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Di., 09.02.2016, 09:30
Ich sollte mir abgewöhnen, auf die Schnelle zu antworten, nur weil mich etwas ärgert, was ich hier lese.
Überhaupt sollte ich aufhören, mich drüber zu ärgern.
Also: Liebe Mio, danke für den Link. Was da steht ist die in D übliche Auslegung des "Personentötungsdeliktes" und das ist es, was ich meine mit "Suizid ist straffrei ". Es gibt durchaus auch andere Auslegungen, nämlich dass es streng genommen ein sog Straftatbestand ist lt Gesetzestext der deshalb nicht bestraft wird, weil man von einer psychischen Krankheit ausgeht. Und es gibt noch weitere Auslegungen dazu.
Ist mir aber auch egal. Sinnvoll (und das habe ich ja auch geschrieben!) finde ich espersönlich nicht, und zwar nicht, weil der "Mörder " ja tot ist und nicht bestraft werden kann (ein Einbruch bleibt ja ein Verbrechen auch wenn der Dieb gestorben ist), sondern weil ich persönlich tatsächlich finde, dass man ein Recht an seiner Person haben sollte.
Es ging aber jn der Argumentation hier darum, dass man "einen Selbstmörder nicht zwangseinweisen dürfte weil es ja kein Verbrechen sei "... Und das ist eben juristisch betrachtet falsch. Zumal eben, gesellschaftlich wie medizinisch von einer psychischen Erkrankungen ausgegangen wird (mit dem Symptom: Suizidgedanken). Und da greift dann, juristisch, die Fürsorgepflicht, u.a.
Was mich geärgert hat gestern und auch heute ist viel mehr, dass hier so geschrieben wird, als sei die Realität der meisten Suizidalen so, als ob sie sich "mit guter Laune " und aus freien Überlegungen heraus das Leben nehmen wollen. Und das stimmt einfach nicht nach meiner Erfahrung.
Es gibt das vielleicht in seltenen Fällen. Mag es nun Freitod oder Bilanzselbstmord sein. Wobei für mich persönlich am Wort Bilanzselbstmord auch der Beigeschmack hängt, dass der, der Bilanz zieht, das möglicherweise in einer verzweifelten Situation tut (und es wiederum eingefärbt ist). Ich persönlich unterscheide da also durchaus noch mal.
Ich finde übrigens, es sollte ein Recht auf Suizid geben, und zwar begleitet von Psychologen im Vorfeld der Entscheidung, jedenfalls in bestimmten Fällen. Es gibt Lebenssituationen die ich als unerträglich empfinde und dass da Suizid verhindert wird (aktiv) finde ich nicht gut. Z.B. Ein Mensch, der den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen wird, der sollte sich m.M.N. Umbringen können dürfen..... Aber sich selber einreden müssen, dass Suizidalität bei Menschen mit "normal - freiem" Leben eine gesunde Entscheidung sei und nichts mit psychischen Problemen zu tun habe, das halte ich eben für sehr fragwürdig.
Um mal auf etwas anderes zu kommen: es würde mich mal interessieren, ob und wenn ja wie viele Menschen ihr kanntet, die sich umgebracht haben?
Ich habe heute morgen mal gezählt und komme auf fünf. Fünf Menschen aus meiner näheren, aber nicht ganz nahen Umgebung. Bei keinem von denen denke ich, dass sie am Ende eines glücklichen Lebens standen. Bei zwei von ihnen denke ich aber auch nicht, dass sich viel zum Besten gewendet hätte für sie. Das weiß man natürlich nie, ist nur so ein "Gefühl ".... Aber, ich bin erst Anfang Dreißig, die sind auch alle relativ jung gestorben.
Wo ich schon mal dabei bin: Kennt ihr ein Todesrausch-Erleben?
Hello darkness, my old friend...