Nachrichten, die bewegen (III)

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stern
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Beitrag Di., 29.03.2016, 13:28

Falls jemand offen über den die Normalität des Tod spricht, so wie ich , macht ihn das perse schon verdächtig, er ist wohl krank, oder gefühllos oder zumindest wahrscheinlich morbid.
nöö, du fährst die Schiene, andere zu verdächtigen, die nicht überall Tod wittern, sondern berührbar sind, wenn ein junger Mensch stirbt... und sprichst dabei vielleicht von jemand anderem. Wer weiß. =>
Diese ganze Entsetzens-Getue der hiesigen Gesellschaft, wenn Hinz und Kunz stirbt, ist doch nichts anderes als die Angst vor dem Tod und die Verleugnung der Allgegenwärtigkeit des Todes. Man macht sich gegenseitig vor, der Tod sei ein außergewöhnliches erschütterndes Ereignis, dass so eigentlich ja gar nicht vorkommt.
Auch allgegenwärtige Dinge können betroffen machen (oder sonstige Regungen wecken).
Und gestern sind auch schon viele gestorben. Wenn man da fassungslos ist, käme man nicht mehr aus der Fassungslosigkeit heraus.
Was ist das auch für eine Logik. Das ist jedenfalls für mich zu schwarz-weiß... gibt ja auch Zwischentöne. Nur weil etwas fassungslos macht, bedeutet das nicht, dass man dauernd fassungslos durch die Gegend läuft.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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lamedia
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Beitrag Di., 29.03.2016, 14:06

simonius hat geschrieben:
Falls jemand offen über den die Normalität des Tod spricht, so wie ich , macht ihn das perse schon verdächtig, er ist wohl krank, oder gefühllos oder zumindest wahrscheinlich morbid.
"Verdächtig", "krank"? Ich glaube, man kann eine gelassene Einstellung zum Tod und zum eigenen Sterben entwickeln und dennoch betroffen sein vom Tod anderer, weil sie fehlen, eine Lücke hinterlassen und weil es trotz allem traurig ist.

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simonius
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Beitrag Di., 29.03.2016, 14:31

Ich bin übrigens ganz erfreut, meine Damen, das ihr das nicht als krank und verdächtig anseht, wie von mir vermutet.

Wenn ein Mensch stirb, den man gekannt hat, dann stirbt ein Stück des eigenen Lebens. So wie bei diesem Sänger, seine Lieder waren irgendwie auch Teil des eigenen Lebens oder Lebensabschnittes. Diese Lücke ist eine Lücke im eigenen Leben, ein Stück wird das Leben durchlässiger, es erscheint nicht mehr so solide und kompakt , Lücken und Risse machen sich auf durch die der eigene Tod sichtbar wird. Diese "Todes-Lücke" muss natürlich sofort wieder geschlossen werden, man füllt das mit viel Emotionalität und mit Betroffenheit , mit sowas wird sie regelrecht zugekleistert und zugeschüttet , nur damit man da nicht lange hineinschauen muss in diese Lücke die den eigenen Tod zeigt. Dadurch fühlt man sich wieder im Leben, am Leben teilhabend, und man erhält die Täuschung aufrecht, die Kontrolle über das Leben und über die Lücke (den Tod) zu haben.
Zuletzt geändert von simonius am Di., 29.03.2016, 14:34, insgesamt 1-mal geändert.

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Nico
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Beitrag Di., 29.03.2016, 14:32

Klar kann man fassungslos sein wenn jemand überraschend stirbt, auch wenn man sich dessen bewußt ist, dass es jederzeit jeden treffen kann.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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stern
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Beitrag Di., 29.03.2016, 14:43

Man hat doch nicht die Kontrolle über Leben und Tod... hat auch niemand behauptet (was auch sehr gewagt werde). Dennoch ist sicher nicht jede Betroffenheit über das Schicksal anderer selbstbezüglich (na gut, vielleicht nicht bei jedem, aber bei vielen)... wäre auch schlimm.
Liebe Grüße
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simonius
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Beitrag Di., 29.03.2016, 15:04

Dennoch ist sicher nicht jede Betroffenheit über das Schicksal anderer selbstbezüglich
Aber was ist denn das Schicksal des Betroffenen? Das er tot ist? Bedauert man wirklich für ihn, dass er jetzt tot sein muss?
Ist es nicht eher so dass man sich selbst bedauert? Das man an seine eigene Sterblichkeit schmerzlich erinnert wird? Das ist natürlich nicht "Heuchelei" wenn man dann die Betroffenheitsrituale abspult, es ist viel mehr Verdrängung.

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Nico
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Beitrag Di., 29.03.2016, 15:21

Warum kann man den Verstorbenen nicht bedauern ?
Im konkreten Fall hatte er sicherlich noch viele Pläne für sein Leben und aus denen wird nun nix mehr.
Hätte er die Wahl gehabt, wäre er vermutlich noch gerne geblieben, warum darf man ihn dann nicht bedauern ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Beitrag Di., 29.03.2016, 15:27

Zum Tod von Roger Cicero. "Ich habe ein sehr bewusstes Leben geführt"
http://n-tv.de/leute/Ich-habe-ein-sehr- ... 34286.html
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simonius
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Beitrag Di., 29.03.2016, 15:41

Ja, wenn jemand sich das Bein verletzt, und deshalb nie mehr Fahrrad fahren kann, dann kann man ihn bedauern. Wahrscheinlich tut derjenige das dann gleich selbst.

Aber bedauern um die Pläne des Verstorbenen die er nicht mehr umsetzten kann? Es gibt ihn nicht mehr. Da ist niemand mehr. (Über ein Leben nach dem Tod, will ich nicht spekulieren.) Er existiert nicht mehr auf dieser Welt!
Und das Bedauern hier ist einen Verdrängung des eigentlichen Wesens des Todes. Man verlängert künstlich im Geist die Existenz der Person, die man dann bedauert, wie einen Lebenden. Die Tatsache des Todes ist aber die Auslöschung, die Nichtexistenz. Ja und das ist durchaus beängstigend.

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Nico
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Beitrag Di., 29.03.2016, 15:49

Aha und du ?
Was verdrängst DU mit deinem Auftritt hier ?
Locker siehst du das Sterben und dein Ende wohl eher nicht, wenn man dein verbissenes Argumentieren hier beobachtet.

Natürlich braucht man ihn nicht dafür bedauern dass er jetzt nicht mehr existiert und tot ist.
Aber man kann es bedauern dass er nicht mehr lebt, hier ist, singen kann und seine geplanten Projekte verwirklichen kann.

Oder man bedauert es halt nicht, jeder wie er möchte
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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simonius
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Beitrag Di., 29.03.2016, 16:09

Ich will das auch gar nicht mehr so strapazieren das Thema. Und noch weniger will ich das man das hier persönlich nimmt.
Ich will nur noch eines sagen, für die, die es interessiert. Da die Angst vor dem Tod, die beherrschende Grundangst ist, auf der alle Ängste basieren, ist die Überwindung der Angst vor dem Tod die Befreiung von Ängsten aller Art. Dazu muss man den Tod klar und unvoreingenommen ansehen und um ihn klar ansehen zu können, muss man sämtliche automatischen Verdrängungsmechanismen durchschauen und durchbrechen.

Danke an euch für die nette Diskussion!

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Nico
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Beitrag Di., 29.03.2016, 16:14

Ui hab ich dich anm falschen Bein erwischt ?

Woher nimmst du deine Weisheit(en) ?
Laut Freud ist glaub ich die Ur - Angst eine andere.
Aber Freud Experten sind hier andere.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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stern
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Beitrag Di., 29.03.2016, 16:18

simonius hat geschrieben:Aber was ist denn das Schicksal des Betroffenen? Das er tot ist? Bedauert man wirklich für ihn, dass er jetzt tot sein muss?
Na ja, du wirst wissen, wie es bei dir ist... für andere kannst du hingegen nicht sprechen. Persönlich gehe ich auch nicht von "Grundängsten" aus, die jeder gleichermaßen hat. Sondern das kann man nur individuell schauern, welche Ängste vorherrschend sind. Du versuchst gerade anderen "Todesängste" einzureden... wird seinen Grund haben und deiner Erfahrungswelt entspringen. An mich dachte ich nicht als ich die Nachricht gelesen habe. Wenn man alles selbstbezüglich. mit sich in Verbindung bringt, was anderen widerfährt, so sagt das meiner Meinung nach eher etwas über den Grad an Egozentrik aus.
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krawallbürste
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Beitrag Di., 29.03.2016, 19:05

simonius hat geschrieben:Die Angst vor dem Tod ist der Ursprung aller Ängste. Wenn man diese Angst überwindet, hat man enorm viel an Angst verloren. Wenn nicht gar alle Angst.
That`s right!

Nur es soll nicht daran hindern/verhindern empathisch zu sein!!


Raziel
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Beitrag Fr., 08.04.2016, 09:37

Abgeordnete lehnt EU-Volksabstimmungen ab
Zitat hat geschrieben:Das Ergebnis deutet Harms anders: Wegen der geringen Beteiligung hätten insgesamt 18 Prozent der Wahlberechtigten mit Nein gestimmt, sagte Harms. Nun werde ein Abkommen infrage gestellt, obwohl es von allen Regierungen der Mitgliedsstaaten und deren Parlamente unterstützt werde.
Mir sagt die geringe Wahlbeteilung und die klare Ablehnung eher folgendes:
1. Das Vertrauen in die Politik wenigstens in den Niederlanden ist in der dortigen Bevölkerung erheblich gesunken.
2. Das klare Ergebnis dürfte dennoch als weitgehend repräsentativ anzusehen sein.

Was mir Frau Harms damit sagen will, deute ich so:
1. Es wird geflissentlich ignoriert, dass die EU-kritische Haltung mittlerweile in vielen europäischen Bevölkerungsschichten vorherrscht.
2. Das es die Regierung unterstützt, heißt nicht, dass es auch die Bevölkerung unterstützt. Und die Tatsache, dass die Regierung ja vom Volk gewählt wurde, ist da nur ein schwaches Gegenargument.
3. Allein diese Aussage offenbart schon eine erschreckende Distanz zwischen Regierung und Regierten.
4. Auch bei Meinungen gilt: Was nicht passt, wird passend gemacht.

Wie gut, dass SPON zumindestens beim Thema internationale Politik kein seriöses Medium mehr ist.
Man liest sich
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Tradition ist nicht das Bewahren der Asche,
sondern die Weitergabe des Feuers.

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