Beim Partner wird wohl immer eine Irritation und Unruhe da sein, weil er ja nicht wissen kann, was der andere dabei empfand.
Nein, nicht immer. Nur diejenigen, die sich beunruhigen lassen und doch nicht so wirklich hinter ihrer Polygamie stehen. Im Übrigen kann man (in offenen oder polyamoren Beziehungen) auch drüber reden, was der andere dabei empfand. Das ist meisten sogar recht lehrreich und anregend für die Beziehung. Es ist eine Frage des Selbstbewusstsein und der Einstellung ob man von so einer Beichte beunruhigt wäre oder nicht.
Dann ist es nicht wert, den Partner damit zu beunruhigen. Dann will ich auch nix davon wissen.
Anders ausgedrückt: ich habe weiter oben voll ins Schwarze getroffen. Es würde DICH beunruhigen. Nicht jeden. Nicht immer. Es liegt nicht in der Natur der Sache. Sondern
Dich ganz persönlich würde es beunruhigen. Und ich finde dabei durchaus, dass dies zu deiner so zur Schaugestellten "selbstbewussten Polygamie-"Einstellung widersprüchlich ist.
GERADE DANN wenn es irgendwas bedeutet hat, dann wird es am wenigsten erzählt, wird man meisten gelogen und vermieden. Das ist doch nun wirklich die Kleinkindmentalität: Wenn ich mir die Augen zuhalte, ist es auch nicht da.
Irgendwie schwarz-weiß, findest du nicht? Entweder es war unbedeutend, dann soll man schweigen. Oder aber man sucht sich einen Anderen und dann erfährt man es ja sowieso. Und was ist mit all den Schattierungen dazwischen? Das ist nämlich genau die Ebene der Beziehungsarbeit, der man damit wunderbar flüchtet. Sehe ich das also richtig: du willst also erst wissen, dass was im Argen ist, wenn Frau den Schluss-Strich zieht? Aber vorher willst nichts darüber hören? Bedeutet konkret: Keine Chance auftauchende Probleme zu bearbeiten. Etwas ist entweder noch nicht relavant genug (deiner Meinung nach) oder es ist "ohnehin zu spät". Beziehungarbeit? Was ist das? *blinzel*
Wenn ich dann trotzdem hergehe und meiner Partnerin meine Entspannungsübung auf die Nase binde, obwohl ich weiß, dass sie (unnotwendigerweise) gekränkt sein würde, muss ich mich fragen, ob ich normal bin oder ob ich nicht starke sadistische Züge habe oder warum ich sie sinnlos quäle.
Auch das kann man absprechen. In normalen Beziehungen tut man das. Ja, tatsächlich. Partner SPRECHEN miteinander, und dann weiß man eigentlich schon recht genau, was dem Partner lieber ist. Die einen sagen von vorneherein: "Du, wenn mal was passiert, sag's mir lieber nicht." Andere stellen klare Regeln auf: "Falls es passiert, da ist die Tür." Und so hat jedes Paar in aller Regel GEMEINSAME Absprachen, zumindest deutlichste Ahnungen, was gerade angesagt ist. Menschen sind ja so verschieden.
Das heißt: Im Laufe so langer Zeit wird sich deine Frau ja wohl irgendwann mal in diese Richtung geäußert haben, was ihr lieber ist: Heimlichkeiten und Lügen? Oder die Wahrheit, auch wenn sie unangenehm und beunruhigend ist?
Du gehst hier ziemlich von dir aus. Ist das auch in real so? Dass du deiner Frau DEINE Wertevorstellungen überstülpst? Dass du glaubst, DIR wäre es so und so rum lieber, DICH würde es beunruhigen, folglich müsse es zwangsweise (!) ihr genauso gehen? Erscheint das rein gar nicht in deinem Radar dass andere Menschen, v.a. evt. deine Frau, vielleicht einen anderen Modus Operanti bevorzugen würde? Die meisten Menschen bzw. Frauen sind über LÜGEN mehr gekränkt und beunruhigt als über das Fremdgehen. Kommt dir das nie in den Sinn? Ja, wie gesagt: Du schließt viel zu sehr von dir selbst auf andere, vor allem gleich auf den ganzen Rest der Welt.
Du wirst doch als so toller Ehemann, (als der du dich darstellst) doch ganz, ganz sicher wissen, WIE deine Frau dazu steht. Was ihr wichtiger ist: Absolute sexuelle Treue oder Ehrlichkeit. Das weiß man doch voneinander!!!