münchnerkindl hat geschrieben:
Hm, kann es sein daß du ihn idealisiert hast und sich nun rausstellt, daß du über seine Qualitäten eine rosarote Brille aufhattest? Die dir jetzt weggerissen wird durch sein Verhalten?
Hi,
candle hat ja mal geschrieben, ich sollte bei mir bleiben und würde massiv was projizieren (hab das noch im Hinterkopf), aber ich empfinde es so
dass er sehr ehrgeizig ist und gerne ein guter, perfekter, korrekter Analytiker/Therapeut sein will
dass er das auch sein kann (also er ist ein nachdenklicher, intelligenter Mensch)
dass er in meinem Fall (gut, habe keinen Vergleich wie es bei ihm und anderen Patienten ist) emotional zu involviert und schlichtweg überfordert ist
(so erkläre ich mir diese plötzlichen Aggressionen oder dieses Ausweichen, wenn es um die therapeutische Beziehung geht/gehen sollte, er ist sonst recht einfühlsam).
Alles in allem tut er mir etwas leid.
Die Illusion, er wäre ein guter Therapeut für mich, so wie es sein sollte, die habe ich nicht.
Aber auf einer anderen Ebene - der der gemeinsamen Interessen für Kunst, Literatur, mein Arbeitsgebiet -idealisiere ich ihn noch. Diese Ebene in einer weiteren Beziehung nach der Therapie zu fortzuführen, hatte ich mir sehr erhofft.
Die Verbindung auf dieser Ebene kam z.B. so zustande:
Ich erzähle einen Traum, in dem Fohlen vorkamen (war in meiner Phase der Übertragungsliebe für ihn, schöner Traum, er war begeistert ob der guten Stimmung darin) - in der nächsten Stunde steht auf seinem Schreibtisch eine neue Kunstpostkarte (er hat so die Angewohnheit da Karten/Bilder hinzustellen und alle paar Wochen zu wechseln), mit Pferden von Kandinsky (ja, er hat heftig abgestritten das hätte was mit mir zu tun).
Oder ich bringe sehr wichtige Erfahrungen durch ein Buch intensiv in die Therapie ein und empfehle das Buch. Wochen später komme ich darauf zurück, und er steckt mir so indirekt resp. bringt mich dazu ihn zu fragen, ob er das Buch auch gelesen hätte, und ja hat er.
Oder es gab viele Sitzungen, in denen er mit Eifer 50 Minuten über den Fortgang meiner Promotionsarbeit Bscheid wissen wollte.
Also, ich denke, das Problem ist eben auch:
die Therapie, die ich bei ihm gemacht habe (im Grunde war es sogar eine Analyse, aber im Sitzen) ging ziemlich weit zurück und an echt eingemachte Gefühle ran (zum Teil mit massiver Vaterübertragung und Liebesgefühlen für ihn).
Gleichzeitig gab es viele Sitzungen, in denen wir Small-Talk hatten über meine Arbeit, private Interessen und ihn denen ich ihn auch etwas kennen gelernt habe (weil er sich auch eingebracht hat).
Bei einer klassischen Analyse im Liegen wäre diese Vermischung und diese Verbindung auf der anderen Ebene (gemeinsame Interessen, Geplauder wie im normalen Leben) gar nicht so entstanden, da der Analytiker sich mehr/komplett zurück hält.
Vielleicht mein Fazit der Therapie:
Analyse im Sitzen: Vorsicht!!
LG,
Talula