Austausch mit DIS / DDNOS - Betroffenen (Teil 2)
Liebe Montana,
was du beschreibst, kenne ich zu Genüge. Es sind innere Stimmen, die diese Überzeugung vertreten.
"Egal, was du machst, wir sind nie zufrieden, Du bist schlecht und dumm, wenn du krank bist, bist du nicht wirklich krank, simmulierst, willst Aufmerksamkeit erpressen, dich um die Arbeit drücken..., wenn du dissoziierst, bist du faul und nichtsnutzig. Die Diagnose dissoziative Störung hast du nur bekommen, weil du eine Schauspielerin bist, die sich wichtig machen will...
Nur, wenn du einmal selbstbewusst auftrittst, wenn etwas gut läuft, dann bist du eine Hochstaplerin, die ihre Unfähigkeit verschleiert."
Ich versuche heute, diesen Stimmen, die irgendwann in meiner Kindheit entstanden sind, so wenig Bedeutung wie möglich zu geben, versuche mit ihnen zu reden und sage ihnen, dass ihre total negative Sicht meiner Person überzeichnet und unrealistisch ist und, dass ich sehr wohl Aufmerksamkeit und Ruhe verdient habe, dass ich nicht immer ackern muss, um eine Existenzberechtigung zu haben.
Seitdem ich mich mit diesen inneren Antreibern auseinandersetze, bin ich weniger krank und viel aktiver geworden, natürlich aktiv, ohne peitschenschwingende Domina im Hintergrund.
Lass nicht zu, dass Anteile dich fertigmachen, Du kannst ihnen entgegentreten.
Liebe Grüsse
Traumnixe
was du beschreibst, kenne ich zu Genüge. Es sind innere Stimmen, die diese Überzeugung vertreten.
"Egal, was du machst, wir sind nie zufrieden, Du bist schlecht und dumm, wenn du krank bist, bist du nicht wirklich krank, simmulierst, willst Aufmerksamkeit erpressen, dich um die Arbeit drücken..., wenn du dissoziierst, bist du faul und nichtsnutzig. Die Diagnose dissoziative Störung hast du nur bekommen, weil du eine Schauspielerin bist, die sich wichtig machen will...
Nur, wenn du einmal selbstbewusst auftrittst, wenn etwas gut läuft, dann bist du eine Hochstaplerin, die ihre Unfähigkeit verschleiert."
Ich versuche heute, diesen Stimmen, die irgendwann in meiner Kindheit entstanden sind, so wenig Bedeutung wie möglich zu geben, versuche mit ihnen zu reden und sage ihnen, dass ihre total negative Sicht meiner Person überzeichnet und unrealistisch ist und, dass ich sehr wohl Aufmerksamkeit und Ruhe verdient habe, dass ich nicht immer ackern muss, um eine Existenzberechtigung zu haben.
Seitdem ich mich mit diesen inneren Antreibern auseinandersetze, bin ich weniger krank und viel aktiver geworden, natürlich aktiv, ohne peitschenschwingende Domina im Hintergrund.
Lass nicht zu, dass Anteile dich fertigmachen, Du kannst ihnen entgegentreten.
Liebe Grüsse
Traumnixe
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Oh, eine Antwort. Nicht damit gerechnet hab. Danke
Ja, dass ich eine Schauspielerin bin, das werfe ich mir auch immer vor. Auf der Arbeit habe ich immer Angst, dass meine Unfähigkeit rauskommt. Ich habe den Job schon 13 Jahre, aber manchmal sitze ich vor dem Computer und verstehe nichts.
Und die Diagnose kann gar nicht richtig sein. Weil ich das doch "merken" müsste. Oder? Ach, ich weiß nicht. Heute hat mir mein Vater erzählt, dass ich am Wochenende mit meiner Schwester telefoniert habe. Ich weiß aber nichts davon. Und sowas passiert ständig. Ich denke mir dann, wenn ich etwas gefragt werde, wovon ich keinen Schimmer habe, immer Antworten aus, die plausibel klingen. Heißt, ich lüge, dass sich die Balken biegen. Und da wäre wieder die Schauspielerin, die ich offenbar bin.
Ich habe meinen Freund verloren, weil ich in der Praxis meines Psychiaters in einen dissoziativen Zustand geraten bin. Er hat mich eine Weile in Ruhe gelassen und dann, als ich nicht wieder rauskam, hat er mich in die Geschlossene bringen lassen. In mir hat es geschrieen, dass ich das nicht tun darf, weil mein Freund Schluss macht, wenn wieder etwas passiert. Aber ich konnte es nicht verhindern. Obwohl ich es doch besser wusste. Ich mache mir solche Vorwürfe deswegen. Wäre ich doch gar nicht erst in diese Praxis reingegangen.
Ich habe das Gefühl, dass so ein Zustand dann eintritt, wenn keiner "vorne" sein will. Kann das sein? Innerlich ist ein Aufruhr, weil ich so Angst habe. Und immer werfe ich mir vor, dass ich damit nur Aufmerksamkeit auf mich ziehen will.
Was eigentlich merkwürdig ist, weil ich mein Leben lang immer sehr schüchtern war. Aufmerksamkeit ist normalerweise das letzte, was ich mir wünsche. Es ist besser geworden mit den Jahren. Ich kann inzwischen zum Beispiel telefonieren, auch mit Fremden, z.B. dem Pizzadienst.
Die Diagnose DIS habe ich in einer Reha-Klinik bekommen von einer Therapeutin, die mich sechs Wochen beobachtet hat und angeblich Switche gesehen hat. Aber glauben kann ich das noch immer nicht so richtig. Und dann war da noch eine Situation mit meinem Therapeuten, wo ich ihn völlig verwirrt gefragt habe, was er gerade gesagt hat, und sein Kommentar war "Schwuppdiwupp". Da war wohl zwischendrin jemand anders "vorne". So verwirrte Zustände hatte ich bei meinem alten Therapeuten auch schon, und habe dann versucht, mir nichts anmerken zu lassen. Was wahrscheinlich blöd ist. Aber das mache ich schon ganz automatisch so, denn im Alltag soll es ja keiner merken.
Vielleicht hilft es mir, mich ein bisschen zu sortieren, wenn ich meinen Gedankenmüll hier ablade. Kommentare von euch sind natürlich willkommen.
Ja, dass ich eine Schauspielerin bin, das werfe ich mir auch immer vor. Auf der Arbeit habe ich immer Angst, dass meine Unfähigkeit rauskommt. Ich habe den Job schon 13 Jahre, aber manchmal sitze ich vor dem Computer und verstehe nichts.
Und die Diagnose kann gar nicht richtig sein. Weil ich das doch "merken" müsste. Oder? Ach, ich weiß nicht. Heute hat mir mein Vater erzählt, dass ich am Wochenende mit meiner Schwester telefoniert habe. Ich weiß aber nichts davon. Und sowas passiert ständig. Ich denke mir dann, wenn ich etwas gefragt werde, wovon ich keinen Schimmer habe, immer Antworten aus, die plausibel klingen. Heißt, ich lüge, dass sich die Balken biegen. Und da wäre wieder die Schauspielerin, die ich offenbar bin.
Ich habe meinen Freund verloren, weil ich in der Praxis meines Psychiaters in einen dissoziativen Zustand geraten bin. Er hat mich eine Weile in Ruhe gelassen und dann, als ich nicht wieder rauskam, hat er mich in die Geschlossene bringen lassen. In mir hat es geschrieen, dass ich das nicht tun darf, weil mein Freund Schluss macht, wenn wieder etwas passiert. Aber ich konnte es nicht verhindern. Obwohl ich es doch besser wusste. Ich mache mir solche Vorwürfe deswegen. Wäre ich doch gar nicht erst in diese Praxis reingegangen.
Ich habe das Gefühl, dass so ein Zustand dann eintritt, wenn keiner "vorne" sein will. Kann das sein? Innerlich ist ein Aufruhr, weil ich so Angst habe. Und immer werfe ich mir vor, dass ich damit nur Aufmerksamkeit auf mich ziehen will.
Was eigentlich merkwürdig ist, weil ich mein Leben lang immer sehr schüchtern war. Aufmerksamkeit ist normalerweise das letzte, was ich mir wünsche. Es ist besser geworden mit den Jahren. Ich kann inzwischen zum Beispiel telefonieren, auch mit Fremden, z.B. dem Pizzadienst.
Die Diagnose DIS habe ich in einer Reha-Klinik bekommen von einer Therapeutin, die mich sechs Wochen beobachtet hat und angeblich Switche gesehen hat. Aber glauben kann ich das noch immer nicht so richtig. Und dann war da noch eine Situation mit meinem Therapeuten, wo ich ihn völlig verwirrt gefragt habe, was er gerade gesagt hat, und sein Kommentar war "Schwuppdiwupp". Da war wohl zwischendrin jemand anders "vorne". So verwirrte Zustände hatte ich bei meinem alten Therapeuten auch schon, und habe dann versucht, mir nichts anmerken zu lassen. Was wahrscheinlich blöd ist. Aber das mache ich schon ganz automatisch so, denn im Alltag soll es ja keiner merken.
Vielleicht hilft es mir, mich ein bisschen zu sortieren, wenn ich meinen Gedankenmüll hier ablade. Kommentare von euch sind natürlich willkommen.
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" Heißt, ich lüge, dass sich die Balken biegen. Und da wäre wieder die Schauspielerin, die ich offenbar bin. "
Ja stimmt. Also das was du beschreibst ist für dich in dem moment auch so richtig.
Du hast zwei seiten:
1. Du hast die Beweise knallhart auf der Hand
2. Du glaubst dir und andren kein Wort obwohl du in dir weißt, dass die Beweise für eine "Annormalität im bewusstseinszustand" sprechen ums mal zu objektisieren.
Was du daraus machst ist deine Sache, ist es für dich DSNNS/DIS? Dann ist das so. Ist es für dich einfach nur nicht erwähnenswert und ohne Sinn? Ist es so. Hast du andere erklärungen sind diese richtig und auch dann wenn es heißt du bist eine Schauspielerin vor dir selbst.
Mir hat geholfen jede Antwort auf meine Seltsamkeit zu akzeptieren und das auch wenn sie extrem gegensätzlich sind.
Ich habe die Diagnose DIS schwarz auf weiß. Aber in mir stimmt sie vielleicht im besten fall 10% des Tages, der rest der zeit wird eine andere Begründung gefunden.
Ja stimmt. Also das was du beschreibst ist für dich in dem moment auch so richtig.
Du hast zwei seiten:
1. Du hast die Beweise knallhart auf der Hand
2. Du glaubst dir und andren kein Wort obwohl du in dir weißt, dass die Beweise für eine "Annormalität im bewusstseinszustand" sprechen ums mal zu objektisieren.
Was du daraus machst ist deine Sache, ist es für dich DSNNS/DIS? Dann ist das so. Ist es für dich einfach nur nicht erwähnenswert und ohne Sinn? Ist es so. Hast du andere erklärungen sind diese richtig und auch dann wenn es heißt du bist eine Schauspielerin vor dir selbst.
Mir hat geholfen jede Antwort auf meine Seltsamkeit zu akzeptieren und das auch wenn sie extrem gegensätzlich sind.
Ich habe die Diagnose DIS schwarz auf weiß. Aber in mir stimmt sie vielleicht im besten fall 10% des Tages, der rest der zeit wird eine andere Begründung gefunden.
..:..
Zum Thema Schauspielerei,
spielen wir uns alle nicht mehr oder weniger häufig etwas vor? Wollen wir vor uns selbst nicht auch oft anders erscheinen, als wir sind?
Bei der DIS ist dieses normale Spiel ausser Kontrolle geraten, der ehemalige Schutzmechanismus versagt in einer nicht traumstisierenden Umgebung. Was bleibt ist die Unruhe, das Wechseln, das Theater und, das ist das Schlimme daran, was es auch von der normalen Schauspielerei unterscheidet, der Kontrollverlust.
Die Schauspieler im Film machen, was sie wollen, der Regiesseur hockt irgendwo und pennt. Der Weg aus dem Chaos besteht darin, dem Regisseur seine Macht zurückzugeben, die Schauspieler anzuweisen, sie sollen sich ans Drehbuch halten. Denn jeder Schauspieler - auch die Bösen- ist ein wichtiger Teil des Films. Dann können die gemeinsamen Kräfte und Fähigkeiten konstruktiv genutzt werden.
Lieben Gruss an Alle
Traumnixe
spielen wir uns alle nicht mehr oder weniger häufig etwas vor? Wollen wir vor uns selbst nicht auch oft anders erscheinen, als wir sind?
Bei der DIS ist dieses normale Spiel ausser Kontrolle geraten, der ehemalige Schutzmechanismus versagt in einer nicht traumstisierenden Umgebung. Was bleibt ist die Unruhe, das Wechseln, das Theater und, das ist das Schlimme daran, was es auch von der normalen Schauspielerei unterscheidet, der Kontrollverlust.
Die Schauspieler im Film machen, was sie wollen, der Regiesseur hockt irgendwo und pennt. Der Weg aus dem Chaos besteht darin, dem Regisseur seine Macht zurückzugeben, die Schauspieler anzuweisen, sie sollen sich ans Drehbuch halten. Denn jeder Schauspieler - auch die Bösen- ist ein wichtiger Teil des Films. Dann können die gemeinsamen Kräfte und Fähigkeiten konstruktiv genutzt werden.
Lieben Gruss an Alle
Traumnixe
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Das kenne ich leider auch nur zu gut. Bei mir umfasst das teilweise mehrere Fremdsprachen meines Studiums bzw. Hebräisch beispielsweise brachte ich mir selbst bei in der Pubertät bevor ich dann zusätzlich auch noch das Hebraicum machte. Eigentlich kann ich wohl alle Sprachen, die ich studiere/studiert habe gut bis fließend, aber eben nicht immer. Das ist sehr irritierend für mein Umfeld. Während der Schulzeit bekam ich diese Wechsel gar nicht bewusst mit. Und als ich das langsam so schemenhaft wahrzunehmen anfing, war ich sehr stark verunsichert und geriet gradezu in Panik, dass mir das immer und jederzeit passieren könnte, dass Arabisch oder Hebräisch oder so sich plötzlich wie Chinesisch für mich anhören - was absurd ist, wenn ich meine Noten betrachtet und meine Dozenten hört.Montana hat geschrieben:Auf der Arbeit habe ich immer Angst, dass meine Unfähigkeit rauskommt. Ich habe den Job schon 13 Jahre, aber manchmal sitze ich vor dem Computer und verstehe nichts.
Inzwischen weiß ich ja woran es liegt und kann damit leben, dass die Sprachen wohl ein anderer Anteil gelernt hat bzw. ein anderer Anteil wohl das Sprachtalent besitzt. Manchmal fühlt man sich halt schon ein wenig blöd, aber was solls, that's life. Als Schauspieler oder so fühle ich mich deshalb überhaupt nicht. Es ist mir eher unangnehm, wenn jemand zu mir kommt, weil er/sie Hilfe in den jeweiligen Sprachen erwartet und ich der Person eher etwas über die chemische Zusammensetzung von Gletscherseen erzählen kann. Hab mein Studium deshalb in einen sprachwissenschaftlichen Teil und einen naturwissenschaftlichen Teil geteilt. So sollte sich kein Anteil irgendwie benachteiligt fühlen.
Zum Nachteil finde ich eher, dass selbst wo ich die Diagnose seitens der psychiatrischen Klinik und meiner Therapeutin habe - eigentlich weiter vor den gleichen Problemen stehe ---- denn das gibt man natürlich nicht als Erklärung an, wenn man mal wieder irgendwen vor den Kopf stösst oder für Chaos sorgt.
Es gibt dem Problem hat lediglich nen Namen und man fühlt sich nicht mehr völlig bescheuert vor sich selbst.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Ich habe vor Kurzem einen Mann kennengelernt und er weiß auch, dass ich in Therapie bin. Meine Diagnosen kennt er allerdings nicht und ich denke auch nicht, dass ich ihm das sagen möchte. Ich finde es zu krass, einfach zu sagen: "Ach übrigens, ich bin eine multiple Persönlichkeit." Nachdem mich schon ein Mann wegen meiner Krankheit verlassen hat. Gut, es liegt zum Teil auch daran, dass ich an der Diagnose zweifele. Ich habe immer das Gefühl, dass ich bloß eine Diagnose haben möchte, um mein Verhalten zu "entschuldigen". Vielleicht habe ich die Ärzte und Psychologen einfach so belogen und betrogen, dass diese Diagnose rauskam? Mich hat mal ein Neurologe im Krankenhaus (der wegen eines dissoziativen Zustandes gerufen worden war) gefragt, ob ich Stimmen höre. Ich habe NEIN gesagt. Und das war gelogen. Aber ich habe mich damit sicherer gefühlt. Trotzdem hat er angedeutet, nachdem er mich 5mal gesehen hatte, dass ich multipel sein könnte und das man das untersuchen müsste. Das habe ich für mich behalten, meinem Therapeuten nichts verraten. Dachte, da muss er selber drauf kommen, wenn es wahr ist. Aber ist es wahr? Woher wisst ihr, dass es wahr ist? Könnt ihr euren Ärzten und Therapeuten glauben? Ich kann niemandem glauben.
Ich würde mich vor allem vor Nichtpsychologen nie selbst als "multiple Persönlichkeit" bezeichnen, das finde ich auch viel zu krass. Die Vorstellungen aus den Medien prägen da wahrscheinlich sehr das Bild davon.
Zweifel an der Diagnose hatte ich übrigens ständig, als ich noch in Traumtaherapie war und mein damaliger Thera sehr engagiert mit den einzelnen Zuständen gearbeitet hat. Ich hatte immer Angst, er will mir einen Stempel aufdrücken oder eine andere Perspektive meint, ich spiele ihm etwas vor. Auf der einen Seite hätte mir diese Diagnose endlich eine Erklärung für das Chaos und für die ständigen Wechsel und Erinnerungslücken geliefert, also eine einheitliche Identität gegeben, auf der anderen Seite konnte ich es trotzdem nicht glauben, denn, dann hätte ich mich ja auf eine Identität festlegen müssen, wenn ich diese Diagnose akzeptiert hätte. Ich bin aber immer wieder neu und habe so viele unterschiedliche Ansichten, Perspektiven und Zustände, dass es mir überhaupt nicht gelingt, mich auf etwas festzulegen, etwas stehenzulassen. Mir hat der Leitende Arzt in der Klinik erklärt, dass die ständigen Zweifel unter anderem auch an der Diagnose, Teil der Störung seien und, dass es darum ginge, Krankheitseinsicht zu erreichen. Aber dadurch habe ich mich wieder bevormundet gefühlt, dass er meint, so dominant und im Recht sein zu können, dass er alle meine Gedanken, Zweifel und Perspektiven einfach in die Schublade DIS steckt. In etwa so, wie wenn ein Analytiker, jede Kritik des Patienten als einen "Widerstand" im Freudschen Sinne auffasst. Auch Ärzte können sich natürlich irren und es gibt Modediagnosen.
Geholfen hat es mir, als ich von der Idee dieser Diagnose DIS wegkam, indem ich bei meinem jetzigen Thera akzeptieren konnte, dass ich zwar dissoziative Zustände habe und eine Reihe von unterschiedlichen Anteilen, aber dass ich damit nicht in irgendeine Schublade eingeteilt werde. Was er jetzt wieder genau diagnostiziert hat, spielt für mich keine besondere Rolle mehr, weil ich in diesen Jahren der Zusammenarbeit gelernt habe, ihm zu vertrauen, es hat zwar lange gedauert, aber durch das Vertrauen, dass ich als Mensch angenommen werde und nicht als Diagnose DIS, hat sich die Problematik sehr verbessert.
Zweifel an der Diagnose hatte ich übrigens ständig, als ich noch in Traumtaherapie war und mein damaliger Thera sehr engagiert mit den einzelnen Zuständen gearbeitet hat. Ich hatte immer Angst, er will mir einen Stempel aufdrücken oder eine andere Perspektive meint, ich spiele ihm etwas vor. Auf der einen Seite hätte mir diese Diagnose endlich eine Erklärung für das Chaos und für die ständigen Wechsel und Erinnerungslücken geliefert, also eine einheitliche Identität gegeben, auf der anderen Seite konnte ich es trotzdem nicht glauben, denn, dann hätte ich mich ja auf eine Identität festlegen müssen, wenn ich diese Diagnose akzeptiert hätte. Ich bin aber immer wieder neu und habe so viele unterschiedliche Ansichten, Perspektiven und Zustände, dass es mir überhaupt nicht gelingt, mich auf etwas festzulegen, etwas stehenzulassen. Mir hat der Leitende Arzt in der Klinik erklärt, dass die ständigen Zweifel unter anderem auch an der Diagnose, Teil der Störung seien und, dass es darum ginge, Krankheitseinsicht zu erreichen. Aber dadurch habe ich mich wieder bevormundet gefühlt, dass er meint, so dominant und im Recht sein zu können, dass er alle meine Gedanken, Zweifel und Perspektiven einfach in die Schublade DIS steckt. In etwa so, wie wenn ein Analytiker, jede Kritik des Patienten als einen "Widerstand" im Freudschen Sinne auffasst. Auch Ärzte können sich natürlich irren und es gibt Modediagnosen.
Geholfen hat es mir, als ich von der Idee dieser Diagnose DIS wegkam, indem ich bei meinem jetzigen Thera akzeptieren konnte, dass ich zwar dissoziative Zustände habe und eine Reihe von unterschiedlichen Anteilen, aber dass ich damit nicht in irgendeine Schublade eingeteilt werde. Was er jetzt wieder genau diagnostiziert hat, spielt für mich keine besondere Rolle mehr, weil ich in diesen Jahren der Zusammenarbeit gelernt habe, ihm zu vertrauen, es hat zwar lange gedauert, aber durch das Vertrauen, dass ich als Mensch angenommen werde und nicht als Diagnose DIS, hat sich die Problematik sehr verbessert.
Ich glaube, das ist alles gar nicht wahr und ich habe gar keine psychische Störung. Wäre ich nicht in der gynäkologischen Reha in 2013 mit einer Psychologin in Kontakt gekommen, dann wäre das alles nicht passiert. Glaube ich. Abgesehen von häufigen Heulattacken hatte ich mich gut unter Kontrolle. Aber es hat mich irgendwie gedrängt, von meiner Vergangenheit zu erzählen. Ich habe jeden Tag daran gedacht. Und jeden Tag geweint. Aber warum eigentlich? Es ging doch 20 Jahre gut. Vielleicht träume ich das alles nur. Ich würde dann jetzt bitte gerne aufwachen. Wie alt bin ich wohl, wenn ich aufwache? 12?
Ich habe gleich einen Termin beim Therapeuten und ich glaube, Krankheitseinsicht ist tatsächlich ein großes Thema bei mir. Vielleicht sollte ich das ansprechen. Ich "freue" mich immer darauf, wieder eine Stunde zu haben und habe ein großes Problem damit, wenn eine abgesagt wird. Und dann schweige ich, weil mir nichts zu sagen einfällt, was wichtig genug wäre. Komisch, oder?
Ich habe gleich einen Termin beim Therapeuten und ich glaube, Krankheitseinsicht ist tatsächlich ein großes Thema bei mir. Vielleicht sollte ich das ansprechen. Ich "freue" mich immer darauf, wieder eine Stunde zu haben und habe ein großes Problem damit, wenn eine abgesagt wird. Und dann schweige ich, weil mir nichts zu sagen einfällt, was wichtig genug wäre. Komisch, oder?
Ich kann mich an ganz, ganz viele wichtige Ereignisse in meiner Kindheit nicht erinnern. Der Th. meint, ich müsse dahin kommen, dass ich sie mir anschauen kann. Dass ich es aushalte, sie mir anzuschauen. Aber ich weiß nicht, wie.
Morgen habe ich einen Termin zum Vorgespräch in der Rhein-Klinik in Bad Honnef. Habe mich bisher nicht getraut, dem Th. das zu sagen. Habe Angst, mich dann rechtfertigen zu müssen. Mein Psychiater will unbedingt, dass ich nochmal in eine Klinik gehe.
Morgen habe ich einen Termin zum Vorgespräch in der Rhein-Klinik in Bad Honnef. Habe mich bisher nicht getraut, dem Th. das zu sagen. Habe Angst, mich dann rechtfertigen zu müssen. Mein Psychiater will unbedingt, dass ich nochmal in eine Klinik gehe.
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Ich denke es ist auch wichtig, dass nicht die Diagnose das Leben bestimmt, sondern zu besserer Hilfe führt. Mir haben sie in der Psychiatrie vorgeworfen nicht gleich mit offenen Karten gespielt zu haben, da ich nicht direkt sagte, dass ich seitens meiner Therapeutin die DIS Diagnose oder Verdacht drauf habe. Ich dachte halt auch, wenn sie recht hat, dann will ich die Klinik nicht direkt beeinflussen. Am Ende bekam ich dort auch die Diagnose.
Mir gab das nur etwas Sicherheit, dass da anscheinend wirklich was dran ist. Und es zählt letztendlich nur noch, dass mir besser geholfen wird und zwar von Leuten, die sich mit der Störung auskennen. Ansonsten bin ich mehr als nur DIS. Irgendwie finde ich das mir und auch den anderen Anteilen gegenüber nur fair mehr Existenzrecht zuzugestehen als nur eine Diagnose.
Und davon ab denke ich, dass es nicht DAS DIS gibt. Denn die wenigsten Diagnostizierten sind wohl so wie die Fälle, die es so im TV gibt. Und kein DISler ist so wie ein anderer DISler, jeder hat ja andere Anteile aus anderen Gründen.
Wie gesagt - es ist nur eine Diagnose, die man braucht, um die entsprechende Hilfe zu bekommen, damit es irgendwann einfach besser läuft und geht.
Mir gab das nur etwas Sicherheit, dass da anscheinend wirklich was dran ist. Und es zählt letztendlich nur noch, dass mir besser geholfen wird und zwar von Leuten, die sich mit der Störung auskennen. Ansonsten bin ich mehr als nur DIS. Irgendwie finde ich das mir und auch den anderen Anteilen gegenüber nur fair mehr Existenzrecht zuzugestehen als nur eine Diagnose.
Und davon ab denke ich, dass es nicht DAS DIS gibt. Denn die wenigsten Diagnostizierten sind wohl so wie die Fälle, die es so im TV gibt. Und kein DISler ist so wie ein anderer DISler, jeder hat ja andere Anteile aus anderen Gründen.
Wie gesagt - es ist nur eine Diagnose, die man braucht, um die entsprechende Hilfe zu bekommen, damit es irgendwann einfach besser läuft und geht.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Ich hatte einen Termin in einer Klinik zum ambulanten Vorgespräch. Die Ärztin hat mich gefragt, warum ich Olanzapin nehme. Ich habe gesagt, dass mir das wegen Stimmenhören verschrieben wurde. Und dann hat sie angefangen, ganz gezielt Fragen Richtung DIS zu stellen. Aber auf der Einweisung hat sie das ja auch schon gelesen. Sie schien jedenfalls zu denken, dass ich DIS habe. Ich bin jetzt auf der Warteliste für diese Klinik, es wird ungefähr ein Jahr dauern, bis ich dort aufgenommen werde. Die Ärztin sagte auch, dass nur ein Klinikaufenthalt nicht reichen wird. Sie will meinen Therapeuten anrufen, um sich das Bild, das sie von mir hat, bestätigen zu lassen. Mich beunruhigt das. Ich wäre bei diesem Telefonat gerne dabei.
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- Forums-Insider
- , 21
- Beiträge: 181
Darf ich fragen, welche Klinik das ist? Meine Thera möchte mich gerne in Bielefeld in einer Traumaklinik unterbringen und hat mir dafür die Anmeldeunterlagen besorgt. Sie sagt die Klinik sei sehr gut und auf DIS ect spezialisiert.
Ich glaube du musst da einfach der Ärztin vertrauen, und auch deinem Therapeuten. Einfach Auskunft geben darf dein Therapeut ohne deine schriftliche Erlaubnis sowieso nicht. Und was könnte im schlimmsten Fall passieren?
Anfangs hat mir das auch Sorge bereitet meine Therapeutin von ihrer Schweigepflicht zu entbinden, aber inzwischen ist das in Ordnung für mich. Zur Zeit vertrauen ihr alle Anteile (endlich - und ich hoffe das bleibt erstmal so!) - es hört sich vielleicht blöd an, aber irgendwie ist sie grad die Mama, die alles überwacht und mich unterstützt und die Zusammenarbeit von Klinik, Psychiater, Hausarzt ect koordiniert und fördert.
Hast du Angst, es könnte keine DIS sein? Und was wäre wenn dann so schlimm daran? Das allerwichtigste ist ja, dass dir die Hilfe zukommt, die auch wirklich benötigt wird, damit es dir besser geht oder? Und dazu ist es ja gut, wenn die einzelnen Ärzte miteinander zusammenarbeiten. Das spricht ja erstmal für Qualität oder?
Ich glaube du musst da einfach der Ärztin vertrauen, und auch deinem Therapeuten. Einfach Auskunft geben darf dein Therapeut ohne deine schriftliche Erlaubnis sowieso nicht. Und was könnte im schlimmsten Fall passieren?
Anfangs hat mir das auch Sorge bereitet meine Therapeutin von ihrer Schweigepflicht zu entbinden, aber inzwischen ist das in Ordnung für mich. Zur Zeit vertrauen ihr alle Anteile (endlich - und ich hoffe das bleibt erstmal so!) - es hört sich vielleicht blöd an, aber irgendwie ist sie grad die Mama, die alles überwacht und mich unterstützt und die Zusammenarbeit von Klinik, Psychiater, Hausarzt ect koordiniert und fördert.
Hast du Angst, es könnte keine DIS sein? Und was wäre wenn dann so schlimm daran? Das allerwichtigste ist ja, dass dir die Hilfe zukommt, die auch wirklich benötigt wird, damit es dir besser geht oder? Und dazu ist es ja gut, wenn die einzelnen Ärzte miteinander zusammenarbeiten. Das spricht ja erstmal für Qualität oder?
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Es ist die Rhein-Klinik in Bad Honnef. Die Ärztin dort ist der Meinung, dass mit meinen verschiedenen Anteilen gearbeitet werden muss und man nicht einfach eine Analyse "durchziehen" kann. Ich habe Angst, dass sie meinem Therapeuten das so sagt und dass er sauer ist, ggf. sogar die Analyse beendet. Dabei hat sie kaum angefangen. Ich habe (noch) ein gutes Gefühl dabei und möchte weitermachen. Mein Therapeut sieht die Stimmen als etwas, was ich aufgebaut habe, um im Innen das leben zu können, was mir im Außen verwehrt war. Ich durfte als Kind keine Gefühle oder Bedürfnisse äußern. Für eine eigene Meinung gab es was auf's Maul. Ich habe noch keine vertrauensvolle Beziehung zu ihm und von daher erzeugt eine Einmischung von außen erstmal Angst.
Nein, ich habe keine Angst, es könnte keine DIS sein. Seit vor eineinhalb Jahren das erste mal jemand den Verdacht geäußert hat (ein Neurologe in einer somatischen Klinik), beschäftigt mich das Thema. Ich habe viel gelesen. Und den Verdacht als Geheimnis gehütet. Es sind dann aber auch andere von sich aus drauf gekommen, ohne dass ich etwas verraten hätte. Ich habe Bücher verschlungen und geweint, wenn da schwarz auf weiß stand, wie ich mich fühle. Das war ein unvergessliches Gefühl. So ging es mir auch, als ich "Borderline-Mütter und ihre Kinder" gelesen habe. Da sind vier Typen von Borderline-Müttern beschrieben, eine davon ist die Hexe. Und die Beschreibung der Hexe ist eine genaue Beschreibung meiner Mutter.
Mein Therapeut sagt, dass meine Mutter verrückt war und ich auch verrückt werden musste um mit ihr leben zu können. Hätte ich das nicht getan, wäre mein Leben in Gefahr gewesen. Ich finde, dass ist etwas sperrig ausgedrückt, aber es trifft den Kern der Sache dennoch.
Nein, ich habe keine Angst, es könnte keine DIS sein. Seit vor eineinhalb Jahren das erste mal jemand den Verdacht geäußert hat (ein Neurologe in einer somatischen Klinik), beschäftigt mich das Thema. Ich habe viel gelesen. Und den Verdacht als Geheimnis gehütet. Es sind dann aber auch andere von sich aus drauf gekommen, ohne dass ich etwas verraten hätte. Ich habe Bücher verschlungen und geweint, wenn da schwarz auf weiß stand, wie ich mich fühle. Das war ein unvergessliches Gefühl. So ging es mir auch, als ich "Borderline-Mütter und ihre Kinder" gelesen habe. Da sind vier Typen von Borderline-Müttern beschrieben, eine davon ist die Hexe. Und die Beschreibung der Hexe ist eine genaue Beschreibung meiner Mutter.
Mein Therapeut sagt, dass meine Mutter verrückt war und ich auch verrückt werden musste um mit ihr leben zu können. Hätte ich das nicht getan, wäre mein Leben in Gefahr gewesen. Ich finde, dass ist etwas sperrig ausgedrückt, aber es trifft den Kern der Sache dennoch.
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- Forums-Insider
- , 21
- Beiträge: 181
Wie lang gehst du denn schon zu deinem Therapeuten?
Ich denke nicht - wenn er professionell arbeitet -, dass er einfach so die Therapie mit dir beendet. Da gibt es ja mehrere Möglichkeiten wie ihr verfahren könntet. Zum einen, dass er hauptsächlich stabilisierend arbeitet bis du den Platz in der Klinik hast oder eben an anderen Themen, die dich nicht destabilisieren.
Die Frage ist ja vorallem, ob du überhaupt unter den Umständen stabil genug bist eine Analyse durchführen zu lassen. Außerdem hat dein Therapeut ja auch die Möglichkeit nicht nur analytisch zu arbeiten, ich weiß nicht inwieweit er da weitergebildet ist. Letztendlich wäre es nur kontraproduktiv, wenn du die Therapie machst, weil du den Therapeuten magst und dafür in Kauf nimmst destabilisiert zu werden. Du solltest deine Sorgen offen ansprechen bei deinem Therapeuten. Wie gesagt: ein guter Therapeut wird dich sowieso nicht einfach auf die Straße setzen, außer ihr seid noch mitten in den probatorischen Sitzungen und habt demnach noch kein Arbeitsbündnis geschlossen.
Ich denke nicht - wenn er professionell arbeitet -, dass er einfach so die Therapie mit dir beendet. Da gibt es ja mehrere Möglichkeiten wie ihr verfahren könntet. Zum einen, dass er hauptsächlich stabilisierend arbeitet bis du den Platz in der Klinik hast oder eben an anderen Themen, die dich nicht destabilisieren.
Die Frage ist ja vorallem, ob du überhaupt unter den Umständen stabil genug bist eine Analyse durchführen zu lassen. Außerdem hat dein Therapeut ja auch die Möglichkeit nicht nur analytisch zu arbeiten, ich weiß nicht inwieweit er da weitergebildet ist. Letztendlich wäre es nur kontraproduktiv, wenn du die Therapie machst, weil du den Therapeuten magst und dafür in Kauf nimmst destabilisiert zu werden. Du solltest deine Sorgen offen ansprechen bei deinem Therapeuten. Wie gesagt: ein guter Therapeut wird dich sowieso nicht einfach auf die Straße setzen, außer ihr seid noch mitten in den probatorischen Sitzungen und habt demnach noch kein Arbeitsbündnis geschlossen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
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