Gedichtesammlung ~ wer mag mitmachen?

Themen und Smalltalk aller Art - Plaudern, Tratschen, Gedanken, Offtopic-Beiträge (sofern Netiquette-verträglich..) und was immer Sie hier austauschen möchten.
Benutzeravatar

Hamna
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 58
Beiträge: 7209

Beitrag Mi., 20.01.2010, 03:56

Und weil ich es gerade nicht lassen kann, und es wiederum eines ist, das mich bis ins tiefste Innere berührt, weil so viel Wahres darin ist:

An den, den ich liebe:
_______________________________________________________________
Du, dem ich's nicht sage,
dass ich bei Nacht weinend liege,
dessen Wesen mich müde macht
wie eine Wiege.
Du, der mir nicht sagt,
wenn er wacht meinetwillen:
wie, wenn wir diese Pracht
ohne zu stillen
in uns ertrügen?

Sieh dir die Liebenden an:
wenn erst das Bekennen begann,
wie bald sie lügen!

Du machst mich allein.
Dich einzig kann ich vertauschen.
Eine Weile bist du's,
dann wieder ist es das Rauschen,
oder es ist ein Duft ohne Rest.
Ach, in den Armen
hab ich sie alle verloren,
du nur, du
wirst immer wieder geboren:
weil ich niemals dich anhielt,
halt ich dich fest.
(frei nach den Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge,
aus den "verstreuten und nachgelassenen Gedichten" des
Rainer Maria Rilke)

Werbung

Benutzeravatar

TimpeTe
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 58
Beiträge: 467

Beitrag Mi., 20.01.2010, 10:52

Verborgenheit


Lass, o Welt, o lass mich sein!
Locket nicht mit Liebesgaben,
Lass dies Herz alleine haben
Seine Wonne, seine Pein!

Was ich traure weiss ich nicht,
Es ist unbekanntes Wehe;
Immerdar durch Tränen sehe
Ich der Sonne liebes Licht.

Oft bin ich mir kaum bewusst,
Und die helle Freude zücket
Durch die Schwere, so mich drücket
Wonniglich in meiner Brust.

Lass o Welt, o lass mich sein!
Locket nicht mit Liebesgaben,
Lass dies Herz alleine haben
Seine Wonne, seine Pein!

Eduard Mörike
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Messina
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 29
Beiträge: 375

Beitrag Mi., 20.01.2010, 22:14

And if I show you my dark side,
will you still hold me tonight?
And if I open my heart to you
and show you my weak side,
what would you do?

(Pink Floyd, aus "The Final Cut")
Manchmal muss man einem Menschen den man liebt loslassen, damit er glücklich sein kann auch wenn man selbst daran zerbricht.

Benutzeravatar

Beavis
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 23
Beiträge: 20

Beitrag Mi., 20.01.2010, 23:06

A Year and a Day (Elizabeth Siddall (1829-1862))


Slow days have passed that make a year,

Slow hours that make a day,

Since I could take my first dear love

And kiss him the old way;

Yet the green leaves touch me on the cheek,

Dear Christ, this month of May.

I lie among the tall green grass

That bends above my head

And covers up my wasted face

And folds me in its bed

Tenderly and lovingly

Like grass above the dead.

Dim phantoms of an unknown ill

Float through my tired brain;

The unformed visions of my life

Pass by in ghostly train;

Some pause to touch me on the cheek,

Some scatter tears like rain.

A shadow falls along the grass

And lingers at my feet;+

A new face lies between my hands –

Dear Christ, if I could weep

Tears to shut out the summer leaves

When this new face I greet.

Still it is but the memory

Of something I have seen

In the dreamy summer weather

When the green leaves came between:

The shadow of my dear love’s face –

So far and strange it seems.

The river ever running down

Between its grassy bed,

The voices of a thousand birds

That clang above my head,

Shall bring to me a sadder dream

When this sad dream is dead.

A silence falls upon my heart

And hushes all its pain.

I stretch my hands in the long grass

And fall to sleep again,

There to lie empty of all love

Like beaten corn of grain.

Werbung

Benutzeravatar

TimpeTe
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 58
Beiträge: 467

Beitrag Do., 21.01.2010, 07:31

Fadensonnen


über der grauschwarzen Ödnis.

ein baum-

hoher Gedanke

greift sich den Lichtton: es sind

noch Lieder zu singen jenseits

der Menschen.


paul celan
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

Benutzeravatar

Kekskrümel
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 30
Beiträge: 165

Beitrag Fr., 22.01.2010, 10:08

Zu sehen und zu hören – was in mir
ist,und mit mir ist, und nicht, was
dort sein sollte, dort war oder
vielleicht sein könnte.
Zu sagen – was ich fühle und
denke,und nicht, was ich sagen
sollte! Zu fühlen – was ich fühle
und nicht das, was ich fühlen
sollte!Zu fragen – was ich möchte,
und nicht warten auf Erlaubnis!
Zu wagen – was mich reizt,
statt immer „Sicherheit“ zu
wählen.
Ich probier’s einfach aus!
Virginia Satir

Benutzeravatar

Nurse_with_wound
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 35
Beiträge: 2049

Beitrag So., 24.01.2010, 17:11

Alles Neu , Peter Fox

Ich verbrenn mein Studio, schnupfe die Asche wie Koks
Ich erschlag meinen Goldfisch, vergrab ihn im Hof
Ich jag meine Bude hoch, alles was ich hab lass ich los
Mein altes Leben schmeckt wie ein lappriger Toast

Brat mir ein Prachtsteak, Peter kocht jetzt feinstes Fleisch
Bin das Update, Peter Fox 1.1
Ich will Abshaken feiern, doch mein Teich ist zu klein
Mir wächst ne neue Reihe Beißer wie bei nem weißem Hai

Gewachst, gedopt, poliert, nagelneue Zähne
Ich bin euphorisiert und habe teure Pläne
Ich kauf mir Baumaschinen, Bagger und Walzen und Kräne
Stürze mich auf Berlin und drücke auf die Sirene
Ich baue schöne Boxentürme, Bässe massieren eure Seele
Ich bin die Abrissbirne für die deutsche Szene

HEY
Alles glänzt
So schön neu
HEY
Wenns dir nicht gefällt
Mach neu


Die Welt mit Staub bedeckt, doch ich will sehen wos hingeht
Steig auf den Berg aus Dreck, weil oben frischer Wind weht


HEY
Alles glänzt
So schön neu

Ich hab meine alten Sachen satt und lass sie in einem Sack verrotten
Motte die Klamotten ein und dann geh ich nackt shoppen
Ich bin komplett renoviert und Bräute haben was zum glotzen
Kerngesund, durchtrainiert, Weltmeister in Schach und Boxen
Nur noch konkret reden, gib mir ein ja oder nein
Schluss mit Larifari, ich lass all die alten Faxen sein
Sollt ich je wieder kiffen hau ich mir ne Axt ins Bein
Ich will niemehr lügen, ich will jeden Satz auch so meinen

Mir platzt der Kopf, alles muss sich verändern
Ich such den Knopf, treffe die mächtigen Männer
Zwing das Land zu Glück, kaufe Banken und Sender
Alles spielt verrückt, zitternde Schafe und Lämmer
Ich seh besser aus als Bono und bin ein Mann des Volkes
Bereit die Welt zu retten auch wenn das vielleicht zu viel gewollt ist

HEY
Alles glänzt
So schön neu
HEY
Wenns dir nicht gefällt
Mach neu

Hier ist die Luft verbraucht, das Atmen fällt mir schwer
Die Welt mit Staub bedeckt, doch ich will sehen wos hingeht
Steig auf den Berg aus Dreck, weil oben frischer Wind weht

HEY
Alles glänzt
So schön neu
Zuletzt geändert von Nurse_with_wound am So., 24.01.2010, 17:13, insgesamt 1-mal geändert.
Practice what you preach

Benutzeravatar

Nurse_with_wound
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 35
Beiträge: 2049

Beitrag So., 24.01.2010, 17:13

Die Stimme bebt und der Blick ist Eis
gleich geht jemand hier zu weit
die Zunge ist geladen und bereit
die Wörter von der Leine zu lassen, sich Feinde zu machen

Die Pfeilspitzen voller Gift
der Feind wackelt, wenn du triffst
du triumphierst, wenn er kippt
doch Morgen um diese Zeit tut es dir Leid

Hahnenkampf um einen Haufen Mist
Jemanden opfern für einen lauen Witz
Eine Spinne tot – duschen, wenn du in der Wanne sitzt
Einem Dummen zeigen, dass du schlauer bist

Denn es steckt mit dir unter einer Haut
Und du weißt, es will raus ans Licht
Die Käfigtür geht langsam auf und da zeigt es sich
Das zweite Gesicht


Ein Biest lebt in deinem Haus
du schließt es ein, es bricht aus
Das gleiche Spiel jeden Tag
Vom Laufstall bis ins Grab

Ein Biest lebt in deinem Haus
du schließt es ein, es bricht aus
es kommt durch jede Tür
es wohnt bei dir und bei mir

du willst nach vorn, die anderen wollen zurück
du hast Visionen, doch sie kommen nicht mit
Jemand steht zwischen dir und deinem Glück
Und es macht dich rasend, du kannst es nicht ertragen

Du guckst dir zu und du hörst dich reden
Du bist grad sensationell daneben
Versuchst vom Gas zu gehen, dein Fuß ist grad gelähmt
Du siehst die Wand und fährst dagegen

Du spielst falsch, um nicht zu verlieren
Dann feiern, als wär nichts passiert
Dein Gewissen ist betrunken
Die Frau deines Freundes kommt mit zu dir

Es steckt mit dir unter einer Haut
Und du weißt es will raus ans Licht
Die Käfigtür geht langsam auf und da zeigt es sich
das zweite Gesicht


Ein Biest lebt in deinem Haus
du schließt es ein, es bricht aus
Das gleiche Spiel jeden Tag
Vom Laufstall bis ins Grab

Das zweite Gesicht, Peter Fox
Practice what you preach


Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 60
Beiträge: 2566

Beitrag So., 24.01.2010, 18:18

Ein Fichtenbaum steht einsam
Im Norden auf kahler Höh.
Ihn schläfert; mit weißer Decke
Umhüllen ihn Eis und Schnee.

Er träumt von einer Palme,
Die, fern im Morgenland,
Einsam und schweigend trauert
Auf brennender Felsenwand.


Heinrich Heine

Benutzeravatar

Nurse_with_wound
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 35
Beiträge: 2049

Beitrag Mi., 10.02.2010, 18:50

Unter Dem Bogen Des Nordlichtes

Schneidende Kälte unter dem großen Bogen.
Riesenhafte Geister zucken durch die Alles bezwingende Nacht.
Hoch, lautlose Feuer in seltsamen Farben.
Nieder, brüllende Stürme in schwarzer Nacht.

Unter dem großen Bogen - Augen sehen auf und sind gebannt.
Feuer und Zauber des Nordens - Flammen, so kalt wie das Land.

Wer weiß schon, was die Ahnenseelen dort oben treiben?
Senken sie den Blick für eine winzige Gestalt im weiten Land?
Erhellen die den Weg für den Mann, der ein Jäger ist?
Spenden sie ihm die Kraft, zu erwarten den nächsten, hellen Tag?

Unter dem großen Bogen - Augen sehen auf und sind gebannt.
Feuer und Zauber des Nordens - Flammen, kalt wie das Land.

Seht nur, wie wild das Haar der Gestalt im Winde weht.
Grobe Felle bedecken den halb erfrorenen Leib.
Mühsam bewegen kraftlose Schritte sie,
durch ein kaltes und menschenfeindliches Land.

Unter dem großen Bogen - ertönen des Stammes Trommeln und Gesang.
Feuer und Zauber des Nordens - leiten und führen den einsamen Mann.

"Feuer im Himmel sind Feuer in meinem Blut.
Die Kräfte der Geister des Himmels sind stärker wie der Tod.
Beseelt und besessen von der Glut des Nordens.
Trotze ich - dem kargen, doch geliebten Land."

Bergthron

naja die letzte stroffe ist arg pathetisch...
Practice what you preach


Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 60
Beiträge: 2566

Beitrag Mi., 10.02.2010, 22:16

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe


Erich Fried

Benutzeravatar

Zwackel
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 39
Beiträge: 687

Beitrag Mi., 10.02.2010, 22:32

Sachliche Romanze

Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen, sie kannten sich gut)
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.

Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wussten nicht weiter.
Da weinte sie schließlich. Und er stend dabei.

Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es wäre schon Viertel nach vier
und Zeit irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.

Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.

(Erich Kästner)
Life is what happens to you while you're busy making other plans.
(John Lennon)

Benutzeravatar

gompert
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 99
Beiträge: 493

Beitrag Mi., 10.02.2010, 23:08

Mein Lieblingsgedicht "Liberdade" von Fernando Pessoa, mangels offizieller Übersetzung provisorisch reimlos verteutscht:



Freiheit

Ach wie herrlich
Eine Aufgabe nicht zu erfülln
Ein Buch zu haben zum lesen
Und das nicht zu tun!
Lesen ist langweilig
Studieren ist nichts.
Die Sonne vergoldet ohne Literatur.
Der Fluss strömt so oder so
Ohne Erstausgabe.
Und die Brise, dieselbige,
So natürlich, morgentlich,
Da sie Zeit hat, hat’s nicht eilig...

Bücher sind Papiere mit Tinte bemalt.
Studieren ist eine Sache
In dem der Unterschied zwischen
Nichts und garnichts
undeutlich ist.

Um so besser ist es wenn Nebel herrscht
Auf König Sebastians Wiederkunft zu warten
Ob er nun kommt oder nicht!

Grossartig ist die Poesie, die Güte und die Tänze
Aber das beste in der Welt sind die Kinder
Blumen, Musik, Mondlicht und die Sonne die sündet
Nur wenn sie, statt zu kreieren, trocknet.

Und über dies alles hinaus
Gibt’s noch Jesus Christus
Der weder was von Finanzen verstand
Noch bekanntlich eine Bibliothek besaß.
Staunend liest's der anbetroffne Chef......

Benutzeravatar

Georgine
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 10
Beiträge: 1095

Beitrag Fr., 12.02.2010, 02:16

....ich bei ihm zu besuch in z. z ist ein stadtteil einer deutschen großstadt und er ist stolz darauf, dort zu leben. während ich in y wohne, einem stadtteil, den er und alle die in z wohnen für spießig halten.

ich: ...., dass es mich nervt, dass in z so viele altrocker und altpunks leben... 50-jährige, die auf ihrer jugendkultur hängen geblieben sind...., dass es mich überhaupt nervt, wenn leute so auf ihrer jugendkultur hängen geblieben sind.

er: ...die sind so. die immitieren keine jugendlichen. die leben das. die sind punk...die sind rock....dann ist es doch wieder ok.

er will mich unbedingt überzeugen und das image von z wieder aufpolieren. er hat so ein fanatisches schimmern in den augen. unbedingt will er mich überzeugen (obwohl er mitte 30 ist und kein bißchen zu geannter gruppe dazu gehört).

ich: ...hm...

er: die ersten hip-hopper kommen jetzt auch schon in die jahre...

ich: stimmt.

das hat gesessen. ich muss dem nochmal nachspüren, was er da gesagt hat. stimmt, denke ich mir, die sind jetzt auch schon an die 40...
ich merke, dass es mir bei denen irgendwie nicht so richtig was ausmacht... ja, es macht mir garnichts aus...irgendwie...
(obwohl wir beide nicht zu benannter gruppe dazu gehören).


Gast
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 60
Beiträge: 2566

Beitrag Fr., 12.02.2010, 17:01

@ Georgine

Schon sehr gewöhnungsbedürftig, Deine Lyrik...Bild

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag