Atheismus - wie steht ihr dazu ?

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Eve...
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 15:07

Ghostvoice hat geschrieben: Das Problem, welches sich bei Diskussionen über Glauben ergibt ist nicht, daß jemand möglicherweise tiefgehende Zweifel daran hat. Der Glaube bedeutet nicht das stupide Befolgen von Dogmen (obwohl es natürlich auch das zur Genüge gibt!), vielmehr eine gefühlsmässige Überzeugung was Richtig und was Falsch ist. Der Glaube ist ein Teil der Persönlichkeit des Gläubigen. Greifst du nur den Glauben an - attackierst du damit IMMER auch die Person!
... Keine Überzeugung, Theorie oder Ansicht, die in Frage gestellt wird, trifft zwingend auch die Person dahinter. Religiöser Glaube bildet da meiner Ansicht nach die einzige Ausnahme.
Vielen Dank für dieses Verständnis, Ghostvoice.

Eve

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Beitrag Sa., 10.07.2010, 15:13

Ghostvoice hat geschrieben:Atheismus ist eine rationale, logische Überzeugung
Anbei, auch strenge Logiker lassen sich aufgrund ihres Glaubens an selbige ins Lächerliche, mindestens Humoristische oder den Kakao ziehen. Ein schönes Beispiel findet sich in Ionescos "Die Nashörner". Und nach L. Wittgenstein handelt die Logik "von nichts". - Das ist ja schon mal eine ganze Menge. (Kein Mißverständis, ich schätze ihn.)

Gruß
Anastasius
Zuletzt geändert von Gast am Sa., 10.07.2010, 15:25, insgesamt 2-mal geändert.

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worst case
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 15:23

debussy hat geschrieben:
Ghostvoice hat geschrieben:die Überzeugung anderer anzugreifen ist ein Tiefschlag!
das stimmt so nicht ganz. es ist nur dann ein tiefschlag, wenn dieser mensch, der von etwas überzeugt ist, ganz tief in seinem unterbewusstsein massive zweifel an dieser überzeugung hat. nur dann kann es zum tiefschlag werden. sonst nicht.
du siehst das verkehrt rum. manchmal sagt das, was man sagt, mehr über einen selbst aus als über die sache von der man redet.

irgendwie fühlst du dich frustig an....
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Fraste
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 15:47

Eve... hat geschrieben:
Sicher mache ich auch aus der Sicht sehr wortgläubiger, evangelischer Christen unzulässige Kompromisse. So gehört die sogenannte unbefleckte Empfängnis für mich eher in den mythischen Bereich der biblischen Erzählungen; ich empfinde das nicht als so relevant. Relevant ist für mich die Geburt Jesu Christi, seine Sendung und seine Auferstehung nach der Kreuzigung; daran glaube ich ohne Wenn und Aber.
Glaube ist gut, Erfolge wären besser! Der 24 Dezember müsste in den Therapeutenabend umbenannt werden, denn nur der Therapeut kann aus einer seelischen Notlage befreien?
Über 10 Millionen Deutsche trinken Alkohol in gefährlichen Mengen, die Zahl der Suchtkranken ist sehr hoch. Haben die Christen versagt? Sucht kommt von Suche, eben von der Suche nach Gott.

Was bieten Kirchengemeinden? Heuchlerische Frömmelei mit denen wohl kaum ein Realo was anfangen kann. Jesus ist für mich die Wahrheit, die Kirchengemeinden jedoch kein Ort der zu Jesus führt. Jesus mag die Kalten und die Heissen, die Lauen jedoch möchte er ausspeien. Jeder Neonazi steht Gott näher als ein frömmelnder Christ. Sie predigen Wasser und saufen Wein, dabei wäre die Lehre Jesus in meinen Augen der einzige Ausweg aus der SUCHT

nur mal so

Fraste

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Eve...
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 16:13

@ Fraste

Dein Zitat meiner Worte und Deine deutlich herausklingende Enttäuschung über das Christentum bewegen mich dazu, noch einmal hier zu antworten (ich stelle fest, ich darf gar nicht mehr nachlesen, es wird sonst zu schwierig, mich ganz auszuklinken ).

Erfolge sind da, aber eher im Kleinen, im Inneren der Menschen, die gläubig sind oder es werden, und in der Folge auch oft für Menschen in deren Umfeld. Den großen Rundumschlag hat das Christentum tatsächlich nicht geschafft, keine Religion, leider. Wir leben noch nicht im Paradies. Die Bibel spricht hier von der "gefallenen Welt" und (für mich allegorisch) vom Widersacher Gottes, der das Diesseits fest in seinem Klammergriff hat. Eine bekehrte Welt, in der nichts Böses mehr geschieht, bleibt wohl ein Traum.

Den einzelnen Neu-Christen, der plötzlich seine Süchte in den Griff bekommt, der seine Ziele vom Unguten abziehen und auf Gutes ausrichten kann, der vom Depressiven zum Optimisten wird, vom Selbstmordkandidaten zum Starken, Lebendigen, nachdem er sein Leben vorher mit Füßen trat - den gibts aber (so wie auch den "altgedienten", der nie ein Aufheben macht um seinen Glauben, ihn lediglich treu lebt und sich rührend um andere kümmert); dass auch Therapeuten solche Veränderungen ihrer Klienten schaffen, dass es überhaupt unabhängig von Religion und Glauben geschehen kann - Gott sei Dank! - negiert es ja im Leben von Christen nicht, ist definitiv kein Widerspruch.

Klar, die Kirche, die Christen - alles auch höchst angreifbar, menschlich fehlerhaft, besonders schlimm, wenn dort Scheußliches geschieht, wo der Moralanspruch riesig ist. Das ist so. Das macht aber die persönlichen Wandlungen, die Bemühungen um andere Menschen, den Wunsch, das Gute in der Stille zu tun, nicht weniger eindrucksvoll; für mich sind das oft kleine Wunder, die ich beobachten darf.

LG Eve


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Beitrag Sa., 10.07.2010, 16:53

Ghostvoice hat geschrieben: Glaube ein Konstukt, welches auf emotionalem Vertrauen fusst.
...
Der Glaube bedeutet... eine gefühlsmässige Überzeugung was Richtig und was Falsch ist.
Das ist auch meine Überzeugung. Wenn Eve sagt, hier im Forum seien 95 % Ungläubige - könnte das damit zusammenhängen, daß die psychische Probleme der User häufig mit eingeschränkter Emotionalität einhergehen? Eine gewagte Frage, ich weiß.
Eve... hat geschrieben: Wir leben noch nicht im Paradies.
Das wäre grausam (nicht nur langweilig).

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foobar
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 17:21

Sir hat geschrieben:
Eve… hat geschrieben: Wir leben noch nicht im Paradies.
Das wäre grausam (nicht nur langweilig).
Stimmt! Das wäre ein absoluter Albtraum! Ich für meinen Teil sündige auf jeden Fall ziemlich gern und das mit wachsender Begeisterung. Wenn ich mir vorstelle, immer der "liebe" Gott an der Seite. Immer den Aufpasser mit dem misstrauischen Blick über mir und dann ist es mal warm, ich hab Lust auf was frisches, schnapp mir den Apfel und dann, ja dann fang auch ich an zu bluten und darf mal wieder umziehen ...

Besser wir lassen alles so wie es ist und erhöhen einfach den Bildungsstand auf dieser Welt. Eine vernünftige Verteilung der Resourcen obendrauf und dann gucken wir mal weiter. Damit lässt sich sicherlich auch schon eine Menge erreichen ohne das wir unsere Freiheit aufgeben müssen.
Das Leben ist ein Sack voll Spaß und ich darf ihn aufmachen!

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Pitt
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 17:29

Ghostvoice hat geschrieben: Atheismus ist eine rationale, logische Überzeugung - Glaube ein Konstukt, welches auf emotionalem Vertrauen fusst.
Das klingt für mich beim ersten Lesen so, als sei ein Atheist irgendwie emotional "unreifer" und "unerleuchteter" als ein gläubiger Mensch.
So etwas klingt für meine Ohren recht anmaßend. So nach dem Motto: "Du wirst auch noch dahinter kommen und 'die Wahrheit' finden".

Die Wahrheit für einen Atheisten ist es natürlich, dass alle Gottgläubigen einer kollektiven (Auto)suggestion unterliegen, die dem gleichen psychischen Mechanismus folgt, wie z.B. bei Sinnsuchenden in obskuren Sekten.
Auch diese meine "Ansicht" mag anmaßend sein.
Wobei, - ich freue mich für jeden Menschen, der sein Seelenheil im Glauben gefunden hat. Dieses psychische "Opium" mag zwar hohes Suchtpotential haben, aber es ist zumindest im Gegensatz zu z.B. allen stoffgebundenen Süchten für den Organismus unschädlich und kann für viele Menschen einen Weg zu individuellem Glück bedeuten.
Wenn Glaube glücklich macht kann er doch eigentlich nicht schlecht sein.
Lg
Pitt

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Eve...
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 17:35

Pitt hat geschrieben:Wenn Glaube glücklich macht kann er doch eigentlich nicht schlecht sein.
Das ist ein süßes Argument. Vom persönlichen Glück wage ich ja hier schon lange nicht mehr zu sprechen

LG E.

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Proge
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 17:43

Hi, Sir!
Sir hat geschrieben:
Ghostvoice hat geschrieben: Glaube ein Konstukt, welches auf emotionalem Vertrauen fusst.
...
Der Glaube bedeutet... eine gefühlsmässige Überzeugung was Richtig und was Falsch ist.
Das ist auch meine Überzeugung. Wenn Eve sagt, hier im Forum seien 95 % Ungläubige - könnte das damit zusammenhängen, daß die psychische Probleme der User häufig mit eingeschränkter Emotionalität einhergehen? Eine gewagte Frage, ich weiß.
Das würde ich so nicht unterstützen, denn...

... ich bin ebenfalls überzeugter Agnostiker.

Religion spielte in meinem Leben niemals eine Rolle, allerdings habe ich vor vielen Jahren meinen Frieden mit ihr geschlossen. Die Formulierungen, welche debussy hier verwendete hätten damals genausogut von mir stammen können!

Ich arbeitete mal ehrenamtlich in einem Jugendzentrum, welches von einem Mann der örtlichen Diozöse geleitet wurde (er hat die Priesterweihe). Kein einziges Mal habe ich ihn über Gott reden hören - er hatte kein Interesse daran jemanden zu missionieren. Was aber jeder dort über ihn wusste, war, wie er sich für Menschen einsetzte (in erster Linie Immigranten und Schubhäftlinge) und ihnen selbst mit seinen beschränkten, privaten Mitteln half wo es nur ging!

Und er war sehr gläubig! Wie kann man soetwas sehen und danach seinen Religionshass (den ich damals so wie viele Leute hier auch hatte) guten Gewissens aufrecht erhalten? Es zwang mich meine Einstellung zu Religion und zu gläubigen Menschen zu überdenken. Ich wurde dadurch nicht religiös, aber zumindest lernte ich offene, nicht abwertende Toleranz. Wäre es mir ohne diese Begegnung heute auch möglich einen mir fremden Standpunkt zu verteidigen? Vermutlich kaum.

Ich denke, es ist für Nicht-Gläubige sehr schwer, religiöse Argumente in einem Gespräch nicht als substanzlos anzusehen. Überlegt mal, was wir Nicht-Gläubigen von Religion wissen?

Wir hören fast täglich von Skandalen in der christlichen Kirche!
Spätestens seit dem 11.September wird der Islam in der westlichen Welt als satanische Vereinigung hochstilisiert (Bsp.: Iran).
Der Palästinakonflikt hat als Grundlage die Judenvertreibung aus dem geheiligten Land.

Wir kennen ein paar Fakten und viele Lügen. Aber der spirituelle Zugang zum Glauben ist uns verwehrt (Agnostiker) oder wird einfach abgelehnt (Atheisten). Bei einer Bewertung des Glaubens aufgrund reiner Logik muss er einfach als schädlich empfunden werden.

Und wir Menschen neigen dazu bei der ersten Erklärung, die uns so einigermassen plausibel erscheint, nicht weiter nachzufragen. Schon gar nicht, wenn uns diese Erklärung "über andere erhebt".

Nein, in der heutigen Zeit ist es nicht leicht, seine religiösen Überzeugungen zu vertreten ohne auf Ablehnung oder sogar Abwertung zu stossen. Aber wenn ein einstmals überzeugter Religionshasser (ce moi ) durch ein gutes Beispiel zu mehr Toleranz geführt worden ist, so gibt es ja vielleicht doch noch Hoffnung, dass es anderen ähnlich gehen wird.
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Proge
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 17:46

Pitt hat geschrieben:Dieses psychische "Opium" mag zwar hohes Suchtpotential haben, aber es ist zumindest im Gegensatz zu z.B. allen stoffgebundenen Süchten für den Organismus unschädlich und kann für viele Menschen einen Weg zu individuellem Glück bedeuten.
Wenn Glaube glücklich macht kann er doch eigentlich nicht schlecht sein.
Lg
Pitt
Dem schliesse ich mich gerne an!
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Marja
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 17:47

Pitt hat geschrieben:
Wenn Glaube glücklich macht kann er doch eigentlich nicht schlecht sein.
Mir hat Dein letzter Beitrag gefallen, Pitt. Bis auf Deinen letzten Satz hier, ich glaube der ist ein bisschen in die Hose gegangen.

Hexen sind auch verbrannt worden, weil manche geglaubt haben daß......
Zuletzt geändert von Marja am Sa., 10.07.2010, 17:50, insgesamt 2-mal geändert.


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Beitrag Sa., 10.07.2010, 17:47

Ghostvoice hat geschrieben: Das würde ich so nicht unterstützen, denn...
... ich bin ebenfalls überzeugter Agnostiker.
Und Du fühlst Dich emotional vollkommen wohl? Dann bist Du nach meiner These hier eine Ausnahme.

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debussy
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 18:34

Ghostvoice hat geschrieben:Atheismus ist eine rationale, logische Überzeugung - Glaube ein Konstukt, welches auf emotionalem Vertrauen fusst.
ghostvoice, das stimmt nicht. es ist keine überzeugung.
genauso, wie du als nichtraucher geboren wirst, wirst du auch ohne religion und und "glauben" geboren.
ich glaube auch nicht an außerirdische unter uns oder an sonst. esoterische energie und an wunder schon gar nicht.

ich finde die vorstellung, da ich einfach als kind KEINE MANIPULATION diesbezüglich erfahren habe, dass leute ein kreuz anbeten, mit einem toten drauf, derartig absurd, dass ich einfach manchmal denke, es sind rund um mich alle wahnsinnig.

ich bin nicht überzeugt, dass es keinen gott gibt, es steht für mich ja gar nicht zur debatte.

daher ist nicht-glauben ja keine überzeugung, sondern mein ur-zustand.

und gefrustet, wie wost case das ausgedrückt hat, bin ich sehrwohl, weil ich von diesem glauben behelligt werde. (kirchenglocken z.b.).

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Proge
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Beitrag Sa., 10.07.2010, 19:15

Sir hat geschrieben:Und Du fühlst Dich emotional vollkommen wohl? Dann bist Du nach meiner These hier eine Ausnahme.
Wenn ich emotional auch nur annähernd wohl fühlen würde, würde ich dann in einem solchen Forum posten?
(Keine Sorge, ich habe schon meine Probleme, aber dazu schreibe ich vileleicht später mal in einem eigenen Thread darüber.)
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