Entstellt im Gesicht?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Jesusechse
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Beitrag Fr., 26.02.2010, 10:19

Noch ein Nachtrag:

Was ich bei ihm auch super finde, ist, dass er nie eine Suizidabsprache oder einen Anti-Selbstverletzungspakt wollte. Wenn ich überlege, wieiviel Theater darum mit allen anderen Therapeuten und Kliniken gemacht wurde!! Wieviel Zeit und Energie in solche Kämpfe geflossen sind und wie scheinheilig es eigentlich ist, zu sagen, man will helfen, aber dann doch nur unter der Bedingung, dass man perfekt abgesichert ist!!

Das sind alles Sachen, die gibt's bei ihm nicht. Ich muss es aushalten, also trägt er ganz klar auch seinen Anteil daran. Er behandelt die, denen es am schlechtesten geht und dass er da mit Suizidabsprachen und Anti-SV-Pakts nicht weit kommt, weiß er sowieso. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, die zu versorgen und hochzukriegen, die am meisten gebeutelt wurden. Den Kleinkram überlässt er anderen. Er hat das Können und die Stärke, dass er die Hardcore-Fälle machen kann und macht die, weil viele andere das nicht können.

Man sieht, er fordert nicht nur seine Patienten, sondern am allermeisten sich selber. Und der jammert keine Sekunde über seine Arbeitsbelastung oder sonst was, sondern ist sehr positiv und gut drauf. Und wenn er das macht, obwohl er nicht müsste, dann ist es eigentlich nicht zu viel verlangt, wenn er von mir auch was verlangt, oder?!

Wo's nichts bringt, steigt er rigeros aus. Es gibt soviele Leute, denen es hundeelend geht. Er investiert nur in sinnvolle Projekte Zeit und Energie. Alles andere wird sofort rausgekickt. Eigentlich logisch. Warum soll er an jemandem rumbasteln, wo's nichts bringt, wenn er zur selben Zeit jemandem anders wirksam helfen könnte?! Das ist seine Art, damit umzugehen. Er weiß, was er drauf hat und dementsprechend verhält er sich auch.

GLG

ausgefuchst

PS Ja, mir ist schon klar, dass sich das vielfach von den Therapieen und Therapeuten unterscheidet, die andere haben. Aber für mich ist das halt das, wo's lang geht.

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Jesusechse
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Beitrag Fr., 26.02.2010, 12:30

Mir ist noch was eingefallen, was gestern auch Thema war in der Therapie:

Ich plane unrealistisch, ich nehm' mir zuviel für die einzelnen Tage vor. Dann klappt das nicht und alles geht drunter und drüber.

Dazu kommt auch der Druck von außen, ich kann nicht machen, was ich will, zumindest nicht dauernd.

Ich glaube, die Probleme kennen wohl fast alle hier?

Ich merke oft, es reicht mir, aber statt dass man auf die eigene Kapazitätsgrenze achten könnte, muss man weitermachen. Ich wünsche mir oft die Studienzeit zurück, da war ich frei in diesen Dingen, oder einfach freier.

Wenn's mir schon schlecht geht, merke ich, ich bräuchte Pause, aber es geht halt nicht.

Sobald dieses Projekt durch ist, werde ich mich mal krankschreiben lassen. Vielleicht reiche ich auch demnächst mal einen kleinen Urlaub ein. Das überlege ich mir noch.

ausgefuchst

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Elfchen
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Beitrag Fr., 26.02.2010, 12:36

Hallo ausgefuchst

Ich hatte das Problem mit dem Zuviel auch.
Mittlerweile nehme ich mir ein Thema vor, und das kann sehr happig sein. Ich gehe viel bewusster dran und widme mich diesem einen mit ganzer Hingabe.
lg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Jesusechse
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Beitrag Fr., 26.02.2010, 15:39

@alle, besonders die, denen ich nicht direkt geantwortet hatte auf ihre letzten Postings (Hab' ich aber alle sehr genau wahrgenommen, aufmerksam gelesen und mir gemerkt, wer und was geschrieben wurde):

Das ist lieb, dass Ihr Euch Gedanken macht und es sind viele gute Tipps.

Es ist wirklich wichtig, dass man irgendwann bestimmte Leute in die Wüste schickt, Ballast abwirft und das Ganze nicht nur äußerlich, sondern zuerst innerlich drauf pfeifft, was von denen kommt. Das kann ich jetzt schon richtig gut. Aber als Kind, Teenie und auch als Studentin und schon längst Erwachsene konnte ich es nicht. Ich wusste nicht mal, dass man das "darf"?!!

Ich glaube, da muss man lebenslänglich auf der Hut sein, mit wem man sich einlässt.

Und das andere ist "Mit den Kräften haushalten". Gaaanz wichtiges Thema für jeden, der psychisch angeknackst oder krank geworden ist; und natürlich auch als Prophylaxe im Sinne von Psychohygiene!!

@linaa:

Hab' Dein Posting nicht vergessen. Hier läuft der Faden aber gerade anderswo hin.

Mach' doch Deinen Thread wieder aktiv, indem Du ein kurzes Posting neu reinsetzt, vielleicht mit dem Inhalt von Deinem hier. Dann kann ich dort antworten, ist vielleicht besser, als hier kreuz und quer zu schreiben?!

Ich grüße Euch alle ganz lieb! Erst wollte der Thread nicht so richtig, aber jetzt haben genau die richtigen Menschen geschrieben!!! Und ich finde, es sind auch Themen aufgekommen, die für viele interessant sind. Ich lerne auch viel, oft indem mir was bewusst wird, was ich zwar schon kannte, aber es wurde mir erst hier wirklich klar, was es bedeutet.

Mein Thera ist ein kleiner Überflieger, so eine Art Mini-Wunderknabe. Ich teile auch gern, was er mir beibringt, in der Hoffnung, dass es anderen auch Leidenmüssen erspart, minimiert, hilft.

ausgefuchst

PS Wegen Elena muss ich immer noch lachen, weil wir uns an meinem 1. Forumstag so angezickt haben. Hihihihihi.... Eigentlich ein schönes Beispiel dafür, dass man Menschen nicht nach dem ersten Eindruck bewerten kann. Ja, und mit Elfchen hatte ich mich auch schon in der Wolle. Gut, dass dann auch trotzdem ein Neustart möglich ist.

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nemesis
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Beitrag Fr., 26.02.2010, 15:42

Hallo liebe ausgefuchst!

Ich freu' mich, daß es Dir wieder etwas besser geht! Hab' mir schon ein bisschen Sorgen um Dich gemacht...

Leider kann ich grad nicht viel schreiben, muss noch was erledigen. Aber ich meld' mich später nochmal.

Fühl Dich mal ganz doll von mir gedrückt , wenn Du magst.

Liebe Grüße

nemesis
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(R.D. Laing)

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Jesusechse
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Beitrag Fr., 26.02.2010, 18:42

Hi nemesis!

Du bist süß, aber brauchst Dir keinen Kopf wegen mir zu machen, auch alle anderen nicht! Unkraut vergeht nicht!

Das ist ja das, was ich schon oft geschrieben habe: labil-stabil. Das kennst Du aber auch, jede Wette?!

Das ist halt dieses Starke und Kaputte in Mixtur-Form.

Ich bin in Krisensituationen gut zu gebrauchen, nur im Alltag ist das so gar nicht praktisch. Die ganzen Therapien von früher, die nicht gepasst haben, haben da viel eingerissen. Allgemein ausgebildete Therapeuten haben halt keine Ahnung und richten dann mehr Schaden an, als sie helfen können. Oft kracht man genau wegen unsachgemäß durchgeführter Therapieen total zusammen.

Mein jetztiger Therapeut ist halt Traumatherapeut und der nutzt die alten Mechanismen. Der sagt ganz klar, dass ich das wieder machen muss, was ich früher perfekt beherrscht habe. Wenn der Alte getobt hat, war das Normalzustand, es war Alltag trotz Existenzangst - oft sogar Todesangst oder Angst um die Angehörigen - Hausaufgaben zu machen, zu putzen, einkaufen zu gehen.

Wenn ich ihm sowas erzähle, dann sagt der nicht "Ach, Sie Arme!!", sondern er sagt nur eins:

"Sofort wieder rausholen und aktivieren! Wenn Sie das damals konnten, können Sie es noch! Sofort rausholen und nutzen und den Job damit hinkriegen und alles andere auch!".

Du siehst, ich bin nicht unbedingt hilflos und ohne Waffen ausgestattet, wenn mich das Leben fordert. Dass ich oft phasenweise durchhänge ist klar, kann man so einfach auch sicher nicht für die Zukunft verhindern. Aber Du weißt ja wie das ist?!

Die Zauberformel ist: Immer wieder Auftanken und den Akku aufladen. Immer wieder von vorne anfangen. Wenn das Leben Dich umschmeißt, liegen bleiben, bis wieder Kraft da ist, aufstehen, weitermachen. Ist immer das Gleiche, wie bei kleinen Kindern das Laufen lernen. Es geht nur mit Hinfallen und wieder Losmarschieren. Irgendwann läuft's dann problemlos.

GLG

ausgefuchst


Zerrissene
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Beitrag Fr., 26.02.2010, 20:11

Liebe ausgefuchst,

bitte, versteh mich jetzt nicht falsch und es soll von mir nicht arrogant rüberkommen, aber als ich jetzt soeben deine vielen Zeilen über deine Therapie las, ist mir bewußt geworden, welche Selbstheilungskräfte ich habe. Jedenfalls schaffe ich es meistens ganz allein mich in Krisensituationen zu stabilisieren, während sich mein Thera zurücklehnt. Er meinte mal, ich hätte die große Gabe mich selbst zu therapieren. Ach, ich würde dir so gern eine große Portion davon abgeben, weiß aber selber nicht, wie es funktioniert, da außerhalb meines Bewußtseins...

In der Beziehung kenne ich mich selber nicht.

IGDL Zerrissene

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Jesusechse
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Beitrag Fr., 26.02.2010, 20:30

Hi liebe Zerrissene!

Das klingt nicht arrogant. Schade, dass Du es leider nicht genauer erklären kannst. Ja, vielleicht kommt ja irgendwann ein Geistesblitz?! Also wenn ja, dann sind hier sicher alle gespannt.

Selbstheilungskräfte hat jeder, manchmal sind sie blockiert. Dann hat man ein echtes Problem.

Ich glaube, bei mir ist das so. Früher hat mich nichts wirklich umgehauen, alles hab' ich weggesteckt, als wäre es nichts. Dann war das mit meiner Familie und da ist echt dann was zu Bruch gegangen. Ab dem Punkt wollte ich nicht mehr. Man kann sagen, ich hab' gestreikt und Teile von mir tun das immer noch. Deshalb ist mein Thera ja so extrem hartnäckig drauf. Kleine bittere Persönlichkeitsanteilchen heulen nur und sind nicht bereit, das Köpfchen nicht hängen zu lassen. Das ist das Problem. Andererseits sind die hochgradig anhänglich und abhängig und er kriegt sie dazu, mitzulaufen, wenn er sagt, dass er geht, wenn sie nicht spuren.

Verrat ist sowas, was einem innerlich einfach den Willen bricht. Ich denke aus meinen PNs weißt Du ja, wenn ich meine, wer mir am meisten das Herz rausgerissen hat.

Ja, schlimm, wenn's jemand war, den man unendlich geliebt hat, wo man gedacht hätte, genau da kann einem nichts passieren, da ist man sicher.

Hm, falsch gedacht!! Ich hab's halt von da grade nicht erwartet, dachte, da wäre ich sicher, es wäre alles ok! Aber war's nicht, dann kam das: Angriff und wie!

Danach wollte ich nicht mehr und das hat echt bis heute angehalten. Ein bisschen will ich wieder, aber wenn die kleinste Kleinigkeit schief geht, dann will ich nicht mehr. Früher so ein Kämpfer und jetzt werfe ich wegen jedem Mist das Handtuch. Kann man kaum glauben, nicht?!

Mein Thera weiß das und er macht lieber das , als dass er zulässt, dass das aus mir wird. Ich war echt immer tough, aber mir haben sie den Schneid wirklich abgekauft.

Aber wie's aussieht, gibt's doch eine (gute?) Zukunft für mich.

Ich wollte halt nicht mehr, mein Körper wollte nicht mehr, hab' nichts mehr gegessen, nichts mehr getrunken, alles hatte auch keinen Geschmack mehr. Kannst Du Dir das vorstellen, dass man Schokolade in den Mund stopft und nchts reagiert mehr? Kein Geschmack, kein "Oh, lecker!", gar nichts mehr? Meine Arme sehen so Sch... aus. Ich hab' mich regelrecht tranchiert vor ein paar Jahren, 200 Schnitte, 300 Schnitte, tiefe Sachen, genäht, nicht genäht, Inschriften über den ganzen Körper. Hätte man fotographieren sollen, sowas sieht man nicht alle Tage.

Er lässt mich nicht aufgeben, der sture Kerl. Sagt mir, dass er aussteigt, dabei hat er schon den Termin für nächste Woche rausgesucht gehabt (Das wechselt bei uns immer.).

GLG

ausgefuchst


Zerrissene
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Beitrag Fr., 26.02.2010, 20:58

ausgefuchst hat geschrieben:
Ich wollte halt nicht mehr, mein Körper wollte nicht mehr, hab' nichts mehr gegessen, nichts mehr getrunken, alles hatte auch keinen Geschmack mehr. Kannst Du Dir das vorstellen, dass man Schokolade in den Mund stopft und nchts reagiert mehr? Kein Geschmack, kein "Oh, lecker!", gar nichts mehr?
Ja, ich kenne das. Deine Worte hätten von mir stammen können. In Notsituationen kann ich meinen ganzen Körper abstellen (spüre ihn dann nicht mehr.) Wie, als wäre er von mir abgetrennt. Mein Körper auf einem Abstellgleis. Vielleicht ist es bei dir so ähnlich. Ob dann mein Körper nicht mehr will, weiß ich nicht, weil ich ja ihn nicht mehr spüre. Ich meine, wenn ich den Körper nicht mehr spüre, ißt man automatisch nichts, trinkt man nichts. Irgendwo gibt es den Geistesblitz, du mußt wenigstens trinken, aber nicht, weil du Durst hast, sondern weil du WEIßT, dass dein Körper trinken muss.

Und was mein Selbsttherapieren angeht, bist du nicht die erste, die das gern wissen will. Mein Thera ist soooooooooooo neugierig, nicht mal ihm kann ich es erklären, der arme... Ständig höre ich seine Frage in mir: "Wie machen Sie das?". Schade, er hätte es verdient von mir zu erfahren.

Denkst du morgen an mich? Hoffentlich komme ich mit der software klar. Ich bin so verunsichert, obwohl ich 1 1/2 Jahre mit dieser altvertrauten software gearbeitet habe. Irgendwo in mir drin MUSS es doch noch einer wissen, oder?

Gute Nacht wünscht Zerrissene

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Jesusechse
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Beitrag Fr., 26.02.2010, 21:57

Klar, denk' ich an Dich! Ist fest versprochen, wann geht's morgen denn los?

Einer weiß es garantiert. Aber ist egal, wenn Du davor stehst, hilft das der Erinnerung auf die Sprünge. Außerdem: Du bist den ersten Tag da und keiner erwartet, dass das supertoll wird. Die wissen auch, dass Du Dich erst zurechtfinden muss.

Es geht erst morgen früh los. Noch ist die Nacht als Puffer dazwischen. Erst morgen wird's richtig ernst.

Das hab' ich mir immer im Examen gesagt, damit ich die Nacht vor der Klausuren halbwegs überstehen konnte.

Es wird schon.

ausgefuchst

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Elena
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Beitrag Fr., 26.02.2010, 22:47

ausgefuchst hat geschrieben:Wegen Elena muss ich immer noch lachen, weil wir uns an meinem 1. Forumstag so angezickt haben. Hihihihihi.... Eigentlich ein schönes Beispiel dafür, dass man Menschen nicht nach dem ersten Eindruck bewerten kann.
Genau, weil jeder Mensch verschiedene Seiten an sich hat.
ausgefuchst hat geschrieben:Es ist wirklich wichtig, dass man irgendwann bestimmte Leute in die Wüste schickt, Ballast abwirft und das Ganze nicht nur äußerlich, sondern zuerst innerlich drauf pfeifft, was von denen kommt. Das kann ich jetzt schon richtig gut. Aber als Kind, Teenie und auch als Studentin und schon längst Erwachsene konnte ich es nicht. Ich wusste nicht mal, dass man das "darf"
Da können wir uns die Hand reichen. Ich hatte (habe) auch ganz oft das Problem, dass ich mich gedanklich und emotional zu stark auf Menschen einlasse. Dies ist ein Vorteil, wenn es um die schönen Dinge zwischenmenschlicher Beziehungen geht, aber ein Nachteil, wenn es um Verletzungen geht. Ich lass dies ganz nah an mich ran und muss mir immer wieder Abstand dazu schaffen, um mich nicht reinzusteigern. Erst bin ich getroffen, am Boden, depressiv, aber dann kehrt sich alles um in einen Gegenangriff, dass die andere Person für mich nur noch Zielscheibe ist, die attackiert wird. Ich weiss, Rachsucht spielt in meiner Persönlichkeit eine große Rolle, obwohl ich solche Zustände hasse, weil Kleinkriege für mich eine verminderte Lebensqualität bedeuten. Andererseits kann ich keine Verletzungen über mich ergehen lassen, es muss bei mir einfach raus. Wir sind in meiner Therapie grad dran....bisheriges Fazit: ich lass viel zu viele Menschen an mich ran, die mir nicht gut tun.
Finde es sehr gut, da weiter dran zu arbeiten....

LG Elena

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nemesis
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 01:04

Hallo ausgefuchst!

Ja klar, labil-stabil kenne ich, nur zu gut... Auch was Du über Krisensituationen geschrieben hast, kommt mir sehr bekannt vor. Wenn's richtig kracht, dann funktioniere ich super. Aber Alltag? Da macht's dann plumps und klein nemesis liegt am Boden und mag nicht mehr. Oder man macht sich eben auch den Alltag sozusagen zur Krisensituation, indem man sich viel zu viel aufhalst. Dann werden zwar die "Krisen-Kräfte" aktiviert und man funktioniert toll, aber auf Dauer hält man das nicht durch, weil's eben auch viel zu viel Kraft kostet. Und dann braucht man wieder 'ne lange Pause zum Auftanken. Mit einem "normalen" Leben und vor allem Beruf ist so ein "Phasen-Leben" aber absolut nicht kompatibel, denn da ist ja eher Konstanz gefragt.

Hmmm, Verrat... Genau das hat mir letztlich dann auch endgültig(?) das Genick gebrochen, den Willen zum Weitermachen zerstört. Eigentlich gab's ja zig mal Verrat in meinem Leben, aber meist kam's nicht wirklich überraschend. Nur der letzte, der war richtig mies, denn da hab' ich mich das erste mal wirklich sicher gefühlt, so wie Du. Ja, und unendlich geliebt hab' ich den Menschen auch. Und dann auf einmal, aus heiterem Himmel... Seitdem geht fast nix mehr. Das ist jetzt zwar noch nicht sooo lange her, aber aus der heutigen Perspektive kann ich schon sehen, daß ich mir da sehr viel schön geredet habe, denn wirkliche Unterstützung hatte ich in der Beziehung gar nicht, eher noch zusätzliche Verletzungen. Aber irgendwie hat mich das trotzdem voll getroffen, vielleicht auch gerade deswegen, weil da eine Illusion zerplatzt ist und die Realität so mies war. Seitdem ist mein Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen jeder Art jedenfalls völlig im Eimer. Vorher war's ja auch schon sehr angeschlagen, aber heute...

Selbstheilungskräfte... Ich weiß nicht, ob man das jetzt als Selbstheilungskraft bezeichnen kann, aber ich hab' so etwa seit dem Gymnasium die Angewohnheit, die Erinnerung an miese Erlebnisse absichtlich so weit in Richtung Lächerlichkeit zu verzerren, daß ich schon fast drüber lachen kann. Die beteiligten Menschen stelle ich mir dabei als totale Karrikaturen (wenn ich nur zeichnen könnte...) vor, so daß sie die Bedrohlichkeit verlieren. Manchmal hilft das, jedenfalls bei nicht gar so heftigen Verletzungen. Überhaupt war meine Phantasie damals als Kind eigentlich immer mein bester Schutzmechanismus. Wenn's zu heftig wurde um mich herum, dann hab' ich mich in meine Phantasie-Welt verabschiedet. Ja, das klappte als Kind. Heute als Erwachsene haut das leider nicht mehr hin.

Liebe Grüße

nemesis
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 17:48

Hi nemesis!

Ich glaube, diese Flucht in die Phantasie ist nicht wirklich das, was man unter Selbstheilungskräfte fassen kann, sondern es war ein Schutzmechanismus. Dafür hat es getaugt, in der aktuellen Situation war das prima.

Jetzt ist die Sachlage anders. Wir sind älter, das Leben stellt andere Anforderungen, wir sind erwachsen geworden, berufstätig, wir müssen uns um allerhand kümmern von unserem Innenleben über Haushalt bis zu den Finanzen.

Da hilft die Flucht in die Phantasie nicht wirklich mehr, phasenweise schon, zum Abschalten ein bisschen Tagträumen machen sogar gesunde Menschen, dann dürfen wir erst recht.

Ich hab' nochmal über den "Verantwortungskram" nachgedacht, herje, mir geht das auch wie irre auf den Geist. Wenn man chronisch enttäuscht ist, viel eingesteckt hat, das Leben in der Sackgasse gelandet ist und dann noch den alltäglichen Wahnsinnskram auf die Reihe kriegen soll, kann man doch nur zusammenbrechen.... Neidisch kuckt man auf die, denen es besser geht, die mehr haben, die unbelästigt und unbehelligt aufwachsen und leben durften und dürfen.

Alles Ungerechtigkeit pur. Da kann einem schon der Kragen platzen, die Galle überlaufen und einem das Ganze so an die Nieren gehen, dass man echt nur noch liegen bleibt und hofft, dass das alles vorbei geht oder man selber endlich abkratzt. Der Schmerz ist schlimm genug. Ok, vielleicht reicht das, damit man dran eingeht. Anfühlen tut es sich so. Und wenn er nicht reicht, ok, dann muss man etwas nachhelfen. Das ist so unverschämt an diesen Verletzungen, nur die Seele stirbt ab, aber der Dreckskörper lebt weiter. Dann hat man ein Problem. Das Zombiestadium hat bei mir lange gedauert. Du bist wohl noch sehr drin?

Jetzt steh' ich da vorm Scherbenhaufen, 10 Jahre geheult und geschnippelt, sterben wollen, leb' immer noch. Das ist echt dumm gelaufen!

Und jetzt steh' ich an der Wegkreuzung: So weitermachen und klagen, verzweifeln oder alles ändern und das Beste draus machen?

Das ist es, was mein Thera mich fragt, wenn er fragt, ob ich wirklich will. Es geht nur, wenn ich mich klar entscheide; Zickzack-Kurs ist zuwenig.

Das hat mich alles tierisch aufgeregt diese Woche. Konnte ich nicht, wollte ich nicht, muss aber.... Aber wie es dann machen? Er merkt's, wenn ich ihm was vorschwindeln würde, damit er bleibt....

Hab's mir aber trotzdem nicht zugetraut, so wie Du es Dir auch nicht zutraust. Und das weiß ich, da muss ich nicht fragen.

Wie oft haben wir den Neustart versucht und die Kraft hat nicht gereicht oder wir bekamen nach jeder Anstrengung in diese Richtung gleich wieder eine auf den Deckel und es neu besorgt?

Ja, ging mir auch so, nicht nur Dir!!

Ich mach' hier kurz Pause, dann folgt Teil II, weil das geht nicht alles in ein Posting.

Bis gleich!! )

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Beitrag Sa., 27.02.2010, 17:55

So da ist er mein Teil II:

Also, ich hab' mich auch gefragt, wie ich das hinkriegen sollte. Erst dachte ich: Geht doch gar nicht!!

Aber er zwingt mich ja! Was nun?

Es muss eine Lösung her! Ich weiß auch, es ist tausend Mal schief gegangen, das Ruder rumzureißen und dann ganz allein und aus eigener Kraft, wo man so leer und missmutig, depri und brüchig ist.

Ich hab's mir nochmal überlegt mit dem "Verantwortung übernehmen!". Das klingt schon schrecklich und ist auch irgendwie schrecklich. Es ist wie ein Mühlstein um den Hals, man selber soll alles auslöffeln, was andere eingebrockt haben.

Ich hab' mir das jetzt mal anders übersetzt diese "Verantwortung übernehmen!".

Ich mach' daraus ein

"Lass' es Dir doch endlich mal gut gehen!! Pfeiff' auf die anderen und was sie denken. Mach', was Du willst und wonach Dir ist. Kuck', dass Du nie wieder so ausbrennst wie die ganze Zeit. Mach' Deinen Kram, damit Du keinen unnötigen Stress und Ärger kriegst und ansonsten: Leg' die Füsse hoch, hol' was nach!"

Das ist nicht mehr so schrecklich oder?

Ich hab' das gestern und heute so gemacht und muss sagen, mir geht's sehr viel besser heute, ich bin zufriedener. Noch klappt der Alltag nicht, aber vorher hat er gar nicht mehr geklappt, immer hab' ich mich unter Druck gesetzt und hab' dabei weniger erledigen können, als wenn ich so lebe wie seit gestern.

Teil III kommt gleich!


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Jesusechse
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Beitrag Sa., 27.02.2010, 18:14

Ich hab' jetzt begriffen, was mein Thera meint, wenn er sagt, dass ich für mich und mein Leben allein verantwortlich bin und das annehmen muss. Es fängt mit diesem Verantwortung übernehmen nicht bei den äußeren Geschichten an, die uns so eine Angst einjagen, wo wir uns fragen, wie wir das hinkriegen sollen, sondern es fängt im Kopf an:

Wir haben soviel Mist erlebt und denken, es kann gar nichts anderes geben. Hoffnung lassen wir keine mehr zu, sie könnte ja enttäuscht werden. Und bloß das nicht, bloß nicht noch mal verletzt werden, nicht noch mal treten, bloß nicht noch mal eine in die Fresse!! So sieht's doch aus! Bei mir zumindest schon seit 10 Jahren und bei Dir auch, nicht?!

So kann man nicht leben. Und das ist das, was er mir die ganze Zeit vorwirft, dass ich mir lieber von der Zukunft eine Horrorvorstellung mache, die mich Tag und Nacht in Panik versetzt, wodurch ich kaputt gehe, erschöpft bin und echt nur lebensuntauglich bin, anstatt einfach noch mal von vorne anzufangen, die alten Erfahrungen als diese stehen lasse und noch dran glaube, dass was Gutes kommen kann und ich das packe.

Was anderes will er erst mal gar nicht von mir. Alles, was damit noch von einem verlangt wird, kommt allein. In dem Moment, wo man diese Visionen vom eigenen Leben wieder zulässt, lässt die Angst nach, kann man sich erholen, wird Auftanken überhaupt erst möglich. Wir stehen uns selber im Weg. So ist das leider. Er hat mir gesagt, ich laufe die ganze Zeit im Kreis. Und ganz ehrlich: Er hat Recht, er braucht doch da nicht dabei bleiben und zuschauen, wenn sich doch eh nichts mehr ändert.

Er hat gemeint: Raus aus dem Hamsterrad! Und es stimmt, da sind wir drin, im Verzweiflungs-Hamsterrad, weil wir uns nicht trauen, noch an was Gutes zu glauben.

Er sagt, ich soll's ihm einfach glauben, er sieht das klarer, weil meine Wahrnehmung ist durch die schlechten Erfahrungen verzerrt. Ich muss mich von ihm führen lassen, wie ein Blinder. Psychogene Blindheit mal anders?! Zum Glück geht sowas mit der Zeit weg!

Ich hab' beschlossen, das so zu machen.

Wenn ich das Alleinsein nicht aushalte, hat er gemeint: Ablenken! Oder eben auch Aushalten! Kommt drauf an, was geht.

Ansonten: Nicht an die alten Sachen denken, nicht das herziehen und sich immer wieder das vor Augen führen. Das tut nur weh und schwächt einen. Und bringen tut es überhaupt gar nichts, nur, dass es Dir noch schlechter geht!!

NICHT DRAN DENKEN! UND EINFACH MACHEN! Das sind immer seine Tipps.

Die Angst war bei mir auch immer ganz gewaltig. Er hat dazu nur gesagt:

"Sie können gerne Angst haben! Wenn's Ihnen Spaß macht?! Mir würd's keinen Spaß machen!!".

Es fängt alles im Kopf an. Man muss - egal, wie die Umstände sind - sich selber Halt geben, muss sich sagen: Hey, das wird wieder! Es findet sich schon mit der Zeit.

Das Gefühl, dass doch alles ok ist und andere vom Leben auch ab und an einen Dämpfer abkriegen muss man neu lernen. Man muss lernen, sich zu sagen: Hey, auch anderen passiert was Schlimmes, manchen sogar noch Schlimmeres als mir!".

Im Grunde sind wir - trotz allem - noch fit genug für ein gutes Leben, aber bisher haben wir es gar nicht angefangen und liegen stattdessen in einer Blutlache, die sich Vergangenheit nennt. Wir sollten vielleicht einfach mal aufstehen und uns da raus bewegen. Dann könnte tatsächlich was kommen, was viel mehr Spaß macht, als im eigenen Saft zu schmurgeln?!

Wir verpassen alles, nur, weil wir das Alte nicht los lassen können/wollten. Bisher konnte ich es auch nicht, aber er sagt mir so richtig, wo's lang geht und eigentlich sagt er keine schlimmen Sachen, wenn er sagt: Passen Sie auf sich auf! Tanken Sie auf und machen Sie alles Wichtige so gut, dass es klappt und Sie gute Rückmeldungen und Möglichkeiten kriegen!".....

Früher haben wir uns doch auch behauptet, obwohl die Bedingungen mies waren. Er hat Recht: Wir müssen das wieder rausholen und dann können wir uns vom Leben sehr wahrscheinlich noch viel nehmen.

Bis gestern dachte ich auch: Es geht nicht, es ist zu ungerecht, dass ich jetzt für alles allein grade stehen soll.

Aber heute sieht die Sache leicht anders aus.

Ich hab' die Hoffnung, dass Du vielleicht was damit anfangen kannst? Ich weiß es nicht, aber ich wollte es Dir auf alle Fälle schreiben.

GLG

ausgefuchst

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