Diagnosen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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leberblümchen
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Beitrag Do., 08.10.2015, 20:59

stern, ich glaube, dem würde überhaupt niemand widersprechen. Ich fürchte nur, das, worüber ein Konsens besteht, lässt sich im tatsächlichen Verhalten nicht unbedingt immer umsetzen.

Wenn also z.B. der Autor, den ich vorhin erwähnte, schreibt, dass man sich bei bestimmten Patienten davor hüten sollte, sich anlügen zu lassen, dann wird der das wohl tun, WEIL er davon ausgeht, DASS es da ein Problem gibt, und zwar eines, das nicht nur vereinzelte Therapeuten betrifft.

Derselbe Autor schrieb übrigens auch über Narzissten (da war ich gerade in der Narzissmus-Panik-Phase...), dass es besser wäre, "denen" nur 25minütige Stunden zu geben, damit "die" sich gleich daran gewöhnen, dass sie nichts zu manipulieren haben. Ich schätze, für den sind Narzissten auch nicht gerade die Patienten, für die er besonders zärtliche Gefühle hegt.

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leberblümchen
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Beitrag Do., 08.10.2015, 21:02

mio, wie oft genau taucht es auf und wo? Bitte mal deutlich benennen, sonst kann ich damit nichts anfangen.

In Therapie #1 war das alles ein Thema. Jetzt nicht mehr.


mio
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Beitrag Do., 08.10.2015, 21:17

Hallo Leberblümchen,
leberblümchen hat geschrieben:Bitte mal deutlich benennen, sonst kann ich damit nichts anfangen.
ich vertraue auf Deine Fähigkeit Deine eigenen Beiträge selbst nachlesen zu können so Du das möchtest. Du musst nichts damit anfangen können, so Du das nicht kannst.

Es war nur ein/mein Feedback aufgrund dessen was ich bei Dir so lese und wahrnehme. Dieses dahin gehend zu prüfen, ob es zutrifft, so Du das möchtest, sehe ich als Deine eigenen Aufgabe an, nicht als meine.

Lieben Gruss,

mio


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leberblümchen
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Beitrag Do., 08.10.2015, 21:20

Ah, O.K., war also nur so als substanzloser Einwurf gedacht. Der landet dann auch da, wo er hingehört. Aber netter Versuch.

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ziegenkind
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Beitrag Do., 08.10.2015, 21:22

Ich glaube, die therapeutische Kunst ist es, einen Patienten auch dann wertschätzen zu können, wenn er manipuliert oder giert oder stänkert. Ich glaube, dass geht, wenn die Therapeutin selber satt ist. Die zweite kunst, ist den Patienten zu lieben und ihm trotzdem zu sagen, du gierst, lügst, manipulierst oder stänkerst, das ist nicht gut für dich. Ich Gaube, das geht, wenn der Therapeut gleichzeitig zugewandt und abgegrenzt ist. Die dritte Kunst ist, das so zu sagen, dass die Patientin nicht wegläuft. Die vierte Kunst, ist das alles gleichzeitig zu tun. An all dem kann eine Therapie scheitern und zwar mit unterschiedlichen Typen von Patientinnen. Therapie ist einfach schwer. Oft für beide, Therapeutin und Patientin. Ob es klappt oder nicht hat, so scheint mir, wirklich nicht mit Diagnosen und patientengypen, sondern mit interaktionsdynamiken zu tun.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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stern
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Beitrag Do., 08.10.2015, 21:29

Also, wenn ich mir eine Diagnose aussuchen dürfte, so könnte ich auch verschiedene Stapel bilden, wenn ich diese vor sortieren würde. Aus Diskriminierungsgründen nenne ich keine Namen (obwohl das offensichtlich mit mir zu tun hat), aber so würde ich manche gleich aussortieren, manche bevorzugen und manchen mit "vielleicht" etikettieren.

Das hätte aber (in meinem Fall) eher nichts damit zu tun, dass ich mit manchen Störungen mehr Leiden verbinde... und auch nicht, dass ich denke, dass manche Störungen in puncto "Zuwendung" besonders privilegiert sind. Sondern manche Beschreibungen lesen sich nun wirklich nicht sonderlich "sympathisch"... und je mehr ich zu "meiner" Fehldiagnose gelesen habe, desto mehr stachelte mich das an... so in der Art: wenn man so ist, ist es ja kein Wunder. Sprich: Obwohl das noch nicht einmal auf mich zutraf empfand ich das als sehr geringschätzig... fragte mich, ob der Arzt mir etwas stecken wollte oder ob er mich bisher so wahrgenommen haben könnte, was ich wahrlich nicht als Kompliment angesehen hätte (und was evtl. auch therapeutische Konsequenzen gehabt hätte, wenn es so wäre) - basierend auf dem, WAS ICH GELESEN HABE (selbst hatte ich die Diagnose nicht näher gekannt... bzw. einmal gehört von einem Patienten in der Klinik). Musste mich also erst genauer informieren... und mich hat also in der Tat beeinflusst, was ich gelesen habe.
Zuletzt geändert von stern am Do., 08.10.2015, 21:37, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Grüße
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Tupsy71
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Beitrag Do., 08.10.2015, 21:33

Mh, bin grad etwas verwirrt. Psychotisch und neurothisch?? Was ist wirklich was??? Ich persönlich denke nach wie vor, dass Diagnosen vielleicht interessant sein mag,zu wissen was einen betrifft, doch glaub ich, dass das keine Entschuldigung für diverses gesellschaftliches Fehlverhalten ist. Damit meine ich, dass man z.b. nicht mutwillig was zerstören darf um dann zu sagen- ich bin ja krank, denn ich hab die und die Diagnose. Vielleicht liege ich ja falsch, doch ich hab selber erlebt, wie Diagnosen als Ausrede oder so benutzt wurden. Sorry, hoffe ihr versteht was ich meine.


mio
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Beitrag Do., 08.10.2015, 21:36

Hallo Leberblümchen,
leberblümchen hat geschrieben:Ah, O.K., war also nur so als substanzloser Einwurf gedacht.
wenn Du es als "zu viel (eigene) Substanz fordernd" erachtest ein Feedback als möglichen Hinweis, den DU alleine überprüfen kannst und auch darfst (ohne dass Dir jemand "vorkaut" warum er das denkt, denn alles was ich von Dir hier "weiss" ist hier nachlesbar, auch für Dich) bleibt das natürlich Dir überlassen. Aber nicht mein "Einwurf" wird daüber "substanzlos" sondern Deine Tendenz dazu ungern mal "selbst" (eigenverantwortlich) über Dich nachzudenken und bei Dir zu schauen zeigt sich.

Lieben Gruss,

mio


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leberblümchen
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Beitrag Do., 08.10.2015, 21:40

stern hat geschrieben: was ich wahrlich nicht als Kompliment angesehen hätte
Ich weiß, dass "man" das so sagt, aber in diesem Thread springt es mir ins Auge: Gibt es Diagnosen, die man als Kompliment auffassen könnte? Und bitte nicht reflexartig bestreiten

Mir fällt z.B. die Hochbegabung ein, die ja gelegentlich im Rahmen einer psycholog. Diagnostik festgestellt wird. Obwohl jedem bekannt ist, dass das nichts ist, worauf man irgendwie stolz sein könnte, werden viele Leute dafür bewundert. Ist nicht gerade schmeichelhaft, aber ich hab mich wirklich wie verrückt gefreut, als mir das erste Mal jemand gesagt hat, dass er mich für intelligent hält. Ich empfand (!!!) das in dem Moment wie ein Kompliment.

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candle.
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Beitrag Do., 08.10.2015, 21:51

leberblümchen hat geschrieben: Gibt es Diagnosen, die man als Kompliment auffassen könnte? Und bitte nicht reflexartig bestreiten
Ich bestreite das jetzt mal! Welche Diagnose soll denn ein Kompliment sein? Das habe ich noch nie gehört!
Mir fällt z.B. die Hochbegabung ein,
Das ist doch aber keine Diagnose, oder?

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ziegenkind
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Beitrag Do., 08.10.2015, 21:56

Hochbegabung wird, denke ich, jeder als etwas schönes und als Kompliment empfinden. Sich da nicht sicher zu sein, ist die Störung, aber kein Indiz für Trauma (Scherz muss ein)

Ein Kompliment, über das ich mich kaputt gefreut hab, ist die Aussage, ich würde einen bestimmten störungskram anders als viele, anders als mein Vater nicht an anderen auslassen.
Zuletzt geändert von ziegenkind am Do., 08.10.2015, 22:01, insgesamt 1-mal geändert.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


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leberblümchen
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Beitrag Do., 08.10.2015, 21:57

Doch, candle, klar ist das eine Diagnose. Nur eben keine pathologische. Es ist etwas, was diagnostiziert wird, was übrigens auch irgendwie von außen definiert wurde; und es ist etwas, was, wenn es dem Betroffenen mitgeteilt wird, definitiv etwas mit ihm macht. Übrigens auch mit denen, die einen IQ von 128 haben oder wenn sie einen eher niedrigen IQ haben. Das ist nichts, was man so mitnimmt wie den Wetterbericht.

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candle.
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Beitrag Do., 08.10.2015, 22:06

leberblümchen hat geschrieben:Doch, candle, klar ist das eine Diagnose. Nur eben keine pathologische. Es ist etwas, was diagnostiziert wird, was übrigens auch irgendwie von außen definiert wurde; und es ist etwas, was, wenn es dem Betroffenen mitgeteilt wird, definitiv etwas mit ihm macht. Übrigens auch mit denen, die einen IQ von 128 haben oder wenn sie einen eher niedrigen IQ haben. Das ist nichts, was man so mitnimmt wie den Wetterbericht.
Gut, ich wußte nicht, dass das definitiv eine Diagnose ist. Auch ohne Testungen habe ich mich mit dem Thema ja mal sehr auseinander gesetzt. Das ist jetzt abgehakt.

Nur worum geht es dir jetzt? Komplimente annehmen dürfen/ können wollen? Ob es lediglich eine therapeutische Intervention ist und menschlich nicht ernst gemeint?

Ich habe jedenfalls kürzlich etwas bekommen was eigentlich Eltern ihren Kindern zukommen lassen sollten und habe mich wie Bolle gefreut! Noch besser, dass das schon vorher in mir gesteckt hat um mich doppelt zu freuen.

candle
Zuletzt geändert von candle. am Do., 08.10.2015, 22:08, insgesamt 1-mal geändert.
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mio
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Beitrag Do., 08.10.2015, 22:08

Hallo Leberblümchen,

auch "Hochbegabung" kann trennen und "stigmatisieren", soviel zum Thema "pathologisch". Hochbegabtes "Denken" hat oft "phatologische" Züge, da der Hochbegabte ebensowenig "anders" (gleicher, wie die anderen) denken kann, wie zB. Borderliner. Und ein "Ich halte Dich für intelligent" als Kompliment dürfte auch noch mal was völlig anderes sein als eine "diagnostizierte" Hochbegabung unter der Betroffene sehr wohl leiden können. Lies mal "Jenseits der Norm - Hochbegabt und hochsensibel":

http://www.klett-cotta.de/buch/Beratung ... ibel_/5318

Lieben Gruss,

mio


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leberblümchen
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Beitrag Do., 08.10.2015, 22:10

Candle: Mir geht's nach 34 Seiten tatsächlich immer noch um dasselbe: um die Frage, was Diagnosen mit einem machen. Diagnosen, Bezeichnungen, Zuschreibungen von einer Autorität (und nicht von Nachbars Lumpi). Erst recht dann natürlich, wenn deine eigenen Vorannahmen über dich selbst davon abweichen.

Mio, ich hab das Buch längst gelesen. Ich möchte auch nicht über Hochbegabung an sich diskutieren, sondern nur feststellen, dass das eine Zuschreibung ist, die man als Kompliment empfinden kann (= nicht: muss), obwohl dazu eigentlich kein Grund besteht (wenn wir uns einig darüber sind, was ein Kompliment ist).
Zuletzt geändert von leberblümchen am Do., 08.10.2015, 22:14, insgesamt 1-mal geändert.

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