Die Zurückgebliebenen eines Selbstmörders

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Laura13
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Beitrag Sa., 15.01.2011, 18:19

Arta hat geschrieben: Als mein Vater starb (kein Suizid) da war die "Hölle auf Erden" los. Neben einigen anderen Dingen in meinem Leben, drehten alle durch und auf einmal kamen völlig abstruse Forderungen.
Ich weiß, ich habe deinen Thread lange Zeit verfolgt, dich für die Fähigkeit bewundert, WIE gut du deine Gefühle und Gedanken in Worte fassen kannst.
Laura, dein Vater war KRANK und/oder hatte einen schlechten Charakter. Wäre er in der Lage gewesen, sich zu konfrontieren, dann hätte er keinen Alkohol getrunken. Mal abgesehen davon, sich umgebracht zu haben. Alkoholiker sind Egoisten, denken, wie bei vielen anderen Süchten, erst einmal an sich und ihre Sucht. Dann kommt lange nix, und irgendwann mal jemand oder etwas anderes.
Ich weiß......ich habe ihn ja lange so erleben müssen....als Kind.....
Dein Vater war nicht so gesund wie du, er konnte nicht so reflektiert denken, konnte nicht die Konsequenzen seines Tuns sehen.

Ich würde mich mit einer PTBS nicht als gesund bezeichnen.....und alles andere lerne ich eben dazu, um im Leben weiterzukommen....v.a. aus Verantwortungsbewusstsein meinen Kindern gegenüber...DAS hatte er auch nie.
Wäre es besser für dich, wenn er einen Brief geschrieben hätte in dem steht: Ja, du, meine Tochter, bist der Grund warum ich mich umbringe.
Er hat mir vor seinem Tod in wenigen Sätzen die "Schuld" gegeben, er hat mich erpresst.....ich KONNTE ihm nicht helfen, ich war nicht vor Ort, nicht bei ihm,.....und ich konnte das zu diesem Zeitpunkt nicht ändern.....ich habe aber alles getan, um ihm zu helfen,..er hat mich zu jeder Tages-und Nachtzeit angerufen, ich war immer für ihn da......und ich glaube trotzdem, dass es besser gewesen wäre, wenn er mir irgendeine EHRLICHE Erklärung hinterlassen hätte. Aber, er hat mich ja immer nur benutzt.....er hat mich nie geliebt..........da gibt es KEINE, aber auch wirklich KEINE Parallele zu meinen Gefühlen, die ich für meine Kinder habe.....mein vater war eigentlich total gestört, er hat immer nur Rollen gespielt, solange, bis er wohl selbst nicht mehr wusste, er er eigentlich ist........
So wie ER die Verantwortung für seinen Suff und seinen Tod über hat.

Ich weiß, aber ich habe mich auch als Kind schon immer für meine Eltern verantwortlich gefühlt....da kommt man irgendwann von selbst nicht mehr raus.....
Kinder leben nicht für ihre Eltern, auch wenn manche das so fordern oder sehen. Eltern leben aber auch nicht nur für ihre Kinder.
Das kann ich nur unterstreichen!!!

Mag sein, dass ich keine Verantwortung bzw. Schuld an seinem Tod habe.....ich FÜHLE es aber so.....doch wie gesagt: Ich arbeite daran.
Ich kenn das mit dem Schuldkomplex selber. Sinnlose Ressourcenverschwendung.
Ja, das ist es.....oh ja.....und es kostet soviel Kraft und Energie, die man für so viel Anderes bräuchte....leider gibt es aber keinen Schalter, den man einfach mal so umlegen kann und dann hören die Schuldgefühle auf........
Wie machst du das denn mit Schuldgefühlen?......
WSürdest du so leiden, wenn dein Vater durch seinen Alkoholismus unmittelbar gestorben wäre? Im Prinzip ist das ja auch Selbstmord, wenn auch etwas langsamer.
Diese Frage kann ich dir jetzt gar nicht beantworten.....keine Ahnung.....vermutlich hätte ich mich auch dafür verantwortlich gefühlt, ja.....aber der Suizid und alles, was davor, währenddessen und danach damit zusammenhing, das war schon der Hammer.....ich stand eine zeitlang total unter Schock und völlig neben mir.....funktioniert und mich um alles,was anfiel gekümmert, habe ich mich trotzdem....deshalb habe ich so viele Parallelen zu mir, damals in deinem Thread entdeckt.....ich weiß, bei deinem Vater war es kein Suizid...und doch stecktest du in ganz ähnlichen Verstrickungen, wie ich damals....denn es gibt ja doch Gemeinsamkeiten bei Todesfällen, ob nun Suizid oder nicht......

Danke auch dir, für dein Statement.

Laura
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Rezna
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Beitrag Sa., 15.01.2011, 18:46

Weisst du, eine PTBS ist etwas anderes als eine bipolare Störung. Ich nehme an, sie ist die Folge deiner Erlebnisse. Auch wenn du kämpfst und leidest, du bist in der Lage, dich zu betrachten, das Geschehen zu betrachten, daraus Schlüsse zu ziehen, Konsequenzen zu erkennen - kurzum - zu reflektieren. Ich nehme an, du steckst nicht deinen kopf in den Sand oder Alk oder sonstwohin, nur um nicht erfassen zu müssen, was Sache ist. Das hast du deinem Vater voraus. Das ist, bei allem Leid, auch deine Chance.

Ich lese heraus, dass du da mit Parentifizierung kämpfst. Kenne ich auch. Passiert, wenn die Eltern nicht in der Lage sind, Verantwortung für sich zu übernehmen. Sie werden die Kinder ihrer Kinder. Und die Kinder übernehmen die Elternrolle. Aber das ist nicht richtig. Aus diesem Schlamassel musst du heraus. Auch nachträglich. Erkennen, dass nicht du es warst, die ihn im Stich gelassen hat, sondern er, der dich, und auch sich selber im Stich gelassen hat. 8Was war mit deiner Mutter?). Es ist ein eigenartiger Prozess, diese Verantwortung wieder zurück zu geben, sie hilft aber aus der seelischen Schuldenfalle. Mir ging es sehr ähnlich. Bis zu meinemn 30. Lebensjar waren Schuldgefühle das Grundkonstrukt meines Seins. Eng verknüpft sind diese ja mit Verantwortung in der man versagt hat. Aber die meiste Verantwortung konnte ich gar nicht haben - und war nicht richtig, zu haben. Es war schlichtweg nicht meine Verantwortung - selbst wenn man sie hundertmal auf mich abgewälzt hat. Das dahin zu schieben wohin es gehört, war wichtig. Natürlich kommt die Wut. Wut über verlorene Jahre, verlorene Energie, sinnlosen Schmerz und die schlimme Manipulation der man ausgesetzt war, weil jene die EIGENTLICH die Verantwortung hattem sich heraus gestolen haben, sie auf ein Kind abgewälzt haben um ihre Wehwehchen zu pflegen. Heute bin ich eher wütend, als von Schuldgefühlen geplagt. Aber Jahrzehntelange Schuldgefühle fressen sich rein... ich kenne ja dieses Grundgefühl. Schnell hakt sich das mal an ganz anderer Stelle ein. Aber immer dann, wenn ich glaube, Verantwortung für etwas zu haben - wo ich sie nicht habe und daher nur versagen kann. Ich meine, ich kann ja nur für mich und MEIN Ding Verantwortung übernehmen, fertig.

Ob dein Vater dir die Schuld gibt oder nicht, ist völlig irrelevant. Wenn er sie dir gäbe, wäre es ungerechtfertigt und der Beweis seiner Gestörtheit. Gäbe er sie dir nicht, dann littest du umsonst. SEINE Verantwortung. Wenn du es gewöhnt wast, von Kind auf, dann ist das deswegen nicht aufgehoben. Auch wenn du diese Verantwortung übernommen hast, war es nicht deine. Auch rückwirkend. Tradition verpflichtet nicht. Nur weil wir immer schon Kreig führen, ist das kein Grund, das heute zu tun. Nur weil wir immer schon Menschen ausgebeutet haben, ist das kein Argument, es heute zu tun. Nur weil du immer schon die Verantwortung für deine Eltern übernommen hast, ist das kein Grund, es weiterhin zu tun. Auch wenn du anders fühlst, weil man dich manipuliert hat (durch Schuldgefühle) es war nie deine Verantwortung. Daher auch nie deine Schuld. Immernoch, nach wie vor, ist dein Vater für sich und seinen Weg verantwortlich. Sei wütend auf ihn, hasse ihn, wenn es hilft, aber hab keine Schuldgefühle und fühle dich nicht verantwortlich.
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Lilly111
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Beitrag Sa., 15.01.2011, 19:38

@Ive und Laura
Danke, dass ihr mir helft mein Gefühlschaos zu sortieren.

Ich sehe mein Versagen nicht so sehr in seinem Tod als solches. Mehr darin, dass er wohl durch mein gefühltes Versagen in eine derart seelisch instabile Lage gekommen ist. Die dann letztlich zum Suizid geführt hat.

Wir kannten uns 14 Jahre. Clean. Kaum ziehe ich mich aus gutem Grund zeitweise aus der Freundschaft etwas zurück, stürzt er ab. Drogen. Ja, ich bin auch stocksauer auf ihn. Kann er nicht bitte mal ein paar Monate (fast) ohne mich auskommen? Hat er wirklich gedacht, ich hätte ihn komplett im Stich gelassen? Wie kann er sowas denken nach dem was ich schon für ihn getan habe?
Das ist doch wie: 'Wenn mich keiner mehr lieb hat, suche ich wieder bei meinem alten Freund (dem Dope) meinen Trost.' Und sein Tod: 'Ich brauche deine Hilfe nicht mehr, du kommst zu spät.' Da ist sie wieder, die Anklage.

Aber hätte ich nicht auch noch für ihn Kraft gehabt? Natürlich, da bin ich mir sicher. Man kann mehr aushalten, als man glaubt aushalten zu können. Meine Leidensfähigkeit war sicher noch nicht an ihrer Grenze. Muss man diese Grenze unbedingt testen? Vielleicht ja nicht. Aber vielleicht auch doch, wenn es um ein Menschenleben geht. Ich wusste ja, dass er in den letzten 7 Jahren aufgrund einer nicht verarbeiteten Trennung seelisch labil war.

1001 Fragen, die alle zu nichts zu führen. Sein Leid hat ein Ende.
Mein Frieden mit ihm dauert noch ein bisschen.

Laura, Danke für die lieben Worte und Dein Verständnis, dass mir der Abschied fehlt.
Er kann ja gehen, wenn er denn unbedingt möchte.
Aber er kann ja wohl wenigstens Tschüß sagen.
Nach 14 Jahren und ungezählten gemeinsamen Stunden.
Habe ich es verdient auf diese Art von ihm verlassen zu werden?
NEIN.

Lilly
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Ive
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Beitrag Sa., 15.01.2011, 21:57

Niemand verdient es, Lilly.

Deine Kraft hätte nicht ausgereicht, glaub mir. Sobald Drogen mit im Spiel sind, reicht die Kraft nie aus, wenn der andere nicht mehr will.

Ich glaube, Du musst Dir selbst verzeihen lernen. Manchmal ist man lieber wütend und sauer, statt den Schmerz zuzulassen, dass man nichts machen konnte, machtlos war ...

Ive

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Lilly111
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Beitrag So., 16.01.2011, 03:47

Ive hat geschrieben:Ich glaube, Du musst Dir selbst verzeihen lernen.
Ja. Mein Thera sagt auch, dass ich hart zu mir selbst bin.
Aber ein Indianer kennt keinen Schmerz.
Nur vergesse ich manchmal, dass mein Seelchen kein Indianer ist. damn it!
Aber ich mag mein Seelchen trotzdem. Oder vielleicht gerade deshalb.

Lilly
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Laura13
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Beitrag So., 16.01.2011, 08:40

Arta hat geschrieben:Weisst du, eine PTBS ist etwas anderes als eine bipolare Störung.

Hallo liebe Arta,
das mit der bipolaren Störung ist nur ein Im-Nachhinein-Verdacht....er war ja nie bei einem Therapeuten oder so....was er ganz sicher in den letzten Wochen vor seinem Tod hatte, war eine Psychose.....das hab ich schriftlich sozusagen......und klar ist das alles was Anderes als bei mir.....darüber bin ich auch so richtig froh, das kannst du mir glauben...wenn ich auch sehr mit meinen PTBS-Problemen zu kämpfen habe.

.
Auch wenn du kämpfst und leidest, du bist in der Lage, dich zu betrachten, das Geschehen zu betrachten, daraus Schlüsse zu ziehen, Konsequenzen zu erkennen - kurzum - zu reflektieren. Ich nehme an, du steckst nicht deinen kopf in den Sand oder Alk oder sonstwohin, nur um nicht erfassen zu müssen, was Sache ist. Das hast du deinem Vater voraus. Das ist, bei allem Leid, auch deine Chance.
So sehe ich das auch.
Ich lese heraus, dass du da mit Parentifizierung kämpfst.
Ist mir seit Längerem schon ein Begriff, ja.....ich habe sehr viel über mich selbst gelernt in der Therapie.....und aus deinen Worten höre ich auch meinen Thera raus.....

.
Was war mit deiner Mutter?)
.
Meine Mutter....du, das ist eine ähnlich schlimme Geschcihte, wie mit meinem Vater....ich will es kurz machen: Als mein Vater seinen Suizid beging, hatte ich schon zwei Jahre keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter, was sich auch bis heute nicht geändert hat......Mein Leben hat sich bis zum Kontaktabbruch, der von IHRER Seite kam, nur um meine Mutter gedreht....sie sprach immer davon, sich das Leben zu nehmen, auch in meiner Kindheit schon,.....sie hat halt Borderline,...mehr brauche ich da wohl nicht zu schreiben,...sagen wir so, ich habe mein Leben mit meiner Mutter in einem Buch wiedergefunden ("Borderline-Mütter und ihre Kinder"),....dieses Buch hat mir sehr geholfen die Zusammenhänge und krankhaften Verstrickungen besser zu verstehen......trotzdem: Einen Kontaktabbruch habe ich nie gewollt......seitdem habe ich nichts mehr von ihr gehört.....sie war auch nie eine wirkliche Mutter, konnte es wohl nicht sein....

Ich war mit dem Suizid meines Vaters damals allein auf weiter Flur.....meine Eltern waren zu diesem Zeitpunkt ja auch schon jahrelang geschieden......und obwohl meine Mutter erfahren hatte, was passiert war, hat sie sich auch in dieser Zeit nie bei mir gemeldet....das ging ihr am Ar... vorbei...sie hat meinen Vater gehasst und für ihr "versautes Leben" verantwortlich gemacht...ihn und die Tatsache, dass sie Kinder in die Welt gesetzt hat, weil ohne uns wäre alles besser und leichter gewesen........sie war nie bei einem Psychotherapeuten, war nie einsichtig, immer der Meinung, dass SIE sowas nicht braucht, mit ihr ist ja alles in Ordnung.......

Manchmal glaube ich, dass ICH heute die Therapie mache, die eigentlich meine Eltern gebraucht hätten.....
Aber Jahrzehntelange Schuldgefühle fressen sich rein... ich kenne ja dieses Grundgefühl. Schnell hakt sich das mal an ganz anderer Stelle ein. Aber immer dann, wenn ich glaube, Verantwortung für etwas zu haben - wo ich sie nicht habe und daher nur versagen kann. Ich meine, ich kann ja nur für mich und MEIN Ding Verantwortung übernehmen, fertig.
Ein großes Thema in meiner Therapie....ich könnte alles, was du zu diesem Thema sagst, sofort unterschreiben......trifft 1:1 auf mich zu......
Ob dein Vater dir die Schuld gibt oder nicht, ist völlig irrelevant. Wenn er sie dir gäbe, wäre es ungerechtfertigt und der Beweis seiner Gestörtheit. Gäbe er sie dir nicht, dann littest du umsonst. SEINE Verantwortung. Wenn du es gewöhnt wast, von Kind auf, dann ist das deswegen nicht aufgehoben. Auch wenn du diese Verantwortung übernommen hast, war es nicht deine. Auch rückwirkend. Tradition verpflichtet nicht. Nur weil wir immer schon Kreig führen, ist das kein Grund, das heute zu tun. Nur weil wir immer schon Menschen ausgebeutet haben, ist das kein Argument, es heute zu tun. Nur weil du immer schon die Verantwortung für deine Eltern übernommen hast, ist das kein Grund, es weiterhin zu tun. Auch wenn du anders fühlst, weil man dich manipuliert hat (durch Schuldgefühle) es war nie deine Verantwortung. Daher auch nie deine Schuld. Immernoch, nach wie vor, ist dein Vater für sich und seinen Weg verantwortlich. Sei wütend auf ihn, hasse ihn, wenn es hilft, aber hab keine Schuldgefühle und fühle dich nicht verantwortlich.
Danke, Arta, ich glaube, das werde ich mir einrahmen und irgendwo aufhängen....für die ganz dunklen Tage,.......
Du scheinst schon einige Schritte weiter zu sein, als ich...das freut mich für dich und es macht mir Mut, nicht aufzugeben......Danke dir!!!!
Liebe Grüße

Laura
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Laura13
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Beitrag So., 16.01.2011, 09:07

Lilly111 hat geschrieben: Ich sehe mein Versagen nicht so sehr in seinem Tod als solches. Mehr darin, dass er wohl durch mein gefühltes Versagen in eine derart seelisch instabile Lage gekommen ist. Die dann letztlich zum Suizid geführt hat.
Mal so ganz gemein gesagt: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass "psychsich kranke" Menschen es schon unheimlich gut drauf haben, jemand anderem ein Schlechtes gewissen zu machen....die Verantwortung von sich abzuwälzen...und wenn man dann der "Typ" ist, der die Verantwortung annimmt, dann kann man sich nur hoffnungslos in Schuldgefühlen verstricken.......
Wir kannten uns 14 Jahre. Clean. Kaum ziehe ich mich aus gutem Grund zeitweise aus der Freundschaft etwas zurück, stürzt er ab. Drogen.
Vielleicht - oder sogar ganz sicher- hatte das gar nichts mit dir zu tun....es sieht für dich natürlich so aus.....aber, man weiß ja, wie hoch die Rückfallquote gerade bei Drogen ist!!!!
Du trägst dafür keine Verantwortung!!!......Wenn ihn sowas schon umhaut, was wäre dann gewesen, wenn noch Schlimmeres in seinem Leben passiert wäre.....?! Du warst doch da, du warst ja gar nicht richtig weg.......Das ist wie bei einem Kleinkind: Im Alter von zwei Jahren denken sie, die Mama ist weg, wenn sie nur im Nebenzimmer ist.......Du warst in seinem Fall vielleicht im Nebenzimmer, aber du warst doch da!!!!!......Es lag an ihm, dass das so schiefgelaufen ist, nicht an dir!!!!...........Und es war wohl auch ein sehr einseitiges Verhältnis mit ihm ,oder? War ER denn mal für DICH da in dieser Zeit, in der du die Sterbebegleitung gemacht hast?????.........Ich meine: LILLY!!!! Du begleitest jemanden beim Sterben und denkst, du hast noch Kraft für etwas anderes????!!! HALLO?!......
DAS ist ja schon etwas, was einen an seine Grenzen und oft auch schon darüber hinaus gehen lässt........DAS schaffen schon nur die wenigsten!!!!

Versuche mal deine "Geschcihte" von außen zu betrachten. Erzähle sie dir mal selbst. Stell dir mal vor, deine Geschichte wäre einer guten Freundin passiert - würdest du dann auch SO denken.......Ich kann es dir beantworten: NEIN.......ich kenne das von mir......es hilft mir manchmal, mich so von außen zu betrachten..........ja, wir sind hart mit uns, viel zu hart.......aber ich weiß, dass man EMPFUNDENE Schuld nicht ausreden kann,....das ist ein langer Prozess......und trotzdem finde ich es wichtig DIR nochmal zu sagen: Dich trifft keine Schuld!....Du hast alles getan und warst vermutlich sowieso schon über deinen Grenzen ohne es zu merken....ich kenne das von mir.....
Ja, ich bin auch stocksauer auf ihn. Kann er nicht bitte mal ein paar Monate (fast) ohne mich auskommen? Hat er wirklich gedacht, ich hätte ihn komplett im Stich gelassen? Wie kann er sowas denken nach dem was ich schon für ihn getan habe?
Das war eigentlich keine Freundschaft. Er hat aus dir so eine Art "Bezugstherapeutin" gemacht..........aber sogar Therapeuten haben ihre Grenzen, die sie auch ganz krass ziehen (müssen).......auch sie geben die letztliche Verantwortung ihrem Patienten zurück!!! er hätte das doch wissen müssen, er hat doch sicher eine Therapie, einen Entzug oder sowas gemacht, oder? Da lernen Drogen-Süchtige doch sowas?!

Aber hätte ich nicht auch noch für ihn Kraft gehabt? Natürlich, da bin ich mir sicher. Man kann mehr aushalten, als man glaubt aushalten zu können.

Was glaubst du wohl, warum ICH eine PTBS habe?....weil ich genau so über Jahre gedacht habe...und es hat sich herausgestellt, dass man oft auch weniger Kraft hat, als man denkt und dass ein anderer Mensch wohl schon längst zusammengebrochen wäre unter der gleichen Belastung....so kannst du es auch sehen.
Meine Leidensfähigkeit war sicher noch nicht an ihrer Grenze. Muss man diese Grenze unbedingt testen? Vielleicht ja nicht. Aber vielleicht auch doch, wenn es um ein Menschenleben geht.
Geht es nicht auch irgendwann mal um DEIN Leben? Ist dein Menschenleben nicht genauso viel wert?
Zuletzt geändert von Laura13 am So., 16.01.2011, 09:13, insgesamt 3-mal geändert.

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Laura13
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Beitrag So., 16.01.2011, 09:08

Fortsetzung:

Ich wusste ja, dass er in den letzten 7 Jahren aufgrund einer nicht verarbeiteten Trennung seelisch labil war.
Dann hätte er so verantwortungsbewusst sein müssen und sich professionelle Hilfe holen müssen....ich kann doch nicht permanent meine Freundin, die j auch IHR Leben , ihren Stress, etc. hat, mit meinem Kram volllabern?!...........Hättest DU das getan, wenn es dir über Jahre schlecht geht, eine Freundin so zu vereinnahmen, wie er dich?????

1001 Fragen, die alle zu nichts zu führen. Sein Leid hat ein Ende.
Mein Frieden mit ihm dauert noch ein bisschen.
Ja, und wieder ist ER besser dran als DU.......stimmt's?....SEIN Leid hat ein Ende, DEINES noch nicht......
Aber er kann ja wohl wenigstens Tschüß sagen.
Nach 14 Jahren und ungezählten gemeinsamen Stunden.
Habe ich es verdient auf diese Art von ihm verlassen zu werden?
NEIN.
Eben......und verzeihen steht immer am ENDE eines Weges....erst muss man durch die Wut, durch die Trauer, durch den Hass und durch die Verzweiflung.....das ist wichtig....denn alle diese Gefühle müssen angenommen sein, ihren Platz bekommen, bevor man Frieden schließen kann......ich glaube, so wird das auch bei mir sein.....

Ich wünsche dir am Ende dieses Weges INNEREN Frieden und für den Weg viel Kraft....und auch dir mal gute Freunde und auch einen guten Therapeuten!

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Beitrag So., 16.01.2011, 11:46

Ja, es geht um das Annehmen aller Gefühle, auch der "ungünstigen", die uns in ein "komisches" Licht rücken könnten, in dem wir uns womöglich auch selbst nicht so gern sehen, z. B. nachtragend zu sein, übelnehmerisch, einfach sauer ...

Und darin liegt irgendwann auch das Stück Vergebung, das die Toten, aber auch wir (noch) Lebenden brauchen: Annehmen, was WIR fühlen - und annehmen, was der Selbstmörder (welch ein furchtbares Wort - ich würde lieber sagen, der Lebenssatte; darin liegt sowohl das satt Sein als auch das satt Haben ...) gefühlt hat!

Allen die Kraft - und die Liebe, auch Selbstliebe! - die sie benötigen, um damit umzugehen und - irgendwann - auch damit fertig zu werden. - Gebet: Herr, mögest Du uns und ihnen verzeihen, denn wir alle wissen oft nicht, was wir tun.

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Lilly111
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Beitrag So., 16.01.2011, 12:26

Laura13 hat geschrieben: Mal so ganz gemein gesagt: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass "psychsich kranke" Menschen es schon unheimlich gut drauf haben, jemand anderem ein Schlechtes gewissen zu machen....die Verantwortung von sich abzuwälzen...und wenn man dann der "Typ" ist, der die Verantwortung annimmt, dann kann man sich nur hoffnungslos in Schuldgefühlen verstricken.......
Ja. Ich habe aber in all den Jahren auch klare Grenzen gezogen, habe mich nicht instrumentalisieren lassen. Wenn da Sätze wie: 'Du musst mir helfen...' kamen, gab es ein klares Nein von mir. Muss ganz bestimmt nicht, über alles andere kann man reden. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich ihm keinen Gefallen tue, wenn ich das Kindermädchen spiele. Er muss selbst Verantwortung für sein Leben übernehmen. Was ja über weite Strecken dann auch wieder ganz gut geklappt hat. Und 'nein' natürlich auch um mich selbst zu schützen. Ich habe mein eigenes Leben und, wie oben schon mal geschrieben, ich kann anderen nur helfen, wenn es zuerst mir selbst gut geht. Das funktioniert aber nicht, wenn ich ständig hopsen würde, wenn er pfeift.
Vielleicht - oder sogar ganz sicher- hatte das gar nichts mit dir zu tun....es sieht für dich natürlich so aus.....aber, man weiß ja, wie hoch die Rückfallquote gerade bei Drogen ist!!!!
Du trägst dafür keine Verantwortung!!!......
Wahrscheinlich ist das so. Ich versuche ja auch so zu denken. Aber die Fakten sind halt erstmal, dass er, was Drogen betrifft, 14 Jahre clean war und genau in dem Moment rückfällig wird, wo ich mal nicht so präsent für ihn bin. Und sich das Leben nimmt. Wäre das 2 Jahre früher oder 8 Monate später (so als Beispiel) passiert, hätten sich bei mir vermutlich keine oder nicht so große Schuldgefühle eingeschlichen.
Und es war wohl auch ein sehr einseitiges Verhältnis mit ihm ,oder? War ER denn mal für DICH da in dieser Zeit, in der du die Sterbebegleitung gemacht hast?????.........Ich meine: LILLY!!!! Du begleitest jemanden beim Sterben und denkst, du hast noch Kraft für etwas anderes????!!! HALLO?!......
DAS ist ja schon etwas, was einen an seine Grenzen und oft auch schon darüber hinaus gehen lässt........DAS schaffen schon nur die wenigsten!!!!
Ja. Und im Grunde meines Herzens weiß ich das wahrscheinlich auch. Dass es mich überfordert hätte, dass ich mich zurückgezogen habe, weil ich zweimal schreckliches Leid (wenn auch ganz anderer Natur) nicht ertragen hätte. Da war der andere Freund wichtiger. Um ehrlich zu sein: weitaus wichtiger. Das war eine Freundschaft auf Gegenseitigkeit, die hier, bei diesem Freund - da hast Du recht Laura - nicht ganz so gegeben war.
Ich habe allerdings auch nicht erwartet, dass er mir in diesen schweren Zeiten beisteht. Damit überfordert man, glaube ich, jede wie auch immer gelagerte Freundschaft. Ich habe mir damals, schon als der krebskranke Freund noch lebte, professionelle Hilfe geholt. Und bin heute noch bei meinem Thera um das alles zu verarbeiten.

...aber ich weiß, dass man EMPFUNDENE Schuld nicht ausreden kann,....das ist ein langer Prozess......und trotzdem finde ich es wichtig DIR nochmal zu sagen: Dich trifft keine Schuld!....Du hast alles getan und warst vermutlich sowieso schon über deinen Grenzen ohne es zu merken....ich kenne das von mir.....
Danke!!!
Geht es nicht auch irgendwann mal um DEIN Leben? Ist dein Menschenleben nicht genauso viel wert?
Natürlich geht es auch um mein Leben. Ich vergesse mich selbst nicht, bestimmt nicht. Ich habe mich ja rausgezogen und damit vermutlich instinktiv das Richtige getan. Die "Strafe" dafür war dann noch ein toter Freund. (den Satz mal bitte nicht so ernst nehmen)
Ich verstehe Freundschaft auch immer als für den anderen da sein. Natürlich wäre es leichter für mich gewesen, wenn beide Katastrophen zeitlich etwas entzerrt abgelaufen wären. Sind sie aber nicht. Und nun hat der eine Freund schlichtweg Pech, weil ein anderer gerade an Krebs gestorben ist? Diese Sichtweise gelingt mir momentan noch nicht so richtig.
Eben......und verzeihen steht immer am ENDE eines Weges....erst muss man durch die Wut, durch die Trauer, durch den Hass und durch die Verzweiflung.....das ist wichtig....denn alle diese Gefühle müssen angenommen sein, ihren Platz bekommen, bevor man Frieden schließen kann......ich glaube, so wird das auch bei mir sein.....
Laura, ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du irgendwann Deinen inneren Frieden mit Deinem Vater schließen kannst.

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Beitrag So., 16.01.2011, 15:14

Laura13 hat geschrieben:Manchmal glaube ich, dass ICH heute die Therapie mache, die eigentlich meine Eltern gebraucht hätten.....
Das ist auch so! Ich denke, wir alle machen Therapien, die unsere Vorfahren gebraucht hätten. Bis auf einige ausnahmen bestehen unsere Probleme doch aus den verkorsten Seelen unserer Eltern.
Wenn meine Eltern Therapie gemacht hätten und ihre Probleme aufgearbeitet hätten - ach - ich will gar nicht denken, was für Menschen sie hätten sein können, welche Kindheit ich hätte haben können - das macht mich traurig.

Ich bin auch eine der Verfechterinnen, der GENAUEN Überlegung der eigenen Elternschaft die einer weitgehend abgeschlossenen Selbstreflektion bedarf. Wenn ich schon nicht heilen kann, muss ich wissen wo mein Schuh drückt - denn es ist MEIN Schuh und nicht der meines Kindes. Leider aber passiert es heute und gerade jetzt noch Millionenfach, dass unreflektierte, unqualifizierte Menschen sich vermehren und ein Heer psychisch Kranker hinterlässt.

Laura, deine Großeltern hätten schon die Therapie gebraucht, damit deine Eltern heil groß werden hätten können...

Die Schuld trägt - anders als die Erbsünde verlauten lässt - nicht der letzte Sproß - sondern immer noch jeder für sich. Schuld steht am Anfang und nicht am Ende. So beschissen ihr Leben war, so war es doch IHRE Pflicht, sich um ihre Heilung zu bemühen - so wie du das machst.

Und das meine ich auch in Freundschaften. So wie man nicht die Verantwortung für seine Eltern übernehmen kann, kann man es auch nicht in Stellvertretung für einen Freund. Selbst in Partnerschaften ist es wichtig, das für eine gute Partnerschaft genau zu beachten: Jeder bleibt bei sich. Warum sollte sich das bei diesem Thema aushebeln? Wenn dein Freund los zieht und 200.000,- Euro Schulden macht, ist das auch SEIN Problem und nicht deines, SEINE Schuld und nicht deine.
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Beitrag So., 16.01.2011, 15:52

Arta hat geschrieben:Und das meine ich auch in Freundschaften. So wie man nicht die Verantwortung für seine Eltern übernehmen kann, kann man es auch nicht in Stellvertretung für einen Freund. Selbst in Partnerschaften ist es wichtig, das für eine gute Partnerschaft genau zu beachten: Jeder bleibt bei sich.
Kann man das immer und so absolut sagen?
Ich sehe das für mich eben nicht so, dass ich ausschließlich für mich und mein Leben die Verantwortung trage. Gehe ich emotionale Bindungen zu anderen Menschen ein oder habe sie von Geburt an (zu den Eltern), so erwächst für mich daraus auch immer eine moralische Verpflichtung für den anderen da zu sein. Das ist eine Verantwortung, die ich gern trage. Natürlich innerhalb bestimmter Grenzen. Und natürlich darf es mich nicht selbst krank machen.

Jetzt mal konfrontativ:
Angenommen meine Mutter wird ein Pflegefall. Sage ich dann zu ihr: sieh zu wie du klar kommst, ist schließlich dein Leben, also deine Verantwortung? Doch wohl kaum, oder? Also nehme ich die Verantwortung an und kümmere mich so gut als möglich im Rahmen des Machbaren um sie.

Meines Erachtens besteht die Kunst darin die goldene Mitte zwischen gar keine Verantwortung und ein Zuviel an empfundener Verantwortung zu finden.

Ich bin im Moment auf dem "Zuviel-Trip", arbeite daran ein Stück runter zu kommen, aber bis auf Null möchte ich nun auch nicht.

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Beitrag So., 16.01.2011, 16:17

Meines Erachtens besteht die Kunst darin die goldene Mitte zwischen gar keine Verantwortung und ein Zuviel an empfundener Verantwortung zu finden.
Sehe ich auch so. Und das ist gar nicht so einfach, denn so wie das Leben fließt, so sind auch die Grenzen der Veranwortung fließend.

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Beitrag So., 16.01.2011, 17:05

Arta hat geschrieben:, welche Kindheit ich hätte haben können - das macht mich traurig.
Ja, mich auch.......
. Wenn ich schon nicht heilen kann, muss ich wissen wo mein Schuh drückt - denn es ist MEIN Schuh und nicht der meines Kindes.
Genau so ist es!
Laura, deine Großeltern hätten schon die Therapie gebraucht, damit deine Eltern heil groß werden hätten können...
Ja, das ist wohl so,.....und ich denke, dass ist allgemein das Problem dieser Generation zu der wir auch gehören: Wir sind die Aufklärer, die, die es anders machen wollen, die die verarbeiten.....Ich denke aber, dass die Generation unserer Eltern und auch die unserer Großeltern nicht in der Lage war Therapien zu machen, zu verarbeiten, etc....erstens, weil es diese Möglichkeiten zur damaligen Zeit noch nicht so gab und zweitens, weil sie mit ihrem Überlebenskampf während und nach des Krieges beschäftigt waren. das war eine enorme psychische und körperliche Belastung, das darf man auch nicht vergessen!
Dass wir teilweise Traumatisierungen unserer Eltern verarbeiten ist ja mittlerweile in zahlreichen Büchern erörtert worden.....
Die Schuld trägt - anders als die Erbsünde verlauten lässt - nicht der letzte Sproß - sondern immer noch jeder für sich. Schuld steht am Anfang und nicht am Ende.

Ich sehe das auch so, dass ich nun die (schwere) Aufgabe habe, da in gewisser Weise eine Generationenkette zu unterbrechen und das Glied einer NEUEN Kette zu sein.....
So beschissen ihr Leben war, so war es doch IHRE Pflicht, sich um ihre Heilung zu bemühen - so wie du das machst.
............stimmt.........wobei ich selbst nicht zufrieden mit mir bin, aber, das ist ein anderes Thema.....
Und das meine ich auch in Freundschaften. So wie man nicht die Verantwortung für seine Eltern übernehmen kann, kann man es auch nicht in Stellvertretung für einen Freund. Selbst in Partnerschaften ist es wichtig, das für eine gute Partnerschaft genau zu beachten: Jeder bleibt bei sich. Warum sollte sich das bei diesem Thema aushebeln? Wenn dein Freund los zieht und 200.000,- Euro Schulden macht, ist das auch SEIN Problem und nicht deines, SEINE Schuld und nicht deine.
So sehe ich das auch........ist bei mir aber noch immer ein schwieriger Lernprozess, wo es immer wieder an der Umsetzung hapert.......

Liebe Arta, danke für deine Worte.....

liebe Grüße
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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Dornröschen Dorn
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Beitrag So., 16.01.2011, 17:11

@Rilke: Nochmal danke für deinen niedliche Fürsorge wegen, dass es nicht gut sei, dass ich hier mitlese. Das bedeutete mir viel!
ob ich mich daran halte, sei dahin gestellt.. Aber es erinnert mich nun immer an deinen Satz, was gut ist!


LG
Erfahrungen sind die Schlüssel zu noch mehr Glück und Vollkommenheit, für alle Schlösser, die das Leben mir noch bringen wird..



Lieben Gruss und bis bald!

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