Einsicht ins Gutachten

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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gosa
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Beitrag Di., 29.05.2012, 23:01

hallo,

erstmal ich habe nicht alles gelesen, hoffe es ist i.O. wenn ich trotzdem etwas dazu schreibe und bitte um verzeihung falls ich auf was eingehe, was bereits ausdiskutiert ist. Bin leider selten hier und habe nicht die kraft alles zu lesen, sorry.

Ich bin auch ehr jemand der alles wissen und lesen will. Bin sogar schon zu Ärzten gegangen und habe auf meine Akteneinsicht hingewiesen. Klar wie hier schon geschrieben wird bei Psychischen problemen immer abzuwägen sein, wieweit der Patient davon zu sehr belastet ist, aber finde grade ein Therapeut sollte auch abwägen wie gross die Belastung ist wenn keine Akteneinsicht gewährt wird. Ich finde ohne Erklärung allgemein ein Gutachten auf den Wunsch des Patienten nicht mit ihm durchzugehen auch nicht grade vertrauenswürdig. Grade wenn gesagt wird das es für einen ein Problem ist, dann sollte der Therapeut vielleicht besprechen ob daran zu arbeiten ist. Klar kann keiner jede Kleinigkeit die Bürogratisch gemacht werden muss immer mitteilen, aber bei nachfrage sollte er schon erklären können warum er es eben nicht gemacht hat, wenn damit sonst Probleme bestehen, da ist nunmal jeder individuell und schließlich gehen alle zur Therapie weil sie Probleme haben.

Ich hoffe lostsheep das du mit dem Therpeuten glück hast, er scheint ja recht gut auf dich einzugehen auch indem er erklärt das er zum Supervisor gewisse Schweigepflicht bricht. Ich denke Supervisors ist wichtig und finde es gut das du hier die Vorteile überwiegen lassen kannst.

LG

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lostsheep
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Beitrag Do., 31.05.2012, 14:04

... dieser Therapeut ist auch super, bisher und ich hoffe, das bleibt so.
Ich bin da jedoch sehr optimistisch.
Selbst das Thema "Supervisor" hat er noch einmal mit mir besprochen. Ihm ist es wichtig, mir da entgegen zu kommen.
Und Einsicht ins Guthaben ist mein Recht, das hat er auch noch einmal betont, weil ich ihm sagte, dass diese andere Therapeutin mich nicht einsehen lassen wollte (was sie auch generell nicht macht).
Ich denke, selbst wenn man jemanden nicht einsehen lassen möchte, weil es ihm schaden könnte... dann frage ich mich: Wie kann ein Therapeut ein solches Bild von einem Patienten bekommen, etwas über ihn zu schreiben, was ihn schaden könnte. In so einem Gutachten soll ja nur stehen, was eh besprochen wurde. Wenn ein Therapeut etwas zu befürchten hat, frage ich mich: inwiefern er da vielleicht auch einfach nicht die Wahrheit schreibt. Was ja auch ok ist, wenn es hilft, den Antrag durchzubekommen aber dann muss auch das offen mit dem Patienten besprochen werden.

Genau, es geht um Vertrauen und das kann ein Therapeut nur geben, wenn er Transparent ist und nicht hinter dem Rücken des Patienten argiert.
Nun, vor einigen Jahren war genau das ja noch Tagesordnung, da wurden Menschen ohne deren Willen in eine Psychiatrie eingewiesen... Zum Glück hat sich das geändert.
Aber da fällt mit der Film "Um halb acht klingelt die Ente" ein, kennt den jemand? Eine Komödie aber die zeigt, wie falsch und irre Therapeuten handeln können.


leberblümchen
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Beitrag Do., 31.05.2012, 14:17

lostsheep hat geschrieben: Ich denke, selbst wenn man jemanden nicht einsehen lassen möchte, weil es ihm schaden könnte... dann frage ich mich: Wie kann ein Therapeut ein solches Bild von einem Patienten bekommen, etwas über ihn zu schreiben, was ihn schaden könnte.
Ich glaube, man sollte das anders sehen. Der will einem ja nicht schaden, im Gegenteil. Aber wenn du alles wüsstest, was er über dich denkt, zum Beispiel, dann könnte dich das, da du ja psychisch krank bist, extrem verunsichern. Das betrifft jetzt vor allem die Notizen. Was das Gutachten betrifft, ist es aber ähnlich: Es liest sich einfach nicht so gut, wenn da steht, dass du Störung xy hast, die mit Verhalten yz einhergeht usw. Und natürlich wird da auch übertrieben. Das hat ja nichts damit zu tun, dass es nicht (auch) wahr ist.
In so einem Gutachten soll ja nur stehen, was eh besprochen wurde.
Wieso? Man muss doch nicht alles besprechen; vieles spielt sich doch unbewusst ab und wird dann erst später klar. Und vieles funktioniert auch nicht so gut, wenn man es bespricht.

Wenn also jemand möchte, dass nur die Dinge im Gutachten stehen oder in der Akte, die besprochen wurden - dann kannst du davon ausgehen, dass du trotzdem nicht wissen wirst, was genau dein Therapeut über dich denkt. Dann würde er die Dinge halt so formulieren, dass es dich nicht schockt.

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candle.
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Beitrag Do., 31.05.2012, 14:25

Huhu lostsheep!

Heißt das jetzt, dass du einen ganz neuen Therapeuten gefunden hast?

candle
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lostsheep
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Beitrag Do., 31.05.2012, 14:39

Ich bin froh, dass mein Therapeut es anders sieht und sagt, dass es wichtig ist, dass er als Therapeut nicht etwas denkt, was er mir nicht mitteilt.

Er sagt, es gibt sicherlich menschliche Ausnahmen, weil er eben auch seine Fehler/Eigenarten hat. Da hat er mir dann auch Beispiele genannt. Die aber, so sagt er auch, nichts damit zu tun haben, dass er mich schonen möchte, sondern weil er sich nicht sicher ist oder unicher oder falsch denkt... auf jeden Fall klang das für mich so richtig.

Er sagt auch, dass manche Therapeuten sich über den Patienten stellen und das ist nicht gut, es ist eh schon ein "ausliefern", sich jemand fremdes zu "offenbaren" und von ihm nichts zu erfahren...
Das er das so sagt, finde ich super. Besonders: dass er es anders sieht/anders handhabt.

Zum Thema Supervisor sagte er auch, dass er u.a. mir sagen könnte, wenn es überhaupt erst dazu kommt, dass er meinen Fall in der Supervision bespricht... das war einer seiner Vorschläge, es mir leichter mit diesem Thema zu machen. Finde ich super. Vor allem, dass er das als normal betrachtet, dass ich mir da Gedanken drüber mache.

Alleine dass er mit entgegenkommt, minimiert meine Notwendigkeit. Er stellt sich halt nicht über mich. Er arbeitet transparent.

Candle: Ich bin zu dem Therapeuten zurück, bei dem ich "anfangs" nicht mehr hingegangen bin, weil er den Supervisor hat. Ihr habt mir hier u.a. auch dazu ermutigt, wieder Kontakt zu ihm aufzunehmen.
Dazu hatte ich zwischendurch ja noch die zwei anderen Therapeuten kennengelernt, die richtig schlimm waren: die eine, die in meinen Augen krank war ;-D und die andere, die mich neben einem Supervisor nicht einmal das Gutachten lesen lassen wollte... da habe ich bemerkt, wie klein das Problem mit dem Supervisor ist. Denn ansonsten ist dieser Therapeut top für mich.
Er öffnet sich auch mir gegenüber, stellt sich nicht über mich... wenn ich bei ihm bin ist es wie ein normales Gespräch (nur, dass es in erster Linie um mich geht aber auch manchmal erzählt er was von sich). Das fühlt sich alles richtig an. ))

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candle.
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Beitrag Do., 31.05.2012, 15:04

Na, da freue ich mich, dass du auf Umwegen doch endlich einen Therapeuten hast, der gut für dich ist!

candle
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Stöpsel
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Beitrag Do., 31.05.2012, 19:47

Hallo lostsheep,
Ich denke, selbst wenn man jemanden nicht einsehen lassen möchte, weil es ihm schaden könnte... dann frage ich mich: Wie kann ein Therapeut ein solches Bild von einem Patienten bekommen, etwas über ihn zu schreiben, was ihn schaden könnte. In so einem Gutachten soll ja nur stehen, was eh besprochen wurde. Wenn ein Therapeut etwas zu befürchten hat, frage ich mich: inwiefern er da vielleicht auch einfach nicht die Wahrheit schreibt.
Es ist ja möglich, dass das Geschriebene das Verhältnis beeinträchtigen würde, nämlich wenn man mitkriegt, was der Therapeut über einen denkt (nicht SCHLECHT über einen denkt, sondern eben realistisch, nur dass man es selbst nicht wahrhaben will). Manchmal ist es eben so, dass man noch nicht genug Einsicht in die eigene Problematik hat, um manches zu verkraften und das dann abwehrt. Dass man dann auf solch eine Schiene gesetzt wird, dass man in der Therapie nicht mehr vernünftig mitarbeiten kann.

Na ja, Hauptsache, Du hast jetzt einen Therapeuten, mit dem es paßt.

Viele Grüße

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gosa
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Beitrag Do., 31.05.2012, 21:25

Hallo lostssheep,

hoffe es klappt alles gut mit dem Therapeut, er hört sich ja sehr einfühlsam an.

Was mir grade wegen Gutachten einfällt ist, dass andere Behörden z.B. Rentenversicherung einen (auf jeden Fall bei mir) automatisch informieren wenn sie etwas an eine andere Stelle rausschicken. Also ich finde es sehr erleichternt zu wissen was von mir rausgeht, nur manche Ärzte u.ä. stellen sich da an. Und ich finde es einfach schade das es welche gibt mit dehnen man über so etwas nicht reden kann und sei es nur das sie logisch erklären warum der Patient es nicht wissen soll.

Drück dir die Daumen, das dir die Therapie viel bringt.

LG

Gosa

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lostsheep
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Beitrag Fr., 01.06.2012, 16:08

Wenn er realistisch denkt (abgesehen davon, dass er das nach den wenigen Probestunden gar nicht kann), möchte ich das auch wissen. Mag sein, dass es Menschen gibt, die das besser nicht wissen sollten, wie du beschreibst, aber ich kann das schon verkraften und jeder Therapeut, der mich kennenlernt, sollte das auch spüren. Ich weiß schon sehr gut über meine Problematik Bescheid. - Allgemein darf kein Therapeut Einsicht in Unterlagen/Gutachten verwehren. Und das ist auch gut so.
Sicherlich gibt es auch schwarze Schafe, denen man da besser nicht blind vertrauen sollte, was sie über einen schreiben, da haben in diesem Forum ja auch schon manche Menschen von berichtet, leider.

Danke Gosa, ja, sowas sollte mehr als selbstverständlich sein, dass ich zumindest erfahre, wenn irgendwo irgendwas von mir hin verschickt wird. Das sind alles fremde Menschen für mich.
Ich glaube auch, dass ich wirklich Glück habe mit meinem Therapeuten. Wobei er, meiner Ansicht nach, selbstverständlich handelt, so wie alle es tun sollten. Zum Glück ist es grad ja auch wieder in den Medien, dass den Ärzten allgemein mehr auf die Finger geschaut werden soll. Sicherlich nervig für die, die gut arbeiten aber leider gibt es genug schwarze Schafe und ich kann hier nur JEDEM raten; besteht auf eure Rechte, insofern ihr sie nutzen möchtet und zur Not beschwert euch:

Gründe für Beschwerden können beispielsweise darin liegen, dass der Psychotherapeut die Schweigepflicht missachtet, persönliche Beziehungen zum Patienten aufgenommen, den Patienten vor Beginn der Behandlung nicht ausreichend über die Behandlung aufgeklärt, keine Einsicht in die Dokumentation gewährt oder notwendige Bescheinigungen nicht erstellt. Die Regeln für die Berufsausübung der Psychotherapeuten finden sich in der Berufsordnung der Psychotherapeutenkammer NRW. Eine Übersicht zu einigen wichtigen Regeln zur Berufsausübung ist auf einer Internetseite der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) zusammengefasst: http://www.bptk.de/patienten/wege-zur-p ... tient.html.

Psychotherapie ist ein Rahmen der sehr geschützt werden sollte, denn nur so kann eine Therapie erfolg haben. Ich habe erlebt, wie schnell einen das Fehlverhalten eines Therapeuten aus der Bahn werfen kann. Ein Therapeut darf sich nicht über seine Patienten stellen und ohne sein wissen über ihn argieren.
Nur, dass das manche tun, zerstört das Vertrauen. Was völlig menschlich ist!

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4evergone
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Beitrag Sa., 02.06.2012, 07:18

hallo,

jetzt muss ich mich doch auch noch zu diesem thema melden, ich war zum teil mehr als überrascht was ich hier so lesen konnte.

warum können einige menschen nicht verstehen und akzeptieren, dass andere mehr transparenz und mehr sicherheit brauchen um vertrauen zu können?

warum ist es so schwer zu verstehen, dass es einem selbst wichtig sein kann, sein gutachten zu lesen?

ich denke es ist mehr als verständlich zu erfahren was der therapeut über einen in seinem gutachten schreibt.

wer dies nicht verkraftet oder möchte, der sollte nicht danach fragen klar, aber wenn ich es gerne lesen möchte dann sollte doch unbedingt die möglichkeit bestehen dies auch zu tun, und zwar ohne sich ewig erklären zu müssen!

und die sache mit dem hausarzt, warum muss der über alles bescheid wissen? wenn ich diesen 3-5 mal im jahr sehe wozu sollte dieser dann über meinen psychischen zustand bescheid wissen? wem nützt das? ich denke sehr wohl das man dies trennen darf. er ist ja nicht mein thera und soll es auch nicht werden.

mein thera weiss nicht mal bei welchem hausarzt ich bin. aus genau diesem grund weil ich eben keine lust darauf habe das diese sich hinter meinem rücken austauschen!

ich kann mehr als gut nachvollziehen wie wichtig es für einige hier ist zu wissen was in einem gutachten steht!

liebe grüße

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Sa., 02.06.2012, 07:30

Ich melde mich nun auch noch zu dem Thema, weil ich nun etwas ausformulieren kann, was ich in dem Zusammenhang schon lange denke:

Wenn ich auf meine Therapie schaue: Ich habe überhaupt keinen Drang, das Gutachten von meinem Therapeuten zu lesen, weil ich ihm vertraue.

Nun verstehe ich, dass bei einigen/vielen Patienten und Patientinnen aufgrund ihrer Geschichte grosse Schwierigkeiten bestehen, Vertrauen zu fassen.

Aber ich bin davon überzeugt, dass man nicht lernt, Vertrauen zu fassen, indem man Kontrolle über alles erhält, was damit im Zusammenhang steht. Im Gegenteil. Ich denke, man lernt, Vertrauen zu fassen (und zu spüren, dass es berechtigt ist), indem man wenigstens Teilaspekte wie eben so ein Gutachten dem Therapeuten in die Hände legt - und natürlich noch ganz andere Dinge - und spürt, dass nichts Schlimmes geschieht.

Und damit man mich nicht falsch versteht: Ich beobachte mit Argusaugen, dass niemand Informationen über mich erhält, dem ich sie nicht geben will - und wenn es sich aufgrund gesetzlicher Regelungen nicht vermeiden lässt, dann ist es mir sehr wichtig, dass nur Dinge drin stehen, die unbedingt dort stehen müssen.

Aber den betreffenden Menschen will ich ja auch kein Vertrauen entgegen bringen. Beim Therapeuten will ich das - und da gilt es eben manchmal, die Kontrolle abzugeben und stattdessen zu lernen, zu vertrauen.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)


leberblümchen
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Beitrag Sa., 02.06.2012, 10:18

Schön gesagt, extraordinary girl.

4evergone: Du erwähnst Transparenz und Sicherheit.

Stell dir mal vor, du hast Hunger und gehst in ein Restaurant, siehst auf die Speisekarte, suchst dir ein Essen aus und bestellst es - weil du annimmst, dass dich genau dieses Gericht sättigt und du davon ausgehst, dass es dir gut schmecken wird. Du hast dieses gute Gefühl, weil das Lokal einen ansprechenden Eindruck macht, das Personal gepflegt und freundlich ist und weil dir die Speisekarte gefällt.

Würdest du da sagen, wenn der Kellner die Bestellung aufnehmen will: "Ich hätte gerne das Pfeffersteak, aber ich möchte bitte dabei sein, wenn der Koch das Essen zubereitet. Ich brauche Transparenz und Sicherheit" ? - Vermutlich nicht. Dabei wäre es ja immerhin denkbar, dass der Koch ins Essen spuckt, gerade vom Klo kam, ohne sich die Hände zu waschen, oder dass er vergammeltes Fleisch verwendet usw.

Welche Sicherheit meint man denn, wenn man im Zusammenhang mit der Akte oder dem Gutachten spricht? Die Sicherheit, dass der Therapeut nicht doch irgendwie schlecht über einen denkt? Das kann man mit der Einsicht in das Gutachten sowieso nicht ausschließen, denn da geht es ja um fachliche Themen und nicht um persönliche Gefühle - in diese (d.h. in die Aufzeichnungen) hat der Patient sowieso keine Einsicht.

Ich gehe mal davon aus, dass in diesen Gutachten das steht, was da stehen muss, um den Erfolg bzw. die Fortführung der Therapie zu sichern. Und ich gehe ferner davon aus, dass sich genau das auch in der Therapie selbst widerspiegelt, allerdings ohne dass man darüber ausführlichst sprechen muss. Macht es für den Patienten wirklich einen Unterschied, ob er seine Störung mit allen möglichen Fachbegriffen garniert und von vorne bis hinten seziert schwarz auf weiß nachlesen kann?

Nicht, dass ich nicht nachvollziehen kann, dass man wissen möchte, welche Störung man hat. Aber in so einem Gutachten steht ja noch viel mehr, und ich frage mich halt, inwiefern dadurch Sicherheit vermittelt werden soll, dass man dann nachlesen kann, welche Abwehrmechanismen man verwendet usw. - Mich würde das eher verunsichern, denn womöglich wurde das noch gar nicht bearbeitet, weil die Zeit noch nicht reif war. Ich schätze mal, dass in einem Gutachten das steht, was noch behandelt werden muss und insofern dem Patienten vielleicht noch gar nicht zugänglich ist.

Insofern verstehe ich den Begriff der 'Sicherheit' in diesem Zusammenhang nicht. Ich kann wohl nachvollziehen, dass jemand schlecht vertrauen kann, dass er Angst hat und misstrauisch ist. Aber dieses Gefühl wird ja nicht dadurch verschwinden, dass man dieses Gutachten liest. Man kann auch LERNEN zu vertrauen, durch Erfahrung und neue Beziehungen, NICHT durch Kontrolle.

Psychotherapie ist halt - abgedroschen, aber wahr - nun mal nicht mit einer Autowerkstatt zu vergleichen.

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4evergone
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Beitrag Sa., 02.06.2012, 12:06

ja titus2 die sache mit dem vertrauen ist schon sehr schwer, und bestimmt für keinen hier einfach.

dein vergleich mit dem restaurant gefällt mir nicht wirklich gut, denn essen muss jeder, sogar ich! auch damit hatte ich schon meine probleme und ging in kein restaurant mehr, weil ich einfach nie sicher sein konnte, aber wie gesagt auch ich muss essen und wenn ich beim bäcker ein brot einkaufe weiß ich auch nicht was der bäcker gemacht hat, klar kann ich jetzt selbst mein brot backen aber irgendwann kommt man immer wieder an den punkt wo man einfach vertrauen muss, ob man möchte oder nicht.

und da sind wir schon beim thema, wenn ich eine therapie mache, sollte ich versuchen mich darauf einzulassen und wenigsten versuchen etwas vertrauen aufzubauen, aber ich muss nicht! ich muss nur soweit wie ich eben bereit dazu bin. und ich bestimme wann und wie ich das mache!

unter sicherheit verstehe ich, dass nicht nur ich vertrauen muss, sondern auch mein thera mir vertraut und mir dann entgegen kommt, indem er es mir überläßt das gutachten zu lesen oder eben auch nicht. das ich sehe das es eben kein problem für ihn ist , eben kein geheimnis daraus gemacht wird, weil er eben offen damit umgeht.

dies gibt mir zumindest ein stück sicherheit und auch vertrauen wenn ich sehe, dass er mich eben nicht bescheißt. was auch noch sehr wichtig für mich ist, ob er mich überhaupt richtig versteht, hat er verstanden was ich ihm sagen wollte? ich konnte genau erkennen dass er mich sehr gut verstanden hat, auch dinge die ich eben nicht direkt ansprechen konnte, aber er hat es genau richtig verstanden, für mich war dies sehr hilfreich.

das gutachten dass mein thera über mich geschrieben hat war sehr detaliert und mit sehr wenigen fachbegriffen. er hat mich gefragt ob ich es direkt mit ihm besprechen möchte was ich aber nicht wollte, ich habe eine kopie davon mit nach hause bekommen und in der nächsten stunde die punkte die mir wichtig waren oder auch die ich nicht verstanden hatte mit ihm noch durchzusprechen.

ich kann natürlich nur für mich sprechen, mir hat es geholfen ihm ein stück näher zu kommen, ihm noch ein klein wenig mehr zu vertrauen da ich jetzt weiss, dass er sein wort hält und ich es lesen darf wenn ich es möchte.


leberblümchen
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Beitrag Sa., 02.06.2012, 12:16

Du sprichst da zwei Punkte an: die Frage, ob er dich beschei.ßt und die Frage, ob er dich versteht. Das Letzte kann ich nachvollziehen, aber ich meine, dass man das doch am besten im Gespräch merkt, ob man verstanden wird, oder? Diese Formulierungen für das Gutachten SIND doch nicht 1:1 das, was ihr da tut. Das ist doch eine Illusion. Die Gutachten sind für die Kasse, damit das Geld weiter fließt. Und damit sind wir beim zweiten Punkt: Eure Beziehung, die Arbeit, das ist doch das Wichtige. Und wenn du da das Gefühl hast, er könnte dich beschei.ßen, dann ist das ja nichts, was man mit einer Einsicht in das Gutachten aus dem Weg räumen könnte. Das sind ja tiefe Zweifel, die man therapeutisch bearbeiten kann (oder muss).

Ich glaube auch nicht, dass das etwas mit Vertrauen in den Patienten zu tun hat, wenn man ihm das Gutachten zu lesen gibt. Ich sehe da gar keinen Zusammenhang.

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4evergone
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Beitrag Sa., 02.06.2012, 12:34

ich sehe da sehr wohl einen zusammenhang, denn da fängt bei mir das vertrauen schon an, wenn er es mir nicht zu lesen gibt habe ich zweifel an dem was er sagt, wenn er es mir gibt, dann weiss ich genau dass er kein problem damit hat, dass er ganz offen damit umgeht.

ich meinte mit verstanden werden auch mehr die dinge, die ich nicht direkt ansprechen kann, weil ich es eben noch nicht kann. ich versuche es ihm durch die blume zu sagen, ohne dass es mich zu sehr runterzieht, mich ganz langsam rantasten. jetzt antworte bitte nicht, dass ich soviel vertrauen haben sollte um alles besprechen zu können, denn das kann ich eben noch nicht!

gehe ich recht in der annahme, dass du noch kein gutachten gelesen hast? denn dann wüßtest du wie detaliert und genau diese berichte verfasst werden. und du wüßtest auch was man selbst alles daraus ziehen kann.

für mich ist es mehr als wichtig und auch ein vertrauensbeweis diese gutachten zu lesen.

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