Soll man Thera überhaupt sagen dass man 'verliebt' ist?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Alyssa
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Beitrag Do., 28.07.2016, 12:46

Ich würde gerne mal was wissen, ist ernstgemeint, auch wenn es sich blöde anhört:

Wie bzw. woran merkt ihr denn, dass ihr verliebt seid in eure Therapeuten?
Was macht das Verliebtsein aus, und was unterscheidet es von dem Gefühl, einfach eine gute therapeutische Beziehung zu haben ?

Ich meine, das Gefühl von Nähe, Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Interesse am anderen und eine gewisse Zuwendung gibts ja häufiger in der Therapie, kennen sicher alle hier, und es ist der Sache auch sehr förderlich - aber das ist ja nun keine Verliebtheit.

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ziegenkind
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Beitrag Do., 28.07.2016, 13:21

Alyssa hat geschrieben: Ich meine, das Gefühl von Nähe, Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Interesse am anderen und eine gewisse Zuwendung gibts ja häufiger in der Therapie, kennen sicher alle hier, und es ist der Sache auch sehr förderlich - aber das ist ja nun keine Verliebtheit.
mir fällt auf, dass Du in Deiner Frage schon unterstellst, dass diejenigen, die meinen, sie seien verliebt, einer Verwechlung aufsitzen.

gleichzeitig formulierst du ein wenig widersprüchlich: Tritt das gefühl von Nähe etc. häufig auf oder immer, so dass "sicher" alle es kennen?

im entscheidenden Punkt bleibst Du vage und wechselst das sprachliche Register. Welcher "Sache" ist das gefühl von Nähe "förderlich"?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


mio
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Beitrag Do., 28.07.2016, 13:46

Hallo Alyssa,

darf ich fragen warum Du fragst? Hast Du das Gefühl verliebt zu sein?

Sollte es so sein, dann würde ich es wohl schon ansprechen, denn dann könnt ihr es (die Übertragung) gemeinsam bearbeiten. Passiert das nicht - und Du schaffst es nicht, dass für Dich alleine gedanklich zu trennen bzw. als Projektion/Übertragung anzuerkennen - dann besteht meiner Meinung nach die Gefahr, dass Du Dich in der Therapie nicht mehr "authentisch" zeigen kannst und Dich statt dessen in Phantasien und Wunschvorstellungen verlierst, die eben dann auch einen Einfluss auf Dein Verhalten und damit auf die Therapie haben könnten.

Lieben Gruss,

mio

ziegenkind hat geschrieben:mir fällt auf, dass Du in Deiner Frage schon unterstellst, dass diejenigen, die meinen, sie seien verliebt, einer Verwechlung aufsitzen.
Ich lese keine Unterstellung heraus.

Aber was in der Tat meist der Fall sein dürfte ist, dass die "Verliebtheit" auf einer "Verwechslung" (Projektion) fusst. Was ja bei "normaler" Verliebtheit auch bisweilen passieren kann. Der Hauptunterschied besteht ja darin, dass die "Ebene" auf der man sich begegnet eine "berufliche" (von Seiten des Theras) ist und die "Privatperson" schon aufgrund dessen "unbekannt". Es wird sich also im Zweifel mehr in die "Dienstleistung" (Aufmerksamkeit, uneingeschränktes - ohne Anforderungen - Angenommen werden etc.) verliebt, nicht in den Menschen.


ziegenkind
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Beitrag Do., 28.07.2016, 14:30

die Frage wäre, warum Alyssa erst offen fragt und dann apodiktisch feststellt, dass "Gefühl von Nähe" sei doch keine Verliebtheit. Im Rekurs auf die sprachwissenschaftliche Pragmatik kann man aus der Tatsache, dass die zunächst offen formulierte Frage und die diese Offenheit einschränkende "Feststellung" zusammenhanglos miteinander in Zusammenhang gebracht werden, die Absicht der Sprecherin ableiten, den Verliebten zu unterstellten, sie hätten um die in der "Feststellung" formulierten Erkenntnisse nicht gewusst, seien also letztlich einem Irrtum aufgesesen.

Bei näherem Hingucken und Räsonieren fällt mir auf, dass Alyssa ganz schwammig formuliert. Gibt es das, ein "Gefühl der Nähe"? Gibt es nicht eher, das Gefühl (i) dass einem jemand nah ist, (ii) dass einem jemand nah sein will und (iii) gefühlte Nähe, die nicht notwendig eine von beiden Seiten gefühlte Nähe sein muss, entweder weil nur einer sie fühlt oder weil sogar das Gefühl des einen eine Täuschung ist? Vielleicht kein Zufall, dass Alyysa sich davor scheut, sich auf eine der drei präzisen Versionen festzulegen.
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mio
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Beitrag Do., 28.07.2016, 14:41

ziegenkind hat geschrieben:die Frage wäre, warum Alyssa erst offen fragt und dann apodiktisch feststellt, dass "Gefühl von Nähe" sei doch keine Verliebtheit.
Aha. Also ich habe mich das nicht gefragt, da es ja in dem Kontext so ist wie sie schreibt.

Ich frage mich vielmehr, warum Du sie das nicht einfach fragst, so es Dich verunsichert sondern erst mal "unterstellst"?

Ich hatte eher den Eindruck, dass sie nicht genau weiss, wie sie bestimmte Gefühle interpretieren soll bzw. ob sie diese eventuell falsch interpretiert und welche "Folgen" es für sie haben könne, so sie diese Gefühle in der Therapie anspricht.

Diese fast schon zwanghafte "sprachwissenschaftliche" Zerplückung ("jedes Wort auf die Goldwaage legen") finde ich auch ziemlich theoretisch. So funktioniert Kommunikation doch normalerweise nicht. Ich hab eher das Gefühl, dass Du Dich persönlich "getroffen" fühlst, dass solche "Verliebtheitsgefühle" meist auf Täuschungen basieren bzw. für etwas anderes stehen, als sie vordergründig zu stehen scheinen.


ziegenkind
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Beitrag Do., 28.07.2016, 14:53

mio, ich war nie verliebt in meine therapeutin. hast du schlechte erfahrung mit sprachwissenschaftlerInnenn gemacht? verunsichert dich sprachwissenschaft? diese fast schon zwanghafte abwertung von methodischen vorgehensweisen, die dir fremd sind, ist das was altes?
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mio
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Beitrag Do., 28.07.2016, 15:02

Nö, verunsichern tut es mich nicht. Es stört nur die Kommunikation meiner Meinung nach so sich stark in "theoretische Gebilde" zurückgezogen wird. Aber um mich geht es hier nicht - mich störte auch eher, dass Du Alyssa eine Unterstellung unterstelltest anstatt Dich einfach auf sie zu beziehen bzw. sie zu fragen. Das hat was sehr "angriffiges". Ebenso wie Deine Antwort an mich was "angriffiges" hat.

Aber das ist OT.

Ich wollte eigentlich auch nur klar stellen, dass ich in Alyssas Frage keinerlei "Unterstellung" sehen kann und dass Verliebtheit in der Therapie meist auf Übertragungen basieren dürfte. Was nicht schlimm ist, aber eben vernünftig bearbeitet gehört um wieder "zurechtgerückt" werden zu können.

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Schnuckmuck
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Beitrag Do., 28.07.2016, 15:05

Ich glaube eines Therapie hat nur Erfolg, wenn man in allem offen und ehrlich ist. Sobald man anfängt spielchen zu spielen, kann man sich das Geld sparen. 90 Euro fürs anhimmeln?


Da himmel ich lieber meinem Mann im Restaurant für 90 Euro an.


ziegenkind
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Beitrag Do., 28.07.2016, 15:16

mio, was du "angriffig" findest ist eine 1:1 spiegelung deiner kommunikativen strategie. ich hab mich ja über weite strecken, deiner formulierungen bedient.

wie ich eine kommunikation stören soll, die eine scheinkommunikation ist, ist mir nicht klar. ich reproduziere noch einmal die struktur in alyssa's scheinfrage:

"Sagt mal, wie kommt es eigentlich, dass ihr xy tut? es ist ja klar, das z sehr angenehm ist, aber z ist doch nicht xy!"

das meine analyse nicht nur theoretisch, sondern auch "praktisch" (lustiger gegensatz, gute theorie sind ja immer relevant für die praxis, aber na ja) relevant ist, zeigt sich daran, dass bislang noch niemand nach dieser aus meiner sicht übergriffigen, zumindest aber ungeschickten frage, angehoben hat, zu erklären warum er sich verliebt hat. kann natürlich schnellheilung sein und die beroffenen greifen sich an die stirn und murmeln, ach so, hab ich xy mit z verwechselt, wie blöd. kann aber auch sein, dass sie gemerkt haben, die frage ist keine frage, sondern ein abgrenzungsritual. egal, ich wage mal die prognose, dass von den verliebten niemand so richtig lust haben wird, sich mit alyssa auszutauschen.


schnuckschnuck, ist für dich sich in den therapierenden verlieben gleichbedeutend mit spielchen spielen? und würdest du deinen mann für 90 euro zum anhimmeln verleihen?
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mio
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Beitrag Do., 28.07.2016, 15:18

Lass gut sein Ziegenkind. Ich habe da keine Lust dazu.


isabe
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Beitrag Do., 28.07.2016, 15:20

Alyssa, meiner Erfahrung nach sind Nähe und Verliebtsein zwei Dinge, die nicht zusammengehören müssen. Verliebt bin ich dann, wenn mein Herz beim Anblick des Anderen schneller klopft, wenn ich beim Gedanken an ihn positiv aufgeregt bin; wenn ich erotische Phantasien mit ihm habe, die ich auch gerne umsetzen möchte. Wenn ich so was in der Therapie empfinden würde, würde ich es ansprechen. Als das, was es ist.

Wenn es sich um andere Gefühle handelt, spreche ich auch die an. Die laufen aber bei mir nicht unter "Verliebtsein". Bei einer "einfach guten therapeutischen Beziehung" kribbelt bei mir nix, und die Person des Therapeuten ist so wichtig nicht; die Sache, um die es geht, bleibt immer wichtiger - und damit auch das Bewusstsein darüber, dass der Therapeut nur seinen Beruf macht und ich zu ihm gehe, weil ich möchte, dass es mir besser geht. Damit das funktioniert, müssen eine gewisse Sympathie und ein Interesse am Anderen vorhanden sein. Mehr muss es aber nicht sein. Ein respektvoller Umgang reicht vollkommen aus. Weitere Gefühle, die entstehen, werden im Sinne des "Forschungsauftrages" genutzt, in dem Wissen, dass es sich um eine Übertragungsbeziehung handelt.

Dass dabei so etwas wie Dankbarkeit und eine Art Verbundenheit entsteht, ist wohl normal und keinesfalls außergewöhnlich oder irgendwie erhaben. Ich würde Verliebtsein da auch abgrenzen von Pathos.

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Schnuckmuck
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Beitrag Do., 28.07.2016, 15:23

Wenn ich nicht ehrlich über meine Gedanken und Gefühle rede, spiele ich etwas vor. Gleich spielchen.

Mir ist recht wurscht, ob mein Mann angehimmelt wird. Ihm ist es nämlich auch wurscht.


ziegenkind
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Beitrag Do., 28.07.2016, 15:36

achtung OT: s

chnuckschnuck, ganz schön viel wurstigkeit in eurer ehe. ob sich da die investition von 90 euro zum anhimmeln im restaurant lohnen?
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Schnuckmuck
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Beitrag Do., 28.07.2016, 15:41

Es ist wurscht, weil bei uns alles passt. Warum sollte er sich dann schöne Augen machen lassen müssen. Somit san andere Frauen wurscht.

Es muss einem nur zum richtigen Zeitpunkt was wurscht sein, dann ist es nicht wurscht.

Und verliebt in meinen Therapeutene bin ich auch nicht, obwohl er mir nicht wurscht ist, genau wie mein Mann. Aber der ist mir mehr nicht wurscht.

Und 90 Euro sind mir wurscht, wenn sich die investition lohnt, bei der Therapie und bei meinem Mann

Wurscht ob du das verstehst.


ziegenkind
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Beitrag Do., 28.07.2016, 15:52

schnuckschnuck, als vegetarierin weiche ich erschrocken zurück:zu viel wurst.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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