Scientology - Ziele, Methoden, Gefahren

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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stern
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Beitrag Mi., 29.02.2012, 23:34

Blaubarschbube hat geschrieben:Es ist nicht so eine Sache wie wem glaubst DU oder wer hat Recht. Du wirst es schon selbst herausfinden müssen.
Täusche ich mich... oder dröhnen mir ähnlichen Aussagen noch vom Film im Ohr?

Selbst Anhänger oder Gläubiger (oder wie nennt man das?) Anhänger von Scientology?

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Nochmals danke für den Filmlink, Miss... hab' ihn eben gesehen. Erschreckend... puh. Ob er meine Psyche allerdings zuträglich war, dessen bin ich mir gerade noch nicht sicher... muss sich erstmal setzen, bis ich wieder besser bei mir bin... nicht dass ich allzu viel Mist rede... hoffe er hängt mir nicht zu lange nach. Aber ansonsten: Guter Film.

Nur mal Stichwort: Manipulation, Suggestibilität: Denke das kann die Angst tangieren, die Fähigkeit zu verlieren, wirklich willentliche Entscheidungen zu treffen, die auf einer bewussten Grundlage fußen... sondern fremdbestimmtes, von außen ausgeübtes sind. Losgelöst von Scientology: Nö, ich lege auch nicht die Hand dafür ins Feuer, dass ich dafür nicht anfällig wäre (wobei es ja auch nützliche Suggestionen gibt... aber das lasse ich erstmal so stehen). Zu schützen versuche ich mich einerseits durch den Kopf (klarer Verstand geht mir gerade schwer über die Lippen bzw. Tastatur ), so ne Art rationale Abwägung: erscheint das plausibel, usw. Auch Gefühl: tut mir etwas gut. Auch Alltagsmanipulation schlägt ja etwas in die Kerbe undurchsichtige Verstrickung... was dann begünstigt, etwas zu tun, das man bei Transparenz über die wirklichen Motive des "Absenders" evtl. nicht getan hätte (oder liebend gern getan hätte, wenn auf Verschleierungstaktiken verzichtet worden wäre).

Scientology: Nun ja, ich denke, Aufklärung ist schon wichtig... weiß nicht, ob es an der Zeit lag, aber ich erinnere mich, auch zu Schulzeiten einiges dazu gehört zu haben. Scientology war da in jedem Fall im Gespräch... plus weitere... plus eine lokalere, nicht sooo unweit von mir entfernt, die mit dem Verfassungsschutz ziemlich auf Kriegsfuß steht. Na ja, der Staat hat da schon auch Verantwortung, dass nicht alles, was sich unter dem Deckmantel der Religion verstecken will, den Schutz durch das Grundgesetz als Religionsgemeinschaft genießen darf. Nee.. iss keine so große Sicherheit, weil es immer noch viel Mist gibt... aber etwas, wenn manches unter Beobachtung steht (und auf aufgeklärt wird, welche Gruppierungen mit Vorsicht zu genißen sind). Sensibilisierung für best. Fallstricke und Strukturen macht evtl. auch weniger anfälliger.

Irgendwo hatte ich von einer Organisation (keine scientology-freundliche) mal sowas in die Richtung gelesen, dass es auch gut ist, dass der "Medien-Hype" nicht mehr so emotional-überfrachtet-aufgeladen ist... das erschwere eher ernsthafte Aufklärungsarbeit (die weiterhin betrieben werden würde). Hat auch was. IMO auch aus dem Aspekt heraus, dass eine übersteigerte "Aufmerksamkeitsfokussierung" evtl. auch Anhänger rekrutieren kann (hat man ja bei polarisierenden Bewegungen, die ich auch für schauderhaft empfinde, auch öfters, dass es dann "Mitlaufende" gibt, egal in welche Richtung... und je angeheizter, desto mehr kann sich das einer (selbst)kritischen Basis entziehen.

Suggestion (hier gemeint im Sinne ein best. Bild erzeugen) ist bereits die Botschaft (die im Film auch gut rüber kam), die eben menschliche Bedürfnisse anspricht. Ich meine, wer möchte nicht gerne sein volles Potenzial nutzen... frei von psych. Prägungen, Schmerzen, unbewussten Verstrickungen sein... als Thetan gar (gottgleich? in jedem Fall übermenschlich) über Materie, Energie, Raum und Zeit erhaben sein, also sogar Freisein von Naturgesetzen, usw. (um mich mal darauf zu beschänken, klar gibt es viele weitere Bedürfnisse).

Ein "Werbevideo" von scientology: http://www.dianetics.org/pics/de_DE/3dtour.swf#/videos (wer sich als suggestibel einschätzt, bitte nicht ansehen ) . Tja, was nicht hervorgeht: Die Methoden... halte ich für gefährlich.

Auch ist es hinlänglich bekannt, zu welchen Schäden rituelle Gewalt führen kann. Erfahrungsberichte gibt es ja auch hier. in dem Thread.. erschreckend .

Dennoch scheint die Zielgruppe nicht so sehr Leute zu sein, die psychische Hilfe benötigen (obwohl die Werbebotschaft darauf stark abzielt):
Gegen den Status einer Religionsgemeinschaft spricht auch,
dass sich die Scientology-Organisation nicht für alle öffnet.
Nach eigenem Bekunden weigert sie sich, Kranke und labile
Personen als Mitglieder aufzunehmen.

http://www.stmi.bayern.de/imperia/md/co ... tology.pdf

Um nochmals auf den Film zurückzukommen: Würde mich interessieren, wieviel Authentizität, Erfahrungsberichte berücksichtigt sind (klar ein bissi filmisch muss es auch sein, soll ja keine Reportage sein)... den Quellen von Blaubarschbube möchte ich da auch nicht 1:1 vertrauen .
Zuletzt geändert von stern am Do., 01.03.2012, 00:31, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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Dampfnudel
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Beitrag Do., 01.03.2012, 00:01

Hast Du gesehen, dass in einem der Links, die ich zuletzt gepostet habe, ein Interview mit dem Mann ist, dessen Geschichte da in dem Film erzählt wurde? Zumindest da könntest Du vielleicht ein bisschen was zu wahrer Grundlage und filmischer Dichtung finden.
Alles hat seine Zeit.

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Lilly111
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Beitrag Do., 01.03.2012, 00:09

stern hat geschrieben:Zu schützen versuche ich mich einerseits durch den Kopf [...], so ne Art rationale Abwägung: erscheint das plausibel, usw. Auch Gefühl: tut mir etwas gut.
Da stimme ich dir zu, stern.
Ich verlasse mich im Grunde auf meine Intuition. Wenn sich etwas nicht richtig, nicht gut, nicht stimmig anfühlt, dann bin ich weg bzw. lasse die Finger davon. Was aber bitte nicht heissen soll, dass mich diese niemals trügen kann.
stern hat geschrieben:Tja, was nicht hervorgeht: Die Methoden... und die halte ich für hochgradig Gefahrpotential
Ich auch. Darauf möchte ich in den nächsten Tagen - nachdem der Film das so schön anschaulich dargestellt hat - noch näher eingehen. Diesbezüglich gibt's bei mir noch ein paar Fragezeichen im Kopf.
stern hat geschrieben:Ich meine, wer möchte nicht gerne sein volles Potenzial nutzen... frei von psych. Prägungen, Schmerzen, unbewussten Verstrickungen sein...
Genau das ist der Einstieg.
Im Film: Wie gut hat sie sich gefühlt, als sie nach x-mal Nein-Sagen doch den Seitensprung gebeichtet hatte. Endlich war es mal raus und sie musste ihr dunkles Geheimnis nicht länger allein mit sich rumtragen. Niemand hat sie dafür verurteilt. Ganz im Gegenteil. Es war ein "Gewinn". Jedes weitere Geheimnis (über sich, über Familie und Freunde) auszuplaudern, verspricht ein weiterer "Gewinn" zu werden. Dabei vergessend, dass S. nicht der Schweigepflicht unterliegt.

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doppelseele
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Beitrag Do., 01.03.2012, 06:24

uff, ich kann nur sagen momentan das ich den film gesehen habe und das der wirklich heftig war.

das is manipulation pur in meinen augen
liebe grüsse das seelchen

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Tante Käthe
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Beitrag Do., 01.03.2012, 07:17

Der Film lieb ja schon einmal in der ARD, wurde auch für diese gedreht und ist einfach sehenswert, aber auch erschreckend, was da so abläuft, finde ich. Die Manipulation ist gewaltig.

In der Fernsehzeitung (TV-Movie) stand im Übrigen, dass in diesem Film erstmals offen über Scientology gesprochen wurde und dass dieser Film unter höchster Geheimhaltung als "Tatort" in Hamburg gedreht wurde.... Das finde ich schon bezeichnend.

Käthe
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hawi
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Beitrag Do., 01.03.2012, 09:51

stern hat geschrieben:....dass eine übersteigerte "Aufmerksamkeitsfokussierung" evtl. auch Anhänger rekrutieren kann
Grad in dem was Stern insgesamt schreibt, klingt etwas an, das mir wesentlich scheint.
Das sich aber schwer erklären, rüberbringen, transportieren lässt.
Ich krieg es jedenfalls nicht gut hin, nicht so, wie ich es mir wünschen würde.

Plus/Minus
Grad bei diesem Thema hier, zunächst mal merke ich, dass ich selbst versuche, mich zwar direkt themenbezogen einzulesen, zu informieren, dabei aber für mich einen recht frühen Punkt habe, ab dem ich mir „mehr“ dann erst mal nicht antun möchte, will, kann.
Schwer das rational zu erfassen, die Gründe dafür.
Ein Teil sicherlich, dass ich mir manches „üble“ nur begrenzt antue, so dosiert, dass ich mich selbst damit nicht überfordere. Aber ein anderer Aspekt ist auch immer wieder das eigene Gefühl, dass der enge Fokus auf solch ein Thema mich bereits reinzieht, mir meine Unabhängigkeit nimmt, mich nach und nach dazu bringt, mich emotional zu binden. Klar, (zunächst) negativ, aber mir ist bereits diese Bindung suspekt, sie fühlt sch für mich nicht richtig an.

Sicherlich auch einfach, weil ich es meist so mache, aber grad hier versuche ich statt mich allzu sehr auf das Thema selbst zu fokussieren, es einzuordnen, den Fokus ganz bewusst offen zu halten.
Eigene Vorsicht? Eigene Überzeugung?
Ich hab jedenfalls schon im eher allgemeinen mehr Fragen als Antworten.
Immer wieder meine ich feststellen zu können, dass Information/Aufklärung auch schon mal das Gegenteil von dem bewirkt, was sie eigentlich bewirken möchte und was auch nahe liegend wäre.
Und als Laie überschaue ich nicht, nicht völlig, die Mechanismen, die dem zu Grunde liegen.

Anziehungskräfte?! Auch Abgrenzungsmechanismen, die nicht bewirken, dass Mensch sich so schützt, wie es ihm bekäme. Wofür wer anfällig ist? Leider ist all das ja durchaus sehr komplex, für den einzelnen kaum so fassbar, dass er - und sei es nur für sich selbst - durchblickt.

Statt mich also bei Scientology in emotionale Abgründe zu begeben, bleib ich selber lieber eher generell informiert, seh mir lieber mit gehörigem Abstand eine Organisation an.

Eine, die zugegeben arg perfide, aber auf ihre Art ziemlich professionell Menschen in ihren Bann zieht. Ich denke, es kommt nicht von ungefähr, dass sie sich grad auf dem Gebiet der Psychologie so positioniert, wie zu sehen, zu lesen.

Psychologie, von Beginn an wird sie ja nicht nur genutzt, um Menschen zu helfen.
Kenntnisse auf diesem Gebiet brauchen (missbrauchen) viele.
Sei es, um erfolgreich Kriege zu führen, um politische oder andere Art von Macht zu gewinnen, zu erhalten oder auch nur um wirtschaftlich Profit zu machen.

Verkaufspsychologie, Werbepsychologie, Marktpsychologie, Propaganda, Machtpsychologie
Diese Gebiete und noch einige mehr scheint mir grad Scientology für sich als Unternehmen zu nutzen. Ich finde schon sehr geschickt, dass dies, grad dies so direkt passiert, dass eine scheinbare Ersatzpsychologie angeboten wird, eine scheinbar dem einzelnen nützlichere Psychologie nicht nur verkauft wird. Nein, durch die Abgrenzung von Beginn an, eine auf diversen Ebenen, nimmt, besetzt Scientology all die Geschäftsfelder, Themen, die ich maßgeblich zu diesem Wissensgebiet zählen würde. Dazu zählt auch der „Glaube“.
Ob im Bereich Wirtschaft oder im privaten Bereich, Scientology suggeriert dem einzelnen überall dort von Nutzen sein zu können, wo es um emotionalen, psychologischen Gewinn geht oder darum, anderen Gewinn zu erzielen, z.B. unternehmerischen, aber eben mit der „Waffe“ Psychologie.

http://de.wikipedia.org/wiki/Werbung#We ... ssenschaft

Unter dem Link findet sich der Begriff „mentaler Kapitalismus“

Grad bei Scientology? Mentale Ausbeutung? Bis hin zu mentaler Sklaverei?
Die Art der Propaganda, das ganze Vorgehen, das zu sehen ist, manches scheint mir eine moderne Form dessen, womit von Deutschland/Österreich aus vor noch nicht allzu langer Zeit mal ein Weltreich angestrebt wurde.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
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Dampfnudel
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Beitrag Do., 01.03.2012, 09:57

Lilly111 hat geschrieben:
stern hat geschrieben:Zu schützen versuche ich mich einerseits durch den Kopf [...], so ne Art rationale Abwägung: erscheint das plausibel, usw. Auch Gefühl: tut mir etwas gut.
Da stimme ich dir zu, stern.
Ich verlasse mich im Grunde auf meine Intuition. Wenn sich etwas nicht richtig, nicht gut, nicht stimmig anfühlt, dann bin ich weg bzw. lasse die Finger davon. Was aber bitte nicht heissen soll, dass mich diese niemals trügen kann.
Ich glaube, das ist gerade eine der Gefahren. Ganz normale Menschen, die Neulingen/Interessenten/"Kommunikationskurs"-Teilnehmern etc. sehr nett und freundlich gegenübertreten und ihnen vermitteln, dass das, was sie anbieten, gut tut und weiterhilft, das spricht doch eigentlich erstmal (fast) jeden an. Es steht ja keinem auf die Stirn geschrieben, dass da die Scientology-Organisation hintersteckt. Auch Blaubarschbube tritt hier ganz nett und freundlich auf, "bietet Informationen an", die weiterhelfen sollen bei der Beschäftigung mit dem Thema, bei seinem Verständnis, geht auf Lillys Einwände ein (gut, wenn einer Ironie nicht erkennt oder nicht zu erkennen vorgibt, kann das vielleicht schon ein bisschen misstrauisch machen, aber es gibt ja auch Leute, die dafür wirklich keinen Draht haben), ... Wenn es hier nicht von vornherein klar wäre, dass es um Scientology geht und ich dem nicht durch vorherige Beschäftigung mit dem Thema von vornherein kritisch gegenübergestanden hätte oder überhaupt noch nicht viel darüber wüsste, hätte ich mich davon durchaus angesprochen gefühlt, seine Links wahrscheinlich relativ arglos durchgelesen und vielleicht auch ein Interesse entwickelt, noch mehr darüber zu erfahren.

So ein Entgegenkommen, Hilfsangebot, ein Eingehen auf das, was ich sage oder frage, ein netter, freundlicher Umgang, vielleicht sogar ein Aufgenommenwerden mit offenen Armen, sowas tut ja in der Regel erstmal einfach gut, damit fühlt man sich doch meistens wohl. Alles andere ist gerade zu Anfang ja gut dahinter verborgen. Deswegen ist es, glaube ich, leicht, sich davon umgarnen zu lassen - das Unwohlsein kommt dann oft erst, wenn man schon tiefer drinhängt und nicht mehr so leicht herauskommt. Zumal es ja auch schade wäre, die netten neuen Kontakte, die man in der Organisation geknüpft hat, alle wieder zu verlieren....


Nachtrag: hawi, Deinen Beitrag finde ich richtig gut, würde ich voll unterschreiben und hätte ich genauso geschrieben, wenn ich in der Lage wäre, es so gut zu formulieren
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Lilly111
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Beitrag Do., 01.03.2012, 10:43

Dampfnudel hat geschrieben:So ein Entgegenkommen, Hilfsangebot, ein Eingehen auf das, was ich sage oder frage, ein netter, freundlicher Umgang, vielleicht sogar ein Aufgenommenwerden mit offenen Armen, sowas tut ja in der Regel erstmal einfach gut, damit fühlt man sich doch meistens wohl. Alles andere ist gerade zu Anfang ja gut dahinter verborgen. Deswegen ist es, glaube ich, leicht, sich davon umgarnen zu lassen - das Unwohlsein kommt dann oft erst, wenn man schon tiefer drinhängt und nicht mehr so leicht herauskommt. Zumal es ja auch schade wäre, die netten neuen Kontakte, die man in der Organisation geknüpft hat, alle wieder zu verlieren....
Absolut richtig !
Dampfnudel, dass ich hier geschrieben habe, dass ich glaube, dass mich meine Intuition vor näherem Kontakt mit S. bewahrt, bezieht sich bitte wirklich nur auf mich ganz persönlich und nur auf S.. Meine Überzeugung ergibt sich aus der jahrelangen Beschäftigung mit diesem Thema und einem sehr persönlichen Bezug.
Der Film gestern hat mich ziemlich getriggert, hat aber kaum etwas für mich grundsätzlich Neues enthalten. Mit Ausnahme vllt. dieses Abspulen von Ritualen, dieses mantraartige Wiederholen von Sätzen und Übungen. Das war mir noch nicht so klar.
hawi hat geschrieben:Ein Teil sicherlich, dass ich mir manches „üble“ nur begrenzt antue, so dosiert, dass ich mich selbst damit nicht überfordere. Aber ein anderer Aspekt ist auch immer wieder das eigene Gefühl, dass der enge Fokus auf solch ein Thema mich bereits reinzieht, mir meine Unabhängigkeit nimmt, mich nach und nach dazu bringt, mich emotional zu binden. Klar, (zunächst) negativ, aber mir ist bereits diese Bindung suspekt, sie fühlt sch für mich nicht richtig an.
In diesem Widerstreit der Gefühle war ich gestern Abend auch. Ich hatte mehr als einmal den Impuls auf "Aus" zu drücken. Habe ihn aber unterdrückt, weil ich den Film mal in ganzer Länge sehen wollte.
hawi hat geschrieben:Statt mich also bei Scientology in emotionale Abgründe zu begeben, bleib ich selber lieber eher generell informiert, seh mir lieber mit gehörigem Abstand eine Organisation an.
Das ist sicherlich eine gute Strategie, auch Selbstschutz.
Ich habe leider, ungewollt, nicht den "gehörigen Abstand" dazu. Ich muss für mich die Grenze zwischen verstehen wollen und too much immer wieder neu definieren.
hawi hat geschrieben:Die Art der Propaganda, das ganze Vorgehen, das zu sehen ist, manches scheint mir eine moderne Form dessen, womit von Deutschland/Österreich aus vor noch nicht allzu langer Zeit mal ein Weltreich angestrebt wurde.
Mit der Meinung bist du nicht allein.
Tom Cruise als Graf Schenk von Stauffenberg im Film "Operation Walküre" war mMn nicht nur schauspielerisch eine Fehlbesetzung, sondern vor allem menschlich. Sein Sohn hat sich, leider erfolglos, dagegen gewehrt.
Der älteste Sohn von Graf Schenk von Stauffenberg, Berthold Graf von Stauffenberg, Generalmajor a. D. sprach sich gegen die Rollenbesetzung seines Vaters durch Cruise aus.[17] [...]
17 ↑ Zitat Berthold Graf von Stauffenberg: „Scientology ist eine totalitäre Ideologie. Es ist schlicht makaber, wenn ein bekennender Scientologe wie Herr Cruise das Opfer eines totalitären Regimes spielen soll.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_ ... g-Attentat
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hawi
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Beitrag Do., 01.03.2012, 11:26

Danke Dampfnudel für dein Lob.
Zu dem, was du vor dem Nachtrag geschrieben hast, kann ich dich, ohne was am Text ändern zu wollen, zu können, nur noch zitieren:
Dampfnudel hat geschrieben:Deinen Beitrag finde ich richtig gut, würde ich voll unterschreiben und hätte ich genauso geschrieben, wenn ich in der Lage wäre, es so gut zu formulieren
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stern
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Beitrag Do., 01.03.2012, 14:40

In diesem Widerstreit der Gefühle war ich gestern Abend auch. Ich hatte mehr als einmal den Impuls auf "Aus" zu drücken. Habe ihn aber unterdrückt, weil ich den Film mal in ganzer Länge sehen wollte.

Ich hatte den Impuls während des Films nicht... aber nach dem Film und deutlich auch noch jetzt: Es wäre mir ungleich zuträglicher, wenn ich ihn nicht gesehen hätte (also der Film ist super, nur er bekam mir nicht sonderlich - obwohl ich nicht mit sektischen Strukturen zu tun habe... aber er löst manche [nicht näher präzisierte] Assoziationen aus, weswegen man es auch so sehen kann: es liegt nicht unmittelbar am Film bei mir. War jetzt auch nicht absehbar oder so für mich, nun ja.)

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@ Dampfnudel: Danke .

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Was ich mir gerade auch noch reingezogen habe: Ein Reportage von SternTV, u.a. mit einem Selbstversuch eines Journalisten für 10 Tage (der mit sich einen Selbstverpflichtungsvertrag schloss, nur 10 Tage dabei zu bleiben, danach abzubrechen). Und Wilfried Handl, der ehemals Scientology Österreich leitete, und im Zuge einer Krebserkrankung (die nach Scientology gar nicht mehr bekommen hätte dürfen - als er Zeit hatte, nachzudenken) mittlerweile ausgestiegen ist.
(Teil 1)
(Teil 2)
(Teil 3)

Auf das E-Meter wurde nicht so sehr eingegangen (wäre in Scientology-Kreisen auch ein Tabu, das Guru-Technik näher zu hinterfragen)... aber was Jauch demonstrierte: Wenn man ein bissi Druck auf die "Kontaktdosen" ausübt, die man in den Händen hält, schwingt der Zeiger aus (was ja dann von Scientology als belastendes Ereignis im reaktiven Verstand, also sone Art Unterbewusstsein, gedeutet wird, das verlässlich gemessen werden... der Fachsprache bin ich nicht mächtig, will ich auch nicht sein).

Was misst das Gerät (das allerdings technisch eher ne Billigversion sein soll) - wenn es nicht gerade auf Druck reagiert, auf den es vielleicht ungleich sensibler reagiert : Den Hautwiderstand (und die Hautleitfähigkeit primär von der Aktivität der Schweißdrüsen beeinflusst). Klar, kann ein Zeichen von vegetativer Aktivität sein, aber auch dass es ein bissi warm im Raum ist oder jemand zu stärkerer Schweißabsonderung neigt.
Mit Ausnahme vllt. dieses Abspulen von Ritualen, dieses mantraartige Wiederholen von Sätzen und Übungen. Das war mir noch nicht so klar.
Das halte ich für nicht ohne. Der Journalist (Selbstversuch) hat seine Führerscheinprüfung im Auditing als zu clearendes Ereignis genommen (und hat, wenn ich das recht verstanden habe, bei anderen Fragen auch versucht, dabei zu bleiben). Je nach dem wie die Prozedur durchgeführt wird bzw. worum es geht, halte ich das in der Form (hartes Wort) für psychische Gewalt (bzw. so gesagt: man kann es IMO zumindest als solche einsetzen/missbrauchen). Dauerte angeblich 2h bis dieses Ereignis gecleared war... bei geschlossenen Augen... und musste immer wieder zum Anfang zurückgehen und nochmals erzählen (im Film ja ähnlich gezeigt). Er meinte sinngem. danach ging es im besser... stellt sich nur die Frage, ob das nicht eher daran liegt, froh zu sein, dass die Prozedur überstanden ist. Allmählich bzw. danach sei man zermürbt. Ich kann mir das zumindest bildlich vorstellen.

Der Scientology-Aussteiger berichtete, er ist immer noch zu 10-20% in seinem Denken Scientology... also ein Stück weit ist diese Ideologie immer noch verinnerlicht (auch mit Auswirkungen auf zwischenmenschliche Kontakte, wo er merkt, er agiert teils noch ohne die emotionalen Reaktionen des Gegenübers zu beachten... weil er da noch teils in seinen Denkmustern gefangen ist. Kann es nicht lupenrein widergegeben, aber dafür ja die Quellen).
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Lilly111
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Beitrag Do., 01.03.2012, 15:31

Hallo stern,

deine Videos habe ich mir noch nicht reingezogen, aber danke, vllt. heute Abend. Ich bin auch gerade dabei mich näher mit den Methoden zu befassen, suche noch nach besserem Infomaterial dafür.

Zu den Krebserkrankungen...
Es ist schon schlimm genug, dass sie ihren Mitgliedern einreden, sie könnten keinen Krebs bekommen, weil sie ja so "clear" oder was immer sind. Noch perfider wird es, wenn sich Scientologen mit nicht anerkannten Methoden in der Krebsheilung versuchen. Da wird die Verzweiflung der Menschen schamlos ausgenutzt. Dass der Unfug seinen Preis hat, versteht sich. Negativbeispiel ist die IPT (Insulin-potenzierte Therapie). Das mag grundsätzlich ein guter Ansatz sein, der sicherlich auch weiter erforscht wird, ist aber heute noch in keinster Weise wirksam (vom Placeboeffekt abgesehen).
http://www.ipt-insulin-potenzierte-therapie.info/

Kroiss ist Scientologe und erhielt die Ehrenmedaille der EU für ganzheitliche Krebsforschung. (Was hatten die geraucht?) Die österreichische Ärztekammer verhängte ein Berufsverbot.

Ein Beispiel eines Verzweifelten, der seinem Vater damit helfen wollte:
http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=32027
stern hat geschrieben:Der Scientology-Aussteiger berichtete, er ist immer noch zu 10-20% in seinem Denken Scientology...
Ich denke, das ist ein grundlegendes Merkmal einer Gehirnwäsche. So ganz "löschen" kann man das wohl nie wieder. Wobei es ja genau das ist, was S. behauptet zu können: frühere negative Erfahrungen "löschen". Schwups runter von der Festplatte, neu programmiert, fertig.
stern hat geschrieben:Dauerte angeblich 2h bis dieses Ereignis gecleared war... bei geschlossenen Augen... und musste immer wieder zum Anfang zurückgehen und nochmals erzählen (im Film ja ähnlich gezeigt). Er meinte sinngem. danach ging es im besser... stellt sich nur die Frage, ob das nicht eher daran liegt, froh zu sein, dass die Prozedur überstanden ist. Allmählich bzw. danach sei man zermürbt. Ich kann mir das zumindest bildlich vorstellen.
Ich bin mir nicht sicher, ob es nur an der überstandenen Prozedur liegt.
Vgl. auch:
Aussteiger berichten, daß bestimmte Übungen eine Art Streß auslösten, der sie in einen Zustand des Wohlbefindens versetzt habe, so daß sie Schmerz gar nicht mehr wahrgenommen und halluzinatorische Vorstellungen bekommen hätten. Dieser Zustand birgt die Gefahr, daß der Teilnehmer beeinflußbar ist und zu Fehleinschätzungen neigt.

Es ist davon auszugehen, daß Scientology den Augenblick dieses Hochgefühls nutzt, um den Kursteilnehmern zu suggerieren, daß ein solches Glücksgefühl bei regelmäßiger Anwendung scientologischer Techniken ein Dauerzustand werde. So kann schon hier der Grundstein zur Abhängigkeit vom System gelegt werden.
http://www.ingo-heinemann.de/Bundesmini ... ie1998.pdf S. 20
Dieses Hochgefühl wurde im Film auch dargestellt. Sowas hat grundsätzlich Suchtpotential. Der Körper (Edit: und der Geist) will mehr davon und immer wieder aufs Neue. Dem Unterbewusstsein wird suggeriert: Scientology macht mich glücklich, ich brauche sie, kann und will ohne nicht mehr leben.
Was wiederum alles mit Sucht zusammenhängt, ist hier im Forum oft genug Thema.

Lilly
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Lilly111
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Beitrag Do., 01.03.2012, 19:40

Über Sekten
Benötigen Sie Unterstützung? Eine Checkliste

Nicht wenige Aussteiger aus Sekten benötigen Hilfe - unabhängig davon, ob sie sich aus eigener Kraft gelöst, Ausstiegshilfe benötigt haben, oder ob sie von der Sekte hinausgeworfen wurden. Im Folgenden werden typische Symptome und Probleme aufgeführt, die einen Sektenausstieg in der Regel begleiten.
http://netzwerk-sekteninfo.de/ueber_sek ... cientology
Es folgen 22 Ja/Nein Fragen zu typischen Symptomen und Verhaltensweisen, die durch die Mitgliedschaft in einer Sekte ausgelöst werden können.

... lass ich mal unkommentiert so stehen.

Lilly
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Blaubarschbube
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Beitrag Do., 01.03.2012, 20:51

@Forum

das ist die wahre "Sekte" Massenmord; Kriege anzetteln; Vergewaltigung; Elektroschocks; Massenmanipulation; die Liste der Verbrechen ist endlos.

http://de.cchr.org/

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Lilly111
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Beitrag Do., 01.03.2012, 21:25

@Blaubarschbube

Ich verstehe nicht ganz. Du meinst CCHR wäre die "wahre "Sekte""?
Dementsprechend etablierten Scientologen 1969 die Citizens Commission on Human Rights (CCHR), eine Überwachungsgruppe, die psychiatrische Menschenrechtsverletzungen untersucht und enthüllt. Heute ist CCHR eine weltweite Kraft, die aktiv daran arbeitet, brutale Behandlung, kriminelle Praktiken und Menschrechtsverletzungen auf dem Gebiet der geistigen Gesundheit zu eliminieren.
http://www.scientology.de/activity/citi ... ights.html
Quelle: Scientology.de

Magst du uns die Zusammenhänge noch genauer erklären?

Lilly
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Blaubarschbube
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Beitrag Do., 01.03.2012, 22:11

Und hier ein Interview mit der richtigen Mutter

http://www.youtube.com/user/ScientologyKanal

Besonders die Urteile vom Oberverwaltungsgericht zu Scientology am Schluss nicht verpassen.

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