fanatischer Feminismus oder notwendige Gleichstellung

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
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Rezna
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Beitrag Do., 13.09.2012, 15:51

Allerdings ist es so, dass vieles der gestörten Verhaltensweisen schlicht die Ergebnisse unserer Gesellschaft, das Ergebnis der Erziehung sind. Übrigends: Man beobachte einfach mal in Filmen, wie oft Frauen gegenüber Männern gewalttätig werden, und umgekehrt - und - welche Folgen das meistens hat. Ich habe folgende Szene noch nie gesehen: Die Frau hat sich in einen Mann verliebt. Als sie beisammenstehen überkommen sie die Gefühle, sie neigt sich vor und küsst den Angebeteten einfach. Der Mann holt nach dem Kuss aus, und knallt der Frau für diesen Kuss eine ordentliche Ohrfeige herunter.... Umgekehrt habe ich diese Szene schon tausendmal gesehen. Oder "temperamentvolle" Frauen, die ihre Männer mit allerlei Sachen bewerfen. In manchen Filmen schlagen die Frauen die Männer regelrecht KO. Die Konsequenz: die Frauen werden in ihrer Gewalt nicht ernst genommen. Es gibt kaum Konsequenzen - oder sogar positive Konsequenzen - das Opfer erkennt reumütig ihre Tolligkeit. Sie erleidet damit kaum oder keinen Imageschaden, manchmal sogar im Gegenteil. Umgekehrt, sicher es gibt genug Szenen in denen Männer Frauen schlagen - ist er sofort der Bösewicht und hat keinerlei Erbarmen mehr verdient, schon gar nicht beim Zuseher. Niemand würde lächeln und meinen: "So ein temperamentvoller Mann..."
Ratlosigkeit hat geschrieben:Zunächst einmal ist Sex wirklich nichts wofür ich "kämpfen" möchte. Sex ist auch nix, was ich gnadenhalber bekommen möchte. Und auch nichts, was ich aushandeln möchte, wie Lohn und Preis. Du vermischst hier private und sozale/berufliche Ebene, aber in diesen beiden Ebenen gelten grundverschiedene Regeln.
Ich glaube nicht, dass das so einfach zu trennen ist, vor allem, weil viele Beziehungen über das Arbeitsumfeld eingegangen werden. Man muss sehr gespalten sein, wenn man auf der einen Seite das Opfer spielen und auf der anderen Seite die Taffe spielen kann - da ist dann wirklich eher viel "Spiel" im Spiel, als Authentizität. Mir geht es auch nicht um Regeln, sondern um das wie Menschen funktionieren. Dass die sozialen Protokolle mitunter ziemlich verquer sind, sich an Doppelbindungen orientieren, ist mir klar, und macht viele Menschen auch verloren, hilflos, wahnsinnig. Nicht jeder kann ständig zwischen verschiedenen, einander widersprechenden Rollen hin und her switchen, ohne auf Dauer Schaden zu nehmen. So "spielen" viele Menschen etwa bei Bewerbungsgesprächen die Taffe, Zielstrebigen, Agilen... im Alltag aber wird schnell deutlich, dass dieselben oft gar nicht so selbstsicher sind, gar nicht so auf gewisse Ziele focussiert sind, sondern halt einfach nur ihren Lebensunterhalt verdienen möchten. Und ich meine, jenseits des erzwungenen Spiels, das was im Menschen heraus kommt, ist eine Tendenz, eine Grundhaltung.
Der "Gnadensex": Meine Mutter war so eine. Ihrer Philosophie nach musste ein Mann die Frau erobern. Das schränkte schon mal massiv ein, weil sie darauf angewiesen ist, dass ein Mann auf sie steht (nicht sie auf ihn). Ein Mann der ihr gefällt, der sie aber nicht erobert (selbst wenn sie ihm gefällt) ist somit nicht mehr für sie greifbar. Weiters erwartete sie stehts, verführt zu werden. Es war UNDENKBAR, dass sie einmal anfing, eine sexuelle Begegnung anzustimmen. Es musste immer das Spiel sein: Er will, sie ziert sich... Sie hat leidenschaftlich gerne gelesen, und manchmal las ich rein in diese Bücher. Fast ausschließlich handelten sie von diesem Muster. Nur - in dieser Fiktion war der Eroberer auch immer genau der, den die Heldinnen unbedingt wollten. Das ist aber eben nur Fiktion. Meine Mutter hat versucht, mir genau diese Philosophie weiterzugeben. Und zwar eindringlich und fast auf traumatische Weise. Mir aber ging die Logik dahinter einfach nich ein. Warum sollte ich einen Mann, der mir gefällt, nicht auch selber erobern? Warum sollte ich einem Mann gegenüber, der mir gefällt, die Desinteressierte spielen. Und was interessiert mich ein Mann, der Abwehr meinerseits nicht respektieren kann?

Ich meine: Wer lernt, dass ihm die Opferrolle Vorteile verschafft, der setzt sie nicht nur beruflich ein. Und wer lernt, sich zu nehmen was er möchte, macht im Privatleben nicht halt. Natürlich ist das Klima in der Berufswelt ein anderes als im Privatleben, keine Frage. Das eine ist eben der öffentliche Auftritt, die feindliche Welt, das andere die Intimität und traute Zweisamkeit. Die Grundhaltung aber - sofern man nicht beliebiger Spielball gesellschaftlicher Anforderungen ist - wird sich immer zeigen. Und driftet das zu sehr voneinander ab, dann ist eins davon eine gespielte Rolle - der Mensch gespalten, und das, ist auf dauer aus psychischer Sicht dramatisch.
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luftikus
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Beitrag Do., 13.09.2012, 16:15

Vielleicht etwas Off-Topic, und vielleicht bilde ich mir das manchmal auch nur ein, aber ich habe schon manchmal den Eindruck, dass es einen Typ Frauen gibt, der mir als Mann schon wegen meiner Geschlechtszugehörigkeit mit Misstrauen oder sogar unterschwelliger Aggression begegnet. Meistens sind es nur Kleinigkeiten, die mir da auffallen: Frauen, die sich wegsetzen, wenn ich mich in der U-Bahn neben sie setze (was in einer vollbesetzten U-Bahn eigentlich unverdächtig sein sollte), Frauen, die lieber 5 Stockwerke laufen, als mit mir gemeinsam Aufzug zu fahren, usw.

Jüngstes Beispiel: ich machte eine Fahrt mit einem Ausflugsschiff auf einem See und stand an der Reeling, um auf den See zu schauen. Da passierte ein Ruderboot mit zwei Frauen das Schiff; eine der beiden Frauen bemerkte mich und zeigte mir gleich den Stinkefinger. Ich habe keine Ahnung, worüber sie sich geärgert hat, oder was der Hintergrund dieser Geste war, jedenfalls war ich total überrascht.

Da ich sowieso schwul bin, denke ich mal, dass ich mir nicht vorwerfen lassen muss, die Frauen irgendwie zu lange angegafft oder angebaggert zu haben. Ich nehme es achselzuckend hin, ich kann es letztlich nicht ändern, und eigentlich ist es mir auch egal, wenn mich manche Frauen wegen meines Geschlechts nicht leiden können...

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Beitrag Do., 13.09.2012, 16:29

@luftikus: Na, es gibt natürlich schon Männer, die nicht geheuer aussehen. Da mein ältester Bruder ein Hüne und Schläger war, würde ich diesem Typ Mann auch aus dem Weg gehen und den nächsten Lift nehmen, ist so eine Trigger-Situation, kommt auf die Erfahrungen an, die eine Frau gemacht hat. Manche Männer sehen irgendwie schon bedrohlich aus. Hat also evtl. nichts mit Dir selbst zu tun, wie Du wirklich bist. Ich weiß ja nicht, wie Du so daherkommst, aber es lässt sich äußerlich einiges beeinflussen. Tabakraucher z. B. werden auch öfter gemieden. Ich bin z. B. ganz froh, dass meine Ärzte eher schmächtig und dünn sind und dadurch eher harmlos und jungenhaft auf mich wirken. Als mein Arzt einmal eine braune Jacke trug und dadurch irgendwie breiter wirkte, triggerte mich das sofort und ich spürte im Moment Panik, irgendetwas erinnerte mich an ein Angsterlebnis um meinen Vater. Er trug auch solche Jacken.
Lieben Gruß
elana

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luftikus
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Beitrag Do., 13.09.2012, 16:45

elana hat geschrieben: Ich weiß ja nicht, wie Du so daherkommst, aber es lässt sich äußerlich einiges beeinflussen. Tabakraucher z. B. werden auch öfter gemieden.
Hm, naja, ich bin Nichtraucher und 170 cm groß. Also nicht direkt ein Hüne.

Was mir auch immer wieder auffällt:
ich habe zeitlebens immer wieder depressive Phasen, in denen es mir recht schlecht geht. Doch meine Erfahrung zeigt, dass ich dann gegenüber Frauen tunlichst nichts über meine Probleme erzählen sollte. Zu oft schon wurde mir in fast aggressivem Tonfall unterstellt, ich würde nur jammern, ich sollte doch einfach das Leben beim Schopfe packen, dann würde sich meine Stimmung schon bessern. Sogar eine Psychiaterin hat mich mal bei einem Krisengespräch mit solchen Argumenten bedacht. Auch in einem Internetforum mit dem Thema Depression wurde ich gleich nach meinem Vorstellungsthread von einer weiblichen Teilnehmerin regelrecht niedergemacht. Der Tenor auch hier wieder: jammer nicht rum, tu was.

Ich vermute, als Frau hätte ich vielleicht einfühlsamere Reaktionen erhalten.

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Rezna
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Beitrag Do., 13.09.2012, 17:00

Das ist das Ergebnis der medialen Verbreitung des Mannes als Täter. In den Medien wird an Männern ja kein gutes Haar gelassen: Sie sind Mitglieder des "Old_Boy_Networks und wollen Frauen nicht in die Berufe lassen, oder weniger bezahlen. Sie sind grundsätzlich gewalttätig und Vergewaltiger. Alle Männer sind sexbesessen und warten nur drauf, mit einer Frau alleine zu sein, um über sie herzufallen - oder sehen Frauen nur als Sexobjekte. Sie sind in den Medien entweder gemeine, herrische, gewalttätige Menschem beziehungsunfähig und Sexsüchtig, oder die totalen Kasperl, dumm, unzurechnungsfähig, faktisch zu blöd zum atmen und unfassbar neurotisch. A...loch oder Tollpatsch. Das prägt schon. Es ist, auch in der Werbung, regelrecht schick, den Mann als unfähigen Trottel oder infantilen Macho darzustellen, der in der Regel weder Seele noch Gefühle hat.

Mal abgesehen von Menschen mit Missbrauchserfahrung, die durch gewisse Merkmale getriggert werden, da nehme ich auch an, das trifft auf beiderlei Geschlecht zu, wird der Mann durchaus als Bedrohungszenario inszeniert - mitunter ja auch mit staatlich geförderten Mitteln.

Ich selber kenne ja auch reale Bedrohungsszenarien, aber die unterscheiden sich schon von der reinen Existenz eines Mannes. Menschen trauen sich selber und der eigenen Wahrnehmung offenbar immer weniger.

Ich weiß, dass es Literatur gibt, die sich mit der "Ausrottung des Mannes" befasst (und das implizit auch fordert). Ich weiß aber nicht, ob es entsprechende Literatur gibt, die auch Frauen aus der Welt haben möchte.
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Beitrag Do., 13.09.2012, 17:16

luftikus hat geschrieben: Ich vermute, als Frau hätte ich vielleicht einfühlsamere Reaktionen erhalten.
Ja, da gebe ich Dir Recht. Tut mir Leid, dass Du solche Erfahrungen machen musstest. War sicher nicht leicht für Dich. Ich sag das zwar manchmal auch mit dem "Reiss-Dich-zusammen", aber eher zu mir selbst. Überhaupt tituliere ich nur mich selbst mit negativen Eigenschaften wie "Da war ich dumm, blöd, dämlich, jammerig" etc. Mein Thera muss mich dann immer in Schutz nehmen. Finde es echt daneben, dass ausgerechnet eine Psychiaterin Dir so was sagt.
Lieben Gruß
elana

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luftikus
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Beitrag Do., 13.09.2012, 17:24

elana hat geschrieben:Finde es echt daneben, dass ausgerechnet eine Psychiaterin Dir so was sagt.
Mir scheint, dass es oft so gesehen wird: ein Mann, dem es schlecht geht, gilt als Memme. Als Mann muss man immer stark sein, wenn einem das nicht gelingt, erntet man nur wenig Verständnis.

Wegen der Psychiaterin: der Vorfall ist schon fast ein Jahr her, trotzdem beschäftigt er mich immer noch, und ich denke oft drüber nach. Manchmal denke ich, ich sollte mich bei der Institution beschweren (es handelte sich um eine psychiatrische Kriseneinrichtung für akute Schwierigkeiten). Aber bisher habe ich es gelassen, ich weiß nicht, ob es was bringen würde...

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Beitrag Do., 13.09.2012, 17:35

Mein Neffe wurde auch oft gemobbt von Frauen (Lehrerin, Lehrmeisterin), ich kann mir schon vorstellen, wie sehr Dich das runterzieht. Ob das wirklich etwas bringt mit der Reklamation, weiß ich nicht, aber vielleicht fühlst Du Dich danach besser. Das wäre es wert.
Lieben Gruß
elana

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stern
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Beitrag Do., 13.09.2012, 17:59

luftikus hat geschrieben:Vielleicht etwas Off-Topic, und vielleicht bilde ich mir das manchmal auch nur ein, aber ich habe schon manchmal den Eindruck, dass es einen Typ Frauen gibt, der mir als Mann schon wegen meiner Geschlechtszugehörigkeit mit Misstrauen oder sogar unterschwelliger Aggression begegnet. Meistens sind es nur Kleinigkeiten, die mir da auffallen: Frauen, die sich wegsetzen, wenn ich mich in der U-Bahn neben sie setze (was in einer vollbesetzten U-Bahn eigentlich unverdächtig sein sollte), Frauen, die lieber 5 Stockwerke laufen, als mit mir gemeinsam Aufzug zu fahren, usw.
Meinst du, das hast wirklich so viel mit deiner Person bzw. mit dir als Mann zu tun? Vielleicht eher mit den Frauen selbst: Also wenn man wie Ölsardine sitzt oder steht, kann das unangenehm sein, weil es schlichweg innerhalb der eigenen Intimzone ist. Und dann wechselt vielleicht jemand DESWEGEN den Platz. Genauso Aufzug... vielleicht fährt jemand generell nicht so gerne Aufzug bzw. Aufzug ist auch eine "nähere" Situation. Oder das Ruderboot: Die beiden Frauen ticken vielleicht uanbhängig davon, wer dagestanden war, so, dass sie so aggressiv reagierten (bzw. erinnert an mich insbes. an Kicherei pubertäre Kinder, unreifes Verhalten). Ich versuche das nicht persönlich zu nehmen, was mit mir nichts zu tun hat... ist nur nicht immer so leicht zu unterscheiden . Aber jeden Stinkefinger, jedes Wegsetzen usw. persönlich zu nehmen, macht es nicht leichter. Dass es mit deinem Geschlecht zu tun haben sollte, wäre mir jetzt gar nicht so in den Sinn gekommen. Aber um das herauszufinden, müsste man nachfragen (erfordert aber etwas Mut). Gibt vermutlich x Gründe neben denen, dass das an deinem Geschlecht liegt.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Ratlosigkeit
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Beitrag Do., 13.09.2012, 19:22

Mir wird immer unbehaglicher beim Durchlesen der Beiträge hier - ich bin keine fanatische Feministin, aber ebensowenig wird man mich zum fanatischen Frauenhass bekehren. Ich lehne jede Art von Fanatismus ab.
Ich finde die Entwicklung hier bedenklich: "die Männer sind die Bösen! - Nein, die Frauen sind noch viel böser!" Ich will (unbeabsichtigerweise) keine Argumente für die eine oder andere extreme Sichtweise mehr liefern. Und darum steige ich jetzt auch aus.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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Beitrag Do., 13.09.2012, 19:53

Ich würde das auch nicht so festlegen wollen auf das Geschlecht, bin absolut für Gleichstellung und Gleichberechtigung, ungeachtet von Geschlecht, Rasse, Hautfarbe, Ethnie, Alter usw. Bin auch gegen jede Art von Fanatismus, Fundamentalismus und Ideologie diesbezüglich. Trotzdem fand ich die Diskussion hier interessant. Es hat mir bei einer Entscheidung geholfen, was meine Zusammenarbeit mit den besagten Feministinnen betrifft, die mir zu extrem sind. Ich bin da ausgestiegen, weil es mich wirklich nervt, diese Fokussierung auf das Geschlecht.
Lieben Gruß
elana

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Rezna
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Beitrag Do., 13.09.2012, 20:12

Es geht nicht darum, Frauenhasser zu werden, sondern darum, aufmerksam zu sein. Ich habe nicht mitbekommen, dass es hier um Bosheit einzelner Frauen geht, sondern um eine Gesamtstimmung, der natürlich Einzelne nicht zustimmen. Hier kommt dann wieder Massendynamik ins Spiel.
Als ich mich vor einigen Jahren für diese Thematik zu interessieren begann - also die Position des Mannes im Feminismus, bzw. die Konsequenzen des fanatischen Feminismus, war ich teilweise auf diesem: "Nein, nein, nein so ist es nicht." Ding. Weil auch ich ganz anders Indoktriniert wurde, weil auch ich von klein auf gelernt habe, Männer sind böse. Und das WIRD einem gelernt. Nach und nach. Man bekommt die Gespräche in Frauenrunden schon als Kind mit, da sitzen ein paar verheiratete Fauen bei Kaffe und Kuchen und schimpfen ohne unterlass über ihre Männer, die Männer im Allgemeinen. Als Kind schon hat mich das irritiert, weil ich dachte: Aber die sind doch verheiratet, die lieben sich doch, warum reden sie so, als würden sie ihre Männer bitter hassen? Und ja, da war oft auch von Trennung die Rede, was aber eher rhetorische Finesse war, als echter Tatendrang. Auch als ich heranwuchs beobachtete ich das immer wieder. Und ich nahm das selber auch bis zu einem gewissen Grad an. Immerhin war ja auch mein Vater ein Mann, der zuschlug. Aber eben auch meine Mutter. Dennoch wurde meine Mutter als das Opfer der Nation gehandelt, mein Vater war aber der Böse. Da gab es widersprüchlichkeiten. Ich fand aber immer schade, dass wir nicht männliche Kindergärtner, Volksschullehrer, Lehrer überhaupt hatten. Die waren sehr rar gesäht. Ich hatte den großen Vorteil, Legasthenikerin zu sein und daher in eine Fördergruppe zu müssen, die ein Mann betreut hat. So hatte ich das Glück, zumindest ein bisschen was von einem Mann in der Volksschule "abzukriegen". Ich fand auch schade, dass generell im Umfeld er Kinder oft Männer völlig fehlen. Den ganzen Tag sind Kinder von Frauen umgeben. Die Männer sind nur in Form von Klagen und Schimpfereien über sie anwesend, als wäre es gänzlich "unschick" nett und positiv von Männern zu reden. Uns wurde sogar regelrecht mit den Vätern gedroht, sie als abendliche Stafmaßnahme ins Feld geschickt.
Ich hab immer gedacht, wirkliche Emanzipation wäre, wenn die Männer nicht mehr so viel arbeiten müssen und mehr in der Familie, im Alltag der Kinder sein können. Damals aber dachte ich auch noch nicht nach, woher das Geld für das alles kommt - die Fauen allesamt taten so, als würden die Männer nur arbeiten weil sie zu Faul für Hausarbeit seien. Dass sie nur deswegen auch da sein konnten, am Nachmittag Kaffe trinken konnten, weil die Männer diesen Kaffe erarbeitet haben, das wusste ich damals noch nicht. Dennoch wurde auch ich indoktriniert. Jahrelang hatte ich mit Männern nichts zu tun. Tagsüber waren sie nicht da, und abends gerieten sie nur als Bedrohung ins Blickfeld. Als ich dann zu arbeiten begann, hatte ich am anfang ausschließlich männliche Kollegen. Und ich war wirklich erstaunt. Die waren nicht böse. Das waren sensible Männer, die interessante Themen besprachen. Sie waren ganz normal, menschlich, nicht so viel anders als Frauen, nicht viel anders als ich. Da begann ich schon etwas hellhörig zu werden, hielt aber immer noch fest an diesem: Männer sind böse, wie ich es gelernt habe. Männer sind böse, ausser meine Kollegen, die sind Ausnahmen, das sind aber auch Punks... und die müssen ja anders sein. (Es waren aber nicht NUR Punks).
In Diskussionen mit meinem Vater kam immer wieder so eine Sichtweise heraus, dass Männer nur "Drohnen" seien, in den Familien, im "Leben" nicht gewollt, sondern nur dazu da, das Rädchen am Laufen zu halten. Er hatte den Verdacht, die meisten Familien wären zufrieden, wenn die Männer das Geld einfach abschicken, aber diese nicht mit der Anwesenheit belästigen. Ich fand das total unpassend. Ich meinte, aber das wäre klar, Männer wären gewalttätig, sie vergewaltigen, sie unterdrücken, die Frauen wären NATÜRLICH froh, wenn sie aus dem Bedrohungsszenario raus sind. Wenn er das Thema Wehrpflicht ansprach, das nur Männer beträfe, was ungerecht sei, hielt ich die Schwangerschaften entgegen, die ja auch nicht so toll seien...

Naja, und vor einigen Jahren befasste ich mich nach und nach mehr mit der Materie. Unter anderem kam das durchaus schleichend, als ich fest stellte, dass ich, wenn meine Freundinnen/Schwestern mich wegen Eheproblemen anjammerten, ich immer die Position der Männer besser verstehen konnte. Wenn sie die Situationen schilderten, dann merkte ich, dass ich SEINE Positon besser begreifen konnte. Damit hab ich diesen Frauen aber auch immer geholfen. In der Regel haben sie NICHT GESEHEN wer ihre Männer sind, dass sie fühlen und was sie machen. Ein Mann der nicht da ist, kümmert sich nicht - so in etwa war ihre Auffassung. Dass die Männer oft nicht da sein können, WEIL sie sich kümmern, das sehen viele nicht.
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Rezna
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Beitrag Do., 13.09.2012, 20:15

Ich begann dann, die Welt mit etwas anderen Augen zu sehen. Ich versuchte, wo immer es ging, einfach nur die Geschlechter umzudrehen. Sämtliche Situationen Geschlechterinvertiert zu sehen. Bei einer gleichberechtigten Gesellschaft darf es da keine Unterschiede geben. Auch merkte ich, dass in meinem Umfeld immer nur die männlichen Kinder Schulprobleme hatten. Egal aus welcher Familie und mit welcher Förderung durch die Eltern. Aber müsste eine Gesellschaft nicht auf die Probleme aller Kinder eingehen - und nicht manche abstrafen, nur weil sie andere Bedürfnisse haben? In Richtung der Mädchen hat man das in den letzten Jahrzehnten gemacht, warum nicht auch für die Jungs?

Wie dem auch sei: Ich bin keine Frauenhasserin, nur weil ich gesellschaftliche Probleme anspreche. Und im Sinne der Gleichberechtigung muss das Platz haben. Den Feminismus kritisieren ist aber oft das selbe wie Religion zu kritisieren. Für Viele scheint es nur ein schwarz oder weiß zu geben. Ich kritisieren gewisse weibliche Aspekte der Gesellschaft, also kann ich nur Frauen hassen. Eh klar. Weil es kann nicht sein, dass man etwas auch nur deswegen kritisiert, weil einem daran liegt. Anders gesagt: Nur ein Buch das mich auch interessiert, kritisiere ich. Wenn ich es hasse, oder mir egal ist, mache ich mir die Mühe gar nicht. Ich sehe, wie die Beteiligten völlig unsinnig leiden, sehe, um wieviel einfacher so vieles wäre, wenn die Leute von den blöden Rollen abstand nehmen würden, wenn sie einander als Mensch sehen würden und endlich los lassen würden, wass sie glauben das sie sein sollen und glauben, was die anderen sein müssen... sondern sich einfach mal so sehen und wahrnehmen, wie sie SIND.
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Beitrag Do., 13.09.2012, 20:23

@Arta: Ich finde es gut, dass Du das mal ungedreht hast, damit ein ausgewogenes Bild entsteht. Wünschenswert wär es, wenn die Geschlechter gar nicht mehr gegeneinander ausgespielt werden, es wirklich egal wäre, ob da nun ein Zipfel dranhängt oder nicht.
Lieben Gruß
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yamaha1234
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Beitrag Do., 13.09.2012, 20:25

@arta, du möchtest "gesellschaftliche Probleme" auf Basis von persönlichen Erfahrungen diskutieren, das kann man tun, aber dann hat man ruckzuck eine Stammtischatmossphäre, dann geht es nur noch darum um "auf den Tisch" zu hauen und der der am lautesten Brüllen kann wird gewinnen.

Ich hätte mir eine differenzierte, reflektierte Diskussion auf Basis von tatsächlichen Zahlen und Fakten statt persönlicher Eindrücke gewünscht. Hat hier nicht funktioniert, schade.

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