Vom Übergewicht loskommen - eure Erfolge und Wege

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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luftikus
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Beitrag Di., 06.12.2011, 13:16

Arta hat geschrieben:"So viel Essen wie man will" muss man vielleicht definieren. Ich habe fest gestellt, dass es da mitunter große Unterschiede bei der Definition gibt. Beispielsweise höre ich etwa von sehr schlanken Menschen, sie können essen so viel sie wollen, sie nehmen nicht zu. Beobachte ich sie dann, bemerke ich, sie wollen viel weniger als ich. Nicht weil sie sich einschränken... sie essen bis sie satt sind, wann und was sie wollen. Aber das sind insgesamt ganz andere Mengen.
Das stimmt schon. Ich selber habe leider auch die genetische Neigung zum Übergewicht, aber ich habe im Lauf der Jahre versucht zu lernen, auf meinen Appetit und auf mein Hungergefühl sehr sensibel zu achten und mich jedemal erst selbst zu prüfen, ob ich denn wirklich Hunger habe oder nicht. Wenn ich das konsequent mache, dann stelle ich fest, dass ich eigentlich gar nicht so oft und so viel Hunger habe. Das bedauere ich oft, da ich ja schon Lust hätte auf mehr, aber leider bin ich bei genauem Hinsehen doch recht bald schon satt. Ein Dessert muss fast immer ausfallen, weil ich schon vor dem Dessert satt bin. Außerdem reichen mir zwei vollständige Mahlzeiten pro Tag eigentlich aus, die dritte Mahlzeit wird nur ein kleiner Snack oder fällt aus. Zum meinem großen Bedauern muss ich auch fast sämtliche Kuchen- und Keksmahlzeiten ausfallen lassen, da sie mich so satt wie eine komplette Mahlzeit machen würden.

Inzwischen habe ich ich aber daran gewöhnt. Hunger habe ich eigentlich nie, aber ich vermisse natürlich schon manchmal den leckeren Kuchen oder den Schokoriegel zwischendurch.

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Rezna
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Beitrag Di., 06.12.2011, 13:52

luftikus hat geschrieben:...Das bedauere ich oft, da ich ja schon Lust hätte auf mehr, aber leider bin ich bei genauem Hinsehen doch recht bald schon satt. ....Hunger habe ich eigentlich nie, aber ich vermisse natürlich schon manchmal den leckeren Kuchen oder den Schokoriegel zwischendurch.
Ich glaube das ist ein wichtiger Knackpunkt. Zumindest bei mir. Essen ist ja auch mit Lust verbunden.

Wenn ich gute Phasen habe, an denen ich mir alles, was jenseits des Hungers ist, verkneifen kann, ohne Probleme, da habe ich das Gefühl alle Welt frisst ständig. Die Leute müssen dauernd was essen. Auch die Mengen. Suppe, Hauptspeise, Dessert, Frühstück, Mittagessen, Abendessen, dazwischen vielleicht noch Kaffejause mit Kuchen oder sonst einen Snack und nach dem Abendessen noch Salzgebäck (zum Fernsehen). Und das alles vielleicht noch mit kalorienhaltigen Getränken. So in etwa war das bei mir in der Familie als ich ein Kind war. Heute brächte ich das nicht mehr runter. Meist bleibt es bei einer einzigen richtigen Mahlzeit am Tag, und auch das irgendwann... oft erst um 17.00 oder 18.00.

Aber wenn ich so im... hm... weiß nicht wie ich den Modus nennen soll... bin, da esse ich nicht nach Hunger sondern nach Verfügbarkeit. Steht eine leckere Mahlzeit an, dann kann ich kaum warten bis ich hunger habe. Esse auch mehr.
In gewisser Weise ist da dieses "Henkersmahlzeitsyndrom" wenn ich dann mehr esse als mir gut tut, weil ich denke, das gibt es dann wieder länger nicht. Wüsste ich umgekehrt, dass ich nun eine Woche nur dieses Zeug essen "darf" dann ist die Menge deutlich kleiner.

Ich hab mich mal mit mentalen Aspekten des "Fettspeicherns" aber auch des Essens auseinandergesetzt. Und eine Aussage war, dass das Gefühl von Mangel Übergewicht produziert. Auch deshalb, weil der Körper dann mehr aus der Nahrung heraus zuzelt, als wenn das Wissen, und Gefühl da ist, es gibt im Überfluss. Dass da eine art Urprogramm losgetreten wird, wonach der Körper eben sparen und gut verwerten muss. Das Problem ist, dass es nicht reicht zu wissen, wir haben Supermärkte, wir bekommen soweit alles jederzeit nach. Sondern es geht um das "Gefühl" des Mangels, das viele von uns durch unsere Großeltern und Eltern eingeflößt bekamen, die im Krieg hungern mussten, und die Angst vor dem Mangel nie los bekamen. Das führt dazu, dass viele Menschen heute trotz vollem Kühlschrank in einem Mangelbewusstsein leben. Wenn es was zu Essen gibt, muss man es aufessen, oder viel essen, denn wer weiss wann es wieder etwas gibt. Das läuft natürlich eher unbewusst ab. Ich habe auch beobachtet: Wenn ich mir beim Essen bewusst mache, dass ich in fünf Stunden wieder esse, dann esse ich deutlich weniger, als wenn ich mir dessen nicht bewusst bin. Das Gefühl von Mangel und Angst (vor Mangel) muss aber nicht Lebensmittel betreffen. Generell kann ein Mangelgefühl verursachen, dass man mehr isst oder Nahrung besser bewertet. Interessanterweise kann man das auch bei Tieren beobachten.

Und Versuche haben ergeben, dass Menschen, nach einer durchlebten Mangelzeit, dazu neigen, in Zukunft dicker zu sein, mehr zu essen. Als würden sie Koffer für schwere Zeiten packen.
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luftikus
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Beitrag Di., 06.12.2011, 14:37

Arta hat geschrieben:Steht eine leckere Mahlzeit an, dann kann ich kaum warten bis ich hunger habe. Esse auch mehr.
Das ergeht mir manchmal auch so, und es ärgert mich, wenn ich nicht hungrig bin, weil ich mir das Essen erst dann wieder gestatte, wenn ich Hunger habe.

Bei mir ist auch die Dauer der Mahlzeit wichtig. Wenn ich ein Essen in kurzer Zeit runterschlinge, dann fühle ich mich hinterher unbefriedigt, so als ob ich mich um ein tolles Erlebnis betrogen hätte. Das wiederum würde ich durch weiteres Essen kompensieren.

Drum versuche ich, möglichst langsam zu essen, mir immer nur winzige Portionen auf den Teller zu tun und jede davon so langsam zu essen, als ob es sich um eine komplette Mahlzeit handeln würde. Nach jeder Portion mache ich eine Pause, bevor ich nachlade. Dann kann es nämlich sein, dass ich gar keinen Hunger mehr verspüre und den Rest in den Kühlschrank stelle, statt ihn zu essen.

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Letterlove
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Beitrag Di., 06.12.2011, 15:59

Hi ihr!!

Also ich habe es wie folgt hier:

Meine Tomatensoße, die es zu Nudeln oder Reis gibt, schmeckt mir sehr gut, vor allem, weil richtige Tomaten drin sind, nicht nur rote Pampe.
Ich war schon immer ein schneller Esser, trotzdem bin ich im Vergleich zu anderen seltsamerweise immer letzte beim Essen.

Als ich damals noch gearbeitet habe, hatte ich nicht das Geld, auswärts zu essen und da ich schon immer viel viel Schlaf gebraucht habe, hab ich mir keine Brote geschmiert für mittags.
Es war also so, dass ich nach Hause lief, Topf Wasser aufsetzte und Nudeln machte. Dazu ein Fix Tütchen.

Als nächstes bließ ich wie ein Fön mein Essen lauwarm, weil mittlerweile schon eine halbe Stunden um war. Und weil ich noch zurück laufen musste, kaute ich teilweise nicht mal, sondern schlang und schluckte, weshalb es immer Spaghetti gab statt kleinen Nudeln.
Ich war satt und ging zurück an die Arbeit.

Vor und nach dieser Zeit gab es (bzw, wäre heute noch immer so) meistens Reibereien, wenn meine Tante meine Oma besuchte. Meine Oma setzte mir das Essen vor, bekam meistens einen anruf und sagte: Iss Kind Iss, die Anne kommt. Also nahm ich einen Löffel statt einer Gabel und futterte wie ein Bauarbeiter. Der Teller flog fast in die Spüle und ich schaffte es meistens noch die Kurve zu kratzen, bevor ich ihr in die Arme lief.
Manchmal rief sie aber schon aus dem Auto aus an und dann aß ich zwar nicht weniger langsam, blieb aber als Besuch bei Oma.
Die Tante durfte jedenfalls nicht rausbekommen, dass Oma mir was kochte, sonst hätte sie wieder ihre Hassparolen geworfen.

Nun in meiner eigenen Wohnung esse ich nicht mehr so schnell, kaue aber wenig, ernn es um Nudeln oder Reis geht. Ich hab schon ein paar Mal versucht langsamer zu essen, aber wenn das Essen dann vor mir steht, stürze ich mich drauf. Mein Bauch sagt: ich hab Hunger, mach hinne.
Mein Kopf sagt: iss nicht so schnell, es hetzt doch keiner.

Ich habe mir angewöhnt, keinen Teller zu nehmen, sondern ein Schälchen. Diese China Schüsseln gibts für Suppe und etwas größer für das Gericht selbst, so eine Größe hat also mein Essen, etwa zwei Hände voll.

Was mir dennoch aufgefallen ist, ist dass ich auswärts weitaus schneller satt bin als bei mir zu Hause.
Vielleicht realisiere ich den Preis? Vielleicht wahre ich unbewusst eine Form?
Neulich war meine Oma, meine (liebe) Tante, meine Cousine und mein Onkel und ich essen.
Ich bin in den Augen meiner Verwandten DICK. Bin ich auch, aber die haben auch kein Problem mir das ein paar Mal am Tag zu sagen.
Beim Blick auf die Speisekarte suche ich mir das aus was billig ist und mir einigermaßen schmeckt.
Selbst wenn ich liebend gern was anderes essen würde, achte ich trotzdem drauf, dass es ein niedriger Preis ist. Es ist kein Opfer, ich bin da eigentlich bescheiden.
Das Problem in Gesellschaft ist, dass ich nicht möchte, dass jemand sieht wie viel ich essen könnte.
Ich hab mir also was bestellt und aufgegessen. Kommt die Frage: ich kann nicht mehr, wer will meins aufessen, könnte ich locker ICH sagen, mache es aber nicht, weil ich mich schäme, dass jemand sagen könnte ich wäre ein Fresssack.

Im Restaurant werde ich trotzdem schneller satt, als zuhause.
In der Klinik konnte ich einen Salatteller essen und dachte: eigentlich brauch ich nix mehr.
Ich aß trotzdem noch das Hauptgericht, die Suppe, den Salat und den Nachtisch. Warum? 1. weil es zuhause sowas garnicht gibt, die Klinik war das Paradies für mich... 2. war es kostenlos und ich konnte einiges sparen, während ich in der Therapie war. Das Geld konnte ich dann anzahlen für meine Schulden oder habe mir mal was gegönnt, wie einen Stadtbummel für ein neues Buch, dass es in der Therapie nicht langweilig wird.

Es war so ein schönes Leben. Essen dass man satt wird, GUTES Essen, gesundes Essen... Zu Hause hab ich manchmal gehofft, Ende des Monats noch Geld zu haben um was essen zu können. Gekauft wurden dann wieder Nudeln.

Thema Schnuckzeug:

Als ich Kind war, durfte ich essen was ich wollte, keiner hinderte mich oder sagte mir was.
Dann zog ich eine Weile zu meiner Tante, meine Cousine ist 7 Jahre älter als ich und war damals ein Teenie, der recht dick wurde.
Also teilte meine Tante das Schnuckzeug für uns. Ich ging hin und fragte nach was Süßem und jeder bekam eine Mini Ritter Sport oder 5 Weingummi Würmchen.
Ich war zu frieden.

Heute ginge das nicht mehr, Würde mir hier jemand versuchen was einzuteilen, würde ich wahnsinnig werden. Vielleicht sogar aggressiv. Gerade bei so einem Wetter hier (es ist dunkel, regnet und schneit), brauche ich einen Löffel Honig, sonst geht für mich die Laune in den Keller.
Das kommt vielleicht von der Depression, dass ich so dringend was Süßes brauche.
Gestern hab ich ein Vollkornbrot (kleine und dünne Scheibe) mit Nutella gegessen. Das hat gereicht.

Fressattacken hab ich hier versucht mit einem leeren Kühlschrank zu unterbinden, aber manchmal verársche ich mich selbst, indem ich dann einfach mehr koche oder es sogar schaffe, zwei Mal zu kochen.
Wer den Schmerz nicht kennt, der macht sich über Narben lustig.
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Letterlove
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Beitrag Di., 06.12.2011, 16:09

Was ich unheimlich vermisse ist ein Freund.
Obwohl ich sagen muss, dass mein letzter Freund wirklich egoistisch war und mir wirklich psychisch geschadet hat, vermisse ich so manche Dinge.

Als Beispiel wäre da: morgens steht der Tisch voll von Essen, wir sitzen da mit halbtrockenen getoasteten Brötchenscheiben und essen gaaanz langsam und entspannt. Dazu gab es einen grünen Tee und Rührei mit Speck und Zwiebeln, Marmelade, Wurst, Fisch, Käse, Frischkäse, Quark...

Es war alles da und morgens freute ich mich schon auf das gemeinsame Frühstück in aller Ruhe.
Wenn wir um 9 aufstanden frühstückten wir manchmal bis 11. An sich gegessen haben wir trotzdem wenig, weil jedes Schnittchen Brot und jedes Stückchen Brötchen in aller Ruhe geschmiert wurde, überlegt wurde, was drauf soll, geschnackt wurde... manchmal gab es Kombinationen wie Fisch mit Senf und Käse mit Marmelade...

Wie sehr ich das vermisse.
Ich habe es nach der Trennung versucht beizubehalten, aber es hat mich nur traurig gemacht, allein aufzustehen, allein zu essen und allein den Tisch zu decken...
Also wurde das Frühstück gestrichen.

Mittags kochte ich für ihn oder er für mich, manchmal machten wir beide was, er den Rotkohl, ich die Ente (zu Weihnachten). auch da hatte ich Spaß, vor allem freute ich mich auf seinen tollen Salat.
Jetzt bin ich allen, zwar froh, aus dieser blöden Beziehung rauszusein... aber ich vermisse das Gefühl, jemandem "gut zu tun". Ich würde kochen und mir Mühe geben, hätte ich wen, der sich darüber freut. Für mich ist es allein zu viel Arbeit, was es auch mit einem Freund wäre, aber dieses Opfer gebe ich gern, wenn ich mich freuen kann, dass es ihm dann schmeckt.
Für mich brauche ich das nicht. Nicht weil ich mir nicht genug wert bin, sondern weil ich keine Lust drauf habe. Ich weiß ja wie es schmeckt, ich würde mich nicht mehr freuen oder loben.

Naja und abends...
Abends gabs das gleiche Frühstück, nur unter dem Namen Abendbrot.
Wieder schön in Ruhe mit Kerzenschein und einem guten Film...

Ich wünschte mir, ich hätte wieder einen Mann.
Diesmal aber einen, der nicht fremdgeht und den Egoisten raushängen lässt.
Und der ehrlich ist.
Mittlerweile bin ich aber so im Eimer, dass das noch lange dauern kann, bis mich wer haben will.
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Beitrag Di., 06.12.2011, 17:20

Letterlove hat geschrieben:ich hab gehört, Olivenöl ist das einzige Öl, was nicht krebserregend ist, wenn man damit brät, daher nehme ich nichts anderes als Olivenöl. Schmeckt mir auch sehr gut.

Zum Salat gibt es gebranntes Sesamöl oder Kürbiskernöl, aber die Salate, wo das dran kommt habe ich gefühlte 100 Jahre nicht mehr gemacht, dabei ist es erst ein Jahr her-
Ich mag zum Salat nur noch Naturjoghurt oder -quark mit etwas eingemischtem Senf. Kein Öl, kein Essig.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Di., 06.12.2011, 17:24

Letterlove....
Ich wünschte mir, ich hätte wieder einen Mann.
Diesmal aber einen, der nicht fremdgeht und den Egoisten raushängen lässt.
Und der ehrlich ist.
Mittlerweile bin ich aber so im Eimer, dass das noch lange dauern kann, bis mich wer haben will.
....aber wenn Du Dich selbst nicht mögen kannst, wie willst Du jemandem glauben können, dass er es tut?

....

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Beitrag Di., 06.12.2011, 17:26

luftikus hat geschrieben: Inzwischen habe ich ich aber daran gewöhnt. Hunger habe ich eigentlich nie, aber ich vermisse natürlich schon manchmal den leckeren Kuchen oder den Schokoriegel zwischendurch.
Deshalb nehm ich eben dann nur den Kuchen und lasse die Mahlzeit ausfallen.
Lieben Gruß
elana

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Beitrag Di., 06.12.2011, 19:30

Proserpina, ich hab es damals meinem Freund geglaubt und wurde verárscht.
Man ist nie 100% sicher, nichtmal bei nem Garantiefall.
Traurig aber wahr.
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Proserpina
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Beitrag Di., 06.12.2011, 19:58

Letterlove hat geschrieben:Proserpina, ich hab es damals meinem Freund geglaubt und wurde verárscht.
Man ist nie 100% sicher, nichtmal bei nem Garantiefall.
Traurig aber wahr.
Weißt Du, ich persönlich glaube ja daran, dass man zu seinen Mitmenschen immer nur so ehrlich sein kann, wie man es sich selbst gegenüber ist. Belügt man sich also selbst, aus welchen Gründen auch immer, belügt man auch das Gegenüber, so wie auch das Gegenüber, seine eigenen Selbstlügen an seine Umwelt weiterreicht. Was im ersten Momnent aussieht wie ein heilloses Durcheinander, ist meiner Ansicht nach ein Schlüssel zum System der Interpretationen, aus denen das Ganze Leben besteht.

Nehmen wir Dich, es bietet sich ja an. Du beschreibst Dich als (Deines Empfindens nach) unattraktiv. Erklärst, dass Du Dich in vielen Belangen als hilflos, ohnmächtig, wenig selbstbestimmt und als wenig wertzuschätzende Person erlebst. Und genau das scheint Deine Umwelt Dir zu bestätigen - ja, Du scheinst anzunehmen, dass die Umwelt Dich quasi dort hineintreibt, da Du auch immer wieder "verarscht" wirst. Das ist Deine Sichtweise/Interpretation.

Jetzt kommt meine - und bitte, ich will Dich weder verarschen, noch angreifen, im Gegenteil! Ich sehe, wenn ich Deine Zeilen lese, eine zutiefst verunsicherte, verweifelte und einsame Person vor mir, die regelrecht darauf zu lauern scheint, wann das Leben ihr die nächste Ohrfeige verpassen wird. Welche dann auch nicht lange auf sich warten lassen wird, denn der Fokus ist genau auf das zentriert, was im Leben so schiefgehen kann. Und da es das bei jedem tut und, darüber hinaus, selbstunsichere Menschen auch immer ebensolche anziehen, die dann in ihrer gegenseitigen Unsicherheit dazu prädestiniert sind, sich misszuverstehen und zu verletzen, werden all Deine Befürchtungen zur self-fulfilling prophecy.

Und dabei scheinst Du etwas vollkommen zu übersehen, nämlich die unfassbare Kraft die in Deinen Zeilen steckt und der Teil in Dir, der das längst schon weiß und auch sehr deutlich in Deinen Postings schreibt. Das ist der Teil in Dir, der aus dem tiefen Innen, an Deinem verzweifelt rotierenden Bewusstsein vorbeischreibt. Der Teil, der davon berichtet, wie groß es da -in Dir- ist und der sich wünscht, dass endlich mal jemand ihn besuchen kommt, dort, in Dir, in diesem so weiten und so reichen Land, jenseits Deiner vermeintlich zu dicken Hüften.

Er berichtet davon, dass Du trotz akuter Geldnot, nicht in Jammereien dazu verfällst, sondern, im Gegenteil, ein ausgeklügeltes System entworfen hast, um Dich dennoch soweit wie möglich schmackhaft zu ernähren. Dieser Teil in Dir, der tatsächlich wie dieses Biest ist - außen ein chaotischer Flokati und im inneren ein Schloss, mit gewaltigen Räumen, hohen Decken, unendlichen Gängen und Erkern. Und inmitten dieses Selbst stehst Du und hast keine Ahnung was Du mit all dem anfangen sollst, weil es keiner zu wollen scheint, nicht einmal Du selbst - und darum frisst Du es immer weiter Dich hinein, im wahrsten Sinne des Wortes..

DAS ist es - was ich sehe. Meine Interpretation.

Vielleicht kannst Du damit ja was anfangen.

Du bist schön. Find Dich damit ab, dass manche Menschen es doch sehen (können). Doch das Wichtigste (und die Lösung Deiner Probleme) wäre, dass Du selbst lernst es zu sehen und (für) wahr(an)zunehmen.

....

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Letterlove
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Beitrag Di., 06.12.2011, 20:53

Vielen Dank für diese Worte. Ich bin sicher nicht angegriffen.

Du sprichst von Selbstreflektion, stimmts?
Was ich selbst von mir halte, erwarte ich auch von anderen.
Ich sehe mich als hässlich an, also muss das in anderen Augen auch so sein.

Aber weißt du, ich sehe es auch anders.
Ich frage mich, wo "er" wohl ist, der auch Geld findet und es nicht behält.
Wo "er" wohl ist, dem ein Partner reicht und keinen Sinn im Fremdgehen sieht.

Ich kenne meine guten Seiten, aber ich wundere mich immer wieder wieso andere Kerle abkriegen und glücklich sind und ich bekomme immer den Sondermüll ab.

In der Therapie hab ich mir eine wichtige Frage beantwortet. Warum mich die Leute wie Dreck behandeln. Warum? Weil ich es zulasse.

Vielleicht hätte ich auch schon längst einen Freund, statt einem Herz und Nierencheck mache ich aber eine komplettuntersuchung und bin bei jedem Piep schon misstrauisch.
So viele haben mir schon die Treue geschworen und so viele hab ich später erwischt.
Und ich selbst BIN treu, in diesem Punkt reflektiere ich nicht.

Ich bin vielleicht auf meine Art schön, aber nicht jeder erkennt das Biest als Schönheit.
Als ich neulich auf dem Maddin Schneider Abend war, war ich erstaunt, dass ein Mann mit so einem Putenhals und so einem Pferdegebiss so sehr zu sich stehen kann.
Ich glaube, wenn man selbst zu sich steht, kann niemand mehr über einenlachen.
Feuer braucht Sauerstoff. Nehme ich den Sauerstoff, geht die Flamme aus, egal wie groß sie ist.

Das Problem ist nicht, den Sauerstoff zu nehmen.
Das Problem ist, dass mir das Feuer zu nahe kommt, bevor ich ihm das nehme was es zum brennen braucht.
Eine frische Brandwunde ist meiner Meinung nach nicht so schlimm, wie das Nachbrennen unter der Haut. Und das spüre ich erst dann wenn ich hier wieder allein sitze und mir die Brandblasen ansehe.
Vielleicht hat das Feuer keinen Sauerstoff gefunden und ging aus.
Und in diesem Moment bin ich stark, weil ich weiß wie man ein Feuer löscht.
Aber danach... klapp ich zusammen.

Wie gern würde ich zu meinem Fett stehen.
So wie der Maddin zu seiner Riesenschnute.
Leider hab ich nur gelernt, Feuer zu löschen.
Verhindern konnte ich sie bisher nicht.

Und momentan fühle ich mich wirklich schwer verletzt.
Schließe mich da ein wo kein Feuer hin kommt.
"Rüste" mich für das nächste.
Aber ich würde nicht mehr sagen, mein Leben hat noch Qualität. Weil überall wo ich hinkomme, geht die Angst mit mir Arm in Arm, es fängt wieder an zu brennen.

Ich bin schon so lange stark, Proserpina.
Ich möchte nicht mehr stark sein.
Ich möchte schwach sein und mich in Armen befinden, die mich mal trösten.
Nicht immer den Eisklotz spielen sondern meine Wunden offen legen.
Wunden heilen an der Luft viel schneller als verdeckt, aber ich verstecke sie weil ich Angst habe, jemand weiß wo er mich gut treffen kann.

Kennst du das? Du hast einen blauen Fleck und sagst: au, ich hab ja nen blauen Fleck.
Ein anderer sieht das, fragt: WO??? und drückt extra feste drauf.
Das hab ich zu oft erlebt. In der Öffentlichkeit stehe ich stramm wie eine deutsche Eiche, bin ich allein, werde ich zum Klatschmohn, der welk wird, sobald er gepflückt ist.

Ich bin es leid, die Eiche zu spielen.
Warum darf ich nicht mal Klatschmohn sein?
Warum meint jeder, ich MUSS die Eiche sein und wundert sich, wenn ich Klatschmohn bin?
Und warum ist es für andere so lustig, Klatschmohn zu schaden? Weil sie es mit einer Eiche nicht aufnehmen können? auch Eichen können gefällt werden.
Aber ich bisn leid, dass man austestet, welche Axt die schärfste ist um mich zu Fall zu bringen.
Ich wünsch mir Arme, in denen ich Klatschmohn sein darf und keiner mir schaden kann, obwohl ich welk bin. Wo mir keiner schaden WILL, solang ich welk bin. Und danach natürlich auch nicht.
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Proserpina
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Beitrag Di., 06.12.2011, 21:16

Ich greife nur mal einige Sätze heraus....
Du sprichst von Selbstreflektion, stimmts?
Ja - tue ich. Aber auch davon, wie die eigene Erwartungshaltung einen unbewusst verleitet, sich die Katastrophen selbst heranzuzüchten. Zumindest soweit das möglich ist.
Ich frage mich, wo "er" wohl ist, der auch Geld findet und es nicht behält.
Wo "er" wohl ist, dem ein Partner reicht und keinen Sinn im Fremdgehen sieht.
Der sitzt vielleicht morgen neben Dir im Bus. Wohnt nur eine Tür weiter oder bringt jedem Tag die Post. Um das herauszufinden, müsstest Du die Menschen näher kennenlernen (es zulassen).
Ich kenne meine guten Seiten, aber ich wundere mich immer wieder wieso andere Kerle abkriegen und glücklich sind und ich bekomme immer den Sondermüll ab.
Vielleicht, weil jemand der sich selbst wie Sondermüll ansieht (sich nicht wertschätzt), auch nur auf Sondermüll anziehend wirkt?
Ich bin schon so lange stark, Proserpina.
Ich möchte nicht mehr stark sein.
Du wirst es immer sein. Ganz besonders, wenn Du die Schwäche endlich wirst zulassen können. Momentan kannst Du es nicht, Du lauerst viel zu sehr und bist viel zu misstrauisch. Wer gehalten/aufgefangen werden will, der muss sich fallenlassen (können).
Ich bin es leid, die Eiche zu spielen.
Warum darf ich nicht mal Klatschmohn sein?
Warum meint jeder, ich MUSS die Eiche sein und wundert sich, wenn ich Klatschmohn bin?
Vielleicht wäre der erste Schritt, zu akzeptieren, dass Du beides bist. Und nicht böse zu sein, dass man die Eiche eher sieht (aus der Ferne), sie ist doch so viel größer als der kleine Klatschmohn, der in ihrem Schatten blüht.

....

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Rezna
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Beitrag Di., 06.12.2011, 23:04

Mal eine Frage, Letterlove: Wenn jemand dir einen Film "schmackhaft" machen wollen würde, also wollen würde, dass du dich für diesen Film interessierst, ihn sogar liebst... würde es bei dir funktionieren, wenn die Person sagt: "Also dieser Film ist schrecklich, er ist unausgereift, hat einen schlechten Plot, die photografische Arbeit ist unter aller Würde, die Charaktere unglaubwürdig, er ist viel zu lang und es tut sich im Grunde überhaupt nix... und die Dialoge sind völlig flach."
Ich habe den Eindruck, du siehst dich selber in einem sehr schlechten Licht. Du willst, dass man dich (also den "Film") liebt, aber in allem siehst du dich schlecht. Du siehst dich als hässlich an, als Opfer, als jemand, der nicht mehr für sich einstehen möchte, sondern nur noch gerettet werden. Nur: ein Retter und ein Partner sind zweierlei. Eine Partnterschaft, in der einer von Anfang an gerettet werden muss, sich fallen lassen will, im Anderen den Starken sucht um selber schwach sein zu dürfen, ist von vornherein eine sehr ungleiche Angelegenheit. Auf diese Weise, als Opfer, wirst du nur einen Täter finden, der darauf einsteigt, weil ein anderes Opfer würde von dir gerettet werden wollen und ein "gesunder" Mensch lässt sich auf solche Abhängigkeitsverhältnisse aus Selbstschutz nicht ein. Und im Endeffekt hast du dann exakt das, wovor du dich fürchtest - was du ablehnst.

Du musst lernen, dich selber zu respektieren. Es klingt furchtbar wenn ich das sage, aber wir SIND nun einmal alleine. In unserem Kern, egal ob verheiratet, verliebt oder auf einer einsamen Insel, zunächst sind wir, als Menschen, in uns, alleine, und niemand wird je WIRKLICH verstehen können wie wir sind, wie es uns geht. Jemand anderer kann es, in seiner Gefühlssprache nachfühlen, aber dann ist es immer noch seine Version, seine Sicht. Insofern kann man von einem Anderen nicht etwas verlangen, was man sich selber nicht geben kann. Man wird immer enttäuscht sein, es wird nie das sein, was wir wünschen - oder wir verdrehen uns völlig, um fünf gerade sein zu lassen. Der einzige Mensch der uns, völlig unabhängig von allen Umständen, allen Gegebenheiten, respektieren kann, lieben kann, für sich sorgen kann, ist man selber. Und wir haben auch die Pflicht das zu tun. NIEMAND sonst. Und sofern wir eine erwachsene Partnerschaft wollen, indem man auf gleicher Augenhöhe ist, gegenseitiger Respekt herrscht, ist es notwendig, sich erst einmal auf dieser Ebene zu finden. Oder das zumindest zu verstehen und nicht vom Partner erwarten, dass er etwas auffüllt, das wir uns selber nicht gönnen. Wenn fünf potentielle Partner da stehen, und wir suchen uns einen davon aus, wonach wählen wir ihn? Danach ob er uns rettet (und damit auch die eigene Handlungsfreiheit beschneidet?) oder jenen, der uns ermutigt seine Sache SELBER zu erledigen, anzugehen.
Natürlich kann man mit jeder Unsausgeglichenheit Partnerschaften eingehen, passiert ständig. Aber diese sehen entsprechend aus.

Es gibt viele Stars in Film und Fernsehen, die alles andere als schön sind, dennoch aber zu sich stehen, Karriere machen, sich mit allem was sie an Talent zu bieten haben einsetzen. Und wieder andere, die schön sind, denen der Weg durch viel Glück geebnet ist, aber die sich selber so hassen, dass sie tief stürzen.

Es ist, denke ich, für jeden Menschen normal, sich mal nicht ausstehen zu können, auch, sich mal zu hassen, über sich wütend zu sein oder zu trauern. Aber das darf nicht chronisch werden. Und dann ärgerst du dich eben mal, wenn du die Stufen hochkeuchst, darüber, dass du zugenommen hast oder kriegst mal den Hass wenn du auf die Waage steigst, aber das sollte nie mehr als ein Moment sein - eher anspornen, das Gleichgewicht wieder herzustellen. Der kurze Hass die Motivation geben, danach zu suchen, wie du wider liebevoller zu dir wirst, die Wut kann man gut in Motivation verwandeln, sich selber voran zu treiben etwas zu tun, für das man sich auch loben kann.
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 11:39

Hi Arta.

Wer mir so einen Film beschreibt, macht ihn mir wirklich nicht sehr schmackhaft. Vielleicht würde ich ihn trotzdem schauen, wenn es irgendeinen Anreiz gäbe.
Ich hab Filme schon allein zuende geschaut, weil da ein Schauspieler war, den ich mochte, selbst wenn der Film an sich einfach nur blöd war.

Zu mir: natürlich stelle ich mich weder vor einen Typen, noch auf eine Bühne und mache mich schlecht, dass es jeder hören kann.
Wenn mich wer fragt was ich mag, sag ich was ich mag, nicht was ich nicht mag.
spricht mich wer drauf an wie "breit" ich bin, kann ich das aber natürlich nicht leugnen und sage: wenn du so oberflächlich bist, verprasse ich die Zeit lieber mit was anderem. Schau in mich oder lass es. Ich bin da halt ziemlich offensiv und fackel nicht lang, mich von solchen Typen zu verabschieden.
Was will ich von denen? Jemand der mich nur nach dem Äußeren bewertet, kann mich doch am Ärmel lecken.

Aber ich mache auch keine Werbung für mich.
Ich kann nicht richtig zu mir stehen, ich kenne "Dicke" die das tun und sich sowas von blamieren, weil sie bauchfreie Klamotten anziehen oder Radlerhosen, wo man jede Fettwulst auch noch in glänzdendem Stoff eingewickelt sieht...

Ich will nicht zu denen gehören, die sagen: ich steh zu mir und meinem Ársch - und dann natürlich jede fette Faser irgendwo rausquillen lassen.
Eine damalige Freundin zog gern Röcke an, die waren aber so knapp dass man ziemlich genau das gesamte Bein zum Anstarren hatte. Ich hab mich geschämt für sie. Auch wenn sie das Recht auf sowas hat, wie jeder andere Mensch auch - es hat ihr nur geschadet und es sah billig aus und provokant.

Würde ich mich hinstellen und sagen: hey, jhört auf zu labern, ich fühl mich gut so wie ich bin - wäre das eine dreiste Lüge und sobald ich dadurch einen Freund hätte und der hinter die Kulissen schaut, wärs die längste Zeit mein Freund gewesen. Der würde dann sagen: ha ha, du stehst ja garnicht zu dir, so ein psychisches Wrack will ich nicht, ciao.

Von daher dachte ich eigentlich daran, ich selbst zu bleiben und ehrlich zu sein. Vielleicht kommt irgendwer und sieht das und sagt: ich hab das auch geschafft, ich weiß wie du dich fühlst.

Ist das nicht ein viel besserer Start, als wenn ich die Leute glauben lassen würde, alles ist okay, sie interessieren sich für mich und kommen sich hinterher belogen vor, weil es alles nur Lug und Trug war?
Wer den Schmerz nicht kennt, der macht sich über Narben lustig.
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Rezna
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Beitrag Mi., 07.12.2011, 12:24

Die Sache ist, dass sich ja kein Mensch anpreist wie einen Film. Allerdings laufen 95% unserer Kommunikation ohne Sprache ab. Also Mimik, Gestik, Körperhaltung, Verhalten... Das heisst, ohne ein Wort zu sagen, kann der Mensch schon sehr sehr viel über sich erzählen. Als einen Tipp (ich machte das früher gerne) setze ich wo hin und beobachte die Leute. Ohne sie zu kennen, ohne zu hören wie sie reden, und was sie reden, kann man oft schon an ihrer Körperhaltung oder ihrem Blick erkennen, wie es ihnen geht, wie sie sich selber und die Welt im Großen und Ganzen wahr nehmen. Mit ein bisschen Geschick und Training kann man daraus sehr viel lesen. Wenn du das bewusst machst, gehst du vielleicht ein Ding nach dem Anderen durch. Lässt Schultern und Kopf hängen, oder geht aufrecht. Schaut in die Welt oder stirt vor sich hin, marschiert fit, oder schleppt sich dahin,... aber dein Unterbewusstsein macht das unbewusst ununterbrochen. Es registriert noch viel mehr Details als dir bewusst sind. Eventuell kann man sie sich bewusst machen, wenn man noch entsprechende Infos aus Büchern üder Körpersprache, Mimik, Gestik bekommt... dann weiß man in etwa, was das Unterbewusstsein für uns leistet.
Das heisst: Wenn du eine schlechte Meinung von dir selber hast, oder auch von anderen, dann erfahren das die Leute, durchaus unterbewusst, noch ehe du ein Wort sagst. Das nennt man meistens dann Bauchgefühl. So ergibt es sich, dass man ohne mit einem Menschen zu reden, schon in etwa weiß, was man von ihm bekommen kann. Vor allem Verkäufer machen sich das zunutze.
Weiters ist dann noch der Tonfall wichtig, die Stimmmelodie, welche Wörter man verwendet... das alles immer noch EHE man etwas sagt, ehe es darum geht, was man sagt. Daher finden wir manche Menschen auf Anhieb sympathisch, unsympathisch, trauen uns manche ansprechen, andere nicht, und wenn wir beispielsweise jemanden suchen der eine Spende gibt, ahnen wir schon von weitem, bei wem wir am ehesten erfolgreich sein werden - oder/und - welche Strategie wir anwenden werden. Ob wir auf die Schuldgefühltour kommen, oder damit, jemanden zu begeistern, oder die pragmatische Sicht.

Und daher geht es nicht darum, sich plakativ zu kleiden oder auf der Bühne sich selber zu präsentieren. Nicht in der Form wie du das darstellst. Aber es ist für jeden sichtbar, ob du dich selber leiden kannst oder nicht. Auch vielleicht, dass du erwartest, gerettet zu werden. Und da ist dann interessant, welche Leute springen auf dich an. Denn Rettung wie DU sie siehst, und das was ANDERE unter Rettung verstehen, ist auch wieder zweierlei.

Ich nehme an, du kennst gute und schlechte Tage. Tage an denen du das Gefühl hast, die Welt ist dir wohlgesinnt, und Tage, an denen du das Gegenteil empfindest. Ich nehme an, das hat sich bei dir auch darauf ausgewirkt, wie du aus siehst. Der Gesichtsausdruck, die Körperhaltung, vermutlich hast du dich auch eleganter oder fröhlicher gekleidet oder einen gewagten Farbtupfer angelegt, und hast eher aktiv agiert, bist auf andere zugegangen, wenn du vor Selbstbewusstsein gestrotzt hast. Und wenn alles Mist ist, dann sieht man das wohl ebenso.

Und deswegen ist es auch wichtig, sich selber zu mögen, sich selber zu respsktieren. Weil man das durchaus in die Welt trägt und das Feedback entsprechend ist. So kann man sich dadurch eine ganz andere "Klientel" von Menschen und Situationen geben. Und das heisst lange nicht, dass man ein anderer Mensch sein soll, es reicht, wenn man sich selber akzeptiert, richtig findet wie man ist. Sicher, hie und da verbesserungswürdig, wir wollen uns alle entwickeln, aber ALS RICHTIGER MENSCH entwickeln und nicht ZU JEMANDEM den man sich vorstellt sein zu wollen/können. Man ist immer schon, auch wenn man es nicht glaubt, exakt richtig so wie man ist.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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