Aggression in unserer Beziehung

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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tomart
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Beitrag So., 04.07.2010, 10:07

1111 hat geschrieben:Bei der ersten Vorbesprechung hatte ich durchweg das Gefühl, dass der Therapeut mir die Wort im Mund verdreht.
Das kommt Dir nur so vor. Tatsache ist, dass Du noch viele Bereiche deiner Problematik verharmlost, deswegen kommt Dir das so vor, als würde der Therapeut dir das Wort im Mund umdrehen.
Zuallererst würde, so die Aussage des Therapeuten, an die Staatsanwaltschaft eine Information gegeben, dass ich an einer solchen Maßnahme teilnehme. Wenn jetzt eine Anzeige ins Haus flattern sollte, dann könnten die Therapeuten alles als Zeugen aussagen, was ich dort freimütig erzählt habe.
Und, wo ist jetzt das Problem? Du hast offenbar noch nicht begriffen, dass Du schon viele Male Straftaten begangen hast, die im äußersten Fall von Gefängnisstrafe bedroht sind! Willst Du also nach wie vor Deine Taten verheimlichen??
Sie hat Angst (ich aber auch), dass unser gesamten Leben damit auf ein sehr unsicheres Fundament gestellt würde.
Tja, dafür hast bereits Du gesorgt, durch wiederholtes Zuschlagen.
Dann kam aber der Punkt, an dem ich nicht mehr mitgehen konnte. Ich soll aus meinem Freundeskreis einen Paten selektieren, dem ich mein Problem schildere und ihn in die Maßnahme einweihe. Es darf kein Verwandter sein (auch nicht, wenn er weit weg wohnt). Ganz ehrlich: Ich habe drei Freunde, bei denen ich mir sicher bin, dass sie mir mein Verhalten nachsehen würden. Aber ich möchte keinen von Ihnen damit belasten. Ich belaste schon meine Familie mit meinem Verhalten. Meinen engsten Freund möchte ich nicht auch noch in ein seelisches Dilemma bringen. Er ist mein bester Freund, weil ich ihm nie etwas Schlechtes wünschen würde.
Na, da flunkerst Du aber ein wenig. Ich denke, eher, dass Du dich genierst und daher Dein Verhalten nicht öffentlich machen willst.
Grundsätzlich: Wie definierst Du "bester Freund"? Therapie hin oder her. Einer Deiner ersten Schritte sollte ohnehin sein, Dein Verhalten gegenüber Deinen (euren) engen Freunden öffentlich zu machen. Freunde werden Verständnis haben, und euch unterstützen. Alle anderen sind keine Freunde. Ausserdem ist das eine Hilfe für euch, einen anderen Weg einzuschlagen.

lG, Tomart
Zuletzt geändert von tomart am So., 04.07.2010, 10:33, insgesamt 1-mal geändert.

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foobar
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Beitrag So., 04.07.2010, 10:27

11111 hat geschrieben: Zuallererst würde, so die Aussage des Therapeuten, an die Staatsanwaltschaft eine Information gegeben, dass ich an einer solchen Maßnahme teilnehme. Wenn jetzt eine Anzeige ins Haus flattern sollte, dann könnten die Therapeuten alles als Zeugen aussagen, was ich dort freimütig erzählt habe. Ich hatte da meine Skepsis, hätte an dem Punkt aber noch zugestimmt, aber meine Frau will es nicht. Sie hat Angst (ich aber auch), dass unser gesamten Leben damit auf ein sehr unsicheres Fundament gestellt würde.
Wovor sollte Deine Frau denn Angst haben? Ich mein, die Theras können vor Gericht aussagen falls es zu einer Anzeige kommt. Soweit mir bekannt ist das schlagen seiner Frau ein Antragsdelikt (vielleicht ist hier ja ein Jurist unter uns der mich korrigieren kann falls ich falsch liege). D.h. beim nicht vorliegen eines weitergehenden öffentlichen Interesses bedarf es einer Anzeige Deiner Frau um das Fass zum rollen zu bringen. Deine Frau hat also Angst davor das Deine Frau Dich anzeigen könnte? Wo ist das Problem? Wenn Du Sie nicht mehr schlägst, dann wird Sie Dich auch nicht anzeigen.

Vielleicht nur mal so als kleiner Hinweis. Du hast Dich der Körperverletzung schuldig gemacht. Das sind nun die unangenehmen Folgen. Sei froh, dass das alles ist. Du könntest auch vor Gericht stehen!
Das Leben ist ein Sack voll Spaß und ich darf ihn aufmachen!

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tomart
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Beitrag So., 04.07.2010, 10:29

Hallo 1111,
Bevor ich weiterschreibe, will ich grunsätzlich festhalten, dass ich Deinen Weg gut und mutig finde, und dass Du einer der ganz wenigen Männer bist, die etwas unternehmen BEVOR sie dazu gezwungen sind (durch Gerichtsentscheid).

aber nun weiter im Text:
Die Gruppenmaßnahme wäre allerdings auch nur für mich. Meine Frau findet dort keine Therapiemöglichkeit.
???????
DU, und nur DU hast dieses Problem. Das hat mit Deiner Fau rein gar nichts zu tun! Ich bin sehr skeptisch, was Deine Problemlösungsstrategie betrifft, solange Du Deine eigene Gewalttätigkeit in irgendeiner Weise mit anderen Menschen in Beziehung setzt.

Ich halte Deine Teilnahme an einer Gruppentherapie für unverzichtbar. Erstens musst Du dort vor mehreren Menschen über Deine Gewalttätigkeit sprechen. Zweitens wirst Du dort mit dem Verhalten anderer Gewalttäter konfrontiert, und kannst Dich dort sozusagen "in den Spiegel" schauen. Du wirst Dich irgendwann von der Legende verabschieden, dass Du "eigentlich nicht so einer bist". Das ist absolut essentiell, denn Du wirst (hoffentlich) ziemlich bald entdecken, dass Du sehr wohl "so einer" bist. In einem Deiner ersten Postings schreibst Du sinngemäß, dass Du zwei Gesichter hättest. Das ist so ein typischer Irrtum von gewalttätigen Menschen (ja, das Problem gibt es auch (zunehmend) bei Frauen). Es gibt keine 2 Gesichter, Deine Gewalt ist ein Teil Deiner Persönlichkeit. Schon alleine deswegen, sollte z.B. Dein bester Freund auch diesen Teil Deiner Persönlichkeit kennenlernen.

Es kann ja sein, dass deine Frau eigene Probleme hat, die sie evtl. auch mit therapeutischer Hilfe lösen sollte (könnte). Es kann ja auch sein, dass ihr Eheprobleme habt, die ihr im Rahmen einer Paartherapie lösen könnt. (Allerdings würde ich diesbezüglich zum Motto "..eines nach dem anderen, und immer schön langsam.." raten.

Aber, und evtl. hast Du schon gemerkt, dass ich bei diesem Thema durchaus Kompetenzen vorzuweisen habe, sage ich Dir nochmals.
1.) Du hast ein "Anger-Management"-Problem. Leider kenne ich keinen deutschen Ausdruck, der das Problem auch nur annähernd so gut beschreibt.
2.) Du hast ein Gewaltproblem.

Und im Rahmen deiner Therapie(en) wirst Du zusätzliche Probleme und vor allem Ursachen entdecken.
Das könnten beispielsweise sein: Mangelnder Respekt und Achtung vor Frauen, Probleme mit deinem Mann-sein, ein massives Selbstwertproblem (da will ich mal als Amateur-Hobby-Psychologe einen massiven Verdacht aussprechen ), verdrängte Ängste....usw.

Ich hoffe sehr, Du begibst dich auf diesen Weg.

lG, Tomart

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münchnerkindl
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Beitrag So., 04.07.2010, 11:41

1111 hat geschrieben: Ich habe immer geglaubt, dass ich ein ganz normaler Mensch sei, der gut mit anderen auskommt und erfolgreich ist. Leider stimmt das nicht ganz, denn ich habe zwei Gesichter.

Wenn ich unter anderen Menschen bin, dann bin ich in der Lage, mich selbst zu beherrschen und sozialkonform zu verhalten.
Dieser letzte Satz gibt mir echt zu denken. Nämlich daß du dich offenbar zusammennehmen musst um dich sozialkonform zu verhalten. Was absolut unnormal ist, die meisten Leute haben von natur aus keine Probleme sich in zumindest überwiegend sozialkonform zu verhalten.

Da hast du keine zwei Gesichter, sondern nur eines, nämlich das eines im gewalttätigen Menschen ohne Achtung vor anderen Menschen, der aber in der Lage ist, sich in der Öffentlichkeit soweit zusammenzunehmen, daß diese antisoziale Ader nicht auffällt.

Man kann deiner Frau nur raten, das weite zu suchen.

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foobar
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Beitrag So., 04.07.2010, 12:15

@11111

Ich muss ich mich münchnerkindl prinzipiell anschliessen. Ich denke Dir ist im Moment noch überhaupt nicht bewusst wie gefährlich anders als "normale" Menschen Du in dem Bereich des Konfliktmanagements bist. Das ist ja auch kein Wunder. Du kennst ja vom Innenleben nur Dich selbst und das erscheint für Dich deshalb wahrscheinlich erstmal normal. Vielleicht denkst Du das alle Menschen sich zusammenreissen müssen und das Dir das nur besonders schwer fällt. Dem ist nicht so! Ich stehe auch ab und zu mal in Konflikten und es kommt bei mir nicht dazu, dass ich mich irgendwie zurückhalten müsste um nicht zuzuschlagen. Ich komme wie die meisten anderen Menschen nicht mal auf die Idee das ich mit Gewalt irgendeinen zwischenmenschlichen Konflikt lösen könnte. Für mich ist die Idee einen solchen Konflikt mit Gewalt zu lösen ähnlich surreal wie die Idee, dass ich durch die Bestellung einer Pizza beim Lieferdienst die Höhe meines Einkommens beeinflussen könnte. Will heissen: Beides ist für mich nicht mal einen Gedanken wert.

Deine Frau ist bei all dem erstmal aussen vor. Es mag sein, dass auch Sie einen Anteil daran hat das die Konflikte eskalieren aber das ist erstmal nicht das Problem. Das Problem ist erstmal nur das Du zuschlägst. Alles andere ist zweitrangig. Einfach weil alles andere völlig unabhängig von Deiner prinzipiellen Bereitschaft zur Gewalt ist.

Es ist auf jeden Fall gut, dass Du Dein Problem jetzt angehst. Ich denke Du wirst viel lernen und Du wirst überraschende Momente haben. Das Dir das erstmal schwer fällt und das Du Dich missverstanden / unwohl dabei fühlst ist normal. Du hast 35 Jahre mit Dir selbst und Deinen Einstellungen und Gefühlen gelebt. Es ist nicht einfach das alles zu überdenken. Das ist ein Prozess und der kann sicherlich auch sehr unangenehm sein. Du solltest Dich trotzdem darauf einlassen. Nicht nur wegen Deiner Frau sondern vor allem auch wegen Dir selbst!
Das Leben ist ein Sack voll Spaß und ich darf ihn aufmachen!

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münchnerkindl
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Beitrag So., 04.07.2010, 12:30

foobar hat geschrieben: Deine Frau ist bei all dem erstmal aussen vor. Es mag sein, dass auch Sie einen Anteil daran hat das die Konflikte eskalieren aber das ist erstmal nicht das Problem. Das Problem ist erstmal nur das Du zuschlägst. Alles andere ist zweitrangig. Einfach weil alles andere völlig unabhängig von Deiner prinzipiellen Bereitschaft zur Gewalt ist.
Jepp. Weil wenn ein Partner so ein "Nervpotential" an sich hat, daß es einen häufig dermassen reizt, dann überlegt ich mir doch, mich zu trennen, oder? Weil wieso sollte man mit einem Menschen zusammenbleiben, der so viel Unfrieden in das eigenen Leben bringt. Du hast jederzeit die Wahl zu gehen, wenn du mit der Beziehung nicht zufrieden bist.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 04.07.2010, 12:45

foobar hat geschrieben: Ich muss ich mich münchnerkindl prinzipiell anschliessen. Ich denke Dir ist im Moment noch überhaupt nicht bewusst wie gefährlich anders als "normale" Menschen Du in dem Bereich des Konfliktmanagements bist. Das ist ja auch kein Wunder. Du kennst ja vom Innenleben nur Dich selbst und das erscheint für Dich deshalb wahrscheinlich erstmal normal.!
Naja, die meisten "gewalttätigen" Menschen die als solche auffallen sind Leute, die verbal unfair und verletzend sind.
Und das sind meist Leute, die das auch völlig offen und unverholen praktizieren und keine Anstalten machen, ihre Gesinnung zu verheimlichen. Die halten sich aber auch im allgemeinen für prinzipiell im Recht mit ihren aggressiven Äusserungen.

Wobei ich es toll finde, daß du erkennst, daß es so nicht weitergehen kann und wirklcih was verändern willst !

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1111
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Beitrag So., 04.07.2010, 19:21

Hallo zusammen,

Ihr habt ja ganz ordentlich geschrieben. Darauf möchte ich auch gerne antworten:

@sainkho: Du argumentierst sehr gut. Aus diesem Blickwinkel habe ich die Fragestellung noch nie betrachtet. Ich werde Deine Ausführungen ganz bestimmt in meine Überlegungen einbeziehen. Es gibt leider einen Haken, den Du sicherlich ebenfalls nicht akzeptieren wirst, aber: Ob die Freunde, die ich für meine besten halte, es auch wirklich sind, erfahre ich erst danach. Wenn es hart kommt, stehe ich anschließend ohne Freunde da. Und wenn man mal ganz ehrlich ist: Hat nicht jeder irgendwelche Dinge, die man seinen Freunden nicht erzählt, weil man sich dafür schämt? Das hier mag ein ganz schöner Klops sein, zugegeben, aber dennoch bleibt es meine Entscheidung, ob ich es mitteile oder nicht. Ich werde darüber sicherlich nachdenken, aber die Entscheidung treffe ich nicht aus dem Bauch heraus.

@münchnerkindl: Ich trenne mich nicht von meiner Frau, weil ich sie liebe. Das ist vollkommen losgelöst von meinem Gewaltproblem ein Fakt. Du wirst vielleicht argumentieren, dass man niemanden schlägt, den man liebt, aber ich kann Dir versichern: das passiert. Ich liebe meine Frau. Ich habe sie immer geliebt und sie ist der einzige Mensch, mit dem ich meine Zukunft verbringen möchte. Und gerade deswegen will ich, dass es ein Ende hat.
Zu der Sache mit dem Beherrschen: Vielleicht glaubst Du mir das jetzt nicht, aber es war falsch formuliert. Als Jugendlicher habe ich mich drei Mal geprügelt. Das mag Euch unverständlich erscheinen, aber ich kenne jede Menge Menschen, die das als Jugendlich auch getan haben. Ich vermute nicht, dass jeder meiner Freunde ein solches Problem hat wie ich, nur weil er das als Jugendlicher getan hat. Ich habe bei keinem anderen Menschen jemals den Wunsch verspürt, zuzuschlagen (seit ich erwachsen bin). Mich können andere Personen einfach nicht so stark reizen (wobei ich nicht wüsste, wozu man mich bringen könnte, wenn man meinen Kindern etwas antut). Im Straßenverkehr rege ich mich ebenfalls sehr schnell auf und dann auch sehr heftig. Das sind die beiden Bereiche, in denen ich von Gewalt sprechen würde: Zuhause und im Straßenverkehr (hier aber verbal).

@tomart: Ich denke, dass ich weiß, was Du meinst. Mir wird wirklich langsam bewußt, wieviele Probleme mehr ich tatsächlich habe. Ganz besonders, weil in einer so großen Gruppe so stark von meinen Vorstellungen abweichende Meinungen bestehen. Ich bin nicht normal. Natürlich. Es wäre schlimm, wenn das normal wäre. Aber ich denke auch, dass jeder Täter einfach das Recht darauf hat, zu hoffen, dass er nicht für seine Taten bestraft wird. Das ist vollkommen natürlich. Wenn ich eine Straftat begehe, dann will ich auf keinen Fall, dass das jemand erfährt. Ich werde eine Therapie machen, dass ist so sicher wie das Amen in der Kirche, aber ich werde nicht freiwillig Informationen darüber an die Staatsanwaltschaft weitergeben lassen. Es hat sich tatsächlich etwas in der Gesetzgebung geändert: Die Frau muss nicht mehr die Anzeige schreiben. Heute reicht es, wenn ein Nachbar die Polizei anruft. Die müssen dann eine Anzeige schreiben und dann hängt es nur noch von der Beweislage ab, ob die Staatsanwaltschaft interveniert. Ich persönliche habe nicht den Hang dazu, dabei noch zu helfen. Ich gehöre bestraft, keine Frage. Aber ich will es natürlich nicht und freiwillig werde ich mich nicht melden. Ich versuche, über eine Therapie mein Verhalten zu ändern. Was geschehen ist, wird eine Strafe nicht ungeschehen machen. Ich bezweifle aber auch, dass es wirklich hilft, wenn ich vorbestraft wäre und meinen Job deswegen nicht mehr machen könnte. Das ist im Wesentlichen der Grund, warum meine Frau die Gruppentherapie ablehnt.
Trotz allem, was ich ihr angetan habe, liebt sie mich auch und möchte mich und unsere Familie nicht verlieren. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass sie über meine Entscheidung bezüglich einer Therapie sehr froh war und sicherlich auch erleichtert. Ich glaube nur ernsthaft, dass eine Bestrafung mein Verhalten nicht ändern würde. Das kann nur eine gescheite Therapie. Und in letzter Instanz wohl nur ich selbst, nur alleine funktioniert das offenbar nicht.

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1111
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Beitrag So., 04.07.2010, 19:23

Sicherlich hätte ich gerne ein Allheilmittel: Mit dem Finger schnippen, ein Mal zusammenreißen und es ist gut. Habe ich probiert, funktioniert nicht. Aber sicherlich wünscht sich das jeder und ich glaube auch, dass jeder vor einer Therapie die Hoffnung hat, dass es schnell geht und einfach ist. Verboten ist es sicher nicht, das zu glauben, aber ich danke Euch, dass Ihr mich darauf aufmerksam gemacht habt, dass es so einfach nicht sein wird.
Zur Gruppentherapie: ich berufe mich auf eine der ersten Aussagen die hier gemacht wurde: Ich muss mich mit der Therapie und dem Therapeuten wohlfühlen. Und das tue ich bei der AWO nicht. Der Mann war mir nicht besonders sympathisch. Das ist eigentlich auch einer der Hauptgründe. Ich muss jemanden finden, den ich zumindest sympathisch finde, denn nur dann kann ich ihm auch vertrauen (oder ihr, wobei ich denke, dass ich eher einen Mann suche). Interessanterweise akzeptiere ich die Authorität von Männer einfach mehr als die von Frauen. Ich vermute, dass ist auch Teil des Problems.


Ich wünsche Euch was
1111

PS: es waren mehr als 5000 Zeichen, deswegen kommt der Schluss erst jetzt

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münchnerkindl
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Beitrag So., 04.07.2010, 19:31

Hi,

was ich mir evtl vorstellen könnte was beim regulieren deiner heftigen emotionalen Reaktionen hilft, wenn du es regelmässig übst ist Ruhiges Verweilen Meditation.

Also jetzt nicht als Rreligion oder sowas, sondern als Übung im achtsamen Umgang mit Emotionen.

Wenn du in einer grösseren Stadt wohnst gibt es sicherlich ein seriöses Angebot in der Richtung, am Anfang in der Gruppe und mit kompetenter Anleitung.

Ich finde in einem Fall wie deinem eine Bestrafung auch eher sinnlos. Weil du willst ja was ändern und bist auch bereit was dafür zu tun. Und eine Strafe die irgendwas schon geschehenes wiedergutmacht gibt es nicht und könnte evtl sogar demotivierend wirken wenn man ja dohc was ändern will und dann dafür noch eins drübergebraten kriegt.

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tomart
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Beitrag So., 04.07.2010, 19:46

münchnerkindl hat geschrieben:Nämlich daß du dich offenbar zusammennehmen musst um dich sozialkonform zu verhalten. Was absolut unnormal ist, die meisten Leute haben von natur aus keine Probleme sich in zumindest überwiegend sozialkonform zu verhalten.

Da hast du keine zwei Gesichter, sondern nur eines, nämlich das eines im gewalttätigen Menschen ohne Achtung vor anderen Menschen, der aber in der Lage ist, sich in der Öffentlichkeit soweit zusammenzunehmen, daß diese antisoziale Ader nicht auffällt.

Man kann deiner Frau nur raten, das weite zu suchen.
Habe selten soviel geballten "Holler" in einem einzigen Posting gelesen. (für Postings dieser Art gibt es andere Foren (z.B. von Zeitungen mit großen Buchstaben und vielen Bildern.))

Der TE wendet sich an uns und sucht Hilfe, redet offen über sein Problem, und du hast nichts besseres zu tun als zu urteilen, vom hohen moralischen Ross runterzuschauen und darüber zu schwadronieren, was "normal" ist, oder was "die meisten Menschen" tun oder nichttun.

Es kann ja sein, dass dich der thread emotional zu sehr aufwühlt, aber es zwingt dich ja niemand hier zu schreiben.

lG, Tomart

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tomart
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Beitrag So., 04.07.2010, 20:25

1111 hat geschrieben:..Es gibt leider einen Haken, den Du sicherlich ebenfalls nicht akzeptieren wirst, aber: Ob die Freunde, die ich für meine besten halte, es auch wirklich sind, erfahre ich erst danach. Wenn es hart kommt, stehe ich anschließend ohne Freunde da. Und wenn man mal ganz ehrlich ist: Hat nicht jeder irgendwelche Dinge, die man seinen Freunden nicht erzählt, weil man sich dafür schämt? Das hier mag ein ganz schöner Klops sein, zugegeben, aber dennoch bleibt es meine Entscheidung, ob ich es mitteile oder nicht. Ich werde darüber sicherlich nachdenken, aber die Entscheidung treffe ich nicht aus dem Bauch heraus..
Oje, oje... ich bin skeptisch. Die typische Leier eines Beziehungstäters. Alles schön weiter unter der Decke halten, weiter vertuschen, weiter die heile Fassade aufrecht erhalten. Es wäre durchaus wichtig, dass Deine Freunde auch diese Seite von Dir kennen. Und solange du keine weiteren strafbaren Handlungen setzt, ist es auch egal ob der Staatsanwalt weiß, dass du eine Gruppentherapie machst. (hast du dir schon mal überlegt, dass diese Vorgehensweise der Beratungseinrichtung einen Sinn und Zweck haben könnte?). Ich bin sehr skeptisch, dass (nur) eine Gesprächstherapie helfen wird, m.E. benötigst Due ein intensives Anti-Gewalt-Training (ebendieses 6-Monatsprogramm, in Wien sind es übrigens 9 monate) und vor allem die Konfrontation mit anderen Gewalttätern.

Jetzt ist dein Elan noch groß, aber es wird mehr und mehr nachlassen. Wenn ich mir den thread so durchlese, beginnst du bereits zurückzurudern und zu relativieren. ("..Naja das Programm mach ich nicht, weil ich um meine Familie fürchte, und meinem besten Freund erzähl ich auch nix, weil ich ihn nicht "belasten" will.... Bullshit!, sorry.) Selbst mit Training und Intesivtherapie, selbst wenn es alle deine Freunde wissen (was ja einen zusätzliche Hürde für deinen "Weg zur Gewalt" ist, und somit eine Hilfe), selbst mit all diesen Hilfen schafft es nur ein Teil der Männer, gewaltfrei zu werden.

Irgendwann wird ein Streit mit deiner Frau wieder eskalieren......

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linaa
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Beitrag So., 04.07.2010, 22:46

Hallo 1111,
münchnerkindl hat geschrieben:Ich bezweifle aber auch, dass es wirklich hilft, wenn ich vorbestraft wäre und meinen Job deswegen nicht mehr machen könnte. Das ist im Wesentlichen der Grund, warum meine Frau die Gruppentherapie ablehnt.
Meinst Du nicht, daß der wesentliche Grund, warum Deine Frau die Gruppentherapie ablehnt, der gleiche sein könnte, den Du aufführst?
Daß sie sich schämt, das alles öffentlich zu machen, auch in der Opferrolle schämt man sich seines Verhaltens aber auch seiner Gefühle.

Was die Gefühle Deiner Frau angeht, hast Du schon darüber nachgedacht, daß auch sie das alles nicht so einfach verarbeiten und vergessen kann. Was wenn Deine Strafe ihr Mißtrauen Dir gegenüber ist. Du hast geschrieben, daß auch ihr Verhalten sich verändert hat.
Du schreibst jetzt schon, daß Dich ihr Verhalten provoziert, was ist erst dann, wenn Du es gut meinst und sie Dir trotzdem nicht vertrauen kann.
tomart hat geschrieben:Alles schön weiter unter der Decke halten, weiter vertuschen, weiter die heile Fassade aufrecht erhalten. Es wäre durchaus wichtig, dass Deine Freunde auch diese Seite von Dir kennen.
Das ist ein Punkt den Du nicht außer Acht lassen solltest.
Wenn ihr beide gegenüber Euren Freunden ehrlich seid, wird es auch für Deine Frau leichter mit der Situation umzugehen, weil sie dann endlich über ihre Gefühle reden kann, ohne Dir gegenüber ein schlechtes Gewissen, bzw. Angst zu haben.
tomart hat geschrieben:Irgendwann wird ein Streit mit deiner Frau wieder eskalieren.....

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Beitrag Mo., 05.07.2010, 17:05

Hallo zusammen,

@tomart: Ich glaube ernsthaft nicht, dass das Involvieren meiner Freunde weiterhilft. Meine Frau und ich leben mit unseren Kindern hier bereits seit einigen Jahren. Ich bin aus beruflichen Gründen hierher gezogen und ich arbeite sehr viel. Ich arbeite so viel, dass ich hier in vier Jahren keine einzige Freundschaft geschlossen habe. Meine Freunde wohnen mindestens 200km von uns entfernt. Unsere Treffen beschränken sich auf ca. alle 3-4 Monate. Hier ist niemand (niemand!), den ich auch nur annähernd einen Freund nennen würde. Ich kenne nicht einmal unsere Nachbarn. Und: Nein, ich bin nicht kontakscheu, ich habe nur keine Lust und Zeit gehabt, mir hier einen neuen Freundeskreis aufzubauen. Außerdem lagen meine Prioritäten etwas anders. Ich weiß nicht, wie Ihr Freunde definiert, aber die Kontakthäufigkeit war früher sicherlich grösser. Meine Freunde freuen sich, wenn Sie mich sehen, aber wie intensiv unsere Freundschaften tatsächlich noch sind, mag ich nicht abschätzen. Ich schätze das Risiko, sie zu verlieren, aber zumindest als hoch genug ein, dass ich diesen Schritt nicht gehen möchte. Außerdem: Was nutzt ein Freund in einer Eskalation, wenn er 200km weit weg wohnt?!

Meine Familie wohnt im übrigen noch weiter weg. Und ich bin sicherlich zu einigem fähig, aber nicht dazu, meinem Vater zu sagen, was aus seinem Sohn geworden ist. Und hier spreche ich tatsächlich davon, dass ich ihn nicht verletzen möchte, ob Du das nun glaubst oder nicht.

Ich weiß ja nicht einmal, wo mein Problem liegt. Morgen haben wir einen Termin bei der psychotherapeutischen Beratungsstelle (hatte ich, glaube ich, auch schon in irgendeinem Thread geschrieben). Ich höre mir erst einmal das Gespräch an und suche mir danach einen Therapeuten. Vielleicht sagt er mir dann ja auch, dass ich eine Gruppentherapie machen soll. Vielleicht kann er mich aber auch über mögliche rechtliche Folgen aufklären. Vielleicht sollte ich mir auch einen Anwalt nehmen. Ich weiß es nicht. Und wenn das resigniert klingt, dann stimmt das sicherlich. Aber ich gebe nicht auf. Du kennst mich nicht, ich weiß. Aber wer mich kennt, der wird Dir bestätigen, dass ich in mancher Beziehung ein schlechter Mensch bin, aber eine Eigenschaft hat mich immer ausgezeichnet, und das war Durchhaltevermögen, auch wenn es aussichtslos aussah. Ich möchte meine Vita hier nicht hinschreiben, aber ich versichere Dir: Aufgeben werde ich nicht.

Ich empfinde es nur als sehr frustrierend zu sehen, wie weit ich tatsächlich vom "Normalen" weg bin. Ich bin enttäuscht von mir selbst. Alles, was ich bisher als meine Stärken aufgezählt habe, kristallisiert sich als meine größten Schwächen heraus. Ich weiß nicht, ob Du nachvollziehen kannst, welche Selbstzweifel das auslöst. Ich fühle mich einfach unwohl im Moment. Ich bin mit mir selbst nicht mehr zufrieden.


Ich wünsche Euch was
1111

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leise
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Beiträge: 710

Beitrag Mo., 05.07.2010, 19:30

Hallo 1111,

ich weiß nicht, was ich von Dir halten soll.

Was zögerst Du denn da so lange und rennst von einer Beratung zur anderen. Such Dir endlich einen Therapeuten, mach einen Termin und geh da hin. Probier es einfach aus. Du willst Dich doch ändern, also los, dann mach doch endlich, da wird herumdiskutiert und nichts geschieht. Du redest hier groß von Ausdauer, Du fängst ja nicht mal an!

Das Einzige das mich grad freut und das beklemmende Gefühl, das ich beim Lesen Deiner Zeilen krieg, etwas dämpft, ist Deine Erkenntnis, dass
1111 hat geschrieben:Alles, was ich bisher als meine Stärken aufgezählt habe, kristallisiert sich als meine größten Schwächen heraus.
Es wird Zeit, dass Du endlich ehrlich wirst mit Dir.
Ich hoffe für Dich und Deine Familie, dass Du über dieses Durchhaltevermögen verfügst, dass Du hier so toll beschreibst Nr. 1111, und auch wirklich bereit bist Dich zu ändern. Das musst Du nämlich selber tun, auch der einfühlsamste Therapeut kann Dir diese harte Arbeit nicht abnehmen. Es wird weh tun!

Also, jetzt mach endlich was!
ungeduldig grüßt Dich
leise

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