Überlegungen - ist mein Therapeut der richtige für mich

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lilly111
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Beitrag Sa., 15.10.2011, 20:18

Hallo Miri,

ich möchte jetzt bitte nicht kleinlich sein und denke, ich weiß was du damit meinst.
Ich möchte nur einmal jemanden zum reden haben, bei dem ich das Gefühl habe, das er mich auch nur ansatzweise versteht.
Mein Thera gab mir auf meine öfter mal gestellte Frage 'Verstehen Sie das?' immer die folgende Antwort: 'Ich kann es nachvollziehen.' Punkt und Schweigen.
Vom Verstehen hat er sich immer ganz klar abgegrenzt.

Allerdings scheint dein Thera deine Gedankengänge auch nicht nachzuvollziehen. Ich würde dir auch zum Wechsel lieber heute als morgen raten. Schon u.a. wegen den regelmäßigen Verspätungen. Ich hätte da genauso "dicht gemacht". Man kann sowas getrost als Respektlosigkeit gegenüber seinen Patienten auffassen.

Lilly
... as stubborn as a mule.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 15.10.2011, 20:36

*Miri* hat geschrieben: Ich möchte nur einmal jemanden zum reden haben, bei dem ich das Gefühl habe, das er mich auch nur ansatzweise versteht.
Ich denke du brauchst zunächst mal jemanden der dir glaubt und der es zu 100 Prozent ernst nimmt wenn du sagst, daß es dir schlecht geht.

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*Miri*
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Beitrag Sa., 15.10.2011, 20:39

Hallo Lilly,

ach mir würde ein "das kann ich nachvollziehen" auch schon reichen.
Aber nicht ein.. das ist bei vielen so, das ist normal.. usw usw.

Vielleicht will er mir dadurch Druck nehmen, oder was weiß ich. Bei mir verstärkt das nur den sowieso so stark ausgeprägten Gedanken "stell dich nicht so an"

Ja, das zu spät anfangen nervt mich tierisch. Ich geh da nach der Arbeit hin, muss manchmal bissl früher schluss machen, beeil mich um pünktlich da zu sein, stress mich.. und sitz dann ewigkeiten vor der Tür.
vor paar Wochen kam ich mal paar Minuten zu spät, anscheinend war er da ausnahmsweise mal pünktlich soweit, und hat gleich nachgefragt, weil das ja "so gar nicht zu mir passt".
Dabei bin ich die Wochen davor auch schon immer zu spät gekommen, sozusagen aus Prinzip... warum soll ich mich stressen um dann nur herumzusitzen. Aber das ist nicht aufgefallen, weil ers ja eh nicht mitbekommen hat.

Es ist schwierig, jemand neuen zu finden, hab mich ja schon umgehört. Aber nirgends bisher was zu machen.
Ich warte jetzt mal noch ein bisschen ab, schau wie sichs weiterentwickelt, und wenn ich auch essenstechnisch nicht bald wieder die Kurve bekomme, werde ich meine Gedanken mit Klinik wieder aufgreifen. Ich hab mir geschworen es nicht wieder so weit kommen zu lassen wie letztes Jahr im Winter.
Ich denke du brauchst zunächst mal jemanden der dir glaubt und der es zu 100 Prozent ernst nimmt wenn du sagst, daß es dir schlecht geht.
wie wahr, das würde ich mir sehr wünschen. Wenn mir jemand mal glauben würde und mir das Gefühl gibt mich ernst zu nehmen, dann würde hoffentlich auch mein Bedürfniss es "zeigen" zu müssen abklingen.

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*Miri*
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Beitrag Do., 20.10.2011, 19:42

ich weiß nicht woher das jetzt kam, ob es an meinen Andeutungen in den letzten Stunden lag. Oder woher auch immer. Aber heute war, würde ich mal behaupten, die "beste" (wenn auch einer der unangenehmsten für mich) Stunde die wir wohl je hatten.
Und ja, heute hab ich mich ernst genommen gefühlt.

Da ich nach wie vor nur Absagen kassiert habe, bei allen die ich angefragt habe, werde ich es also vorerst weiterlaufen lassen. Auch wenn es, falls er nun auf diesem Trip bleibt, ehr unangenehm für mich wird. Aber immer um den heißen Brei herumreden bringt ja auch nicht.
Ich werde abwarten und beobachten.

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Lilly111
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Beitrag Do., 20.10.2011, 19:58

*Miri* hat geschrieben:Aber heute war, würde ich mal behaupten, die "beste" (wenn auch einer der unangenehmsten für mich) Stunde die wir wohl je hatten.
Und ja, heute hab ich mich ernst genommen gefühlt.
Das freut mich für dich.

Wenn du das Unangenehme als etwas Konstruktives annimmst, dich fragst, was genau war dir unangenehm und warum, dann bist du mittendrin im Erkenntnisprozess. Im dich selbst verstehen, was ja der erste Schritt zu jeglicher Veränderung ist.
Auch wenn es, falls er nun auf diesem Trip bleibt, ehr unangenehm für mich wird.
Ich wünsche dir, dass er auf den Trip bleibt.
Aber immer um den heißen Brei herumreden bringt ja auch nicht.
Nicht wirklich. Das könntest du ja auch bei deinem Frisör.

Alles Gute.
Lilly
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*Miri*
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Beitrag Do., 20.10.2011, 20:07

Danke dir, Lilly,
eigentlich klingt das ja voll unlogisch... unangenehm aber "gut"....
Aber naja, irgendwie ist es mir "lieber" so.. oder nein... ich halte es für sinnvoller.
Ich will doch verstehen.. ich will Erkenntnisse.. ich will mir nicht ständig sagen müssen, das ich mich nur anstelle...
Liebe Grüße


ArsVivendi
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Beitrag Sa., 04.08.2012, 19:57

Hallo zusammen,

lese schon einige Zeit in diesem zugegebenermaßen sehr interessanten und hilfreichen Forum und möchte Euch bei einem Thema um Rat fragen, das mich momentan sehr beschäftigt.

Ich bin seit einem guten halben Jahr in therapeutischer Behandlung (TFP), habe davor auch schon mal eine VT gemacht, die mir in einigen Punkten sehr geholfen hat, die aber mein "Kernproblem" nicht ganz zu lösen vermochte. Sofern es denn therapeutisch zu lösen ist... Deshalb habe ich mich entschieden nochmal eine andere Therapieform auszuprobieren, die auch die Vergangenheit noch etwas mehr beleuchtet...

Bei meiner ersten Therapeutin war es so, dass ich sofort sicher war, dass ich bei ihr anfangen möchte. War auch mein allererstes Erstgespräch, auch wenn ich im Anschluss zum Vergleich noch ein Gespräch bei einer anderen Therapeutin hatte. Irgendwie war ich sofort sicher, die ist es! Und ich bin auch recht gut mit ihr zurecht gekommen (gab auch Situationen in denen ich mich mal geärgert habe, aber das finde ich normal, das gibt's in Beziehungen aller Art mal). Und das wichtigste war, ich hab mich immer sehr gut von ihr verstanden gefühlt, sie hat mich wunderbar aufgebaut und gab mir das Gefühl das alles zu schaffen ist.

Nun bin ich in meiner zweiten Therapie und fange zwangsläufig an zu vergleichen (vielleicht nicht wirklich förderlich...). Als ich die Therapeutin das erste Mal gesehen habe, war mein Eindruck, ganz sympathisch, hat ein paar Dinge sehr positive Dinge gesagt, die mir zugesagt haben, aber ich war nicht 100% sicher, vielleicht auch selbst etwas unsicherer als meine erste Therapeutin. Ich habe dann vergleichsweise noch eine weitere Therapeutin "angeschaut", da war ich aber sofort sicher, dass das überhaupt nicht geht (Chemie hat 0,0 gepasst). Somit war die Entscheidung für die erste getroffen.

Nun war es aber leider so, dass ich mich schon am Anfang recht schnell von ihr verletzt/kritisiert gefühlt habe. Bin da sicherlich etwas empfindlich und habe es auch ihr gegenüber angesprochen. Sie hat versucht es zu verändern, gab aber immer mal wieder Situationen, wo ich dachte, sie versteht einfach nicht wie ich ticke und deshalb verletzt sie mich unabsichtlich immer wieder mal. In letzter Zeit hat es sich gebessert, sie kennt mich nun wohl auch etwas besser. Ich möchte eigentlich ja auch nicht, dass sie sich mit Kritik, schwierigen Themen komplett zurückhält, dann würde das ja den Sinn von Therapie komplett verfehlen. In der letzten Stunde war nun wieder eine Situation, in der ich mich vollkommen unverstanden gefühlt habe, das Gefühl hatte sie steckt mich in eine Schublade und sieht nicht den Gesamtzusammenhang. Mit dem was sie sagt, kann ich mich grundsätzlich sogar in vielen Punkten identifizieren, wie sie es sagt, reißt bei mir alte, schlecht verheilte Wunden auf.

Nach der letzten Stunde geht es mir so schlecht, wie lange nicht... Ich zweifle nun wirklich, ob ich mit der Therapie eine Verbesserung erziele oder ob es mir dadurch nur schlechter geht. Sind wir momentan einfach an einem kritischen Punkt angekommen, der schmerzhaft sein kann oder hätte ich gleich nach den ersten Dingen, die mir nicht gefallen haben die Reißleine ziehen sollen?

Ich werde meine Gefühle auf jeden Fall ansprechen (ohne jetzt gleich ihr gegenüber die Therapie in Zweifel zu ziehen), auch abwarten wie's die nächsten Stunden weitergeht, aber ich würde mich dennoch für Eure Meinungen interessieren.

Besten Dank und schönen Abend!

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hope_81
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Beitrag Sa., 04.08.2012, 20:32

Hi liebe Vivendi,
erst mal schön das Du da bist ,
okay ich kann jetzt nur von mir sprechen. Ich habe bevor ich meinen jetzigen Therapeuten habe, auch einen anderen gehabt. Ich und er waren auch auf absoluter Wellenlänge, alles war easy und cool. Dann bin ich umgezogen und habe mir einen neuen suchen müssen.
Ich habe auch verglichen und fand ihn total suspekt. Genau wie Du kam ich mit seiner direkten Art nicht zu recht und überhaupt fand ich ihn doof. Habe mich verletzt, abgestempelt, in eine Schublade gesteckt gefühlt. Habe gedacht er sieht mich nicht, versteht mich nicht, gibt sich keine Mühe. er kränkt mich, ist gemein, unfähig und was weiß ich nicht noch alles. Mir ging es fürchterlich, ich war nicht mehr im Stande mein Leben fortzuführen, alles wurde schlimmer und nichts besser.
Habe dann die Therapie bei ihm nicht verlängert und 4 Tage später viel es mir wie Schuppen von den Augen.
Der Mann hat und hatte recht, ich wollte es nicht sehen, nicht wahrhaben, fühlte mich schlecht. Dachte, er will mir was einreden, alles blödsinn, der hat keine Ahnung- Jetzt sehe ich klar und bin ihm sehr dankar. Ich rief ihn an, bat ihn um Verlängerung, er war erleichtert und ich auch...
Manchmal tut Therapie weh, manchmal geht es einem schlechter...Liegt wohl daran was man alles verdrängt hat, wie einen erlebte Dinge zum negativen verändern. Öffnet man dann die Büchse der Pandora will man fliehen...
Geh den Weg, es lohnt sich
Wenn aber Du den Eindruck hast, das es gar nicht geht und es wirklich an ihrer Person liegt, dann lass es. Wie Du aber schon sagtest...Rede mit Ihr!
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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(e)
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Beitrag Sa., 04.08.2012, 23:06

@ArsVivendi:

Bei mir war es so, dass ich abbrach, weil mein Thera meine Schilderung von Anfang an irgendwie nicht voll glaubte und ich ihm zuerst alles haarklein erklären musste, wie es sich verhielt. Dann glaubte er mir endlich. Das war mir einfach zu anstrengend. Für mich war es doppelt schlimm, weil mein Vater uns auch nicht glaubte, als meine Schwester missbraucht wurde. Das hat mich noch getriggert. Und der Thera hatte sowieso schon eine Vater-Dominanz aufgebaut, er wollte mich eindeutig in eine entmündigende Kind-Rolle drängen. Und wenn ich auf etwas allergisch reagiere, dann auf Entmündigungsversuche. Das ging mir zu weit, obwohl er ansonsten supernett war.

Doch dafür brauchte ich schon auch mehrere Gespräche, um zu dieser Abbruch-Entscheidung zu gelangen. Da war ich mir so sicher. Ich wollte nicht mehr, obwohl er am Ende noch so superlieb lächelte, dass er mich fast weichklopfte. Doch dann dachte ich an seine Grundhaltung des Misstrauens. Und ich war so redselig. Zum Glück hatte ich ihm noch nichts Konkretes über ganz schlimme Szenen in meiner Familie erzählt. Das alles wollte ich auf einmal vor seinem misstrauischen Blick schützen.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil


ArsVivendi
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Beitrag Di., 07.08.2012, 17:38

Danke Euch zwei für Eure unterschiedlichen Sichtweisen und Erfahrungen.
Jede Situation ist ja doch irgendwie unterschiedlich und ich werde versuchen einfach mal auf mein Bauchgefühl zu hören...

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