SandyP. hat geschrieben:
Da müssten wir mal unsere Analysanden fragen, wie die das in ihrer Therapie empfinden.
Hallo ihr,
ich mache seit etwas mehr als einem Jahr eine Psychoanalyse. Begonnen habe ich mit 3 Wochenstunden und bin dann nach etwa vier Monaten auf 4 Stunden pro Woche hochgegangen. Daneben arbeite ich auf einer ganzen Stelle.
a) Mein Job lässt sich rein äußerlich einigermaßen gut mit der Analyse verbinden, weil ich flexible Arbeitszeiten habe und mir meine Termine / Bürozeiten legen kann, wie ich will. Ich habe meine Stunden alle früh am Morgen und muss halt ensprechend, was ich an Zeit in der Analyse lasse, abends dranhängen, was ganz gut geht, aber auch dazu führt, dass Privatleben und Hobbies hinten weg fallen.
b) Innerlich lässt sich Analyse und Arbeit mal so und mal so zu vereinbaren. Manchmal bin ich so fertig und durch den Wind nach der Stunde, dass ich eigentlich unmöglich gleich arbeiten kann, aber ich schleppe mich dann halt trotzdem ins Büro und mache gute Miene. Allerdings ist das dann natürlich doppelt anstrengend... Manchmal ist es aber gerade gut, nach der Analyse nicht alleine zuhause zu sein, weil ich sonst in ein noch viel tieferes Loch stürzen würde.
c) Die oben angesprochene Angst, eine Analyse würde einen völlig gefangen nehmen, kann ich ein Stück weit bestätigen. Mein Leben, meine Gedanken, meine Tagträume, meine Sehnsüchte, mein emotionaler Haushalt, mein letzter Gedanke vorm Einschlafen und mein erster nach dem Aufwachen - alles dreht sich um die Analyse und meinen Analytiker. Einerseits soll das wohl ein Stück weit so sein, damit es wirkt. Andererseits muss ich echt aufpassen, dass ich mich nicht in diesem Zustand einrichte, sondern ihn bearbeite, sonst gibt es irgendwann ein böses Erwachen...
d) Die Analyse ist momentan das Wichtigste, was es gibt in meinem Leben. Und es gibt für mich keinen wichtigeren Mann als meinen Analytiker. Mir das einzugestehen, macht mir Angst, und ich weiß noch nicht, wo das letztlich hinführt, aber ich vertraue das meinem Analytiker an.
--> Sandy, so wie ich dich bis jetzt kennengelernt habe, bist du eine absolute Einzelgängerin in deinem Privatleben. Ich bin mir fast sicher, dass dich eine Analyse da noch mehr hineinsteigern wird. Es kann einem eine echte Ersatzbefriedigung verschaffen... Ich für meinen Teil bemühe mich, das IN meiner Analyse offenzulegen und zu bearbeiten.
Soweit meine spontanen Gedanken zum Thema,
liebe Grüße
freistil
Wenn das Herz denken könnte, stünde es still. (Pessoa)