'Ich kann nur mit Männern, weil...' / Frauen- und Männerbilder

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mio
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Beitrag Sa., 17.12.2016, 10:59

isabe hat geschrieben:Der Ort, in dem es nicht stimmt, bist aber in dem Falle du selbst, nicht der Andere. Also muss das, was du für seine Identitätslosigkeit hältst, irrelevant sein.
Interessante Logik. Die ist ungefähr so, wie dieses "es liegt IMMER an beiden" und deshalb müssen beide was tun. Das ist Quatsch. Es kann auch einfach nur an einem liegen, der das nicht einsehen will. Dann kann ich nix tun, als einfach nur gehen (=Distanz halten), um einen Schaden von mir abzuwenden.

Die "Gefahr" die ein Mensch ohne eigene Identität darstellen kann für meine Identität ist, dass er sich ihrer "bedient". Das lässt sich natürlich nicht auf den ersten Blick erkennen, ob das passieren wird oder nicht, aber es gibt schon "Hinweise". Und diese Hinweise erst zu nehmen und auf sie zu achten kann mich schützen. Denn ich habe wenig Lust mich "benutzen" zu lassen. Und da stimmt alles mit mir, wenn ich so denke.

Die "Lösung" ist in dem Falle eben erst gar nicht groß "in den Kontakt" zu gehen bzw. sehr achtsam dabei zu sein. Dann ist die Identitätslosigkeit des anderen in der Tat unerheblich für mich. Gehe ich allerdings spontan in den Kontakt, weil ich mir denke: Was soll schon passieren, der andere kann mir doch gar nichts? habe ich am Ende den Käse und ein Problem an der Backe, was ich nicht haben müsste, wenn ich auf mich selbst (mein Gefühl) gehört hätte.

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stern
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Beitrag Sa., 17.12.2016, 13:16

mio hat geschrieben:Isabe, mit nichts habe ich mich in den letzten Jahren mehr beschäftigt als mit Ängsten. Vor allem mit unbegründeten Ängsten. Was Du schreibst ist mir also nicht neu. Und die Angst kommt immer aus einem selbst, woher soll sie denn sonst auch kommen? Die Frage, ob sie "sinnvoll" ist oder nicht ist die spannende Frage.
Ich glaube zwar etwas nachvollziehen zu können, was du meinst. Denn man ist ja selbst der- bzw. diejenige, die "Angst" bzw. Irritation verspürt. Bzw. wer weniger "greifbar" ist, wirkt evtl. zunächst suspekt. Aber Ängste kann man schon auch schüren bzw. induzieren, was auch psychologisch so gesehen wird, meine ich (das geschieht natürlich nicht unbedingt bewusst). Z.B. im einfacheren Fall die Angst vor Gewitter. Aber auch, wenn man Bilder von Homos als Gestörte oder Straftäter vermittelt, kann das ähnliches bewirken. Oder auch die Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen dürfte einen ähnlichen Hintergrund haben. So können dann auch kollektive Feinbilder/Ängste entstehen... manche hinterfragen sie, manche nicht. Insofern: Nicht jede irrationale Angst ist nicht wirklich nur aus einem Selbst entstanden. Z.B. Warum hat man im Mittelalter Hexen verbrannt.
Wachsende Bedrohung
Thomas von Aquin

Ab dem 13. Jahrhundert wird von der Kirche ein deutlich schärferer Ton gegenüber vermeintlichen Hexen angeschlagen. Thomas von Aquin (circa 1225-1274), einer der bedeutendsten Kirchentheoretiker des Mittealters, geht in seinen Schriften davon aus, dass Hexentaten mit Hilfe des Teufels tatsächlich ausgeführt werden können.

Er gibt zudem detaillierte Beschreibungen der magischen Praktiken durch Hexen, zum Beispiel den Pakt mit dem Teufel, die Hexenluftfahrt, die Tierverwandlung oder das Wettermachen. In seinen Augen sind Hexen schadensbringende Weiber. Als renommierter Denker legt er damit den theoretischen Grundstein für die späteren massenhaften Hexenverbrennungen.

In seinem Gefolge veröffentlichen zahlreiche kirchliche Gelehrte Traktate, die vermeintliche Hexensekten beschreiben und deren Verbrechen klassifizieren. Allmählich wandelt sich das Hexenbild: Angestachelt von Predigern und Autoren empfindet die Bevölkerung die Anwesenheit von Hexen als zunehmend bedrohlich.
http://deutschland-im-mittelalter.de/He ... erbrennung
Aus heutiger Sicht würde man vielleicht sagen: Irrational. Wie konnte man das glauben. Oder: Selbst schuld, wenn man alles glaubt, was man hört. Aber die Geschichte hat gezeigt, dass das funktioniert, wenn man Ängste schürt... in Notzeiten umso besser. Antisemitismus. Flüchtlinge. Usw.

@ hawi (falls er mitliest): Was nicht bedeuten soll, dass alles auf Ängste reduziert wird, wenn man auch darüber redet.
Zuletzt geändert von stern am Sa., 17.12.2016, 13:44, insgesamt 2-mal geändert.
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stern
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Beitrag Sa., 17.12.2016, 13:35

Wenn man eher wegen Vorurteilen nicht mehr unvoreingenommen in Kontakte gehen kann, glaube ich nicht, dass alles so rund läuft. Je mehr man hat, desto einsamer wird man dann evtl. Die Kunst ist zu berücksichtigen, dass derjenige evtl. so gar nicht ist (z.B. dass jemand identitätslos ist), sondern dass das auch das eigene Bild von jemanden sein kann bzw. eine eigene Befürchtung: hier: vielleicht bedient sich derjenige meiner Identität (wobei ich mir das praktisch schwer vorstellen kann...denn wenn man sich seiner selbst sicher ist, nimmt das ja nicht die eigene Identität, wenn jemand etwas kopiert). Überhaupt ist Identitätslosigkeit für mich schwer vorstellbar... für mich wirkt das tatsächlich eher wie ein Kampfbegriff. Leute mit laschen Händedruck kenne ich auch... aber das was man daraus schließen kann, halte ich für begrenzt.
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Mondin
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Beitrag Sa., 17.12.2016, 13:41

mio hat geschrieben: Die "Lösung" ist in dem Falle eben erst gar nicht groß "in den Kontakt" zu gehen bzw. sehr achtsam dabei zu sein. Dann ist die Identitätslosigkeit des anderen in der Tat unerheblich für mich. Gehe ich allerdings spontan in den Kontakt, weil ich mir denke: Was soll schon passieren, der andere kann mir doch gar nichts? habe ich am Ende den Käse und ein Problem an der Backe, was ich nicht haben müsste, wenn ich auf mich selbst (mein Gefühl) gehört hätte.
Dankeschön, mio! Genau das dachte ich auch. Das kann einem meiner Erfahrung nach recht schnell passieren, lässt man sich spontan auf Kontakte/Gespräche mir solchen Personen ein. Meistens beherrschen diese innerlich Identitätslosen eine Art der Rhetorik, die lediglich darauf abzielt, das Gegenüber hinterrücks zu diskreditieren, sogar dann noch, wenn es längst nicht mehr mit dem Betreffenden in Kontakt steht. Namen werden natürlich nicht genannt, nur subtile Bezüge hergestellt, in der Hoffnung, dass der/die Betreffende das mitbekommt und provoziert oder verletzt sein soll. Und derjenige, der immer weiter hinterhältig stichelt, kann sich immer hübsch aus allem herausreden. Diese Art Klatsch ist regelrecht toxisch. Manche bezeichnen das auch als Mobbing.

Das funktioniert so lange, wie der Betreffende diese Masche nicht durchschaut. Danach erregt es nur noch Abscheu und bestätigt den derartig hinterhältig Angegriffenen in seiner Meinung, besser darauf aufpassen zu müssen, mit wem er/sie sich unterhält. Ich persönlich habe den Verdacht, dass auf diese Weise (des fast schon zwanghaften "In die Pfanne Hauens" des Gegenübers) eine Art innerer Leere kompensiert werden soll, die dadurch entsteht, wenn kein erfüllendes Innenleben entwickelt werden konnte.

Solche Menschen, deren Identität nur noch von außen gespeist wird, die sich quasi ihr Selbstbild basteln, anstatt aus sich selbst heraus zu wachsen, werden immer darauf angewiesen sein ihre Umwelt zu beackern um in ihrem Inneren eine Illusion von Frieden zu erzeugen, bis zum nächsten Mal. So entstehen ideologische Kämpfer/Mobber, egal unter welchem Banner. Die dann mit Nazikeulen, neumodischen Kampfbegriffen, Unterstellungen u. ä. m. um sich schlagen und gar nicht merken, dass sie nur sich selbst treffen in ihren Schattengefechten.

Diese Personen im Alltag zu meiden ist mE tatsächlich das Beste was man tun kann. Und dabei ist es egal ob es sich dabei um Männer oder Frauen handelt. Wobei ich manchmal den Eindruck habe, dass Frauen deutlich widerlicher werden können. Aber das ist nur ein persönliches Empfinden. So wie alles was man schreibt im Grunde nur das ist, was die eigenen Filter passierte und die eigene Erlebniswelt ausmacht. Nur scheinbar mögen das viele Menschen nicht einsehen.

Lieben Gruß an Dich und noch einen schönen Tag!
Mondin

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stern
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Beitrag Sa., 17.12.2016, 14:19

Was heißt subtile Bezüge. Ich versuche mich auf Argumente zu beziehen, die vorgetragen wurden (sofern überhaupt begründet wurde)... auf was sonst. Und so erkenne ich -inhaltlich- tatsächlich nicht sooo viel Unterschied zwischen z.B. folgenden Aussagen (man könnte eine ganze Palette weiterer anführen).
Marktkonforme (Arbeits- und Konsumenten-)Zombies werde da geschaffen, offensichtlich immer erfolgreicher, in der marktkonformen Demokratie. Demokratie, sowieso der Brüller mittlerweile. Egal, anderes Thema.

Insofern ist der schlecht zusammengestückelte Jupp mE durchaus exemplarisch. -- Quelle: viewtopic.php?f=26&t=37659&start=390
»Die Entmannung ganzer Generationen wird das Ende der freien Menschheit einläuten. Eine verweichlichte Männerschaft, Frauen, die keine Mütter mehr sein wollen und eine suchtkranke und auf Konsum getrimmte Jugend werden sich sicherlich nicht gegen eine weitere ökonomische und politische Unterwerfung wehren; und darauf bauen die Gender Strategen.«
http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/ ... ilder-8197
Und ich frage mich tatsächlich: Ist solche Argumentation, wie man sie massenweise hier im Faden (und anderen einschlägigen Threads) findet, wirklich genau so aus einem selbst (ohne Selbsteinfluss) entstanden sind (aus der eigenen Identität, die anderen angeblich fehlt)... oder nicht doch (zumindest teilweise) kopiert bzw. übernommen. Weil es Leute gibt, denen es hervorragend gelingt, Ängste zu schüren und Stimmung zu machen. Ich empfinde manche Positionen als sehr stark politisch (und zwar ausgesprochen nicht nur die von Butler ). Sondern auch von denen, die Genderthemen als Ideologie bezeichnen.

Der Typ mit dem roten Pulli ist vielleicht vollkommen erfüllt, wenn er mit seiner Familie (oder vielleicht auch seinem Partner) in seinem roten Pulli Weihnachten feiert... und weiß, was er ist und was ihn ausmacht. Ich frage mich daher: Woher denn die Überzeugung kommt, dass andere keine Identität haben. Das kann man doch erst in einer näheren Beziehung ersehen... nicht anhand von oberflächlichen Kontakten. Also mit folgender Lösung erkennt man nicht, wie viel Identität und welche jemand hat, weil das bereits eine entsprechend nahe Beziehung erfordert:
mio hat geschrieben:Die "Lösung" ist in dem Falle eben erst gar nicht groß "in den Kontakt" zu gehen bzw. sehr achtsam dabei zu sein.
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Beitrag Sa., 17.12.2016, 14:46

stern hat geschrieben:Das kann man doch erst in einer näheren Beziehung ersehen... nicht anhand von oberflächlichen Kontakten. Also mit folgender Lösung erkennt man nicht, wie viel Identität und welche jemand hat, weil das bereits eine entsprechend nahe Beziehung erfordert
Nein, es erfordert keine nahe Beziehung. Ein oberflächlicher Kontakt reicht da schon aus, um sich ein Bild zu machen. Nicht gleich sicher auf den ersten Blick, aber wenn man ein wenig "hinsieht" und "beobachtet" über einen etwas längeren Zeitraum, dann lässt sich das schon ausmachen. Aber vielleicht definieren wir "Nähe" unterschiedlich?

Nähe entsteht normalerweise ja auch in einem regelmässigen, oberflächlichen Kontakt nach und nach immer mehr. Entsteht diese Nähe zB. nicht bzw. hat sie was "künstliches", dann ist das zB. ein weiteres Anzeichen.

Ich habe schon den Fehler gemacht, mich "unbedarft" in solche "Beziehungen" zu begeben. Auch, weil ich einfach zu naiv war, wirklich zu "glauben" dass mein Bauchgefühl mich nicht zu Unrecht warnt und dass das, was ich da wahrnehme tatsächlich stimmt, auch wenn ich es mir kaum vorstellen kann, dass das so ist. Und als ich es gemerkt habe, war der "Ärger" bereits vorprogrammiert, da eben eine Beziehung bestand, die dann erst mal beendet werden musste. Und sowas tust Du dann nicht "ungestraft", dann geht genau jenes "Programm" los, das Mondin beschreibt. Bei mir ging das glücklicherweise glimpflich ab und ohne große Kollateralschäden, außer ein Jahr Kontaktlosigkeit zu einer Freundin die sich reinziehen lies. Alle anderen Freunde, Auftraggeber und Kollegen haben sich zum Glück nicht "beeinflussen" lassen von ihrem Gerede, was sie aber wohl auch wusste und sich deshalb zurückhielt.

Hätte ich auf mein Bauchgefühl gehört, dann wäre es nie zu dieser Beziehung gekommen sondern ich hätte einen oberflächlichen Kontakt gepflegt und gut wäre es gewesen. So aber lies ich mich "einwickeln" (sie war ja auch so einsam und hatte niemandem mit dem sie was unternehmen konnte etc. pp. - schön auf die Tränendrüse) und habe erst zu spät bemerkt, wo ich da reingeraten war. Ich habe dann zwar die "Reisleine" gezogen und versucht zumindest aus dieser konstruierten "Nähe" (Du bist meine liebste beste Freundin...blabla...wir kannten uns gerade mal 3 Monate) wieder rauszukommen indem ich mehr Abstand hielt, aber da war sie schon in meinem Freundeskreis drin. Dumm gelaufen....

Gerade deshalb ist es wichtig, da frühzeitig zu reagieren bzw. zu stoppen. Denn irgendwann ist es zu spät für eine "schmerzfreie" Lösung, die kann dann nicht mehr gut akzeptiert werden. Das "Objekt der Begierde" entzieht sich ja schließlich auch ganz pöse...

Ähnliches kann Dir passieren, wenn Du mehrere von diesen Vertretern oder Vertreterinnen um Dich hast und Dich weigerst ihr "Spiel" mitzuspielen. Da bist Du dann genau in dieser "Läster" "Mobbing" Ecke, aus der heraus alles "unmöglich" gefunden wird, was nicht dem eigenen entspricht und es kann ein regelrechter Diffamierungskrieg entstehen. Das blieb mir in meinem Leben allerdings bisher von einer Ausnahmesituation als Kind mal abgesehen erspart. Großen Dank ans Umfeld!


ziegenkind
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Beitrag Sa., 17.12.2016, 15:03

Ich glaub auch, der typ im roten pulli war kurz davor, die mondin in eine ganz krasse sache zu verwickeln
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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stern
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Beitrag Sa., 17.12.2016, 15:08

mio hat geschrieben:Nein, es erfordert keine nahe Beziehung. Ein oberflächlicher Kontakt reicht da schon aus, um sich ein Bild zu machen. Nicht gleich sicher auf den ersten Blick, aber wenn man ein wenig "hinsieht" und "beobachtet" über einen etwas längeren Zeitraum, dann lässt sich das schon ausmachen. Aber vielleicht definieren wir "Nähe" unterschiedlich.
Nun, um sich ein Bild zu machen, braucht es im Zweifel gar keinen Kontakt - wie man in dem Faden hier sieht.

Nur ob das mit dem übereinstimmt, wie jemand tatsächlich ist und was jemanden ausmacht, findet man nicht unbedingt in einer Arbeitsbeziehung heraus. Und das meine ich mit näheren Kontakt... eben dass das mMn bedarf, dass man sich auch ein Stück weit einlässt, einlassen kann. Sonst bleibt es bei Zuschreibungen wie krank, identitätslos, grenzdebil... und wenn das lauter Abwertungen sind, hmmm. So würde ich dann vielleicht eher mit dem Typen im roten Pulli Weihnachten feiern, von dem ich noch gar nichts weiß (außer dass er anscheinend Model ist... oder vielleicht noch tragischer : Für Werbezwecke ohne sein Wissen missbraucht wurde).

Dass nicht jeder Mensch vertrauenswürdig ist, ist klar. Und manche Menschen lästern bösartig, auch nachvollziehbar. Aber ich kann trotzdem nicht nachvollziehen, wie sich Identitätslosigkeit konkret äußern soll und was die Kollateralschäden sein sollen. Möglicherweise verstehen wir darunter etwas anderes. Und auch kann man sich in Menschen täuschen... aber ob die Lösung massiv gesteigertes Misstrauen ist, weiß ich nicht. Insbes. wenn es um Bilder im eigenen Kopf geht. Ich gehe davon aus, dass diese jeder in irgendeiner Form hat... nur werden diese evtl. dem Menschen nicht gerecht.
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mio
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Beitrag Sa., 17.12.2016, 15:15

stern hat geschrieben:Aber ich kann trotzdem nicht nachvollziehen, wie sich Identitätslosigkeit konkret äußern soll und was die Kollateralschäden sein sollen. Möglicherweise verstehen wir darunter etwas anderes. Und auch kann man sich in Menschen täuschen... aber ob die Lösung massiv gesteigertes Misstrauen ist, weiß ich nicht. Insbes. wenn es um Bilder im eigenen Kopf geht. Ich gehe davon aus, dass diese jeder in irgendeiner Form hat... nur werden diese evtl. dem Menschen nicht gerecht.
Dann sei froh, denn dann ist es Dir wahrscheinlich einfach schlicht noch nicht passiert. Ich habe zu Beginn meiner Therapie auch noch so gedacht, also das Misstrauen "schädlich" ist (von massiv gesteigert würde ich jetzt nicht reden, ich vertraue Menschen nach wie vor, aber ich glaube nicht mehr alles, was man mir so erzählt sondern schaue im Zweifel genauer hin, auch dann, wenn jemand scheinbar sehr gute Argumente hat, die allerdings bei näherer Betrachtung der Prüfung eben nicht standhalten). Die "Kollateralschäden" sind zB. das Du grundlos schlecht gemacht wirst, weil Du es wagst nicht die "richtige" Identität zu haben ... mal ganz abgesehen davon, dass es nie besonders schön ist im Streit auseinander gehen zu müssen, weil nichts anderes geht.


Vincent
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Beitrag Sa., 17.12.2016, 15:39

Mondin hat geschrieben: Und dabei ist es egal ob es sich dabei um Männer oder Frauen handelt.
Männer? Frauen? Gibt's das? Oder ist das (socially constructed) science fiction?
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


mio
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Beitrag Sa., 17.12.2016, 15:46

stern hat geschrieben:Insofern: Nicht jede irrationale Angst ist nicht wirklich nur aus einem Selbst entstanden.
Das sehe ich anders. "Fremde" Ängste brauchen einen fruchtbaren Boden, auf dem sie gedeihen können. Dabei ist es erst mal egal, ob sie irrational sind oder nicht. Das ist noch mal was anderes.

Klar kann ich einem wenig "sicheren" Menschen sonst was einreden, gerade deshalb ist das Identitätsgefühl ja so wichtig für uns Menschen. Denn nichts anderes passiert in so "hetzerischen" Gruppen: Es wird eine (gemeinsame) Identität gelebt. Habe ich eine "eigene", dann brauche ich sowas weit weniger "dringend" als wenn ich keine habe. Und ich werde aus ihr heraus auch stärker die "Gruppenidentität" hinterfragen.

Ich war mal auf einer "Ortsgründungsversammlung" der Republikaner, vor Urzeiten. In einem sehr kleinen bayrischen Ort. Es sprach ein Kinderarzt, der der Vorsitzende war dort im Kreis. Diese "Veranstaltung" werde ich mein Lebtag nicht vergessen, sie hat echt geprägt. Ich bin fast durchgedreht, ob der absurden Argumentation, die dieser Arzt an den Tag legte. Aber ihm war nicht beizukommen. Mein damaliger Freund war sehr sehr cool und hat sich auch nicht "emotionalisieren" lassen (wie ich). Er hat sich das alles angehört. Still. Und innerlich "gesammelt". Als die Veranstaltung vorbei war und der Vorsitzende gefragt hat, ob nun noch jemand Fragen hätte, ist er aufgestanden und hat alle "Widersprüche" etc. gesammelt vorgetragen. Die Antwort war: Lass Dir erst mal die Haare schneiden...

Weshalb ich das erzähle: Das schöne war, dass nach der Veranstaltung ein paar der Teilnehmer (größtenteils ältere Landwirte) zu uns kamen und sich bedankt haben bei uns und dafür, dass wir teilgenommen haben. Denn nur so wäre ihnen klar geworden, dass sie diese Partei dann doch nicht wählen wollen oder gar ihr beitreten.

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stern
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Beitrag Sa., 17.12.2016, 15:52

Ich sag' und meine ja nicht, dass Misstrauen per se schädlich ist... sondern frag' mich, wie man sein Bild abgleichen kann, wenn der Kontakt gleich mehr oder weniger abgewehrt wird. Und ob die Skepsis dann nicht zum Eigentor wird. Aber primär zielte meine Frage darauf ab, wie sich äußert, dass jemand identitätslos ist UND welche Kollateralschäden daraus erwachsen, sprich: Die vermeintliche Identitätslosigkeit ist für mich nicht nachvollziehbar (aus einem Bild erkennt man das keinesfalls).
Die "Kollateralschäden" sind zB. das Du grundlos schlecht gemacht wirst, weil Du es wagst nicht die "richtige" Identität zu haben ...
Du meinst also wie der Mann im roten Pulli, der aufgrund eines Bildes als grenzdebil und identätslos bezeichnet wurde?
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Beitrag Sa., 17.12.2016, 16:01

Das "Bild" was Mondin veröffentlicht hat ist bearbeitet. Der Kopf gehört nicht zu dem Körper, das erzeugt beispielsweise Irritation. Eben weil es nicht "stimmig" in sich ist. Dass das wohl nicht das war, was Mondin meinte, dazu soll sie sich selbst äußern und es erklären.

Ansonsten habe ich doch bereits versucht zu erklären, was ich meine. Ein Mensch ohne Identität (Identätsgefühl) sucht nach Identität im außen, natürlich nach "seiner", die er aber nicht "kennt". Also wird "rumprobiert". Und wenn Du Pech hast wirkt Deine Identität "anziehend" auf denjenigen, aber nur solange, bis Du Dich als doch nicht so "passend" herausstellst. Dann wird versucht Dich "passend" zu machen und wenn das misslingt, dann gibt es Ärger. Weil die "eigene" (haha) Identität bedroht wird durch die "fremde" Identität. Ein Mensch mit einem sicheren eigenen Identitätsgefühl macht sowas nicht.

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Beitrag Sa., 17.12.2016, 16:23

mio hat geschrieben:Das sehe ich anders. "Fremde" Ängste brauchen einen fruchtbaren Boden, auf dem sie gedeihen können. Dabei ist es erst mal egal, ob sie irrational sind oder nicht. Das ist noch mal was anderes.
und die fruchtbaren Böden gibt es ja... mit sicher und unsicher hat das für mich auch nicht ausschließlich zu tun (aber auch). Vielleicht sind sogar die anfälliger, die glauben, von ihrer Umwelt autark zu sein und dass man sich ohne Einflüsse von Familie und insbes.auch Gesellschaft/Kultur entwickelt? Persönlich finde ich es absurd, gesellschaftliche Prägungen abstreiten zu wollen...

Ich kann mir tatsächlich schwer vorstellen, wie Identitätslosigkeit aussieht... denn sobald man sich mit etwas identifiziert, hat man auch eine Identität (selbst wenn diese anderes nicht gut finden). Wenn sich jemand so weit mit ihr identifiziert, dass er mich sogar übernehmen und kopieren würde, ist das ja in gewisser Weise auch ein Kompliment... anders als wenn er sagen würde: bäääääh, so wie du will ich keinesfalls sein. Störend wäre das eher, wenn man das als Angriff auf seine Individualität erlebt (man also besonders sein möchte).

Und auch Leute mit sicherer Identität können versuchen andere passend machen zu wollen... z.B. wenn sie manipulieren wollen... bzw. von ihrer eigenen Identität so überzeugt sind, dass sie das als das ultimative Männer- oder Frauenbild verkaufen wollen.

Kurzum: Unter Identitätslosigkeit kann ich mir tatsächlich nicht viel vorstellen... außer die Art und Weise, wie es als Kampfbegriff gebraucht wird. Und hier habe ich dann auch Zweifel, inwieweit das alles Eigenprodukt ist.

Wenn man z.B. sich auf Butler bezieht, macht man das transparent, worauf man sich bezieht... und man kann auch etwas diskutieren, ohne sich damit inhaltlich zu identifizieren (während man persönlich eine abweichend Identität und Position hat. Kann sein, muss nicht... persönliche Noten waren jedenfalls schon ersichtlich). Wenn hingegen populistische Parolen fast 1:1 wiedergekäut werden und das eigene Denken und Empfinden so hochgehalten wird (und das anderen abgesprochen), finde ich weniger transparent, ob das wirklich etwas eigenes ist.
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Beitrag Sa., 17.12.2016, 16:33

Butler ist auch nur ein Individuum. Mal so by the way. Und es gab schon mehr als eine "Studie" die sich im Nachhinein als "Irrtum" oder gar "Fake" herausgestellt hat. Von daher hat das auch nur "bedingt" so was wie "Beweiskraft" (was es wohl haben soll?) für mich.

Ich verstehe so langsam auch immer weniger, worum es hier nun eigentlich geht?

Du kannst Dir nicht vorstellen, was es heißt keine Identität zu haben. Da reiche ich Dir die Hand, denn das kann ich auch nicht. Aber Fragen nach der Identität würden wohl kaum auftauchen hätten alle sicher eine. Auch zB. eine sexuelle.

Wenn Du es "schmeichelhaft" findest, wenn sich jemand Deiner Identität "bedient", ok. Ich finde das übergriffig.

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