Liebe Münchnerkindl,
münchnerkindl hat geschrieben:
also wenn du das einigermassen akkurat wiedergegeben hast hört sich das an als würde er massiv auf dich, dein Verhalten und deine Bedürfnisse reagieren. Und zwar persönlich und nicht therapeutisch.
Ihr reagiert beide aufeinander, und ihr beide beharrt darauf daß ihr "Recht" habt. Wobei es natürlich so ist, daß der Therapeut der Dienstleister und die kompetente Person ist und auf dich und deine Bedürfnisse adäquat einzugehen hat und nicht umgekehrt, selbst wenn er sie nicht immer so erfüllen kann wie du das dir evtl wünschen würdest.
Ja, du hast da nicht unrecht, und genau das war der Wurm in vielen letzten Stunden. Das hat sich zu einer malignen Spirale entwickelt, aus der wir aber ZUM GLÜCK am Dienstag wieder herausgefunden haben! ch selbst bin verblüfft, wie menschlich-persönlich er doch oft auf mich reagiert. Aber exakt daran bin ich aller Voraussicht nach auch ziemlich mitschuld. Er hat mir schon öfter gesagt, dass ich eigentlich keine klassische Analysesituation zulasse. Ich bräuchte "mehr" von ihm, mehr Mensch, mehr Reaktion. Und es stimmt. Das führte irgendwie ja gerade auch zur ganzen Problematik, dass er aus irgendwelchen Gründen plötzlich von einer "sanfteren Analytikerhaltung" in den klassichen Modus umgeschaltet hatte, aber ich das nicht gut aushalten kann.
Mein Bild war: Er will mir das Schwimmen beibringen und er weiß, dass ich schwimmen kann, wenn ich es eben nur mal tun / wagen würde. Und er steht am Ufer und sieht mir dabei zu, wie ich ins Ertrinken komme, um mich schlage, Hilfe rufe. Aber er steht da und alles was er sagt ist: Schwimmen Sie doch einfach! Sie können das! Wenn ich Ihnen jetzt helfe, werden Sie es nicht lernen!
Aber er bleibt viel zu lange in dieser Haltung und ich schlucke Wasser um Wasser......
Endlich als ich ganz erschöpft bin, gibt er nach und rettet mich.
Das ist nur eine Deutung, ein Bild von mir. Aber so fühlte sich die letzte Zeit eben für mich an. Jetzt, da er mich doch gerettet hat, geht es wieder......
Hat was von Kindergarten. Ich hätte ganz ehrlich ein Problem, einen Menschen der sich so verhält und so was abzieht als fachlich kompetenten Therapeuten noch länger ernstnehmen zu können....
Naja, nö! Ich habe im Grunde größtes Vertrauen in seine Fachkompetenz und auch in ihn als Menschen. Sonst wäre ich da nicht mehr. Dass ich das in den Tiefenschichten leider nicht ganz leben kann, dieses Vertrauen, das sehe ich ein ums andere Mal, aber genau daran muss ich arbeiten. Ich erlebe das schließlich nicht nur bei meinem Analytiker bzw. in der Analysesituation, sondern ich sehe in aller Deutlichkeit, dass ich in der "analytischen Beziehung" mit ihm Muster wiederhole, in die ich immer und immer wieder in meinen Beziehungen, Partnerschaften etc. geraten bin und gerate.
Die Hoffnung und das Versprechen der Analyse ist, dass wir das angehen, verändern können, dieses Muster, indem ich es mit ihm wieder erlebe und wir es verstehen in unserer Live-Beziehung und eine neue bessere Erfahrung zusammen machen. Darauf vertraue ich.
Was das emotional aufgefangen werden angeht, ich nutze da imaginationsübungen, um mir das selbst zu verschaffen. Ist zwar nicht so gut wie von einer echten Person von aussen, aber es funktioniert immerhin gut genug, daß ich unabhängiger davon bin, was die Leute um mich rum tun oder nicht tun. Weil mich haben auch schon genug Leute NICHT aufgefangen, wenn ich es mal gebraucht hätte und ich habe gelernt, da eher weniger Erwartungen zu haben. Aber ganz ehrlich, manchmal tut es dann auch einfach gut, sich bei einer anderen Person fallenlassen zu können und aufgefangen zu werden. Da ist nichts verwerfliches dran, sich das zu wünschen und es auch mal zu bekommen.
Tja, genau da liegt eine meiner größten Baustellen. Ich erfahre dieses Aufgehobensein bei anderen leider nicht konstant. Das liegt - so viel weiß ich inzwischen, ob ich will oder nicht - an MIR! Ich weiß nicht, was hier der bessere Weg ist..... Soll ich z.B. über die von dir vorgeschlagenen Imaginationsübungen einfach autarker werden, obwohl ich ja lernen möchte, ANDEREN zu VERTRAUEN....?? Ich bleibe am Ball. Zum Glück habe ich aktuell in meinem Thera jemanden an meiner Seite dabei, auch wenn er ganz bestimmt, so wie jeder andere Mensch, seine Macken hat und seine Schwierigkeiten.
Deine Vorschläge, z.B. meditieren zu lernen oder Schweigen und Ruhe auszuhalten, sind nicht schlecht. Danke dafür! Ich habe da tatsächlich schon große Fortschritte gemacht, auch wenn Außenstehende das wohl nicht glauben könnten, wenn sie mich in der Analyse erleben.
LG f
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)