Psychotherapie, wieviel Verantwortung trägt der Klient?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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chandelle
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Beitrag Di., 05.04.2011, 16:14

turbulent2 hat geschrieben:
Manche Themen sind eben ziemlich groß und schwer und facettenreich.
Aus meiner Erfahrung eine große Kunst gezielt den Kern zu finden und zu bearbeiten. Oft ist es gar nicht mal so facettenreich, sondern recht simpel. So sucht man sich ein aktuelles Problem dazu bzw. so sollte es auch sein und bearbeitet es aktiv. Stelle es Dir wie ein Dominospiel vor. Ein Anstoß, der Rest kippt quasi von allein mit (bei mir).

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chandelle
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Beitrag Di., 05.04.2011, 16:18

münchnerkindl hat geschrieben: ZB gehört es bei einigen Krankheitsbildern auch mit dazu dies nicht zu wollen-können. ZB in der depentdenten, selbsunsicheren oder narzisstischen Persönlichkeitsstörung.
Und was macht man mit diesen Menschen? Da wäre ja eine Therapie quasi zwecklos.

PS: Es ist schon beantwortet. Wobei ich denke wollen ist maßgeblich und kann theoretisch jeder.

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stern
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Beitrag Di., 05.04.2011, 17:26

chandelle hat geschrieben:Aus meiner Erfahrung eine große Kunst gezielt den Kern zu finden und zu bearbeiten. Oft ist es gar nicht mal so facettenreich, sondern recht simpel. So sucht man sich ein aktuelles Problem dazu bzw. so sollte es auch sein und bearbeitet es aktiv. Stelle es Dir wie ein Dominospiel vor. Ein Anstoß, der Rest kippt quasi von allein mit (bei mir).
Das mag bei abgrenzbaren aktuellen Problemen gelten... wenn diese aber auch dadurch bedingt sind (z.B. bei schwereren Persönlichkeitsproblematiken), dass ICH-Funktionen hochgradig gestört sind, so ist deren Korrektur (wenn man ursächlicher vorgehen möchte und nicht nur oberflächlich-symptomatisch oder rein lösungsorientiert) nicht mehr unbedingt so simpel. Kommt halt, wie so oft im Leben, darauf an.

Ich bin jedenfalls erstaunt, dass anscheinend einige bei vielen von einer fehlenden Verändungsmotivation ("nicht wollen") ausgehen... für meinen Teil gehe ich davon bei eher wenigen aus, noch weniger, wenn jemand gleichzeitig unter seinen Schwierigkeiten leidet. Ja, sicher kann es auch Therapieziel sein, eine Veränderungsmotivation erst herzustellen (wobei bei schweren Persönlichkeitsproblematiken vielleicht nur Teilpersönlichkeiten nicht veränderungsmotiviert sind und querschießen, das ICH oder Teile des ICHs aber schon)... bzw. bei schwereren Persönlichkeitsproblematiken hat der Therapeut vermutlich in der Tat eine höhere Verantwortung für den Prozess, wie müki schreibt.

Aber wenn jemand nachhaltig nicht gewillt oder in der Lage ist, etwas an seinen Schwierigkeiten ändern zu wollen, so kann ich mir schwer vorstellen, dass ein Therapeut sich auf eine Endlos-Therapie einlässt. Bringt ja dann echt nix... bzw. Therapie dann ggf. zu späterem Zeitpunkt nochmals aufnehmen, wenn die Zeit dafür reif ist. Denke auch, das ist Realität, dass sich die wenigsten Theras dann darauf einlassen.

Aber Faulheit oder nicht-wollen unterstelle ich echt den wenigsten. Denke vielmehr (das aber von Laien... vielleicht auch von manchen Behandlern, vgl. auch Vio.... aber ich bin auch schon manchmal darüber gestolpert, dass es das auch gibt), dass eher zu vorschnell in die Kerbe geschlagen wird, jemand würde nur nicht wollen... soll sich mal nicht so anstellen... wenn er wollen würde, würde er auch können, usw. (was ja nach zugrunde liegenden Schwierigkeiten auch etwas herabwürdigendes haben kann). Oder es gibt halt eine Verlegenheitsdiagnose, die geringe Fortschritte legitimieren soll, wenn der Thera/Psychiater nicht weiter weiß bzw. etwas übersehen hat, was er aber erkennen hätte müssen/können. Auch das gibt es. Nur prophylaktische dazu gesagt: Etwas was ich für meinen Teil noch nie von Theras hörte (eher gegenteiliges, dass ich xy viel zu ernst nehmen könnte bzw. Thera "Angst" hatte, ich könne mich mit yz zu sehr beschäftigen)... trotzdem habe ich eine relativ versöhnliches Menschenbild. Und mich macht es auch nicht sauer, wenn jemand wirklich geringe Veränderungsmotivation hat (gut, bei nahen Bezugspersonen, Freunden, würde es mich auch berühren... aber selbst dann würde ich es vemutlich erstmal von einer versöhnlichen Sicht aus zu sehen versuchen, was dahinter stecken könnte, dass er aus Trott xy schier nicht rauskommt. Insofern wundere ich mich auch häufiger über die höhere Emotionalität, die dann bei im aussenstehenden Forenusern in Threads mitunter auch zu Tage tritt. "Gestraft" damit ist der Betroffene selbst am meisten, meine Meinung).
Zuletzt geändert von stern am Di., 05.04.2011, 18:01, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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hungryheart
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Beitrag Di., 05.04.2011, 17:59

stern hat geschrieben:
Ich bin jedenfalls erstaunt, dass einige bei vielen von einer fehlenden Verändungsmotivation ("nicht wollen") ausgehen...
hm, also ich für meinen teil gehe nicht von "vielen" aus.
abgesehen davon würde ich das "nicht wollen" auch nicht negativ...bzw. am besten gar nicht bewerten.
sondern es eher im sinne von "es hat eine funktion und ist deshalb wichtig" sehen
(da ist dann wirklich der therapeut gefragt, die verantwortung zu übernehmen und die therapie u.U auch zu beenden.)



stern hat geschrieben:Aber wenn jemand nachhaltig nicht gewillt oder in der Lage ist, etwas an seinen Schwierigkeiten ändern zu wollen, so kann ich mir schwer vorstellen, dass ein Therapeut sich auf eine Endlos-Therapie einlässt.

kommt drauf an. als ich in der klinik war, gab es auf der station mehrere "spezialisten", die alle schon oftmals (eine sogar schon zum 11. male) lange monate in der klinik waren, bis dato nichts verändert hatten, die ganze zeit kein gramm zunahmen und über monate heimlich sport trieben, mahlzeiten erbrachen, durch trinken "gewicht machten" etc.
ich gehe mal davon aus, dass die z.b. nichts ändern wollten.
therapeuten und kasse haben dennnoch "mitgemacht"

stern hat geschrieben: "Gestraft" damit ist der Betroffene selbst am meisten).
sehe ich auch so.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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forcefromabove
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Beitrag Di., 05.04.2011, 22:16

Obwohl,wie ich finde,dass jeder Mensch dafür verantwortlich ist wie er mit seiner,auch psychischen, Krankheit umgeht, ist er für den Erfolg der Heilbehandlung nur in sehr begrenztem Ausmaß verantwortlich, da ihn ja die Überforderung (= das Bewußtsein unfähig zu sein die Verantwortung übernehmen zu können) dazu bewegt "Hilfe" zu suchen.
Verantwortung kann von einem Patienten nur entsprechend seiner Erkenntnisfähigkeit zugemessen werden.
"Ich bin kein direkter Rüpel aber die Brennnessel unter den Liebesblumen."
Karl Valentin

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Justus
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Beitrag Di., 05.04.2011, 23:09

hungryheart hat geschrieben:
Als ich in der klinik war, gab es auf der station mehrere "spezialisten", die alle schon oftmals (eine sogar schon zum 11. male) lange monate in der klinik waren, bis dato nichts verändert hatten, die ganze zeit kein gramm zunahmen und über monate heimlich sport trieben, mahlzeiten erbrachen, durch trinken "gewicht machten" etc. ich gehe mal davon aus, dass die z.b. nichts ändern wollten.

therapeuten und kasse haben dennnoch "mitgemacht"
Da wird wohl unser Gesundheitssystem vollkommen missverstanden...

...der Rubel rollt nur, wenn es ausreichend Kranke gibt...

Die Ärzte und Therapeuten werden nicht dafür bezahlt Menschen gesund zu machen! Sondern um Gewinne zu machen!

Deswegen sollte sich auch niemand ein schlechtes Gewissen wegen mangelnder Motivation einreden lassen!!! Unser System ist nun mal hochgradig PERVERS und jeder spielt seine ROLLE...

Patient wie Therapeut
Zuletzt geändert von Justus am Di., 05.04.2011, 23:17, insgesamt 3-mal geändert.

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chandelle
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Beitrag Di., 05.04.2011, 23:14

Nun ja, aber was ist z. B. mit der Zuverlässigkeit Termine einzuhalten? Das obliegt dem Klienten. Was ist mit dem Anfahrtsweg? Das obliegt dem Klienten. Und wenn es um Suizidalität geht, obliegt es auch dem Klienten es zur Sprache zu bringen. Das sind alles kleine Verantwortungen. Mag sein, dass es manchen Menschen gar nicht bewußt ist? Was ist mit dieser Verantwortlichkeit des Klienten selbst abzuschätzen wie es ihm geht? Aus Sicht des Therapeuten bekommt man den Hinweis sich in die Klinik zu begeben z. B., aber die Verantwortung liegt wiederum beim Klienten. Und inwiefern ein Klient halbherzig ein versprechen abgibt sich Hilfe zu holen, obliegt auch dem Klienten. Ich möchte allerdings die Emotionalität dabei nicht von der Hand weisen oder sich das nicht verständig machen können. Da darf der Therapeut/In gerne unterstützend einfühlsam einwirken.

Für mich ist es eine Tatsache, dass Dinge, die ich ausspreche einfach entlasten.

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Beitrag Di., 05.04.2011, 23:17

Justus hat geschrieben:
Die Ärzte und Therapeuten werden nicht dafür bezahlt Menschen gesund zu machen!
Ach Justus, lasse doch diese Hetze! Ich bin mir sicher, dass Du eine Gehaltserhöhung auch dankbar entgegennimmst.

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Justus
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Beitrag Di., 05.04.2011, 23:19

chandelle hat geschrieben: Ach Justus, lasse doch diese Hetze!
Das war so überhaupt nicht gemeint...

...aber warum bezahlt man Ärzte und Therapeuten nicht nach Erfolg ihrer Therapien???

Außerdem stelle ich mir die Frage, warum Menschen unsinnige Arbeiten machen müssen, um ihre Existenz sichern zu können!

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 05.04.2011, 23:26

Justus hat geschrieben:
Die Ärzte und Therapeuten werden nicht dafür bezahlt Menschen gesund zu machen! Sondern um Gewinne zu machen!
Ich denke, daß so eine Pauschalverurteilung ziemlich viel darüber aussagt, wie einfältig und eindimensional es in deinem Hirn zugeht.

Klarerweise kann man für privatisierte Krankenhäuser, Krankenkassenbonzen, und sicher aucheinige Ärzte sagen, daß es ihnen ganz recht ist wenn viele Leute krank sind und ihre Dienste in Anspruch nehmen.

Aber das pauschal ALLEN Ärzten und Therapeuten zu unterstellen finde ich einfach eine Frechheit. Ich habe jedenfalls auch genug getroffen für die es ganz klar erstrangig ist, Menschen die leiden zu helfen und nicht sich die Taschen mit Geld zu füllen.

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Justus
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Beitrag Di., 05.04.2011, 23:28

@ münchnerkindl

Ich habe damit nicht den Therapeuten oder Ärzten eine bewusste Absicht unterstellt...

...aber den Architekten des Gesundheitssystem unterstelle ich dies schon...

Die Therapeuten sind ja in ihrer Arbeit nicht frei, sie machen nicht die Regeln!

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 05.04.2011, 23:29

Justus hat geschrieben:
...aber warum bezahlt man Ärzte und Therapeuten nicht nach Erfolg ihrer Therapien???
Und wie willst du den bei ärztlichen Dienstleistungen unumstösslich feststellen? Wenn der Schreiner oder Automechaniker Pfusch gebaut hat ist das durch einen Gutachter problemlos festzustellen. Bei ärztlichen Dienstleistungen ist das in vielen Fällen nicht so. Ausserdem ist eine Behandlung ja keine Garantie für Gesundheit. Es gibt genug Krankheiten die bei vielen Betroffenen nicht heilbar sind, selbst mit besster Behandlung.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 05.04.2011, 23:30

Justus hat geschrieben:
Die Therapeuten sind ja in ihrer Arbeit nicht frei, sie machen nicht die Regeln!
In dem Rahmen an Therapien den die Kassen bezahlen sind sie das sehr wohl.

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Justus
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Beitrag Di., 05.04.2011, 23:32

@ münchnerkindl

Man kann das sogar genetisch nachweisen, ob eine Psychotherapie geholfen hat...

Stichwort: Epigenetik

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Justus
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Beitrag Di., 05.04.2011, 23:33

münchnerkindl hat geschrieben: In dem Rahmen an Therapien den die Kassen bezahlen sind sie das sehr wohl.
Erläutere das bitte mal kurz...

...außerdem habe ich persönlich nichts gegen Psychotherapie, ich habe bis jetzt nur tolle Therapeuten gehabt...
Zuletzt geändert von Justus am Di., 05.04.2011, 23:34, insgesamt 1-mal geändert.

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