Anarchistin hat geschrieben: vielleicht weil du durch deine ruhige eher emotionsarme art ausgleichend wirkst? ...was sind so deine erfahtrungen mit bordis das du sie so strikt ablehnst?
Ich denke, beides kann ich in einem Zuge beantworten: Dass ich um jeden Preis in die Rolle der Starken und "Ersatzmutti/Familie" gepresst wurde. Um jeden erdenklichen Preis. Oder alternativ als Feindbild herhalten musste ohne etwas dafür zu können. Diese FORDERNDE Art. Das kindisch-trotzige. Besonders nachdem ich selbst Mutter war, neigte man dazu in mir eine "Ersatzfamilie" zu sehen, wenn man mich immer im Umgang mit meinem Kind sah. Wie pflege ich zu sagen? Man wird missbraucht dafür um die eigenen Muster aufrecht zu erhalten, den Dämonen der PS geopfert. Oft auch eine sehr einseitige Geschichte. Daher sind mir diejenigen PS's, die lieber (zu sehr) bei sich bleiben, langfristig gesehen lieber.
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Meine Mutter ist ja auch alles andere als normal. Die Unsicherheit, wann sie wohl wie aus dem Nichts wieder anfängt rumzuschreien und sich in irgendeinen Wahn reingesteigert, kenne ich auch. Wobei ich sie nicht als Borderliner bezeichnen würde. Aber die Grenzen verschwimmen da ohnehin oft. Auf jeden Fall prägt dies. Eben z.B. die "Parentifizierung" und dass man sich lieber auf den Verstand statt auf Emotionen verlässt. Aber auch dass man als kindliche Überlebensstrategie andere Methoden entwickelt um die Gefahren besser abschätzen zu können, z.B. eine Hypersensibilität, Empathie. Etwas, was in einen zu großen Extrem auch nicht wünschenswert ist. *auf sich deut* Beispiel numero eins. Sich z.B. viel zu viele Gedanken darüber machen, was in den anderem vor sich geht, mein Hang zu "Magie i.w.S."... (Energie/Aurenwahrnehmung).
Ich hoffe, dass ich jetzt keinen völligen Schmarn zusammenschreibe: Vor einiger Zeit, mittlerweile nicht mehr auffindbar, habe ich mal gelesen, dass gerade diese Launische der Eltern in Verdacht stehe, eine spätere Schizophrenie-Erkrankung eines Kindes zu begünstigen. War aber nur eine Theorie, so wie oftmals, empfand ich aber sinnig. Gerade kleine Kinder haben diese riesige Herausforderung die "liebende Mutter" mit der "schimpfenden Mutter" in Einklang zu bringen. Falls dies einem Kind nicht gelingt, so nimmt es die Mutter quasi wie ZWEI Personen wahr: eben einmal die Mami, und dann quasi die wie von Dämonen besessen andere, böse Frau. Und genau das soll ein Faktor sein, der die Entstehung von Schizophrenie begünstigt.
Davon unabhängig hatte ich mit meiner Kleinen mal ein Schlüsselerlebnis. Mit diesen o.g. Studie dunkel im Hinterkopf war meine Aufmerksamkeit zum Glück geschult: Einst brachte ich mein Kind ins Bett, damals 5. Alles total harmonisch, Geschichte vorlesen und drumherum. Ich stehe vom Bettrand auf und stolpere über ein Spielzeug, von dem ich es 10 mal gebeten hatte, es wegzuräumen. Voll auf die Fr***e. Pardon. Na, ich bin halt ein temperamentvoller Mensch, und wenn man gerade so einen Abflug macht (autsch)... ergo, ich habe geflucht und geschrien wie ein Rohrspatz. Krasser könnte der Wechsel nicht sein. Es war auch sofort vorbei. Mich gleich wieder beruhigt und im ruhigeren Tonfall dem Kind noch mal erklärt, dass das eben nicht sooo gemeint war, ich eben nur erschrocken sei und es mir wehgetan hätte, und schwups war ich wieder die liebende Mutter, die sich zum GuteNacht-Kuss runterbeugt. Aber das Kind war VÖLLIG verängstigt. Den Anblick werde ich nie vergessen. Richtig blass und gezittert. Ich habe sie dann gedrängt mit mir zu reden und sie konnte ganz klar artikulieren: "Mama, ich komme damit nicht klar. In der einen Minute so... in der anderen so! Das macht mir Angst." Ich habe es ihr dann erklärt, und auch sonst, wenn ich mal aus der Haut fahre, sage ich es immer gleich dazu, warum und wieso, dass es nichts mit ihr zu tun hat. Ich denke auch, sie hat das kapiert. Wobei ich nicht "launisch-impulsiv" bin, nur...ehm... temperamentvoll. Also, wenn ich z.B. über Spielzeug fliegt, mir den Fuß anstoße, sie mir aus Versehen auf den Fuß tritt kann das schon mal für 2 min recht laut werden, aber alles sehr überschaubare, nachvollziehbare Sachen.
Es gab auch mal eine Zeit, wo es anders war, als es mir echt schlecht ging: Depression und dann immer unangemesse Wutausbrüche aus heiterem Himmel. Ja, das geht auch ohne Borderline. Aber das war nur ein kurzer, begrenzter Bereich, bevor ich da strikt meine Konsequenzen zog.
Jetzt auch noch mal das Gegenbeispiel, das andere Extrem. Mein Ex und Kindsvater war ein Mensch, der NIE die Stimme erhebt. Der immer im selben leisen Tonfall sprach. Auch wenn er...ehm... sauer war. Das ist ebenfalls sehr ungesund für ein Kind, weil es die elterlichen Emotionen gar nicht unterscheiden kann. Wenn man wütend, traurig, freudig etc.pp ist, sollte man das Kind dies auch erkennen können. AUCH in der Stimme. Wie immer gilt: Die Dosis macht das Gift.