Tabuthema: Gewalt durch Frauen.

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Eremit
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Beitrag Do., 16.06.2011, 23:16

Nitrat hat geschrieben:Frauen und Männer können Sadisten/innen und Psychopaten/innen sein.
Und als solche würden solche sich sicher darüber freuen, wenn Du Deine Energien in einem Stellvertreterkampf gegen gute Menschen vergeudest.
Gute Frage: Was ist ein guter Mensch?

Ein Mensch, der Gutes tut?
Oder einfach ein Mensch, der nicht Schlechtes tut?
Oder eine Kombination von beidem?

Inwiefern kämpfe ich schon? Kämpfen heißt, zum Monster, zum Täter zu werden, zu genau dem, was von mir erwartet wird.
Nitrat hat geschrieben:Der Haß kann einen Menschen zugrunde richten.
Und objektiv wird man immer Gründe für Haß finden können.
Meinst Du nicht "subjektiv"? Oder versteckt sich hinter Deinem unscheinbaren Auftreten etwa ein großer Zyniker?
Nitrat hat geschrieben:Seither hasse ich nicht mehr, sondern kämpfe für meine Ziele.
Wie?
Nitrat hat geschrieben:nicht sterben (auch nicht mit einem Lächeln auf den Lippen).
leben.
Ich lebe jetzt. Im Moment habe ich meine Rückzugsmöglichkeiten. Im Moment brauche ich keine Angst haben, in die "Maschine" zu geraten, weil ich mein Umfeld entweder kontrolliere oder mich sofort zurückziehen kann. Sollte dies nicht mehr der Fall sein, bin ich weg. Bis dahin wird noch viel Zeit vergehen, viele Jahre, um realistisch zu bleiben. Für die benötigten Veränderungen braucht es sicher nochmal zwanzig, dreißig Jahre. Hoffe ich.
Nitrat hat geschrieben:die Art des Kampfes und die Weise wie er zu führen ist, ergibt sich aus dem Ziel wie von selbst und ich glaube, wenn es einem gelingt sein Ziel weise zu wählen und man es möglichst genau und detailiert vor Augen hat, dann gewinnt man auch manchmal.
Beim Durchdenken des Ziels kommt aber kein Kampf, sondern Flucht in den Sinn. Da bin ich auch nichts besonderes, nur so ein "Weichei", das davonläuft.
Nitrat hat geschrieben:Ich spreche hier nicht von Gewalt, denn die ist meist das Mittel derer, die sich in's Unrecht setzen (Täter und Täterinnen), wobei ich Notwehr oder Nothilfe davon ausnehme.
Ich bin da eher vorsichtig. Auch Notwehr oder Nothilfe kann mein Leben zerstören. Ich begebe mich nicht in Situationen, in denen ich mich oder jemand anderen verteidigen müßte. Das Ziel definiert bereits, daß dies gar nicht meine Aufgabe ist.

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Nitrat
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Beitrag Do., 16.06.2011, 23:33

Kämpfen heißt, zum Monster, zum Täter zu werden, zu genau dem, was von mir erwartet wird.

falsch. dann kämpfst Du nicht, dann verlierst Du.

stellt sich mir die Frage, wer erwartet so etwas von Dir, daß Du zum Monster werden solltest?

Kämpfen ist nicht gleich Gewalt (noch deutlicher kann ich es nicht sagen).

Angriff ist Gewalt. Daraus entsteht aber meist kein Kampf, da leider oft keine Gegenwehr stattfindet (Gewalttäter sind aus diesem Grund auch oft schlechte Kämpfer und sobald sich mal jemand wehrt klappen diese nicht selten zu einem Häuflein Elend zusammen; nicht immer allerdings).
In unseren Breiten hat leider oft der Täter recht (Mobbing, Stalking, ...... das funktioniert nur deshalb so "gut", weil wir nicht lernen wollen zu kämpfen)

Kampf ist das Resultat der Gegenwehr.

Die muss aber nicht in Form von Gewalt erfolgen (eigentlich sollte sie das nach Möglichkeit auch gar nicht).
Wenn man aber emotional eingeengt in Mustern festhängt, erkennt man oft nicht, daß es in Wahrheit fast immer viele Mittel und Wege gibt.

Das Ziel der Gegenwehr muss auch nicht unbedingt die Zerstörung des Angreifers sein.

Ich glaube Dir fehlt einfach ein wenig Inspiration.

Auch ein keckes Liedlein zu summen, wenn alle anderen einfach nur mies/fies grummelnd drauf sind ist Gegenwehr.


Eremit
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Beitrag Do., 16.06.2011, 23:57

Nitrat hat geschrieben:falsch. dann kämpfst Du nicht, dann verlierst Du.
Machmal ist eben die beste Lösung, einem Kampf aus dem Weg zu gehen, vor allem dann, wenn der Gegner übermächtig ist.
Nitrat hat geschrieben:stellt sich mir die Frage, wer erwartet so etwas von Dir, daß Du zum Monster werden solltest
?

Personen, die sich der juristischen und politischen Umstände bewußt sind und diese Umstände gegen mich zu ihrem Vorteil ausnutzen.
Nitrat hat geschrieben:Kämpfen ist nicht gleich Gewalt (noch deutlicher kann ich es nicht sagen).
Was ist für Dich "Kämpfen" ohne Gewalt?
Nitrat hat geschrieben:Angriff ist Gewalt. Daraus entsteht aber meist kein Kampf, da leider oft keine Gegenwehr stattfindet (Gewalttäter sind aus diesem Grund auch oft schlechte Kämpfer und sobald sich mal jemand wehrt klappen diese nicht selten zu einem Häuflein Elend zusammen; nicht immer allerdings).
In unseren Breiten hat leider oft der Täter recht (Mobbing, Stalking, ...... das funktioniert nur deshalb so "gut", weil wir nicht lernen wollen zu kämpfen)
Da hast Du Unrecht. Auch Verteidigung bedingt Gewalt, in welcher Form auch immer. Alles andere ist Flucht. Überdies hat in unseren Breitengraden in erster Linie die TäterIN Recht.
Nitrat hat geschrieben:Wenn man aber emotional eingeengt in Mustern festhängt, erkennt man oft nicht, daß es in Wahrheit fast immer viele Mittel und Wege gibt.
Es ist vor allem die Flucht, die sehr viele verschiedene Formen haben kann, nicht der Kampf...
Nitrat hat geschrieben:Ich glaube Dir fehlt einfach ein wenig Inspiration.
Ich habe nicht von etwas zu wenig, sondern von etwas zu viel - ich bin für einen Mann einfach zu sensibel. Mit der feministischen Erziehung kam auch eine gute Portion erlernter Hilflosigkeit. Aber auch eine klassiche Erziehung hätte nichts gebracht. So ist das Problem nicht zu lösen.
Nitrat hat geschrieben:Auch ein keckes Liedlein zu summen, wenn alle anderen einfach nur mies/fies grummelnd drauf sind ist Gegenwehr.
Ich mache Liedlein selbst, muß aber aufpassen, daß sie subtil bleiben, da ich mich sonst wegen Diskriminierung strafbar machen würde. Das sehe ich aber nicht als Kampf-Form, bezogen auf Opfer/Täter-Dynamik, sondern als Strategie des Überlebenden. Die Liedchen ändern nichts an den Gegebenheiten, aber sie zeigen gewissen Hörern, daß sie nicht allein sind.

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geronimos secret
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 06:18

Eremit hat geschrieben:
geronimos secret hat geschrieben:Ich habe ja weiter oben gerade darauf hinweisen wollen, dass diese Geschlechterkonstrukte Realitäten verdecken, indem durch das medial vermittelte Frauenbild suggeriert wird, Gewalt ginge nur von Männer aus (gewalt ist medial männlich codiert). Selbstverständlich müssen Frauen für ihre Taten die Verantwortung übernehmen. Voraussetzung dafür wäre aber, diese Taten überhaupt erst sichtbar zu machen.
Hinter dieser Medienarbeit stehen übrigens fast ausschließlich Frauen. Beschäftige Dich mal mit dem jeweiligen Impressum. Geht es um Geschlechterthemen - wie in diesem Fall um Gewalt, denn es ist ein Geschlechterthema, weil Gewalt ja männlich ist (nicht männlich "codiert") - sind fast AUSSCHLIESSLICH Redakteurinnen dafür verantwortlich.
Aber im Grunde sind das alles nur Opfer, nicht? Die Männer sind die Täter. Sie sind die Gewalt. Sie ZWINGEN ja auch die Redakteurinnen dazu, das männliche Geschlecht zu diffamieren. Also sind Frauen praktisch im doppelten Sinne Opfer und Männer im doppelten Sinne Täter. Weil Männer Frauen dazu zwingen, Täerinnen zu sein. Wie perfide...

Männer missbrauchen also Frauen zur Täterschaft, um Männer zu diffamieren und zu diskreditieren.

Und das ist dann die vielzitierte besondere männliche Solidarität? HÄ?
Offengestanden verstehe ich nicht ganz, was du mir jetzt eigentlich sagen willst. Klingt ganz schön verdreht.
Dann sag mal einer, Frauen seien kompliziert...
Nur so viel: Ich selbst wehre mich dagagen, mich selbst als Opfer zu sehen. Ich bin weder Opfer noch Täter. Und ich glaube, redakteurinnen sind das auch nicht.
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Nitrat
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 07:14

Eremit

Also flüchten. Gut wieso denn nicht. Kunstvolles Flüchten ist eine unterschätzte Kunstform.

geronimos secret

Männer sind kompliziert, aber meist wissen sie es selbst nicht (glaub ich halt). Ein kompliziertes Leben erzeugt komplizierte Menschen.


Eremit
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 07:54

geronimos secret hat geschrieben:Offengestanden verstehe ich nicht ganz, was du mir jetzt eigentlich sagen willst. Klingt ganz schön verdreht.
Ich sage, aus der Opferrolle der Frau kann Frau eine Menge Kapital schlagen, mehr als Männer das können. Zwar machen sich diese Frauen dadurch eigentlich selbst zu Täterinnen, allerdings wird dies wiederum als "Zwang zur Täterschaft" deklariert, weil letzten Endes, aufgrund des vermeintlich patriarchalen Systems, am oberen Ende der Nahrungskette ein Mann positioniert wird (ob faktisch oder virtuell ist irrelevant). Somit ist die Täterin in letzter Instanz immer ein Opfer, welches aus dem selbstgebauten Käfig des Selbstmitleids nicht mehr herausfindet, aus Angst, außerhalb des Käfigs einer unbekannten Form von Schmerz zu begegnen. Verantwortung für ihre Täterschaft kann dadurch allerdings nicht übernommen werden, weil der beschriebene Vorgang im Grunde einer seelischen Regression gleichkommt, da im Strudel der Emanzipation aus der Gefangenschaft der Männer die Emanzipation des Individuums aus der Gefangenschaft eines ausbeuterischen, menschenverachtenden Systems (welches von Männern UND Frauen aufrechterhalten wird) verloren geht.

Im Gegenzug allerdings wird von Männern aufgrund der Erbsünde und Kollektivschuld gefordert, daß sie zur Verantwortung gezogen werden für Dinge, die sie gar nicht getan haben. Dadurch können Männer wiederum nicht Verantwortung für ihr Dasein als Opfer übernehmen und ebensowenig zum "Überlebenden" werden wie die Frauen. Ein Umstand ist auch, daß Männer aus ihrer vermeintlichen Täterschaft unvergleichlich weniger Profit schlagen können als Frauen aus ihrer Opferrolle (zumindest weiß ich nicht, inwiefern eine dermaßen negative Reputation hilfreich sein könnte).

Ich empfehle Dir die Bücher von Warren Farrell, ein kluger Mann und eine ehemalige Lichtgestalt des Feminismus. Sein Werdegang ist sehr interessant und aufschlußreich zu betrachten und spiegelt sehr gut die allgemeine Problematik der Geschlechterrollen wieder. Es gibt eine Menge sehr interessanter Zitate und Beobachtungen von ihm ganz speziell zu den Aspekten der Täter/Opfer-Dynamik, ich werde davon einige nachreichen.
geronimos secret hat geschrieben:Dann sag mal einer, Frauen seien kompliziert...
Es stimmt, langsam realisieren immer mehr Frauen, daß Männer ebenso komplex denken und fühlen wie sie selbst. Erschreckend für mich ist auch weiterhin, wie wenig Frauen über das Seelenleben und die Gedankengänge von Männern wissen, unvergleichlich weniger als umgekehrt. Das merkt man auch hier im Forum immer wieder, so sind es meistens Frauen, die damit Probleme haben, sich in der Gefühlswelt der Männer zu orientieren. Allein schon die Erkenntnis, daß auch Männer Gefühle haben, scheint viele Frauen zu überfordern...
Nitrat hat geschrieben:Also flüchten. Gut wieso denn nicht. Kunstvolles Flüchten ist eine unterschätzte Kunstform.
Unsere gesamte Zivilisation basiert auf Sublimierung, warum sollte ich da eine Ausnahme sein?

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geronimos secret
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 07:59

@Eremit
ich glaube nicht, dass die Kategorie Opfer/Täter für die Beschreibung der Geschlechter taugen.
Konstruktiv sind diese Kategorien jedenfalls nicht.
Hier geht es ganz konkret um "Täterinnen".
Das, was du schreibst, ist mir zu abgehoben.
Eat Pray Love


Eremit
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 08:17

geronimos secret hat geschrieben:ich glaube nicht, dass die Kategorie Opfer/Täter für die Beschreibung der Geschlechter taugen.
Darf ich fragen: Wählst Du?
geronimos secret hat geschrieben:Hier geht es ganz konkret um "Täterinnen".
Welche "Qualität" kann allerdings eine weibliche Täterschaft unter Berücksichtigung des Bildes vom patriarchalen, frauenunterdrückenden System haben, welches dafür steht, daß letztendlich die Geschicke der Menschen ausschließlich von Männern gelenkt werden? Ein patriarchales System, ob faktisch oder virtuell, negiert weibliche Täterschaft, macht diese höchstens zum Werkzeug einer männlichen Täterschaft.

Bleibt für Dich selbst nur die persönliche Frage an Dich: Meinst Du, daß wir in einem patriarchalen System leben?
geronimos secret hat geschrieben:Das, was du schreibst, ist mir zu abgehoben.
Ich habe leider eine Vorliebe für verschachtelte Sätze und sehr komplexe Herleitungen. Deswegen suche ich einige Texte von Farrell zusammen, diese sind wesentlich kürzer und sehr knackig.


montagne
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 08:19

Eremit: Es ist egal was andere aus uns gemacht haben. Es kommt darauf an, was wir aus dem machen, was man aus uns gemacht hat.

Diesen Satz haben viele kluge Denker, Mäner wie Frauen gesagt.
Ich kann auch deine Verletzheit sehen. Aber ich sehe auch Hetze deinerseits und ein unbedingtes verharren wollen und gleichzeitig eine Schuldzuweisung an Frauen.

Es ist im Grunde egal wie du erzogen wurdest. Es kommt darauf an, was du jetzt daraus machst. Wenn du verharren willst, wenn du für Männer-Themen nicht konstruktiv einstehen willst und verlangst Frauen sollen das tun (wie absurd) dann verharre und klage weiter an und sei weiter frustriert.

Das ist aber deine Entscheidung. Für die trägst nur du die Konsequenzen. Du kannst Frauen anklagen wie du willst. Dadurch ändert sich nichts an deiner Situation und es wird letzlich wohl kaum jemanden kratzen.


Was ich über Frauen schreibe, dass sie solidarischer miteinander sein sollten, gilt vllt. auch für Männer. Mehr Solidarität, mehr Annehmen. Denn naturgemäß können nur Männer für Männerthemen kämpfen und nur Männer, Männerprobleme wirklich gut verstehen. Da bist du bei Frauen einfach and er falschen Adresse.
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hawi
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 08:21

Tabuthema?

Seitdem ich hier las und schrieb, ist ne Menge dazu gekommen.
Was ich für mich rauslese? Z.B. einen möglichen Grund, weshalb „Frauengewalt“ als Thema öffentlich eher nicht auftaucht: Es wird womöglich gar nicht tabuisiert! Aber es wird verdrängt, überlagert! Aus sehr verschiedenen Gründen. Montagne hat einen genannt. Gerade Gewalt wird nie rein weiblich diskutiert, gibt es fast nie mit dem Focus „Frau“. immer mischt „männlich“ mit. Und weil das so ist, geht es weiter, zerfasert das ganze. Wird zum Thema „Emanzipation“ oder zum Transportmittel für männliche/weibliche Ansichten, die nach und nach das Thema verlassen.
Jedenfalls mehr, als wenn hier „männliche Gewalt“ oder nur „Gewalt“ diskutiert würde.

Liegt es an meinem Geschlecht, wenn ich dich Montagne lese und doch recht schnell meine, das passt so nicht? Nur zum Teil, denke ich! Denn mit dem, was „Eremit“ schreibt, kann ich gar nichts anfangen, da finde ich für mich nichts, das mich inhaltlich nachdenken lässt, da lese ich für mich nur, dass da ein Mann selbst Probleme hat, ein Rollenverständnis, das mir zu uneigenständig ist. Ich jedenfalls fühle mich durch Frauenbeauftragte nicht auf meinen selten getragenen Schlips getreten und fühle mich als Mann auch nicht durch Frauenerziehung fehlgelenkt, oder durch Gleichberechtigungsdebatten diskriminiert.
Nein, aber ich halte heute „Männersolidarität“ nicht grad für ein Stichwort, das hilfreich wäre! Nicht für Männer, die nach meinem Hoffen grad eher dabei sind, eben nicht mehr als Club, Verein, Verbindung zu leben, nicht als Insulaner, die Frauen den Zutritt verwehren. Mag sein, dass Frauen, die ähnliche Inseln für sich selbst wollten, es nicht hingekriegt haben, ein friedliches Inselleben zu organisieren. Ich finde, dann haben sie Glück gehabt, oder sind fraulich klüger, oder eben einfach zum Glück zu wenig geübt darin, sich selbst Elfenbeintürme zu bauen und drin zu leben.
Womit ich nichts dagegen sagen will, wenn Frauen und Männer an der ein oder anderen Stelle unter sich bleiben. Das macht Sinn. Aber nur, wenn sie dadurch untereinander eben nicht nur solidarisch sind. Jedenfalls nicht so, dass Kritik verboten ist. Ganz im Gegenteil. Frauen untereinander, Männer untereinander, grad dann sollte es kritisch sein, ehrlich, kontrovers. Solidarisch? Ja, schon, aber geleistet von jedem einzelnen, so, dass Kritik überhaupt möglich, sinnvoll ist. Etwas, das weder Männer noch Frauen besonders gut können, wie ich finde. Konkurrenzdenken, das hindert fruchtbare Kontroversen. Auch falsche Vorgaben, Wunschdenken, oder dann doch wieder das Schielen aufs andere Geschlecht.

Gleichberechtigung? Feminismus? Ich denke, der ursprüngliche Ansatz ging nicht anders.
Wer etwas gegen das Patriarchat hat, hatte, definiert sich halt automatisch auch über die Patriarchen. Sich emanzipieren. Das ……? Das beginnt wohl erst, erst jetzt, erst dann richtig, wenn einseitige Herrschaft nicht mehr das Hauptthema ist. Und es fällt Männern ähnlich schwer wie Frauen. Es heißt ja, sich für sich zu denken, eigenständig, nicht aus einer Abhängigkeit heraus. Auch beim Thema Gewalt.
Klar, ein Thema, das sich aus allgemeinen Diskussionen ergibt, aus generellem Geschehen. Aber wer analysiert hier sich selbst? Nicht sich als Opfer, sondern als Täter?

Tabuthema?
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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Nitrat
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 08:21

Eremit

Intelligenz uns Sensibilität gibt es nicht umsonst. In dieser Welt zahlt man einen hohen Preis dafür.
Deiner zugegebenerweise brillanten Analyse kann ich aber nur teilweise zustimmen, ich habe den Eindruck, daß Du damit stellenweise zu sehr in's Polemische abgleitest.

Natürlich, wenn Du Pauschalierungen absichtlich verwendest um dadurch eine höhere prinzipielle Klarheit zu erreichen, dann liesse sich das auch verstehen (sofern die Relativierung der Pauschalierung noch vorgesehen ist um der Entstehung eines Vorurteiles keinen Vorschub zu leisten).

Auch finde ich es, nicht zuletzt dem von Dir angesprochenen Sublimierungsgedanken Rechnung tragend, unüberlegt dort Fronten zu schaffen, wo sie von sich aus gar nicht bestehen würden.
Du hast Dich ganz offensichtlich sehr mit der Materie beschäftigt und Deine Ergebnisse spiegeln auch Deine Motive wieder.
Der Komplexität einer Analyse sind theoretisch keine Grenzen gesetzt, aber wird sie dadurch nicht zum Selbstzweck?

Zitat: "Die Suche vergrößert nur die Aufgabe, aber bringt einem der Lösung kein Stück näher." Zitat Ende (von Wittgenstein oder Schopenhauer; bin mir nicht sicher; ist auch polemisch aber ein wahrer Kern steckt darin)

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geronimos secret
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 08:30

Eremit hat geschrieben:Welche "Qualität" kann allerdings eine weibliche Täterschaft unter Berücksichtigung des Bildes vom patriarchalen, frauenunterdrückenden System haben, welches dafür steht, daß letztendlich die Geschicke der Menschen ausschließlich von Männern gelenkt werden? Ein patriarchales System, ob faktisch oder virtuell, negiert weibliche Täterschaft, macht diese höchstens zum Werkzeug einer männlichen Täterschaft..
Ja, du hast vollkommen recht. Und gerade weil es weibliche Täterschaft negiert, wird weibliche gewalt durch das System verschleiert. Genau darauf wollte ich ja hinaus.
Wenn man aber wie du, die Täter/Opfer kategorie auf das gesamte Geschlechter-System überträgt, was für eine Qualität hat dann noch die wirklich konkrete (weibliche) Täterschaft?
Und weiters: Deine Sichtweise zeigt, wie sehr du selbst in diese die Geschlechter spaltenden Kategorien verhaftet bist, wo es mMn darum gehen sollte, diese Denkungsart zu überwinden.
Eremit hat geschrieben:Meinst Du, daß wir in einem patriarchalen System leben?.
Ja, das meine ich. Das system in dem ich lebe, funktioniert aber zum Glück anders. Sprich: es tut sich was (auf kleiner Ebene).
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Eremit
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Beitrag Fr., 17.06.2011, 09:50

montagne hat geschrieben:Eremit: Es ist egal was andere aus uns gemacht haben. Es kommt darauf an, was wir aus dem machen, was man aus uns gemacht hat.
Wenn es egal ist, was Andere aus uns gemacht haben, unsere Herkunft keine Relevanz hat, wie soll dann eine Entwicklung stattfinden, wenn es für eine Entwicklung keinen Grund gibt, da der Grund für jede Entwicklung vorangehende Begebenheiten bzw. Differenzen zwischen dem Vorangehenden und dem Gegenwärtigen sind? In einer Singularität kann es keine Bewegung oder Entwicklung geben und somit auch kein Leben, weil Singularitäten nichts anderes sein können als Singularitäten, sie negieren Dualitäten und somit jede Form eines Objekts. Faktische Entwicklung ist die Differenz zwischen Gestern und Heute, potenzielle Entwicklung ist die Differenz zwischen Heute und Morgen. Ohne Vergangenheit hat die Gegenwart keine Relevanz und somit letztendlich auch nicht die Zukunft. Etwas muß gewesen sein, etwas gegenwärtig sein, dann erst kann es etwas werden. Ohne Kausalität keine Entwicklung.
montagne hat geschrieben:Ich kann auch deine Verletzheit sehen. Aber ich sehe auch Hetze deinerseits und ein unbedingtes verharren wollen und gleichzeitig eine Schuldzuweisung an Frauen.
Das ist schon klar, daß das als Hetze erscheint. Auch ohne Polemik wäre es eine Form der Verhetzung, weil es nicht den politischen Vorgaben entspricht. Zuwiderhandlung politischer Vorgaben ist eine Form von Gewalt und Aggression, diese wiederum ist pathologisiert, ergo kann ich nur gestört sein, wenn mir etwas nicht paßt am System. Diesen Stempel kenne ich, den bekommt allerdings jeder Mensch, der nicht mitzulaufen gedenkt, auch Frauen, merke ich z.B. an meiner Freundin, der es ebenso schlecht geht wie mir und ebenso in Behandlung ist, da sie unter dem typischen Bild der verantwortungslosen Frau immer zu leiden hatte, meine Freundin, die verzweifelt versucht, sich aus der weiblichen Opferrolle zu befreien, weil sie ein selbstverantwortliches Leben zu führen gedenkt, mit all den eingetrichterten mütterlichen Schuldgefühlen ist das allerdings nicht leicht.
montagne hat geschrieben:Wenn du verharren willst, wenn du für Männer-Themen nicht konstruktiv einstehen willst und verlangst Frauen sollen das tun (wie absurd) dann verharre und klage weiter an und sei weiter frustriert.
Ich werde mich nicht in eine Doppelbindungs-Situation begeben, indem ich mich zum Täter mache, um Opfer sein zu können. Dann wäre ich keinen Deut besser oder glücklicher als Frauen, die sich zur Täterin machen, um Opfer zu sein, oder sich zum Opfer machen, um Täter zu sein, aber als Opfer zu erscheinen. Am Ende des Tages bin auch, auch wenn es hier absurd erscheinen mag, glücklicher als die meisten Frauen.

Wenn der Wunsch, daß sich auch Frauen einmal um die Belange von Männern kümmern könnten, so absurd ist, dann heißt das ja auch, daß es ebenso absurd ist von Frauen, sich zu wünschen, daß Männer sich um die Belange von Frauen kümmern, oder nicht? Frage: Glaubst Du, daß es ohne die Hilfe von Männern jemals eine Frauenbewegung gegeben hätte? Garantiert nicht, vorausgesetzt, das patriarchale System, welches propagiert wird, existiert genau in der bekannt dargestellten Form. Allein schon die Theorie einer Frauenbewegung beweist, daß es keine männliche Übermacht gab oder gegeben hat, sondern die Macht gleichmäßig aufgeteilt war. Ebenso trifft das auf die Männerbewegung zu, ohne unterstützende Frauen würde es eine solche nicht geben.

Einen solchen Wunsch als absurd zu bezeichnen ist eine deutliche Abqualifizierung der Fähigkeit von Frauen, sich auf MENSCHLICHER Ebene in Männer hineinzufühlen und sich deren Problemen zu widmen.
montagne hat geschrieben:Du kannst Frauen anklagen wie du willst. Dadurch ändert sich nichts an deiner Situation und es wird letzlich wohl kaum jemanden kratzen.
Durch Beschäftigung mit meinem Leid erkenne ich nicht nur mich selbst, sondern auch andere Menschen, denn ich bin nicht der einzige Mensch auf der Welt mit solchen Problemen. Wenn es niemanden kratzen würde, dann würde es diese Diskussion gar nicht geben, keiner von Euch wäre hier und würde auch nur ein Wort verlieren. Also, was kratzt es Euch, obwohl Ihr nicht im Geringsten involviert seid? Montagne, Geronimos Secret, Hawi? Das ergibt keinen Sinn, oder nicht?
montagne hat geschrieben:Denn naturgemäß können nur Männer für Männerthemen kämpfen und nur Männer, Männerprobleme wirklich gut verstehen. Da bist du bei Frauen einfach and er falschen Adresse.
Damit ent-menschlichst Du Menschen aufgrund ihres Geschlechts. Das ist eine völlige Negierung humanistischer Philosphie, spiegelt allerdings sehr gut den Kernaspekt feministischer Philosophie wieder, welche ja in sich antihumanistisch ist und auch die Menschlichkeit von Frauen negiert. Meine Freunden versteht meine Probleme zum Beispiel sehr gut - weil sie genau die selben Probleme hat, interessanterweise.


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Beitrag Fr., 17.06.2011, 10:50

hawi hat geschrieben:Tabuthema?

(...) Z.B. einen möglichen Grund, weshalb „Frauengewalt“ als Thema öffentlich eher nicht auftaucht: Es wird womöglich gar nicht tabuisiert! Aber es wird verdrängt, überlagert!
Wikipedia hat geschrieben:Ein Tabu beruht auf einem stillschweigend praktizierten gesellschaftlichen Regelwerk, auf einer kulturell überformten Übereinkunft, die Verhalten auf elementare Weise gebietet oder verbietet. Tabus sind unhinterfragt, strikt, bedingungslos, sie sind universell und ubiquitär, sie sind mithin Bestandteil einer funktionierenden menschlichen Gesellschaft. Dabei bleiben Tabus als Verhaltensregeln unausgesprochen oder werden allenfalls durch indirekte Thematisierung (z. B. Ironie) oder beredtes Schweigen angedeutet: Insofern ist das mit Tabu Belegte jeglicher rationalen Begründung und Kritik entzogen. Gerade auf Grund ihres stillschweigenden Charakters unterscheiden sich Tabus von den ausdrücklichen Verboten mit formalen Strafen aus dem Bereich kodifizierter Gesetze. Nahezu alle Lebewesen, Gegenstände oder Situationen, die ins menschliche Blickfeld rücken, können tabuisiert werden: Demzufolge können sich Tabus beziehen auf Wörter, Dinge, Handlungen, Konfliktpunkte, auf Pflanzen und Tiere, einzelne Menschen oder soziale Gruppen.
Tabuisierung und Kodierung wechseln sich ab, bilden zusammen bei solchen politisch kontroversen Themen eine Einheit. Der Vorgang ist dabei immer der selbe: Es wird so lange kodiert, bis daraus ein Tabu entsteht. War die Kritik in den 80er Jahren noch lauter, ist sie fast gänzlich verstummt, da mit immer härterer politischer und juristischer Verfolgung zu rechnen ist. Das Ziel ist das Tabu, in einigen Fällen ist das schon erreicht. Beispiel: Sexueller Missbrauch durch Frauen (auch eine Form von Gewalt). Das passende "Antidiskriminierungsgesetz" (sic!) soll in Österreich 2014 in Kraft treten, dann darf kein geschlechterpolitisches Thema mehr ohne Absegnung des Frauenministeriums abgehandelt werden.
hawi hat geschrieben:Liegt es an meinem Geschlecht, wenn ich dich Montagne lese und doch recht schnell meine, das passt so nicht? Nur zum Teil, denke ich! Denn mit dem, was „Eremit“ schreibt, kann ich gar nichts anfangen, da finde ich für mich nichts, das mich inhaltlich nachdenken lässt, da lese ich für mich nur, dass da ein Mann selbst Probleme hat, ein Rollenverständnis, das mir zu uneigenständig ist.
Rührt meine, Deiner Meinung nach, Uneigenständigkeit nun von meinem Status als Opfer oder meinem Status als Täter her?


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Beitrag Fr., 17.06.2011, 10:51

hawi hat geschrieben:Ich jedenfalls fühle mich durch Frauenbeauftragte nicht auf meinen selten getragenen Schlips getreten und fühle mich als Mann auch nicht durch Frauenerziehung fehlgelenkt, oder durch Gleichberechtigungsdebatten diskriminiert.
Die Sache ist allerdings: Du kannst mich allein aufgrund Deines Alters und der dazugehörigen sozialen Entwicklung gar nicht verstehen, da Du zum "Old Boys Network" gehörst. Verständnis kann ich von Dir demzufolge auch nicht erwarten, das wäre nicht logisch. Aus Beobachtungen her kann ich mir aber gut vorstellen, warum Dich das Thema selbst nicht betrifft. Was ich mich aber frage, ist, wenn Dich das Thema nicht betrifft, warum schreibst Du dann hier? Das ist nicht logisch.
hawi hat geschrieben:Nein, aber ich halte heute „Männersolidarität“ nicht grad für ein Stichwort, das hilfreich wäre! Nicht für Männer, die nach meinem Hoffen grad eher dabei sind, eben nicht mehr als Club, Verein, Verbindung zu leben, nicht als Insulaner, die Frauen den Zutritt verwehren.
In der Männerpartei Österreich sind 18% Frauen vertreten, während in der österreichischen Frauenpartei nicht ein Mann vertreten ist (unerwünscht). Genau die selbe Situation in Deutschland. Ich finde es aber interessant, daß ein Insulaner-Dasein bei Männern negativ, bei Frauen positiv besetzt ist.
hawi hat geschrieben:Konkurrenzdenken, das hindert fruchtbare Kontroversen. Auch falsche Vorgaben, Wunschdenken, oder dann doch wieder das Schielen aufs andere Geschlecht.
Als fruchtbar kann die feministische Bewegung auch nicht (mehr) bezeichnet werden. Steuergelder lassen sich auch kreativer sinnlos vernichten.
hawi hat geschrieben:Wer etwas gegen das Patriarchat hat, hatte, definiert sich halt automatisch auch über die Patriarchen. Sich emanzipieren. Das ……? Das beginnt wohl erst, erst jetzt, erst dann richtig, wenn einseitige Herrschaft nicht mehr das Hauptthema ist. Und es fällt Männern ähnlich schwer wie Frauen.
Das ist frauendiskriminierend. Ein Politiker, Wirtschaftstreibender bzw. eine Person öffentlichen Interesses kann wegen einer solchen Aussage seinen Job an den Nagel hängen. Gut, "Old Boys Network"...
hawi hat geschrieben:Es heißt ja, sich für sich zu denken, eigenständig, nicht aus einer Abhängigkeit heraus. Auch beim Thema Gewalt.
Die Eigenständigkeit zu definieren bedingt auch ein Erkennen der eigenen Grenzen. Diese Grenzen habe ich für mich erkannt. Sonst würde ich ja auch nicht hier, sondern mit Menschen im RL über solche Themen sprechen.
hawi hat geschrieben:Klar, ein Thema, das sich aus allgemeinen Diskussionen ergibt, aus generellem Geschehen. Aber wer analysiert hier sich selbst? Nicht sich als Opfer, sondern als Täter?
Gegenfrage: Was gibt es zu analysieren? Und wenn es etwas gibt, was zu analysieren wäre, wäre das etwas faktisches, oder etwas virtuelles?

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