Anderen verzeihen

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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Laura13
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Beitrag So., 09.08.2009, 19:22

Phönixia hat geschrieben: Bei Erwachsenen funktioniert das nicht mehr so. Warum, kann ich mir nicht erklären.
Ich glaube, es hat damit zu tun, dass Kinder überhaupt viel unbefangener sind, als Erwachsene. Sie haben noch keine bösen Hintergedanken, nehmen alles 1:1 an...wohingegen Erwachsene ja auch durch viele negative Erfahrungen des Lebens geprägt sind....man muss ja lernen misstrauisch zu sein, damit man im leben nicht "verarscht" wird. Sowas wissen Kinder ja noch nicht.
Obwohl das eher ein negativer Blick auf mich selbst ist, hilft es mir trotzdem wenn ich mir das bewusst mache.
Ich muss sagen, ich empfinde diesen Blick auf mich gar nicht als negativ. Denn wir sind Menschen und keine Engel, wir sind nicht perfekt, wir dürfen Fehler machen...das hab ich in der Therapie auch lernen dürfen. Und wir können immer nur in den Anderen soweit reinschauen, wie er uns lässt, können keine Gedanken lesen....da kommt es eben auch mal vor, dass man jemanden auch mal ungewollt verletzt....Solange man das anspricht, wenn man es bemerkt und sich entschuldigt, ist das doch okay.

Was Anderes ist es natürlich, wenn ständig jemand andere verletzt aus Bosheit oder sonstigen Beweggründen heraus. da sollte man zum Selbstschutz Abstand halten.
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
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Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
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Eve...
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Beitrag So., 09.08.2009, 19:23

@ Gothika

Ja. Auch etwas anderes, als wenn einem jemand unterschwellig mit dem Entzug der Existenzgrundlage droht. Einfach nicht zu vergleichen.

Kinder leben i.d.R. in der Gegenwart, der Erwachsene hat zwangsläufig nicht nur diese, sondern auch einen Teil der Vergangenheit und der Zukunft auf seinen Schultern - sollte er nicht, hat er aber per definitionem.

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Phönixia
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Beitrag So., 09.08.2009, 19:37

Hallo,
ich kann ja alle diese Einwände der Unverzeilichkeit der Erwachsenen verstehen, wenn es sich um existentiell bedrohliche Angriffe handelt. Aber mal ehrlich, gibt es nicht auch unversönlichen Streit zwischen Erwachsenen wo es um praktisch nichts geht. Eine Meinungsverschiedenheit. Nachbarschaftsstreit, weil, ja warum? Der Nachbar irgendwas in den Gang gestellt hatte, was er laut Hausordnung vielleicht nicht durfte.
Ein böser Spruch, kann unter Erwachsenen schon so unverzeihlich sein dass gar keine Kommunikation mehr möglich ist. Nie mehr. Die Fronten verhärten sich einfach zu schnell. Jeder fühlt sich in seinen Rechten (oft schon wegen Nichtigkeiten) empfindlich verletzt.
Ich glaube hier verlieren die Erwachsenen eher etwas Vorteilhaftes, was die Kinder noch besitzen. Was das auch immer sein mag, was ihnen beim erwachsen werden da abhanden kommt.

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Laura13
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Beitrag So., 09.08.2009, 19:44

Phönixia hat geschrieben: Ich glaube hier verlieren die Erwachsenen eher etwas Vorteilhaftes, was die Kinder noch besitzen. Was das auch immer sein mag, was ihnen beim erwachsen werden da abhanden kommt.
Das sehe ich auch so.
Wir Erwachsenen sollten viel mehr von den Kindern lernen, nicht nur in diesem Bereich. Denn Kinder sehen noch mit dem Herzen.

Ich bin froh, dass ich meine Kinder habe, durch deren Augen ich heute besser sehe als in der Zeit bevor es sie gab. Ich lerne durch das Leben mit meinen Kindern Vieles dazu, gerade im emotionalen und zwischenmenschlichen Bereich.

....und dafür bin ich ihnen unendlich dankbar....sorry, das war jetzt total OT...aber, musste sein! Ich hab sie sooooooooooooooooooooooo lieb die Beiden!

Laura
P.S: UND: Ich finde, wenn man Mutter ist, ist man sowieso "weicher" als vorher.
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Eremit
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Beitrag So., 09.08.2009, 19:48

Laura13 hat geschrieben:Wir Erwachsenen sollten viel mehr von den Kindern lernen, nicht nur in diesem Bereich. Denn Kinder sehen noch mit dem Herzen.
Wir Erwachsenen sehen in Wahrheit genauso mit unseren Herzen. Doch sind diese eben auch mit Furcht, Wut und Zweifel gefüllt, das ist der Unterschied.

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Laura13
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Beitrag So., 09.08.2009, 19:54

Eremit hat geschrieben: Wir Erwachsenen sehen in Wahrheit genauso mit unseren Herzen. Doch sind diese eben auch mit Furcht, Wut und Zweifel gefüllt, das ist der Unterschied.
Ja, so ist es. Man macht sich auch verletzlich, wenn man mit dem Herzen sieht.
Manchmal trifft man aber auch auf Menschen, die in ihrem Leben so sehr verletzt wurden, dass sie nicht mehr mit dem Herzen sehen können, weil sie nichts mehr bis zum Herzen durchlassen...alles wird schon DAVOR "abgefangen".....

da ist es dann besonders schwierig eine Basis auch beim Thema Verzeihen zu finden....
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Sauterelle
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Beitrag So., 09.08.2009, 20:09

hallo eve

das wurde jetzt bestimmt schon ganz oft gesagt, aber ich wollte jetzt auch noch meinen senf dazu loswerden

ich finde es sehr sehr wichtig zu verzeihen- das hat meiner meinung nach noch nicht einmal viel mit der person selbst zu tun. eher die dinge so hinzunehmen, wie sie sind/ die vergangenheit bzw. die kränkungen zu aktzeptieren, sogar versuchen positives daraus zu ziehen (zum beispiel, dass man stärker und belastbarer geworden ist). und warum das ganze so wichtig ist, ist vollkommen logisch: damit es einem selbst besser geht. logisch darüber nachgedacht bringt es absolut gar nichts sich damit herumzuquälen, weil der einzige, der dabei leidet, man selbst ist.

man könnte jetzt denken, dass das jetzt alles einfacher gesagt als getan ist, aber es ist tatsächlich einfach. selbstverständlich setzt das eine gewisse verarbeitungszeit voraus, aber irgendwann sollte sich immer der gesunde menschenverstand einschalten der sagt: so jetzt nicht mehr! ich bin die einzige die leidet- es ist jetzt schluss.


Eremit
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Beitrag So., 09.08.2009, 20:11

Laura13 hat geschrieben:Manchmal trifft man aber auch auf Menschen, die in ihrem Leben so sehr verletzt wurden, dass sie nicht mehr mit dem Herzen sehen können (...)
Nein, das stimmt so nicht. Diese Menschen sehen sehr wohl noch immer mit ihrem Herzen. Allerdings nur mehr mit Furcht, Hass und Zweifel. Alles scheint schlecht, jeder wird zum Feind. Es gibt kein Vertrauen mehr. Diese Menschen können sehr wohl noch empfinden - nur eben nichts Gutes.

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Laura13
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Beitrag So., 09.08.2009, 20:17

@ eremit:

Ich weiß nicht. Ich würde solche Menschen "verbittert" nennen und ICH habe die Erfahrung gemacht, dass solche Menschen ( die ich ja deswegen gar nicht verurteile!) oft sehr "hartherzig" sind, was wiederum für mich nicht den Eindruck macht, dass sie mit dem Herzen sehen (können).....aber okay...das ist MEINE Erfahrung....ich will auch keine Begriffsdiskussion vom Zaun brechen.

LG
Laura
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Beitrag So., 09.08.2009, 20:24

Es gibt verschiedene Formen der Verbitterung. Hartherzige Menschen kenne ich auch, diese genießen es in der Regel, anderen Menschen Leid zuzufügen, es bereitet ihnen eine ungemeine Freude. Man kann ihnen richtig dabei zusehen, wie ihr Herz vor Wut und Hass leuchtet. sie können also noch immer empfinden - nur sind alle Emotionen umgedreht, sie haben sich an eine furchtbare Welt voller Feinde angepaßt.

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Eve...
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Beitrag So., 09.08.2009, 20:58

Hallo Sauterelle!

Ja, das klingt schön, was Du schreibst - etwas, das man sich wünschen kann, so in diesen Zustand zu kommen: Dieses Thema als etwas ganz Einfaches anzusehen, womit es auch ein Stück einfacher wäre.

Doch, ich glaube, dass das tatsächlich so ist. Über welche Brücke aber der Weg geht - ich habs noch nicht herausgefunden. Nun gut, ich bin auf der Suche danach.

@ Eremit
Schreibst Du von Dir?

Grüße
Eve


Eremit
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Beitrag So., 09.08.2009, 21:06

@Eve...: NEEEEIN! Gott sei Dank nicht! Ich habe mich zu einem wahren Ausbund des Verzeihens entwickelt, wobei ich mich selbst oft wundere, wie das kam. Ich denke, durch Verständnis und Einsicht. Was ich verstehe, kann ich verzeihen. Und mit dem Alter und der Erfahrung verstehe ich mehr und mehr...

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Eve...
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 07:33

@ Eremit
Ach sooooo ... Und ich DACHTE schon!

Jedenfalls finde ich es außerordentlich interessant, Eure Gedanken, Einstellungen und Entwicklungen zum Thema zu lesen.

Gruß, Eve

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lingaroni
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 07:39

@eve
das thema hat mich auch einmal beschäftigt und ich habe mich da informiert, unter welchen voraussetzungen es gesund und moralisch richtig ist, zu verzeihen. dabei habe ich folgendes gefunden. in der psychologie geht man davon aus, dass verzeihen nur dann gesund ist (ich hoffe der herr fellner korrigiert mich, wenn das jetzt eine totale fehlinformation ist), wenn der verursacher des schadens/der verletzung durch tätige reue eine wiedergutmachung leistet. diese auffassung vertritt im übrigen sogar das (katholische) christentum.

wenn man also nach erfolgter wiedergutmachung immer noch probleme hat zu verzeichen, dann hat man wohl eine problem mit sich selbst.

LG


Eremit
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 07:44

@lingaroni: Unter diesen Gesichtspunkten dürfte ich nur sage und schreibe einer einzigen Person verzeihen, alle anderen involvierten Personen sind aufgrund psychischer Störungen nicht mehr in der Lage, Reue zu empfinden. Hm...

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