Den Therapeuten zu etwas 'zwingen' wollen...

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 21:21

vallée hat geschrieben: Zugegeben, ich selbst habe zu meiner Therapeutin mehr als einmal gesagt, sie solle doch wenigstens den Popo in der Hose haben mir direkt zu sagen, das ich gehen soll, statt mich so vor eine Wand knallen zu lassen.icht nur im Hirn stecken bleibt, sondern auch ins Herz und in den Bauch geht.
Würde ein Therapeut vermutlich niemals tun, da das ja ein Eingeständnis des eigenen Versagens wäre.

Ausserdem lebt der Therapeut ja davon. Wieso sollte er seine Erwerbsquelle rauswerfen.

Und auch andere Dienstleister lassen ihren Unmut und ihre eigenen Probleme subtil an Kunden aus, die sie selbstverständlich nicht rausgraulen können.

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SamuelZ.
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 21:25

Liebe Freistil,

es freut mich, dass es du dich wieder (mit der Hilfe deines Thera) stabilisieren konntest, und aus der Situation etwas für dich gelernt hast.

Ich bin aus purem Eigeninteresse an einer Aussage von dir hängengeblieben:
- Ich habe versucht, ihn dazu zu benutzen (!), meine Emotionen reguliert zu bekommen. Und ich tue das auch in meinen Partnerschaften oder engen Freundschaften. Ich spanne Menschen ein, meine Emotionen an meinerstatt zu empfinden und auszuagieren.
Das was du beschreibst ähnelt den Definitionen von "projektiver Identifizierung", die für Borderline-Erkrankungen typisch sind. Abgespaltene Anteile werden nach außen auf ein Gegenüber projiziert, der diese dann unbewusst ausagiert oder eben nicht.

Du regulierst deine Emotionen also darüber, dass du bestimmte Gefühle von dir abspaltest. Du schreibst, dein Thera sei wütend gewesen auf dich, hätte sich deshalb nicht fürsorglich gezeigt.

LG Sandy

PS: ich bin häufig eine, die solche abgespaltenen Emotionen anderer leider viel zu bereitwillig aufnimmt (will's allen recht machen). Mich würde interessieren, wie dein Thera es deiner Meinung nach geschafft hat, sich nicht "anstecken" zu lassen. Nur wenn du möchtest.

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carö
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 21:51

hallo müki,
Ausserdem lebt der Therapeut ja davon. Wieso sollte er seine Erwerbsquelle rauswerfen.
das ist ne ganz schön menschenverachtende sicht mE... hast du doch sonst nicht so...


Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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estelle
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 22:38

vallée hat geschrieben:Hi Violetta.
Ich empfand das ja in meiner Therapie auch immer so, vielleicht machen sie (die Therapeuten) das so mit
Leuten die sie loswerden wollen, dann finde ich es nur unfair, wenn einem das nicht gesagt wird!
Zugegeben, ich selbst habe zu meiner Therapeutin mehr als einmal gesagt, sie solle doch wenigstens den Popo in der Hose haben mir direkt zu sagen, das ich gehen soll, statt mich so vor eine Wand knallen zu lassen.
Aber aus der Distanz denke ich, sieht man was für eine Übertragung da los ist. Sollte ein/e Therapeut/in ein/e KlientIn loswerden wollen und sei es nur aus Desinteresse oder Boshaftigkeit, was sollte sie/ihn daran hindern, das direkt zu sagen? Auch der schlechteste Therapeut wird ganz gute Sozialkompetenzen haben und nicht zu ängstlich-vermeidend sein. Der würde kurzen Prozess machen, meinst du nicht?
Die haben bestimmt genug Leute auf ihrer Warteliste, aber vielleicht wäre das gegen irgendwelche
therapeutischen Prinzipien,ich weiß es nicht.

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Elena
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 23:15

Violetta 2009 hat geschrieben:Die haben bestimmt genug Leute auf ihrer Warteliste, aber vielleicht wäre das gegen irgendwelche
therapeutischen Prinzipien,ich weiß es nicht.
Wenn ein Therapeut einen Patienten nicht mehr haben möchte, kommt dies ganz deutlich rüber.
Zwar nicht unbedingt auf die Holzfällermanier, aber schon so, dass es klar ist.
Gott sei Dank habe ich selber die Erfahrung nicht machen müssen, aber beruflich bedingt, habe ich mit dieser Berufsgruppe zu tun, und da bekomme ich dies mit.
So vonwegen:
"ich habe den Eindruck, die Therapie bringt sie nicht weiter an dieser Stelle, und ich halte es für am sinnvollsten, hiermit einen Schlusstrich zu ziehen. Oder aber: in ihrer momentanen Situation halte ich es für wenig sinnvoll, dass sie die Therapie weiterführen, es ist einfach zu viel, mit was sie sich alles auseinandersetzen müssen" etc.

LG Elena

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Beitrag Do., 24.06.2010, 08:31

so unterschiedlich wie die therapeuten, so unterschiedlich wohl auch die arten, mit denen sie damit umgehen, wenn sie 'einen patienten nicht mehr haben wollen'.

ich kenne ein beispiel, da hat es der therapeut nicht so deutlich gesagt, sondern einfach plötzlich immer häufiger seinen terminkalender vergessen, sodass man nicht so leicht eine neue stunde ausmachen konnte, war irgendwie uninteressiert an dem, was der patient in der stunde erzählt hat..bis der patient die konsequenzen gezogen hat und selber aufgehört hat.

abwegig finde ich münchnerkindls aussage nicht, es gibt sicher auch schlechte therapeuten, die um des geldes wegen um patienten kämpfen - erst vor ein paar tagen weiter unten im forum hat jemand berichtet, dass ihn die therapeutin unter vorspiegelung falscher tatsachen (jaja, das bietet sie auch an) zum erstgespräch gelockt hat. (und er offensichtlich an einem tag der einzige patient in der praxis war)

ich glaube aber nicht, dass das freistils therapeuten betrifft - der wirkt doch sehr engagiert

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Erdbeermütze
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Beitrag Do., 24.06.2010, 09:08

Hallo Freistil,
Ja, mein sicherer Ort ist im Moment zerstört.......... ich fühle mich angegriffen durch die Bau-Situation, die Männer am Fenster, die zugezogenen Vorhänge. Und am meisten durch die Willkür, der ich ausgeliefert bin. Dass er einfach entscheiden kann, WO wir Analyse machen. Heute in seinem Büro (Ruhe, Lösung, böderweise zu viel seiner Privatsphäre), und morgen wieder im Analysezimmer. ER hat die Macht, das zu entscheiden. Und ich bin dem ausgeliefert.
Ich glaube auch, dass unser "Streit" bzw. unsere Krise von diesen Gesamtumständen herrührt, aber er geht einfach nicht darauf ein. Auf alles, was ich diesbezüglich sage, meint er nur, ich würde ihn anklagen, mich persönlich angegriffen fühlen, obwohl er ja auch nicht dafür könne. Ich verstehe ihn ja irgendwie, aber versteht er auch mich??????????
Ich glaube, mein Hauptproblem der letzten Zeit war, dass mein Thera sich zum Mächtigen über den analytischen Rahmen aufgeschwungen hatte. Plötzlich zog er uns in sein Büro um, in die "Privaträume" also, zu denen ich normal keinen Zugang haben sollte. Aber er entschied, die Couch auf Grund der Lärmbelästigung dorthinzubringen. Ich konnte nur zum Ergebnis mein Nicken und meine Verblüffung zufügen. ER entscheidet, wo der Rahmen gelockert wird und wo nicht.... Plötzlich hat er uns wieder umgezogen ins alte Zimmer. Ich muss es akzeptieren und kam mir einfach ausgeliefert vor. Er darf am Rahmen drehen, wie es ihm passt. Ich darf das natürlich nicht.
Als ich mir deine Worte durchgelesen habe kam mir sofort ein Vortrag im Sinn den ich gelesen habe:

Von der Couch zum Tanz: Das ruhige Liegen auf der Couch
http://www.lptw.de/archiv/vortrag/2006/guderian.pdf

Ich finde, deine Situation gibt ein gutes Beispiel für den Raum 2 wieder.

Ich befinde mich definitiv im Außenraum (Raum 1) und kann es mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen irgendwann mal im Raum 2 zu gelangen. Mir wäre es egal wo er die Stunden abhalten würde oder ob es jede Woche ein neuer Raum wäre, ob private Sachen dort stehen oder weis was ich. Denn das ist seine Sache. Das hätte für mich nichts mit Macht zu tun. Denn wenn ich meine Wohnung umgestalte geht das meinen Gästen auch nichts an. Halt meine Haltung aus der Sicht vom Außenraum.

Da du dich offensichtlich im Raum 2 bewegst, ist deine Reaktion und deine Emotionen darauf absolut nachvollziehbar und verständlich.

Was ich damit eigentlich sagen möchte, dass du es geschafft hast in den Raum 2 zu ziehen also sehr positiv.

Und was du hier schreibst:
Nach über eineinhalb Jahren hochfrequenter Analyse schaffe ich es immer noch nicht, mich von ihm getragen zu wissen, obwohl er mir im Grunde nie böse kam oder mich wirklich eindeutig verletzte. Was braucht es denn noch, damit ich endlich endlich Beziehungen leben kann??
Denke ich, wirst du haben wenn du im Raum 3 angekommen bist.

LG
Erdbeermütze

PS: Ich hoffe das ist jetzt nicht ganz daneben

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Freistil
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Beitrag Do., 24.06.2010, 11:21

Huch,
hier hat sich ja seit dem letzten Mal, dass ich im Thread war, noch eine ganze Menge getan.....
Mal sehen, wie ich darauf eingehe. Aber in jedem Fall erst einmal danke an alle, die hier noch weiter "an meinem Fall" nachgedacht haben.
freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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Freistil
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Beitrag Do., 24.06.2010, 12:19

Liebe Münchnerkindl,
münchnerkindl hat geschrieben: also wenn du das einigermassen akkurat wiedergegeben hast hört sich das an als würde er massiv auf dich, dein Verhalten und deine Bedürfnisse reagieren. Und zwar persönlich und nicht therapeutisch.

Ihr reagiert beide aufeinander, und ihr beide beharrt darauf daß ihr "Recht" habt. Wobei es natürlich so ist, daß der Therapeut der Dienstleister und die kompetente Person ist und auf dich und deine Bedürfnisse adäquat einzugehen hat und nicht umgekehrt, selbst wenn er sie nicht immer so erfüllen kann wie du das dir evtl wünschen würdest.
Ja, du hast da nicht unrecht, und genau das war der Wurm in vielen letzten Stunden. Das hat sich zu einer malignen Spirale entwickelt, aus der wir aber ZUM GLÜCK am Dienstag wieder herausgefunden haben! ch selbst bin verblüfft, wie menschlich-persönlich er doch oft auf mich reagiert. Aber exakt daran bin ich aller Voraussicht nach auch ziemlich mitschuld. Er hat mir schon öfter gesagt, dass ich eigentlich keine klassische Analysesituation zulasse. Ich bräuchte "mehr" von ihm, mehr Mensch, mehr Reaktion. Und es stimmt. Das führte irgendwie ja gerade auch zur ganzen Problematik, dass er aus irgendwelchen Gründen plötzlich von einer "sanfteren Analytikerhaltung" in den klassichen Modus umgeschaltet hatte, aber ich das nicht gut aushalten kann.

Mein Bild war: Er will mir das Schwimmen beibringen und er weiß, dass ich schwimmen kann, wenn ich es eben nur mal tun / wagen würde. Und er steht am Ufer und sieht mir dabei zu, wie ich ins Ertrinken komme, um mich schlage, Hilfe rufe. Aber er steht da und alles was er sagt ist: Schwimmen Sie doch einfach! Sie können das! Wenn ich Ihnen jetzt helfe, werden Sie es nicht lernen!
Aber er bleibt viel zu lange in dieser Haltung und ich schlucke Wasser um Wasser......
Endlich als ich ganz erschöpft bin, gibt er nach und rettet mich.

Das ist nur eine Deutung, ein Bild von mir. Aber so fühlte sich die letzte Zeit eben für mich an. Jetzt, da er mich doch gerettet hat, geht es wieder......
Hat was von Kindergarten. Ich hätte ganz ehrlich ein Problem, einen Menschen der sich so verhält und so was abzieht als fachlich kompetenten Therapeuten noch länger ernstnehmen zu können....
Naja, nö! Ich habe im Grunde größtes Vertrauen in seine Fachkompetenz und auch in ihn als Menschen. Sonst wäre ich da nicht mehr. Dass ich das in den Tiefenschichten leider nicht ganz leben kann, dieses Vertrauen, das sehe ich ein ums andere Mal, aber genau daran muss ich arbeiten. Ich erlebe das schließlich nicht nur bei meinem Analytiker bzw. in der Analysesituation, sondern ich sehe in aller Deutlichkeit, dass ich in der "analytischen Beziehung" mit ihm Muster wiederhole, in die ich immer und immer wieder in meinen Beziehungen, Partnerschaften etc. geraten bin und gerate.
Die Hoffnung und das Versprechen der Analyse ist, dass wir das angehen, verändern können, dieses Muster, indem ich es mit ihm wieder erlebe und wir es verstehen in unserer Live-Beziehung und eine neue bessere Erfahrung zusammen machen. Darauf vertraue ich.
Was das emotional aufgefangen werden angeht, ich nutze da imaginationsübungen, um mir das selbst zu verschaffen. Ist zwar nicht so gut wie von einer echten Person von aussen, aber es funktioniert immerhin gut genug, daß ich unabhängiger davon bin, was die Leute um mich rum tun oder nicht tun. Weil mich haben auch schon genug Leute NICHT aufgefangen, wenn ich es mal gebraucht hätte und ich habe gelernt, da eher weniger Erwartungen zu haben. Aber ganz ehrlich, manchmal tut es dann auch einfach gut, sich bei einer anderen Person fallenlassen zu können und aufgefangen zu werden. Da ist nichts verwerfliches dran, sich das zu wünschen und es auch mal zu bekommen.
Tja, genau da liegt eine meiner größten Baustellen. Ich erfahre dieses Aufgehobensein bei anderen leider nicht konstant. Das liegt - so viel weiß ich inzwischen, ob ich will oder nicht - an MIR! Ich weiß nicht, was hier der bessere Weg ist..... Soll ich z.B. über die von dir vorgeschlagenen Imaginationsübungen einfach autarker werden, obwohl ich ja lernen möchte, ANDEREN zu VERTRAUEN....?? Ich bleibe am Ball. Zum Glück habe ich aktuell in meinem Thera jemanden an meiner Seite dabei, auch wenn er ganz bestimmt, so wie jeder andere Mensch, seine Macken hat und seine Schwierigkeiten.

Deine Vorschläge, z.B. meditieren zu lernen oder Schweigen und Ruhe auszuhalten, sind nicht schlecht. Danke dafür! Ich habe da tatsächlich schon große Fortschritte gemacht, auch wenn Außenstehende das wohl nicht glauben könnten, wenn sie mich in der Analyse erleben.

LG f
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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Freistil
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Beitrag Do., 24.06.2010, 12:29

Anastasius hat geschrieben: Seit wann lässt sich "Germotze" nicht mehr deuten? Und wenn einer motzt (real oder vermeintlich) und der andere sich angemotzt fühlt, ist das sehr wohl eine Beziehung.
Mir kommt in den Kopf. Er sagt: "Frau Freistil, sie spielen nicht mehr mit, und ich werde so lange nichts mehr sagen, bis Sie wieder artig sind."
Lieber Anastasius,

exakt DAS habe ich eben auch gefühlt und ausgesprochen in meiner Therapie:
a) dass er doch, wenn er kreativ oder gelehrt genug sei, auch mein Gemotze oder die Angriffe auf ihn, deuten könne, aber er mich stattdessen mit seinem Schweigen bestrafe,
und b) dass er mir signalisiere, dass sich mein Auftreten nicht gehöre und er sich deswegen zurückziehe.

Daraufhin hat er am nächsten Tag tatsächlich wieder Schritte auf mich zu gemacht. Warum auch immer.....

Dass dir diese Bilder kamen, mag allerdings daran liegen, dass ich sie dir quasi nahegelegt habe in der Art, wie ich über meinen Analytiker schreibe. Allerdings gibts dazu wohl keine Alternative hier im Forum...

Mein Nick...... weshalb passt der nicht zur Analyse? Watt hastn du für ein Bild von Analyse? Wenn ich mehr Vertrauen hätte, würde ich wie ein freistil-Schwimmer in den Sphären meines Unterbewusstsein herumschwimmen und mit meinem Analytiker zusammen deuten und Abenteuer erleben. Nur leider bin ich noch ein Anfänger im freistil..................

LG und alles Gute dir,
freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 24.06.2010, 12:39

Freistil hat geschrieben:. Soll ich z.B. über die von dir vorgeschlagenen Imaginationsübungen einfach autarker werden, obwohl ich ja lernen möchte, ANDEREN zu VERTRAUEN....??
Also es ist ein Fakt des Lebens daß du anderen Personen nie "zu 100 Prozent vertrauen" können wirst. Alles andere ist einfach unrealistisch. Und ich setze das hier bewusst in Anführungsstriche. Was du hier mit Vertrauen verwechselst ist eine Erwartung von 100 Prozent Sehnsuchtserfüllung. Das hat nichts mit grundlegendem Vertrauen zu tun

Vertrauen muss ausbalanciert sein. Also weder ein unrealistisches Wolkenkuckucksheim noch paranoide Ängste. Sondern eine realistische Einschätzung, was ich von Person x oder y erwarten kann und was eben nicht, ohne Idealisierung oder unrealistische Ängste. Dann kann man ungezwungenen Spass mit einem Menschen haben.

Man kann sicher einigen Personen mehr vertrauen entgegenbringen ohne enttäuscht zu werden und anderen weniger. Aber es gibt KEINE Person da draussen von der du erwarten kannst, daß sie immer deine Bedürfnisse erfüllt.

Vertrauen ist für mich, die guten Seiten eines Menschen zu sehen und zu wertschätzen, ohne die schlechten ausblenden zu müssen.

Und du kannst anderen Menschen nicht vertrauen, wenn du dir selbst nicht vertraust. Vertrauen aus Unsicherheit heraus bringt dich nicht weiter, da es nur in ein Abhängigkeitsverhältnis führt.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Do., 24.06.2010, 12:46, insgesamt 4-mal geändert.

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~silence~
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Beitrag Do., 24.06.2010, 12:40

Freistil hat geschrieben:Wenn ich mehr Vertrauen hätte, würde ich wie ein freistil-Schwimmer in den Sphären meines Unterbewusstsein herumschwimmen und mit meinem Analytiker zusammen deuten und Abenteuer erleben.
Ja, da will ich auch hin!
"Mir geht es nicht gut", sagte die Seele ~
"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
"Dann lass mich krank werden", sagte der Körper ~
"Dann muss er auf Dich hören".

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candle
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Beitrag Do., 24.06.2010, 12:41

Freistil hat geschrieben:
Die Hoffnung und das Versprechen der Analyse ist, dass wir das angehen, verändern können, dieses Muster, indem ich es mit ihm wieder erlebe und wir es verstehen in unserer Live-Beziehung und eine neue bessere Erfahrung zusammen machen. Darauf vertraue ich.
Darf ich mal fragen, warum Du hier "WIR" ständig schreibst? Was hat das genau auf sich?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Beitrag Do., 24.06.2010, 12:53

Hallo Freistil,
Freistil hat geschrieben:dass er mir signalisiere, dass sich mein Auftreten nicht gehöre und er sich deswegen zurückziehe.
In der Therapie darf sich jeder, wenn`s nicht ganz arg ist, daneben benehmen! Außer der Theraupeut natürlich.
Freistil hat geschrieben:Dass dir diese Bilder kamen, mag allerdings daran liegen, dass ich sie dir quasi nahegelegt habe in der Art, wie ich über meinen Analytiker schreibe.
Stell dir vor Freistil, du hast sie mir gar nicht nehegelegt. Das waren meine sehr unabhängigen Überlegungen.
Freistil hat geschrieben:Mein Nick...... weshalb passt der nicht zur Analyse? . . . Wenn ich mehr Vertrauen hätte, würde ich wie ein freistil-Schwimmer in den Sphären meines Unterbewusstsein herumschwimmen

Du beziehst es auf dich. Ich meinte damit, der Stil der Analyse ist im Grunsatz recht eng und unbeweglich. Also alles andere als Freistil.

Gruß
Anastasius

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Freistil
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Beitrag Do., 24.06.2010, 12:57

Hallo liebe captcha,

dass du schlechte Erfahrungen mit der Analyse gemacht hast, tut mir leid!!! Es klingt wirklich nach einer wahnsinnig frustrierenden Erfahrung, was du beschreibst..... Und ich denke schon, dass es unter den vielen Therapeuten auch eine gute Zahl an "schwarzen Schafen" gibt - in allen Therapierichtungen. Und ich glaube, dass verschiedene Menschen bzw. verschiedene psychische Problemlagen von den verschiedenen Therapierichtungen und Therapeuten ganz unterschiedlich angesprochen werden. Durch manche dieser Konstellationen wird die psychische Situation besser und durch manche wird sie noch verschlimmert. DIE EINE BESTE LÖSUNG - die gibt es wohl leider nicht im Allgemeinen. Man muss - wenn man dazu die Kraft hat - gut darauf achten, was die Therapie und der Therapeut mit einem macht. Und ich hoffe schon, dass die Mehrzahl der Therapeuten auch mit darauf achtet, ob sie einem Patienten gut tun oder die Lage stagniert oder gar verschlechtert wird.

Bei mir persönlich ist es so, dass ich im Grunde die Erfahrung mache, in der Analyse genau an die Punkte in mir zu kommen, an denen meine Verstrickungen liegen und an denen ich krank bin. Es kann sein, dass das in einer anderen Therapierichtung auch der Fall wäre. Momentan denke ich, ich bin am Richtigen dran, gerade auch in den Krisen zwischen meinem Thera und mir. Ich wundere mich eigentlich, dass es nicht mehr Krisen und Streit und Verlassensdrohungen meinerseits gibt, denn das ist das normale Programm aller meiner engen Beziehungen leider..... Ich erinnere mich sogar daran, dass ich vor einiger Zeit zu meinem Analytiker sagte: "Ich verstehe das gar nicht. Das hier zwischen uns ist eine für mich total untypische Beziehung. Normal wäre viel mehr Streit, Konflikte ohne Ende, Verzweiflung, Verlassensdrohungen etc.. Ich wünschte, Herr X, da wäre auch mehr davon hier zwischen uns, dann könnten wir das endlich besser direkt bearbeiten!"

Vielleicht hat er mich ernst genommen und deswegen die Sache sich zuletzt mal zuspitzen lassen? Hmmm, wer weiß.

Tatsächlich habe ich in meinen Alltagsbeziehungen zu viele Belege, dass ich in JEDER engen Beziehung immer dem anderen den Vorwurf mache recht bald, dass ER mich nicht liebt, mich kühl behandelt, nicht da ist für mich etc.. Und immer reagieren die Angeklagten total verblüfft. Ich kann ihnen die Ehrlichkeit in der Reaktion ansehen, wenn sie sagen, sie lieben mich, sie sind für mich da usw. Aber ich kann nicht aus meinem Muster heraus. Schon aus diesem Erfahrungshintergrund kann ich es nicht abtun, was mein Analytiker sagt. Und ich ahne, dass da manche Selbsttäuschungen in meiner Wahrnehmung sind.Das ist verdammt unangenehm und es nimmt mir die Sicherheit, mir und meinen Wahrnehmungen zu trauen. Aber da ich begründet weiß, dass ich hier "anfällig" für falsche Wahrnehmungen/Deutungen bin, muss ich dran arbeiten, so sehr das mein Ego herausfordert......

Hier sind wir beide wahrscheinlich in einer anderen Ausgangssituation, captcha. Unsere "Problematik" ist wahrscheinlich einfach eine andere. Ich denke, die Analyse ist der richtige Weg für mich, auch wenn es weh tut manchmal. Aber das verwundert wohl nicht, dass so ein Unterfangen, das an Urmuster herangeht, hier und da tatsächlich weh tut.....

Was du an guten und geborgenen Erfahrungen aus deinen Therapien, die nicht Analyse waren, beschreibst, klingt sehr schön. Und vielleicht ist das irgendwann auch mal eine Option für mich. Momentan will ich, so lange ich nicht ohnmächtig werde, die Analyse weitergehen, weil ich tatsächlich Fortschritte sehen kann. Dass mir hier bestimmte Erfahrungen, Nähe, Blickkontakt, körperliche Wärme etc. seeehr fehlen, nehme ich in Kauf und entdecke diese Bedürfnisse während der Analyse mit einem anderen, vielleicht asketischeren Blick. Für immer ist das nicht. Und es ist eben auch kein Ersatz für eine echte Partnerschaft. Es ist THERAPIE.

Was den Baulärm usw. angeht, hat mein Analytiker ja tatsächlich nach KONKRETEN Lösungen gesucht und diese umgesetzt. Das ist für eine klassische Analyse nicht selbstverständlich, da hier vor allem jedes "Agieren" unterlassen werden soll (aus Gründen, die hier jetzt den Rahmen sprengen würden und besser ein Profi beantworten könnte als ich). Das fand ich sehr gut, dass er geprüft und entschieden hat, wo er den festen klassischen Analyserahmen punktuell verlässt, wenn er einfach nur mehr nachteilig ist. Wir sind umgezogen, er hat die Couch in einen anderen Raum getragen, er hat die Couch wieder zurückgetragen, er hat sie nun andersherum gedreht, damit ich und die anderen Patienten nicht mehr aufs Fenster und die Bauarbeiterschemen schauen müssen. Er agiert, wenn es nötig ist. Und darübr hinaus hat er seine klassische Analytikerhaltung mir und meinen Bedürfnissen angepasst. Gerade so weit, dass es noch Analyse ist und ich lernen kann, mich mehr und mehr getragen zu fühlen.

Du schreibst: "Andere Therapien schaffen Heilung in bloß 1h pro Woche." Hmm, ich kenne mich ein bisschen. Eine Wochenstunde würde bei mir nur an der Außenschale kratzen, da es um mein Beziehungsverhalten geht, um meine tieferen Beziehungsmuster und -schichten. Die möchte ich mit meinem Analytiker erleben / durchleben. Da braucht es wahrscheinlich eine hohe Frequenz. So funktioniert eben eine hochfrequente Analyse. Für alle Probleme ist das sicher nicht der richtige Zugang. Für meines scheint es mir bisher an den genau labilen Punkten anzukommen. Dass sowas gefährlich ist und Ängste in mir hervorruft, scheint mir nachvollziehbar.

LG und danke für deinen langen Beitrag,
f
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)

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