Hat jemand Gott gefunden?

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Selene
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Beitrag Mi., 07.10.2009, 20:21

Ok: Naturgesetze liefern letztlich nur statistische Prognosen, die allerdings mit sehr hoher Genauigkeit zutreffen. Daher ist es schon eine berechtigte Annahme, dass der Apfel zu Boden fällt, wenn ich es auch nicht absolut sicher wissen kann. Aber stimmt schon, insofern ist es tatsächlich eine Meinung, wenn man so will. Und der Unterschied zwischen 5% Wahrscheinlichkeit und 99% ist ein quantitativer, kein qualitativer, schon richtig.
Aber ich sehe doch einen Unterschied zwischen der Meinung: "Es gibt die Schwerkraft und sie wirkt soundso" zu der Meinung: "Ich glaube an Gott"/"Es gibt Gott", denn die lässt sich weder beweisen, noch widerlegen. Eine Gravitationstheorie oder sonstige naturwissenschaftliche Meinung lässt sich zwar nicht beweisen, weil sie aus der Erfahrung abgeleitet wird, aber dafür schon falsifizieren. Man macht Beobachtungen, die die Theorie nicht erklären kann, stellt eine neue Theorie auf, die das alte und die neuen beobachtungen erklärt und schon ist der Paradigmenwechsel da, auch wenn das dann natürlich auch nicht die absolute Wahrheit ist. Die Existenz Gott kann man aber nicht falsifizieren. Man kann kein Experiment machen à la: Wenn x passiert, ist das ein Indiz für Gott, wenn y passiert, ist die Gottestheorie definitiv falsch. So gesehen ist es also schon eine andere Meinungsqualität.
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Eve...
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Beitrag Mi., 07.10.2009, 20:27

Oha: Wahrheit!

Jahrzehntelang galt Spinat als besonders gesund, weil eisenreich = eherne Wahrheit, Zehntausende von Kindern bekamen diese zu spüren, indem ihnen Spinat wider Willen eingetrichtert wurde.

Dann plötzlich hieß es, das Ganze entspringe einem Versehen, einem Kommafehler, der immer und immer wieder abgeschrieben und als "Eisenreichtum im Spinat" weitergegeben worden sei. Dieser Kommafehler hat sogar ein "Kind" gezeugt: Poppeye. http://t2.gstatic.com/images?q=tbn:6Awm ... oppeye.jpg

Soviel zu unbestechlichen Wahrheiten. *

Gott ist vielleicht nicht mit Hilfe der Naturwissenschaft zu erfassen, aber durch Intuition, durch Gebet, durch den Heiligen Geist. Viele Gläubige sagen, das sei ebenso real wie der Apfel, der zu Boden fällt.

Gruß, Eve

* Wahrheit ist ... worüber ein gesellschaftlicher Konsenz besteht.

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Morpheus
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Beitrag Mi., 07.10.2009, 21:47

@ Selene

Nun gut, jetzt führst du ein Wahrscheinlichkeitsprinzip ein, ein neues, schönes allgemeines Gesetz.......

Will hier auch niemanden davon überzeugen, dass Äpfel nicht mehr zu Boden fallen, mir geht es nur darum klar zu machen, dass jeder glauben muss; und dass gerade die Naturwissenschaft, die sich ausdrücklich und gewollt in der Sphäre der Erscheinungen und sinnlich wahrnehmbaren Dinge herumtreibt, erkenntnistheoretisch höchst angreifbar ist. Man muss eine Menge Kröten schlucken, bis man sich zu der Behauptung durchringen kann, dass die Naturwissenschaften "Wahrheiten" vermitteln, dass sie "objektiv" sind, dass ihre Aussagen "wahrscheinlicher" sind als andere. Trotzdem wird heute oftmals so getan, als fände sich dort der Hort der Wahrheit und Religion sei etwas für Naivlinge, etwas privates, eine Marotte, mit der man es nicht übertreiben sollte.

Jemand der religiös ist, muss nur eine Kröte schlucken, nämlich die, dass es einen Gott gibt oder eine spirituelle Welt, die die unsere transzendiert.

Bist du, wenn du sagst, dass dir eine bestimmte Anzahl von Beobachtungen und Experimenten reichen um ein allgemeines Gesetz zu formulieren - dem du sogar, wie du sagst, 99 Prozent Wahrscheinlichkeit zusprichst - bist du, was das Glauben angeht, so weit von jemandem entfernt, der sagt, er habe Gott gesehen oder erfahren?

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Selene
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Beitrag Do., 08.10.2009, 08:20

@ Morpheus:
Morpheus hat geschrieben:Man muss eine Menge Kröten schlucken, bis man sich zu der Behauptung durchringen kann, dass die Naturwissenschaften "Wahrheiten" vermitteln, dass sie "objektiv" sind, dass ihre Aussagen "wahrscheinlicher" sind als andere.
Da würde ich Dir beipflichten.
Morpheus hat geschrieben:Bist du, wenn du sagst, dass dir eine bestimmte Anzahl von Beobachtungen und Experimenten reichen um ein allgemeines Gesetz zu formulieren - dem du sogar, wie du sagst, 99 Prozent Wahrscheinlichkeit zusprichst - bist du, was das Glauben angeht, so weit von jemandem entfernt, der sagt, er habe Gott gesehen oder erfahren?
Wie oben dargestellt, finde ich, dass der Unterschied in der Falsifizierbarkeit des Glaubens besteht. Mein Glaube an den Inhalt von Naturgesetzen ist angreifbar, er kann durch Experimente, die jeder andere durchführen kann, widerlegt werden. Ein widerlegbarer Glaube ist mehr als Glaube, er ist eine Theorie, intersubjektiv nachvollziehbar und eben falsifizierbar.
Dem Glauben an Gott kann man mit Logik, Experimenten nicht beikommen. Durch den "Trick" Gott sei jenseits aller Vorstellungskraft, Nachvollziehbarkeit des menschlichen Geistes kann alles für die Existenz Gottes sprechen und nie etwas dagegen. Das ist ja auch legitim und ich bin die letzte, die meint, man könne oder solle gar die Nichtexistenz Gottes beweisen. Aber:
Morpheus hat geschrieben:bist du, was das Glauben angeht, so weit von jemandem entfernt, der sagt, er habe Gott gesehen oder erfahren?
Ja, ich sehe daher einen Unterschied zwischen dieser und der oben dargestellten Meinung.

Keinen Unterschied sehe ich hingegen zwischen der Meinung: Gott existiert und der Meinung: In einer Entfernung von 80 Billiarden Lichtjahren lebt ein unsterbliches Kaninchen mit roten Ohren und immer wenn es ein vierblättriges Kleeblatt frisst, werden auf der Erde Sechslinge gezeugt . (Unterschiedslosigkeit jetzt lediglich hinsichtlich der Struktur des Glaubens an die jeweilige Meinung, also deren Unwiderlegbarkeit, ich möchte mich nicht lustig machen.)
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littlebuddha
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Beitrag Fr., 09.10.2009, 14:52

Hallo Morpheus,
ich teile ja deine Kritik an den Naturwissenschaften durchaus, bzw. an deren erkenntinstheoretischen Schwierigkeiten. Ich frage mich aber, warum für dich die Naturwissenschaften
Morpheus hat geschrieben:erkenntnistheoretisch höchst angreifbar
sind, der Gottesglauben jedoch nicht. Kann man Gott irgendwie erkenntnistheoretisch begreifen??? Ich glaube nicht. Und das "Erfahrungs-Argument" zählt für mich eben NICHT: "Ich habe Gott erfahren". Dies ist insofern erkenntnistheoretisch unbrauchbar, weil es völlig subjektiv und nicht intersubjektiv nachvollziehbar ist: Andere werden nie erfahren, ob du überhaupt eine Erfahrung gemacht hast, wie diese war, und ob du nicht vielleicht lügst. Oder ob DEINE Erfahrung genau so war wie die von Frau Soundso und Herrn Humpadumpa.

Bei mir ist es wie gesagt so, dass ich einen Gott brauchen könnte, deswegen aber nicht glaube dass es dieses Wesen auch notwendig geben muss. Und wenn ich eben eine sog. Gotteserfahrung machen würde, wäre dies meiner Meinung immer noch erzeugt durch meine eigenen kreatürlichen Bedürfnisse. Ich für meine Seite erkläre mir die Existenz Gottes als Existenz der VORSTELLUNG Gottes. Die Vorstellung existiert, ohne Frage (sieht man ja in der Diskussion hier ), ob das Wesen der Vorstellung existiert halte ich für fraglich, auch wenn ich es nicht 100%ig ausschließe.
Eve... hat geschrieben:Oha: Wahrheit!

Jahrzehntelang galt Spinat als besonders gesund, weil eisenreich = eherne Wahrheit, Zehntausende von Kindern bekamen diese zu spüren, indem ihnen Spinat wider Willen eingetrichtert wurde.

Dann plötzlich hieß es, das Ganze entspringe einem Versehen, einem Kommafehler, der immer und immer wieder abgeschrieben und als "Eisenreichtum im Spinat" weitergegeben worden sei. Dieser Kommafehler hat sogar ein "Kind" gezeugt: Poppeye. http://t2.gstatic.com/images?q=tbn:6Awm ... oppeye.jpg

Soviel zu unbestechlichen Wahrheiten. *
Witzig daran ist: Genauso sehe ich Religion. Als einen "Kommafehler". Irgendwelche Leute hatten mal vor vielen Tausend Jahren irgendwelche Erfahrungen gemacht, die man hätte mit heutigen Methoden sehr gut wissenschaftlich deuten können (zB Glossolalie, "Zungensprechen"). Damals wirkte es fremd, beängstigend, aber auch geheimnisvoll-mystisch. Durch eine jahrhundert währende Anhäufung von "Kommafehlern" wurde aus Jesus schmächlichen Tod am Kreuz (er starb immerhin als Schwerverbrecher verurteilt den entehrensten Tod im Römischen Reich) mit der Zeit umgedeutet ins theologische. Die Frohe Botschaft entstand. Aus der "jungen Frau Maria" wurde zum Beispiel durch einen wunderzeugenden Übersetzungsfehler "die Jungfrau Maria". Dies ist heute eine wichtige Doktrin im Katholizismus und es gibt Millionen Menschen, die die heilige "Jungfrau" Maria verehren.

Jesus ist auferstanden? Vielleicht wurde einfach sein Leichnam geklaut. Er galt immerhin als Messias, er hatte Verehrer. Am nächsten Morgen war der Stein zur Seite gerollt und die Leiche weg. Heute würde man die Polizei rufen und einen (unmoralischen) Diebstahl melden. Damals war es eben ein "Wunder". Über die Zeit werden Dinge verfälscht, übertrieben, falsch erinnert, etc. Ich vertraue nicht Dogmen, die vor vielen vielen Jahren abergläubige, unaufgeklärte Menschen berichten (und deren Motivation völlig unklar bleibt!) und die danach tausende Jahre von Institutionen überliefert wurden, die klare Machtinteressen bewegt.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
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Eve...
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Beitrag Fr., 09.10.2009, 15:31

Im Text des Neuen Testaments selbst rätseln die Leute schon, ob die Leiche Jesu wohl gestohlen wurde. Nur das Zeugnis der Jünger, die ihn danach lebendig gesehen haben, konnte diesen Verdacht ausräumen. Das wird sich aber "geschichtlich" niemals beweisen lassen. Alles kann jederzeit und auf Ewigkeit angezweifelt werden.

(Woher weißt Du übrigens, dass die von Buddha überlieferten Weisheiten seine eigenen Worte waren und nicht von seinen Jüngern ihm später in den Mund gelegt worden sind?)

Aber gehen wir nun davon aus, dass der Glaube nichts ist als ein über die Jahrtausende geretteter, kollektiver Wahn. Seltsam, dass es einer Wahnvorstellung gelingt, doch wenigstens ein paar wunderbare Früchte zu tragen, es selbst heute noch in den karitativen Einrichtungen und in den Gemeinden schafft, dass sich oft aufopfernd und uneigennützig um Kranke, Alte und Benachteiligte gekümmert wird. Es außerdem schafft, dass Verzweifelte ein neues Leben finden, heftigst Gestrauchelte und Heimatlose sich vom Rand der Gesellschaft her wieder integrieren, dass Menschen sich völlig verwandeln "in Jesus Christus", dass es Menschen gelingt, ihr menschenfeindliches Dasein durch die tätige Liebe zu ihrem Nächsten zu verwandeln, Todkranke ruhig werden im Glauben an Gott und in Frieden die Welt verlassen können.
Alles nur Auswirkungen eines Wahns? Nun, dann ziehe ich diesen Wahnsinn einer skeptischen und ungläubigen Haltung, die mich in Unsicherheit und Einsamkeit belässt, bei weitem vor. Für mich ist eine Welt um mich herum, die lieber nutzlos "Daumen drückt" als zu beten und das normal findet, sorry, bekloppter als diejenigen, die zu dem Drahtzieher des Universums sprechen.

Du sagst:
Witzig daran ist: Genauso sehe ich Religion. Als einen "Kommafehler".
Na, kleiner gehts ja nicht in der Bedeutung. Ist doch in Ordnung. Aber dennoch irgendwie schade für Dich.

Gruß, Eve

P.S. Ich habs auch nicht mit der Jungfrauengeburt. Es ist eine Vorstellung ihrer Zeit, okay. Es hat etwas Mystisches, und die Menschen brauchten es wohl so. Wer heute noch als Katholik Maria verehrt, tut dies wohl auch oft aus der Verehrung der "weiblichen Seite" Gottes heraus. Ich kann das, obwohl ich selbst es nicht für wichtig erachte, gut stehen lassen.

Meinem Glauben tuts nicht im geringsten Abbruch, wenn mir klar ist, dass es viele Ausschmückungen in der Bibel gibt. Komisch, gell? Aber was kann Gott dafür, wenn Menschen mystifizieren?
Zuletzt geändert von Eve... am Fr., 09.10.2009, 19:01, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Fr., 09.10.2009, 17:57

littlebuddha hat geschrieben:Und wenn ich eben eine sog. Gotteserfahrung machen würde, wäre dies meiner Meinung immer noch erzeugt durch meine eigenen kreatürlichen Bedürfnisse.
Vielleicht würdest du nicht mehr so denken, wenn du Gotteserfahrungen gemacht hättest? Gotteserfahrungen sind sehr intensive Erfahrungen. In dem Moment, wo man sie macht, "weiß" man einfach. Natürlich kommen hinterher die Zweifel. Es ist sehr leicht, ungewöhnliche Erfahrungen, die sich nicht mit dem Alltagsbewusstsein greifen lassen, als Wunsch- oder Wahnvorstellung abzutun. Man kann sie aber auch ernstnehmen und sich für weitere Erfahrungen dieser Art öffnen. Mit jedem Mal werden die Zweifel geringer. Glaube hat viel damit zu tun, der eigenen Wahrnehmung zu vertrauen.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Phönixia
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Beitrag Fr., 09.10.2009, 18:26

Morpheus,

da muss ich dir widersprechen. Die Gravitation ist ein Naturgesetz, dass auf mehr als 1.000.000.00+X Beobachtungen beruht. Die Erde dreht sich seit 4,5 Milliarden(!) Jahren recht zuverlässig um die Sonne, ebenso lange der Mond um die Erde. Und die Gravitation wirkt seit Anbeginn des Universum (ca. 14 Milliarden Jahren) überall im Kosmos wo Massen auftreten. Man kann sie auch mit sehr guter Genauigkeit und Zuverlässigkeit berechnen, jahrhunderte im Voraus, wie z.B sich Planetenbahnen verhalten.
Also: Gravitation ist ein Naturgesetz, unbezweifelbar, und nicht etwas, dass sich einfach anders verhalten könnte.
Aber wieso sollte die Existenz von Naturgesetzen gegen die Existenz Gottes sprechen?
Irgendwelche Naturgesetze muss es ja schließlich geben.
Übrigens: Die Naturgesetze in unserem Universum sind so fein abgestimmt, wäre sie nur geringfügig anders (also die Masse des Elektrons z.B oder dessen Ladung) wäre das Universum ein komplete Anderes und es hätte niemals Leben darin entstehen können. So können die Naturgesetzte, dass sie so sind, wie sie sind, eben sehr gut auch für Gott sprechen.
Eine Alternative zu Gott ist die Multiversen-Theorie, also das dieses Universum eins von vielen ist, und halt gerade dieses zufällig so genau abgestimmt ist, dass darin Leben entstehen konnte.
Aber an die Multiversen kann oder muss man ebenso glauben wie an einen Schöpfergott. Es gibt bislang nichts was diese bestätigt

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Entwurf
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Beitrag Fr., 09.10.2009, 18:42

Phönixia hat geschrieben:Eine Alternative zu Gott ist die Multiversen-Theorie, also das dieses Universum eins von vielen ist, und halt gerade dieses zufällig so genau abgestimmt ist, dass darin Leben entstehen konnte.
kleine ergänzung: es gibt auch den gedanken, dass das universum schon vielfach existiert hat, immer wieder expandiert und kollabiert und dabei informationen über seine beschaffenheit erhalten bleiben, die die nächste iteration mitbestimmen. es fände damit also so etwas wie eine evolution des universums statt: was sich "bewährt" hat, bleibt als wissen erhalten und wird im nächsten durchgang weiterentwickelt oder neu aufgelegt. die beschaffenheit der naturkonstanten und -gesetze wie wir sie kennen, könnte ergebnis einer langen reihe von durchläufen sein.

auch hier kann man geneigt sein, einen leiter des experiments auszumachen, der bestimmt und bewertet, was sich denn "bewährt" hat.

grüße
entwurf

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Morpheus
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Beitrag Fr., 09.10.2009, 23:08

@ Phönixia
Also: Gravitation ist ein Naturgesetz, unbezweifelbar, und nicht etwas, dass sich einfach anders verhalten könnte.
Wie kommt man denn auf "Gravitationsgesetzte"? Man schaut sich in der sinnlich erfahrbaren Welt um, macht Experimente, misst und zählt, wertet die Ergebnisse aus und gießt das Ganze in mathematische Formeln. Die stellen dann ein "allgemeines Gesetz" dar, ein "Naturgesetz", etwas, das du "unbezweifelbar" nennst.

Nur: In der sinnlich erfahrbaren Welt finden sich keine allgemeinen Gesetze, sondern nur einzelne Ereignisse, Erscheinungen und Begebenheiten. Und wenn du sagst: "Wenn ich etwas, z.B. die Erfahrung, dass Dinge auf der Erde nach unten fallen oder auch Planetenbahnen, so und so oft beobachtet und beschrieben habe, bin ich berechtigt, ein allgemeines Gesetz daraus zu machen, das besagt, dass der beschriebene Vorgang immer und überall und zu jeder Zeit in Vergangenheit und Zukunft so ablief, abläuft und ablaufen wird, und das Gesetz darf ich dann 'unbezweifelbare Wahrheit' nennen", dann ist das eine Setzung, eine Meinung, ein Prinzip, an das man glauben muss. "Unbezweifelbar" ist anders! Da gibt es keine logische Notwendigkeit oder begründbare Plausibilität, das bildest du dir ein. Aber als Gläubige kommst du sehr überzeugt und überzeugend rüber.

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Morpheus
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Beitrag Sa., 10.10.2009, 00:52

@ Selene

Gott ist weder beweis- noch falsifizierbar, deshalb finde ich es auch immer so lustig und unsinnig, wenn Atheisten bei Diskussionen über dieses Thema alle Geschütze der Naturwissenschaften auffahren. Damit kann man nur meilenweit vorbeischießen.

Und was die Sechslinge angeht: Dein Kaninchen scheint, wenn ich mich auf der Erde so umschaue, nicht wirklich Appetit auf vierblättrige Kleeblätter zu haben, vielleicht sind sie in 80 Billiarden Lichtjahren Entfernung auch viel seltener als bei uns?

Aber hast schon Recht, an diesem Punkt hänge ich auch. Bleibt die Frage: Wie kann man darüber hinauskommen? Und gläubige Menschen sagen dir immer, und das ist auch logisch, dass man Gott nicht mit dem naturwissenschaftlichen Denken beikommen kann, das in unserer Zeit so im Schwange ist wie es der religiöse Wahn im Mittelalter war. Du nennst das einen "Trick", aber vielleicht.......nur als Experiment und auf Probe........sollte man sich mal darauf einlassen. Gott, das sagt dir jeder seriöse Priester, jede Religion, die es seit ein paar Jahrhunderten gibt, jeder ernsthafte Mensch, der glaubt, kann man nicht beweisen, man muss ihn erfahren, und ich habe mich mal gefragt: Wenn es Gott gibt, wo könnte ich ihn gesehen haben? Das war mein Einstieg in diesen Strang, bevor ich beweisen musste, dass alle die, die an Äpfel, die zu Boden fallen glauben, auch nicht besser dran sind als Christen, Moslems, Buddhisten oder wer auch immer an eine wie auch immer geartete spirituelle Welt glaubt:

viewtopic.php?f=66&t=6555&start=345

Und wenn die Naturwissenschaften noch viel mehr Glauben erforden als die Religion, weil man dort viel mehr Kröten schlucken muss als bei dem Glauben an einen Gott, wenn die Paradigmen unserer Zeit - das, an was wir so allgemein und ganz fest glauben, sprich: das naturwissenschaftliche Denken und alles was dranhängt - in 2000 Jahren hoffnungslos überholt sein werden, wenn es viele verantwortliche, ernsthafte und glaubwürdige Menschen gibt, die von einer Begegnung mit dem Göttlichen berichten, dann, ja dann kann, sollte, müsste man sich ja eigentlich mal auf diese "Erfahrungsgeschichte" einlassen.....tut man doch sonst auch immer und überall. War so mein Gedanke.....

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Phönixia
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Beitrag Sa., 10.10.2009, 03:50

Nur: In der sinnlich erfahrbaren Welt finden sich keine allgemeinen Gesetze, sondern nur einzelne Ereignisse, Erscheinungen und Begebenheiten. Und wenn du sagst: "Wenn ich etwas, z.B. die Erfahrung, dass Dinge auf der Erde nach unten fallen oder auch Planetenbahnen, so und so oft beobachtet und beschrieben habe, bin ich berechtigt, ein allgemeines Gesetz
Es stimmt schon dass die Gravitationsgesetze auf Empirie beruhen, aber es ist anders als "ich habe das so und so oft beobachtet, also leite ich ab, dass...." Nein, es ist auch logische Erkenntnis dabei, es geht bei der Gravitation über die Empirie (das rein Beobachtbare) hinaus.
Es ist in etwa wie in der Mathematik, da ist 2+2=4 (innerhalb eines bestimmten math. Systems). Da sagt man auch nicht, weil man bisher immer beobachtet hat dass wenn man 2 und 2 zusammen zählt 4 herauskommt, muss das trotzdem nicht immer gelten, es kann ja vielleicht auch mal anders sein.
Auch bei der Gravitation handelt es sich um eine solche fundamentale Gesetzmäßigkeit oder Unbezweifelbarkeit (innerhalb eines bestimmten Systems) Dies ist nun mal so auf der Erde gegeben, so dass man mit Sicherheit darauf aufbauend sagen kann, dass sich jeder Apfel, der fällt, zwingend gegen Erdmittelpunkt bewegen muss, auch noch in 150 Millionen Jahren.
In gewisser Weise ist es damit eine "unbezweifelbare Wahrheit", wie 2+2=4 - immer natürlich nur in einem bestimmten System betrachtet - aber es ist nicht "Die Wahrheit", oder nicht die Letztendliche Wahrheit schlecht hin.
Und sie tangiert die Frage nach Gott nicht einmal, denn das sich Naturgesetze so verhalten und nicht anders, schafft weder Gott ab noch bestätigt sie ihn.

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Eve...
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Beitrag Sa., 10.10.2009, 08:21

Und wenn die Naturwissenschaften noch viel mehr Glauben erforden als die Religion, weil man dort viel mehr Kröten schlucken muss als bei dem Glauben an einen Gott, wenn die Paradigmen unserer Zeit - das, an was wir so allgemein und ganz fest glauben, sprich: das naturwissenschaftliche Denken und alles was dranhängt - in 2000 Jahren hoffnungslos überholt sein werden, wenn es viele verantwortliche, ernsthafte und glaubwürdige Menschen gibt, die von einer Begegnung mit dem Göttlichen berichten, dann, ja dann kann, sollte, müsste man sich ja eigentlich mal auf diese "Erfahrungsgeschichte" einlassen.....tut man doch sonst auch immer und überall. War so mein Gedanke.....
Mich wundert schon immer, mit welcher Felsenfestigkeit die Atheisten a) auf ihrer Logik der Beweisbarkeit beharren - obwohl das den Glauben nicht im geringsten tangiert, und b) mit welch identischer Festigkeit sie von der Unanfechtbarkeit ihrer Sicht, die gerade mal 1, 2 Jahrhündertchen exisitiert, überzeugt sind.

Alle Jahrhunderte vor uns (heute sind sie es eh) waren die Gläubigen die "Blöden"? Na, wenn DAS keine Überheblichkeit ist.

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Phönixia
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Beitrag Sa., 10.10.2009, 09:11

Ich gehe da eher mit Einstein konform: "Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind".
Spiritualität/Religion und Wissenschaft müssen sich nicht ausschließen, sondern können sich auch ergänzen. Und idealerweise behandelt man sie beide auch so ergänzend.

Aber die „Feindschaft“ wird beidseitig gepflegt.
Naturwissenschaftler, die jeden religiösen Glauben nur lächerlich und "substanzlos" finden.
Und Religiöse, die am liebsten jedes naturwissenschaftliche Nachdenken unterbunden sehen wollen.
Da zeigen beide Seiten all zu oft überhaupt keinen Verständnis füreinander.

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Eve...
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Beitrag Sa., 10.10.2009, 09:51

Da zeigen beide Seiten all zu oft überhaupt keinen Verständnis füreinander.
Das ist wahr. Wer aber wie ich ständig mit der Feindschaft der anderen Seite konfrontiert ist, neigt - muss ich ehrlicherweise zugeben - zum Trotz gegenüber wissenschaftlichen Argumenten.

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