Auch wenn ich es schade finde, dass ich damit diese heftige, teils persönliche Disskussion angestoßen habe, konnte dadurch doch einige neue Blickwinkel mitnehmen.
@LovisTochter: Ich denke, dass du Recht hast, dass eine Vertrauensbasis das wichtigste ist. Diese ist bei vielen wohl im ambulanten Setting eher gegeben, als bei fremden Therapeuten im stationären Rahmen. Auf meine persönliche Erfahrung trifft das leider nicht zu, was ich aber auf das ungünstige Zusammenspiel meiner Therapeutin und mir zurückführe. Wirklich fallen lassen konnte ich mich in der Klinik, nicht in ambulanten Therapie. Ohne deine Konkretisierung wäre ich zu dieser persönlichen Erkenntnis vielleicht nicht gekommen.
@Candykills: Auch die Meinung, dass man in einem stationären Setting Wechsel je nach Typ eher mitbekommt als im ambulanten hat eine Berechtigung.
In meiner Therapie ist es zum Beispiel während der 3 Jahre immer wieder vorgekommen, dass ich mich so gar nicht an die Stunde zuvor erinnern konnte. Wenn man sich nur einmal in der Woche sieht, kann man das schnell auf Vergesslichkeit oder primäre Dissoziationen zurückführen. Erst im stationären Setting fiel dann auf, wie häufig Medikamente nicht eingenommen wurden oder eben doppelt eingenommen wurden, je nach Tageszeit unterschiedliche Unverträglichkeiten auftraten oder dass Zimmernachbarn von "Schlafwandeln" berichten, was ansonsten einfach unter den Tisch gefallen wäre.
Switches hatte ich zwar auch während der ambulanten Zeiten, allerdings wusste ich von denen nur aus Überlieferungen von den Personen, die mir wirklich nahe standen und ich habe diesen auch keine allzu große Bedeutung beigemessen, weil ich unter diesen ja nicht gelitten habe, sondern eher unter dem, was damit so einhergeht (svV, Schlaflosigkeit, Sucht, etc.).
@Montana: Und auch das Gefühl, nach der stationären Therapie in der Luft zu schweben und niemanden zu haben, kenne ich von meiner Zeit danach. Es war für mich einer von mehreren Gründen, nach 6 Monaten stationärer Therapie erst einmal keine dritte im Waldschlößchen anzuschließen (obwohl angedacht) auch wenn mir damit die Unsicherheit, die ich jetzt bzgl. der Diagnose habe, vielleicht erspart geblieben wäre, hätte ich es zu der Zeit nicht verkraftet, noch länger vom "Leben ausgeschlossen" zu sein.
Es kommt - denke ich - ganz einfach darauf an, weshalb und wie die DIS entwickelt wurde und wo man gerade steht. Je nachdem, wie stark die Amnesien sind, wie weit man in der Therapie ist, welche Klinikerfahrungen man gemacht hat, in welcher Häufigkeit Switches stattfinden und wie sehr deutliche, offene Wechsel oder eben verborgene gebraucht wurden, ist eben eine ambulante oder eine stationäre Diagnostik von Vorteil.
Das ist immer höchst individuell und das macht es ja auch so kompliziert. Deshalb ist Austausch auch so wichtig und deshalb sind eure Erfahrungen alle sehr interessant und hilfreich. Damit man sieht, was eben zu einem individuell am besten passt.
Ich kann um ehrlich zu sein nicht verstehen, weshalb der Streit so persönlich werden musste. Eure Beobachtungen und Meinungen schließen sich für mich überhaupt nicht aus.