Atheismus - wie steht ihr dazu ?

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Proge
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 20:14

debussy hat geschrieben:
Ghostvoice hat geschrieben:Atheismus ist eine rationale, logische Überzeugung - Glaube ein Konstukt, welches auf emotionalem Vertrauen fusst.
ghostvoice, das stimmt nicht. es ist keine überzeugung.
Ich denke, wir haben hier nur einen Definitionskonflikt bezüglich des Wortes "Überzeugung".
debussy hat geschrieben:ich finde die vorstellung, da ich einfach als kind KEINE MANIPULATION diesbezüglich erfahren habe, dass leute ein kreuz anbeten, mit einem toten drauf, derartig absurd, dass ich einfach manchmal denke, es sind rund um mich alle wahnsinnig.
Ich wurde im Gegensatz zu dir religiös erzogen, habe aber für mich entschieden, daß Glaube für mein Leben eben keine Rolle spielt. Ich habe mich für eiskalte "Fakten" (soweit irgendetwas eben "faktisch" sein kann) entschieden. Aus Überzeugung.
debussy hat geschrieben:ich bin nicht überzeugt, dass es keinen gott gibt, es steht für mich ja gar nicht zur debatte.
daher ist nicht-glauben ja keine überzeugung, sondern mein ur-zustand.
Ich finde weder Glaube noch Nicht-Glaube sind Urzustände mit denen ein Mensch geboren wird. Jeder entscheidet individuell in welchen Abschnitten seines Lebens jeder der beiden Einstellungen mehr Gewicht haben darf/soll (auch Aberglaube und Mystizismus zählen zum Bereich "Glauben").
Es gibt genug Beispiele für Menschen, welche erst spät in ihrem Leben 'urplötzlich' gläubig werden. Ebenso können religiöse Menschen ihren Glauben verlieren. Wie sie von Geburt an dazu standen ist dabei nicht relevant.

debussy hat geschrieben:und gefrustet, wie wost case das ausgedrückt hat, bin ich sehrwohl, weil ich von diesem glauben behelligt werde. (kirchenglocken z.b.).
Dagegen können wir ja etwas unternehmen. Du holst die Leiter und ich die Säge... Problem gelöst!
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Zwackel
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 20:55

Mich würde interessieren, wie der Glaube an Gott aus psychologischer Sicht erklärt werden kann.
Für mich erscheint diese Liebe zu einem liebenden, allmächtigen Gott aus der tiefen Sehnsucht jedes Menschen nach mütterlicher (oder väterlicher) absolut bedingungsloser Liebe und Fürsorge, nach jederzeit verfügbarer Aufmerksamkeit, nach Trost und wohlwollender Führung zu erwachsen.
Meine (zugegebenermaßen nur küchenpsychologische !) Theorie ist, dass diese kindlichen Bedürfnisse, die zwangsläufig nur im Kindesalter erfüllt werden können, aber dennoch lebenslang erhalten bleiben, auf Gott, den "himmlischen Vater", übertragen werden.
Insofern handelt es sich meiner Ansicht nach um eine Art Übertragungsliebe. Manche idealisieren und vergöttern ihren geliebten Therapeuten - andere "erschaffen" sich eben einen gütigen Vater-Gott, der diese Bedürfnisse nach ihrem subjektiven Empfinden erfüllen kann, indem er jeden Einzelnen so liebt und annimmt, wie er eben ist, indem er Gebete erhört, jederzeit ansprechbar ist, jedes Fehlverhalten verzeiht und durch genaue Verhaltensregeln Orientierung bietet.
Was haltet ihr davon ?
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Fraste
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 20:57

Marja hat geschrieben:
Pitt hat geschrieben:
Wenn Glaube glücklich macht kann er doch eigentlich nicht schlecht sein.
Mir hat Dein letzter Beitrag gefallen, Pitt. Bis auf Deinen letzten Satz hier, ich glaube der ist ein bisschen in die Hose gegangen.

Hexen sind auch verbrannt worden, weil manche geglaubt haben daß......
Ohne die Hexenverbrennungen hätten wir heute weder Handy, Raumfahrt oder eine High Tech Medizin. Am Mittwoch wurde meine Frau operiert. 2008 hat sie sich das Rückgrad gebrochen. Nun wurden die Schrauben entfernt. Ohne die moderne High-Tech-Medizin wäre sie jämmerlich gestorben. Am Donnerstag schon saßen wir in der Cafeteria im Klinikum. Ein Mann kam zu uns, war eben kein anderer Tisch frei. Dieser Mann leidet unter einer unerklärlichen Beinlähmung. Kein Mediziner konnte ihn helfen, kein Mediziner fand die Ursache. Jede Hexe bzw jeder Schamane hätte über die Untersuchung gelacht. Hexen und Magier können die Aura sehen, und eine Zauberformel sprechen. Unsere Magier sind von der heiligen und unfehlbaren katholischen Kirche vernichtet worden. Mit den Magiern/Medizinmännern/Schamanen aus Afrika, Amerika oder Asien können wir Europäer nichts anfangen. Jeder Vorteil hat einen Nachteil und so freuen sich Bayer und Co, denn unsre Psychotherapeuten sind nicht mal Zauberlehrlinge.

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Nolaan
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 21:34

Hallo allerseits

da mich dieses Thema sehr interessiert und auch was andere dazu sagen, habe ich mir mal ein paar Beiträge dazu durchgelesen (aber nicht(!) alle 34 Seiten )

@Zwackel:
also ich habe eigentlich eine sehr fürsorgliche Kindheit hinter mir (danke an meine Eltern ) und mir hat nichts gefehlt. Allerdings habe ich einen leichten Minderwertigkeitskomplex (früher war es schlimmer, jetzt ist es eigtl. ok) Und tatsächlich hat mir der Glaube dabei geholfen. Also insofern betrachte ich den Glauben auch als eine Art Psychotherapie (für mich perönlich die beste Art ).

Um auf deine Fragen von Anfang (also Seite 1 ) einzugehen: Obwohl ich an Gott glaube, verurteile ich keineswegs Menschen die das nicht tun. Ich würde auch niemals(!!) jemanden versuchen zu überreden. Ich kenne viele Menschen die ich sehr lieb gewonnen habe und die Atheisten sind.

@Fraste:
das meinst du nicht ernst, oder? Oder ich habe deinen Beitrag nicht verstanden?

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Proge
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Beitrag So., 11.07.2010, 06:40

Anastasius hat geschrieben:Ein schönes Beispiel findet sich in Ionescos "Die Nashörner".
Musste diesbezüglich erstmal etwas recherchieren. Klingt ziemlich Interessant! Erinnert mich ein bisschen an die Absurdität, mit welcher O.Wells und Dürrenmatt arbeiteten! Danke für den Tip!
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Beitrag So., 11.07.2010, 06:47

Fraste hat geschrieben:Ohne die Hexenverbrennungen hätten wir heute weder Handy, Raumfahrt oder eine High Tech Medizin.
Diese Schlussfolgerung verstehe ich leider nicht. Kannst du das bitte weiter ausführen?
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Beitrag So., 11.07.2010, 08:27

OT Ghostvoice,

fall s du es mal liest. Weshalb ich das Beispiel brachte: Mir kam es auf die Stelle an, wo es darum geht, inwieweit der auftretende Logiker überhaupt zu Klärung einer Frage beitragen kann.

Gruß
Anastasius

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Proge
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Beitrag So., 11.07.2010, 08:45

Anastasius hat geschrieben:OT Ghostvoice,

fall s du es mal liest. Weshalb ich das Beispiel brachte: Mir kam es auf die Stelle an, wo es darum geht, inwieweit der auftretende Logiker überhaupt zu Klärung einer Frage beitragen kann.

Gruß
Anastasius
Laut Wiki-Kurzbeschreibung des Stückes und der Charaktere ist der Logiker der, welcher mit an den Haaren herbeigezogenen Vernunftsschlüssen argumentiert und die Unfähigkeit der Logik offenbart, die Welt zu erklären. (und sich am Ende auch in ein Nashorn verwandelt).
Zitat aus Wiki: In ihrem System gefangen, glauben die einzelnen Figuren, die Welt zu durchschauen. Die Absurdität ihres Denkens bleibt ihnen - allen voran dem Logiker - daher immer verschlossen.

Meintest du das damit?

(falls du die Möglichkeit hast einen konkreten Satz aus dem Stück, auf den du dich beziehst posten zu können, wäre ich dankbar!)

(Erinnert mich immer an die Heisenberg'schen Unschärferelation: jeder Messvorgang beeinflusst das Ergebnis ).
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Eve...
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Beitrag So., 11.07.2010, 09:54

Für mich ist der Logiker in seinem Logik-Modell nicht minder gefangen als der Christ im christlichen Weltbild. Kann der Logiker nicht nur deshalb von seinem ach so überlegenen Verstand und seiner vermeintlich einzigartig klaren Sicht der Dinge derart überzeugt und begeistert sein (und gleichzeitig andere Glaubensmodelle abqualifizieren), weil das heute eben angesagt ist? (Auch die Nazis waren fest überzeugt von IHREM "Logikmodell", mal am Rande bemekrt.) Wo war der Logiker vor einigen Jahrhunderten? Hatte er da nicht eine ebensolche Randstellung wie heute der Christ? Waren deshalb die Menschen wirklich rückständig? Hier wird ständig relative mit absoluter Wahrheit verwechselt!

Mich würde die Ausschließlichkeit und Intoleranz dieser Haltung auch dann stören, wäre ich selbst nicht gläubig. Die meisten Christen sind heute toleranter, sorry - sie lassen wenigstens anderen ihren Unglauben, ohne sie niederzumachen.

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Beitrag So., 11.07.2010, 10:08

OT

Hallo Ghostvoice,

ich hatte das im Sinn (Hörspielfassung), nicht zuflällig zum Threadthema, wo sich ja mitunter auf Rationalität und Logik berufen wird:
A: Das leuchtet mir ein. Aber es löst nicht das Problem.
B (Logiker): Natürlich nicht Verehrtester. Nur ist die Frage damit auf saubere Art gestellt.


Meine Sicht, wer sich mit der Behauptung der Nicht-Existenz einer göttlichen Instanz auf Logik beruft, schießt übers Fundament hinaus und landet bei Überzerzungen bzw. beim Glauben. Mag er`s merken oder nicht. Bescheidet sich nicht wie an dieser Stelle der Logiker Ionescos.- Gegen saubere Fragestellungen habe ich nichts.

Gruß
Anastasius

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Zwackel
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Beitrag So., 11.07.2010, 10:21

Hallo Ihr,
tut mir leid euch zu unterbrechen, aber ich hätte schon auch gern irgendeine Reaktion auf meine Frage von gestern abend !
Hat dazu keiner eine Meinung, oder ist das so ein Quatsch, dass keiner darauf eingehen mag ?
LG, Zwackel
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Emely
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Beitrag So., 11.07.2010, 10:21

Fraste hat geschrieben:
ohne die Hexenverbrennungen hätten wir heute weder Handy, Raumfahrt oder eine High Tech Medizin.
Hallo Fraste,

sei mir bitte nicht böse, aber diesen Blödsinn kannst du doch nicht im Ernst so stehen lassen.

LG
Emely

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Beitrag So., 11.07.2010, 10:40

Hallo Zwackel,
Zwackel hat geschrieben:Meine (zugegebenermaßen nur küchenpsychologische !) Theorie . . .
Wieso Küchenpsychologie? Immerhin der Kern/das Erklärungsmuster der Thesen vieler tiefenpsychologischer Autoren. Für mich bis zu einem gewissen Grad plausibel, aber entschieden zu kurz gegriffen, zu eindimensional. Aus meiner Sicht ist die Frage nach Sinn, Gott etc. auch ein existentielles, anthropologisches Problem. Was nicht heißt, dass es für jeden einzelnen eines sein muss.

Gruß
Anastasius


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Beitrag So., 11.07.2010, 11:04

@ Zwackel, ich finde Deine These absolut einleuchtend, bin leider auf philosophisch/theologischem Gebiet zu ungebildet, um auf A.s und G.s Argumente einzugehen.

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Proge
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Beitrag So., 11.07.2010, 11:23

Zwackel hat geschrieben:Hallo Ihr,
tut mir leid euch zu unterbrechen, aber ich hätte schon auch gern irgendeine Reaktion auf meine Frage von gestern abend !
Du hast recht, entschuldige bitte! Da haben sich die Dinge hier wohl etwas verlaufen...
Zwackel hat geschrieben:Für mich erscheint diese Liebe zu einem liebenden, allmächtigen Gott aus der tiefen Sehnsucht jedes Menschen nach mütterlicher (oder väterlicher) absolut bedingungsloser Liebe und Fürsorge, nach jederzeit verfügbarer Aufmerksamkeit, nach Trost und wohlwollender Führung zu erwachsen.
Meine (zugegebenermaßen nur küchenpsychologische !) Theorie ist, dass diese kindlichen Bedürfnisse, die zwangsläufig nur im Kindesalter erfüllt werden können, aber dennoch lebenslang erhalten bleiben, auf Gott, den "himmlischen Vater", übertragen werden.
Das Bedürfnis nach Führung erfüllte die christliche Kirche ja bis vor einiger Zeit ja sehr gut! Da jeder Mensch dieses grundlegende Verlangen besitzt, ist es bestimmt nicht weit hergeholt, daß der religiöse Glaube dieses Bedürfnis (er-)nährt.
Zwackel hat geschrieben:Insofern handelt es sich meiner Ansicht nach um eine Art Übertragungsliebe. Manche idealisieren und vergöttern ihren geliebten Therapeuten - andere "erschaffen" sich eben einen gütigen Vater-Gott, der diese Bedürfnisse nach ihrem subjektiven Empfinden erfüllen kann, indem er jeden Einzelnen so liebt und annimmt, wie er eben ist, indem er Gebete erhört, jederzeit ansprechbar ist, jedes Fehlverhalten verzeiht und durch genaue Verhaltensregeln Orientierung bietet.
Ich sag es jetzt mal ganz ungeschminkt: für dumme und auch sehr unreflektierte Menschen wird das bestimmt zutreffen. Ob die Masse der ernsthaft Gläubigen es wirklich so empfunden wird bezweifle ich allerdings.

Einen kleinen Einwand habe ich allerdings gegen eine Formulierung und zwar die des 'gütigen' Vater-Gottes. Zweifellos werden viele Gläubige diese Meinung teilen, doch kannte ich auch Fälle in welchen die Gottesvorstellung mit güte nicht viel zu tun hatte.
Dort war Gott in erster Linie der, welcher sie für "Fehler" strafte, deren sie sich nicht bewußt waren. Nach einigem Nachdenken fanden sie schon "Verfehlungen" ihn ihrem Leben, welche diese Strafe rechtfertigten. Gott ist nicht für alle gütig, für manche erfüllt er primär die ständige Funktion eines Racheengels für "unmoralisches" Verhalten oder Denken. (Leider auch ein menschliches Bedürfnis? Ich will mich da nicht zu weit aus dem Fenster wagen... )
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