Maya1991 hat geschrieben:(...)
Also: Leider hielt mein hervorragendes Befinden ebenso kurze Zeit an wie die vorigen geschilderten Gefühlszustände.. und es ist ein altes Familien-Trauma hervorgetreten, das den Therapeuten regelrecht überrascht hat, weil er mich, tatsächlich: für recht unabhängig und stark hielt.. also ohne ernstere Frühkindheits-Geschichten.
Dieses Missverständnis erklärt jedenfalls womöglich meine schnellen Gefühlswechsel. (Liebesimpuls/Traumaabwehr?)
Nun sorge ich mich, dass er mich vielleicht doch ausgesucht hat, weil er mich hübsch, unterhaltsam und "freigeistig" fand und diese nun hervor gespülte schwierige Seite nicht ernst genug nimmt..
(...)
Diese Interpretation ist für mich sehr wenig plausibel. Zunächst einmal ist es unwahrscheinlich, daß ein hochqualifizierter Analytiker von einem wieder erinnerten Trauma völlig überrascht worden sein soll. Ich vermute im Gegenteil, daß er dies zumindest in der "allgemeinen Richtung" geahnt haben wird und die "Überraschung" eher ein therapeutisches Spiel gewesen sein wird.
Ebenso halte ich es für abwegig, daß hochqualifizierte Analytiker ihre Patienten nach dem Grad der Hüpschigkeit auswählen.
Ich bin ja selbst nur Dilletant, meine Erfahrungen in der Psychoanalyse gehen gerade mal ins vierte Jahr. Aber trotzdem gibt es alleine hier Dutzende von "Analysanten", denen ich ihr Traumata und einen Teil von deren Folgen auf den Kopf zusagen würde und weitere Dutzende, bei denen es entsprechende Vermutungen - "Verdachtsdiagnosen" - gibt, über jene Fälle hinaus, in denen ich "kleine Analysen" hier ganz offen vornehme. Und das ist noch Garnichts im Vergleich zu dem, was mir "offline" so über die Füße läuft. Für die "Verdachtsdiagnose" reicht es manchmal schon aus, zwei Minuten lang an einer roten Ampel dem "Analysanten" gegenüber zu stehen. Natürlich sind solche "Diagnosen" unseriös - es sind ja auch wirklich nur "Verdächte". Aber wenn man mit jemandem ins Gespräch kommt, oder auch nur einem Gespräch mit jemand anderem über eine gewisse Zeit lang zuhören kann, wie im Zug ... nönö, das mit der Überraschung "kannse knicken" !
Dann: Analytiker interessiert der "Fall", nicht die "sexyness" ihrer Patienten.
Maya, ich glaube, das ist ein Holzweg. Wenn sich ein hochqualifizierter Analytiker wirklich eine Patientin zum Zwecke sexuellen Mißbrauchs und aufgrund deren hierfür mutmaßlich geeigneter Anatomie und sonstiger Eigenschaften "einstellen" würde - dann kaum eine solche, die aufgrund Bildungsganges und wohl bekannter Vernetzungen (Kontakt zum Ex-lover, der Lehranalysant ist) den darauf folgenden "Ärger" geradezu provozieren würde.
Ich selbst würde eher - allerdings mit relativ niedriger Wahrscheinlichkeit - darauf tippen, daß Deine eigene Haltung zu Deiner "sexyness" oder "Hüpschigkeit" und deren Wirkung selbst auf einen hochqualifizierten Analytiker einen gewissen Zugang in gewisse Abgründe auftuen könnte. Aber das ist nicht mein Thema, sondern dasjenige Deines Analytikers und das kann genau der Grund sein, warum er genau dies thematisiert.
Gruß
Möbius