Warum an Menschen klammern?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
Benutzeravatar

mitsuko
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 30
Beiträge: 1532

Beitrag Do., 01.10.2009, 23:40

Hallo zusammen
candle hat geschrieben: Klammern bedeutet für mich aiuch, dass diese Menschen leicht abhängig zu machen sind. Das könnte in mancher Situation gefährlich werden.
Ja vielleicht. Andererseits ist Klammern ja eine extreme Art des Brauchens. Wenn ich jemanden brauche, bin ich ja immer irgendwie abhängig. Andere Menschen zu brauchen birgt immer Gefahren. Ich habe in meiner Kindheit gelernt, dass es gefährlich ist jemanden zu brauchen, wenn derjenige dann nicht für mich da ist. Klammere dich ja an niemanden, du könntest weggestoßen werden. Später war ich einige Zeit stolz darauf niemanden zu brauchen und gänzlich unabhängig zu sein. Das entsprang eine Verachtung für mich selbst früher als ich "so dumm" war von anderen Hilfe zu erwarten, während ich selbst hilflos war. Ich glaube, daher stammen auch bis jetzt die Aggressionen gegen Klammerer.
elena hat geschrieben:Kann mir gut vorstellen, dass Menschen, die klammern, ein grösseres Abhängigkeitspotenzial aufweisen, und Menschen an denen geklammert wird, eher autonomer sind.
Das glaube ich gar nicht. Ich denke, wenn man wirklich von längeren Beziehungen spricht, wo einer stets klammert und der andere stets beklammert wird, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass beide etwas an dieser Konstellation brauchen.
stern hat geschrieben:Machen sich Klammerer vielleicht von sich aus dem Staub oder docken gar nicht erst an, wenn man gewisse Andockstellen gar nicht erst bereit stellt?
Wenn sich jemand der Beklammerung verweigert, kann auch nicht angedockt werden. Das Beispiel von Candle ist da deutlich, als auf die Wehklagen mit keinem Hilfsangebot eingegangen wurde. Ich frage mich gerade, kann man nicht meistens sehr gut unterscheiden, ob man mit einem Klammerer spricht oder nicht? Wie kommt man ungewollt in eine Klammerbeziehung? Natürlich sind da alle Übergänge fließend, aber man hat ja einen persönlichen Grenzbereich, ab wann es unangenehm wird. Ich fühle mich also recht schnell beklammert. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich jetzt ausgerechnet an einen Klammerer geraten sollte. Wenn man da weniger drauf achtet oder sich nicht so schnell dran stört, passiert es dann tatsächlich, dass man sich plötzlch in der Situation wiederfindet, zum Beispiel in einer Beziehung zu stecken, in der man vollkommen beklammert wird und man hat es vorher nie bemerkt? Oder fangen Leute erst nach einiger Zeit zu klammern an?

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
candle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 42
Beiträge: 6137

Beitrag Fr., 02.10.2009, 01:36

mitsuko hat geschrieben: Oder fangen Leute erst nach einiger Zeit zu klammern an?
Nö, das merkt man schon ganz schnell. Allerdings konnte ich das in meiner ersten Beziehung definitv nicht einordnen, ausser dass ich mich nicht so wohl fühlte. Und ich muß dazu sagen, dass einige Klammermechanismen auch nachgelassen haben. Nur darauf warten sollte man definitiv nicht.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

Benutzeravatar

Elfchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 2845

Beitrag Fr., 02.10.2009, 08:14

Liebe candle

Für mich ist jemand, der klammert, nicht in sich selber geborgen. Er sucht Halt ausserhalb sich selber und macht i.d.R. die anderen für sein Glück verantwortlich. Er manipuliert und benutzt Menschen für seine Zwecke - wenn vielleicht auch nicht mit böser Absicht.
Für meinen Begriff ist das ein unreifes Verhalten.

lg

P.S. ich habe jetzt nicht den Thread durchgelesen. Es waren nur so spontane Gedanken.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
candle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 42
Beiträge: 6137

Beitrag Fr., 02.10.2009, 09:33

Hallo Elfchen!

Ich denke, Du hast Recht. Leider scheint es aber immer mehr Menschen zu geben oder ich bemerke es jetzt deutlicher. Man findet diese Menschen auch durch jede Altersgruppe hindurch.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

Werbung

Benutzeravatar

Elena
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1378

Beitrag Fr., 02.10.2009, 17:32

Hallo candle,
candle hat geschrieben:Das will ich gar nicht mehr. Täuscht das in meinen Beiträgen?
Nein, Du hast nur geschrieben, dass Du früher immer schnell Deine Hilfe angeboten hast und sich das jetzt geändert hat, daher fand ich es interessant zu erfahren, warum sich dieses Verhalten aufgelöst hat.
candle hat geschrieben:Wenn jemand etwas von mir will, lasse ich mir auch Zeit zu überlegen, ob ich das auch will. Da achte ich schon sehr auf mein Gefühl dazu.
Das finde ich sehr gut, ich bin da ein sehr spontaner Typ, der ganz flott in was reinrasselt und danach merkt, es wäre besser gewesen, sich darüber vorher mal Gedanken zu machen. Vergleichbar mit früher bin ich aber heute ein Waisenknabe dagegen. Auf klammernde Menschen hab ich mich ganz schnell eingelassen, mit dem Ergebnis, nicht mehr zu wissen, wie ich den richtigen Abstand schaffe. Naja, und ich selber habe auch geklammert.
Heute geh ich da mit "geschultem" Auge ran, reagiere viel früher und distanzierter, kann auch dazu stehen, dann arrogant zu wirken.
candle hat geschrieben:Ich bin auch nicht der Vielredner, dabei denke ich das, bis man mir wieder sagt: "Du hast kaum was gesagt, aber viel zugehört." Welch Logik. Mir fällt das gar nicht auf.
Ich bin ´ne richtige Quasselstrippe, kann aber auch gut zuhören.
Elfchen hat geschrieben:Für mich ist jemand, der klammert, nicht in sich selber geborgen. Er sucht Halt ausserhalb sich selber und macht i.d.R. die anderen für sein Glück verantwortlich. Er manipuliert und benutzt Menschen für seine Zwecke - wenn vielleicht auch nicht mit böser Absicht.
Für meinen Begriff ist das ein unreifes Verhalten.
Ja, da ist was Wahres dran.
candle hat geschrieben:Oder fangen Leute erst nach einiger Zeit zu klammern an?

Nö, das merkt man schon ganz schnell.
Ich finde, es hängt von den Umständen ab. Es gibt sehr anhängliche Menschen, bei denen man das ganz schnell merkt, dann aber auch wieder welche, die erst anfangen zu klamemrn, wenn die Beziehung/Freundschaft auf der Kippe steht.

LG ELena

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
candle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 42
Beiträge: 6137

Beitrag So., 04.10.2009, 16:02

Elena hat geschrieben: Es gibt sehr anhängliche Menschen, bei denen man das ganz schnell merkt, dann aber auch wieder welche, die erst anfangen zu klamemrn, wenn die Beziehung/Freundschaft auf der Kippe steht.
Aktuell bin ich da auch etwas irritiert. Ich habe keine Ahnung an was man bei mir gerade klammert wo ich doch auf der anderen Seite offenbar alles "falsch" mache oder wie auch immer ich das ausdrücken soll. An was wird geklammert bei permanenter Entwertung desjenigen. Materiell kann es auch nicht sein. Hmmm grübel... Und entscheidungsfähig ist diese Person auch nicht- nicht gegen mich. Das muß ich in die Hand nehmen.

Was ist bezüglich dieses Themas eigentlich "dominanz" eines Menschen? Ich sehe gar keine, aber "Klammerer" bezeichnen sich gerne als solche. Ich erlebe das eher als sehr haltlose zerbrechliche vielleicht auch schon "kaputte" Persönlichkeiten. Alles baut sich nur auf Treibsand auf, aber das ist gerade (leider) meine momentane Sicht.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

Benutzeravatar

Elena
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1378

Beitrag So., 04.10.2009, 21:12

Elena hat geschrieben:Ich habe keine Ahnung an was man bei mir gerade klammert wo ich doch auf der anderen Seite offenbar alles "falsch" mache oder wie auch immer ich das ausdrücken soll. An was wird geklammert bei permanenter Entwertung desjenigen.
Kann es sein, dass diese Person/Mann, die an Dir klammert, einen Frust schiebt, weil er nicht das bekommt, was er von Dir will, und Dich deshalb entwertet bzw. kritsiert?
Kannst Du es ansprechen, wenn Du Dich von jemanden geklammert fühlst?

LG Elena

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
candle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 42
Beiträge: 6137

Beitrag So., 04.10.2009, 21:15

Ansprechen ja, aber ein gutes Ergebnis (für mich/ beide) folgt daraus noch längst nicht.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

Benutzeravatar

Elena
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1378

Beitrag So., 04.10.2009, 21:27

Naja, ist auch super schwierig! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich dann künstlich zurückgehalten wird, aber trotzdem die Erwartung weiter auf intensiven Kontakt besteht. Mich setzt das enorm unter Druck, am liebsten ergreife ich dann die Flucht........, gehe nicht mehr ans Telefon, lass das Handy im Auto etc.
Meine Therapeutin arbeitet sich echt an mir ab, dass ich endlich mein Fluchtverhalten umwandeln soll in konkrete Grenzziehung, die nicht unbedingt verletzend sein muss.
Mir fällt das unglaublich schwer, obwohl ich ansonsten eher der dominante Typ bin.

LG Elena

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
candle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 42
Beiträge: 6137

Beitrag So., 04.10.2009, 21:49

Elena hat geschrieben: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich dann künstlich zurückgehalten wird, aber trotzdem die Erwartung weiter auf intensiven Kontakt besteht.
Ja, die Gegenseite sitzt es aus in Erwartung, dass ich mich melde. Ich will nicht!!! Sonst wird man wohl nie verstehen, was ich will und meine. Also kann man sagen: Kontrollierter Machtkampf, erhoffter Klammererfolg oder so....

Grenzziehung kommt dann wiederum bei der Gegenseite hart an- egal wie freundlich man es tut. Das ist ja das seltsame dabei. Vielleicht hat Deine Therapeutin ja einen Tip, wobei: Die Gegenseite sollte einem egals sein. Hm *grübel

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

Benutzeravatar

Elena
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1378

Beitrag Mo., 05.10.2009, 20:19

candle hat geschrieben:Grenzziehung kommt dann wiederum bei der Gegenseite hart an- egal wie freundlich man es tut.
Die Erfahrung hatte ich bisher auch nur machen können, das Gegenüber fühlt sich denfinitiv zurückgeschubst!
candle hat geschrieben:Vielleicht hat Deine Therapeutin ja einen Tip, wobei: Die Gegenseite sollte einem egals sein. Hm *grübel
Ich kann problemlos sehr direkt und grenzziehend werden, wenn mir das Gegenüber egal ist, aber nicht bei Menschen, die ich mag Naja, sie hat mir so ein paar Tipps gegeben, das Problem dabei ist, dass dies nicht zu meiner Person paßt. Bspw. kann ich nicht den Tipp befolgen, wenn mir ein Typ zu aufdringlich wird, und ich keine Lust mehr hab, mit zu ihm nach Hause zu kommen in säuselnder Stimme sagen "Tut mir leid, heute mag ich nicht". Geht nicht, weil ich ja schon bereits genervt bin.....
Sie meinte, ich sollte mir selber einteilen, wann ich jemanden sehen will, wieviel Zeit ich mit ihm verbringen will, und dies auch deutlich transportieren, so dass es erst garnicht zu einem Genervtsein kommt.
Irgendwie hat sie ja recht, aber ich hab es heute schon wieder gemacht, dass ich mein Handy nicht mitgenommen habe, um diesem Stress zu umgehen. Mich kostet es ganz schön Nerven, nicht zu flüchten, weil ich mich dadurch ablenke und auf gute Gedanken komme, sozusagen Kraft tanke.

LG Elena

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
candle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 42
Beiträge: 6137

Beitrag Mo., 05.10.2009, 20:24

Elena hat geschrieben: Irgendwie hat sie ja recht, aber ich hab es heute schon wieder gemacht, dass ich mein Handy nicht mitgenommen habe, um diesem Stress zu umgehen.
Was ist daran denn falsch? Schließlich gab es auch mal Zeiten ohne Handy. Diese Errreichbarkeit heutzutage...

Ich schalte auch gerne mal diese Messenger ab im Internet. Manchmal habe ich eben auch keine Lust auf Plauderstunden. Manche verstehen das dann leider auch nicht.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

Benutzeravatar

Elena
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1378

Beitrag Mo., 05.10.2009, 20:44

candle hat geschrieben:Was ist daran denn falsch? Schließlich gab es auch mal Zeiten ohne Handy.
Sie meint, dass ich den Mann dadurch nur noch weiteranimiere mir nachzustellen, wenn ich nicht erreichbar bin. Ich habe dann weiterhin das ungute Gefühl in mir, und schiebe mit meiner Flucht nur auf, Grenzen nicht deutlich aufzuzeigen.
Ich finde da schon was Wahres dran

LG Elena

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
candle
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 42
Beiträge: 6137

Beitrag Mo., 05.10.2009, 20:47

Wo ich schon Handyterror erlebt habe... wenn er nun mal maßlos ist? Was willst da dann machen? Stunden telefonieren? Ich denke Ansage, Handy aus, ist das beste oder eben ohne Handy gehen.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

Benutzeravatar

Elena
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1378

Beitrag Mo., 05.10.2009, 20:49

candle hat geschrieben:Wo ich schon Handyterror erlebt habe... wenn er nun mal maßlos ist? Was willst da dann machen? Stunden telefonieren? Ich denke Ansage, Handy aus, ist das beste oder eben ohne Handy gehen.
Finde ich eigentlich auch, und mir geht es viel, viel besser dabei!

LG Elena

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag