Psychoanalyse: WGKK stellt Rückvergütung ein

Spezielle Fragen zur Lage in Österreich
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sandrin
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Beitrag So., 11.11.2012, 12:11

Machen wir uns nichts vor. Es ist nur menschlich, dass wir alle ein Nest suchen und dass uns Therapien, die so hochfrequent sind, das Gefühl geben, wir hätten eines, gerade wenn es vielleicht im RL keines gibt. Das ist doch auch nichts Verwerfliches. Immerhin geht man ja nicht zum Spaß zur Therapie, sondern weil man bedürftig und verletzlich ist.
Was die TfP anbelangt, so wird meine Eigenständigkeit weitaus mehr gefördert als in der PA. Der Hintergrund ist derselbe. Das finde ich gut, weil ich mich mit den Theorien der VT gar nicht identifizieren kann. Ich bin da aber nicht das kleine Mädchen, sondern wir sind auf Augenhöhe und alleine dass verhindert die große Regression, die dann oft genug in die Abhängigkeit führt. Und das ist Fakt. Das belegt nicht nur MEINE Erfahrungen. Das liest man hier im Forum zuhauf und wird auch von Studien belegt. So ganz aus der Luft gegriffen kann das also auch nicht sein.

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ENA
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Beitrag So., 11.11.2012, 12:12

sandrin hat geschrieben:Es ist nur menschlich, dass wir alle ein Nest suchen

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sandrin
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Beitrag So., 11.11.2012, 12:18

Ja, aber das Nest kann die Therapie nicht sein. Das Nest muss draußen sein. Es muss Sinn und Zweck einer Therapie sein, dieses Nest da draußen zu finden. Denn eines ist doch auch ganz klar: Eine therapeutische Beziehung kann mir NIE das geben, was ich in einer stabilen und echten Beziehung haben. Das fängt schon bei Gegenseitigkeit an. Insofern ist eine therapeutische Beziehung auch nur ein Halbwahrheit im Vergleich zu RL-Beziehungen.


leberblümchen
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Beitrag So., 11.11.2012, 12:21

sandrin, ich hab den Eindruck, dass du denkst, du sagst etwas ganz Provokantes oder Außergewöhnliches, wenn du sagst, die PA fördere die Regression und Abhängigkeit. Das wissen wir doch alle. Der Punkt, den viele Menschen nicht verstehen, ist, dass das so gewollt ist. Das ist keine lästige Nebenwirkung, sondern man will genau damit arbeiten. Und das macht es so schwer. Übrigens sowohl für den Therapeuten, nehme ich an, als auch für den Patienten. Ich denke, dass eine gute Analyse eine große Kunst ist. Sie verlangt von beiden Teilnehmern eine Menge - und da würde ich deinen Spruch auch passend finden: Machen wir uns nichts vor: Nicht jeder Patient macht so gut mit, dass er das Ziel wirklich und ernsthaft verfolgen möchte. Und nicht jeder Therapeut ist den Anforderungen gewachsen.

Man macht ja nicht deshalb eine Analyse, weil man ein Nest sucht. Man will erst mal eine Therapie machen. Und dann merkt man plötzlich: "Eigentlich suche ich ein Nest, und hier ist es" - und der Therapeut, der diese 'Nestsuche' ja gefördert hat, der darf nun nicht Kissen und Wärmflaschen auspacken. Und es passiert sicher häufig, dass die Patienten dann verzweifeln, wenn ihnen eben nicht die Füße massiert werden und übers Köpfchen gestreichelt wird. Es kann passieren, dass man das Ziel plötzlich aus den Augen verliert und es gegen ein anderes Ziel - "ich will eigentlich ein kleines Kind bleiben und mich beim Therapeuten ankuscheln" - austauschen will. Und ein Therapeut, der nichts weiter tut, als - aus Bequemlichkeit, Unvermögen oder Angst - dem Patienten zu suggerieren, alles viel besser machen zu können als die Eltern, und der ihm eben genau dieses Nest noch so richtig gemütlich macht, der tut seinem Patienten keinen Gefallen.

Sagt sich alles so leicht...

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Alba
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Beitrag So., 11.11.2012, 12:21

ENA hat geschrieben:Oooooooh! Jetzt habe ich was verpasst!!!!!!!!!
Ich verschicke gleich ein Rundschreiben.
(Kleiner Witz am Rande des Nestes)


leberblümchen
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Beitrag So., 11.11.2012, 12:24

sandrin hat geschrieben:Ja, aber das Nest kann die Therapie nicht sein. Das Nest muss draußen sein. Es muss Sinn und Zweck einer Therapie sein, dieses Nest da draußen zu finden. Denn eines ist doch auch ganz klar: Eine therapeutische Beziehung kann mir NIE das geben, was ich in einer stabilen und echten Beziehung haben. Das fängt schon bei Gegenseitigkeit an. Insofern ist eine therapeutische Beziehung auch nur ein Halbwahrheit im Vergleich zu RL-Beziehungen.
Ich glaube nicht, dass das 'ganz klar' ist. Auch 'echte' Beziehungen können instabil sein und von Abhängigkeit geprägt sein! Also wäre eine therapeut. Beziehung sozusagen die 'reine' Form einer Beziehung, die dem Patienten zeigt, dass eine Beziehung zu jemand anders nur dann funktioniert, wenn man sich selbst kennt, wenn man unabhängig ist, wenn man innerlich frei und stark ist. 'Rein' bedeutet dann, dass die Beziehung frei ist von z.B. finanziellen Erwägungen - "wenn ich meinen Mann verlasse, dann bin ich arm".

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Lou Who
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Beitrag So., 11.11.2012, 12:25

Alba hat geschrieben:
ENA hat geschrieben:Oooooooh! Jetzt habe ich was verpasst!!!!!!!!!
Ich verschicke gleich ein Rundschreiben.
(Kleiner Witz am Rande des Nestes)
Waaaaas?!

@titus: Danke für deinen Beitrag Dem habe ich gar nichts mehr hinzuzufügen.

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Alba
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Beitrag So., 11.11.2012, 12:30

Liebe Sandrin,

so nestig-kuschelig ist es in einer PA nicht immer. Jedenfalls liefe etwas schief, wenn es denn so wäre.
Soweit ich weiss, kann eine PA ziemlich destabilisierende Phasen haben.

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sandrin
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Beitrag So., 11.11.2012, 12:31

@titus2: Ich habe den Eindruck, du verstehst das als Angriff meinerseits, dass ich das alles schreibe. Dem ist aber mitnichten so. Was hätte ich auch davon, es soll und darf eh jeder tun, was er will. Nur es geht in diesem Thread ja um die Argumentation, dass es völlig an den Haaren herbeigezogen ist, wenn sich die Kassen wehren, solch lange Therapien zu bezahlen und in Frage stellen, ob das wirklich immer zielführend ist.
Ich habe nie behauptet, dass die PA per se falsch sei bzw. überhaupt nichts bringen würde. Ich habe lediglich die Gefahren angeführt, und hier werde ich doch immer wieder von der Praxis bestätigt (nicht nur meine eigene). Regression ist nicht per se schlecht. Sie KANN aber zu einem Problem werden und tut dies oft genug. Das ist Fakt.
Wenn das bei dir und den anderen, die sich hier beteiligen, nicht so ist. Yeah Yeah Yippi Yeah! Aber es gibt andere Fälle und dann ist das mehr als tragisch. Ich kenne zumindest gerade aus meiner Klinikzeit mehr als genug! Und die sind sicherlich nicht alle selber an ihrer Misere schuld gewesen, oder wollt ihr behaupten, es läge nur an deren Versagen?
Wie gesagt: Jeder soll das machen, was er/sie für richtig befindet. Aber der Thread hier handelt von der Thematik, dass die Finanzierung der PA in hochfrequenter Form eingestellt werden soll. Und somit darf hier durchaus auch (evtl. provokan?) einwerfen, dass vielleicht doch ein Funke Wahrheit an der Argumentation der KK steht!

Du glaubst tatsächlich, dass eine Beziehung zu einem Menschen, den du bezahlst und der von dir alles, du aber von ihm nichts weißt, vergleichbar mit anderen Beziehungen ist????

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ENA
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Beitrag So., 11.11.2012, 12:34

sandrin hat geschrieben: Eine therapeutische Beziehung kann mir NIE das geben, was ich in einer stabilen und echten Beziehung haben.
Naja, im Prinzip schon, aber für manche Menschen ist es auch das Einzigste, was sie haben und vielleicht auch manchmal (kommt natürlich auf den Schweregrad an), dass Einzigste, was sie jemals in der Form haben können...und manche entscheiden sich auch dafür. Das muss man dann akzeptieren. Verstehen kann ich es. Ich habe schon die unterschiedlichsten Lebenskonzepte gesehen. Akzeptieren, auch wenn ich weiß, dass es wohl am Schönsten wäre, wenn man durch eine Therapie es hinbekommen kann, noch viel stabilere, verlässlichere, halt- und kraftgebende Beziehungen zu führen, wie es ein Therapeut zu geben vermag.
titus2 hat geschrieben:Und das macht es so schwer. Übrigens sowohl für den Therapeuten, nehme ich an, als auch für den Patienten. Ich denke, dass eine gute Analyse eine große Kunst ist. Sie verlangt von beiden Teilnehmern eine Menge
Das denke ich auch.

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sandrin
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Beitrag So., 11.11.2012, 12:36

ENA hat geschrieben:
sandrin hat geschrieben: Eine therapeutische Beziehung kann mir NIE das geben, was ich in einer stabilen und echten Beziehung haben.
Naja, im Prinzip schon, aber für manche Menschen ist es auch das Einzigste, was sie haben und vielleicht auch manchmal (kommt natürlich auf den Schweregrad an), dass Einzigste, was sie jemals in der Form haben können...und manche entscheiden sich auch dafür.
Sag ich doch!

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Alba
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Beitrag So., 11.11.2012, 12:42

sandrin hat geschrieben: ENA schrieb:
sandrin schrieb:
Eine therapeutische Beziehung kann mir NIE das geben, was ich in einer stabilen und echten Beziehung haben.

Naja, im Prinzip schon, aber für manche Menschen ist es auch das Einzigste, was sie haben und vielleicht auch manchmal (kommt natürlich auf den Schweregrad an), dass Einzigste, was sie jemals in der Form haben können...und manche entscheiden sich auch dafür.


Sag ich doch!
Das glaube ich nicht. Wirklich nicht.Jedenfalls nicht für die Mehrheit. Ich will auch sagen wieso: die meisten Menschen wählen wohl eine PA aus, weil sie beziehungsfähiger werden wollen. Sprich, wenn sie die PA denn tatsächlich durchziehen, haben sie schon allein dadurch neuen Mut gewonnen sich auch real auf eine Beziehung einzulassen, weil sie a) gesehen haben, es kann doch gehen und b) weil sie ja auch einen neuen Umgang lernen und diesbezüglich neue gelebte Erkenntnisse gewinnen.

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ENA
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Beitrag So., 11.11.2012, 12:43

Alba hat geschrieben:Das glaube ich nicht. Wirklich nicht.Jedenfalls nicht für die Mehrheit.
Das meine ich ja auch nicht!


leberblümchen
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Beitrag So., 11.11.2012, 12:44

sandrin, ich komme mit der Argumentation "solche Fälle gibt es massenhaft" oder so ähnlich einfach nicht klar. Entweder wir diskutieren über die Therorie einer Methode. Oder wir reden über Erfahrungen. Etwas anderes à la: "Ich hab das so oft gehört" funktioniert nicht.

Ich hab den Eindruck, dass du selbst nicht so klar vor Augen hast, wo ein Problem in der PA beginnt und wo das, was man als Problem wahrnimmt, genau der Kern der Therapie ist. Das aber genau zu analysieren, wäre wichtig, wenn man über diese Methode redet. Nicht alles, was jemandem wehtut, ist ungesund. Und nicht alles, was einen glücklich macht, ist gesund.

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Lou Who
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Beitrag So., 11.11.2012, 12:48

Natürlich kann die Regression auch zum Problem werden. Und an der darauf aufbauenden Misere ist sicherlich NICHT der Patient schuld, sondern der in der Verantwortung stehende Analytiker. Dass eben diese Regression bei verantwortungsvoller Handhabung aber auch einen sehr positiven Effekt haben kann, ist ebenso sicher.

Die Krankenkassen wollen die langen Therapien nicht mehr zahlen... liegt das wirklich an der Art der Therapie oder vielleicht nicht eher daran, dass die Kassen eigentlich am liebsten gar nichts mehr zahlen möchten und nun da ansetzen, wo sie am meisten Angriffsfläche sehen? Nämlich bei der PA- da ihre Wirksamkeit eben noch nicht wissenschaftlich belegt werden konnte (obwohl ich in der letzten Spektrum vor Kurzem erst über sehr interessante Studien gelesen habe, die die Wirksamkeit eben doch belegen können).

Die PA geht tiefer als die VT- und wer tiefer gräbt, benötigt dafür auch mehr Zeit. Ist klar, oder?
Aber ganz unabhängig davon verstehe ich nicht, warum ein VTler oder PTFler, oder wer auch immer, etwas dagegen haben sollte, dass eine bestimme Therapieform bezahlt wird. Woher kommt da denn die Motivation? Wenn eben diese Patienten mit ihrer Therapie zufieden sind und ihnen die vorgegebene Stundenzahl ausreicht, um Erfolge zu erzielen, was sollten sie dann dagegen haben, dass andere einen längeren Zeitraum benötigen?
Daraus spricht doch nicht das Interesse der Patienten, sondern das der Krankenkassen...

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