Widow schrieb: Mein Neidgefühl bezieht sich nicht auf die erlittenen Traumata (...), sondern auf die (...) daraus resultierenden Folgen wie: mehr Zuwendung, mehr Mitgefühl, mehr Hilfe, mehr Schonung, mehr Therapie.
Ich habe jetzt nicht alle Postings lesen können. Nach einem Tag Abwesenheit vom Forum und Heimat, fühle ich mich gerade erschlagen von der Anzahl der neuen Posting Habe also nur die ersten Postings seit meinem letzten Posting gelesen und möchte mich Widows Hinweis anschließen, dass offensichtlich weder Widow noch ich verstanden wurden. Schon Ziegenkinds Frage an mich irritierte mich und ließ in mir die Frage entstehen, ob ich wirklich richtig verstanden wurde. Ich erhielt zwar 3 Mal Dank für meine Richtigstellung - Danke dafür - aber trotz Dank an mich wurde mein Posting wohl nicht verstanden.
Also zur Klarstellung: Mein Mitgefühl (nicht Neid) gilt eher Traumatisierten als Psychopathen und Narzissten. Das machen Diagnosen anderer Klienten mit mir. So wirken Diagnosen anderer unterschiedlich auf mich (Außenstehender-Perspektive). Das heißt aber nicht, dass Traumatiserte Mitleid haben wollen (Perspektive des Betroffenen) (Zigenkinds Frage an mich).
Hier wurde verwechselt:
- Mitgefühl mit Neid (Außenstehender-Perspektive)
- Mitgefühl für andere (Außenstehender-Perspektive) und Mitleid haben wollen (Perspektive des Betroffenen)
Und Widows Posting:
- Neid darüber, dass der andere eine Trauma erleben "durfte" versus Neid auf das, was der Traumatisierte als Folge erhält, wie Zuwendung, mehr Mitgefühl, mehr Hilfe, mehr Schonung, mehr Therapie (um Widow zu zitieren).
Ich glaube nicht, dass irgendwer neidisch darauf ist, dass der andere traumatisiert wurde, also neidisch auf das traumatische Ereignis an sich ist. Also, ich zumindest bin nicht neidisch auf das völlig traumatisierte Flüchtlingskind, das ich betreue, das sein ganzes Leben darunter leiden wird, dass es von einer Bombe getroffen wurde und psychische Schäden erlitten hat. Wohl aber gibt es Menschen (wie Widow schrieb), die neidisch auf das sind, was Traumatisierte an Zuwendung erfahren, was andere Klienten nicht bekommen. Mir fällt da spontan der Fonds Sexueller Missbrauch ein. Man bekommt nur dann Unterstützung, wenn man einen sexuellen Missbrauch erlebt hat, nicht aber wenn man einen körperlichen oder emotionalen Missbrauch erlebt hat. Das kann (muss nicht) neidisch machen (oder zuweilen auch wütend, wie ich schon oft las).
Das ist vielleicht ähnlich wie meine Folgende Erfahrung: Vor ein paar Wochen sagte eine "Kollegin" (arbeite dort nur Ehrenamtlich, also deshalb eigentlich keine Kollegin) zu mir: Sie haben es gut, sie bekommen EU-Rente, haben den ganzen Tag Freizeit, ... Ich antwortet: Kein Problem, wir können gerne tauschen, denn ich bin auch neidisch auf sie, auf ihren tollen Job, auf das viele Geld, das sie bekommmen, .. Ich sagte: Einverstanden, wir tauschen, aber mit allen Konsequenzen. Sie beziehen meine Rente am Existenzminimum, leiden tagtäglich unter den Erfahrungen, die zu meiner Rente führten und leben mit den Problemen, die ich im Alltag habe. Ich sagte: all das müssten sie mit übernehmen und nicht nur das, was ihnen gefällt, nämlich Freizeit. Nachtürlich möchte sie nicht mein Leid haben, sie ist nur neidisch auf die "postiven" Folgen meines Leids, nämlich mehr Freizeit (mit der man nur wenig anfangen kann, wenn man zugleich kein Geld hat).
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.