Freundin bei der selben Therapeutin wie ich?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 08.11.2019, 21:36

Sehr hat geschrieben: Fr., 08.11.2019, 17:58 Das hat eher was von "wer gefällt dem Therapeuten besser, wen mag er lieber" so als wären da Kinder, die ihm ihr selbstgezeichnetes Bild unter die Nase halten und hoffen.. vielleicht mal den Glitzersticker ins Heft zu bekommen.
Der Vergleich gefällt mir. Hier im Forum kann man ja auch oft lesen, wie um die Gunst vom Therapeuten geeifert wird. "Er guckt bei MIR nicht auf die Uhr!", "Er sagt MIR dass er noch nie so eine gute/intelligente/......./ Patientin hatte.

Und ganz zum Schluss: Das Stundenkontingent ist erschöpft, und es gibt keine Sondergenehmigung für noch eine Verlängerung. Der Therapeut (der oft eher als "Freund" betrachtet wird), sieht seinen Job doch nur als Job und wird nicht ehrenamtlich mit weiteren Stunden aufwarten....
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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Noenergetik
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Beitrag Fr., 08.11.2019, 22:10

Ja und trotzdem ist es normal und nur allzu menschlich.

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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 08.11.2019, 22:47

Menschlich sicher, aber normal (der Norm entsprechend)? Das finde ich nun nicht.
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spirit-cologne
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Beitrag Sa., 09.11.2019, 01:37

Ja klar, deshalb gehen Menschen ja in Therapie, weil sie in jeder Hinsicht der Norm entsprechen...

Es soll sogar Menschen geben, die wegen ihrem Hang zur Eifersucht eine Therapie machen (weil sie sich damit jede Beziehung kaputt machen). Ich finde es auch etwas befremdlich, wie man es gerade in einem Psychotherapie-Forum lustig finden kann, dass es Menschen gibt, die Probleme in der Beziehungsgestaltung haben, sei es Eifersucht, Neid, Rivalität oder auch Abhängigkeit.

Therapeutische Arbeit ist immer auch Beziehungsarbeit und dabei tauchen alle Mechanismen auf, die auch im Alltag problematisch sind und das hat der Therapeut im Auge zu behalten. Ohne eine gute therapeutische Beziehung sind therapeutische Erfolge kaum möglich und deshalb ist es eine der wichtigsten Aufgaben des Therapeuten, die therapeutische Beziehung immer im Blick zu haben und alle Störungen der Beziehung zu vermeiden und dazu gehören in jedem Fall auch mögliche Verstrickungen mit Bezugspersonen der Patienten, selbst wenn sie nicht zwangsläufig entstehen müssen.

Was aber in meinen Augen das noch größere Problem ist, ist die Verletzung der Schweigepflicht. Egal wie professionell ein Therapeut ist, er ist kein perfekter Schauspieler. Selbst wenn er nicht ausdrücklich etwas sagt, so kann er (möglicher weise sogar ohne es selbst zu bemerken) schon alleine durch sein Verhalten, Körpersprache usw. verraten, dass er bestimmte Informationen schon kennt, aus denen die Patienten schließen können, dass sie nur von der Bezugsperson stammen können. Ganz davon abgesehen, kann es auch dem professionellsten Therapeuten passieren, dass er wenn er von 2 Personen 2 Versionen der gleichen Ereignisse hört, auch mal durcheinander kommen kann, was er von wem gehört hat und so unbeabsichtigt gegen die Schweigepflicht verstößt.

Was ich absolut nicht in Ordnung ist, ist sowas "hinter dem Rücken" des Therapeuten einzufädeln ohne es ihm zu erzählen, denn selbst wenn es für die beiden Patientinnen unproblematisch ist, so kann es ja für den Therapeuten ein Problem sein und der hat auch ein Recht sich zu entscheiden, ob er das will oder nicht. Wenn das zufällig und unbeabsichtigt passiert, dass beide ohne es zu wissen beim selben Therapeuten landen, dann muss man halt schauen, was die beste Lösung ist, wenn es auffliegt.
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Aeris
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Beitrag Sa., 09.11.2019, 01:43

Sehr hat geschrieben: Fr., 08.11.2019, 17:58 Das hat eher was von "wer gefällt dem Therapeuten besser, wen mag er lieber" so als wären da Kinder, die ihm ihr selbstgezeichnetes Bild unter die Nase halten und hoffen.. vielleicht mal den Glitzersticker ins Heft zu bekommen.
Warst du mal stationär in der Psychiatrie? Da erlebt man so einiges. Und die meisten Patient*innen kennen sich dort erst ein paar Wochen lang. Außerdem tragen einige Psychiatriepatient*innen eine ausgeprägte Selbstwertproblematik mit sich herum.

Gewetteifert wird über vieles, gerade in der Psychiatrie. Wer bekommt die meiste Aufmerksamkeit, wer ist kränker/ wer hat es schwerer, wer hat den/die besten Bezugspfleger/Schwester, wer wird vom Therapeuten oder Arzt lieber gemocht, bei wem dauert die Visite länger? Und ganz ehrlich, es sind nicht nur die jüngeren Patienten, die sich diesem „Spiel“ anschließen, das geht durch fast alle Altersklassen.

Und nun sag mir, wieso sollte es anders sein, wenn sich zwei Menschen, die sich nahestehen, den Therapeuten teilen?

Ich freue mich ehrlich für dich, wenn du sowas bisher nicht erleben musstest und du in einem total reifen und erwachsenen und niemals kindlichen oder gar kindischen Umfeld lebst. Aber ob sich das auf die Allgemeinheit übertragen lässt, bezweifele ich.

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Aeris
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Beitrag Sa., 09.11.2019, 01:50

Jolo hat geschrieben: Fr., 08.11.2019, 17:53
Volle Zustimmung. Das sehe ich genauso. Es geht ja nicht um die Freundschaft. Wir haben komplett andere Themen.
Wetteifern? Aus dem Alter sind wir raus. Da muss ich jetzt echt lachen 😂
Und wenn es dann doch irgendwann mal um die Freundschaft geht, was dann? Kannst du ausschließen, das so etwas passiert? Bei dir und der Freundin/dem Freund? Was das Alter betrifft, dazu habe ich im Beitrag drüber etwas geschrieben.

Liebe Grüße
Aeris
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Noenergetik
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Beitrag Sa., 09.11.2019, 05:30

Okay, der Norm entsprechend war nicht richtig ausgedrückt von mir.
Was ich sagen wollte war, dass es in Therapien natürlich vorkommt, dass es darum geht, wen hat den Therapeuten am liebsten.
Erwähnte ich schon.

(Was die Freundschaft angeht, gerade durch die Therapie könnten Themen angestoßen werden, die Euch jetzt noch gar nicht bewusst sind.)

(Ich frage mich jetzt gerade sowieso, weshalb hier darüber geschrieben wird, wenn Ihr Euch so sicher seid ?)

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stern
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Beitrag Sa., 09.11.2019, 07:07

Beim Mann ist oder war auch im Gespräch, dass er in eine Einzeltherapie zu diesem Therapeuten geht. Hier wären die Themen dann vielleicht nicht mehr so unterschiedlich. ;)

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candle.
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Beitrag Sa., 09.11.2019, 08:59

Ja Gruppentherapie mit meiner Mutter! Das wäre echt nett!

candle
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Noenergetik
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Beitrag Sa., 09.11.2019, 09:51

Ja, sogar das gibt's. Der Therapeut hatte erst die Mutter in der Therapiegruppe, danach die Tochter.
Als ich die Mutter gefragt habe, was denn wäre wenn ihre Tochter ein Problem mit ihr hätte, antwortete sie, nein hat ihre Tochter auf keinen Fall, aber die Tochter würde ihr alles erzählen wenn mit dem Therapeuten etwas nicht läuft.

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Aeris
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Beitrag Sa., 09.11.2019, 09:56

candle. hat geschrieben: Sa., 09.11.2019, 08:59 Ja Gruppentherapie mit meiner Mutter! Das wäre echt nett!

candle
OMG, was für ein Alptraum! :augenreib: :stumm:

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Anna-Luisa
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Beitrag Sa., 09.11.2019, 11:19

spirit-cologne hat geschrieben: Sa., 09.11.2019, 01:37 Es soll sogar Menschen geben, die wegen ihrem Hang zur Eifersucht eine Therapie machen (weil sie sich damit jede Beziehung kaputt machen).
Ich finde es falsch diesen Menschen zu signalisieren: "Ich bin ausschließlich für SIE da. Für Ihren Freund, Ihre Cousine zweiten Grades, für Ihre Nachbarin, Ihren Kollegen oder andere Menschen die Sie auch nur in irgendeinem Zusammenhang erwähnen auf keinen Fall!"

Und wenn A. Müller eine Therapie macht, weiß der Therapeut nicht ob B. Müller eine zufällige Namensgleichheit ist - oder auf eine Verwandtschaft hindeutet. Er weiß auch nicht, ob es die Schwägerin ist, mit der man nichts weiter am Hut hat - oder die, mit der man bedeutend mehr zu tun hat. Er kann auch nicht danach fragen. Sollten dann alle Müllers abgelehnt werden?

Als "lustig machen" (damit meine ich jetzt nicht dich) betrachte ich es eher, wenn Kritikern vorgeworfen wird, "dass sie ihr Glück nicht still zelebrieren, sondern in Wunden stochern" und sich glücklich schätzen können spezielle Problematiken nicht zu haben. (?) Ich wäre nicht begeistert, wenn ich meinen damaligen Stalker bei der Therapeutin, die ich aufsuche, im Vorraum treffen würde. Aber ich fände, dass ich das dann halt akzeptieren müsste. Oder selber wechseln muss.
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stern
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Beitrag Sa., 09.11.2019, 11:49

Noenergetik hat geschrieben: Sa., 09.11.2019, 09:51 Als ich die Mutter gefragt habe, was denn wäre wenn ihre Tochter ein Problem mit ihr hätte, antwortete sie, nein hat ihre Tochter auf keinen Fall, aber die Tochter würde ihr alles erzählen wenn mit dem Therapeuten etwas nicht läuft.
:lol: Neein, meine Tochter funktioniert, wie ich will... und ich habe sie praktischerweise zur Berichterstattung erzogen, so dass ich gut kontrollieren kann und frühzeitig gegensteuern kann, wenn sie davon abweicht.

Und hieran sieht man, dass es noch nicht einmal Neutralitäts- oder Loyalitätskonflitkt braucht und auch nicht um Exklusivitätsansprüche, sondern bereits eine anschlagende Therapie kann das Beziehungsgefüge verändern. Und kööönnte es dann z.B. passieren, dass die Mutter das merkt und gegen deren Therapie arbeitet oder es zu Konflikten kommt, sei es mit der Tochter oder dem gemeinsamen Therapeuten (wenn die Mutter das System erhalten will)?

Oder: Tochter fühlt sich mit Mutter loyal verbunden und erzählt manches gar nicht erst dem Therapeuten.

Alles je nach eigenen Beziehungsthemen... also evtl. Eifersucht, Neid, usw. ist ja nur ein mögliches Themen.

Solange man glaubt, wir sind so dicke miteinander (und halten gegenüber dem Therapeuten zusammen, dem es -anders als uns- unangenehm ist, wenn wir uns bei Begegnung freudestrahlend begrüßen) mag das verneintliche Kontrolle vermitteln... oder genauso in einer Paarkonstellation, wenn man sagen würde: Selbstverständlich will ich unseren Paartherapeuten gleichzeitig in einer Einzeltherapie nutzen. Daher würden Therapeuten idR auch so eine Konstellationen nicht präferieren, sondern dann schauen, dass in der Paartherapie der Mann einen eigenen Therapeuten an der Seite erhält (so war das während der stat. Therapie selbst im Paargespräch, was i.d.S. keine Therapie ist). Bzw. wie könnte sich andernfalls der Partner bzw. die Partnerin fühlen? All das hat nichts mit Exklusivansprüchen zu tun.
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stern
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Beitrag Sa., 09.11.2019, 12:25

Und wenn A. Müller eine Therapie macht, weiß der Therapeut nicht ob B. Müller eine zufällige Namensgleichheit ist - oder auf eine Verwandtschaft hindeutet. Er weiß auch nicht, ob es die Schwägerin ist, mit der man nichts weiter am Hut hat - oder die, mit der man bedeutend mehr zu tun hat. Er kann auch nicht danach fragen. Sollten dann alle Müllers abgelehnt werden?
Es ist piepegal, wie er das antellt (es gibt Fragemöglichkeiten!)... aber wenn er in D ungeprüft und blauäugig Verwandte, Partner, usw. eines Patienten zeitgleich in Einzeltherapie nimmt, so verstößt er damit u.U. (nachlesbar) gegen seine Berufsordnung (Bundeslandsache)!

Wenn man sonst keine Probleme hat, kann man es natürlich auch darauf ankommen lassen, noch ein paar unnötige und vermeidbare zu riskieren.
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lisbeth
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Beitrag Sa., 09.11.2019, 12:36

Jo, dann können Therapeuten ja gleich ihre eigenen Partner und Familienmitglieder therapieren, wenn das alles so piepegal ist... :kopfschuettel:
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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