Hi, Sir!
Sir hat geschrieben:Ghostvoice hat geschrieben: Glaube ein Konstukt, welches auf emotionalem Vertrauen fusst.
...
Der Glaube bedeutet... eine gefühlsmässige Überzeugung was Richtig und was Falsch ist.
Das ist auch meine Überzeugung. Wenn Eve sagt, hier im Forum seien 95 % Ungläubige - könnte das damit zusammenhängen, daß die psychische Probleme der User häufig mit eingeschränkter Emotionalität einhergehen? Eine gewagte Frage, ich weiß.
Das würde ich so nicht unterstützen, denn...
... ich bin ebenfalls überzeugter Agnostiker.
Religion spielte in meinem Leben niemals eine Rolle, allerdings habe ich vor vielen Jahren meinen Frieden mit ihr geschlossen. Die Formulierungen, welche debussy hier verwendete hätten damals genausogut von mir stammen können!
Ich arbeitete mal ehrenamtlich in einem Jugendzentrum, welches von einem Mann der örtlichen Diozöse geleitet wurde (er hat die Priesterweihe). Kein einziges Mal habe ich ihn über Gott reden hören - er hatte kein Interesse daran jemanden zu missionieren. Was aber jeder dort über ihn wusste, war, wie er sich für Menschen einsetzte (in erster Linie Immigranten und Schubhäftlinge) und ihnen selbst mit seinen beschränkten, privaten Mitteln half wo es nur ging!
Und er war sehr gläubig! Wie kann man soetwas sehen und danach seinen Religionshass (den ich damals so wie viele Leute hier auch hatte) guten Gewissens aufrecht erhalten? Es zwang mich meine Einstellung zu Religion und zu gläubigen Menschen zu überdenken. Ich wurde dadurch nicht religiös, aber zumindest lernte ich offene, nicht abwertende Toleranz. Wäre es mir ohne diese Begegnung heute auch möglich einen mir fremden Standpunkt zu verteidigen? Vermutlich kaum.
Ich denke, es ist für Nicht-Gläubige sehr schwer, religiöse Argumente in einem Gespräch nicht als substanzlos anzusehen. Überlegt mal, was wir Nicht-Gläubigen von Religion wissen?
Wir hören fast täglich von Skandalen in der christlichen Kirche!
Spätestens seit dem 11.September wird der Islam in der westlichen Welt als satanische Vereinigung hochstilisiert (Bsp.: Iran).
Der Palästinakonflikt hat als Grundlage die Judenvertreibung aus dem geheiligten Land.
Wir kennen ein paar Fakten und viele Lügen. Aber der spirituelle Zugang zum Glauben ist uns verwehrt (Agnostiker) oder wird einfach abgelehnt (Atheisten). Bei einer Bewertung des Glaubens aufgrund reiner Logik muss er einfach als schädlich empfunden werden.
Und wir Menschen neigen dazu bei der ersten Erklärung, die uns so einigermassen plausibel erscheint, nicht weiter nachzufragen. Schon gar nicht, wenn uns diese Erklärung "über andere erhebt".
Nein, in der heutigen Zeit ist es nicht leicht, seine religiösen Überzeugungen zu vertreten ohne auf Ablehnung oder sogar Abwertung zu stossen. Aber wenn ein einstmals überzeugter Religionshasser (ce moi ) durch ein gutes Beispiel zu mehr Toleranz geführt worden ist, so gibt es ja vielleicht doch noch Hoffnung, dass es anderen ähnlich gehen wird.