin hat der Sohn das mit seinem Therapeuten besprochen und entschlossen, den Kontakt zum Vater abzubrechen, also geschätzt 10 Jahre nach der Insolvenz!

Und ich denke auch, dass niemand von Geburt an entweder wohlttätig oder profitorientiert gesinnt ist. Es sind immer Wandel möglich. Und da er gerade in seinem "Weltverbesserertum" sehr impulsiv gehandelt hat, zeigt eher, dass er eben auch nicht in der Lage war, da jetzt einen Spendenverein oder so aufzubauen. Und auch nicht daran glaubte, dass das Hungerproblem noch auf herkömmliche Weise zu bekämpfen ist. Die Frage des Films ist hier wohl auch, was passiert, wenn jemand aufgrund der Skrupellosigkeit in der Finanzwirtschaft persönlich so verzweifelt ist, dass ihm jeder Sinn verloren geht und er dann versucht, für sich wieder Sinn herzustellen kann, sich aber an keine Regeln hält, da er meint, dies auch selbst so erfahren zu haben.

Es ging auch nicht direkt um Handyherstellung, sondern irgendeine Zusatzleistung. (Technisch kenne ich mich da auch nicht so aus, was genau gemeint war.)
Nun, aber Produktionsbedingungen sind davon berührt ja.
Aber in dem Bereich hat sich viel verändert - viele Firmen achten mittlerweile mehr auf faire Produktionsstätten in Asien etc. Diese haben auch zum Wachstum dort beigetragen. Das kann man also nicht vergleichen mit den relativ neuen Lebensmittelspekulationen wie auch Agrarfonds etc.
Ausserdem gibt es mehr Prdouktionsstätten in Europa als man oft denkt.
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 15:49

stern hat geschrieben: Alternative: Wenn man auf Nummer sicher gehen will (so sicher sicher sein kann), dann schauen, dass man in (seriöse... wenn man sicherheitsbedachter ist, nicht zu hochspekulative) ethisch-ökologische-nachhaltige Geldanlagen investiert... dafür gibt es auch einen Markt. Und dabei sind nicht nur Nahrungsmittel im Visier.
Ich denke auch solche Entscheidungen sind wichtig, aber es gibt mehr und mehr Menschen, die das tun - auch hervorgerufen durch stetige Thematiserung in den Medien.

Ich würde aber eher davon ausgehen, dass nicht jeder per se kleinere oder grössere Beträge in Fonds anspart, und ursprünglich in welche angelegt hat, die möglicherweise in bestimmte Geschäfte involviert sind. Da gibt es schon Leute, die das schon lange vermeiden, und wahrscheinlich gar nicht so wenige.

Und ich fand es auch gut an dem Tatort, dass er das nicht so über den Kamm geschert hat: Es ging eben nicht um die Schlechtigkeit der Weltwirtschaft per se, sondern es wurde erklärt, wie Lebensmittelspekulationen ganz konkret den Zugang zu den produzierten Lebensmitteln erschweren und welche Auswirkungen das für Schwellenländer etc. haben kann. Kinderarbeit ist wie gesagt ein Bereich, in dem sich einiges geändert hat, und darum ging es ja auch nicht, da gab es ja auch schon andere Filme etc. zu.
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 16:03

Erstmal nur kurz dazu.
biber hat geschrieben:Ich würde aber eher davon ausgehen, dass nicht jeder per se kleinere oder grössere Beträge in Fonds anspart, und ursprünglich in welche angelegt hat, die möglicherweise in bestimmte Geschäfte involviert sind. Da gibt es schon Leute, die das schon lange vermeiden, und wahrscheinlich gar nicht so wenige.
Öhm... natürlich nicht jeder.... aber ein paar Kunden (nicht nur private) sollen Investmentbanken schon haben. Und wie willst du beinflussen, wie meinetwegen eine Versicherungsgesellschaft ihren Kapitalstock anlegt? Beiträge dürften die Mitarbeiter kaum unter ihrem Kopfkissen verwahren. Und derjenige Versicherungsnehmer, der eine Versicherung benötigt, schaut natürlich ganz genau, welche Unternehmen genau in einem Konzern hängen, den er mittelbar finanziert.. was in einem Land alles abgeht, in das investiert wird, usw. Wie die Versicherung, etc. den Kapitalstock genau anlegt und welche Unternehmen darüber finanzier werden? Und verzichtet dann notfalls auf den Versicherungsabschluss nach möglichst lückenloser Prüfung der Geschäftsberichte (soweit das aufgrund Offenlegungsvorschriften überhaupt transparent ist)? Und man genau abgeglichen hat, welche ethischen Selbstverpflichtungserklärungen unterwirft sich ein Unternehmen, usw.

Natürlich gibt es Leute, die legen wert auf ökologische-ethische Geldanlagen... aber um das zu gewährleisten, muss man dann gut darauf achten geben, wem man sein Geld gibt und wie es investiert wird... da gibt es jedenfalls einiges mehr als Lebensmittel und Kinderarbeit, dass diesen Standards nicht unbedingt genügen würde (während man dabei auch ein Auge darauf haben sollte, ob derjenige, der ökologische-ethische Geldanlagen anbietet, auch seriös ist... also auf den Zug springen auch manche schwarze Schafe auf).
Zuletzt geändert von stern am Mi., 09.01.2013, 16:09, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 16:04

So, hier noch ein Link, warum gerade die neuen Agrarfonds und Lebensmittelspekulationen so unsichtbar explosiv sind:

http://wirtschaft.pr-gateway.de/rohstof ... alanlagen/

Wer schnell lesen will: Ganz nach unten scrollen, im letzten Abschnitt ist das Fazit, also vor der Liste mit den Namen der Fonds.
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 16:10

stern hat geschrieben: Öhm... natürlich nicht jeder.... aber ein paar Kunden (nicht nur private) sollen Investmentbanken schon haben.
Ja, eben, und wenn die den Tatort gesehen haben, vielleicht war´s mal ein Anstoß ein bissle nachzudenken darüber
stern hat geschrieben:Und wie willst du beinflussen, wie meinetwegen eine Versicherungsgesellschaft ihren Kapitalstock anlegt? Beiträge dürften die Mitarbeiter kaum unter ihrem Kopfkissen verwahren. Und derjenige Versicherungsnehmer. der eine Versicherung benötigt, schaut natürlich ganz genau, welche Unternehmen genau in einem Konzern hängen, den er mittelbar finanziert.. was in einem Land alles abgeht, in das investiert wird, usw. ... und verzichtet dann auf den Versicherungsabschluss nach möglichst lückenloser Prüfung der Geschäftsberichte (soweit das aufgrund Offenlegungsvorschriftenüberhaupt transparent ist)? Und man genau abgeglichen hat, welche ethischen Selbstverpflichtungserklärungen unterwirft sich ein Unternehmen, usw.
Ich denke immer mehr Verbraucher treffen bewusste Entscheidungen, dazu gibt´s ja eben diese ethischen Leitlinien etc. Und dann ja auch die Stiftung Warentest etc.
Ansonsten finde ich das nicht vergleichbar mit dem Verhalten eines hochdotierten Bankmanagers, der einen Agrar Fond bewusst so aufgebaut hat, wie sie seit einiger Zeit bestehen, und allen dotierten Akteuren in diesem Spekulationsmarkt oder gar Bank-Wettbörsen da herum.
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 16:17

biber hat geschrieben:Ich denke immer mehr Verbraucher treffen bewusste Entscheidungen, dazu gibt´s ja eben diese ethischen Leitlinien etc. Und dann ja auch die Stiftung Warentest etc.
Du hast aber null Einfluss, was die Versicherung mit deinem Geld macht... Fakt ist nur: Dass Beiträge, Kapitalstöcke, etc. unter Kopfkissen liegen, ist eher unwahrscheinlich.

Und wie bewusst ist eine Entscheidung, wenn man nicht aufdröselt, was genau finanziert wird (sofern das überhaupt en detail aufdröselbar ist)... sondern da muss man wohl wirklich in alternative Anlagen gehen, wenn man bestimmten ökologisch-ethischen standards genügen will (aber aufpassen: Auf den Zug springen auch unseriöse Anbieter auf. Und auch Achtung: Wie sicher ist die Anlage bzw. das Institut. Bei seriösen Anlagen soll lt. Stiftung Warentest im Untersuchungszeitraum die Rendite sogar vergleichbar gewesen sein).
Zuletzt geändert von stern am Mi., 09.01.2013, 16:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 16:23

@ stern

Jein, die Versicherung einer Privatperson bei einer Versicherungsfirma ist nicht vergleichbar mit dem Verhalten rund um die Agrarfonds und die Akteure da herum, um die es hier ja geht. Ich denke zweiteres ist weitaus schädlicher, sozusagen aufgrund der Quantität des Handels und eben gerade aufgrund der Handlungsmöglichkeiten der Entscheidungstreffer, Planer und Profiteure dieser Fonds.

Und es gibt ja Hilfsmittel für bewusste Entscheidungen, wie eben die Stifung Warentest.

Du siehst, mit diesem "Wir alle sind schuldig, da wir alle in dem System leben" und "Irgendwo hast Du auch eine klitzekleine unsichtbare Beteiligung, ganz bestimmt, deswegen darf man die Agrarfonds nicht kritisieren" kann und möchte ich nichts anfangen.
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 16:32

Es ging mir auch nicht darum das Verhalten von Versicherungen und Privatpersonen zu vergleichen...

Sondern darum, dass für den gemeinen Anleger nicht unbedingt transparent ist, was mit seinem Geld (mittelbar) finanziert werden könnte.. was nicht nur Lebensmittelpreise und Kinderarbeit tangiert. Und dass bewusste Entscheidungen erschwert sein können... so dass es ratsam ist, sich dann alternativ auf dem Markt ökologisch-ethischer Geldanlagen zu orientieren (wofür es mittlerweile auch eine Markt gibt).

... wie als ob dieser Tatort jetzt das ultimative Übel unethischer Vorgenhensweisen der pösen Banken dingfest machte (der Tellerrand dürfte vielmehr noch etwas größer sein)... und dabei springen ja zumindest von dem Zug Spekulationsgeschäfte rund um Lebensmittel bereits einige Institute wieder ab.
und "Irgendwo hast Du auch eine klitzekleine unsichtbare Beteiligung, ganz bestimmt, deswegen darf man die Agrarfonds nicht kritisieren" kann und möchte ich nichts anfangen.
hatte ich ja nie geschrieben... ich enthalte mich nach wie Wertungen. Die pösen Banken als das ultivmative ist mir aber zu oberflächlich. Oder zu kurzsichtig, wenn man so will, wenn man sich nur darauf fokussiert.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 09.01.2013, 16:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 16:39

Ja, einige! Aber eben längst nicht alle ... und teilweise wird auch nur der weiße Kragen neu gefärbt, aber die Auswirkungen bleiben bestehen.

Und deshalb es ist wichtig, so ein Thema immer wieder zu thematisieren, es dauert Jahrzehnte, bis die Folgen einigermassen abgebaut sind, das sieht man ja auch an der Kinderarbeit (weg vom Tisch ist die nicht völlig, keinesfalls, siehe Billig-Kleider von Discountern, wobei ich glaube, da arbeiten junge Erwachsene, aber zu sehr schlechten Bedingungen.)

Zur Vertiefung in obigen Link hineinschauen!

Und: Mir geht es die ganze Zeit um Differenzen, in dem Tatort wurde ja auch nie gesagt: "Die pösen Banken sind so pöse!", sondern es ging um obige Sachverhalte.
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 16:43

Und: Mir geht es die ganze Zeit um Differenzen, in dem Tatort wurde ja auch nie gesagt: "Die pösen Banken sind so pöse!", sondern es ging um obige Sachverhalte.
Fokussiert auf ein paar Miniauschnitte. Wenn man es wirklich vertiefter anschauen wollte (z.B. welche Faktoren den Welthunger begünstigen), stößt man vermutlich eher auf Rattenschwänze. Das kann und will ein Tator nicht leisten. Aber macht auch nichts. Denn nun ja... ich bleibe dabei: Einen Tatort sehe ich nicht primär als Aufklärungssendung... mehr als ein paar Anspielungen waren es für mich nicht.

Für meine Meinung brauche ich auch den Link nicht.
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