Austausch mit DIS / DDNOS - Betroffenen (Teil 2)

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Offy
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Beitrag Sa., 08.05.2010, 18:30

Liebe momo,

dieses Gefühlschaos ist irgendwie... "normal"!?
Völlig egal, was deine Mutter getan hat, eine gewisse Bindung ist immer da. Aber weißt du was? Ich finde, es ist manchmal schon was dran, wenn man sagt, dass ein Ende auch ein neuer Anfang ist. Ein Anfang für euch alle. Ich finde es schon sehr beeindruckend, dass du alle deine Gefühle in diesem Zusammenhang so klar benennen kannst. Sie haben ALLE ihre Berechtigung.

Es stimmt, das Umfeld erwartet, dass man trauert, aber was soll's? Lass dich dadurch nicht unter Druck setzen. Wenn du Trauer fühlst...okay. Wenn nicht...auch okay. Ich sage immer, wir konnten uns unsere Familie damals nicht aussuchen. Heute können wir das. Und da bekommt "Familie" für mich eine neue Bedeutung. Du hast nichts falsch gemacht, momo. Es war richtig, zur Kur zu fahren. Du musst an dich/euch denken. Ich hoffe sehr, du kannst die Kur bald fortsetzen.

Liebe Grüße und viel Durchhaltevermögen
Offy
Heute weinte ich –
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nichtmehrda
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Beitrag Sa., 08.05.2010, 23:07

hallo limmy und Offy!
danke euch für eure lieben zeilen!!
irgendwie ist es voll arg - hab das gefühl, noch nie so "allein" gewesen zu sein... es ist so anders... ach, lässt sich nicht wirklich beschreiben... fühlt sich irgendwie leer an - so als hätte meine mutter alle verbindungen durchtrennt, die mich mit meiner / unserer vergangenheit verbunden haben... hab bei allen aus meiner familie gespürt, wenn sie gegangen sind... sogar bei meinem v***...
bei ihr war nichts - sie war einfach tschüss und weg... ja, ich war informiert worden am abend zuvor, dass sie es nicht mehr lange macht - aber ich hatte überhaupt kein gefühl dazu... zu oft hatte sie das wohl angekündigt - fast mein ganzes leben lang. und es war immer wieder von neuem ganz ganz furchtbar. und jetzt ist sie wirklich weg und es ist, als wäre sie ohne jeden gruss gegangen.
... ach, ich hör schon auf... passt nicht in diesen thread. ich fühl mich überhaupt nicht dissoziiert, nur total verwirrt.
grüße euch lieb
momo
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Offy
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Beitrag Mo., 10.05.2010, 08:47

Hallo momo,

also zunächst mal finde ich, dass das Thema hier sehr wohl hinpasst. Es bewegt dich, also ist es hier richtig.

Weißt du...ich hab überlegt, ob wirkliche erst durch den Tod deiner Mutter die Verbindungen durchtrennt wurden oder nicht eigentlich schon viel früher. Vielleicht hast du auch deswegen diesmal nicht gespürt, dass es zu Ende geht.
Ein wenig erinnert mich das...
ja, ich war informiert worden am abend zuvor, dass sie es nicht mehr lange macht - aber ich hatte überhaupt kein gefühl dazu... zu oft hatte sie das wohl angekündigt
...an die Geschichte mit dem Wolf. Du kennst die bestimmt: Wer ständig "Hilfe, ein Wolf" ruft, obwohl da keiner ist, dem glaubt man nicht mehr, wenn er dann wirklich in Gefahr ist. Deine Mutter hat dadurch viel Druck auf dich ausgeübt, denke ich.

Ich würde dich gern mal was fragen, habe aber die Befürchtung, dir damit zu nahe zu treten oder dich wütend zu machen. Ich frag trotzdem mal und dann darfst du mich hauen.
Spürst du auch ein Stück weit Erleichterung? Ich meine...all die Dinge, die sie heute noch getan hat und die nicht gut für dich waren, haben jetzt ein Ende. Würdest du es dir gestatten können, wenn dieses Gefühl auch eine Rolle spielt oder würdest du dich schuldig fühlen?

*wegrenn*


Liebe Grüße, Offy
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nichtmehrda
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Beitrag Mo., 10.05.2010, 11:24

Hallo Offy!
also zum einen - die Geschichte mit dem Wolf - ja!!! Die hat mir MEINE MUTTER!!!! als ich ein Kind war immer wieder erzählt, weil sie mir immer vorwarf dass ich lüge!!!!
Hab seit Jahrzehnten nicht mehr daran gedacht!!!!
zum zweiten: NEIN, du brauchst NICHT wegrennen!!! Der Gedanke ist mir durchaus auch schon gekommen und ein bisschen hatte ich auch das Gefühl schon in mir auftauchen gespürt... (und es haben schon einige Leute gesagt, dass ihr Tod zu DIESEM Zeitpunkt typisch ist für sie - und dass es ja GSD das letztemal war...)
Gestern hatte ich irgendwie nicht mal so ein schlechtes Gewissen dabei, das (auch) zu denken und ein bisschen Erleichterung zu spüren - schon allein die Tatscache erleichtert ungemein, dass ich nicht mehr jede Nacht das Handy neben dem Bett liegen haben und rechnen muss, dass es läutet - ich konnte die letzten Nächte sogar recht gut schlafen (was eigentlich eine Seltenheit ist seit langer Zeit)
Aber inzwischen - gerade heute läuft nichts wirklich rund - die Bank hat versehentlich nicht nur ihre Daueraufträge storniert, sondern gleich das Konto geschlossen, eine Freundin, die versprochden hatte, JEDERZEIT da zu sein, hat LEIDER LEIDER jetzt genau keine Zeit - weder um aufs Begräbnis zu kommen, noch um beim Räumen des Heimplatzes zu helfen... und da krieg ich irgendwie so das Gefühl, dass das ihre Strafe aus dem Jenseits ist... Obwohl ich natürlich weiss, dass es objektiv gesehen ein absoluter Nonsens ist... aber die Kleine beginnt schon wieder Angst zu kriegen und glaubt, sie hat Schuld. Dass andere Blödsinn gemacht haben und halt auch auf Freundinnen nicht immer Verlass ist, das will sie gar nicht verstehen...
Und die "bösen" Stimmen klinken sich dann natürlich auch sofort wieder ein - und bestätigen die Befürchtungen der Kleinen... und tun alles, dass sie sich noch mehr fürchtet...
Naja, aber zumindest durchschau ich das Spielchen inzwischen... Tut aber dem Gefühls-Wirr-Warr keinen Abbruch.
Für die Thera bleibt diese Woche auch keine Zeit - fanden erst für mitte der kommenden Woche (!!!) einen Termin... aber in Notfällen darf ich sie zumindest anrufen... aber ich will das eigentlich gar nicht, sollte doch endlich allein mit den endlos-Schleifen fertig werden!!!
Ich stürz mich also gleich wieder (mit Freuden) in hektische Aktivität - dann bleibt keine Zeit zum Nachdenken!
Meine Stiefgeschwister zieren sich übrigens auch zum Begräbnis zu kommen... und da sie ja den Kontatk zu ziemlich allen Bekannten abgebrochen hat, fürchte ich, ich werde mit dem Pfarrer, den ich nicht mal kenne und der schon selbst ein ziemlicher Greis ist, weitgehend allein den ganzen Zirkus über die Bühne bringen (müssen)...

Zu den Banden, die vielleicht schon durchtrennt waren... naja - weiss nicht so recht - sie hat die Zügel bis zum Schluss ganz gut und fest in der Hand gehalten - so viel Pflegefall konnte sie gar nicht sein... Aber naja, eh egal. Jetzt ist es vorbei - jetzt geht's mehr darum, ihr die Zügel nicht weiter zu überlassen... jetzt, wo sie sich zumindest außer gedanklich nicht mehr wehren kann!!!

GlG & danke!
momo
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limmy
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Beitrag Do., 13.05.2010, 10:11

Liebe Momo,

wie geht es Dir/Euch denn jetzt?

Viele Grüße
limmy

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nichtmehrda
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Beitrag Do., 13.05.2010, 23:36

Hallo limmy!
danke fürs Nachfragen... naja - morgen ist das begräbnis - irgendwie hab ich ein wenig angst davor. es ist alles so endgültig jetzt - wir hatten zwar vor einem halben jahr ein gespräch, wo ich sie konfrontiert habe (sie hat damals gesagt "aber was hätte ich denn tun sollen, ich hab ihn doch so geliebt...") dennoch war es mir im anschluss möglich, wieder ein wenig (sporadisch) kontakt zu haben mit ihr, worüber ich jetzt ganz froh bin, weil ... naja, wahrscheinlich würd ich mir jetzt vorwürfe machen. aber beim räumen ihres zimmers im heim fand ich ihren kalender und blätterte ihn durch - da fand ich einen eintrag von jenem tag: "xxx war wieder bei mir - wir sind wieder gut." dann noch - später dazu geschrieben?? - jedenfalls mit anderem stift: "nichts besonderes..."
danach stellte sie noch an einem anderen tag fest, dass ich "ganz nett aber komisch" sei.
naja. obwohl sie zu ende ihres lebens kaum mehr reden konnte, waren ihre letzten worte die sie an mich gerichtet hat ein "kannst schon gehen und tschüss."... das alles geht mir heute abend so durch den kopf... es tut weh und doch auch wieder nicht, denn es hat halt einfach so geendet, wie halt die beziehung jahrzehnte lang war.
bin jedenfalls froh, wenn morgen alles vorbei ist!!!!
glg momo

ps... vielleicht ist es gut, dass ich inzwischen das dissoziieren ganz gut beeinflussen kann... wenn es zu arg wird, kann ich mich ja wegbeamen!
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limmy
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Beitrag Fr., 14.05.2010, 10:36

Liebe Momo,

"kannst schon gehen und tschüß...."
Das kannst du ja mitnehmen.
Falls du oder die kleinen in dir das brauchen - es ist die Erlaubnis: Geh deines Weges. Du darfst das, es ist dein gutes Recht.
Es ist auch dein gutes Recht traurig zu sein, wütend zu sein, dich erleichtert zu fühlen, dich wegzubeamen und ...zu leben!

Ich hoffe, ich schreib keinen Mist...

Viele Grüße
limmy


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Zerrissene
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Beitrag Sa., 15.05.2010, 05:49

Guten Morgen,

möchte euch nur sagen, dass ich mitlese und vielleicht auch bald wieder schreibe.

Liebe Grüße

Zerrissene

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nichtmehrda
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Beitrag Sa., 15.05.2010, 07:43

@Zerrissene:
Auch Guten Morgen!
Schön, dass du dich wieder mal gemeldet hast!!! Fehlst mir sehr!
momo

@limmy:
"kannst schon gehen und tschüß...."
Das kannst du ja mitnehmen.
Falls du oder die kleinen in dir das brauchen - es ist die Erlaubnis: Geh deines Weges. Du darfst das, es ist dein gutes Recht.
Es ist auch dein gutes Recht traurig zu sein, wütend zu sein, dich erleichtert zu fühlen, dich wegzubeamen und ...zu leben!
ja, natürlich das alles mein / unser gutes Recht...
aber es tut einfach unheimlich weh - nicht die tatsache, dass sie gestorben ist - nein, das war absehbar - sondern die art WIE sie sich vertschüsst hat. hier hat immer noch jemand gehofft, dass sie uns wenigstens einmal in den arm nimmt, einmal sowas wie "danke" oder "ich hab dich lieb" sagen würde...
konnte hinter ihrem sarg gehend beim begräbnis nichts anderes denken als "warum, mama?" aber diese frage hat sie ja schon zu lebzeiten nur mit einem lapidaren "hab ihn halt soooo geliebt" beantwortet. warum sollte die antwort heute anders ausfallen?
(und die kleine hat unheimlich geweint, während die große alles abgewickelt hat, als hätte sie nie was anderes getan... - singen in der kirche, messe gestalten, beileidsbekundungen entgegen nehmen, small-talk machen...)
so verzerrt ihr gesicht auch in den letzten monaten war - sie starb mit einem lächeln auf dem gesicht. (und alle finden das so schön, weil sie endlich erlöst ist von ihren qualen) - nur ich möchte nur heulen - sie hat damit einmal mehr - ein letztes mal - bewiesen, dass sie immer andere vorgezogen hat - meine verstorbene schwester, meinen v****... und ich nie war bedeutet hab für sie. der pfarrer, der das begräbnis leitete, hatte nur gemeint, das müsse man alles aus ihrer krankheit heraus verstehen... und hat sie als liebevolle und gute ehefrau und mutter gewürdigt... und damit war das bild, das sie von außen alle hatten im wesentlichen aufrecht erhalten.... (und WIR haben geschwiegen... hatten angst aufzustehen und am grab noch zu sagen, was sich tatsächlich abgespielt hat)
nur so zwischen den zeilen der beileidsbekundungen kamen einige bemerkungen, die durchaus auch kritisch waren... aber jeder schob es wieder auf ihre "krankheit" - eigenartig wieviele leute DAS gewusst hatten???? jetzt aufeinmal??? keiner hat jemals zu ihren lebzeiten davon gesprochen... und schon gar niemand danach gefragt, wie es uns damit geht...

ach, ende und schluss... mag nicht mehr drüber nachdenken und auch nicht mehr drüber schreiben!!!! vorbei - endlich - LEBEN!!!???
momo
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Offy
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Beitrag Di., 18.05.2010, 08:44

Liebe momo und alle anderen,
momo_will_leben hat geschrieben:der pfarrer, der das begräbnis leitete, hatte nur gemeint, das müsse man alles aus ihrer krankheit heraus verstehen... und hat sie als liebevolle und gute ehefrau und mutter gewürdigt...
Wie ich sowas hasse...
Ich weiß, dass man von Toten nicht schlecht reden soll, aber ich halte nicht viel von diesem Spruch. Dann ist es mir lieber, wenn es KEINE Rede gibt. Warum ist das eigentlich so? Warum wird in der Rede nie gesagt, wie der Mensch wirklich war? Jede/r Verstorbene war immer der beste, gütigste, liebevollste ... whatever... Mensch, den die Welt je gesehen hat. Wie ignorant muss man sein, wenn man nicht mal die Wahrheit sagen will?
Dass man das als unnittelbar Beteiligte nicht kann, verstehe ich, aber offenbar wussten ja eine Menge Menschen von allem und haben Ewigkeiten geschwiegen. Das ist genau das, was viele Verbrechen erst möglich macht. Es stinkt mir...ganz ehrlich. Entschuldige, wenn ich das nicht hätte schreiben sollen, aber es macht mich sauer.
vorbei - endlich - LEBEN!!!???
Ich wünsche dir sehr, dass du das jetzt etwas freier tun kannst. Es wird seine Zeit brauchen, vielleicht besonders für die Kleinen, deren Hoffnungen ein Stück weit mitgestorben sind. Aber du wirst es schaffen!

--------------------------------------------------------

Mal ein anderes Problem, das wahrscheinlich noch nicht mal direkt mit der DIS zu tun hat.
Gestern ist mein Kätzchen gestorben. Sie fehlt mir ganz schrecklich und oft schaue ich zu Hause unbewusst zu den Stellen, wo sie gern gelegen hat.
Was mich sehr verwirrt: Ich habe kein Gefühl dazu. Ich müsste doch traurig sein, vielleicht sogar weinen. Und bestimmt ist die Trauer auch irgendwo in mir, aber ich fühle nichts. Das ging mir schon mehrfach so. ls meine Oma starb, war es auch so. Mir ist zwar klar, welche Gefühle dasein sollten und wenn ich dann sehe, dass andere sie haben (auch äußerlich wahrnehmbar), komme ich mir schlecht und herzlos vor. Hatte meine Mutter sogar Recht, als sie mal sagte, ich wäre gefühlskalt?


Liebe Grüße, Offy


PS @Zerrissene: Wäre schön, wenn wir dich hier wieder öfter sehen würden.
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nichtmehrda
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Beitrag Di., 18.05.2010, 13:20

@Offy
nur ganz schnell - das mit der Katze tut mir SEHR leid. Fühle mit dir!!! Lass dir Zeit - der Schmerz kommt oft erst ganz viel später...
muss wieder sausen... bis später
momo
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Fliederblüht
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Beitrag Mo., 24.05.2010, 11:46

Hallo zusammen!

Es tut mir leid, dass ich hier in den Thread so reinplatze, vor allem, weil ich noch nicht alles durchlesen konnte. Ich bräuchte aber mal dringend Euren Rat...

Ich leide unter z.T. starken Dissoziationen, und leider habe ich noch nicht raus, wann genau ich z.B. in Trance falle. Mir ist schon klar, dass es irgendwie getriggert wird. Und da wären wir schon bei meinem Problem: Ich habe eine neue Arbeitsstelle im Probedienst, als Beamtin. D.h. ich kann mir die nicht aussuchen oder einfach wechseln. Und diese Arbeitsstelle ist durch verschiedene Umstände ein bzw. ein mehrfach-Trigger. Ich habe, bevor ich hier herkam, keine Probleme gehabt. Und nun holt mich meine Vergangenheit wieder ein. Bin auch in Thera bei einer Traumatherapeutin, allerdings war ich da erst zweimal. Und das nächste Mal geht voraussichtlich erst im Juli. In den letzten vier Wochen war ich krank geschrieben, aber jetzt muss ich wieder arbeiten. Und ich weiß einfach nicht, wie! Habe viel mit Menschen zu tun und muss mir z.B. viel ihrer Geschichten usw. merken. Wenn ich mit anderen rede, habe ich das Gefühl, ich würde es verstehen und wäre im Hier und Jetzt, aber rätselhafterweise ist alles sofort wieder weg, als sei eine Seifenblase zerplatzt. Und morgens kann ich nicht aufstehen, weil die Alpträume in der Nacht dazu führen, dass ich erstmal gelähmt bin, wenn ich aufwache. Das dauert zum Teil Stunden. Mal abgesehen davon, dass ich nicht besonders viel schlafen kann...
Habt ihr Tipps? Ich brauche einfach meinen Arbeits-Ich-Anteil, aber der wird ständig verdrängt (?), und ich habe es einfach nicht im Griff... Und alles ist so nebelig...

Wie schafft ihr Eure Arbeit?

Hoffe, dass es verständlich ist, was ich schreibe, es musste schnell gehen, weil alles so nebelig ist...

Vielen Dank!


Thread-EröffnerIn
Zerrissene
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Beitrag Mo., 24.05.2010, 13:09

Hallo Fliederblüht,

ich habe volles Verständnis für deine berufliche Situation, weil ich halt selber immer wieder Streß damit habe. In Krisensituationen mußte ich mich auch krank schreiben lassen, um innere Stabilität zu erlangen. Dies ist aber nicht so einfach, vor allem, wenn man nur mit sehr wenigen Mitarbeitern zusammenarbeitet und schon allein deshalb verläßlich sein muss. Und ein Krankenschein, ausgestellt von einem Psychiater, kommt NIE gut an, egal, was man hat, es sei denn, ein Todesfall ist unter nahen Angehörigen eingetreten. Da wird schon eher Mitgefühl gezeigt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, mögliche Triggersituationen von vorn herein auszuschließen, d.h. ich habe meine Kollegen insofern eingeweiht, dass ich halt Mißbrauchsopfer bin und deshalb nicht jede Tätigkeit verrichten kann (wie Blutzucker bestimmen und Beine vermessen, um die entsprechenden Kompressionsstrümpfe zu bestellen...). Das hat schon sehr viel Mut von mir abverlangt und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mich am darauffolgenden Tag schämte unter die Augen der Mitarbeiter zu treten. Ich hatte vorher das Gespräch mit meiner Chefin gesucht und sie darum gebeten, es meinen Kolleginnen zu sagen, wenn ich nicht anwesend bin (soviel Mut hatte ich dann doch nicht; außerdem wollte ich unnötigen körperlichen Stress vermeiden).
Sonst weiß ich nicht, inwiefern du in der Lage bist dissoziierte Seiten von dir zurückzudrängen, die halt nichts auf der Arbeit zu suchen haben. Weitere Gedanken sind jetzt eher unpassend, weil ich dich leider zu wenig kenne. Wichtig ist aber, jedem Anteil von dir Raum zu geben. Eben nur zur richtigen Zeit. Ist aber sehr schwierig, dies real umzusetzen. Und du befindest dich ja erst am Anfang deiner Traumatherapie.
Vielleicht ist es möglich die Arbeitsstunden zu reduzieren? Wieviel Stunden pro Woche arbeitest du denn?

Viele Grüße

Zerrissene

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tropfen
sporadischer Gast
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Beitrag Mo., 24.05.2010, 14:26

hallo zusammen,
ich lese hier schon eine weile mit. was du fliederblüht geschrieben hast, könnte fast von mir sein.
ich nehmen gegen die depressionen ein ad, das schlafanstoßend wirkt. auch die morgendlichen lähmungen kenne ich, aber inzwischen habe ich nicht mehr die panik wenn ich aufwache. ich konzentriere mich dann erst mal auf meinen atem und versuche dann die zehen zu bewegen. kannst du dir notizen machen, wenn du dir die geschichten erzählen läßt? hilft bei mir, wenn mein arbeitszustand nicht richtig funktioniert.

lg
tropfen

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Fliederblüht
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Beitrag Di., 25.05.2010, 15:49

Danke für Eure Antworten, über die ich mich sehr freue! Habe es gestern einfach nicht mehr hingekriegt, zu antworten. Das hole ich jetzt aber nach

@Zerrissene: Was bewundere ich Dich dafür, dass Du es Deinen Kolleginnen und Deiner Chefin sagen konntest! Ich glaube, das würde ich nicht schaffen. Aus Scham. Ist natürlich super, wenn Du dadurch auch die Triggersituationen vermeiden kannst. Bei mir ist es leider alles etwas anders, so direkt habe ich keine Kollegen, die meine Arbeit abnehmen könnten und die Arbeitssituation als solche ist bei mir der Trigger: Einfach irgendwo hingesteckt worden sein, keiner da, der bei all den Schwierigkeiten bei der neuen Arbeit hilft (sind leider die beiden entscheidenen Personen in den Leitungsfunktionen über mir verstorben), allein sein etc. Dazu kommt: Ständig beobachtet werden (liegt an meinem "angesehenen" Job), keine Ruhe haben etc. Ich muss hier also mit dem Trigger leben. Meine Thera meinte, dass es ein gutes Übungsfeld für die therapeutischen Übungen sei. Haha. Recht hat sie ja, aber sie muss hier ja nicht beinahe zugrunde gehen!
Wieviel ich arbeite? Es schwankt etwas. So zwischen 8 und 13 Stunden täglich. Im Schnitt vielleicht so um die 11. Ein freies Wochenende im Monat leider nur. Und mit etwas Glück ein freier Tag pro Woche. Kommt aber selten vor. Ich habe demnach de facto gar keine richtige Zeit, mich mit mir zu beschäftigen. Das ist ein große Problem. Entweder ich ignoriere mich selbst und spiele ein blödes Spiel, das da heißt: Ich tue so, als wäre ich jemand anderes, um durchzuhalten.
Und ich bin zwar einigermaßen wieder stabil, würde ich sagen, aber es reicht halt noch nicht für dieses Arbeitspensum. Und aus dem Umfeld höre ich ständig: "Sie sehen ja wieder viel besser aus, na, dann reicht es jetzt auch mal mit der Krankschreibung!" Gewarnt worden bin ich auch schon (wegen dieser Probezeit...).

@tropfen: So bitter wie es ist, habe ich mich doch "gefreut", dass es anderen auch so ergeht. Man hat ja öfter mal das Gefühl, kein Mensch der Welt wäre so drauf wie man selbst. Weißt Du, woran es liegt, dass man ausgerechnet morgens die Lähmungen hat? Liegt das an den Träumen, die Unbewusstes hervorbringen?
Notizen kann ich mir leider keine machen, dann würde mir die Hälfte nicht gesagt werden. Wenn ich was vergesse, dann ärgere ich mich am meisten darüber, da ich dann nicht so persönlich alles machen kann. Dann wird es eher langweilig. Ich weiß, ich spreche in Rätseln, aber ich schäme mich mit meinem Beruf für mein Verhalten/Kranksein was auch immer...

Bei welchem Grad der Instabilität lasst ihr euch denn AU schreiben? Wann wäre es sicher notwendig?

Und dann habe ich noch mal ne andere Frage an Euch Erfahrenere: Wenn man die Anteile in seinem sicheren Ort einrichten sollte (und es auch gemacht hat), dann mir aber der Verdacht aufkommt, dass ein Anteil nicht ein eigener Anteil ist, sondern ein Introjekt, was macht man dann? Ich traue mich nicht mehr zu meinem sicheren Ort, habe echt Angst vor dem einen Anteil!

Sorry fürs viele Schreiben und neugierige Fragen. Bin bissi verängstigt...

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