Alles nur künstliche Therapeuten-Symphatie-Getue

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

leberblümchen
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Beitrag So., 16.12.2012, 18:19

Glaub mir, du darfst fühlen, was du willst und fühlst! Das ist der Witz! Anders wird es nicht funktionieren. Und sie muss bzw. sollte wissen, was du fühlst. Denn darum geht es doch auch. Worum sollte es denn sonst gehen? Es geht definitiv NICHT darum, das angepasste Mädchen zu spielen. Auch wenn das artiger wirkt.

Mein Therapeut meint immer: "Das Einzige, was Sie hier nicht dürfen, ist, mein Regal auseinanderzunehmen". Und er sagt: "Wenn der Patient wütend wird, fängt die Therapie doch erst richtig an".

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Giraffenkind
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Beitrag So., 16.12.2012, 19:35

CrazyChild hat geschrieben:Ich habe Bedenken daß ich Sachen sagen werde, die wirklich verletzend sind. Daß ich sie manchmal dafür hasse wenn ich mich so abgemeldet fühle. Das wäre schon heftig.
Der Witz ist, dass meine Analytikerin sogar genau das will, dass ich DAS endlich mal ausspreche und sie ist kein bißchen verletzt gewesen. Es ging um ihren anstehenden Urlaub.... sie war jetzt 2x hintereinander krank und nimmt sich trotzdem 3 Wochen Weihnachtspause.... ich war geschockt und dachte "Das kann sie mir nicht antun und mich so lange alleine lassen", aber ich mochte es ihr zuerst nicht sagen, wollte ihr keine Vorwürfe machen, wollte vernünftig sein, wollte die artige "Tochter" sein, damit sie sich nicht von mir abwendet.
Sie aber wollte, dass ich es ausspreche, dass ich ihr meine Wut, Enttäuschung und Traurigkeit zeige und weißt Du, was sie gemacht hat? Sie hat meinen Satz sogar noch vervollständigt und sagte für mich: "Das kann sie mir nicht antun und mich SCHON WIEDER so lange alleine lassen." Ich sagte ganz erschrocken, dass ich das so nicht gesagt hätte und sie meinte, dass es aber doch so wäre und sie das sehr gut verstehen kann. Und dass es bei meiner Geschichte absolut nachvollziehbar ist, dass sich das für mich so schlimm anfühlt. Das war eine ganz neue Erfahrung für mich, ihr das alles so sagen zu dürfen und dass sie nicht verletzt reagiert und sich von mir abwendet, ganz im Gegenteil.

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sandrin
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Beitrag So., 16.12.2012, 21:53

Ich beneide euch um eure Therapeuten. Meiner reagiert sofort höchstempfindlich, wenn ich mich nicht konform verhalte.
Gut, aber ich mach auch keine Analyse.

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CrazyChild
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Beitrag Mo., 17.12.2012, 11:26

Sandrin...wie zeigt er Dir das ? In welchen Situationen...? Ist aber schon bedenklich, oder ?
LG, CrazyChild

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pandas
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Beitrag Mo., 17.12.2012, 14:55

In dem Sinne "konform" für den Patienten soll es in einer Therapie ja gar nicht geben.

Oder habt Ihr Sonder.absprachen?
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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sandrin
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Beitrag Mo., 17.12.2012, 15:16

Naja, er reagiert halt ungehalten, wenn ich Kritik äußere und stellt mich dann als aggressiv hin. Wobei ich sagen muss, dass ich in keinster Weise irgendwie ausraste oder so. Ich stelle das eine oder andere in Frage. Damit kommt er nicht so klar.

Ist schon bedenklich,ja. Aber was will ich machen...


pandas
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Beitrag Mo., 17.12.2012, 15:22

Finde ich merkwürdig, meiner kommt bei Kritik positiv in Fahrt. Also, er freut sich quasi darüber, wobei er dann nicht unbedingt sein Verhalten so ändert, aber wir sprechen darüber: Es geht wohl um die Auseinandersetzung des WIE.

Warst Du nicht ohnehin zögerlich, ob Du weitermachst? Irgendwie passt es ja nicht so richtig, dann? Vielleicht mal nüchtern die Kritikpunkte anbringen und mit ihm ausführlich besprechen, sozusagen die Karten auf den Tisch legen anstatt es weiterdahinziehen zu lassen?
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sandrin
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Beitrag Mo., 17.12.2012, 15:25

Ja, hast Recht. Ich schau mir das halt noch ein paar Stunden an, dann brech ich ab, wenn er darauf nicht eingeht. Ich möchte nur noch ein wenig abwarten, weil dieses Mal ist es wirklich das letzte Mal, dass es es probiert habe. Ich schein immer Pech zu haben. Vielleicht soll es aber auch einfach so sein.


pandas
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Beitrag Di., 18.12.2012, 01:26

Ah, nicht das "letzte Mal" sagen ...

... mitunter passt es im Moment echt nicht, und es ist auch zu nervig, sich auf die Suche zu machen. Ausserdem gehört da auch immer Zufall dazu.

Eventuell findet sich ja erst später im Leben der Knaller-Therapeut

War bei mir auch so, ich hatte auch schon mal scheußliche Probegespräche und dann die Sache (das Suchen) über ein Jahr ruhen lassen etc.
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sandrin
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Beitrag Di., 18.12.2012, 17:48

Ja, so läuft es manchmal. Aber bei mir ist dann endgültig Schicht im Schacht. Ich komm dann lieber alleine klar. Auch glaube ich nicht daran, dass es den "Knallertherapeuten" gibt. Den kann es - zumindest für mich - auch gar nicht geben. Ich hab das große Glück, dass ich das sehr realistisch sehe. Ohne dass ich das jetzt bewerten möchte, aber ich könnte mich niemals so an meine Therapeuten bindne, wie ich das im Forum hier oft lese. Das wäre für mich fatal.

Die Stunde lief dieses Mal aber auch ganz gut. Mal sehen, wie sich das noch entwickelt. Es kommt, wie es kommt. Davon geht die Welt nicht unter. Da habe ich schon ganz anderes geschafft .

LG Sandrin


pandas
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Beitrag Di., 18.12.2012, 17:56

@ sandrin

Knaller-Therapeuten meinte ich nicht wörtlich.wörtlich.
Ich wollte damit eher sagen, einem, mit dem es passt, mit dem ein Prozess im Gange kommt.

Und das kann immer im Leben passieren.

Mitunter sollen ja sinnreiche Therapien auch im Alter geschehen, so ab 60.

Will nicht sagen, das wäre bei Dir so.
Wollte sagen, möglicherweise gehört Therapie zu den Sachen, von denen man nicht sagen sollte, so, jetzt endgültig nie mehr. ...
... es gibt ja auch genug Sachen, die zwangsläufig endgültig sind.

Und ja, es besteht ja auch noch die Chance, dass es mit dem derzeitigen noch wird.
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sandrin
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Beitrag Di., 18.12.2012, 18:27

Stimmt. Vielleicht wird es ja auch noch was.

Aber für mcih ist einfach Fakt, dass ich das Thema Therapie nur sehr begrenzt wieder angehe. Mit 60 ist das Thema für mich schon lange erledigt.

LG Sandrin

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CrazyChild
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Beitrag Mi., 19.12.2012, 10:50

Ich habe gestern mit meiner Thera nochmals das Thema „künstliches Getue der Thera’s während der Therapie“ besprochen.

Habe ihr alle meine Gefühle diesbezüglich geschildert und meine Meinung daß das alles nicht „echt“ ist. Die ganze Diskussion war für mich sehr anstrengend, tränenreich auf meiner Seite und es wurde auch etwas lauter…

Rausgekommen ist das, was ich vom Verstand her natürlich weiß, aber mit den Gefühlen sehr schwer vereinbar ist.

Sie sagte:

Es ist „nur“ eine Dienstleistung, nicht mehr und nicht weniger. Es ist nur ihr Job.Punkt.
Während der Stunden ist sie so authentisch wie möglich, mitfühlend.
Wenn die Stunde vorbei ist, dann wars das. Punkt. Nicht mehr und nicht weniger.
Natürlich findet sie die Patienten „sympathisch“ – aber eben nicht mehr.
Alle ihre Patienten sind erwachsene Menschen und sie geht davon aus daß man sich bei ihr meldet wenn was ist.
Wenn man sich nicht meldet geht sie davon aus daß man nichts braucht.
Sie wird niemandem hinterherlaufen oder hinterhertelefonieren.
Das ist auch bei so vielen Patienten gar nicht möglich.

Ich sagte ihr, daß es mir so schwerfällt das so zu verstehen da ich ja so viele Gefühle mit in die Therapie bringe, ich aber oft das Gefühl habe,
daß die einfach nur an ihr abprallen und sie mir den Ball so immer wieder zurückspielt.

Sie meinte, daß man zum Arbeiten ja immer irgendwas mitbringen muß, sonst wäre das ja gar nicht möglich. Beim Zahnarzt bringt man ja
auch seine Zähne mit, sonst könne der ja nicht arbeiten. Und so muß ich eben in einer Therapie meine Gefühle und Probleme mit-
bringen sonst geht halt nix.

Also – wir alle, ihr alle, die wir meinen daß da „ mehr“ ist….VERGESST ES…da ist nicht mehr. Es sind nur die 50 Minuten, die „echt“ sind, wir
Sind „nur“ Patienten für 50 Minuten und fertig. Alle Floskeln wie „ich denke an Sie“ (…sagt meine übrigens eh nie…) oder „ich mag Sie“ (…sagt sie NIE…)
dienen nur dazu Vertrauen aufzubauen, was eine Basis für die therapeutische Arbeit ist, ABER ES IST NICHT MEHR….

Ich wusste das alles schon vorher…aber sie hat mir das in aller Deutlichkeit nochmals erläutert.

Obwohl das sehr hart war zu hören weiß ich nun woran ich bin. Fühle mich jetzt schon ein bißchen allein, aber…na ja…passt schon.

Ich denke, sie hat es mir auch so deutlich gesagt damit ich einfach besser bei mir selbst bleibe und nicht dauernd sie wichtiger ist als ich selbst.

Trotzdem meinte sie beim Verabschieden noch „…Frau CrazyChild, ich bin aus therapeutischer Sicht ganz fest an ihrer Seite…“

Wenigstens etwas….
LG, CrazyChild

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leberblümchen
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Beitrag Mi., 19.12.2012, 11:01

Würde es dich sehr verunsichern, wenn ich dir sage, dass ich das nicht glaube, was sie gesagt hat? Also, ich glaube natürlich, DASS sie es gesagt hat. Aber ich glaube nicht, das man das so sehen kann und ich weiß nicht mal, ob sie das wirklich so sieht.

In einem meiner 384 Bücher steht irgendwo, dass Therapeuten - also, konkret Analytiker - traurig sind, wenn eine Therapie beendet ist. Also: richtig traurig. Ich glaube das in der Tat auch. Ich hab es einmal bei meinem erahnen können, ohne dass er viel gesagt hat, dass er traurig war, dass eine Patientin gerade fertig war.

Der Unterschied zwischen einem Zahnarzt und einem Therapeuten ist, dass es bei einer Zahnbehandlung ausreicht, wenn DER PATIENT seine Zähne mitbringt. Die Zähne des Zahnarztes können aussehen, wie sie wollen. Oder er lässt den Mund zu. Bei einer Psychotherapie reicht es definitiv NICHT, wenn nur der Patient seine Gefühle mitbringt! Es macht mich traurig, dass deine Therapeutin das so sieht; oder sie will dir mit dieser Aussage nur helfen, unabhängiger zu werden?

Ich kann das Wort 'Dienstleistung' in diesem Zusammenhang nicht mehr hören! Es ist eine 'Gefühlsleistung'. Eine Leistung zwar, aber nicht dasselbe, wie Gas-Wasser-Schei.ße oder Buchhaltung.


leberblümchen
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Beitrag Mi., 19.12.2012, 11:19

Ich denke, die hohe Kunst der Psychotherapie ist es, als Therapeut das 'Drama' aus 'Sich-Abgrenzenkönnen' und 'Sich-Einlassenkönnen' zu beherrschen! Nicht nur, weil es für den Th. selbst besser und gesünder ist, sondern auch weil der Patient so Sicherheit vermittelt bekommt, ohne allzu abhängig zu werden. Und weil er spürt, dass diese Haltung authentisch ist. Ein guter Th. sollte sich öffnen können, und zwar m.E. nicht nur mit der Stoppuhr in der Hand, sondern er sollte es vielleicht auch zulassen können, mal zwischendurch an den einen oder anderen Patienten zu denken. Und er sollte sich dann auch wieder 'verschließen' können, um sich anderen Dingen oder Menschen und auch sich selbst zuzuwenden.

Wenn ich mir jetzt überlege, was du von ihr erzählst, dann verwirrt mich das, wenn sie dich einerseits dazu einlädt, ihr zu schreiben, und wenn sie andererseits auf diese 50 Minuten pocht. Was tut sie denn mit deinen Mails? Lässt sie sich auf sie ein? Was soll dann so ein Satz wie "ach, die Woche hab ich ja nicht viel von Ihnen gehört"? Wenn sie schon Extra-Einladungen ausspricht, dann solltest du auch das Gefühl haben, dass sie ihr Herz dann geöffnet hat. Wenn sie das nicht will, dann sollte sie sich dir gegenüber besser abgrenzen und keine Post zwischendurch annehmen.

Mir scheint fast, dass ihr Abgrenzungsproblem fast genauso groß ist wie deines; kein Wunder, dass ihr da nicht weiterkommt!

Ach so: Dass das 'Mögen' ziemlich schwierig ist, meine ich auch. Ich denke, man darf da ein 'persönliches Mögen' nicht mit einem 'Menschenbild-Mögen' verwechseln. Ein Th. sollte Menschen mögen. Er sollte sich ihnen zuwenden können und mitfühlen können. Und in diesem Rahmen vielleicht auch 'lieben' können. Das hat aber nicht unbedingt was mit einer 'innigen' Liebe zweier Menschen zu tun. Die mögen uns, weil sie sich für uns interessieren, denn wir sind ihre Patienten. Die mögen uns nicht, weil wir ihnen so viel Freude bereiten oder so intelligent und sexy sind.

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