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Fr., 22.01.2016, 09:08
Liebe wind of change,
ich saß im Bus als ich gestern die untergehende Sonne sah. Das Rot war wirklich beeindruckend.
Aber ich spürte gleichzeitig meine innere Ambivalenz beim Anblick der Sonne: entweder zu ihr und von ihr für immer aufgenommen werden, oder schnell wegschauen um nicht zu sehr von dieser Schönheit berührt zu werden. Das passt auch zu meinen Therapiethemen: Alles loswerden wollen was gerade oder irgendwann mich belasten könnte. Ich bin da ganz rabiat und werfe weg. Bücher, Koffer, Kleidung, Möbel, Werkzeug, Lebensmittel, Pflanzen … und mich.
Auf das Positive konzentrieren: da ist was Wahres dran. Ich habe das jahrelang in meinem Leben gemacht. Meine berufliche Tätigkeit hätte ich ansonsten nie so ausüben können. Doch ich fühle mich dadurch seit einigen Wochen wie eine „Mogelpackung“. Das hinter all dem Positiven ganz viel Leid, Zerstörung und „Lüge?“ ist.
Liebe Solage,
irgendwie tröstet es mich, dass du das in deiner Therapie auch so empfindest. Dass das Verstehen selbst in einer Therapie schwierig ist. Ich spüre deutlich, dass die Therapeutin mich verstehen möchte und aufrichtig versucht sich in meine damalige Situation hinein zu fühlen. Aber letztendlich kann das nicht gelingen, weil sie eine andere Person mit einem anderen biographischen Hintergrund ist und zusätzlich nicht dabei war. Selbst mein Bruder, der mit mir in der gleichen Familie aufwuchs, kann oft nicht verstehen wie es mir mit dem gemeinsam Erlebten ging. Das bedeutet für mich eine fürchterliche, lebenslängliche Einsamkeit.
LG-Landkärtchen
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?
Vincent van Gogh