N'abend, Jennyfer
Das sehe ich genau so. Auch wenn wir (oder ich alleine) es dann schlussendlich nicht ausleben, so kann die Beziehung wegen dem Aussprechen trotzdem auseinander gehen. Weil der überrollte es nicht mehr aus seinem Kopf bekommen kann, und nicht zurecht kommt. DAS hat mich auch so lange abgehalten, es überhaupt auszusprechen.
Die Ironie an der Sache ist ja, dass die Beziehung auch ohne das Aussprechen auseinander gehen kann. Der Anlaß kann dann ein ganz anderer sein. Mit sowas muss man immer rechnen.
Deshalb halte ich auch von ZUviel Heimlichkeiten in einer Beziehung nicht viel. Den Aufwand, den man betreiben muss, um ein Geheimnis (ob nun Wünsche oder ein konkreter Vorfall) für sich zu bewahren, ist meistens viel zu groß, um es auf Dauer aufrechterhalten zu können. Und die Konsequenzen, wenn dieses Geheimnis doch mal ans Tageslicht kommt, sind meistens umso größer.
Ob das jetzt mit den sieben Jahre tatsächlich auf jeden zutreffen kann, weiss ich nicht. Ich sehe es aber auch so, dass es ohne Kompromisse keine lange gemeinsame Zukunft geben kann. [...] Als einfacher sehe ich die sogenannten Lebensabschnittspartner. Doch warum sollte man sich nach ein paar Jahren trennen, wenn man sich trotzdem noch liebt, und auch eine Familie hat, die einem wichtig ist. Es geht darum, dass auch beide Partner frei mitentscheiden, wie oder ob eine Beziehung weiter gehen soll.
Ich verstehe, was du meinst. Das Problem ist nur die Umsetzung im Alltag. Einerseits ist es die Hemmschwelle bei gewissen Aspekten, die einem das Leben schwer machen und andererseits die vermeintlich fehlende Akzeptanz des Partners, die man aber vermutlich nur interpretiert, sie aber nicht genau kennt. Das alles kann sich zur unüberwindbaren Barriere aufbauen, an der eine Beziehung letztlich scheitern kann.
Und wenn ich dich bei den Lebensabschnittspartnern richtig verstanden habe, halte ich ohnehin nichts davon. Wie verpeilt muss man sein, einer Beziehung von vornherein ein Haltbarkeitsdatum zu verleihen? Sie hält, so lange sie eben hält.
Von dieser ominösen 7 Jahres Regel würde ich mich nicht beeinflussen lassen. Es ist wie es ist, und es kommt darauf an was man daraus macht, wie man mit allem umgeht.
Beeinflussen ist das falsche Wort. Ich stelle nur fest, dass sich die Ansichten vieler Leute, mit denen ich über lange Jahre zu tun habe bzw. hatte, sich irgendwann mal mehr oder weniger gravierend geändert haben. Ob das jetzt 7 Jahre, 5 Jahre oder 10 Jahre waren, spielt dabei keine Rolle. Das ist sicherlich auch ein Grund, warum mir in all den Jahren seit der Schulzeit zwei Freundeskreise komplett weggebrochen sind.
Ich mag nicht von dieser Welt gehen, ohne auch "solche " Erfahrungen gemacht zu haben (wie komplett offener emotionaler Sex, bei mir geht das sowieso nur mit Gefühl)
Sehe ich ähnlich, auch wenn ich nicht jede Erfahrung unbedingt machen muss. Ein Besuch bei einer Prostituierten z.B., um mal herauszufinden, wie sich Sex ohne Gefühle "anfühlen", würde ich schon aus ethischen Gründen nicht machen. Und ich werde sicherlich keinen Schaden nehmen, wenn ich die ein oder andere sexuelle Praktik nicht ausprobiere bzw. ausprobieren kann. Dafür sind mir andere Dinge wichtiger.
Nachholen finde ich ist auch nicht das richtige Wort, was mich (zb) betrifft. Es ist eher ein "auch leben wollen, was fehlt)
Nehmen wir mal mich als Beispiel: Ich gehe jetzt stramm auf die 40 zu. Mein Haar wird langsam etwas lichter und die ersten Alterserscheinungen z.B. im Rücken machen sich bemerkbar. Da kann ich nicht wieder lange Haare tragen wie mit 20 und nun in Diskos mit Jugendlichen abhängen und einfach nur unbekümmert jeden Schwachsinn mitmachen, ohne über die Folgen nachzudenken, auch wenn man dabei hin und wieder auf dem Allerwertesten landet (gewisse Erfahrungen muss man einfach auf diese Weise machen). Damit würde ich mich komplett der Lächerlichkeit preisgeben. Das meinte ich mit "gewisse Dinge kann man nicht nachholen".
Das perfide an der Geschichte ist ja, dass man nicht weiß, wie das eigene Leben verlaufen wäre, hätte man früher angefangen "zu leben". Möglicherweise hätte man eine zufriedenstellendere Entwicklung genommen, möglicherweise hätte es aber auch in die Katastrophe geführt. Dennoch: Die Annahme, nichts getan zu haben anstatt wenigstens hin und wieder auch mal auf Risiko zu setzen, kann ganz schön an einem nagen.