Mit dem Therapeuten über sexuellen Missbrauch reden...
Den Exkurs zum Thema Selbsttröstung habe ich in den OT-Bereich verschoben. Bitte bei Bedarf dort weiterdiskutieren.
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Danke, Montana für deine Worte.Montana hat geschrieben: ↑Mi., 27.01.2021, 15:15"Du bist damit jetzt genauso allein wie in deinem bisherigen Leben. Komm selber klar."NeverEndingStory hat geschrieben: ↑Di., 26.01.2021, 22:12 In der Stunde hat sie gesagt, ich müsse mir glauben und mich selbst trösten.
Und übrigens auch für euren Exkurs zum Thema Trost und der Definition dazu, auch wenn der jetzt verschoben wurde.
Weil genau darum ging es, glaube ich.
Dieses Gefühl, dass ich damit ja eh alleine bin, hat sich da einfach so sehr bestätigt.
Was mir noch nicht klar ist, ist ob ich da einfach einen Film fahre (was ich beim Thema Missbrauch eigentlich immer tue, wenn ich versuche es anzusprechen - nicht nur bei ihr) und sie sich ungünstig ausgedrückt hat, oder ob sie mich damit tatsächlich alleine lassen will bzw. nicht anders kann.
Ich kenne sie schon lange und sie hat mir sehr geholfen in der Vergangenheit. Und ich erlebe sie sonst auch nur als kalt oder wenig mitfühlend, wenn ich mal wieder in einer negativen Übertragung stecke. ( Obwohl ich auch daran jetzt natürlich anfange zu zweifeln.)
Vielleicht ist das aber auch nur eine Hoffnung von mir, dass ich das alles falsch verstanden habe.
Das Problem mit der Abhängigkeit stellt sich bei mir anders dar, Charlie Foxtrott.Charlie Foxtrott hat geschrieben: ↑Mi., 27.01.2021, 11:42 Ja, es war paar Tage schlimm, aber jetzt gehts besser. Welch Triumph! Beim Physiotherapeuten musst Du ja auch selbst turnen und hinterher kühlen. (okay, blöder Vergleich).
Will Dir aber keine Schuldgefühle machen, ist ja auch immer vom Schweregrad abhängig, ob man es selbst schafft. Dazu gibts ja auch stationäre Angebote.
Ich würde mich nie in so eine Situation begeben, dass ich ihr jetzt schreibe und dann darauf hoffe, dass sie mich reguliert.
Das ist auch nicht notwendig, aushalten kann ich prima.
Und dass das genauso wenig gesund ist, wie eine ungesunde Abhängigkeit, das weiß ich auch. Vom Kopf her.
Eigentlich müsste ich mal versuchen aufzuhören immer nur selbst zu kühlen.
Dss ich nicht weiß, wie ich ds aushalten soll bis nächste Woche, war wirklich so gemeint. Ich weiß nicht WIE ich es aushalten soll. Nicht ob.
Schreibe ich jetzt eigentlich hier sinnvoll weiter, oder in dem OT Thread?
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Hallo an die Runde!
Ich habe gesehen, dass der Thread hochgeholt wurde und da ich hier schon mal geschrieben habe, melde ich mich noch mal. Eigentlich möchte ich meine Gedanken nur niederschreiben, weil ich mich gerade irgendwie komisch fühle.
Mittlerweile habe ich zum zweiten Mal Texte an meinen Therapeuten geschickt. Die ersten Texte ließen schon eine Richtung erahnen, denke ich, bei den Texten, die ich nun verschickt habe, geht es nun mehr "zur Sache".
Gleich vorab: es war auf jeden Fall der richtige Schritt, ich wurde dazu nicht gedrängt und es war auch keine Kurzschlussentscheidung. Ich bin jetzt schon ein Jahr in Behandlung und für mich passt es alles, aber trotzdem fühle ich mich nun komisch. Wenn ich darüber nachdenke, dass mein Thera "das" jetzt weiß und ich ihm in ein paar Tagen mit diesem Wissen gegenübersitzen werde, wird mir immer wieder übel. Vor allem weil die Inhalte meiner Texte echt nicht schön sind, wie in einem Horrorfilm. Und ich habe auch Angst, dass mir nicht geglaubt wird. Wahrscheinlich weil ich es selbst nicht wahrhaben will. Natürlich ist es auch eine Erleichterung das zu teilen, aber trotzdem dieses komische Gefühl.
Die Antwort auf meine Mail war recht kurz und freundlich, was ich irgendwie auch komisch finde. Schließlich war das jetzt schon ein großer Schritt für mich. Aber vielleicht mache ich mir da auch einfach zu viele Gedanken.
Habt ihr Tipps wie ich mit diesem Gefühl der Offenbarung umgehen kann?
Liebe Grüße
Suspiria
Ich habe gesehen, dass der Thread hochgeholt wurde und da ich hier schon mal geschrieben habe, melde ich mich noch mal. Eigentlich möchte ich meine Gedanken nur niederschreiben, weil ich mich gerade irgendwie komisch fühle.
Mittlerweile habe ich zum zweiten Mal Texte an meinen Therapeuten geschickt. Die ersten Texte ließen schon eine Richtung erahnen, denke ich, bei den Texten, die ich nun verschickt habe, geht es nun mehr "zur Sache".
Gleich vorab: es war auf jeden Fall der richtige Schritt, ich wurde dazu nicht gedrängt und es war auch keine Kurzschlussentscheidung. Ich bin jetzt schon ein Jahr in Behandlung und für mich passt es alles, aber trotzdem fühle ich mich nun komisch. Wenn ich darüber nachdenke, dass mein Thera "das" jetzt weiß und ich ihm in ein paar Tagen mit diesem Wissen gegenübersitzen werde, wird mir immer wieder übel. Vor allem weil die Inhalte meiner Texte echt nicht schön sind, wie in einem Horrorfilm. Und ich habe auch Angst, dass mir nicht geglaubt wird. Wahrscheinlich weil ich es selbst nicht wahrhaben will. Natürlich ist es auch eine Erleichterung das zu teilen, aber trotzdem dieses komische Gefühl.
Die Antwort auf meine Mail war recht kurz und freundlich, was ich irgendwie auch komisch finde. Schließlich war das jetzt schon ein großer Schritt für mich. Aber vielleicht mache ich mir da auch einfach zu viele Gedanken.
Habt ihr Tipps wie ich mit diesem Gefühl der Offenbarung umgehen kann?
Liebe Grüße
Suspiria
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Hi Suspiria,
auf den 1. Blick hilft da hoffentlich unsere Solidarität. Ich weiss noch wie ich in der 1. Stunde danach unsicher zu ihm hochschaute und es kam gar nichts schmlimmes. Nur die Ansage, dass wir das gemeinsam aushalten müssen und ich keine Sorge haben muss, er kann was ab. Und dann ging es ganz sachlich zu, haben gemeinsam beratschlagt, in welchen Schritten wir das Thema angehen und sich anschließend für das Vertrauen bedankt.
Wenn Du (hoffentlich nicht!) an die Das-ist-doch-nur-Paranoia-Fraktion geraten solltest, dann würde ich zuerst mal ganz sachlich nachfragen, wie er/sie darauf kommt. Und dann ganz nüchtern analysieren, sind es Vorurteile, Zirkelschlüsse oder nur Missverständnisse. Mit der echten Leugner-Fraktion kann man eh nicht arbeiten. Die richten nur Schaden an. Keine Selbstverleugnung zulassen. Das schlimmste, was ich mal zu hören bekam: "Wenn Sie nicht gewollt haben, ja warum hat er es denn dann geschafft?" Endete mit einer Klage beim Gesundheitsamt (weil es eine ärztliche PT war). Nicht die Selbstachtung verlieren!
Aber da sich Deiner so nett bedankt hat, brauchst Du Dir wohl keine Sorgen machen. Drücke Dir die Daumen.
auf den 1. Blick hilft da hoffentlich unsere Solidarität. Ich weiss noch wie ich in der 1. Stunde danach unsicher zu ihm hochschaute und es kam gar nichts schmlimmes. Nur die Ansage, dass wir das gemeinsam aushalten müssen und ich keine Sorge haben muss, er kann was ab. Und dann ging es ganz sachlich zu, haben gemeinsam beratschlagt, in welchen Schritten wir das Thema angehen und sich anschließend für das Vertrauen bedankt.
Wenn Du (hoffentlich nicht!) an die Das-ist-doch-nur-Paranoia-Fraktion geraten solltest, dann würde ich zuerst mal ganz sachlich nachfragen, wie er/sie darauf kommt. Und dann ganz nüchtern analysieren, sind es Vorurteile, Zirkelschlüsse oder nur Missverständnisse. Mit der echten Leugner-Fraktion kann man eh nicht arbeiten. Die richten nur Schaden an. Keine Selbstverleugnung zulassen. Das schlimmste, was ich mal zu hören bekam: "Wenn Sie nicht gewollt haben, ja warum hat er es denn dann geschafft?" Endete mit einer Klage beim Gesundheitsamt (weil es eine ärztliche PT war). Nicht die Selbstachtung verlieren!
Aber da sich Deiner so nett bedankt hat, brauchst Du Dir wohl keine Sorgen machen. Drücke Dir die Daumen.
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Hallo Charlie,
vielen Dank für deine Antwort. Ne, zur Paranoia-Fraktion gehört mein Therapeut nicht. Es ist eher so, dass ich oft an meinen Bildern und allem was damit zusammenhängt zweifle. Ich denke auch, dass er schon etwas geahnt hat und eine lange Zeit habe ich auch gedacht, dass ich das niemals preisgeben kann. Aber irgendwas ist (im positiven Sinne) passiert, sodass ich das jetzt konnte, auch wenn es ein eigenartiges Gefühl ist.
Schon bei den ersten Texten, vor ein paar Monaten (die noch recht harmlos waren) habe ich mir sehr viele Gedanken gemacht und die Stunde danach war nicht schlimm. Ich habe sehr viel Zuspruch bekommen. Aber jetzt ist es halt noch mal einen Schippe obendrauf und dementsprechend strange fühlt es sich für mich an.
Aber da muss ich jetzt durch, ich kann halt nicht mehr weglaufen.
Liebe Grüße
Suspiria
vielen Dank für deine Antwort. Ne, zur Paranoia-Fraktion gehört mein Therapeut nicht. Es ist eher so, dass ich oft an meinen Bildern und allem was damit zusammenhängt zweifle. Ich denke auch, dass er schon etwas geahnt hat und eine lange Zeit habe ich auch gedacht, dass ich das niemals preisgeben kann. Aber irgendwas ist (im positiven Sinne) passiert, sodass ich das jetzt konnte, auch wenn es ein eigenartiges Gefühl ist.
Schon bei den ersten Texten, vor ein paar Monaten (die noch recht harmlos waren) habe ich mir sehr viele Gedanken gemacht und die Stunde danach war nicht schlimm. Ich habe sehr viel Zuspruch bekommen. Aber jetzt ist es halt noch mal einen Schippe obendrauf und dementsprechend strange fühlt es sich für mich an.
Aber da muss ich jetzt durch, ich kann halt nicht mehr weglaufen.
Liebe Grüße
Suspiria
Liebe suspiria,
ich wünschte, ich könnte dir etwas wirklich Hilfreiches schreiben. Ich weiß, wie es dir geht, vor einem Jahr war ich in genau derselben Situation – hatte meinem Therapeuten am Ende der Sitzung einen Brief mit ähnlichem Inhalt in die Hand gedrückt und mich dann bis zur nächsten Stunde gequält. Das war unerträglich, die Vorstellung, dass er es jetzt schon gelesen haben könnte und es weiß, wie er darauf reagiert, ob er das glaubt, etc. Als ich dann eine Woche später in die Praxis kam, hat er mich mit einem Blick angeschaut, bei dem ich am liebsten wieder schreiend davon gerannt wäre. Er kam dann auch direkt zur Sache, dass er den Brief gelesen hätte und nicht weiß, wo er anfangen soll. Hat mich ein paar Sachen gefragt, ich konnte nur nicken oder den Kopf schütteln. Es hat eine Weile gedauert, bis ich meine Sprache wieder gefunden habe, und wir hatten diese Stunde auch eher beendet, weil es mir zu viel wurde.
Ich hadere heute noch manchmal damit, dass er es weiß, und finde dieses Gefühl unerträglich. Aber es ist schwächer geworden mit der Zeit. Und: es tat unheimlich gut, nicht mehr damit allein bleiben zu müssen.
Dass dein Therapeut nur kurz geantwortet hat, finde ich übrigens gut und professionell, auch wenn ich verstehen kann, dass dich das beunruhigt. Aber schriftliche Kommunikation ist oftmals so missverständlich und gerade bei einem so sensiblen Thema sollte man es wirklich in die Sitzung verlagern und nicht vorab per Mail schon besprechen.
Wann hast du deine nächste Stunde?
Vielleicht kannst du dich irgendwie ablenken, um dich nicht zu sehr hineinzusteigern. Ich bin mir sicher, dein Therapeut wird nicht das erste Mal damit konfrontiert, und wird wissen, wie er damit umgehen muss. Und wie du sagst, vielleicht hat er ohnehin eine Ahnung.
Du stehst das durch! Es ist ein riesengroßer Schritt, sich zu öffnen, der Angst macht und Kraft kostet. Aber zugleich eine wirklich wertvolle Erfahrung darstellen kann, wenn das Gegenüber mit dieser Verantwortung umgehen kann. Und was du beschreibst, klingt schon danach, als könne dein Therapeut dies.
Liebe Grüße
ich wünschte, ich könnte dir etwas wirklich Hilfreiches schreiben. Ich weiß, wie es dir geht, vor einem Jahr war ich in genau derselben Situation – hatte meinem Therapeuten am Ende der Sitzung einen Brief mit ähnlichem Inhalt in die Hand gedrückt und mich dann bis zur nächsten Stunde gequält. Das war unerträglich, die Vorstellung, dass er es jetzt schon gelesen haben könnte und es weiß, wie er darauf reagiert, ob er das glaubt, etc. Als ich dann eine Woche später in die Praxis kam, hat er mich mit einem Blick angeschaut, bei dem ich am liebsten wieder schreiend davon gerannt wäre. Er kam dann auch direkt zur Sache, dass er den Brief gelesen hätte und nicht weiß, wo er anfangen soll. Hat mich ein paar Sachen gefragt, ich konnte nur nicken oder den Kopf schütteln. Es hat eine Weile gedauert, bis ich meine Sprache wieder gefunden habe, und wir hatten diese Stunde auch eher beendet, weil es mir zu viel wurde.
Ich hadere heute noch manchmal damit, dass er es weiß, und finde dieses Gefühl unerträglich. Aber es ist schwächer geworden mit der Zeit. Und: es tat unheimlich gut, nicht mehr damit allein bleiben zu müssen.
Dass dein Therapeut nur kurz geantwortet hat, finde ich übrigens gut und professionell, auch wenn ich verstehen kann, dass dich das beunruhigt. Aber schriftliche Kommunikation ist oftmals so missverständlich und gerade bei einem so sensiblen Thema sollte man es wirklich in die Sitzung verlagern und nicht vorab per Mail schon besprechen.
Wann hast du deine nächste Stunde?
Vielleicht kannst du dich irgendwie ablenken, um dich nicht zu sehr hineinzusteigern. Ich bin mir sicher, dein Therapeut wird nicht das erste Mal damit konfrontiert, und wird wissen, wie er damit umgehen muss. Und wie du sagst, vielleicht hat er ohnehin eine Ahnung.
Du stehst das durch! Es ist ein riesengroßer Schritt, sich zu öffnen, der Angst macht und Kraft kostet. Aber zugleich eine wirklich wertvolle Erfahrung darstellen kann, wenn das Gegenüber mit dieser Verantwortung umgehen kann. Und was du beschreibst, klingt schon danach, als könne dein Therapeut dies.
Liebe Grüße
silence like a cancer grows.
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Therapeuten können damit umgehen, es ist ihre Arbeit. Die kennen auch schlimmeres.
Es macht wenig Sinn immer am Therapeuten zu zweifeln. Das lenkt einen nur von sich selbst ab.
Gruß
Mustang
Es macht wenig Sinn immer am Therapeuten zu zweifeln. Das lenkt einen nur von sich selbst ab.
Gruß
Mustang
How about I be me?
Mustang, deinen Kommentar empfinde ich in diesem Kontext (wieder mal) als vollkommen deplatziert.
Ob es Sinn ergibt, am Therapeuten zu zweifeln oder nicht, ist erst mal völlig irrelevant. Denn die Zweifel sind nun mal da und sie sind auch berechtigt. Bitter erworbenes Erfahrungswissen, das sich nicht ohne weiteres durchbrechen lässt, erstens, und zweitens kann bei weitem nicht jeder Therapeut damit umgehen. Dir fehlt offenbar jegliches Verständnis dafür, wie sich sexueller Missbrauch auf die Fähigkeit, vertrauen und sich öffnen zu können, auswirkt.
Ob es Sinn ergibt, am Therapeuten zu zweifeln oder nicht, ist erst mal völlig irrelevant. Denn die Zweifel sind nun mal da und sie sind auch berechtigt. Bitter erworbenes Erfahrungswissen, das sich nicht ohne weiteres durchbrechen lässt, erstens, und zweitens kann bei weitem nicht jeder Therapeut damit umgehen. Dir fehlt offenbar jegliches Verständnis dafür, wie sich sexueller Missbrauch auf die Fähigkeit, vertrauen und sich öffnen zu können, auswirkt.
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Danke peponi, den Kommentar Deines Vorgängers finde ich auch wie einen Klatsch ins Gesicht. Leider, leider gibt es die Mir-kann-das-nicht-passieren-selber-Schuld-zu-kurzer-Rock-Fraktion auch unter Therapeuten. Bestätigen konnte das bspw. Monika Hauser von medica mondiale in einem Vortrag.
Nicht umsonst gibt es ja spezielle Traumatherapeuten. Die sollten das in der Tat abkönnen. Will aber damit niemanden entmutigen. Solltet Ihr an erstere geraten, dann dran denken: Die moralisch überlegenen seid Ihr! Nicht ins Bockshorn jagen lassen.
Nicht umsonst gibt es ja spezielle Traumatherapeuten. Die sollten das in der Tat abkönnen. Will aber damit niemanden entmutigen. Solltet Ihr an erstere geraten, dann dran denken: Die moralisch überlegenen seid Ihr! Nicht ins Bockshorn jagen lassen.
Das ist durchaus nicht immer der Fall. Du weißt nicht, was genau von den Usern hier erlebt und berichtet wurde.
Man neigt oft dazu, sich selbst irgendwo "in der Mitte" einzuordnen. Rein statistisch macht das sogar Sinn, wenn man von einer Gauß-Verteilung ausgeht. Im Einzelfall stellt man aber fest, dass das Gegenüber ganz anders reagiert als erwartet. Und wenn man dann mal nachfragt, dann erfährt man manchmal, dass die Mitte ganz woanders angesiedelt ist. Mir ist das bereits passiert. Einmal bei einer körperlichen Erkrankung, einmal in einer Psychotherapie. Wobei der Therapeut all meine Fragen zwecks Einordnung umschifft hat und mir erst ganz am Ende gesagt hat, wo ich im Vergleich (natürlich nur bezogen auf seine Praxiserfahrung) stand: ganz am Ende der Kurve, weeeit abgeschlagen. Es war toll von ihm, dass er mich das vorher nie hat merken lassen, denn mich hätte das sehr belastet. So professionell kann ein Therapeut auch sein, wenn er nicht "schlimmeres kennt".
Und ich meine, es war hier in diesem Forum, wo ich folgendes las: eine Patientin erzählte von schlimmsten Erfahrungen, und der Therapeut rannte raus und kotzte in den Flur. Der war offenbar nicht so abgebrüht, dass er alles abkonnte. Hatte nicht schon schlimmeres gehört. Wie auch? Es gibt immer den einen mit der schlimmsten Geschichte. Für jeden von uns. Für manche ist es die eigene Geschichte, für andere eine, die man erzählt bekam oder darüber gelesen hat.
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Hallo zusammen, jetzt antworte ich endlich
@peponi: vielen Dank für deine Worte. Das Gefühl, dass es dir gutgetan hat, kann ich total nachvollziehen. So geht es mir im Prinzip auch, weshalb ich weiß, dass es der richtige Schritt zur richtigen Zeit war. Aber natürlich macht man sich damit noch ein Stück weit verletzbarer und ich weiß noch nicht, wie ich mich in der Stunde verhalten werde. Bei mir ist es vor allem die Angst vor einem Kontrollverlust mit Weinen und allem. Natürlich wäre das nicht schlimm, aber trotzdem habe ich Angst davor.
Meine nächste Stunde habe ich Ende der Woche. Das mit dem Ablenken war auf jeden Fall ein guter Tipp von dir. Vorhin, nach dem Abschicken, ging es mir echt nicht gut. Aber ich war dann ein bisschen draußen und habe Dinge erledigt. Jetzt sehe ich alles entspannter, aber ich denke, dass mir kurz vor der Stunde noch mal richtig übel werden wird. Das war schon beim letzten Mal der Fall, als es um die harmloseren Texte ging.
Dass mein Therapeut sowas nicht zum ersten Mal hört, da bin ich mir auch sehr sicher. Er hat sich ja auf diesen Bereich bzw. Störungsbilder aus dem Bereich Trauma spezialisiert und wird damit umgehen können. Er ist auch wirklich total freundlich und überhaupt nicht drängend. Ich weiß halt nur, dass es jetzt an der Zeit war für diesen nächsten Schritt.
Auf den Beitrag von Wild Mustang gehe ich hier nicht ein, das haben ja schon peponi und Charlie gemacht (schließe mich eurer Meinung an).
Liebe Grüße und danke
Suspiria
@peponi: vielen Dank für deine Worte. Das Gefühl, dass es dir gutgetan hat, kann ich total nachvollziehen. So geht es mir im Prinzip auch, weshalb ich weiß, dass es der richtige Schritt zur richtigen Zeit war. Aber natürlich macht man sich damit noch ein Stück weit verletzbarer und ich weiß noch nicht, wie ich mich in der Stunde verhalten werde. Bei mir ist es vor allem die Angst vor einem Kontrollverlust mit Weinen und allem. Natürlich wäre das nicht schlimm, aber trotzdem habe ich Angst davor.
Meine nächste Stunde habe ich Ende der Woche. Das mit dem Ablenken war auf jeden Fall ein guter Tipp von dir. Vorhin, nach dem Abschicken, ging es mir echt nicht gut. Aber ich war dann ein bisschen draußen und habe Dinge erledigt. Jetzt sehe ich alles entspannter, aber ich denke, dass mir kurz vor der Stunde noch mal richtig übel werden wird. Das war schon beim letzten Mal der Fall, als es um die harmloseren Texte ging.
Dass mein Therapeut sowas nicht zum ersten Mal hört, da bin ich mir auch sehr sicher. Er hat sich ja auf diesen Bereich bzw. Störungsbilder aus dem Bereich Trauma spezialisiert und wird damit umgehen können. Er ist auch wirklich total freundlich und überhaupt nicht drängend. Ich weiß halt nur, dass es jetzt an der Zeit war für diesen nächsten Schritt.
Auf den Beitrag von Wild Mustang gehe ich hier nicht ein, das haben ja schon peponi und Charlie gemacht (schließe mich eurer Meinung an).
Liebe Grüße und danke
Suspiria
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Hallo! Ich hole den Thread noch mal hoch, weil ich einfach andere Blickwinkel benötige.
Seit meinem letzten Post sind fast drei Monate vergangen und ich bin auch gut vorangekommen. Irgendwie habe ich positive Veränderungen durchgemacht und ich habe etwas getan, von dem ich niemals gedacht hätte, dass ich mich das trauen würde. Es hat sich bei mir eingebürgert, dass ich Bilder, die auftauchen, verschriftliche und dann an meinen Therapeuten schicke. Zuletzt kamen sehr schlimme Bilder, mit konkreten Handlungen. Und ich habe es trotzdem geschafft, diese weiterzugeben (aus freien Stücken, ich wurde/werde da nie unter Druck gesetzt; ganz im Gegenteil).
Das ist einerseits gut, weil es für mich ein wichtiger Schritt ist (auch wenn ich weiß, dass besagte Bilder nur der Anfang sind). Andererseits habe ich in wenigen Tagen meinen nächsten Termin und ich bin ernsthaft am überlegen, den Termin abzusagen. Schon bei den letzten Bildern, die ich auf einer Schlimm-Skala niedriger einstufe als die jetzigen, war mir unmittelbar vor der Stunde schon mega übel und ich war super nervös. Aber jetzt wird es halt richtig konkret. Wisst ihr was ich meine? Dann denke ich mir aber wieder auch, dass das Thema meiner Bilder sowieso schon lange der Elefant im Raum war. Aber jetzt habe ich die Grausamkeiten konkret verschriftlicht - wenn auch in sehr abstrakter Form.
Einerseits fühle ich mich super gut bei dem Therapeuten aufgehoben. Wenn ich ihm nicht vertrauen würde, wäre ich den Schritt nicht gegangen. Aber trotzdem ist es halt irgendwie ein eigenartiges Gefühl und ich habe mega Angst, mich übergeben zu müssen, vor Aufregung und Angst.
Überdramatisiere ich da jetzt? Ich habe echt Angst, dass es mich total überfordern wird. Hinzu kommt auch noch, dass ich denke, dass mein Therapeut mir nicht glauben könnte, weil es wie aus einem Horrorfilm klingt. Ich glaube mir ja selbst nicht, dass die Bilder echt sind. Ich fühle mich wie eine Schauspielerin.
Schon mal danke und liebe Grüße
Suspiria
Seit meinem letzten Post sind fast drei Monate vergangen und ich bin auch gut vorangekommen. Irgendwie habe ich positive Veränderungen durchgemacht und ich habe etwas getan, von dem ich niemals gedacht hätte, dass ich mich das trauen würde. Es hat sich bei mir eingebürgert, dass ich Bilder, die auftauchen, verschriftliche und dann an meinen Therapeuten schicke. Zuletzt kamen sehr schlimme Bilder, mit konkreten Handlungen. Und ich habe es trotzdem geschafft, diese weiterzugeben (aus freien Stücken, ich wurde/werde da nie unter Druck gesetzt; ganz im Gegenteil).
Das ist einerseits gut, weil es für mich ein wichtiger Schritt ist (auch wenn ich weiß, dass besagte Bilder nur der Anfang sind). Andererseits habe ich in wenigen Tagen meinen nächsten Termin und ich bin ernsthaft am überlegen, den Termin abzusagen. Schon bei den letzten Bildern, die ich auf einer Schlimm-Skala niedriger einstufe als die jetzigen, war mir unmittelbar vor der Stunde schon mega übel und ich war super nervös. Aber jetzt wird es halt richtig konkret. Wisst ihr was ich meine? Dann denke ich mir aber wieder auch, dass das Thema meiner Bilder sowieso schon lange der Elefant im Raum war. Aber jetzt habe ich die Grausamkeiten konkret verschriftlicht - wenn auch in sehr abstrakter Form.
Einerseits fühle ich mich super gut bei dem Therapeuten aufgehoben. Wenn ich ihm nicht vertrauen würde, wäre ich den Schritt nicht gegangen. Aber trotzdem ist es halt irgendwie ein eigenartiges Gefühl und ich habe mega Angst, mich übergeben zu müssen, vor Aufregung und Angst.
Überdramatisiere ich da jetzt? Ich habe echt Angst, dass es mich total überfordern wird. Hinzu kommt auch noch, dass ich denke, dass mein Therapeut mir nicht glauben könnte, weil es wie aus einem Horrorfilm klingt. Ich glaube mir ja selbst nicht, dass die Bilder echt sind. Ich fühle mich wie eine Schauspielerin.
Schon mal danke und liebe Grüße
Suspiria
Hm. Nimm Kotztüten mit. Denk daran, dass es nach dem Kotzen besser wird. Erzähle dem Therapeuten, dass du diese Tüten dabei hast und warum. Deine Bilder sind nur umso glaubwürdiger, je weniger du diese schlechten Gefühle versteckst.
Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen dazu, wie Menschen mit Traumafolgestörungen und gesunde Kontrollpersonen auf bestimmte Bilder oder auch Videoaufnahmen reagieren. Da geht es darum, wo sie hinschauen oder auch gerade nicht hinschauen und welche Gefühle in welcher Intensität im Gesicht oder an der Körperhaltung abzulesen sind. Man sieht die Unterschiede.
Dein Therapeut sieht dich und er sieht, wie es dir damit geht, wenn du hingehst und ihm die Chance dazu gibst. Und wenn ihr die ganze Stunde nichts anderes tut, als das gemeinsam auszuhalten.
Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen dazu, wie Menschen mit Traumafolgestörungen und gesunde Kontrollpersonen auf bestimmte Bilder oder auch Videoaufnahmen reagieren. Da geht es darum, wo sie hinschauen oder auch gerade nicht hinschauen und welche Gefühle in welcher Intensität im Gesicht oder an der Körperhaltung abzulesen sind. Man sieht die Unterschiede.
Dein Therapeut sieht dich und er sieht, wie es dir damit geht, wenn du hingehst und ihm die Chance dazu gibst. Und wenn ihr die ganze Stunde nichts anderes tut, als das gemeinsam auszuhalten.
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Danke für deine Antwort, Montana. Ja, ich weiß auch, dass ich diese Gefühle nicht verstecken sollte, was ich bisher immer sehr gut geschafft habe. Trotzdem ist es eine mega krasse Vorstellung für mich, da in Kürze zu sitzen, mit dem Wissen, dass er das gelesen hat. Ich denke, dass er sich das schon denken konnte, aber jetzt steht es da. Schwarz auf Weiß.
Natürlich ist mir auch klar, dass es nichts bringt, wegzulaufen. Ich habe beschlossen, ihm das vorher noch mitzuteilen, dass ich mich sehr aufgeregt bin. Meine Sorge ist, dass ich mich vorher schon übergeben und die Stunde dann kurzfristig absagen muss.
Natürlich ist mir auch klar, dass es nichts bringt, wegzulaufen. Ich habe beschlossen, ihm das vorher noch mitzuteilen, dass ich mich sehr aufgeregt bin. Meine Sorge ist, dass ich mich vorher schon übergeben und die Stunde dann kurzfristig absagen muss.
Warum heißt übergeben denn, dass du absagen musst? Kannst du dich vielleicht vorbereiten? Früher auf den Weg machen, echt eine Kotztüte dabeihaben, evtl. Bonbons mit starkem Geschmack oder Kaugummi.
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