Stimme dir mit deinen Bemerkungen zur Wissenschaft und Erkenntnistheorie total zu, ich sehe das genauso. Du siehst das falsch, wenn du mich als einen Logischen Positivisten oder so was siehst. Ich bin mir der Schranken meiner menschlichen und persönlichen Erkenntnisfähigkeit sehr wohl bewusst. Ich denke auch nicht, dass das, was ich da zu erkennen glaube, unbedingt das "Ding an sich" nach Kant ist.
Modelle sind nie Realität, sondern bilden sie ab, da hast du Recht. Ich würde auch nie irgendeine Theorie zur "Wahrheit" erklären (zB Newtons Mechanik). Über die sogenanten Fakten glaube ich, dass diese nie "rein" sind, sondern meist auch theoriebeladen (Paul Feyerabend). Das heißt ich erkenne das, was ich laut Theorie (oder laut meinen Wünschen, Begierden, Hoffnungen, Ängsten, etc.) zu erkennen erwarte. Dies beziehe ich aber nun ebenso auch auf Religion: Wenn jemand Gott erfährt, dann deswegen weil er ihn/sie/es gesucht hat. Ein anderer hätte vielleicht nur einen Windhauch gespürt. Verstehst du? Das ist für mich auch nicht objektiv, auch wenn über 2.000.000.000 Menschen daran glauben ("Nur weil die Mehrheit etwas für wahr erachtet, heißt es nicht automatisch dass es wahr ist"; weiß nicht mehr von wem das stammt) Daher finde ich nicht, dass selbst Gott irgendeine objektive Realität zukommen muss. Wohl aber hat die Idee eines Gottes eine Wirkung in der Welt - die Konsequenzen sind also real.
Platz für Gott würde immer sein. Die Frage ist, geben wir dem Glauben an Gott den Platz? Übrigens möchte ich mich nicht als Atheisten bezeichnen. Jedenfalls nicht als "reinen" Atheisten (Ich weiß, das Adjektiv "rein" taucht derzeit ziemlich oft bei mir auf; das hat aber rein keine Bedeutung und ist rein zufällig ) Ich sage nicht, "es gibt keinen Gott", sondern ich sage "Es könnte sein, dass es etwas wie 'Gott' gibt, und es würde mir gut tun wenn es so etwas wie 'Gott' gäbe, aber ich kann nicht an so etwas glauben; 'Gott' ist unwahrscheinlich, unlogisch und so wie er sich mir zeigt (Grausamkeiten etc.) nicht Wert der Verehrung".Morpheus hat geschrieben:Da ist auch für Atheisten, so zwischen vorläufigen Modellen, erkenntnistheoretischen Aporien und den Welten in unseren Köpfen, noch genug Platz für Gott.
Tja, wie definierst du denn " an etwas glauben"??? Ich meine, ich glaube auch, dass mein Bus nicht gegen die Wand fährt - sonst würde ich nicht einsteigen; oder dass die Regierung Deutschland nicht zum Überwachungsstaat macht - sonst hätte ich sie nicht gewählt. Kann mir aber nicht vorstellen, dass du das sooo gemeint hast. Wenn ich GLAUBE, dass ein Apfel auch morgen und die nächsten 5 Milliarden Resterden-Jahre noch auf den Boden fällt und nicht in den Himmel, dann kann man das nicht mit Glauben im Sinne der Religion vergleichen. Diese Analogie finde ich falsch. Damit machst du doch selbst den Glauben lächerlich, von wegen "Ich glaube ebenso an Gott wie ich glaube dass morgen die Sonne wieder aufgeht". Weil es eben für den Sonnenaufgang Evidenz gibt, für Gott so nicht. Eben darum heißt es doch "glauben", weil man keine Beweise braucht. Übrigens ein Argument, dass doch Gläubige selbst so oft verwenden.Morpheus hat geschrieben:Ich hab das hier schon oft gesagt: Um's Glauben kommt niemand herum. Das ist keine Schwäche oder ein Problem, das nur religiöse Menschen haben.
OK, und auch wenn es Gott gäbe - wer sagt denn, dass es Gott morgen immer noch gibt?