Alles nur künstliche Therapeuten-Symphatie-Getue

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CrazyChild
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Beitrag Sa., 15.12.2012, 13:04

Ich bin Lichtjahre von dem entfernt was Kenneth beschreibt. Ob ich es jemals ansatzweise erreichen werde ist auch die Frage.

Es sind meine Emotionen, die ich nur schwer kontrollieren kann. Ich habe Angst nächste Woche meiner Thera in der Stunde all das zu sagen, was ich NICHT tun sollte, oder drüberstehen sollte, wenn ich nur ein Fünkchen von dem könnte was Kenneth beschreibt.

Ich habe Angst nächste Woche mal wieder wie das kleine, bockige und zutiefst verletzte Kind vor meiner Thera zu sitzen und ihr zu sagen, daß all das was sie tut und sagt sie eh nur in den 50 Minuten der Stunde so sagt und mich in Wirklichkeit einfach nur lächerlich findet. So wie ich mich auch. Und daß ich weiß, daß sie mich nicht rausschmeißen wird sondern das so anstellen wird, daß ich irgendwann von mir aus nicht mehr kommen werde. Wie es eben mein ehemaliger Thera gemacht hat – die Kommunikation einfach langsam einschlafen lassen, so daß man sich irgendwann fragt, für was gehe ich da eigentlich noch hin.

Das sind ganz schwere Anschuldigungen und ich hasse mich dafür. So sehr daß mich das auch schon wieder so wütend macht. Denn ich habe sie doch so, so gerne. Aber sie verletzt mich damit. Sie gibt mir durch diese distanzierten e-mail Antworten das Gefühl nicht wichtig mit meinem Problem zu sein, und lächerlich. Das provoziert mich…so sehr…es schaukelt sich so sehr hoch daß ich dann, wenn es soweit ist, Dinge sagen werde die vollkommen ungerecht sind. Aber es brodelt in mir und es wird immer mehr. Ich könnte ihr ne e-mail schreiben, denn dafür ist das für mich gedacht, wenn ich den Druck nicht mehr aushalte. Aber wenn sie dann wieder nur so gelangweilt antwortet dann wird es nur noch schlimmer. Dann platze ich nächste Woche bei ihr.

Es ist die letzte Stunde vor Weihnachten. Danach ist 3 – 4 Wochen Pause. Ich will nicht daß diese letzte Stunde entgleist – denn die einzige die das dann wochenlang aushalten muß bin ich. Nicht sie. Sie geht in die Weihnachtspause und macht es sich richtig schön. Während ich wochenlang am Rad drehe.

Ich will eine schöne, harmonische letzte Stunde vor Weihnachten. Aber ich habe Angst daß ich mich emotional nicht kontrollieren kann. Denn mit jedem Tag den es längert dauert schaukelt es sich noch mehr hoch.

Aber ich merke grade daß es gut getan hat sich hier auszukotzen….auch wenns keiner versteht….ich versteh mich ja selbst nicht…
LG, CrazyChild

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Fundevogel
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Beitrag Sa., 15.12.2012, 13:22

CrazyChild hat geschrieben:... und mich in Wirklichkeit einfach nur lächerlich findet. So wie ich mich auch.
Liebe Crazy Child,

ich glaube, das ist das eigentliche Problem:
Daß du dich selbst lächerlich findest.
Sie kann tun und sagen, was sie will, sie kann es nicht "wegmachen" -
solange du dich selbst lächerlich findest.

Wie müßtest du denn sein,
was müßtest du denn tun,
damit du von dir das Gefühl hast, eine ernstzunehmende Person zu sein?

CrazyChild hat geschrieben:Denn ich habe sie doch so, so gerne. Aber sie verletzt mich damit.
Vielleicht möchtest du auch nochmal genauer hinsehen.
Wie kann man jemanden so so gerne haben, der so so gemein ist zu einem?

Entweder du hast sie doch nicht so gerne
und du kennst das von irgendwoher die Hand zu küssen, die dich schlägt?
Oder sie ist doch nicht so gemein zu dir und es ist dein Kopfkino und deine Projektionen.
Nur mal so als Anregung.
Fundevogel

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CrazyChild
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Beitrag Sa., 15.12.2012, 13:38

...danke, Fundevogel...
Fundevogel hat geschrieben:Daß du dich selbst lächerlich findest.
...ja, ich finde mich lächerlich...
Fundevogel hat geschrieben:Wie müßtest du denn sein,
was müßtest du denn tun,
damit du von dir das Gefühl hast, eine ernstzunehmende Person zu sein?
...ruhig und gelassen...über den Dingen stehend...überlegt...nicht so sehr von Emotionen bestimmt...zu wissen WAS man sagt wenn man den Mund aufmacht...erwachsen eben....
Fundevogel hat geschrieben:und du kennst das von irgendwoher die Hand zu küssen, die dich schlägt?
...mmhhhh....ja....leider...
Fundevogel hat geschrieben:Oder sie ist doch nicht so gemein zu dir und es ist dein Kopfkino und deine Projektionen.
...nein...sie ist überhaupt nicht gemein zu mir, sie tut so viel für mich, ich glaube auch mehr als sie müsste. Nur wenn diese wunden Punkte getroffen werden, dann geht's bei mir ab...egal wer das ist...
LG, CrazyChild

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CrazyChild
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Beitrag Sa., 15.12.2012, 13:57

...ich weiß jetzt wie ich`s mache....ich schreibe ihr KEINE e-mail - dafür aber nen Brief...nachdem ich über alles nachgedacht habe...den kann ich dann bis nächste Woche immer wieder verbessern, wenn er zu heftig ist. Und vielleicht dann auch selbst verstehen, warum ich wie reagiere. Das wird mir grade durch Fundevogel's Denkanstösse bewusst.

Dann nehm ich den Brief mit und kann mit meiner Thera dann da ganz vernünftig drüber sprechen.

Und dann wird es eine schöne, letzte Stunde vor Weihnachten.

CrazyChild
LG, CrazyChild

***stay strong***

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ziegenkind
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Beitrag Sa., 15.12.2012, 14:04

crazy, ich glaube viele verstehen dich. ich allemal. kommt mir alles sooo bekannt vor. weißt du was mir manchmal geholfen hat? der versuch erst mal nicht zu urteilen, nicht über mich und nicht über meine therapeutin (sauschwer, ich weiß), sondern so interessiert wie möglich hinzugucken, mich so genau wie möglich zu fragen, was passiert da eigentlich grad bei mir und dann darum ringen, das in worte zu packen, die ich dann in die nächste stunde mitbringen kann.

was mir bei dir auffällt (und was mich an mich selber erinnert): da sind zwei stränge in dir.
1. du bist wütend auf deine therapeutin.
2. du findest dich selbst lächerlich.

passt nicht wirklich gut zusammen, nicht?

wenn du wütend bst, dann heißt das implizit, dein anspruch an deine thera ist das legitimste überhaupt. sie ist eine perfide socke, dass sie dich verrecken lässt in deinem hunger nach zuwendung.

wenn du dich lächerlich findest, dann heißt das unausgesprochen das gegenteil. du bist die maßlose, das alberne kind, das nie genug kriegen wird, das nie satt werden wird. deine thera tut gut daran, dich nicht weiter zu pampern. hört ja eh nie auf.

vielleicht macht es sinn, darüber nachzudenen, wie beides zusammenhängt? erst mal nur für dich? oder hier mit uns?
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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(e)
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Beitrag Sa., 15.12.2012, 14:34

Liebe CrazyChild

Ich denke, Du siehst Deine Thera nicht als vollständige Persönlichkeit mit einem eigenen Leben, sondern eher aus einer Abhängigkeit heraus, die diese Wahrnehmung verhindert. Wie sollte sie denn sein, damit Du zufrieden bist? Es wäre nie genug, das weißt Du. Niemand kann diesen emotionalen Hunger stillen außer Du selbst.

Das Auskotzen hier war gut, denke ich auch. Ich würde versuchen, andere Wege zu finden, um Deine Gefühle auszuagieren, Dein Blog, mach es Dir gemütlich dort. Das mit dem Brief ist irgendwie romantisch, eine gute Idee, ein therapeutisches Ritual. Ich dachte etwas Ähnliches und freue mich auf die Weihnachtsdeko, die ich hoffentlich in der Stadt erblicken werde. Ich verbinde den Weg zur Praxis mit meinem Thera. Mein Weg wird mein Weihnachtsritual sein.
Lieben Gruß
elana

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Giraffenkind
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Beitrag Sa., 15.12.2012, 15:12

Hallo,

ich habe ja auch immer wieder Zweifel (mag sie mich noch, ist das, was sie zeigt wirklich echt usw.). Aber es gibt immer und immer wieder Dinge, die meine Zweifel ausräumen und vielleicht komme ich ja irgendwann mal von dieser Angst weg, ich hoffe es.

Letztens hatten wir wieder eine schwere Stunde, in der ich mal wieder unsere Beziehung in Frage stellte. Jedenfalls träumte ich in der darauf folgenden Nacht, dass wir ganz nah beieinander saßen, lange miteinander sprachen und so ganz deutlich war, dass wir uns gerne mögen. Ihre Reaktion auf diesen Traum war ein strahlendes Lächeln und die Bemerkung, dass sie der Traum sehr freut und mein Unbewusstes es anscheinend besser weiß, dass es wirklich so ist. Das kann unmöglich "künstliches Therapeuten-Sympathie-Getue" gewesen sein, es kam SEHR echt rüber. Und ich muss wohl nicht erwähnen, wie sehr mich das gefreut hat und wie schön es war, dass wir uns dann gegenseitig anstrahlten.

Und ich habe auch bereits erneut schwere Stunden hinter mir, wir haben uns u.a. sogar mal etwas "angezickt", was für mich schon außergewöhnlich war, im Nachhinein aber wieder zu mehr Nähe führte, die ich mir so sehr wünsche. Sie hatte mir zu heftig etwas rückgemeldet und ich hatte mich bei ihr beschwert, ob das wirklich sein musste. Sie erklärte, dass es ein Versuch war, mich wachzurütteln, zu mir Kontakt zu bekommen und dass sie manchmal sehr engagiert wäre und dann käme es schon mal dazu, dass sie leidenschaftlich wird und auch mal etwas lauter. Aber dass das anscheinend nicht das war, was ich brauchte und dass Therapeuten auch Fehler machen und sie sich bei mir entschuldigt, denn ihr liegt natürlich nichts daran, dass es mir dadurch schlechter geht.
Und als wir dann in der nächsten Stunde weiter darüber sprachen, meinte sie doch tatsächlich, dass meine Bemerkung/Beschwerde sehr wohl auch etwas mit ihr gemacht hat. Das hat sich für mich SO schön angefühlt, dass sie sich also auch berühren lässt. Und dass sie mir das als Analytikerin auch noch rückmeldet, fand ich super toll.
Und dann schob sie sogar noch hinterher: „Als Sie mir sagten ’Muss das denn sein’, dachte ich, meine Mutter sitzt vor mir“ und fing ganz doll an zu lachen... sie steckte mich damit sofort an und wir lachten zusammen und da war es wieder, das deutliche Gefühl der Sympathie und Zuneigung, die Warmherzigkeit, es war einfach nur schön.
Das alles hatte mal wieder so gar nichts von künstlichem "Therapeuten-Sympathie-Getue", es wirkte extrem echt.

Aber ich kenne diese Zweifel auch immer und immer wieder und es wird wohl noch eine ganze Zeit dauern, bis sie sich auflösen.

LG Giraffenkind

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(e)
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Beitrag Sa., 15.12.2012, 15:36

Liebe AufdemWeg

Wahrscheinlich werde ich danach auch keinen neuen Therapeuten mehr suchen, weil ich kein erneutes Mal Vertrauen fassen könnte. Mein Thera jetzt war der Allererste, den ich nach dem Gutachten aufsuchte, und irgendwie konnte ich mich danach an keinen anderen Therapeuten mehr so weit binden, dass es für eine Therapie reichte. Und wenn ich enttäuscht wäre, würde das meine Rückzugs- und Selbstschutztendenzen noch verstärken und wahrscheinlich eine weitere Therapie verunmöglichen. Das steht sogar in meinem Gutachten, dass das geschehen könnte. Es gibt einfach gewisse No-Go´s bei mir, danach geht nichts mehr. Vor allem darf es nie so sein, dass ich mich in irgendeiner Form bevormundet fühle. Wenn das geschieht und der Respekt diesbezüglich sinkt, gehe ich von selbst. Aber das weiß mein Thera alles.

AdW: Hast Du Deinen Beitrag gelöscht?
Lieben Gruß
elana

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CrazyChild
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Beitrag Sa., 15.12.2012, 22:49

kenneth hat geschrieben:der versuch erst mal nicht zu urteilen, nicht über mich und nicht über meine therapeutin (sauschwer, ich weiß), sondern so interessiert wie möglich hinzugucken, mich so genau wie möglich zu fragen, was passiert da eigentlich grad bei mir und dann darum ringen, das in worte zu packen, die ich dann in die nächste stunde mitbringen kann.
Kenneth...ich verstehe wie Du meinst - aber ich kann das nicht...ich weiß nicht was da passiert - es sind so heftige Emotionen die mir den dazu nötigen klaren Blick vernebeln - ich schaffe es einfach nicht wertfrei hinzuschauen um zu erfragen was da eigentlich wirklich abläuft, denn ich fühle nur das:
kenneth hat geschrieben:sie ist eine perfide socke, dass sie dich verrecken lässt in deinem hunger nach zuwendung.
...GENAU SO - und das lässt mich fast Durchdrehen...
kenneth hat geschrieben:wenn du dich lächerlich findest, dann heißt das unausgesprochen das gegenteil.
...wieso das Gegenteil ? Von was ? Daß ich auf sie wütend bin ?
kenneth hat geschrieben:du bist die maßlose, das alberne kind, das nie genug kriegen wird, das nie satt werden wird. deine thera tut gut daran, dich nicht weiter zu pampern. hört ja eh nie auf.
...oh ja - ich hasse mich dafür. So sehr. Und manchmal "wünsche" ich mir sie würde mich einfach rausschmeißen - denn nichts anderes hätte ich besser verdient mit diesem lächerlichen Getue...aber das macht sie nicht - sie lässt mich einfach toben, schimpfen, heulen...ohne jegliche Konsequenzen. Ich versteh nicht warum sie das so macht. Warum sie das so gelassen aushält...mit mir.
kenneth hat geschrieben:1. du bist wütend auf deine therapeutin.
2. du findest dich selbst lächerlich.

passt nicht wirklich gut zusammen, nicht?

vielleicht macht es sinn, darüber nachzudenen, wie beides zusammenhängt? erst mal nur für dich? oder hier mit uns?
Kenneth...erklärs mir bitte was Du meinst, ich spüre daß das irgendwie zusammenhängt aber ich kann nicht sagen wie....ich finde mich mit meinem kindlichen Getue auf der einen Seite so lächerlich und gleichzeitig tut dieser unstillbare Hunger nach Zuneigung so sehr weh. Ich fordere dies von meiner Thera - sie gibt mir das nicht - und das lässt mich fast Durchdrehen...da der Schmerz dadurch und die Wut, das nicht zu bekommen, nur noch größer wird.

Ich checks nicht............................ich spüre nur unendliche Traurigkeit, Schmerz und Wut.
elana hat geschrieben:Wie sollte sie denn sein, damit Du zufrieden bist?
Ich möchte daß sie mich uneingeschränkt mag und akzeptiert und mir das auch zeigt. Nicht nur als Patient. Während dieser 50 Minuten. Aber zwischen Stunden bin ich einfach ein Nichts für sie. Aber was erwarte ich denn......
elana hat geschrieben:Es wäre nie genug, das weißt Du.
*stöhn* ....ja....
elana hat geschrieben:Niemand kann diesen emotionalen Hunger stillen außer Du selbst.
...wenn ich das könnte...und ich kann es nicht. Immer noch nicht. Ich verstehe nicht wie das geht. Ich versuche ja nett zu mir zu sein, mir Gutes zu tun.............aber das gibt mir nicht - aber auch nicht im geringsten das was ich mit/bei meiner Thera spüre...das ist wirklich nicht in Worte zu fassen. Für mich nicht.


Giraffenkind….es freut mich zu lesen daß Dir Deine Thera mittlerweile so nahe steht…ein großer Fortschritt. Vor ein paar Monaten sah das noch ganz anders aus.
LG, CrazyChild

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ziegenkind
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Beitrag Sa., 15.12.2012, 23:46

crazy, ich kann dir nicht DIE antwort geben. für jeden ist die wahrscheinlich ein bisschen anders. ich glaube aber, dass wir an einen ganz entscheidenden punkt kommen, wenn wir da sind, wo es erst so widersinnig und widersprüchlich ausieht.

mir scheint, deine widersprüche haben viel damit zu tun, dass du manchmal gefühle, die du eigentlich selbst hast, bei dir nicht aushälst und dann auf sie projezierst. ein besipiel. eigentlich bist du unheimlich wütend. du unterstellst ihr, dass sie ein ganz mieses spiel mit dir spielt, wenn sie so distanziert antwortet. wenn man das konsequent weiter denkt, wär doch die logische schlussfolgerung, dass du ihr den kram vor die füße schmeißt und die große biege machst. welcher mensch würde bei jemandem bleiben, der so bösartig ist? machst du aber nicht. in dem moment kippt alles. du wendest die aggression, die du grad noch gegen sie gehegt hast, gegen dich selber, erklärst dich zur nervigsten patientin der welt und erwartest, dass sie dich eigentlich jeder zeit rauswerfen müsste.

ich seh da zwei dinge:

1. es verschwimmt dauernd, wer was ist und von wem was kommt. gefühle werden zwischen euch hin und her geschoben, so lange, bis das alles total verwickelt ist.

2. es geht um kontrolle. wenn du wechselweise sie oder dich zur absolut bösen machst, dann weißt du, was gleich passiert - auch wenn es schrecklich ist, aber es scheint dir gewiss zu sein. gewiss scheint allemal besser als ungewiss, unkontrolliert.

keine ahnung, ob das für dich passt, das war mir bislang aufgefallen und eingefallen. ich glaube aber, es ist total wichtig, wenn du dir da deinen eigenen kopf drum machst. noch mal, guck da doch mal wie auf ein sudoku-rätsel drauf. crazy knackt crazy, gewissermaßen, life und in farbe.

ich weiß, das tut weh. das kann dir aber, fürchte ich, keiner abnehmen. ich weiß von mir, wenn das klappt, dass man sich selbst als spannendes rätsel betrachtet, dann kann man manchmal zugucken, wie sich der schmerz verwandelt, erst aushaltbarer wird, dann noch ein bisschen aushaltbarer und irgendwann löst er sich sogar auf. dieser eine. oft kommt dann dahinter noch ein anderer schmerz. mit dem kann man dann das gleiche machen usw. usf. je weiter man geht, desto schneller geht einem das schmerz umandeln von der hand. bei mir hat es ganz ähnlich wie bei dir angefagen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


leberblümchen
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Beitrag So., 16.12.2012, 08:00

Crazy Child, wenn du schreibst "was erwarte ich denn", dann hört sich das für mich so an, als melde sich dein Gewissen da nur pro forma - weil du ja weißt, dass es sich nicht 'gehört', seine Therapeutin so für sich haben zu wollen. Das könnte ja irgendwie gierig aussehen und das wäre ja 'offiziell' unanständig. Nur: Das, was wir uns wünschen, das, wonach wir uns sehnen, das ist nichts, was sich mit einem "das gehört sich nicht" wegwischen lässt; denn es kommt immer wieder - so lange, bis ein anderes Gefühl sich breitmachen darf...

Hast du ihr denn mal gesagt, wie wütend du auf sie bist? Du schreibst das ja in diesen Thread, also wird da wohl so was sein wie das Gefühl: "Sie können mich hier nicht in den Stunden 'heiß' machen, meine BeGIERde wecken, meine Sehnsucht anstacheln - und dann lassen sie mich fallen und zwischen den Stunden kommt dann so eine Antwort, die mir zeigt, dass sie nur Pflichtgefühl für mich empfinden! Mir tut das weh!" - also, so ähnlich. Denn es TUT dir ja weh. Und eigentlich, du bist erwachsen, richtet sich ja diese Wut gegen die Personen, die du gebraucht hättest, als du klein warst. Denn wenn da jemand gewesen wäre, der die kleine Crazy Child immer dann getröstet hätte, als sie es gebraucht hat, dann bräuchtest du heute keine Therapeutin mehr, die das übernehmen soll - und die das, wie du weißt, SO nicht erledigen kann.

Ich glaube überhaupt nicht, dass es hilfreich ist für dich, wenn du immer wieder dein Gewissen ins Spiel bringst, um diese Wut zu neutralisieren - "ich hasse sie dafür, aber dazu habe ich keinen Grund" - und damit ist die Chance, sich Luft zu machen und sich frei zu machen, vertan!

Lass doch mal diese hinderlichen Gedanken weg und konzentriere dich auf das, was du fühlst!!! Denn darum geht es doch in der Therapie: an die tiefen, negativen, angst- und schambesetzten Gefühle ranzukommen. An die Gefühle, die NIEMAND hören wollte, als du ein Kind warst und die jeder mit einem "stell dich nicht so an" weggewischt hat.

Vielleicht war das ein Zufall - aber ich glaube nicht daran : Ich habe mir in meiner Therapie so lange die Frage gestellt, ob er mich mag - mich hat das so belastet, diese Angst, weggeschoben zu werden. Und irgendwann hab ich es ihm ins Gesicht gesagt: wie sehr mich das verletzt, dass ich manchmal denke, er sieht mich nicht so, wie ich das brauche usw. Ich hab mich so aufgeregt und so geweint und ich war in so einer Kampfstimmung, dass nicht viel gefehlt hätte und ich hätte die Therapie abgebrochen - und das, OBWOHL ich ihn wirklich liebhab und mein Verstand ja weiß, dass er ein ganz Guter ist! Also, ich lag da und regte mich auf - und dann war Ruhe! Und erstaunlicherweise habe ich seitdem überhaupt gar nicht mehr dieses Gefühl, dass er mich wegschicken möchte. Vielmehr: Diese Frage stellt sich gar nicht mehr. Es ist, als ob ich nach diesem Gefühlsausbruch richtig angekommen bin bei ihm. Nach so langer Zeit! Plötzlich hatte ich das Gefühl: "Ja, so darf ES sein. So darf ICH sein".

Leider kann ich es nicht genauer beschreiben, aber ich denke wirklich, es wäre hilfreich, wenn du deine Wut ausdrückst, und zwar ungefiltert. Um die vernünftige Tochter zu spielen, mit der man sachlich bestimmte Schwierigkeiten erörtert, macht man keine Therapie!


leberblümchen
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Beitrag So., 16.12.2012, 08:26

Und daß ich weiß, daß sie mich nicht rausschmeißen wird sondern das so anstellen wird, daß ich irgendwann von mir aus nicht mehr kommen werde. Wie es eben mein ehemaliger Thera gemacht hat – die Kommunikation einfach langsam einschlafen lassen, so daß man sich irgendwann fragt, für was gehe ich da eigentlich noch hin.
Also, dieser Nebensatz, der hat es in sich, meiner Meinung nach! "Für was gehe ich da eigentlich noch hin" - ja, für was? Damit du fleißig kommunizieren kannst? Einen Weltrekord im Briefwechsel aufstellen? Er hat die Kommunikation 'langsam einschlafen lassen' - ist es für dich ein Markenzeichen einer guten Therapie, wenn möglichst viel kommuniziert wird, quantitativ? Wenn möglichst häufig möglichst viele Worte gewechselt werden?

Ich weiß, es ist schwer, aber die Antwort lautet: Du gehst da hin, weil es für dich wichtig ist. Weil du wichtig bist. Du machst das nicht, um den Therapeuten mit deinen Zeilen zu beglücken. Der braucht das nicht. Wenngleich die sich sicher auch freuen, wenn sie etwas von dir hören. Aber dieser rege Austausch, der ist nicht so das Entscheidende; der soll dich lediglich anregen und ermutigen, dich mit dir selbst auszutauschen: dich selbst erkunden zu können. Dir selbst genug zu sein. Dich selbst aushalten zu können - auch mit doofen Gefühlen - dass du nicht sofort, wenn du Angst hast, dem Therapeuten auf den Schoß hüpfen möchtest, sondern dass du irgendwann bei dir bleiben kannst. Dass du irgendwann merken kannst: Crazy Child ist auch dann ein wertvoller Mensch, wenn sie nicht anderen Leuten Mails und Briefe schreibt. Und erwartet, dass man ihr dann bestätitgt: "Ja, Crazy Child, du bist toll".

Das ist das Ziel. Und meiner bescheidenen Meinung nach kommst du diesem Ziel, dir selbst zu genügen, nicht wirklich näher, wenn du auf dieser Ebene bleibst, ihr zu schreiben und zu schreiben und zu schreiben - und zu erwarten, dass sie antwortet und antwortet und antwortet - oder anders gesagt: Wenn ich abnehmen möchte, dann esse ich keine Schokolade. Oder aber ich komme an den Punkt, an dem ich sagen kann: "ICH WILL JETZT SCHOKOLADE FUTTERN, WEIL MIR DANACH IST!" Und dann futterst du halt und guckst, was passiert; nur das Gucken, das ist wichtig dabei: Wird mir übel? Werde ich fett? Ist das ungesund? Fühlt es sich gut an oder macht es mich traurig? Und dann guckt man weiter: Was könnte man tun, wenn man Appetit auf Schokolade hat - ohne dass man gleich einen Fressanfall bekommen muss?

Das, was ihr macht, das ist in meinen Augen eher so wie: "Ich esse heimlich jeden zweiten Tag eine Tafel Schokolade, und die Therapeutin weiß das, sagt aber nichts dazu" - wie soll dich das denn weiterbringen??? Ich meine, das Ganze läuft jetzt seit ca. einem Jahr so, oder? Das ist dann ja schon mehr als eine Phase, sondern das ist Ausdruck eurer Beziehung - aber du bist unglücklich damit, kannst aber im Moment nicht anders.

Ich würde mir für dich wünschen, dass du diese Ebene des schlechten Gewissens verlassen kannst und mal tiefer gehen kannst - richtig rumsauen mit der Schokolade, mit deinem Hunger nach Liebe. Ich glaube wirklich, dass dich das frei machen würde.


ziegenkind
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Beitrag So., 16.12.2012, 09:52

ob das so enfach ist? zu sagen, das eine, der hunger und die wut wegen der versagung das ist ein richtiges gefühl, das muss sich nur mal richtig ausdrücken und dann ist alles gut, das andere, der hass, die verachtung gegen sich selber, das ist kein gefühl, das ist ein gedanke? ich glaube nicht. ich glaube beide halten sich abwechselnd in schach, begrenzen sich gegenseitig. sie brauchen das tandem. auch die wut auf den anderen zielt auf das aushaltbar machen, das eindämmen des selbsthasses, nicht nur umgekehrt. die richtig krassen sachen, so meine gefühl und meine erfahrung, die lauern hinter solchen widersprüchlichkeiten. aber genau deshalb sind solche widersprüchlichkeiten auch eine chance an die krassen sachen dahinter ranzukommen. vielleicht ist da dann auch noch mehr zu finden, herauszufinden als vernachlässigung in der kindheit. keine ahnung. so war es bei mir.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


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Beitrag So., 16.12.2012, 10:12

Ich glaube, man muss da unterscheiden zwischen der Verachtung gegen sich selbst und dem schlechten Gewissen. Mein Gefühl, das sich selbstverständlich täuschen kann, ist, dass es hier eher darum geht, sich die Wut bewusst auszureden. Mit solchen Floskeln, wie man sie aus der Kindheit kennt: "Du hast keinen Grund!", "Was willst du eigentlich?" usw. Für mich hört sich das so an, als wolle das schlechte Gewissen die Gefühle krampfhaft und mit aller Macht unterdrücken. Sie schreibt es ja selbst: Sie möchte in den Stunden vernünftig darüber reden. Das ist ein frommer Wunsch, das ist, wie sie ja auch schreibt, verordnete Weihnachtsharmonie: Ich will schön artig sein und dann hat Mami mich auch lieb und ich bin glücklich! Das mag ja funktionieren, über die Feiertage. Aber langfristig dürfte dieser Wunsch nichts taugen, denn er hat nichts mit dir, Crazy Child, zu tun, sondern nur mit dem Bild, das du gerne von dir hättest.

So richtigen Hass, richtige Verachtung gegen sich selbst, spüre ich beim Lesen der Beiträge nicht. Ich spüre eher so was wie eine - seit, ich hab noch mal nachgelesen 2,5 Jahren - ganz große, unstillbare Sehnsucht, die immer wieder bekämpft wird mit dem schlechten Gewissen und die auch von der Therapeutin m.E. nicht richtig ernstgenommen wird, sondern die so 'abgestellt' wird - wie eine Suppe, die man auf dem Herd stehen lässt, weil man nicht richtig weiß, was man damit anfangen soll: einfrieren, aufwärmen, wegkippen? Ich könnte mir vorstellen, dass es hilfreich wäre, wenn die Therapeutin sich mal entscheidet, was sie mit der Suppe vorhat. Und dann könnte sich auch bei Crazy Child so was entwickeln wie Trauer, Wut oder Angst. So aber darf sie zwar schreiben; ihr Verstand weiß jedoch, dass das irgendwie nicht angemessen ist. Sie hängt da ganz schön in der Luft, wie ich finde.

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CrazyChild
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Beitrag So., 16.12.2012, 18:02

Kenneth, titus2....sehr viele, sehr passende und sehr wertvolle Gedanken..........

Doch es ist so ein Gefühlswirrwarr in mir, daß es mir sehr schwer fällt, das irgendwie so zu ordnen, damit ein gewisser Sinn erkennbar ist. Ich spüre so viel, Wut, Trauer, Schmerz. Aber ich kann es nicht zuordnen. Weiß nicht wirklich was damit anzufangen. Außer daß es mich emotional komplett durcheinanderwirbelt.

Ich spüre Wut und weiß nichts damit anzufangen. Ich spüre Schmerz und Trauer und kann auch nichts damit anfangen. Ich spüre diese Gefühlszustände. Sehr intensiv. Aber das wars dann auch. Ich kann keine logischen Schlüsse daraus ziehen. Ich kann nur spüren daß es da ist. Aber ich weiß nicht was das FÜR MICH bedeuten könnte. Was ich damit anfangen soll.
kenneth hat geschrieben:du unterstellst ihr, dass sie ein ganz mieses spiel mit dir spielt, wenn sie so distanziert antwortet. wenn man das konsequent weiter denkt, wär doch die logische schlussfolgerung, dass du ihr den kram vor die füße schmeißt und die große biege machst. welcher mensch würde bei jemandem bleiben, der so bösartig ist? machst du aber nicht. in dem moment kippt alles. du wendest die aggression, die du grad noch gegen sie gehegt hast, gegen dich selber, erklärst dich zur nervigsten patientin der welt und erwartest, dass sie dich eigentlich jeder zeit rauswerfen müsste.
...vollkommen richtig erkannt. So mache ich das. So fühle ich das. Sie ist immer die Gute und ich immer die "Böse". Aber WARUM mache ich das ? Vielleicht hängt das mit meiner Vergangenheit zusammen, als ich in einer schrecklichen emotionalen Abhängigkeit zu einer Person steckte, die mir viel Schlechtes zugefügt hat. Aber es war so, daß ich prinzipiell IMMER an allem Schuld hatte, auch an dieser Situation. Es war alles ganz schlimm und trotzdem konnte ich mich nicht lösen .
titus2 hat geschrieben:Hast du ihr denn mal gesagt, wie wütend du auf sie bist?
Vielleicht habe ich ihr, aus Angst sie zu verlieren, noch nie so wirklich gesagt WIE WÜTEND ich eigentlich manchmal auf sie bin. Meinst Du ich soll das machen ? Ich habe Bedenken daß ich Sachen sagen werde, die wirklich verletzend sind. Daß ich sie manchmal dafür hasse wenn ich mich so abgemeldet fühle. Das wäre schon heftig. Denn wenn ich so drüber nachdenke...sie macht doch nur ihren Job, so gut als möglich. Sie tut trotzdem so viel für mich. Und dann komme ich mit sowas ? Mmhhh...könnte ich das wirklich bringen ?
titus2 hat geschrieben:"Sie können mich hier nicht in den Stunden 'heiß' machen, meine BeGIERde wecken, meine Sehnsucht anstacheln - und dann lassen sie mich fallen und zwischen den Stunden kommt dann so eine Antwort, die mir zeigt, dass sie nur Pflichtgefühl für mich empfinden! Mir tut das weh!"
...so fühlt sich das für mich an. Und weiß Du...mir ist vorher noch NIE in den Sinn gekommen so zu denken. Erst als ich das gestern von Kenneth und heute von Dir lese wird mir das so bewusst. Ich denke immer, sie macht alles richtig, nur ich...ich mache alles falsch. Ich denke falsch, ich fühle falsch. Obwohl ich es genauso empfinde wie
oben zitiert hätte ich niemals gewagt die Situation so zu beurteilen. Obwohl ich es so empfinde......krass.....

Aber wenn ich ihr das sage, wäre das nicht eine anmaßende Kritik ? DARF ich denn überhaupt so fühlen ? Wäre das nicht ungerecht, wo sie, trotz aller Verwirrungen, soviel für mich tut ? Muß ich immer so dankbar sein ?

Ich bin momentan echt etwas verwirrt. Eure Gedanken sind so logisch und stehen meinem ständigen Gefühlschaos gegenüber. Lassen sich nicht zuordnen. Wie ein Puzzle wo man den Anfang nicht findet und ständig nur irgendwelche Teile sinnlos hin und herschiebt.Ich finde nicht den richtigen Weg durch dieses Wirrwarr und drehe mich dadurch ständig im Kreis. Und der Schmerz wird dadurch eher noch schlimmer da kein Ende absehbar.

Grade eben weiß ich so gar nicht wie ich das angehen soll.
LG, CrazyChild

***stay strong***

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