Von verspäteter Trauer überrascht

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Beitrag Do., 06.09.2012, 18:04



von Herzen!

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Dampfnudel
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Beitrag Fr., 07.09.2012, 22:03

Heute hat mir eine Frau, mit der ich schon letzten Herbst mal sehr gut über meine Trauer sprechen konnte, erklärt, dass das, was ich da gerade erlebe, eine klassische Traumareaktion sei. Sie hat mir auch erklärt, was da abläuft, und ich habe mich plötzlich so verstanden und gesehen gefühlt. Sie meinte auch, dass der Tod meines Vaters vielleicht nur das Fass zum Überlaufen gebracht habe und mein System schon von vorherigen Erlebnissen (anderen Traumata) angegriffen war. Ein Trauma würden die meisten Leute noch wegstecken können, problematisch werde es meist erst, wenn mehrere zusammenkämen. Von ihrer Ausbildung her ist die Frau, mit der ich darüber gesprochen habe, keine Fachfrau, aber sie hat wohl einiges an eigener Erfahrung mit dem Thema.

Thera2 hat noch nie sowas geäußert, und Thera1 meinte mehrfach, dass sie nicht glaube, dass ich ein Trauma habe.
Aber das, was ich heute dazu gehört habe, das passt so gut zu dem, wie es mir geht. Ich war richtig erleichtert, und es hat sich so angefühlt, als sei das ein Gedankenansatz, der mich weiterbringen könnte.

Bloß was mache ich jetzt damit? Vor allem nachdem meine Therapeutinnen das ja anscheinend nicht annehmen. Stelle ich mich bloß an?

Eigentlich habe ich in den letzten zwei Jahren gemerkt, dass ich mich ziemlich gut auf mein Gefühl verlassen kann, dass ich auch ein gutes Gespür dafür habe, ob irgendwelche Gedankenansätze auf meine Situation passen oder nicht. Ich habe dem lange nicht getraut, aber am Ende hat sich doch immer wieder herausgestellt, dass mein erster Eindruck der passende war. Aber die Meinung von zwei Therapeutinnen mit langjähriger Erfahrung hat doch auch viel Gewicht, irgendwie. Ob die es nicht doch besser wissen als ich?
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leise
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Beitrag So., 09.09.2012, 08:13

Liebe Danu,

ist es nicht Teil eines Trauma's, dass dieses typsicherweise verdrängt wird? Kann es nicht sein, dass da etwas in dir steckt und einfach noch nicht angesprochen wurde von den Thera's? Vielleicht war einfach das richtige Stichwort noch nicht dabei und somit auch nicht eine Reaktion von dir, die Thera dann zeigt, hoppla, da muss etwas passiert sein, das war zu viel für eine kleine Danu-Kinderseele.
Dampfnudel hat geschrieben:Thera2 hat noch nie sowas geäußert, und Thera1 meinte mehrfach, dass sie nicht glaube, dass ich ein Trauma habe. Aber das, was ich heute dazu gehört habe, das passt so gut zu dem, wie es mir geht. Ich war richtig erleichtert, und es hat sich so angefühlt, als sei das ein Gedankenansatz, der mich weiterbringen könnte.
Bauchgefühle sind glaube ich immer richtig! Da ist etwas ausgesprochen, das passt genau zu dir! Das kann gar nicht falsch sein und:
Dampfnudel hat geschrieben:Bloß was mache ich jetzt damit? Vor allem nachdem meine Therapeutinnen das ja anscheinend nicht annehmen.
weiter jetzt, dranbleiben. Die können das ganz sicher annehmen, vorallem wenn sie sehen werden, wie es dir mit diesen einfühlsamen Worten der "Nichtfachfrau" geht. Vielleicht bringt ja gerade dieses neue Fühlen in dir da etwas weiter. Gefühle sind immer wichtige Wegweiser! Erzähle davon, ich glaube das ist ganz wichtig, schon für dich selber.


leise

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Dampfnudel
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Beitrag Di., 18.09.2012, 23:06

Hab Thera2 davon erzählt. Sie hat mir zugehört und viel nachgefragt, womit ein eventuelles Trauma zusammenhängen könnte und wie sich das anfühlt. Ich habe mich ernst genommen gefühlt. Das war schonmal gut. Ich bin gespannt, wie es jetzt wohl weitergeht.
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Beitrag So., 21.10.2012, 23:18

War heute am Grab. Hätte weinen können. Hab mich nicht getraut, weil Mutter und Freund dabei waren. Mutter hat mich von hinten ein bisschen in den Arm genommen. Weiß nicht, ob wegen ihr oder wegen mir. Konnte nicht reden oder Blickkontakt aufnehmen. Freund hat mich danach sehr lieb angeschaut und auch kurz am Arm berührt. Hab's geschafft, den Blick zu erwiedern und nicht sofort in mich zu flüchten.
Restlichen Tag ziemlich mitgenommen, depressive Gedankenmuster. Die Traurigkeit ist nicht nochmal so an die Oberfläche gekommen. Später war ich allein zuhause und habe die Danksagung (nach der Beerdigung) von den Angehörigen eines kürzlich tödlich verunglückten Freundes vorgefunden. Konnte kurz weinen, dachte, jetzt könnte ich's rauslassen, aber ging nicht mehr richtig.
Trauer im Bauch geht mit mir schlafen.
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Beitrag Mi., 21.11.2012, 01:35

Manchmal braucht es Katalysatoren...
Als ich die heutige Folge von In aller Freundschaft geschaut habe, in der der Vater einer erwachsenen Tochter starb, wurden die Fernsehbilder die ganze Zeit von meinen Erinnerungen an das Sterben und den Abschied von meinem Papa begleitet, und zum ersten Mal konnte ich hemmungslos weinen, ohne dass es sich wie eine Qual angefühlt hat.
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Beitrag Di., 11.12.2012, 01:08

Der Vater meines Freundes ist letzte Nacht gestorben. Bei der Vorstellung, im jetzt beistehen und auch noch die Beerdigung und die ganze Trauer und so durchstehen zu müssen, ist mir angst und bange geworden. Ich hatte zuerst das Gefühl, dass ich das nicht packe, weil die Trauer um meinen Vater mir immer noch so viel Kraft raubt, wenn sie denn durchkommt. Ich dachte, noch mehr schaffe ich nicht zu schultern, da breche ich drunter zusammen.

Mir war dann sehr nach Weinen, und diesmal hab ich es nicht zurückgehalten, sondern zugelassen. Es hat tatsächlich funktioniert, ich hab sogar richtig lange geweint! Und ich habe jetzt das Gefühl, dass ich die Zeit mit seiner Familie doch aushalte.
Ich muss nicht "die Starke" spielen, ich kann auch einfach mitweinen. Dann könnte es vielleicht gehen.
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Dampfnudel
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Beitrag Mi., 16.01.2013, 19:36

Schon wieder ist heute ein Mensch lieber gestorben. Jedes Mal ist es so, als ob die Welt, so wie sie bisher war, aufgehört hat, zu existieren. Wie sehr doch die Realität im Kopf des Einzelnen entsteht!
Mir wird es langsam ein bisschen viel, mein Hirn kommt mit den Umbaumaßnahmen gerade gar nicht mehr hinterher
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Widow
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Beitrag Mi., 16.01.2013, 20:10

Liebe DaNu,

achmensch. Es tut mir so leid für Dich!

Still (gibt ja eh kein Wort dafür), aber herzlich
Widow

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Dampfnudel
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Beitrag Mi., 16.01.2013, 20:17

Liebe Widow,

Du sprichst mir aus der Seele mit der Stille. Komisch, dass in solchen Situationen so viele Leute davon ausgehen, dass man jemanden zum Reden braucht. Jemanden zum (gemeinsam) Schweigen finde ich viel wichtiger.

Liebe Grüße
Dampfnudel
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Dampfnudel
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Beitrag Mi., 16.01.2013, 20:57

Alleinsein ist aber irgendwie auch nicht gut. Ich hätte am liebsten jemanden bei mir, mit dem ich zusammen schweigen kann und der mich ganz fest in den Arm nimmt, damit ich nicht auseinanderfalle. Oder vielleicht sogar mehrere Leute, dann könnten wir uns auch alle gegenseitig festhalten. Bloß woher nehmen...?
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Widow
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Beitrag Mi., 16.01.2013, 21:56


(Zwar nur ein Bild, aber vielleicht denkst Du dadurch dran, dass ich an Dich denke.)

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Beitrag Mi., 16.01.2013, 22:09

Ach Dampfnudel, ich setze mich auch still da zu dir und Widow.

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Dampfnudel
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Beitrag Mi., 16.01.2013, 22:14

Dampfnudel hat geschrieben:Schon wieder ist heute ein Mensch lieber gestorben.
Oh, die Umbaumaßnahmen spiegeln sich auch im Satzbau wieder - ein lieber Mensch meinte ich natürlich.

Danke, Widow und Ferdin, das ist echt lieb von Euch und tut mir gut.
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Krang2
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Beitrag Mi., 13.02.2013, 01:23

Was mir nach dem Tod meines Vaters geholfen hat...daß man an das Schöne denkt, was man an diesem Menschen hatte. Und wenn man dann weinen muß, ist es trotzdem irgendwie positiv, weil es Kraft gibt, allein klarzukommen, denn damit hätte ich ihn stolz gemacht. Wenn ich z.B. jetzt einen Ausflug mache, erinnere ich mich, wie es damals war, als ich mit ihm dort war, und wie dankbar ich sein kann, so einen Vater gehabt zu haben.

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