Frustrierende Analyse

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Elle
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Beitrag Sa., 19.09.2009, 15:29

Hallo!

Ich glaub, mein Problem ist, dass ich genau zwischen den Positionen von münchnerkindl und candle schwanke, zwischen "es muss sich doch klären lassen" und "passt nicht". Eure Diskussion spiegelt sozusagen mein Problem wieder.

An Moni: nein, ich weiss es noch (?) nicht. Es ist halt so wahnsinnig mühsam. Also dieses Gefühl dass ich denke, "das liegt doch auf der Hand, warum kapiert er's nicht" und alles total explizit erklären müssen, und dann frage ich mich eben weiterhin: bin ICH so schwierig, oder passt es mit mir und dem Analytiker nicht.
Also so wie Du es auch für Dich geschrieben hast. Dass ich denke, es könnte ganz anders/besser gehen.
Vielleicht ist das ja auch einfach nicht so.
Mir scheint das Aufschreiben hier aber doch erstmal hilfreich, weil ich so meiner eigenen Wahrnehmung sicherer werde. (Oder das zumindest hoffe.)

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candle
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Beitrag Sa., 19.09.2009, 17:34

Ich weiß nicht warum Du das dringende Bedürfnis hast, dass der Therapeut etwas "kapieren" müßte?

Man bekommt doch letztlich nur etwas an die hand, was Du in Deine Sichtweise mit einarbeiten darfst oder es für Dich verwirfst.

Vielleicht kannst Du mir da auf die Sprünge helfen, wieso Du den Therapeut überzeugen mußt von Dir? Das ist ja gar nicht notwendig.

Da wären wir auch wieder beim Vertrauen.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 19.09.2009, 17:45

candle hat geschrieben:Ich weiß nicht warum Du das dringende Bedürfnis hast, dass der Therapeut etwas "kapieren" müßte?
Das kann ich auch beantworten:

Doch, es IST notwendig daß der Thera kapiert was ich sagen will.

Weil es einfach super nervig ist, wenn man über Dinge redet und das Gegenüber kapiert einfach bei einem größeren Anteil nicht, was ich damit zum Ausdruck bringen wollte.

SOWAS NERVT EINFACH. Und zwar mich persönlich, weil ich mich dann frage, wozu ich das ganze dann eigentlich erzählt habe. Weil wenn mein Gegenüber eh nix checkt, dann kann ich die ganze Rederei doch bleiben lassen wenn ich nur immer und immer wieder ausschweifende Erklärungen abgeben muss, oder mich damit begnügen, daß das Gegenüber nun seltsame Ansichten von mir kultiviert.

Da tausche ich mich dann mit ihm besser über Kochrezepte aus, da ist die Gefahr des nicht verstanden werdens wenigstens nahe Null..

Ne, das wäre für mich das absolute KO Kriterium... Nixchecker finde ich absolut zu anstrengend um mit ihnen tiefere Dinge zu besprechen.

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candle
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Beitrag Sa., 19.09.2009, 18:25

Na Du bist ja ganz schön ausflippig, und ich kann das wenig nachvollziehen.

Ich habe für mich eine Analýse auch abgelehnt, weil das doch viel auf Eigenenergie beruht. Es ist nicht mein Ding so viel zu quasseln.

Ich frage mich generell, ob irgendjemand schaut, was der Eigenanteil ist? Ich meine, kann eine Therapie so irgendwas bringen, wenn man bei jedem bißchen ausrastet?

candle
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Sommer-Stumpenhorst

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 19.09.2009, 19:45

candle hat geschrieben:
Ich frage mich generell, ob irgendjemand schaut, was der Eigenanteil ist? Ich meine, kann eine Therapie so irgendwas bringen, wenn man bei jedem bißchen ausrastet?
Sagen wir mal, ich spreche Deutsch, mein Gegenüber aber Kisuaheli. Und deshalb verstehen wir uns nicht. Da ist bei mir dann kein Eigenanteil.
Oder ich rede über Galopphilfen. Mein Zuhörer hat aber von Reiten keine Ahnung und kapiert nicht was ich damit sagen will und wo das Problem liegt. Hab ich da dann einen Eigenanteil bei dem Nichtverstehen?

Es gibt nicht für jede Aktion eines anderen Menschen in meinem Zusammenhang einen "Eigenanteil" bei mir. Weil mein Gegnüber ist ein Individuum, mit eigenem Horizont, Meinungen, Persönlichkeit, Geschichte, Beschränkungen und auch Stärken. Und darauf, wie diese Person mit ihrer Umwelt agiert habe ich von der inneren Seite dieser Person her keinerlei Einfluss.

Von buddhistischer Seite her ist der Eigenanteil hier, daß ich das Karma habe auf einen solchen Menschen zu treffen. Was aber nicht bedeutet, daß ich INHALTICH einen Eigenanteil an dessen Innenleben und seinen Reaktionen habe.

Ich raste schön langsam aus mit deinen doch recht bornierten Widerholungen daß alles was in einer Kommunikation schiefgeht automatisch einen Anteil bei mir hätte..

Wenn mein Gegenüber nicht mitspielt ist es nicht möglich, daß eine Kommunikation mit beidseitigem Verständnis entsteht. Dazu gehören IMMER zwei Personen die zu der Kommunikation fähig sind.
Und es gibt genug Leute, insbesondere unter Therapeuten, die dich freundlich annicken und dir bestätigen "jaaaa, ich verstehe dich/sie" und vom Gefühl her und auch dem Verlauf der Gespräche ist völlig klar die andere Person hat im Grunde NICHTS kapiert. Sondern alles nur irgendwie in die eigenen Schubladen einsortiert und dort hängt man dann irgendwo in den Rastern die nichts mit der Realität zu tun haben.

Und da habe ich keinen Eigenanteil dran.

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Moni.
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Beitrag Sa., 19.09.2009, 21:17

Hallo,

gerade wenn (Vorschuss)Vertrauen vorhanden ist und sich der Patient in einem regressionsfördernden Setting auf den analytischen Prozess einlässt, kann das Verstehen existenziell sein.
Hier liegen Heilungschancen, aber auch Gefahren. Und nach meiner Meinung die Verantwortung beim Therapeuten.

Passende Deutungen können richtige AHA-Effekte auslösen und ich habe dies als sehr befreiend erlebt. Positive Änderungen kamen dann fast ohne Anstrengungen. Symptome verschwanden.

Deutungen sind nun mal das Werkzeug der Analyse. Andere Therapieformen haben da wesentlich mehr Möglichkeiten. Muss auch mal erwähnt werden.

Und wenn die eigene Wahrnehmung als Widerstand gedeutet wird, reale Konflikte zur Übertragung erklärt werden, der Therapeut gekränkt oder ungeduldig reagiert usw., ist das für einen Patienten schon sehr irritierend.

Verstehen IST wichtig. Wofür übrigens der Analytiker bezahlt wird. Stichwort: freischwebende Aufmerksamkeit.

Wenn an anderen Stelle gesucht bzw. gedeutet wird, ist ein Weiterkommen einfach nicht möglich. Wie auch.

Elle, ich möchte Dich bestärken zu Dir und Deinen Gefühlen zu stehen, es immer wieder anzusprechen. Ich weiß, dass ist nicht einfach und kostet Überwindung. Du siehst ja, Euer Konflikt vom Frühjahr schwellte untergründig weiter - es blieb ungeklärt.

Alles Liebe auf Deinem Weg
Moni
Zuletzt geändert von Moni. am So., 20.09.2009, 17:02, insgesamt 1-mal geändert.

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candle
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Beitrag So., 20.09.2009, 09:36

Ich stehe in manchen Threads gerade davor, dass ich nichts "kapiere".

Ich klinke mich hier aus und wünsche dann eine gute Erkenntnis Elle!

candle
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MrN
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Beitrag So., 20.09.2009, 15:47

@ Moni
Danke, damit hast Du mir bei meinen Zweifeln auch gerade etwas geholfen.
Jetzt weiß ich wenigstens ungefähr, wie der Hase so läuft.

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Niemandsland
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Beiträge: 69

Beitrag So., 20.09.2009, 17:25

Ich glaube gerade in der Analyse sollte der Analysand seine Probleme mit dem Analytiker klären ( in anderen Therapien natürlich auch ). Ich hatte zB so drei richtig große Krisen mit meiner Therapeutin. An die erste kann ich mich sehr sehr gut erinnern: Da ging es mir genau darum, dass ich mich sowas von un-
Verstanden gefühlt hatte. Es ging soweit, dass ich aufhören wollte, weil ich nach und nach mein Vertrauen verlor. Ich dachte echt; entweder sie versteht mich oder nicht. Dann haben wir die Krise doch noch, mit viel reden, Feingefühl ihrerseits und meinem Willen es klären zu wollen, überwunden. Es war sowas wie ein Zusammenwachsen und das dauerte eben...

Bei uns hat es lange gedauert, bis sie sich auf meine Person und ich mich auf sie einstellen konnte. Rückblickend ( jetzt wo ich die analytische Sichtweise mehr verstehe ) merke ich auch, dass sie mich damals so falsch verstanden hat. ABER das ist mein Fall und daher rate ich der Betroffenen mit dem Analytiker zu klären, denn nur das kann helfen.

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Elle
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Beitrag Mo., 21.09.2009, 13:54

Das sind jetzt doch so viele Beiträge, dass ich nicht auf alles eingehen möchte. Nur im Groben: ja, ich möchte natürlich verstanden werden. Ganz klar.
Ansonsten ist Niemandsland's letzter Beitrag hier wohl das einzig mögliche Fazit. Ich kann das hier im Forum nicht klären, nur in der Analyse selbst.
Bin dabei, aber ich glaube das dauert auch noch eine ganze Weile.

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Elle
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Beitrag Di., 22.09.2009, 17:28

Ich möchte hier doch noch mal schreiben einfach um es mal irgendwo hingeschrieben zu haben und es los zu werden.
Ich fühl mich so müde, ich kann einfach nicht mehr. Dieses "Klären", das kostet so viel Kraft. Mich immer wieder verständlich machen. Und von meinen Problemen bin ich wirklich keinem näher gekommen in den vergangenen 70 Stunden, so dass ich sagen könnte, "das und das ist mir jetzt klarer geworden".
Ich fühle mich einfach nicht ernstgenommen.
Ich habe einfach Angst, das jetzt noch weitere 80 Stunden so laufen zu lassen und dann mit einem warmen Händedruck und einem "ist doch etwas besser geworden mit Ihnen" verabschiedet zu werden.
Ich glaube das wäre schlimmer, als wenn ich jetzt einfach sagen würde es reicht, wir werden einfach nicht warm miteinander, können nicht miteinander, klappt nicht.
Vielleicht sollte ich noch mal ein wirkliches Zwischengespräch einfordern, bevor es um den Verlängerungsantrag geht.

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stern
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Beitrag Di., 22.09.2009, 17:36

Dieses "Klären", das kostet so viel Kraft. Mich immer wieder verständlich machen. ...
Ich fühle mich einfach nicht ernstgenommen.
Kann ich nachvollziehen... denn wenn ich den Eindruck habe, ich komme nicht durch (wie z.B. bei dieser Probetherapeutin, die sich auf ein Thema fixierte... und immer wieder von dem ablenkte, worum es mir ging), erging es mir sehr ähnlich. Und es war sehr mühsam immer wieder zu versuchen, mich verständlich zu machen (obwohl ich meine, so undeutlich kann ich ja gar nicht gewesen sein... zumal ich mich bei anderen Theras teils auf Anhieb verstanden fühlte). Insofern
Vielleicht sollte ich noch mal ein wirkliches Zwischengespräch einfordern, bevor es um den Verlängerungsantrag geht.
würde ich dir dazu auch raten... mit möglichst klaren Worten... insbes. auch, dass du schon ernsthaft in Erwägung ziehst, die Therapie zu beenden, weil [Grund].
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Elle
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Beiträge: 297

Beitrag Do., 15.10.2009, 11:44

Jetzt möchte ich doch hier noch mal anschließen. Der Frust ist nämlich mal wieder akut.
Wie würdet ihr das finden (gerade die Analysanden), wenn Euer Therapeut Euch am Stundenanfang sagt, es könne sein, dass jmd. während der Std. anruft, es sei sehr wichtig für ihn, und er würden dann ans Telefon gehen und das Gespräch annehmen.
Mich hat das ziemlich aufgebracht. Bin ich da nun überempfindlich oder ginge es Euch ähnlich?

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candle
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Beitrag Do., 15.10.2009, 11:58

Mir ginge es nicht ähnlich. Ich begrüße das sogar, wenn man mir vorher Bescheid gibt.
Was hast Du ihm denn dazu geantwortet? Und gab es das Telefonat?

Was verbindest Du denn mit Deinem Gefühl dazu?

candle
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Elle
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Beitrag Do., 15.10.2009, 12:02

Ich habe gesagt, dass es mich irritiert und dann haben wir uns geeinigt, dass er zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Std. seinen AB abhört und dann zurückrufen würde, wenn der Anruf gekommen wäre (ist er nicht).

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